Donnerstag, 12. Oktober 2017

Erblichkeit

Der Franze hat gsagt, er hofft, daß Intelligenz nicht vererblich ist. Daraufhin, sagt er, hat ihm sein Vater eine runtergehaut.
Im Sinne einer geschlechtergerechten Sprache könnte man auch Sieblichkeit sagen. Nö.

Samstag, 9. September 2017

Gyros

Was viele nicht wissen: Der Uropa vom Sokrates ist seinerzeit von Niederbayern nach Athen gezogen und hat dort ein Waagrecht-Radl-Restaurant eröffnet. Geschäftlich war das ein Flop, denn das waagrechte Radl (kyklos) war damals schon auch in der Gastronomie weit verbreitet. Also hat dem Sokrates sein Uropa kurzerhand das senkrechte Radl (gyros) erfunden und in die Gastronomie eingeführt. Zeus-chen, da war dann die Bude aber voll. Dazu wurde Weißbier ausgeschenkt. Das Weißbier führte die Retsina-Industrie in eine bedrohliche Krise, im Zweiten Peloponnesischen Weißbierkrieg wurde das Wissen um die Herstellung von Weißbier in Griechenland total ausgerottet, so daß der Grieche fortan weiter seinen widerlich nach Baumharz riechenden Schrottwein trinken mußte. Der Grieche verfiel in tiefste Depression und wurde schließlich vom Römer kassiert. Eine Jugend, wo Retsina saufen muß statt Weißbier muß doch verrohen.

Meine Olja

In der Guten Alten Zeit, da das Wünschen noch geholfen hat und die Mauer noch stand, gab es in Westberlin eine türkische Punk-Band, die sich aus unerfindlichen (und heute sowieso nicht mehr rekonstruierbaren) Gründen "Rottaler Buam" nannte. Selbst in den Zeiten ihrer großen Erfolge war die Band kaum mehr als dem engsten Freundeskreis in Kreuzberg bekannt.
In der Zeit ihres größten Erfolges aber, der so grade mal drei Monate dauerte, bekamen sie einen Plattenvertrag bei einem Mainstream-Label. Obwohl der damals verantwortliche Talent-Scout bis heute alles buchstäblich alles, einschließlich seines eigenen Namens - leugnet, darf als erwiesen gelten, daß ihm seinerzeit das Liedl "Meine Olja" so gefallen hat, daß er den Kreuzberger Türkenjungs besagten Plattenvertrag unterschrieb.
Meine Olja
Brunzt jern in de Wolja,
Doch de Wolja brunzt zurück.
Für die jüngeren Leser sei erwähnt, daß "Platten", genauer: "Schallplatten", damals ein gängiges Speichermedium für Töne jedweder Art war, in etwa einer CD oder einer MP3-Datei vergleichbar. Was war das damals für eine verrückte Zeit, in der man überdies Texte mit Hilfe eines Stiftes oder einer Schreibmaschine auf Papier speicherte.
Wie auch immer: Das Liedl über diese Olga, die eine feuchte Beziehung zum russischsten aller Ströme, der Wolga unterhielt, öffnete den Rottaler Buam aus Kreuzberg zwar den Weg in die Große Welt der Musik, schloß ihn aber auch wieder in kürzester Frist, gnadenlos.
Dies lag, merkt auf, die ihr ehrgeizig seid, nicht an den oben zitierten Verszeilen, welche die Burschen in steter Wiederholung zu ihrer... - sagen wir halt: - Musik trällerten.
Im offiziellen Song-Video erschien vielmehr bei der Verszeile "Doch de Wolja brunzt zurück" die Luftaufnahme einer anscheinend endlosen Ebene, welche offensichtlich endlos überschwemmt war, ab und an ragte eine Baumspitze aus dem Wasser, dann und wann auch das Dach eines Hauses. In Verbindung mit der Textzeile sei das an sich lediglich informative Video frivol, entschied die Plattenfirma und kündigte sämtliche Verträge mit den "Rottaler Buam".

Freitag, 8. September 2017

Werdi

Werdi als Vagner, du meine Güte

Aufgrund seiner Bart- und Haartracht sowie seiner gesamten Aufmachung wird gemeinhin angenommen, Giuseppe Werdi sei während der gesamten Zeit seines Lebens meschugge gewesen, und das völlig.

Hmnja, die Annahme liegt nahe, wenn man sich ein Bild wie das obige anschaut, und so ist nur ausgewiesenen Werdi-Spezialisten bekannt, daß Giuseppe Werdi lediglich eine kurze, wenn auch heftige psychotische Episode zu durchleiden hatte. Die Zeit, in welcher die Psychose auftrat, ist unter den wenigen Medizin-, bzw. Musikhistorikern, die sich überhaupt damit befassen, umstritten. So ungewiß das Wann ist, so sicher ist das Daß und das Wie.
Werdi war, wann immer genau, fast ein Jahr lang davon überzeugt, Richard Vagner zu sein. Für einen Komponisten im späten 19. Jahrhundert war das ein Problem, und zwar so was von.
Werdi und Vagner, das paßt nicht! Vor allem wenn man bedenkt, daß umgekehrt Richard Vagner (auch er ein Mensch von ungemein labiler seelischer Gesundheit) sich zeitlebens strikt geweigert hat, sich mit Giuseppe Werdi anreden zu lassen.
Wie auch immer: Als Vagner, der er zu sein glaubte, hat Werdi ein Opernlibretto selbst geschrieben, dann aber vergessen, den Text zu vertonen.
Ein gewisser Hans Sedlacek hat Werdis Libretto aus dem Italienischen ins Deutsche übertragen und dem Text einige läppische Klavierklimpereien, die er als Musik ausgab unterlegt. Bei der Übersetzung von "L'Ambasciatore di Malta" ("Der Botschafter von Malta";) hat Sedlacek allerdings sehr genau den würdevoll-frivolen Ton des Originals getroffen. Manche meinen sogar, er habe das Original übertroffen. Viele, auch gut informierte Opernliebhaber glauben bis heute, der ursprüngliche Text sei von Sedlacek, die italienische Originalfassung dagegen nur eine mäßig geglückte Übersetzung aus dem Deutschen...
Sono nudo, son' caccato
E se non, son' ben robato.
Son' un vero diplomato.
Ich bin nackt und bekackt
Und wenn nicht, bin ich befrackt.
Ich bin ein Diplomat

Montag, 4. September 2017

Das Kalifat von Cordoba

Als ich noch der Waldbauernbub war geschah es zuzeiten, daß ich einen Drei- oder Fünf- oder Neuntagesbart hatte. "So", sagte dann meine Mutter, "gehst du mir nicht aus dem Haus."
Sämtliche seriösen Menschen gingen und gehen mit meiner Mutter konform. Alle deutschen Bundeskanzler etwa, von Adenauer bis Merkel haben Wert auf eine saubere Rasur gelegt. Lediglich Kohl hat immer ausgeschaut wie ein Sittlichkeitsverbrecher. Dafür konnte er aber nix, das lag an den pechschwarzen Barthaarwurzeln (ein Erbe seiner maurischen Vorfahren), die auch nach der schärfsten Rasur noch durch die Haut schimmerten.
Ein Vorfahr vom Helmut, Al Kohl, war Alchimist im Kalifat von Cordoba und hat dem Christlichen Abendland den gleichnamigen Weingeist geschenkt.

