Freitag, 30. Juni 2023

Die Hadsch im Lichte des Kirchenrechts

In Grinzing und Umgebung wird man es nicht so mitbekommen, deswegen erzähle ich es hier: In Mekka ist zur Zeit der Teufel los, es ist die Zeit der Großen Hadsch, der Pilgerfahrt zu den Heiligsten Stätten des Islam, die jeder Moslem (m/w/d), dem es gesundheitlich und finanziell irgend möglich ist, mindestens einmal im Leben gemacht haben sollte.

Siebenmal umrunden sie im Gegenuhrzeigersinn die Kaaba, den schwarzen Würfel im Zentrum von Mekka, an einem anderen Tag schlappt man die 20 km hinaus zum Berge [1] Arafat (nicht Ararat, damit keine Mißverständnisse aufkommen), betet dort und sammelt sieben Kieselsteine [2], mit denen man an wieder einem anderen Tag drei Betonsäulen bewirft, welche die Versuchungen des Teufels darstellen.

Ohne die Teilnahme an der Verweilzeremonie (wuqūf) in Arafāt hat die Hadsch keine Gültigkeit, sagt mir die Wikipedia.

Inzwischen kann man die laufenden Ereignisse in Mekka auf mehreren YouTube-Kanälen auch live miterleben. Zugegeben, die Tonspur ist ein bisserl eintönig und auf Dauer auch sehr nervig, aber mei... Religion ‑ gleich welcher Art - ist halt nur was für die ganz harten Marlboro-Cowboys.

Beim Nachdenken über die Hadsch und die Hadschis (m/w/d) bin ich in's Grübeln gekommen [3]. Die Hadsch ist die fünfte der fünf Grundsäulen des Islam, also wahnsinnig wichtig. Jeder Moslem (m/w/d) sollte mit aller Kraft danach trachten, den Ehrentitel Hadschi zu erlangen, der natürlich in dem Moment aufhörte, ein Ehrentitel zu sein, wenn die allermeisten Moslems Hadschis wären. Mit dem Ehrentitel Inhaber der Fahrerlaubnis der Klasse B kannst du schließlich auch keinen Eindruck schinden beim Aufriß von Frauen (m/w/d). Du verstehst?

Wirklich Kopfzerbrechen aber macht mir die Frage, wie das mit dem Hadschititel (m/w/d) bei Einwohnern von Mekka und dem näheren Umland ist. Ich mein, wenn jemand aus der Keupstraße in Köln nach Mekka radelt und dort den Teufel steinigt, dann ist das eine be8liche sportliche und spirituelle Leistung. Wie aber verhält es sich bei Bürgern der Stadt und des Landkreises Mekka? Du steigst in die Tram, fährst vier Haltestellen weiter bis zur Großen Moschee, wo du dann siebenmal um einen Steinwürfel läufst. Damit kannst du niemanden wirklich be1drucken.



[1]   Der Schleswig-Holsteiner wird andächtig den Berg betrachten, einen Österreicher beeindrucken die 61 Meter, die sich das Hügelchen über der Ebene erhebt, wahrscheinlich nicht so sehr.

[2]   Ich gehe davon aus, daß die saudischen Behörden in der staaden Zeit zwischen den Pilgertagen Unmengen von Kieselsteinen zum Heiligen Berg bringen müssen.

[3]   So ist das manchmal... du denkst dir nix Böses, schmunzelst so vor dich hin und plötzlich mußt du feststellen, daß du nachgedacht hast.

Mittwoch, 28. Juni 2023

Tote und Tabu

Als ich noch der Waldbauernbub war, habe ich im Schwarz-weiß-Fernsee eine der ganz frühen Winnetou-Inszenierungen der Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg gesehen. Wie das bei Indianerkunst häufiger geschieht wurde einer erschossen und lag dann tot in der Kalksteinkulisse herum. Die Handlung ging weiter und irgendwann war die Kamera ziemlich nahe am Toten dran und ich konnte deutlich sehen, wie sich die Bauchdecke des Toten hob und wieder senkte. Ich wies meine kindlichen Mitschauer auf diesen Umstand hin und rief empört: "Aber der ist doch gar nicht tot!" Eines der älteren Kinder meinte, so sei das im Theater, bei Morden und anderen Peinlichkeiten wie etwa Geschlechtsverkehr werde das auf der Bühne nicht echt gemacht, sondern nur angedeutet.

Ich war empört, ich fühlte mich betrogen, ich forderte Authentizität, obwohl ich damals dieses Wort noch nicht mal hätte aussprechen können.

