Montag, 31. Juli 2023

Ein Ufo ist gelandet

Wer ist schon der Liebe Gott, verglichen mit dem FC Bayern München?

Freitag, 28. Juli 2023

Jagdszenen aus der südlichen Oberpfalz

Mine Wohnung geht ziemlich genau nach Süden raus, die Südwand (die einzige Fensterwand) besteht aus einem breiten Fenster und einer Glastür, die auf den Balkon führt. Vor dem Haus ist eine Wiese mit Sträuchern und Bäumen. Vor der Balkontür hängt ein sogenanntes Fliegennetz, welches mir des abends, wenn ich das elektrische Licht einschalten muß und trotzdem frische Luft hereinlassen will, Mücken und andere Insekten vom Leibe hält. Das Plastiknetz ist inzwischen einige Jahre alt, es wirft Falten und die Lamellen schließen deshalb nicht mehr an allen Stellen dicht ab: Der eine oder andere Muck findet nächtens seinen Weg in meine Wohnung.

Gestochen werde ich zwar selten, aber das Gesirre dicht am Ohr, das aufdringliche Tanzen einen halben Meter von meinen Augen entfernt ist manchmal doch recht lästig. Wenn ich die Insekten im Flug vor mir sehe, klatsche ich die Hände zusammen und zermautschele so die Viecher, die allerdings fast immer fixer reagieren als ich und damit der tödlichen Falle entkommen. Eine andere Methode ist es, den Muck mit den Augen zu verfolgen, während ich mit der Hand nach der Fliegenklatsche fingere. Landet das Untier dann auf dem Schreibtisch oder auf dem Drucker - batsch! Das funktioniert oft, der Nachteil ist jedoch, daß es häufig zu Kollateralschäden kommt. Die auf Schreibtisch und Drucker herumliegenden Dinge hätten dort nicht liegen sollen, lagen dort aber und sind jetzt beschädigt. Warten, bis das Insekt auf der Wand rastet hört sich gut an, hinterläßt im Erfolgsfalle aber häßliche Leichenflecken an der Wand.

Da gibt's doch, kam mir in den Sinn, elektrische Fliegen­klat­schen. Sie sehen aus wie Federball­schlä­ger, sind aber mit einem Metallnetz bespannt, im Griff sind Batterien. Nähert sich dir das lästige Insekt, drückst du auf den Knopf, das Gitternetz steht unter Strom und du brauchst den Schläger nur noch dem Insekt in den Weg zu halten, gegebenenfalls elegant in seine Richtung zu wedeln. Ein winziger bläulicher Funken, ein leise sirrendes Britzeln und wieder ist ein von Gott geschaffenes Leben ausgelöscht.

Seit einigen Tagen bin ich Besitzer eines solchen Mordgerätes, seit einigen Tagen finde ich keinerlei Fluginsekten mehr in meiner Wohnung. Nun, da ich den Elektroschlächter im Haus habe, möchte ich ihn auch ausprobieren, ich will sehen, wie eine vom Blitz getroffene Mücke entseelt zu Boden sinkt, aber die Beute ist in einen unbefristeten Streik getreten.

Nachhaltige Atombomben

In den Alten Zeiten, da das Wünschen schon auch nicht mehr geholfen hat, haben wir gegen die Auf- und Nachrüstung demonstriert; vergeblich, wie wir inzwischen wissen. Einer der Sprüche, die man damals auf Spruchbänder gehäkelt hatte, lautete:

Keine neuen Atombomben, solange die alten nicht verbraucht sind!

Damals hat die sparsame schwäbische Hausfrau noch gelebt.

Schwerwiegender Softwarefehler

 

Iranische Regierung: Persien ist ein Gefängnis

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) war folgendes zu lesen: "Die iranische Schauspielerin Afsaneh Bayegan ist wegen Verstoßes gegen die Kopftuchpflicht zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Die Strafe werde für fünf Jahre ausgesetzt, meldete am Mittwoch die Nachrichtenagentur Fars News, die den Revolutionsgarden untersteht. Die 62 Jahre alte Bayegan müsse sich einer psychologischen Behandlung wegen einer krankhaften „familienfeindlichen Persönlichkeit“ unterziehen. Zudem sei eine zweijährige Ausreisesperre gegen sie verhängt worden."