Mittwoch, 16. August 2017

Eberhard - Geschichten von einem Schwein



Wenn ich jetzt gleich die Geschichte von der Errettung Adams und Evas vor den Intrigen der Schlange erzähle, dann mag manchem der Auftritt eines großen, rosaroten Schweins mit schwarzem Hut befremdlich erscheinen. Wie jedes andere Schwein, so hat auch Eberhard Pirzer eine Vorgeschichte.
In der Weihnachtszeit vor vielen Jahren sahen meine Frau und die beiden Kinder im Schaufenster einer Bäckerei ein Sortiment rosaroter Marzipanschweine, welche von einem rosaroten Riesenplüschschwein mit schwarzem Hut bewacht wurden. Auf den ersten Blick hatten sich alle drei - so wurde mir später erzählt - in dieses Riesenschwein verliebt und man entschloß sich nach kurzer Debatte, im Laden nachzufragen, ob es zu verkaufen sei.
Die Verkäuferin meinte, das sei es nicht. Dies sei ein Bäckerladen, kein Spielzeuggeschäft, wohlfeil seien die Marzipanschweinchen, das Plüschschwein hingegen sei zur Dekoration gedacht, nur zur Dekoration und nicht zum Verkauf.
Nach einigem Hin und Her ließ sie sich aber doch soweit breitschlagen, daß sie meiner Familie das Schwein für stolze 80.- DM verkaufte.
Diese Summe war, wie sich bald herausstellte, Mark für Mark gut angelegt. Nach anfänglicher Skepsis meinerseits, wurde das Schwein, dessen Waschzettel wir entnahmen, daß es Eberhard heißt, bald zum allgemeinen Liebling der ganzen Familie. Und als wir im Sommer darauf an den Golf von Salerno in Urlaub fuhren, war Eberhard konsequenterweise mit dabei.
Dort im Urlaub nun bürgerte es sich ein, daß ich den Kindern vor dem Einschlafen eine Geschichte erzählen mußte. Fräulein Scheherazade wird mir zustimmen, wenn ich sage, daß es gar nicht so einfach ist, jeden Tag aus dem Stegreif eine Geschichte zu erfinden. Ich verfiel in meiner Not auf die Idee, Abend für Abend eine Geschichte über Eberhard, das große, rosarote Schwein mit schwarzem Hut zu erfinden.
Geschichten, in denen Eberhard (bzw. jeweils ein Vorfahr von ihm gleichen Namens)
* die neapolitanische Pizza erfindet,
* mit Kolumbus nach Amerika fährt, dabei jedoch die Indianer vor ihrer Entdeckung bewahrt,
* dem Bratenfänger von Hameln eine kleine Überraschung bereitet,
* Adam & Eva an einer Kostprobe hindert,
* einem Meuchelmord entgeht, dem auch sein alter Kumpel Julius Cäsar nicht wirklich zum Opfer fällt,
* als Mitglied der Schiffsbesatzung von Odysseus die singenden Sirenen jäh zum Verstummen bringt,
* die Zauberin Kirke bei ihrem Versuch, alle Matrosen von Odysseus in Schweine zu verwandeln, schwer verwirrt,
* bei der Gründung Roms eine fatale Rauferei zwischen seinen beiden Jugendfreunden Romulus und Remus verhindert,
* usw.
Lauter Geschichten also, in denen Eberhard in Ereignisse der Weltgeschichte, der Mythen, Sagen und Märchen eingreift und diese jeweils durch einen kleinen Dreh zum Anderen, meist Besseren, wendet.
Nach dem Urlaub wollte ich wissen, ob diese Geschichten über den momentanen Urlaubszauber der Stegreif-Situation vor dem Einschlafen hinaus Bestand haben. Ich habe mich also hingesetzt und einige davon aufgeschrieben.

Freitag, 5. Mai 2017

Du hast ja Scheiße in der Wi-hi-hindel...

Viele werden es nicht wissen, ich weiß es ja selber kaum noch, daß ich zuzeiten ein routinierter Wickler, also Windelwechsler war. Wann immer es verdächtig roch, habe ich mir den strengriechenden meiner Lendenfrüchte gepackt und ihn mit rohem Lachen auf den Wickeltisch geworfen.
Während das arme Wurm meinen pflegenden Baby-Tüchern ausgeliefert war, habe ich meistens die Stimme erhoben und also gesungen:
Du hast ja Scheiße in der Wi-hi-hindel,
Komm, ich kratze sie dir raus.
Diese Scheiße in der Wi-hi-hindel,
Diese Scheiße muß heraus.
Und dies nach folgender Melodie:
Alda, ischwör, ich war mindestens so sentimental wie Bobby Solo.


P. S.: Bevor jetzt einer verrückt wird, weil er nicht drauf kommt, woher er die Melodie noch kennt:


Bist du ein Leinsamen zur Nacht?


Dienstag, 18. April 2017

Kuschelhinrichtung

Auf der Website der "tagesschau" wird über die geplanten, nunmehr vorerst verschobenen Hinrichtungen durch eine Giftspritze in Arkansas berichtet. Aufgemacht ist der Bericht mit diesem Bild, das die Hinrichtungskammer im Staatsgefängnis von Oklahoma zeigt.

Ist es nicht wunderbar zu sehen, wie menschenfreundlich Exekutions-Design sein kann? Die Ledermanschetten, mit denen der Delinquent an der Liege fixiert wird, sind innen mit flauschigem Material verkleidet, damit sich der Delinquent während der Hinrichtung nicht an den Hand- und Fußgelenken wundscheuert.
Dem Kenner ist klar, daß diese Art von Fesselmanschetten gerne bei Sado-Maso-Spielen Verwendung findet, auch hier soll ernsthafte Verletzung vermieden werden.
Von Amerika lernen heißt hinrichten lernen. Auf der anderen Seite gilt natürlich: "Besser schlecht hergerichtet als gut hingerichtet".

Make Tomania great again!

Am 17. April, war der Geburtstag von Charles Spencer Chaplin. Bei Gelegenheit dieses Ehrentages sei angemerkt, daß "Der große Diktator" 1940 Uraufführung hatte. Der Film war zunächst alles andere als ein Erfolg, denn auf Druck der amerikanischen Regierung konnte der Film nicht in den großen Kinos der USA, geschweige von New York gezeigt werden.
Weil?
Weil 1940 die US-Regierung auf gute Beziehungen zu Nazi-Deutschland bedacht war. In der Sowjetunion war zu dieser Zeit Kritik an Hitler-Deutschland sogar lebensgefährlich. Im Juni 1941 überfiel Nazi-Deutschland die Sowjetunion, plötzlich war Hitler in sowjetischen Augen ein Monster. In den USA dagegen war Hitler immer noch gut angesehen. Im Dezember 1941 überfielen die Japaner Pearl Harbor, damit waren die USA im Krieg mit Japan und damit auch mit Deutschland.
Make Tomania great again, wie schon gesagt.

Türkisch und Tückisch - Ein Hetzkommentar

Wer sich gemächlich durch das Forum "Fisch & Fleisch" scrollt, dem fällt auf, daß die Gefahr durch Moslems, die uns alle ermorden wollen, hier doch sehr vernachlässigt wird. Geradezu fahrlässig.
Dabei könnten doch gerade die Österreicher aus der Geschichte was lernen.
Was?
1683, ich erinnere mich daran, als ob es gestern gewesen wäre, war ein Riesenrudel Türken über die ungarische Grenze (1) bis vor Wien geschwappt und hatte dort um Politisches Asyl nachgesucht. Der Ausländerbeauftragte der Österreichischen Regierung, ein gewisser Eugen von Savoyen,

hat sich damals nicht beeindrucken lassen und hat die Türken heimgeschickt, nachdem er die Türkei als sicheres Herkunftsland definieren hatte lassen.
Weinend sind die Türken damals nachhause geschlappt, in dem sicheren Bewußtsein auch hinkünftig Türken sein zu müssen. Gar nicht wenige versuchten in ihrer Verzweiflung, sich vom höchsten Gipfel der ungarischen Puszta zu stürzen. Dem Vernehmen nach gelang das nur ganz wenigen, der übergroße Rest mußte weiter Türke bleiben. Und blieb es bis heute! Es ist so grauenvoll. Menschen, die es ein Arschrunzeln kosten würde, Deutsche oder Österreicher zu werden, beharren darauf, ihren türkischen Paß zu behalten! Wie anders stünde Deniz Yücel heute da, wenn er auf seine türkische Staatsbürgerschaft geschissen hätte.
Strafe muß sein!
Aber gut, die Türken damals haben sich für die Abweisung bitter gerächt. Vor dem Heimweg haben sie etliche Säcke Kaffee hinterlassen. Der arglose Austriak hat sich daraus was aufgebrüht und seither machen Kardiologen in Austria (2) sehr gute Geschäfte.

Man beachte die pro-türkische Propaganda der Firma Julius Meinl. Darauf einen Mozart (3):

Wie vielerorts urkundlich belegt hat der Türke nunmehr einen zweiten Invasionsversuch unternommen, diesmal mit sürischen Hilfstruppen.



(1) Der Zaunkönig Victor I. Orban war damals noch nicht geboren.
(2) Und Germania, wir sollte uns keine Illusionen machen.
(3) Entgegen anderslautenden Gerüchten war Wolfgang Amadeus Mozart kein Österreicher. Die Familie Mozart war aus Augsburg nach Salzburg zugewandert, hatte also einen Migrationshintergrund. Aber das meinte ich gar nicht. Salzburg war zu Mozarts Lebzeiten nie - mals ein Teil Österreichs, das Fürsterzbistum Salzburg, zu dem zeitweise auch mein niederbayerischer Heimatort Gern bei Eggenfelden gehörte, war eine selbständige politische Einheit. Erst Napoleon hat Salzburg die grausame Kolonialmacht Österreich aufgezwungen.