Noch heute schaue ich mir keine Filme an, wenn ich auch nur den Verdacht habe, die dargestellten Vorgänge könnten nicht echt sein, auch wenn das ständige Anschauen von Überwachungsvideos und Webcams auf Dauer doch etwas langweilig ist.

Nebenbei gesagt: Die meisten Pornos - in denen einiges ja doch echt ist - sind noch viel langweiliger als das Wasserloch in der Namib-Wüste.

Montag, 26. Juni 2023

Laster

Es ist wahr, Neugier ist ein Laster, wenn sie nicht der Wissenschaft dient. Was es hinter der Mauer zu sehen gibt, wüßte ich aber schon ganz gerne, Wissenschaft hin oder her.

Dienstag, 13. Juni 2023

Ein Jammer-Fox als Sonnengruß an die Yamasakis

Ein Jammer-Fox als Sonnengruß an all die Yamasakis, deren es so viele gibt. Das Wort Yamasaki ist yapanisch-sudetendeutsch und bedeutet Jammersäckchen.

Montag, 12. Juni 2023

Atombombe auf dem Mond explodiert

Die Russen - wer sonst? - haben eine Atombombe auf dem Mond zur Explosion gebracht. Seht selbst. 

Die Folgen werden schwerwiegend und grauenvoll sein, das Ende wird kommen!

Bayreuth! Bayreuth!

Freitag, 9. Juni 2023

Arschgesicht

Dieses zornige Rumpelstilzchen in britischer Richterrobe fand ich einst auf der Plattenhülle, 3. Seite von Pink Floyds "The Wall". Je länger ich den bedrohlich tanzenden Herrn betrachtete, desto zwingender wurde mir der Eindruck, ich müßte den Herrn von irgendwo her kennen - und sei es aus Film, Funk und Fernsehen.

Andererseits - denke ich mir - war britischen Graphikern damals das Antlitz irgendeines deutschen Provinz-Chefs kaum bekannt. Er wird's wohl doch nicht sein, er:

Oder?

Zum Thema fallen mir folgende Gedichtzeilen von Hölderlein (oder war's doch Klopfstock?) ein:

Erwin hat ein Arschgesicht,

Ein arschgesicht'res findst du nicht.

Eine lustige Naziparty mit Schalldämpfern

Montag auf Dienstag war ich mit meiner Frau zu einer Party bei Führers eingeladen. Die ganze, wirklich die ganze Naziprominenz der Ersten Garnitur war da. Als Partyspaß hatten wir je eine Pistole mit viel Munition und je einem Schalldämpfer mitgebracht. Der Plan war, jedem der Nazis, der uns auf dem Flur oder dem Scheißhaus oder sonstwo alleine begegnete ohne Schnickschnack und Smalltalk eine Kugel in den Kopf zu jagen. Keine schlechte Idee wirst du sagen, auf jeden Fall lustiger als Topfschlagen oder Sackhüpfen. Aber...

Aber wo versteckst du zwischenzeitlich die Leichen, denn natürlich durfte keiner der toten Nazis gefunden werden, solange nicht alle auf der Party tot waren. Das Problem wurde größer und größer, je mehr wir bereits erschossen hatten, bald gab es keine freien Besenkammern mehr. Das konnte nicht gut gehen, sagte ich mir. Es ging dann doch gut, weil ich mich der Katastrophe durch Aufwachen entzog.

Wie wieder einmal die Welt untergegangen ist

Sonntag auf Montag war ich auf einem Kreuzfahrtschiff. Plötzlich hat es vom Himmel Steine oder sonst etwas Ärgerliches geregnet, geblitzt und gedonnert hat's wohl auch. Die ganze Elektrik und Elektronik des Schiffes hat auf einmal nicht mehr funktioniert. Das Bemerkenswerte war, daß ganz schnell jedem klar war, daß von jetzt an überall auf der Welt die gleiche Art von Chaos herrscht und dieses Chaos sich auf keine Weise wieder besser würde. Ganz, ganz viele Menschen würden in relativ kurzer Zeit sterben, denn ohne Elektrizität funktioniert die heutige Welt nicht und zwar gar nicht mehr. 8 Milliarden Menschen können ohne Elektrizität nicht überleben.

Nach dem Erwachen dauerte es mehrere Minuten bis mir wirklich klar war, daß in meinem Zimmer die Elektrizität noch da war. Der Rest von Verstand, der noch in mir war, bewahrte mich davor, mich bei der Steckdose neben dem Bett mit Cunnilingus zu bedanken.