Das heißt, die iranischen Behörden geben uns zu verstehen, daß der bloße Aufenthalt im Iran eine angemessene Sanktion für ein strafwürdiges Vergehen ist. "Du bist ein nichtswürdiger Lump (m/w/d), deshalb mußt du unter uns, in unserem gottverfluchten Lande wohnen."

Donnerstag, 27. Juli 2023

Ohmdrom und Untdrunt

 

Zwischen ohm und unt ist eine Menge los.

Dienstag, 25. Juli 2023

Immer diese rumänischen Polen

Vor einigen Jahren habe ich im Fernsee folgenden Dialog gehört [1]:

A: Warum verdächtigen Sie diesen Mann?

B: Na ja, vor 10 Jahren waren es auch die Rumänen. Wahrscheinlich.

A: Aber dieser Mann ist Pole.

 

Schöner kann man die schlichte Denke auf AfDershowparties gar nicht zusammenfassen, ohne dabei an Weidels Alice auch nur zu denken.

 


[1]   "Mord mit Aussicht - Ein krummer Hund" (Ich habe den Dialog gerafft zitiert)

Das verehrungswürdige Altar­bild

Colombey-les-Deux-Églises ist ein Dorf in Nordfrankreich, in dem ca. 700 Einwohner leben. Weltbekannt wurde die Ortschaft durch das Gemälde "Lesen unter dem Kreuz" von Jan van der Eyck (1492 - 1612), das jahrhundertelang auf einem Nebenaltar einer der beiden Kirchen zu bewundern war.

In den sechziger Jahren war das Bild von einem Tag auf den anderen verschwunden, daß es gestohlen wurde wird bis heute bestritten.

A gmahde Wiesn

 

Gestern Vormittag bin ich ausnahmsweise nicht auf den Aufsitzrasenmäher des Helikopterhausmeisters hereingefallen. Bölk, bölk, bölk machte das Ding, als es direkt unter meinem Balkong entlang gefahren ist. Als neugieriger Mensch, der ich manchmal bin, bin ich auf den Balkon getreten und habe nachgeschaut. Der Unterschied zwischen dem Teil, wo der Rasenmäher schon war und dem, wo er noch nicht war, war ohne Instrumente kaum zu erkennen. Die Wiese - "Rasen" will ich diese oreidige Grünfläche nicht nennen - war schon vor dem Mähen bedenklich kurzgeschnitten. Derzeit ist es warm bis heiß und ziemlich trocken, nicht so trocken wie in Brandenburg, aber doch. Bei dieser Hitze und Sonneneinstrahlung wäre üppiges, sprich: hohes Gras der beste Schutz gegen das Austrocknen des Bodens. Nichtsdestotrotz werden in der heißen bis sehr heißen Zeit in Deutschland die Wiesen und Rasen gemäht wie immer. Du könntest nur noch mit dem Kopf gegen die Wand hauen.

Die Frage, die mich im speziellen umtreibt: Ist der Hausmeister schlicht verrückt oder bekommt er von der Hausverwaltung die strikte Anweisung, den sogenannten Rasen kaputt zu mähen? Gehört etwa Wahnsinn zum üblichen Anforderungsprofil für Hausmeister und Hausverwalter?

Samstag, 22. Juli 2023

Vom fehlenden Verstande

Der Franze hat gsagt, er versteht vieles nicht. Weil, sagt er, wenn er's verstünd tät ihn sein Chef rauswerfen.

*

Der Franze hat gsagt, die Wahrheit wär oft deprimierend. Aber, sagt er, nicht für den, der sie nicht versteht.

*

Mittwoch, 19. Juli 2023

Wiener Zaouli-Walzer

Wie altväterlich (m/w/d) ist dagegen doch der Wiener Walzer [1]?



[1]   Von der albernen Alliteration will ich schweigen.

Schrödingers Katze und Jesus


Montag, 17. Juli 2023

Das Schockierende am Sandwich und wie ich es rausgefunden habe

In den fünfziger Jahren kam das vordem weitgehend unbekannte englische Wort "Sandwich" in die deutsche Sprache. In den fünfziger Jahren war ich noch der Waldbauernbub und für Jahre war "Sandwich" für mich das Fürst-Pückler-Eis zwischen zwei Waffeln. 