Lesefrüchte

„Eine Bahnfahrt ohne Buch“, sag ich immer, und das aus Erfahrung, „ist wie ein Scheißhaus ohne Klopapier. Es geht schon - aber frage nicht, wie!“
Wo andere Leute - zum Ärger des Fröhlichen Serviceteams Ihrer Bahn - Berge von belegten Broten auf die Reise mitnehmen, harte Eier, Obst und literweise Erfrischungsgetränke, da habe ich einen Stapel Bücher bei mir; einen Vorrat für Verspätungen und andere Notfälle eingeschlossen.
An jenem Morgen, an dem die peinliche Sache mit Fräulein Seiferts T-Shirt passierte, wartete ich auf dem Bahnsteig in Regensburg auf den Interregio nach Dresden. Als die Bahnsteigdurchsage die baldige Einfahrt des Zuges ankündigte, steckte ich das Buch, in dem ich gelesen hatte, ins Jackett und stand auf.
Auf dem Boden sah ich ein durchweichtes und beschmutztes Reklameflugblatt liegen. Irgendwer pries in fetten Buchstaben irgendwas Unentbehrliches zu sagenhaft günstigen Preisen an. Mit der Spitze meines Schuhs versuchte ich, das Blatt umzudrehen, ohne mich schmutzig zu machen. Das Ding widerstand meinen Bemühungen.
Mit den äußersten Fingerspitzen ergriff ich das nasse, dreckige Blatt und las es, während ich auf den inzwischen eingefahrenen Zug zuging. Als ich gelesen hatte, was ich lesen wollte, ließ ich das Blättchen achtlos zu Boden fallen.
„Das heben Sie jetzt aber so - fort wieder auf!“
Erschrocken drehte ich mich um und erblickte den Schaffner, der mit spitzem Finger auf den Boden deutete.
„Was? Wer? Ich?“ stammelte ich irritiert.
„Natürlich Sie“, raunzte der Beamte. „Das Werfen von Abfällen auf den Boden ist im Bahnhofsbereich verboten. Und nach dem Verursacherprinzip...“
„Ich habe aber keine Abfälle auf den...“
„Und was ist das da?“ triumphierte er und deutete auf das Flugblatt.
„Ach das! Das ist nicht von mir.“
„Sooo!“ jodelte der Schaffner ironisch. „Das ist nicht von Ihnen. Ich habe aber mit eigenen Augen gesehen, wie Sie diesen Zettel weggeworfen haben.“
Wenn’s reicht, reicht’s. Und mir reichte es jetzt. „Das ist erstens kein Zettel“, stellte ich klar, „sondern ein Reklameflugblatt. Und zweitens habe ich das Reklameflugblatt nicht weggeworfen, sondern achtlos fallengelassen. Achtlos deshalb, weil mich dieser Zet... dieses Flug... dieser verdammte Zettel nichts - im Wortsinne: nichts! - angeht.“
„Wer im Bahnhofsbereich“, gab der Schaffner gnadenlos zurück, „einen ‘Zettel’ oder was immer ‘achtlos fallenläßt’ oder wie immer, den geht dieser Zettel etwas an.“
Ich seufzte. „Dieser Zettel lag bereits auf dem Boden, dort drüben. Er hatte den Bahnhofsbereich bereits verschmutzt, noch ehe ich diesen Bahnsteig überhaupt betreten habe. Für diesen Zettel bin ich weder urheberrechtlich noch abfalltechnisch verantwortlich.“
„Aber Sie haben ihn gelesen. Weil ich mir noch dachte: Wer liest denn einen völlig verschmutzten...“
Ich, guter Mann, ich. Ich lese so was. Ich lese nämlich leidenschaftlich gerne.“
Dann packte ich meine Reisetasche, wuchtete sie in die offenstehende Tür des Waggons und machte Anstalten, hinterdrein zu steigen.
Drohend griff der Schaffner nach dem Gürtelhalfter und zückte sein Handy. „Sie werden jetzt diesen Zettel in diesen Papierkorb werfen...“
„Ha!“ rief ich trotzig und erstieg die erste Stufe des Treppchens.
„...oder ich werde die Bahnpolizei rufen.“
Ich weiß, wann ich verloren habe. Verächtlich schnaubend stieg ich auf den Bahnsteig zurück, schlenderte gemächlich zum Zettel, hob ihn auf und ließ ihn dann in den Papierkorb fallen.
Ohne diesen Schweinehund von einem Prinzipienreiter eines Blickes zu würdigen, bestieg ich den Zug.
Das Abteil, das ich fand, war leer. Aufseufzend ließ ich mich auf einen Fensterplatz plumpsen und zog mein Buch aus dem Jackett.
Allein! Ruhe!
Immerhin.
Auch das Paradies dauerte nicht ewig, wir erinnern uns. Meines endete in Schwandorf, zwanzig Fahrplanminuten hinter Regensburg.
„Entschuldigung, ist hier noch frei?“ fragte eine junge Frau, nachdem sie in mein Abteil eingedrungen war.
Ich blickte mich um, überlegte eine provozierend lange Weile, ehe ich lakonisch mit „Ja!“ antwortete.
Obwohl das Abteil reiche Auswahl an entfernteren Plätzen geboten hätte, setzte sich meine neue Mitreisende auf den zweiten Fensterplatz, mir gegenüber. Eine Weile schien sie aus dem Fenster zu schauen, wohl weil sie dies ihrem Sitzplatz schuldig war.
Dann seufzte sie tief. „Zugfahren kann ganz schön langweilig sein.“
In mein Buch vertieft, grunzte ich, ohne aufzublicken. „Nicht, wenn man was zu lesen dabei hat.“
„Da haben Sie recht“ stimmte sie mir zu. „Wenn.“
Wieder schaute sie aus dem Fenster, ehe sie einen neuen Versuch wagte. „Was lesen Sie da eigentlich Schönes?“
Nun war es an mir, zu seufzen. „Was ich da zu lesen versuche, ist die ‘Kritik der Reinen Vernunft’ von Immanuel Kant.“
„Ach?“ fragte sie erstaunt. „Und was hat dieser Kant gegen die Vernunft?“
„Vergessen Sie’s“, schnitt ich jede mögliche Diskussion über Kant, Erkenntnis und - Gott verhüte! - Hegel ab. „Es war ein Witz.“
Mit einer müden Geste drehte ich das Buch einen Moment lang so, daß mein Gegenüber die Titelseite sehen konnte: „Bete, Johnny!“, verfaßt von einem gewissen Dick Malone. Der kniende Mann auf dem Titelbild, auf dessen Stirn ein Revolver gerichtet war, ließ keinen Zweifel daran, daß es sich hier nicht um theologisches Schrifttum handelte.
Die Frau lachte herzlich. „Köstlich, wirklich. Sie sind ein sehr witziger Mensch.“
Ich nickte artig zu diesem ernst gemeinten Kompliment, um sofort weiterzulesen.
„Ich heiße übrigens Gerda Seifert“, sagte sie lächelnd.
Ich nicht“, antwortete ich.
Damit war natürlich der Ofen aus. Gottlob!
Vergrätzt wandte sich Fräulein Seifert ab und holte aus ihrem Handtäschchen eine Tüte Gummibären. Wütend riß sie die Tüte auf, fischte sich eine Handvoll Bären heraus und kaute das süße Zeug so geräuschvoll, wie Gummibären sich nur immer geräuschvoll essen lassen. Meinem strafenden Blick entzog sich das Luder durch anhaltendes Starren nach draußen.
Bisher hatte ich es bewußt vermieden, die geschwätzige Frau direkt anzublicken, um sie durch Blickkontakt nicht zu weiterer Konversation zu ermuntern. Nun aber, da sie wegsah, schaute ich mir Gerda Seifert erstmals genauer an.
Ich war fasziniert. Nicht von Gerda Seifert. Ihr T-Shirt jedoch zeigte eine aus einem Buch herausgerissene Seite.
Ein Buch. Buchstaben. Lesestoff.
Meine Leidenschaft war erwacht und wurde vollends angefacht durch die fettgedruckte Überschrift: „SCOTCH WHISKY (40 %)“.
Was folgte war nicht ein hirnblöder Werbespruch, sondern ein Auszug aus einem Lexikon. „Der Name ‘Whisky’ leitet sich ab vom gälischen Ausdruck ‘Uisge Beatha’, was soviel wie ‘Wasser des Lebens’ bedeutet.“ Das wußte ich zwar schon, weckte aber den Appetit auf weitere Informationen. Ich ließ meinen Blick über Gerdas Busen schweifen: „Neben der Urform des Whiskys, dem Malt Whiskey, der nur aus gemälzter und im Torfrauch getrockneter Gerste gebrannt wird, sind heute auch Grain Whiskys und Blended Whiskys in unzähligen Erscheinungsformen auf dem Markt vertreten: Während für die Grain Whiskys neben gemälzter Gerste auch Mais und...
Aus!
Die Antwort auf die brennende Frage nach den weiteren Zutaten stand auf der nächsten Zeile. Diese lag aber außerhalb meines Blickfelds, auf der Unterseite von Gerda Seiferts Busen.
Wer jemals Leidenschaft, wahre, unbändige Leidenschaft in sich verspürt hat, wird verstehen, was ich nun tat und warum. So unauffällig wie möglich versuchte ich, meinen Kopf Winkelgrad für Winkelgrad zur Seite zu neigen, um auch die verborgenen Stellen des Textes ins Blickfeld zu bekommen.
...ungemälzte Gerste verwendet wird,...“ las ich. Aha, ungemälzte Gerste, was immer ungemälzte Gerste ist.
Eine Falte im Stoff verdeckte den Rest der Zeile.
Ich drehte meinen Kopf noch weiter nach unten, ließ meinen Körper auf der Sitzbank nach vorne rutschen, so daß sich mein Kopf schließlich auf der Höhe von Fräulein Seiferts Rippenbogen befand. „...entstehen die Blended Whiskys durch Vermischung...“ verkündete die Unterseite ihres Busens.
Weiter kam ich nicht.
„Das ist doch...“ Vor Empörung konnte Fräulein Seifert nicht mehr weitersprechen. Eine heftige Bewegung brachte die Tüte mit den Gummibären zum Kippen und ließ einen Gutteil des kostbaren Naschwerks über den Sitz rollen.
Sie hatte mich ertappt! Ich ruckte jäh nach oben und setzte mich wieder brav und normal hin. Es nützte nichts mehr.
„Als Frau erlebt man ja so manche Unverschämtheit von euch Männern“, zischte die wütende Frau. „Aber das...“
„Hören Sie“, warf ich ein, „das ist ein Mißverständnis.“
„Mißverständnis!“ Gerda Seifert spuckte mir das Wort verächtlich entgegen. „So gierig wie Sie mir aus nächster Nähe auf die Brüste geglotzt haben - wo bleibt da Platz für Mißverständnisse?“
„So lassen Sie sich doch erklären...“
„Ich lasse mir nichts erklären. Nicht von Ihnen, Sie schamloser Lustmolch, Sie!“
Wütend sprang sie auf, das Abteil zu verlassen, das sie mit mir bis jetzt so arglos geteilt hatte.
Keine Dame von Welt überläßt einem Lustmolch Gummibärchen.
Keine.
Nie.
Mir den Rücken zugedreht, bückte sich Fräulein Seifert, um sorgfältig Bärchen für Bärchen aufzulesen und wieder in der Tüte zu verstauen.
Auch die Rückseite ihres T-Shirts war bedruckt. „BOURBON WHISKEY (40%)“ las ich. „Der amerikanische Bourbon Whiskey unterscheidet sich nicht nur in der Schreibweise von seinem europäischen Vorfahren, dem (Scotch) Whisky: Während letzterer traditionell aus gemälzter Gerste gebrannt wird, verwendeten die Einwanderer in der Neuen Welt hauptsächlich Roggen und Mais zur Herstellung Ihres ‘Feuerwassers’. Die Bezeichnung ‘Bourbon’ ist auf den Bourbon County zurückzuführen,...
Jäh drehte sich die Bärensammlerin um. Es muß viel Lust und Entzücken in meinem konzentrierten Blick gelegen haben, denn Fräulein Seifert rastete aus. Sie holte aus und gab mir eine schallende Ohrfeige.
„Da!“ rief sie höhnisch. „Ihr verdammten Tittenglotzer sehnt euch doch so nach Körperkontakt mit einer Frau.“
Das Schöne an eingefangenen Ohrfeigen ist, daß sie dir einen Vorwand liefern, deinerseits grob zu werden.
In kühl kalkulierter Wut sprang ich auf und schrie Gerda Seifert an. „Sie verdammte, arrogante Ziege! Ihre blöden Titten sind mir scheißegal!“
„Ach, nein!“
„Ach, ja! Das einzig Interessante an Ihnen ist der Text auf Ihrem T-Shirt.“
Gerda Seifert schnappte nach Luft. Sie blickte an ihrem T-Shirt herab, dann brannten ihre Sicherungen durch. War die Ohrfeige von vorhin eher symbolisch gewesen, so hatte sich diese gewaschen. Ein Platsch, ein Knall und meine Wange brannte rot.
Angelockt durch das Geschrei, erschien der Schaffner in der Abteiltür.
„Er“, rief Gerda und deutete mit dem Finger auf mich, „hat mein T-Shirt gelesen.“
Der Schaffner blickte sie verständnislos an. „Ja, und?“
Gerda schluchzte, wie sie nicht mehr geschluchzt hatte, seit Otto sie verlassen hatte. „Meine Brüste sind ihm egal.“