Sonntag, 4. Juni 2023

Ich lispele, also bin ich wer

Aufgefallen ist mir das Phänomen des Kulturlispelns zuerst bei Marcel Reich-Ranicki, was nicht verwunderlich ist, denn sein Lispeln war doch sehr ausgeprägt. Ich bin diesem Lispeln nicht weiter nachgegangen, jedenfalls nicht bewußt, weil's nun wirklich wurscht ist, ob einer lispelt oder nicht. Aber - Sie werden diesen Effekt wahrscheinlich kennen - wenn Ihre Aufmerksamkeit mal auf einen Umstand gelenkt worden ist, dann taucht dieser vordem von dir völlig ignorierte Umstand plötzlich an jeder Straßenbiegung auf.

Der lispelt und jener auch sagte ich mir von da an oft und öfter. Jedes Mal wenn ich das Radio einschalte oder einen Podcastbeitrag anhöre, höre ich einen oder gar alle in diesem Beitrag lispeln. Das Lispeln ist meist nicht sonderlich ausgeprägt aber doch hörbar vorhanden. Wenn du dich von einem Phänomen in interesselosem Wohlgefallen anmuten läßt, wirst du relativ bald eine Regelhaftigkeit erkennen. Und siehe, die Regel lautet: Es sind die Kulturschmocks die lispeln, Kulturproduzenten wie Kulturkritiker. Weil? Weil dieses Lispeln das Gesprochene mit einem Hauch von Sensibilität und Hoher Bildung überzieht.

Ich mache die Gegenprobe und höre mich in der echtem und wahren Wirklichkeit um. Was soll ich euch sagen: Ich habe noch niemals einen Klempner oder Gärtner oder Zugschaffner lispeln hören! Ich meine jetzt nicht das Lispeln wegen eines massiven Gaumen- oder Zahnfehlstandes oder einer zu kurzen oder langen Zunge, sondern dieses zarte, sensible Lispeln, das auf mich wirkt wie der weggestreckte kleine Finger, wenn ein vornehmer Mensch eine Kaffee- oder Teetasse zum Munde führt.

Lispeln als intellektuelles Statussymbol! Daß ich da nicht schon früher draufgekommen bin...

Freitag, 2. Juni 2023

Unsichtbare Mitbewohner

Es ist schon viel darüber geschrieben worden, daß Billig-Kugelschreiber und Wegwerffeuerzeuge in großer Zahl und auf völlig unerklärliche Weise verschwinden [1]. Drei dieser Abhandlungen kenne ich, eine davon habe ich sogar gelesen, die dritte habe ich geschrieben.

Die verwegensten Theorien sind aufgestellt worden und werden immer noch verbreitet, um dieses Verschwinden von Kugelschreibern zu erklären - bis hin zu der Überlegung, die Wegwerffeuerzeuge verschwänden durch ein Wurmloch im dreidimensionalen Kontinuum, um dann in einer vier- oder weiß-Gott-wie-hohen Dimension in einer Kugelschreiberwelt weiterzuleben.

Ich selber schütze mich vor dem jähen Verschwinden von Feuerzeugen dadurch, daß ich Feuerzeuge nur noch zuhause benutze, zum Anzünden von Teelichten im Stövchen. Ach ja, und das Rauchen habe ich vor über acht Jahren aufgegeben. Was die Kugelschreiber betrifft, so habe ich vor geraumer Zeit beschlossen, mich über deren Verschwinden nicht mehr aufzuregen, mit dem Effekt, daß keine (oder so gut wie keine) Kugelschreiber mehr verschwinden. Der Umstand, daß ich seit Jahren nur mehr Gelschreiber benutze hat wahrscheinlich zu meiner Gelassenheit beigetragen.

Dies würde drauf hindeuten, daß das Gelschreiberproblem ein psychologisches ist, genauer ein Beziehungsproblem zwischen Mensch und Feuerzeug.

Wenn du etwas liebst, so laß es frei. Kommt es zu dir zurück gehört es dir, kommt es nicht zurück hat es dir nie gehört.

 

Die Empirische Wissenschaft deckt Zusammenhänge auf, auf die du niemals kämst, wenn du lediglich nachdenkst.

Beobachtungsprotokoll: Des Abends nach dem Tagwerk kehre ich den  Staub vom Boden, auf daß der Hund sich wohlfühlt, alles ist sauber, blitzt und blinkt. Des Morgens kehr ich wieder, in der Zwischenzeit war keiner in der Küche, ich ernte trotzdem [2] ein Häuferl Staub in meinem Schauferl.