 Ich hab überhaupt merkwürdige und manchmal ausgesprochen hartnäckige Assoziationen. Noch heute stelle ich mir, wenn ich das Wort "Luxus" höre, erst mal das gleichnamige Vanille-Stangerl-Eis mit Schokoglasur von Jopa vor.

Auf dem Gumminasium haben wir dann gelernt, daß es im sehr, sehr südlichen Südatlantik die Sandwichinseln gibt. Was haben wir damals gelacht, allerdings weiß ich heute nicht mehr, was wir uns seinerzeit unter einer Sandwichinsel vorgestellt haben. Mit Sand und mit Hexe hat's jedenfalls nichts zu tun, so viel war allen klar.

"Die Sandwichinseln sind benannt nach John Montagu, dem 4. Earl of Sandwich (* 13. November 1718, + 30. April 1792 in Chiswick). Montagu war ein britischer Diplomat und Staatsmann. Er ist heute vor allem bekannt durch das nach ihm benannte belegte Brot, das Sandwich." (Wikipedia)

Das nach dem "Earl of Sandwich (...) benannte belegte Brot" hat mich  jahrzehntelang und geradewegs in die Irre geführt. Nach meinem Sprachverständnis ist nämlich ein Belegtes Brot ein mit Wurst, Käse,  Gürkchen oder was immer belegtes (oder meinetwegen auch bestrichenes) Brot, und "Brot" meint hier Scheiben mehr oder weniger dunklen Brotes im Sinne der Reichsunmittelbaren Brotverordnung Karls III.

Ein "Sandwich" aber ist - wiederum in meinem Sprachverständnis - 1 2gliedriges Ensemble aufeinandergelegter 3eckiger Toastbrotscheiben. Toastbrot - weiß jeder - schmeckt wie Arsch und Friederich, es ist Watte auf Weizenbasis, eine reiz- und geschmacklose Trägersubstanz für allerlei Zeug. Getoastet aber kann man es schon runterwürgen.

Im Supermarkt kriegst du zweierlei Arten von Weißestbrot: Einerseits das Toastbrot, das tatsächlich zum Anbraten im elektrischen Anbrater gedacht ist und andererseits das American-Sandwich-Brot, das im Querschnitt ein gutes Stück größer ist als das Toastbrot. Und dieses Brot ist zum Rohessen bestimmt. An Bahnhöfen und anderen höchst dubiosen Orten bekommst du diese Sandwiches divers belegt und in Plastikdreiecke eingeschweißt.

Ich muß jetzt aufhören, mir ist schlecht. Oder wie Rilke einst schrieb:

Mir ist übel / Bringt mir einen Kübel

Mir ist schlecht / Bringt mir einen Specht

Heil Undercut!

Eine der Hauptursachen von Depressionen sind Friseure, meinte schon im frühen 16. Jahrhundert der Schweizer Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Paracelsus. Von ihm stammt das geflügelt gewordene Wort "Post tonsorem omne animal triste" (Nach dem Friseurbesuch ist der Mensch von Schwermut erfüllt).

Du sagst der Friseuse, wie du die Haare gerne hättest, sie aber schneidet dir die Haare nach eigenem Gutdünken. Und zwar so, daß deine Mutter erst, später deine Frau und noch später deine Typberaterin meint "Jetzt schaust wieder wie ein anständiger Mensch aus." In Normaldeutsch übersetzt heißt der Satz "Du hast jetzt ein Arschgesicht / Ein arschgesicht'res findst du nicht."

Martin Luther seligen Angedenkens bekam auf dem Reichstag zu Worms 1521 ordentlich die Haare gewaschen und geschnitten und er hat sich danach dermaßen geschämt, daß er ein Jahr lang nicht mehr unter Leute ging. Er versteckte sich auf der Wartburg und übersetzte dort aus Langeweile das Neue Testament in's Deutsche. Noch heute endet die Bibel mit der Apokalypse und diese wiederum mit den Worten: Vom Barbier kömmt die Schwermut, von der Schwermut der Wermut und vom Wermut die Trunksucht.

https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiddY0_mKys2gksCtlEPGK9Zkmss7JdYFsma3mH7dv4ci1DHdMw0VIonJ6n0nu-NqcWrfYY93BIHmTDNSoidx-4CXPxa1dfXrjMclOmgQkIXssjs68VgjQGuV-Jgiscybk1XK-nKKEWzfS1Siars7bylgCZyPxnRGB4J0WMxwwzNAA4_40p5hYMyqoDir2Y/w374-h536/Snoor.jpg 

Die Frisur, die der depressive Herr weiter oben auf dem Photo trägt, nannte man früher Topfschnitt, weil die Mutter, wahlweise auch die Großmutter einem da einen Topf überstülpte und alles wegschnitt, was unten rausguckte. Heute nennt sich die Frisur Undercut und ist wahnsinnig trendy und stylish.