Früher

Früher, als Amsterdam noch ein Vorort von Straubing war.

Robbenbabies

Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn schreibe ich also einen Blogbeitrag über Robbenbabies. Wie dies bei Auftragsarbeiten öfter mal ist schreibe ich dies eher lustlos.

Die gute Nachricht vorweg: Die Robbenbabies sind wohlauf, so sieht es jedenfalls aus. Die landesübliche Holländer-Tracht scheint mir nicht ganz geschmackssicher, aber je nun. Hauptsach, alle sind gesund.
Wenn ich mir die Größe der Robbenbabies anschaue, dann ist mein erster Gedanke: "Ah, die gute alte katholische Art, jedes Jahr ein Kind."

Hier ist eines der Robbenbabies in der Tracht der Müllabfuhr.

Auch hypsch.
P. S.:

Das hier ist angeblich ein Lahmbaby, wiewohl es eigentlich ganz munter ausschaut. Wenn das Kleine mal größer ist muß es höllisch aufpassen, nicht einer entfesselten Horde Weibers über den Weg zu laufen.

Widerlich, so was.

Kopftuchzwang in Ägypten, 1966

1966 erzählte Gamal Abdel Nasser, damals Staatspräsident von Ägypten, seinem Publikum, wie 12 Jahre zuvor die Muslimbrüder versucht hatten, ihn zu einem Kopftuchzwang zu überreden. Die Versammlung quietschte vor Vergnügen bei der bloßen Vorstellung von dergleichen Unfug.
Die Muslimbrüder als Lachnummer, so weit war Ägypten schon mal. Freilich, damals hatte es Nasser noch mit der Sowjetunion. Anschließend übernahmen nach und nach die Amerikaner das Szepter und Ägypten wurde Jahr für Jahr scheißer und scheißer.

Mittwoch, 29. März 2017

Inder vergreifen sich an deutscher Frau

Nach dem Araber und dem Neger ist es jetzt der Inder, den sie als neue Sau durch's Dorf treiben wollen.
Eine blonde doitsche Frrrau (1) geht mit ihrem Mann in eines der renommiertesten Lokale Münchens, ein indisches Restaurant. Zum Essen bestellt sie sich ein Mineralwasser, sie schenkt sich ein Glas ein und trinkt. Das Wasser erweist sich als mit Lauge versetzt -> Zunge verätzt.
Wie schreibt die Münchner Boulevardzeitung "tz"? "Münchnerin trinkt Wasser beim Inder - Intensivstation!"
 Da gehst du arglos in ein indisches, was sag ich: ausländisches Restaurant und wirst heimtückisch vergiftet. Was könnte harmloser sein als ein Glas Wasser? Der wohlmeinende Volxpädagoge erklärt mir, sie sei ja selber schuld, wenn sie ein ausländisches Restaurant besucht. Man weiß ja, wie diese Ausländer sind, bei denen mußt du stets mit einem Anschlag oder wenigstens einer Mißhelligkeit rechnen. Sie hätte es wissen können, sie ist schließlich mit einem Italiener verheiratet (2).
Du verstehst, wie ich das meine? Natürlich ist es nicht okay, wenn im Mineralwasser Lauge enthalten ist und natürlich ist so ein Vorfall berichtenswert. Aber, wie so oft, ist es der Ton, der die Musik macht. Die lokale Konkurrenz der "tz", die "Abendzeitung" hat über denselben Vorfall erheblich sachlicher berichtet:
Die wirkliche Pointe der Geschichte kommt jetzt: Der Kellner hat das Mineralwasser ungeöffnet serviert. Es handelte sich um die Marke Acqua Panna von San Pellegrino. San Pellegrino gehört zum Nestlé-Konzern. Die korrekte Schlagzeile der "tz" hätte also lauten müssen:
ZUNGE VERÄTZT
Münchnerin trinkt Wasser von Nestlé - Intensivstation!"