Dieses erstaunliche und erschreckende Phänomen kann ich mir nur dadurch erklären, daß ich annehme, daß in meinem Haus noch andere Leute wohnen, die in der Zwischenzeit den Staub verursachen.

Meine ursprüngliche Überlegung war, daß diese Leute im Haus sind, während wir weg sind, bzw. schlafen. Diese Theorie ist aber unhaltbar, weil das Leben dieser Anderen nur als totale und absolut strikte Reaktion auf mein Leben vorstellbar wäre. Pünktlich müßten sie erscheinen und pünktlich wieder verschwinden, andernfalls ich sie ja irgendwann sehen müßte. Und wieso merkt der Hund nichts?

Viel eher ist es so, daß diese Leute zwar in einem Paralleluniversum, aber im gleichen Haus leben, gleichzeitig also mit uns.

Merkwürdig bleibt allerdings der Umstand, warum dieses Paralleluniversumsgesindel nie, wirklich nie-mals unsere gemeinsam genutzte Wohnung saubermacht.



[1]  Seit neuestem kehrt sich der Trend teilweise um und Kaffeelöffel geben uns Rätsel auf, indem sie nicht minder unerklärlicherweise aus dem Nichts auftauchen.

[2]  Jetzt wirst du mich natürlich fragen, warum ich das mache - ich mein: zu kehren, obwohl in der Zwischenzeit nichts Kehrenswertes passiert ist. Ich kann mich nur auf's Herzlichste dafür entschuldigen, ich tat's der Wissenschaft wegen. Hausfrauen dagegen werden - so scheint mir - schon als kleine Mädchen drauf getrimmt, den Dreck wegzuputzen, noch ehe der Dreck entsteht. Den Männern (m/w/d) der Wissenschaft dagegen ist klar, daß es Dreck ohnehin nicht wirklich gibt. Dirt is matter in the wrong place schrieb schon der britische Premierminister Lord Palmerston.

Donnerstag, 1. Juni 2023

Zum Henker aber auch

Seit es den Staat Israel gibt, gibt es dort auch die Todesstrafe. Das ist nichts Besonderes, die Todesstrafe ist in ganz vielen Ländern der Welt verbreitet, sie ist dort so  alltäglich wie Weizenbrot. Bemerkenswert ist allerdings der Umstand, daß die Todesstrafe in Israel seit der Staatsgründung am 14. Mai 1948 nur ein einziges Mal vollstreckt wurde.

Mehr als ein halbes Jahr lang war Nagar Eichmanns persönlicher Bewacher, er hat ihn zur Toilette und zur Dusche gebracht, es entwickelte sich - nahezu unvermeidlicherweise - eine persönliche Beziehung zwischen ihnen.

Als am 31. Mai 1962 kurz vor Mitternacht das Todesurteil gegen Adolf Eichmann durch Erhängen vollstreckt wurde, drückte Schalom Nagar den Knopf, der die Falltür öffnete. Man hatte gerade ihn zum Henker erwählt, weil er aus dem Jemen stammte und also mit der Judenvernichtung der Nazis weder persönlich noch familiär etwas zu tun gehabt hatte.

"Der Anblick ist schrecklich gewesen", erzählt er einem Journalisten. "Ich sah ihn hängen und sein Gesicht war ganz weiß und seine Augen traten stark hervor. "Seine Zunge hing ihm bis fast auf die Brust."

Als sie die Leiche Eichmanns hochhoben und aus der Schlinge befreiten, sei plötzlich Luft aus dessen Bauch entwichen. Der Tote habe ein unheimliches grummelndes Geräusch direkt in Nagars Gesicht abgegeben. "Es war, als ob er mich anbellte."

Die Geschichte war für Nagar traumatisch, er wurde darüber sogar religiös.

Es wäre ein hochinteressantes Thema für eine Doktorarbeit: Welche psychischen Verwüstungen hinterläßt die Todesstrafe beim Henker? In den meisten Fällen, so fürchte ich, ist die psychische Verwüstung allerdings bereits vor der Henkerwerdung des Menschen geschehen. Man sollte die Stelle eines Henkers ausschreiben und alle Bewerber unverzüglich hinrichten. Nur... durch wen?

Das letzte Wort hat - wie so oft - der Franze:

Der Franze hat gsagt, er is ein strenger Liberaler. Wer die Todesstrafe wieder einführen möcht, sagt er, ghört aufghängt.