Die Wikipedia meint zum Undercut (Ein Uppercut ist übrigens ganz was anderes): "Der Haarschnitt war bereits von den 1920er bis zu den 1940er Jahren populär und wurde daher 2012 in der Süddeutschen Zeitung als „HJ-Frisur“ bezeichnet".

Und genauso ist es,

wenngleich der Herr auf diesem Bild aus dem HJ-Alter schon ein wenig heraus ist. Nichtsdestotrotz: ss rulez!

Dieser Herr trägt eine Original-Nazifresse zur Schau, von der geometrisch strengen Gasmaskenfrisur über den Entschlossenheit simulierenden Mund bis zum vorgereckten Kinn. Laß mich schweigen von der Blitzkrieg-Körperhaltung.

Minutenkurze Reschärsche hat mir verraten, daß es sich bei diesem Herrn um Ivan Prtajin handelt, einen Stürmer beim SV Wehen Wiesbaden, einem Verein, der schon im Vereinsnamen dem Geburtsschmerz der Frauen ein anrührendes Denkmal setzt. Prtajin, so erfahre ich weiter, kommt aus Kr******. Auch das noch.

Donnerstag, 13. Juli 2023

Ein Energiespartip für die heißen Tage

Ventilatoren ohne Flügel verbrauchen erheblich weniger Energie als Ventilatoren mit Flügel.

Mittwoch, 12. Juli 2023

Je Friseur desto Schwermut

Der Spruch "Post coitum omne animal triste" (Nach dem Ficken ist Mensch wie Tier schlecht drauf) wird gerne gesprochen, wenn Ackerdemiker bei einer Foyerzangenbowle am bullernden Kamin beisammen sitzen und mit jedem Schluck besoffener werden. Der Spruch wird Aristoteles zugeschrieben, wahlweise auch dem antiken Arzt Galen, Cicero, Ovid oder auch Augustinus. Nachzuweisen ist der Spruch allerdings erst für das 16. Jahrhundert und inhaltlich ist der Satz sowieso ein Scheisendreck. Was stimmt - zumindest für mich - ist dagegen der Spruch "Post tonsorem omne animal triste" (Nach dem Friseurbesuch ist der Mensch von Schwermut erfüllt).

Du sagst der Friseuse, wie du die Haare gerne hättest und sie schneidet dir die Haare nach eigenem Gutdünken. Und zwar so, daß deine Mutter erst, später deine Frau und noch später deine Typberaterin meint "Jetzt schaust wieder wie ein anständiger Mensch aus."

Martin Luther seligen Angedenkens bekam auf dem Reichstag zu Worms 1521 ordentlich die Haar gewaschen und geschnitten und er hat sich danach dermaßen geschämt, daß er ein Jahr lang nicht mehr unter Leute ging. Er versteckte sich auf der Wartburg und übersetzte dort aus Langeweile das Neue Testament in's Deutsche. Noch heute endet die Bibel mit der Apokalypse und diese wiederum mit den Worten: Vom Barbier kömmt die Schwermut, von der Schwermut der Wermut und vom Wermut die Trunksucht.

Sonntag, 9. Juli 2023

Du dummes Stück Scheiße!

Der bekannte Enthüllungsjournalist Günter W. aus Köln hat in einer Schuhschachtel seiner längst verstorbenen Omma ein Jugendbildnis des weitgehend unbekannten Enthüllungsjournalisten Dr. Kartoffelschnitz Allwissend gefunden.

Es soll auch eine Videoaufnahme des jungen Mannes geben, auf welcher er den Videofilmer (vom Postillon) laut und vernehmlich als dummes Stück Scheiße tituliert. Experten des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden prüfen derzeit noch, ob es sich beim Video um eine computergenerierte Fälschung (deep fake) handelt.