Wenn du als Redakteur so eine Nestlé-kritische Schlagzeile formulierst, sie mag so korrekt sein wie nur immer, dann reißt dir tags drauf der Chefredakteur den Kopf runter. Da schiebt man den Schwarzen Peter lieber dem Inder zu.
Und weil wir grad dabei sind - ich mag die Redewendung vom Italiener, Griechen, Inder, in deren Restaurants man geht, so gar nicht. In den siebziger Jahren, ich war schon erwachsen, hörte ich die Wendung erstmals und mir stellten sich die Haare auf. Ich habe keine Schwierigkeiten, von einem Neger als "Neger" zu sprechen, ich empfinde das Wort nach wie vor nicht als diskriminierend, aber der Satz "Ich lade dich für heute abend zum Italiener ein" käme mir niemals über die Lippen. Er ist so brutal diskriminierend... Laß es mich so erklären: In Berlin gibt es bestimmt ein bayerisches Lokal, höchstwahrscheinlich mehr als eines, denn in Berlin gibt es alles und jeweils das Gegenteil davon. Kein Berliner würde sagen "Ich gehe heut abend zum Bayern", er würde sagen "Ich geh in die 'Kreuzberger Alm' oder zum 'Prenzlauer Hüttenwirt'."
Aber natürlich ist das eine nachgeschobene Begründung, in Wahrheit mag ich die Formulierung einfach nicht, punkt, aus. Sie ist so unglaublich rotzig.

P. S.: Wenigstens war die Familie Vitolo nicht beim frauche fraisseur im Lokal, dort hätte man ihr womöglich Froschschenkel serviert.

1 Sie heißt zwar Vitolo, aber den italienischen Nachnamen hat sie sich erheiratet
2 Wahrscheinlich eine sizilianische Zwangsehe, damit der Sohn nach einem One-Night-Stand nicht entehrt ist. Man kennt ja diese Sizilianer.

Würde und Lichtbildnerei

Wer fotografiert muß damit rechnen fotografiert zu werden. Wer nicht fotografiert, muß auch damit rechnen, so ist es nicht.
An dieser Stelle bekomme ich feuchte Augen, weil ich an meine verflossene Jugend zurückdenken muß.
Vor langer, langer Zeit gab es nämlich mal eine Zeit, da ich regelmäßig "DIE ZEIT" las. Die Reisebeilage habe ich selbst damals nur rasch überblättert, bei obigem Bild aber bin ich schon beim Blättern hängengeblieben, das Bild ist in mein Ausschnitt-Archiv gewandert.
Dem zuständigen Redakteur schien das Bild nicht mehr bedeutet zu haben, als eine kleine Kuriosität am Rande, das legt die eher harm­los spöt­teln­de Unterzeile nahe:
"Je pittoresker, desto besser: Touristen in Tibet".
Der Mann ist vielleicht ein tibetischer Mönch, wahrscheinlich aber ganz einfach ein al­ter Tibeter in der landesüblichen Tracht. Er muß sich die kleine Steigung des Weges recht mühsam hoch kämpfen, tut dies aber auf eine ruhige Weise, die ihn zwar lang­sam aber eben doch vorankommen läßt. In der linken Hand hält er eine Ge­betsmühle, gewohnheitsmäßig, wie zu vermuten ist. Jedenfalls macht er das, was immer er macht, mit großer Ruhe und bewundernswerter Würde.
Und dann die beiden fotografierenden, filmenden Touristen, die den alten Mann gestellt haben wie ein zu jagendes Wild. Die sich vor ihn hin­stellen und ihm die Kameras vor Gesicht halten, als wäre er nichts an­deres als eine Hausfassade oder ein interessantes Detail an einem Brun­nen.
Ein absolut schamloses, obszönes Bild. So was würde sich das Paar zuhause nie und nimmer trauen.
Obwohl... Das Bild ist aus den siebziger Jahren [1], mein Kommentar ebenfalls. Damals gab es noch keine Telefone, mit denen man auch fotografieren oder gar filmen konnte. Damals, liebe Kinder, galt es als wahn - sin - nig unschicklich [2], einen anderen Menschen zu fotografieren, ohne ihn zuvor gefragt zu haben.
Um noch mal auf den alten Tibeter zurückzukommen: Ich bin sonst ein wenig allergisch gegen das Wort "Würde", es ist gar zu abgelutscht und viel zu oft mißbraucht worden. Hier erscheint es mir angebracht:
Geschändete Würde.



[1]   Man beachte die Schmalfilmkamera des Mannes. Die jüngeren unter uns kennen vermutlich nicht mal mehr das Wort "Schmalfilmkamera", außer sie arbeiten zufälligerweise im "Museum für Kulturgeschichte der Neuzeit" in Würselen.
[2]   Wer von euch, liebe Kinder, kennt noch das Wort "unschicklich"?

Montag, 27. März 2017

Vergewaltigt

Was immer du tust, tu es kultiviert.

Empörung

Die Lebenserfahrung, diese Wissenschaft nach Hausmacher-Art, lehrt die von ihr Befallenen, daß es nicht die gänzlich neuen, für alle völlig überraschenden Nachrichten und Erkenntnisse sind, die aufgeregten Wirbel verursachen, einen richtig schönen Skandal nach sich ziehen.

Verblüffende Neuigkeiten machen uns allenfalls staunen, wirkliche und nachhaltige Empörung hingegen lösen fast ausschließlich jene Tatsachen aus, die jedermann längst bekannt sind, die lediglich von irgend Jemandem irgendwann einmal ausgesprochen werden.

So wie im Kabarett, in der Komödie die Leute am lautesten und nachhaltigsten über jene Witze und Pointen lachen, die sie bereits kennen, bzw. deren Kommen von weitem her absehbar war.

Man denke auch an den Fall eines längst verstorbenen bayerischen Spitzenpolitikers, dessen private und politische Dubiositäten jedermann seit Jahrzehnten bekannt waren, deren posthume "Enthüllung" dann merkwürdigerweise enormen Wirbel verursachte und dem Enthüller fast eine Anklage wegen Verunglimpfung [1] des Andenkens Verstorbener einbrachte.


[1]   "Der Lindinger Opa, da kannst nix gegen den sagen." - Das war jetzt eine Verglimpfung des Andenkens Verstorbener.

Donnerstag, 23. März 2017

Wie einmal ein Prophet so grad noch mal davongekommen ist

Wenn's doch damals den Mohammed derbröselt hätt, bevor er diesen Schundroman namens "Koran" geschrieben hat.


Der Comic ist von Lützel Jeman. Lützel Jeman ist das zeitweilige Pseudonym von Robert Gernhardt gewesen. Robert Gernhardt hinwiederum war einer der allerbesten Dichter und Maler/Zeichner des 20. Jahrhunderts. Joseph Beuys oder Günter Grass waren dagegen 2. Liga (okay, Joseph Beuys war vielleicht nur 3. Liga.)