Montag, 3. Juli 2023

Mutmaßlicher Unfug

Während einer öffentlichen Bürgerfragestunde am 8. Januar 2011 schoß ein junger Mann in Tucson, Arizona der demokratischen Kongreßabgeordneten Gabrielle Giffords aus nächster Nähe in den Kopf, sie wurde schwer verletzt, überlebte aber. Nachfolgend wurden sechs Personen getötet, 13 weitere Personen wurden teilweise schwer verletzt. Der Attentäter wurde von anwesenden Personen überwältigt und anschließend von der Polizei verhaftet.

Auf der Website der Tageschau las ich damals den Anreißer für einen TV-Bericht über das Massaker von Tucson:

"Nach dem Anschlag auf die Kongressabgeordnete Giffords im US-Bundesstaat Arizona hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den mutmaßlichen Täter erhoben. Der 22-Jährige, der nach Angaben der Behörden psychisch gestört ist, muss sich wegen Mordes und versuchten Mordes verantworten. Er wird heute erstmals dem Richter vorgeführt. Über sein Motiv wird weiter gerätselt. Er hat sechs Menschen erschossen und 14 verletzt."
Nun habe ich alles Verständnis der Welt dafür, daß es seit vielen, vielen Jahren in den deutschen Medien üblich (oder sogar vorgeschrieben) ist, noch nicht verurteilte Tatverdächtige als "mutmaßliche Täter" anzusprechen. Wenn kein Geständnis vorliegt [1] ist es immer noch möglich, daß sich der mutmaßliche Täter als unschuldig erweist. Oder die Mörderin wird zum Totschläger, der erstmal angenommene Mord erweist sich als fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge.
Hier aber ist der Täter auf frischer Tat festgenommen worden, er wurde noch am Tatort überwältigt, wahrscheinlich gibt es x Photos und Videos vom Tatgeschehen. Es gibt keinerlei Spielraum für irgendwelche Zweifel an der Täterschaft, fraglich ist lediglich die juristische Einstufung.

Warum also die Formulierung vom "mutmaßlichen" Täter, denn Täter ist er in jedem Falle. Abgesehen davon ist der Journalist, der den Anreißer verfaßt hat, inkonsequent, denn am Ende des kurzen Textes bringt er keinen Konjunktiv mehr, keine sonstige vorsichtige Formulierung. Ganz lakonisch heißt es: "Er (der angeblich nur mutmaßliche Täter; W. H.) hat sechs Menschen erschossen und 14 verletzt." Punkt.

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Am 2. August 1980 verübten Neofaschisten einen verheerenden Bombenanschlag auf den Hauptbahnhof von Bologna, bei dem 85 Menschen starben und mehr als 200 verletzt wurden. Im Deutschlandfunk habe ich damals die bizarre Formulierung gehört, in Bologna habe man jetzt einen "mutmaßlichen Verdächtigen" festgenommen. Auf den ersten Blick ist das einer der vielen Weißen Schimmel und anderen Sprachschlampereien, die man immer wieder hört oder liest.

Ich aber wöhne - und das arg - daß es eher ein Beispiel für die rasche Veränderung von Wortbedeutungen ist. Wie fast jedes andere Ding so nutzt sich auch Sprache ab durch Gebrauch. Das wohltuend distanzierte Wort "mutmaßlich" ist so oft im Zusammenhang mit - im Urteil der Öffentlichkeit längst verurteilten - Terroristen aufgetreten daß "mutmaßlich" seine Bedeutung innerhalb weniger Jahre umgedreht hat. In den siebziger und achtziger Jahren war ständig von mutmaßlichen Terroristen die Rede war. So häufig, daß "mutmaßlich" im Zusammenhang von Rechtsprechung die Bedeutung von "ganz besonders schlimm und arschklar erwiesen" bekam. Ein "mutmaßlicher Verdächtiger" ist also jemand, der schon längst und unwiderlegbar überführt ist, was fehlt ist lediglich das formelle Urteil durch ein Gericht.

Der normale Sprachverbraucher weiß ja meist eh nicht, was "mutmaßlich" ist.



[1]   Und selbst dann gibt es gelegentlich Überraschungen.