Montag, 20. März 2017

Dem-Ernst-Kuzorra-seiner-Frau-ihr-Stadion, man kann auch sagen GOETHE FILIVS

Johann Caspar Goethe unternahm 1740 bis 1741 eine Bildungsreise nach Italien und schrieb darüber einen Reisebericht in italienischer Sprache: Viaggio per l’Italia. 1786 bis 1788 tat es ihm sein Sohn Johann Wolfgang Goethe gleich und auch er verfaßte einen Reisebericht. Reiseberichte schreiben und veröffentlichen war damals so verbreitet wie heute Facebook-Postings und ungefähr genau so lästig. "Ich bin jetzt in Rom. Schau mal, hier steh ich grad vor der Akropolis."
 Wie auch immer, August, der Sohnessohn von Johann Caspar litt unter der gleichen Marotte wie seine Vorfahren, auch er bereiste Italien und führte ein Tagebuch für einen später zu verfassenden Reisebericht. In Rom indes erkrankte er schwer und starb 1830. August von Goethe liegt auf dem Cimitero Acattolico di Roma, dem Friedhof für die Nicht-Katholiken. Der Grabstein Augusts ist der wahrscheinlich bemerkenswerteste Grabstein, den ich je gesehen habe.
GOETHE FILIVS / PATRI / ANTEVERTENS / OBIIT / ANNOR[VM] XL / MDCCCXXX
(Goethe der Sohn / dem Vater / vorangehend / starb / mit 40 Jahren / 1830)

Der Name August taucht auf dem Grabstein nicht auf. Du bekommst nur die Information, daß dieser wie immer zu Benennende da unten Goethes Sohn war. Aber was heißt das schon? Auch Goethe war schließlich Goethes Sohn.
August von Goethe ist auf seine genealogische Funktion "Sohn von..." reduziert. Selber Goethe sein, das durfte er ein Leben lang nicht, noch nicht mal im Tod. Der eitle, egozentrische Schmock aus Frankfurt hat seinem Sohn einen Grabstein verweigert und stattdessen sich selber ein Denkmal gesetzt.
Wenn der Lindinger Sepp - auch er ein weniger bedeutender Mann, der es lediglich dazu gebracht hat, sich und die Seinen zu ernähren (was im übrigen so manch bedeutender Mensch nicht geschafft hat!)... Wenn also der Lindinger Sepp stirbt, dann schreibt ihm einer, der noch einen Funken Anstand hat, aufs Grab "Josef Lindinger, geb. 12. 3. irgendwann, gest. 8. 9. später". Es hieße, noch im Tod auf den Lindinger Sepp spucken, schriebe man auf sein Grab "Dem Lindinger Franz sein Sohn", selbst dann, wenn der Franz Bürgermeister war und sein Bub nicht.

Zum Sport:
In Gelsenkirchen diskutierte man einst, ob man das Stadion auf Schalke nicht Ernst-Kuzorra-Stadion nennen sollte [1]. Es kamen Einwände von den FreundInnen einer geschlechtergerechten Sprache, man solle doch das Stadion (einmalig in Deutschland) nach einer Frau benennen. Ein Witzbold ([2]) machte folgenden Vorschlag: Dem-Ernst-Kuzorra-seiner-Frau-ihr-Stadion.


[1]   Ernst Kuzorra war eine Schalker Fußball-Legende. Wie es bei den meisten Deutschen der Fall ist, war auch seine Familie zugewandert, in diesem Fall aus Masuren (Polen).
[2]   Ich les grad in der Wikipedia, es sei der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau gewesen. Womöglich hat Rau aber einen bereits vorgefundenen Witz nur weiter verbreitet.

Vorläufer

In den ganz frühen Zeiten des Automobilismus schützte man sich vor Rasern durch die Vorschrift, daß vor jedem Automobil ein Läufer herlaufen müsse, welcher mit einer Tröte oder durch lautes Rufen und Fahnenwedeln die ahnungslosen Passanten zu warnen hatte, daß jetzt gleich ein Auto käme.
Würde man dies heute wieder einführen, so würden sich die Unfälle drastischst reduzieren. Und das Problem der Arbeitslosigkeit wäre deutlich gelindert.

Freitag, 17. März 2017

Ausene Windräder

Vor einem Jahr (oder waren es doch zwei Jahre?) mußte ich zur Fortbildung nach Berlin. Du frägst dich natürlich, wieso ein dermaßen qualifizierter Mensch wie ich zu einer Fortbildung muß. Ich frage mich das auch, aber es hilft nix. Ich muß nach Berlin, um mir dort die Fortbildungspunkte zu ersitzen, die ich brauche, um als verkehrspsychologischer Kursmoderator und Berater akkreditiert zu bleiben.
Früher, als die Welt zwar auch nicht gut, aber doch besser war, hätte ich nach Bonn gemußt, das ist zwar auch nicht viel näher als Berlin, aber doch sehr viel katholischer.

Wie auch immer... Der Lokführerstreik hatte mich in den Fernbus gelockt. Dort saß ich nun und schaute mir die zunehmend langweiliger werdende Landschaft an. Was selbst einem Deppen beim Nordwärtsfahren auffällt ist die Zunahme der Windräder. Da stehen ganze Batterien von Windrädern nah beieinander und... ja, leck mich fett, wenn da 10 Windräder sind stehen mindestens fünf, wahrscheinlich aber sechs oder sieben still.
Ich zupfte meinen Sitznachbarn am Ärmel und wies ihn auf die stillstehenden Windräder hin. "Das ist", seufzte ich, "eine Folge der Energiewende. Da schaltet man ein Atomkraftwerk nach dem anderen ab und dann ist auf einmal nicht mehr genug Strom da, die Windräder anzutreiben. Gerade im Sommer, wenn es heiß und fast windstill ist, wäre es sehr angenehm, wenn einem diese Landschaftsventilatoren Kühlung zufächelten."
Mein Sitznachbar schaute mich irritiert an, wenige Minuten später raffte er unter einem nichtigen Vorwand seine Sachen zusammen und setzte sich woanders hin.

Rassenschande

Wenn sich eine Arierin und ein... sagen wir mal: Neger paaren, dann entstehen seltsame Lebensformen, die man gerne Mischlinge nennt.
Gott sei dank gibt's auch Rassenschändungen, die genetisch folgenlos bleiben.

Donnerstag, 16. März 2017

Herr Hirnbeiß und das Echo


Die Münchner Zeichnerin Franziska Bilek, die jetzt auch schon wieder 15 Jahre tot ist, schuf 1961 die Figur des Herrn Hirnbeiß, der in der Münchner "Abendzeitung" viele Jahre lang das lokale Tagesgeschehen kommentierte. Zu meiner Verblüffung und Freude konnte ich neulich feststellen, daß die "Abendzeitung" anscheinend die nicht so tagesgebundenen Karikaturen wieder nachdruckt.
Seit Jahren schon plante der Filmemacher Kunz Knörer eine Realverfilmung der "Abenteuer des Herrn Hirnbeiß" (so der Arbeitstitel). Als Hauptdarsteller hatte Knörer den bairischen Volksschauspieler und Semi-Otiker Humbert Echo vorgesehen. Echo stammt aus dem allersüdlichsten Baiern wo gibt, aus dem Piemont. Um dort nicht aufzufallen hatte sich Echo den Künstlernamen Umberto Eco zugelegt.
Das Projekt scheiterte, weil Eco (nennen wir ihn ruhig so) vor einem Jahr verstarb. Gleich nach Ostern will Knörer mittels eines Humbert-Echo-Look-alike-Contestes einen neuen Hauptdarsteller finden. Ein gewisser Walter Sedlmayr hatte sich bereits für den Wettbewerb angemeldet, mußte aber disqualifiziert werden, da er - wie sich herausstellte - noch töter ist als der Echo Humbert.

Sittenstrolch

Vor kurzem las ich in der in Regensburg erscheinenden "Mittelbayerischen Zeitung", es treibe sich in der Gegend ein "auffallend freundlicher Sittenstrolch" herum. "Auffallend freundlich", das könnte auf mich zutreffen. In dem besagten Artikel hieß es aber auch, er sei 18 - 20 Jahre alt, das trifft auf mich eher nicht zu.
"Sittenstrolch", was für ein Wort, was für eine Poesie! Dumm ist nur, daß sich auf "Sittenstrolch" so wenige Wörter reimen [1]. Allein des Wortes wegen wollte ich seit früher Jugend ein Sittenstrolch werden, aber dazu braucht's 1 Ehrgeiz, den ich nicht habe. Säufts.




[1]   "Molch" vergessen wir ganz schnell, "Dolch" ist auch nicht gut, geht aber zur Not. Hypsch ist dagegen der Wort-Binnenverdreher "Strottensilch".

Montag, 13. März 2017

Obazda im Schloßpark

Es kommt vor, daß ich in einen Laden gehe und dort etwas kaufe, vor allem dann, wenn mein Butler krank oder anderweitig verhindert ist.
Diesmal hatte ich unter anderem einen Obazden der Marke Chiemsee gekauft. Als ich mich anschickte, ein Schwarzbrot erst mit Margarine, dann mit Obazdem für den Butler zu bestreichen, fiel mir auf, daß der Obazde gar nicht vom Chiemsee kam, sondern vom Cremisee, wo immer der Cremisee liegt.

Und dann war da noch dieses Bild.

Was aussieht wie eine Comicfigur ist der Park vor Schloß Herrenchiemsee, vom Satelliten aus gesehen.
Natürlich grinst der Comic-Hund wie nicht gescheit, hat ihn doch GOtt, der Herr, ins Land des Obazden geschickt und nicht dorthin, wo man mangels südlicher Küche Labskaus mampfen muß.

Dienstag, 7. März 2017

Vatteilafinga

Vorhin ha ick ma lustich jemacht über de Motta. Dit hat de Motta nich verdient. Mach ich mich ebent lustich üba den Vatta.

Frigides Elternteil


Montag, 6. März 2017

Deutschland - Ausland

Ich habe neulich mit meinem Sohn gesprochen, dem Molekularmediziner, nicht dem Journalisten. Überm Diskutieren sind wir schließlich ins Blödeln gekommen, aus dem man normalerweise zwanglos wieder zurück kommt ins ernsthafte Diskutieren. Mag sein, daß dann das Gespräch... wie drück ich's aus?... assoziativer geworden ist. Ernsthafte Leute sagen gerne auch "kreativer".
Wie auch immer, mein Sohn meinte plötzlich, man sollte Deutschland in Ausland umbenennen. Plötzlich gäb's in Deu... äh Ausland nur noch Ausländer, keiner wäre mehr diskriminiert. Ob du aus Syrien kommst, aus der Türkei, du gehörst dazu, sogar die Österreicherin wäre dann mit einem Male unsere Bruderin. Integrierter kann keiner sein als ein Ausländer in Ausland.
Wir kamen dann drauf, daß man die Sache natürlich auch umdrehen könnte. Wir definieren alles, was nicht Deutschland ist als Ausland. Das würde die zwischenmenschliche Kommunikation ungemein erleichtern, denn es gäbe dann nur noch zwei Sprachen, Deutsch und Ausländisch. Und man könnte Ausländer in alle Himmelsrichtungen abschieben, denn überall wäre Ausland und im Ausland ist der Ausländer ja daheim. Logisch.
Vielleicht kennt einer noch Karl Valentins Diktum: "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde."

Und damit muß ich Schluß machen, ich muß mir dringend andere neue Sachen ausdenken, mit denen ich die Welt retten könnte.

Sonntag, 5. März 2017

Ein Künstlerleben

Was ich Ihnen heute erzählen möchte, ist so uner­hört, so ab­solut un­glaublich, daß nur die wenigsten diese Geschichte am Ende glauben werden.
Auguste Comptoir war zwölf, als er zum ersten Mal seine erstaunli­che Bega­bung an sich bemerkte. Der Zweite Weltkrieg war vorbei, die Deutschen vertrieben und mit den durchzie­henden Amerikanern war der Kaugummi nach Frankreich gekom­men. Gegeben hatte es ihn na­türlich schon zuvor, aber nur in den großen Metropo­len Frankreichs, wie etwa Pa­ris oder ... nur in Paris. Das änderte sich nun und Kaugummikauen wurde auch in der französi­schen Provinz sehr beliebt.
Auguste Comptoir machte keine Ausnahme. Er kaute, wann im­mer er weit genug vom elterlichen Wohnhause und damit dem miß­billigenden Auge des Vaters entfernt war. Eines Tages saß Auguste auf einem Mauerrestchen und kaute, als Anne-Marie vorbeikam und ihm zulächelte. Anne-Marie war Augustes er­ste Liebe und im damaligen Stadium ih­rer Bezie­hung konnte er es sich nicht leisten, einfach sitzen zu bleiben, um weiter an sei­nem Gummi zu kauen. Andererseits wollte er seinen eben erst eingeschobenen Pfefferminzstrei­fen nicht einfach wegwerfen.
Er schob also die elastische Kugel in den Mundwinkel und ging auf Anne-Ma­rie zu. Kam mit dem Mädchen in's Gespräch und plauderte mit ihr über dies und das, während sie die Dorfstraße hinunter und wieder hinauf gingen. Ir­gendwann im Verlaufe des Geplauders muß er dann den Kau­gummi aus den Mundwinkeln wieder hervorge­holt und weitergekaut haben - ohne deshalb sein Aus­schreiten neben Anne-Marie einzustel­len.
Erst als er sich von Anne-Marie mit einem pfefferminzduf­tenden Kuß verabschiedet hatte, traf ihn die Erkennt­nis wie ein Keulenschlag: Er hatte tatsächlich drei vonein­ander un­abhängige Dinge zur gleichen Zeit getan - kauen, sprechen und ge­hen. Fast hätte Auguste vor Schreck das Gleichgewicht verloren.
Nachdenklich ging er an diesem Tag nachhause, wobei er zu­vor den Kaugummi sicherheitshalber ausspuckte. In der Folgezeit trainierte Auguste seine unglaubliche Fä­higkeit systematisch und war mit 16 Jahren soweit, daß er in ei­ner Schulaufführung mit einer artistischen Übung brillie­ren konnte, dergestalt, daß er über die Bühne gehend ein Brot verzehrte und dabei dem Publikum zuwinkte.
Der Vater eines Mitschülers, zufäl­ligerweise Agent für Varieté-Künst­ler, entdeckte Auguste an diesem Abend und verschaffte ihm drei Jahre später ein Enga­gement an einem erstklassigen Va­rieté, später dann in einem renommierten Zirkus. Es kam, wie es kommen mußte: Auguste wurde erst bekannt, dann be­rühmt und schließlich ein gefeierter Weltstar, der zwischen Auftritten in Paris und Las Vegas hin- und herpen­delte.
Im Alter von 63 Jahren bereitete ein erschreckendes Erleb­nis Augu­stes Karriere ein jähes Ende. Mit seiner Jugendfreundin Anne-Marie machte er einen klei­nen Spa­ziergang durch Paris, kaute, redete und setzte routi­niert einen Fuß vor den anderen. Als er dann plötz­lich an­fing, während des kaugummikauenden Sprechens im Gehen auch noch mit den Händen zu gestikulieren, kam er ins Stolpern, dann ins Fallen und plumpste schließlich in die Seine.
Anne-Marie hatte erhebliche Mühe, Auguste vor dem Ertrinkungstod zu bewahren und sich selbst vor dem Witwenstand. Auguste hat aus diesem Erlebnis seine Leh­ren gezogen. Er nahm seinen Abschied von der Bühne und genießt seither mit Anne-Marie einen beschaulichen Ruhe­stand.
Ich dachte mir schon, daß kein Schwein diese Geschichte glau­ben wird.
* * *

Ehe für alle? - Nein danke!

Derzeit macht sich die SPD für eine Initiative "Ehe für alle" stark. Noch ist es nicht soweit, die Chancen für eine Verwirklichung sind eher so lala.
Falls es aber zum Äußersten kommt, werde ich für mich persönlich um Dispens nachsuchen. Ich habe - anders als die vielen Drückeberger [1] -meinen Ehedienst für Volk & Vaterland bis fast zur Silberhochzeit abgeleistet. Hinzu kommt, daß ich in dieser Zeit 0,3 Kinder mehr gezeugt habe als der Durchschnitt.
Seit etlichen Jahren bin ich Witwer, eine zweite Ehe ist zwar (wie ein Leben ohne Mops) möglich aber nicht sinnvoll. Wie hat der Lindinger Opa 13 Jahre vor seinem Tod, im 80. Jahr stehend, gesagt: "Solange ich noch zwei gesunde Hände habe, kommt mir keine Frau mehr ins Haus."



[1]   Ich nenne keine Namen, aber ich kenne sie alle!

Freitag, 3. März 2017

Vorhersagen

Seinerzeit, als es die Beatles noch gab, habe ich prophezeit, es würden in zwanzig Jahren die Beatles völlig vergessen sein. Gut, daß ich dann doch nicht Musikkritiker geworden bin.
Das wäre voll peinlich geworden, ungefähr so, als hätte 1981 Bill Gates gesagt: "Mehr als 640 Kilobyte Arbeitsspeicher braucht kein Computer."
1895 meinte Lord Kelvin, Flugmaschinen, die schwerer sind als Luft seien physikalisch nicht möglich. Gut, daß Lord Kelvin kein Computererfinder war, sondern nur einer der größten Physiker seiner Zeit.

Donnerstag, 2. März 2017

Einfach denken, einfach schreiben

Als ich noch der Waldbauernbub war, habe ich Einführungen in die Psychoanalyse gelesen, weil ich mich an Freud selbst noch nicht herangetraut habe. Damals habe ich auch begonnen, mich für den Marxismus zu interessieren und ich habe Einführungen in den Marxismus gelesen, weil ich mich an Marx und Engels nicht herangetraut habe. In beiden Fällen habe ich die Erfahrung gemacht, daß diese sogenannten Einführungen wesentlich komplizierter waren als die Originalwerke. Der Anti-Dühring von Friedrich Engels gehört noch heute zu meinen Lieblingsbüchern. Und Freud hat ein Deutsch geschrieben, so klar, so elegant und dabei einfach, daß du weinen möchtest vor Freude. Es gibt heute einen "Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa". Der Preis wird nicht verliehen für hervorragende wissenschaftliche Forschungen, sondern für die sprachliche Gestaltung wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Einstein hat seinen Aufsatz "Zur Elektrodynamik bewegter Körper" (das ist die Originalarbeit von 1905 zur Speziellen Relativitätstheorie) so geschrieben, daß du ihm folgen kannst (okay, bei der Mathematik beißt es dann aus, die beherrscht du entweder oder du beherrscht sie nicht). Das war ein Aufsatz für Fachkollegen, kein populärwissenschaftlicher Text. Der Text ist kompliziert, aber er ist nicht komplizierter als unbedingt notwendig.
François-Marie Arouet [1] hat mal geschrieben: "Ein Text, der einer Erklärung bedarf ist die Erklärung nicht wert."
Ich hab mal statt einer Einführung eine Ausführung geschrieben.




[1]   Als Arouet - mehr als hundert Jahre vor Erfindung des Autos - die Autobatterie erfunden hatte, verlieh ihm die Academie franzé den Ehrentitel Voltaire.

Mittwoch, 1. März 2017

Breaking News (Nachrichten zum Kotzen)

Beim Politischen Aschermittwoch der SPD ist unerwarteterweise der lange verschollen geglaubte Zwillingsbruder von Martin Schulz aufgetaucht.
Martin Schulz war mehrere Minuten lang über alle Maßen gerührt. Als der wiedergefundene Zwillingsbruder jedoch Anspruch auf den Posten des SPD-Kanzlerkandidaten erhob, verfinsterte sich Martin Schulzens Miene sichtlich.

Immer das Gschiß mit der Familie.

Haß und Selbsthaß

Das ist das Schöne an uns Deutschen, wir sind haß-autark. Wenn grad keine Ausländer zur Hand sind, dann hassen wir halt unsere eigenen Landsleute. Die einen hassen die Sachsen, die andern die Schwaben und der gottverfluchte Rest uns Niederbayern.
Ein Mynchner ([1]) Gedicht geht so:
Heid auf dNacht
Wera Preißnfleisch mog,
Soi kemma de Dog.



[1]   Lache nicht, der du zum Lachen ansetzt. König Ludwig I. war noch viel verrückter als sein Enkel Ludwig II., und das auf 1 viel unsümpathischere Weise als Ludwig II., dem einzig wahre Kine.
Ludwig I. war ein großer Freund der Griechen, sein Sohn Otto war übrigens der erste griechische König der Neuzeit. Das Y galt Ludwig als der griechischste Buchstabe überhaupt. Das vordem mit "i" geschriebene Baiern wurde unter seiner Regentschaft zu Bayern, und wird heute noch so geschrieben. Ludwig plante, München in Mynchen umzubenennen. Wegen Lola Montez, Bierpreis und überhaupt Revolution 1848 kam er nicht mehr dazu. Manchmal ist eine Revolution halt doch zu was gut.
Ludwig I. von Bayern, dieser Kretin, war ein Franzosen- und Napoleonhasser der Sonderklasse. Napoleon hat Ludwigs Vater Franken geschenkt und ihm - ohne die mindeste Legitimation nach dem alten Adelskomment - den Titel "König" verliehen. Ludwig, der Kretin, hat, als er nach dem Tod des Vaters dessen Erbe antrat, weder Franken in die Unabhängigkeit entlassen ("Frei statt Bayern";) noch den Titel "König" als widerlich napoleonisch zurückgewiesen.
Aber immerhin - wir verdanken es Ludwig I., daß Heinrich Heine auch nach seiner kurzen Zeit in München sich weiter zu einem der größten Dichter deutscher Sprache entwickelte und nicht vergoethelte.
http://derfranzehatgsagt.blogspot.com/2009/02/heine-als-allejorische-fijur-so-ne-art.html

Pflugscharen und Schwerter

Schwerter zu Pflugscharen - Das Schöne an der Bibel ist, daß man in ihr nicht nur alles, sondern auch das genaue Gegenteil findet:
Macht aus euren Pflugscharen Schwerter und aus euren Sicheln Spieße! (Joel, 3:10)

Dienstag, 28. Februar 2017

Langenlois

Eigentlich geht's gar nicht um Langenlois

Es war am Hl. Sonntag in aller Herrgottsfrüh. Während ich mich rasiere [1] höre ich Radio. In der ARD-Infonacht, dem gemeinsamen Nachprogramm der ARD teilt mir so umra halbfünf, fünf der Verkehrsfunk mit, es gäbe auf der Autobahn zwischen Alsä und Alsä-Irgendwie ein Problem.
"Ups", denke ich bei mir, ohne beunruhigt zu sein, denn ich bin ja gottlob daheim. Daheim und Alsä ist weit. Nicht daß ich wüßte, wo Alsä liegt, aber hier in der Gegend zwischen Bayerwald und dem wirklich niederen Niederbayern gibt's bestimmt kein Alsä. Hoff ich jedenfalls.
Die Frage nach Alsä hätte mich wahrscheinlich geraume Zeit umgetrieben, wäre ich nicht noch früher aufgestanden. In den Vier-Uhr-Nachrichten war ebenfalls von dieser Behinderung die Rede gewesen, allerdings war hier noch ein anderes Nachrichtenteam zugange. Die Sprecherin sagte unmißverständlich nicht "Alsä" sondern "Altsei". Ach so, Alzey.
Wer erst um fünf Uhr aufsteht, den bestraft der Deutschlandfunk!
Alzey bereit!
Aber ich sollte vorsichtig sein mit dergleichen Spott. Ich hatte mal von einem Film "Die Winzerin von Langenlois" gelesen. Die Endung "-lois" klang mir sehr nach Französisch und so sprach ich den Ort für mich wie "Loscheloa" aus. Ist ja auch klar, Winzerin deutet auf Pfalz, Mosel oder dergleichen hin, alles Landstriche also, die von Fronkraisch nicht so sehr entfernt sind (weniger entfernt jedenfalls als Niederbayern). Die Piefkes, weißt eh, sind so arrogo (nasal), daß sie Österreich einfach ausblenden, auch wenn sie selber Österreicher sind.



[1]   Dies ist ein mehr oder weniger literarischer Text. Ich erlaube mir deshalb künstlerische Freiheiten, Abweichungen von der Wirklichkeit. In Wirklichkeit rasiere ich mich nur alle drei bis vier Wochen.

Lieder auf großer Fahrt

Stenka“ Timofejewitsch Rasin wurde um 1630 in Zimoveyskaya am Don geboren. Er war ein Ataman (eine Art Obermotz) der Donkosaken. Er war Anführer eines Aufstandes gegen das russische Zarenreich. Am 6. Juni (julianischer Kalender) oder am 16. Juni (gregorianischer Kalender) 1671 wurde er in Moskau gestorben, das heißt man vierteilte ihn.
Nur wenige Jahre nach seinem Tod entstand das ihm gewidmete Volkslied, das inzwischen weltweit bekannt und beliebt ist.
Schon ein bisserl kitschig, wa? Aber mei, was ist nicht alles Kitsch?
Im späten 19. Jahrhundert taucht das Lied von Stenka Rasin erstaunlicherweise in Bayern wieder auf:
Und im 20. Jahrhundert hat es die Weise nach dem fernen Australien verschlagen:
Ach, eh ich's vergesse: Das russische Lied "Abendglocken" ist wahrscheinlich noch bekannter und beliebter als "Stenka Rasin".
Es gibt eine bayerische Version davon, die schon in meiner Schulzeit gern gesungen wurde: