Donnerstag, 30. Januar 2020

Unisex-Toiletten

Die Frauen... gips eigentlich noch Frauen oder sind die schon abgeschafft von der Frauenbeauftragten? Was ich sagen wollte: Die Frauen, die jetzt so fröhlich Unisextoiletten fordern, werden weinend aus den Scheißhäusern laufen, dereinst. Dann nämlich, wenn sie festgestellt haben werden, welche Dreckhammel sich öfter mal als Männer verkleiden. Wenn dir als Frau dann ein Mann (vulgo: Dreckhammel) einen oberderb-anzüglichen Spruch gegen die Brust wirft, hast du noch das Große Los gezogen, relativ. Im Regelfall wird man dich als Frau im Unisex-Klo aber begrapschen, dir zwischen die Beine greifen und dich zu vergenußwurzeln versuchen.
Das Wort "vergenußwurzeln" habe ich von einem Studienkollegen, der einstens bei der Bundeswehr Dienst tun mußte. Das war, als es hierzulande noch kaum Flüchtlinge und andere Moslems gab und die Frauen von den einheimischen Männern hochgeachtet wurden.
Dahin die Zeiten, heute werden unsere Frauen genotzüchtigt und gemessert, die Männer im Regelfalle nur gemessert. In Österreich ist natürlich alles noch viel schlimmer, das Auswärtige Amt in Bärlin hat lengst eine dringende Reisewarnung für Österreich ausgesprochen. Wer unbedingt in die Türkei oder nach Afghanistan oder sonst ein sicheres Her- oder Hinkunftsland muß, sollte nicht den Landweg über Kurzistan nehmen.



Die Erbauung des Allgäus

Wie viele Städte im südlichen Bayern ist Kempten eine sehr alte Stadt. Wie in Augsburg, Regensburg oder Passau waren in Kempten die Menschen bereits dekadent, als sich am Zusammenfluß von Spree und Havel noch die Wildschweine an den Bäumen rieben. Schon Strabon erwähnt die Stadt in einem Buch aus dem Jahre 18 nach Christus.
Kempten lag damals in einer ungemein flachen Gegend, so flach, daß die Tränen zu laufen begannen, wenn man länger als drei Minuten in eine Richtung schaute. Und so erließ der Landpfleger Quintus Maximus ein Gesetz, demzufolge in Kempten und um Kempten und um Kempten herum eine Gebirgslandschaft zu schaffen sei, auf daß die Augen ein Gefallen daran hätten.
Er ließ den (später so genannten) Domberg von Freising, der damals zweieinhalbtausend Meter hoch war, abtragen und ließ das Material nach Kempten schaffen, wo nach und nach eine liebliche bis wildromantische Berglandschaft aus der Ebene wuchs. Freising hieß damals übrigens noch Friesing, weil es die Freisinger (eigentlich ja Friesinger) immer frieselte, der enormen Höhenlage wegen.
Wie das bis heute so ist bei Bauarbeiten, verschwand ein Gutteil des Baumaterials unter der Hand, so daß das hügelige Voralpenland entstand.
Dies habt zur Belehrung.

Dienstag, 28. Januar 2020

Lebensretter Alkohol

Seinen neuen BMW hat ein Mann nahezu direkt in einen Weiher gelenkt. Der 30-Jährige war einfach immer weiter geradeaus gefahren - auch als die Straße endete.
Da soll nochmal einer was gegen Alkohol im Straßenverkehr sagen. Was der junge Mann gemacht hat, ist die verantwortungsvollste Art und Weise, mit einem BMW umzugehen: Kaufen, schnurgerade im nächsten Weiher versenken. Was alles hätte passieren können, wenn der 30jährige Zigtausende von Kilometern mit seinem BMW gefahren wäre...
https://www.fischundfleisch.com/theodor-rieh/fahrverbote-44879

Dienstag, 21. Januar 2020

Sedlacek

Eine gute Literatur ist schon mal nicht schlecht.

Als der weithin bekannte und wegen seiner düsteren Geschichten gefürchtete Schriftsteller Sedlacek noch nicht der berühmte und wegen seiner kühnen Metaphern vielbelächelte Dichter Sedlacek war, führte er unter dem Namen Dr. Anselm Korff das aus Literatur und Literaturgeschichte wohlbekannte Leben eines Versicherungsangestellten.
Der Begriff "Versicherungsangestellter" ist dabei bereits eine der vielen Unklarheiten aus einem ganzen Geflecht von Mystifikationen, die sich wie eine Dornröschenhecke um Leben und Werk von Hans Sedlacek ranken. Das dem Literaturkritiker Volker Buchholz zugeschriebene Bonmot, es habe Sedlaceks Vergangenheit als Versicherungsangestellter darin bestanden, daß er auf Nachfrage immer wieder versichert habe, er sei angestellt, ist zweifellos witzig formuliert, dennoch unzutreffend.
Das Tragische in Leben und Wirken des notorisch schlecht informierten Literaturkritikers Volker Buchholz besteht meines Erachtens darin, daß Volker Buchholz ein ungemein intelligenter, ja brillanter Kopf ist, der aus gegebenen Tatsachen mit großer Sicherheit absolut richtige, manchmal sogar verblüffend zutreffende Schlußfolgerungen zu ziehen imstande ist. Da er jedoch ‑ notorisch schlecht informiert, wie er ist ‑ meistens von mehr oder weniger falschen Voraussetzungen ausgeht, sind seine Denkergebnisse, bei aller formalen Brillanz und logischen Stichhaltigkeit, in der Regel ziemlicher Unfug.
Nun gibt es Leute, die behaupten, daß gerade dies der Grundstock von Buchholzens Karriere sei und immer schon gewesen sei. Plattköpfe, wie es viele Leser und die meisten Kollegen von Buchholz seien, genössen es, mit ihrem Gestammel ‑ wenn nicht in der Herleitung, so doch im Ergebnis ‑ selbst einem so brillanten Kopf wie Volker Buchholz überlegen zu sein.
Im Falle von Sedlacek hatte Buchholz sogar ein wenig recht. Sedlacek war nämlich bei einer Bank tätig, die ihrerseits Teil eines großen Versicherungskonzerns ist, der wegen seiner ‑ selbst für einen Versicherungskonzern ‑ ausgesprochen dubiosen Geschäftspraktiken in Börsenkreisen großes Ansehen genießt.
Aufgabe des Diplom-Informatikers Dr. Anselm Korff war es, den Unfug aus den Computerprogrammen des Konzerns zu entfernen, ohne dabei den Unfug in den gespeicherten Daten anzutasten. Das sei, erzählte Sedlacek später in einem Interview, anfangs eine Heidenarbeit gewesen. Das von minderen Literaten an dieser Stelle gerne gebrauchte Wort "Sisyphusarbeit" versagte sich Sedlacek bewußt, da Sisyphus, wie erinnerlich, keinen Erfolg mit seiner Arbeit hatte und immer wieder von neuem beginnen mußte. Korff hingegen hatte das System bald so gut im Griff, daß es nur durch grobe Bedienungsfehler auf höherer Operator-Ebene aus dem Gleichgewicht geworfen werden konnte.Um sich selbst nicht überflüssig und damit arbeitslos zu machen, war Korff also gezwungen, den Wert seiner Arbeitskraft für die Bank dadurch unter Beweis zu stellen, daß er selber Fehler in das Programm einschleuste und dann darauf wartete, bis sie bemerkt wurden. Da er nur zu genau wußte, wo der Fehler zu suchen war, hatte er ihn schnell behoben, verstand sich aber hervorragend darauf, nach außen hin den Eindruck einer ungemein aufwendigen und komplizierten Tätigkeit zu vermitteln.
Es leuchtet ein, daß er dadurch eine Menge Zeit hatte. Zeit, die er gezwungenermaßen an seinem Computerterminal im Büro absitzen mußte, denn nur so konnte er den erwünschten Eindruck höchster Geschäftigkeit vermitteln. Langeweile war die Folge und die Folge dieser Langeweile waren Korffs erste literarische Versuche, lustig-sarkastische Kurzgeschichten. Sedlacek war damit auf Umwegen zu seinem Jugendtraum zurückgekehrt.
Kinder, die das Naschen mehr als üblich lieben, möchten gerne Konditor werden, während solche mit Fernweh eine zeitlang den Beruf des Lokführers oder Flugkapitäns anstreben.
Über seinen geliebten Büchern sitzend, träumte der achtjährige Korff davon, einst Dichter oder Schriftsteller zu werden. Den Unterschied zwischen beidem erhoffte er im Laufe seiner Karriere noch herauszubekommen.
Schon in der Volksschule hatte man entdeckt, daß er ganz wunderhübsche Aufsätze schreiben konnte, mit einem wirklich erstaunlichen Wortschatz für so ein Kind und überhaupt, diese Eleganz und dieser Einfallsreichtum im Ausdruck...
Die Aussicht, dereinst auf Lesungen bewundert und vom Fernsehen zu Diskussionen eingeladen zu werden, hatte für den fünfzehnjährigen Korff etwas ungemein Verlockendes. Die mit dem Beruf des Schriftstellers ‑ oder Dichters, den Unterschied hatte er immer noch nicht herausbekommen ‑ verbundene Möglichkeit, zuhause, und also an jedem beliebigen Ort der Erde arbeiten zu können, nahm er als zwar nicht wesentlichen, aber doch angenehmen weiteren Vorteil dieses Berufes mit in seine Phantasien auf.
Hei, was ein Traum, eines Tages ein schmales Suhrkamp-Bändchen mit dem eigenen Namen drauf in den Händen zu halten. Oder, genauso gut, fast noch besser ein dtv-Büchlein mit einem Umschlagentwurf von Celestino Piatti; Autorenname, Titel, Untertitel auf dem Deckblatt in Kleinbuchstaben und rechtsbündig ausgerichtet.
Sedlaceks einziges Problem in jenen Jahren war lediglich dies, daß er nichts hatte, worüber er hätte schreiben können. Die Welt, in der er selber lebte, die er also gut kannte und hätte beschreiben können, erschien ihm ungemein öde und langweilig. In dieser Welt passierte nichts, bzw. das, was darin vorfiel, schien ihm in keiner Weise berichtenswert.
Geschichten, wirkliche und echte Geschichten passieren in der argentinischen Pampa oder in den Häuserschluchten von New York, im Rom der Cäsaren oder im Paris des Werweißwievielten Louis'. Sedlaceks geographische und historische Kenntnisse waren zwar schon in diesen jungen Jahren beachtlich, dennoch nicht ausreichend, um einigermaßen glaubwürdig so interessante und jedermann bekannte Schauplätze skizzieren zu können; von plausiblen Handlungen, die darin passieren können, gar nicht erst zu reden.
Sedlaceks Romane wanderten deshalb schon nach wenigen Seiten, oft schon nach einigen Absätzen, als Fragmente in die Schublade.
Kurzfristig verfiel Sedlacek auf den Trichter, sich einfach eine Vergangenheit zu erfinden, die Geschichte also nicht im realen Mittelalter spielen zu lassen, sondern in einem erfundenen Land, in einer erfundenen, mittelalterartigen Zeit. Irgendwie aber ist nie was draus geworden, wahrscheinlich weil er dachte, so was würde kein Mensch je lesen wollen. Wenn er damals hartnäckiger an dieser Idee gebastelt hätte, hätte Sedlacek in jungen Jahren schon den Fantasy-Roman erfunden.
Na ja, hat nicht sollen sein.
Sedlacek entzog sich dem Dilemma der themenlosen Kreativität eine geraume Zeit dadurch, daß er sich für die strengen und exakten Naturwissenschaften zu interessieren begann. So weit trieb es Sedlacek mit der Strenge, daß ihm die Physik als zu verwaschen erschien und er sich auf die Mathematik stürzte.
Damit landete er schließlich bei der Bank, letztendlich also wieder - wir hatten das schon - bei der seinerzeit verschmähten Literatur.
Nun ist Korff ein Mensch, der immer schon über den Tellerrand der eigenen Profession hinausgeblickt hat, und wenn er in der Jugend auch nie eine Kurzgeschichte wirklich zu Ende gebracht hatte, verstand er doch genug von Literatur, war hinreichend kritisch und selbstkritisch, um bald zu erkennen, daß ihm mit den jetzt verfaßten Kurzgeschichten brillant geschriebene Meisterwerke gelungen waren. So wagte er es denn eines Tages, die Geschichten verschiedenen Verlagen anzubieten.
Die Geschichten seien brillant geschrieben, in der Tat, er habe sich köstlich amüsiert, meinte der Lektor eines angesehenen und sehr seriösen literarischen Verlages, aber man sei ein angesehener und sehr seriöser literarischer Verlag. Lustige Geschichten seien wohl eher etwas für einen jener Verlage, die Bücher mit hoher Auflage für das breite Publikum herausbringen. Alf Andresen, der Lektor eines jener Verlage, die Bücher mit hoher Auflage für das breite Publikum herausbringen, schrieb zurück, er habe sich köstlich amüsiert, die Geschichten seien brillant geschrieben, aber eben: zu brillant. Korffs Art zu schreiben sei für das typische Publikum seines Verlages viel zu literarisch.
Korff tippte sich angesichts der Kreiswanderung seines Manuskriptes ans Hirn, aber er nahm ab sofort die Sache von der sportlichen Seite. Das wollte er nun wissen, ob es möglich wäre, irgendwelche Geschichten irgendwo unterzubringen. Er setzte sich also hin und schrieb neue Geschichten; lustige Geschichten, das immer noch, aber knalliger, kräftiger, weniger subtil; weniger brillant auch und das vor allem. Alf Andresen meinte nun, was Korff da geschrieben habe sei ja nicht schlecht, das müsse er zugeben - aber: Es sei halt nichts Besonderes, Dutzendware, Durchschnitt.
Als Mathematiker hatte Korff die ansonsten ausgesprochen seltene Fähigkeit, in statistischen Kategorien denken zu können. Er frage sich ernsthaft, schrieb er an Alf Andresen zurück, was an durchschnittlichen Geschichten auszusetzen sei. Worin bestehe denn die ganz überwiegende Mehrheit jener Geschichten, die veröffentlicht würden, wenn nicht aus - bestenfalls - Durchschnitt? Durchschnitt sei ja genau so definiert.
Der solcherart als Idiot hingestellte Alf Andresen hat nie auf diesen Brief geantwortet.
Das Spiel wiederholte sich, von Beate Brosch bis Zygmunt Ziller und damit hatte es sich Korff natürlich bei allen größeren Publikumsverlagen verschissen gehabt, ein für alle mal.
Wenn Korff noch irgendwo ein Bein auf den literarischen Boden bringen wollte, mußte er dies nun vom anderen Ende der literarischen Werteskala her tun. Er nahm also die zweite Generation seiner heiteren Geschichten, die billigeren Geschichten, und schnitt ihnen jeweils die lustige Pointe weg.
Damit hatte er die Geschichten nicht einfach verkürzt, sondern radikal verändert. Geschichten dieser Art sind ja meist nach dem gleichen Muster gestrickt: Ein Konflikt bahnt sich an, läuft bald auf eine riesige, unentwirrbare Katastrophe zu, bis die Situation schließlich durch irgendeinen absolut wahnwitzigen Umstand gerettet wird.
Ohne die Pointen und ohne das unerläßliche Happy-End hatten die Geschichten jeglichen Unterhaltungswert verloren, zugleich jedoch eine erfrischend irritierende Offenheit gewonnen.
korff der schalk setzte noch eins drauf und schrieb alles klein ließ die satzzeichen bis auf die punkte weg und gliederte seine texte nur noch in ganz wenige absätze so daß das lesen der geschichten wenn nicht schwer so doch ungemein lästig wurde.
Ein feiner Schachzug, lieben doch Kritiker und Germanisten schwierige Texte, sie geben ihnen Deutungsarbeit und Brot.
Eine Auswahl dieser derart bearbeiteten Geschichten schickte Korff dann an die renommierte literarische Zeitschrift "schattenrisse". Leander Grönlein, Verleger, Herausgeber und Chefredakteur der "schattenrisse" war davon angetan und erklärte sich bereit, eine von Sedlaceks quälend tristen Geschichten zu veröffentlichen.
Dies allerdings nur unter der Voraussetzung, daß Anselm Korff ein literarisches Pseudonym annehme. "Korff", meinte Leander Grönlein, sei ein so ambitioniert literarisches Name, daß man ihn als Namen eines literarisch ambitionierten Autors nicht verwenden könne. Kein Mensch nämlich, so argumentierte Leander weiter, heiße wirklich Anselm Korff.
Den naheliegenden Einwand seines neuen Autors, er, Anselm Korff, heiße aber so, und das nachweisbar seit frühester Kindheit, wischte Leander mit einer großzügigen Geste und der Bemerkung vom Tisch, das sei krudester Naturalismus. Entscheidend sei in diesem - wie in jedem anderen Falle - nicht die Wirklichkeit, sondern das Bild, das sich die Menschen von der Wirklichkeit machten. Anselm Korffs jedoch seien derart dünn gesät, daß nur eine verschwindende Minderheit aller potentiellen Leser einen Anselm Korff in der Bekannt- oder Verwandtschaft habe, wodurch sich ihm zwanglos der Eindruck aufdränge, es gäbe keine Anselm Korffs, außer als Helden übertrieben ambitionierter Romane. Wodurch wiederum dieser übergroßen Mehrheit der Leser ein Autor namens Anselm Korff als jemand erscheinen müsse, der sich für ein ausgesprochen geziertes, ja affiges Pseudonym entschieden habe, was ihn in den Augen kritischer Leser von vorneherein disqualifiziere.
Nun wird jeder sagen, jemand, der Leander Grönlein heißt sollte vorsichtig sein, wenn er anderer Leute Namen als "zu literarisch" beurteilt. Dieser Ansicht schloß sich seinerzeit auch Anselm Korff an, verzichtete aber, davon Gebrauch zu machen, da er seine Geschichte endlich veröffentlicht wissen wollte. So fügte sich Korff und die Geschichte erschien unter dem Namen Hans Sedlacek. Der eine Zeitlang im Raume stehende Vorschlag, es möge sich Dr. Anselm Korff "Franz Sedlacek" nennen, wurde nach einer gemeinsam durchzechten Nacht von Korff und Grönlein einstimmig verworfen. Dergleichen wäre denn doch zu dick aufgetragen.
Die Fachwelt jedenfalls reagierte erfreulich aufmerksam auf den neuen Dichter, Sedlacek wurde zu Lesungen und Podiumsdiskussionen in kommunale Kulturzentren eingeladen.
In München-Milbertshofen war nun zu einer solchen Lesung mehrerer Jungautoren erstmals ein überregionales Fernsehteam nicht nur eingeladen, sondern auch tatsächlich erschienen. Nicht wegen der unbekannten Jungautoren, (für die sich, da unbekannt, sowieso kein Schwanz interessierte), sondern wegen der lokalen Kritikerprominenz, die zu diesem Ereignis ihr Erscheinen fest zugesagt hatte.
Sedlacek las "Das Salz meiner Tränen", eine deprimierende Geschichte von geradezu abstoßender Hoffnungslosigkeit. Sie besteht nahezu ausschließlich aus einer inhaltlich ungemein geilen, formal aber quälend spröden Fick-Szene.
Als Sedlacek mitten im Lesen war, gab er - vor laufenden Fernsehkameras! - auf eine ausgesprochen obszöne Weise ungezügelte Würgelaute von sich; Würgelaute, wie sie heftigem Erbrechen voranzugehen pflegen. Verwirrt, verzweifelt, zu der verzweifelt verwirrenden Geschichte passend, die er gerade las, sah sich Sedlacek um und griff dann nach einer wie zufällig neben ihm auf dem Boden stehenden Papiertüte.
Die etwas Älteren unter Ihnen erinnern sich noch an die dramatischen Fernsehbilder, die damals in allen Feuilletons wieder und wieder gezeigt wurden; an die zahllosen Diskussionen darüber, ob man diese Szenen nun hätte zeigen sollen oder nicht - wobei man, der besseren Verdeutlichung wegen, diese Szenen neu und stets noch mal neu zeigte, in Zeitlupe und rückwärts, mit und ohne Ton.
Mit einem letzten, gräßlichen Würgelaut hatte nämlich Sedlacek die Papiertüte gepackt und dann hemmungslos seinen Mageninhalt in diese Papiertüte entleert. Anders ausgedrückt: Vor laufenden Fernsehkameras, während einer mit hochkarätigen Literaturkritikern besetzten Autorenlesung kotzte Sedlacek in eine Tüte. Das alleine wäre bereits eine Meldung in sämtlichen Feuilletons wert gewesen. Sedlacek aber zog nun, durch den befreienden Akt gesundheitlich sichtlich besser gestellt, aus seiner Rocktasche einen, wie zufällig dort sich befindlichen Löffel und begann vor den Augen des entsetzten Publikums - und vor laufenden Fernsehkameras, wie gesagt - die weiße Masse mit etlich darin befindlichen roten Brocken stetig löffelnd zu essen. Ein Gutteil des Publikums wurde erst blaß, dann grün; würgende Laute waren zu hören, die rasch an Zahl und Intensität zunahmen.
Der Sachschaden war beträchtlich. Zu den Reinigungskosten für den Versammlungsraum im Kulturzentrum kamen noch die jeweils individuell zu tragenden Kosten für Reinigung oder Wäsche der beschmutzten Kleidungsstücke zahlreicher Besucher der Veranstaltung.
Sedlacek aber war mit einem Schlag weit über München hinaus bekannt, wurde rasch zu einer bundesweit prominenten Persönlichkeit in der literarischen Welt. Einige Kritiker sprachen von der "beklemmenden Intensität" seiner deprimierenden Texte, einer von ihnen wollte gar "immer schon" autokannibalistische Komponenten in Sedlaceks Werk gefunden haben.
Die Einladungen zu Lesungen mit anschließender Diskussion nahmen zu, schwollen an, wobei jeder Veranstalter, jeder Besucher einer solchen Lesung natürlich heftig abgestritten hätte, er hoffe auf eine Wiederholung des spektakulären Kotzmahles.
Sedlacek seinerseits hütete sich, dergleichen zu wiederholen. Zum einen, weil er nunmehr als seriöser Autor etabliert war, dies also nicht mehr nötig hatte und seriöse Autoren ganz einfach nicht öffentlich in Tüten kotzen, um anschließend Ihr Erbrochenes zu verspeisen. Zum anderen ‑ und dies vor allem - weil er fürchtete, man könnte ihm bei einer eventuellen Wiederholung des Schauspiels auf den in der Tüte zuvor versteckten Fleischsalat kommen.
Als schließlich, wenige Monate nach dem spektakulären Auftritt Sedlaceks der inzwischen heißersehnte Romanerstling "Schatten der Dunkelheit" im schattenrisse-Buchverlag herauskam, war die erste, eh schon ziemlich hoch angesetzte Auflage binnen einer Woche vergriffen.
Das hört sich einfacher an als es war. Als Sedlacek nämlich genüßlich seinen Fleischsalat vor seinem reihernden Publikum löffelte, war von "Schatten der Dunkelheit" weder eine einzige Zeile geschrieben, noch hatte Sedlacek damals die leiseste Ahnung, daß er einen solchen Roman würde schreiben wollen. Es war Leander Grönlein gewesen, der in mehreren Interviews, ohne Sedlacek auch nur zu informieren, vollmundig angekündigt hatte, es stünde dieser Roman kurz vor der Vollendung und werde zur Leipziger Buchmesse dem Publikum präsentiert werden. Damit hatte er sich in Zugzwang und Korff in die Bredouille gebracht.
Schon für einen routinierten, hauptberuflichen Schriftsteller wäre es eine fast herkulische Tat gewesen, binnen weniger Wochen einen dicken und dazu hochliterarischen Roman aus dem Hut zu zaubern. Sedlacek, der ja einem Beruf nachgehen mußte, dem zusätzlich Lesungen und Diskussionen mehr und mehr von seiner knapp bemessenen Freizeit wegfraßen, erklärte seinem Verleger gegenüber das Schreiben dieses - aus kommerziellen Gründen unbedingt und schnell zu schreibenden - Romans für ab - so - lut unmöglich.
Es war wiederum Leander Grönlein, dieser mit allen Salben geriebene Schöngeist, der Sedlacek den Ausweg zeigte.
"Wenn du", so sagte Leander zu Anselm, "deine bereits fertigen längeren Erzählungen zusammenwirfst, kommst du locker auf den Umfang eines für 24,90 EUR, was sag ich: 29,90 EUR zu verkaufenden Romans."
"Schon", räumte Sedlacek widerwillig ein, "nur: Dann hätte ich zwar einen Erzählband, aber immer noch keinen Roman."
"Du mußt zugeben", entgegnete ihm Leander, "daß deine Geschichten, nun..." Leander hüstelte. "...daß sie alle ein bißchen arg nach dem gleichen Muster gestrickt sind."
Sedlacek mußte dies zugeben, wohl oder übel.
"Also, hör zu", sagte Grönlein, "wir machen das so..."
Und so machten sie es dann auch.
Auf Geheiß von Leander Grönlein nahm Sedlacek als Grundlage für seinen Roman die Erzählungen, die bereits vorlagen, aber noch nicht veröffentlicht worden waren, mittlerweile ein satter Haufen, wie er zu seiner eigenen Verwunderung feststellte. In jeder dieser Geschichten scheiterte der jeweilige Held mit seinen Vorhaben, seien diese krimineller, ökonomischer oder erotischer Art, um anschließend unterzugehen. Man kennt das.
Sedlacek machte aus den vielen Helden einen, den immergleichen blassen, fahlblonden Max Möhring mit den graupensuppentrüben Augen. Und, ein feiner Kunstgriff, er schachtelte die Erzählungen ineinander. Immer wenn eine Geschichte sich einem Zwischenhöhepunkt nähert, geht es mit der zweiten Geschichte weiter, dann mit der dritten etc. Der gesamte Roman wurde dadurch natürlich ungemein schwer lesbar, durch das jähe Abbrechen jedweden Spannungsbogens wurde er zähflüssig und bräsig. Aber, so versicherte ihm der Szene-Kenner Grönlein, das mache nichts, es gebe hinreichend viele Leser, die sich von einem spannenden, leicht lesbaren Roman unter Niveau unterhalten fühlten und also dazu neigten, dergleichen seichte Machwerke geringzuschätzen.
"Aber", wandte Sedlacek ein, "es weiß doch kein Mensch mehr, was das Ganze eigentlich soll, wenn immer der gleiche Held ständig scheitert und schließlich stirbt."
"Das macht erst recht nichts", entgegnete Grönlein entschieden, "eben dies läßt dem Leser und Kritiker viel Spielraum für Deutungen. Und in zwei Jahren werden wir schon einige Seminar- und Magisterarbeiten über 'das existentielle Rätsel Möhring' haben. Weitere zwei Jahre und es folgen Doktorarbeiten und Habilitationsschriften. So werden viele durch uns in Arbeit und Brot gesetzt."
Sedlacek, unerfahren im Geschäft, war nicht überzeugt, er fürchtete um sein soeben mühsam erworbenes Renommee. Da er aber unter Druck stand, weil er aus den genannten Gründen einen, und sei es irgendeinen Roman rechtzeitig zur Buchmesse abliefern mußte, fügte er sich seufzend in das Unvermeidliche.
Grönlein - wen wundert es? - behielt recht. Als "Schatten der Dunkelheit" erschien gaben sich die führenden Literaturkritiker begeistert und das Lesepublikum schloß sich dieser Begeisterung, nach kurzem Zögern, an, als Volker Buchholz das vielmalige Scheitern und Untergehen des immergleichen Max Möhring als "Spiel, ja als literarisches Experiment mit Variationen der Existenz und des Untergangs" deutete.
Als sich schließlich der berüchtigte Filmemacher Kunz Knörer anheischig machte, "Schatten der Dunkelheit" aufwendig zu verfilmen, war Sedlaceks ökonomische Basis so solide geworden, daß er seine Stelle bei der Versicherung kündigen und fortan als freier Schriftsteller leben konnte.


Montag, 20. Januar 2020

Sterben

Es ist wissenschaftlich nicht erwiesen, daß ich sterblich bin. Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Ich bin noch nie gestorben, es gibt also keinerlei empirischen Nachweis meiner Sterblichkeit. Sollte ich eines Tages vielleicht doch mal tot sein, ist die Beweislage natürlich eine völlig andere, dann müßten wir nochmal drüber diskutieren. Laß dir dann von meiner Sekretärin, dem Fräun Heleen, einen Termin geben.

Der Franze hat gsagt, der Xare wär unsterblich. Zumindest, sagt er, hat's der Xare geglaubt, bis zuletzt.


Sonntag, 19. Januar 2020

Lügenspargel

Man sagt ja nix, man red't ja bloß

Unbeirrbar

Auf www.prisma.de las ich in einem Artikel über Amedeo Modigliani den Satz "Bestens bewandert in antiker Bildhauerei, befolgte der scheinbar so labile junge Mann unbeirrbar, was man heute ein Konzept nennen würde:..."
Ich bin zusammengezuckt beim Lesen, so wie ich jedes Mal zusammenzucke, wenn ich das Wort "unbeirrbar" lese oder höre [1].
Merkwürdigerweise nämlich liest man dieses Wort so gut wie nie im Rahmen einer Beschimpfung, man liest es vielmehr häufig in Festreden und Nachrufen: "Unbeirrbar ging sie ihren Weg" oder "Unbeirrbar verfolgte er seine Ziele".
"Unbeirrbar" gilt offensichtlich als positiver Begriff. Stünde da "unbeirrt", ich könnte nicht meckern.
Wenn ich nachträglich den Lebensweg eines Menschen betrachte und feststelle, daß er eine einmal gewählte Richtung unbeirrt verfolgt hat, dann heißt das, daß er sich durch Widerstände und Anfechtungen letztlich nicht hat beirren lassen, daß er konsequent seinen Weg gegangen ist. Ich habe keine Mühe damit, in dieser Beschreibung etwas Positives zu erkennen.

Es steht da aber "unbeirrbar".
Ein unbeirrbarer Mensch dagegen erscheint mir als ein dumpfer, stumpfer Hund der Sonderklasse, als einer, der sich durch keine Vernunft, kein Argument, keine Erfahrung beirren läßt, der einfach stur seinen Weg voranschreitet, durch nichts zu beeindrucken und zu belehren. Der schaut nur direkt nach vorne, schaut nicht nach links und nicht nach rechts, nach hinten sowieso nicht. Der ist für Erfahrungen und Irritationen, die andere Leute zu einer Kurskorrektur veranlassen, nicht zugänglich.
In einer Usenet-Diskussion entgegnete mir einer, "unbeirrbar" sei für ihn auch einer, "der sich von dem üblichen Getöse, das die um ihn herum scharwenzelnden Verirrten veranstalten, nicht von seinem geraden Weg ablenken läßt. Seelenruhig, in sich gefestigt, die Ruhe selbst, eine sehr positive Eigenschaft."
Ich entgegnete ihm mit einem Zitat "Der unerschütterliche Glaube ist keine Tugend, sondern ein Laster. (BERTRAND RUSSELL)" und fuhr fort: "Daß man sich nach jedem 'öhm, aber' nicht gleich neu taufen läßt ist eine Sache. Jahrzehntelang dieselbe Überzeugung zu vertreten ist dagegen schon etwas verhaltensauffällig. Man bleibt sich treu, indem man sich ändert. Andere Leute haben auch gute Ideen und von ihnen zu lernen, ist durchaus empfehlenswert."
Aber, wie es mit dem Wortgebrauch halt manchmal ist: Bei uns und bei Leuten, die uns zustimmen, reden wir von Prinzipientreue und Konsequenz, bei Leuten, die eine andere Meinung vertreten, nennen wir dasselbe Phänomen Sturheit.
Trotzdem: Unbeirrbare Leute sind gefährliche, weil dumme Leute.

Unermüdlich

Als die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. bekannt worden war, gab die Bayerische Staatskanzlei eine Pressemitteilung von Ministerpräsident Seehofer heraus. Darin hieß es unter anderem: "Mit seiner charismatischen Ausstrahlung und seinem unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Kirche hat der Papst aus Bayern die Menschen in aller Welt begeistert."
Als ich den Satz in den Nachrichten - indirekt zitiert - das erste Mal hörte, ließ er mich zusammenzucken. "Unermüdlicher Einsatz"... Dabei geht doch die ganze Rücktrittsgeschichte des Papstes genau darum, daß sein Einsatz ermüdlich war. Alter, Krankheit, zu viel Arbeit für einen Mann dieses Alters und Gesundheitszustandes, all das zusammen hat seine Kraft ermüden lassen.

Untrennbar

Anfang der achtziger Jah­re war in einer Lüneburger Zeitung dieses Bild samt merkwürdiger Unterschrift zu sehen.
Genaugenommen sind natürlich weder das Bild noch die Unterschrift merkwürdig. Sehr merkwürdig allerdings wird es, wenn man weiß, daß das Bild einen Artikel illustrierte, in dem es darum ging, daß die Lüneburger Saline nunmehr - nach eben über 1000 Jahren - wegen Unrentabilität geschlossen wird.
Unter dem Motto der untrennbaren Verbundenheit berichtet die Zeitung darüber, daß Lüneburgs Verbindung mit der Saline nicht nur doch trennbar ist, sondern demnächst auch tatsächlich getrennt wird.
Weiß Gott, wieviel hundert Jahre lang Lüneburger Festredner bei weiß Gott welchen Gelegenheiten die Worthülse von der untrennbaren Verbindung von Stadt und Saline schon verwendet haben. So oft jedenfalls, daß der Zeitungsredakteur die Unsterblichkeit der Verbindung auch dann noch betont, wenn er von deren Tod berichtet.


[1]   Daß es "verfolgte" heißen müßte statt "befolgte" lassen wir hier mal außen vor. Daitsches Sprak nix leicht fir daitsches Schurnalist.

Ethnische Mathematik

Wenn's denn wirklich sein muß - aber echt nur dann - spreche ich Deutsch so, daß es sich für jedermann anhört, als spräche ich Deutsch. Österreicher, vor allem jene, die das nicht können, bezeichnen mich deshalb öfter mal als Piefke.

Das ist so ein Kreuz mit diesem Piefketum. Eigentlich bin ich als Deutscher ja ein Piefke, wenn auch nur ein halberter, als Bayer. Andererseits bin ich als Abkömmling einer durch und durch sudetendeutschen Familie nur ein halber Bayern, dagegen jedoch ein voller Österreicher.
Ein halberter Deutscher, ein halberter Bayer und dann noch ein voller Österreicher... irgendwas stimmt da nicht

Dienstag, 14. Januar 2020

Kindersex - Schockierend!

Kindersex?
 Mir doch Banane. (Man achte auf die rechte Hand des Mädchens.)

Inhaltliche Diskussionen

Zu meiner Studentenzeit haben sich die Linken mit persönlichen Anwürfen gezofft wie Sau. Da damals jeder Linke seine eigene Partei war (oder doch seine eigene Fraktion in der jeweiligen Partei), war seinerzeit ein Geschimpfe, daß es nur so eine Art hatte. Der Klassenfeind, also das Kapitalistenschwein oder der willfährige Knecht des Schweinesystems war zwar theoretisch der Hauptfeind, aber den Klassenfeind bekämpfte man nur aus Pflichtgefühl. Der Linke, der sich von einem anderen Linken lediglich um ein Bitzele unterschied, war dagegen das voll leidenschaftlich gehaßte Objekt.
Immer allerdings, wenn ein Linker aus einem Schäumend-vor-Wut-Anfall aufwachte, blickte er irritiert um sich und wollte dann von seinem emotionalen Ausbruch ablenken. Dann hat er mit großer Emotion gefordert, man sollte gefälligst inhaltlich diskutieren. Seither zucke ich jedes Mal unangenehm berührt zusammen, wenn jemand das Wort "inhaltlich" verwendet.  Das ist natürlich eine schwer emotionale Reaktion.

Samstag, 11. Januar 2020

Der Impfluenzer - Rasieren

Trockenrasieren kann jeder Depp... Also fast jeder. Zum Naßrasieren dagegen braucht es eine gründliche Ausbildung.

Hinweis: Die Person im Video bin nicht ich, sondern Klaus Maria Brandauer, nachdem ihn eine begnadete Maskenbildnerin schöner gemacht hat als er eigentlich ist.

Donnerstag, 9. Januar 2020

Der Impfluenzer - Geheimbotschaft

Gestern kamen drei ausgesprochen orientalisch aussehende Herren zu mir. Zwei der Herren ähnelten vom Typ her ziemlich deutlich dem österreichischen Bundeskanzler, der dritte Herr sah mir verdächtig nach einer Frau aus. Sie ließen schöne Grüße von der Genossin Kalaschnikow ausrichten und baten mich nachdrücklich, dieses Bekennervideo im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen.
Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer sich hier zu was bekennt und in welcher Sprache, aber ich denke, daß es schon seinen Sinn hat, weil sonst wär's ja sinnlos.



Mittwoch, 8. Januar 2020

Das Einschlafen bewußt erleben

Als ich noch der Waldbauernbub war, wollte ich eine zeitlang den Moment des Einschlafens bewußt erleben. Ich hab's damals fast geschafft, aber Sekundenbruchteile vor dem Einschlafen bin ich eingeschlafen. Derzeit grübele ich über die für mich passenden Letzte Worte nach, also zum Beispiel "Mehr Licht!" vom Altmeister Goethe. Führende Goethologen meinen allerdings, der Meister habe "Mer licht hier so unbequem" gesagt, sei aber wegen des sterbensbedingten Nuschelns mißverstanden worden.
In den dunklen Momenten rabenschwärzester Depression fürchte ich, es werde im Augenblick meines Hinscheidens - wenn das Leben sekundenkurz an mir vorüberrollt, ehe es verlischt - eh kein Schwanz da sein, meine Letzten Worte zu protokollieren.



Kunst und Erektion

Ein "Fisch und Fleisch"-User, der hier - wie üblich - nicht genannt werden darf, hatte vor gar nicht so langer Zeit geschrieben:
Ich habe während meines Studiums auch Aktstudien - hüstel - genießen dürfen.
Dies hat, verständlicherweise, meine Empörung hervorgerufen.
"Daß du dich nicht schämst," schrieb ich ihm, "als Inschenjör. Sauereien für die Wissenschaft anschauen dürfen nur Künstler, Theaterwissenschaftler und Psychologen. Im Radio hab ich dieser Tage gehört, in Paderborn [1] würde man im Seminar für Kommunikationswissenschaft Pornos analysieren. Oh Jahrhundert, oh Wissenschaft!
Es ging aber weiter: Derb gesprochen: erst wenn du den Steifen in der Hose bezwingst, erst dann! können sich dir Form, Rhythmus, Proportion, Schönheit usw einer Weibsperson offenbaren.
Ist es nicht entsetzlich? Da investiert eine Weibsperson unheimlich viel Zeit und Mühe in Form, Rhythmus, Proportion und Schönheit und dann hat das Mannsbild schlicht einen Steifen in der Hose und ist für Kunst am Weib nicht im Mindesten empfänglich. Ehrlicherweise muß angemerkt werden, daß all diese Mühe aufgewendet wird, damit beim Manne - jeglichem Manne - ein Steifer in und gegebenenfalls auch außerhalb der Hose erzeugt wird. Einige werden jetzt empört sein über meine offenen Worte, aber, liebe Kinder, ihr seid ja schon groß.
Im übrigen brauchen "echte Männer"® ohnehin weder Proportion und Schönheit, noch Form und Rhythmus. Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre las ich in der Süddeutschen Zeitung, man habe einen Gehilfen der Anatomie der Universität München verhaftet, weil sich dieser in der Silvesternacht und anläßlich der gleichnamigen Trunkenheit an der Leiche (!) einer 83(!)jährigen Frau vergangen hat. Das heißt, so tot und so alt kannst du als Frau gar nicht sein, daß du vor männlicher Nachstellung sicher wärst.
Herr Dr. Giesebrecht und überhaupts alle Männer sind ja wohl das Mieseste und Primitivste...



[1]   Gegen Paderborn ist selbst Altötting evangelisch.


Dr. Gummibaum - Intellenz & Botanik

Welche die intelligentesten Bäume seien frägst du mich?
Diese Frage ist erstens ein Schmarrn.
Und zweitens ist die Antwort ganz einfach: Es sind die Gummibäume.
Weil die normalen Bäume nämlich in die Baumschule gehen, die Gummibäume dagegen aufs Gumminasium.

Einige, die wo das jetzt lesen, sind künftig wahrscheinlich genauso intelligent als wie ein Gummibaum. Die anderen haben einfach Glück gehabt



Ernst

Das Nicht-ernst-nehmen anderer Menschen beginnt damit, daß ich mich selber nicht so rasend ernst und wichtig nehme. Wenn mich, als ich noch ein Bübchen war, meine Mutter mit immer viel zu kaltem Wasser wusch, trug ich meinen Protest in schrillem Diskant vor. "So viel Angst", sagte dann meine Mutter, "um das bisserl Leben."
Die Frauen in meiner Familie waren überhaupt richtig toughe Mädels. Meine Oma hat meinen Opa vom österreichischen Kaiser freigekauft, damit sie ihn heiraten konnte. Meine Großtante Anna hat sich in vollem Gottvertrauen auf den Tod gefreut, weil sie dann Gott und Jesus und einen endgeilen Verein von heiligmäßigen Menschen endlich kennenlernte konnte.
Die Mädels haben zwei Weltkriege erlebt, zwei Inflationen und Währungsreformen... So ein bisserl Feminismus, wie wir das heute haben hätte die nicht aus der Ruhe gebracht.


Samstag, 4. Januar 2020

Die Grenzen des Liberalismus

Die Grenzen meines Geldbeutels sind die Grenzen meiner Welt.

Aus der Geheimen Offenbarung des Theodor

Am 3. Januar - also gestern - ist Greta Thunberg 17 Jahre alt geworden, mit 17 passieren die grauenvollsten Dinge [1].
Irgendwann wird irgendein Paparazzo Frl. Thunberg dabei erwischen, wie sie händchenhaltend mit einem Mann (oder einer Frau, wer weiß das schon?) die Straße entlang geht. Und dann, wahrlich, wird die Hölle los sein und die schleimigen Sauhunde werden mit ihren Schandmäulern über Gretas Unterleib herziehen. (Theo., 3,7)




[1]   Als meine Schwestern so umra 14 bis 17 Jahre alt waren, sagte meine Oma zu ihnen: "So, Mädchen, ihr seid ja jetzt mannbar." Meine Schwestern waren entsetzt über die lockere Sprache, die diese alte Frau führte. Dabei wäre es doch - in den späten sechziger Jahren - ihre Rolle gewesen, die alten Leute mit obszönen Wörtern zu schockieren.




Donnerstag, 2. Januar 2020

Wo kommen die kleinen Kinder her?

Heute im Supermarkt hatte ich eine Erscheinung, die so scheinend war, daß sie mir zur Erleuchtung wurde. Eine junge Frau schob einen Einkaufswagen vor sich her, im Wagen befand sich ein schwarzes Gestell und im Gestell ein noch gaanz, gaaanz kleines Kind. "Oh", sagte ich zu der jungen Frau, "jahrzehntelang habe ich mich vergebens gefragt, woher die kleinen Kinder kommen. Jetzt weiß ich es." "Hmnja", meinte die Frau, "ich habe es bislang auch nicht gewußt, jetzt habe ich zufällig das Sonderangebot im real,- gesehen und spontan zugegriffen." Dann nannte sie mir den Preis für das Baby - es war wirklich günstig.



Exzessiver Möhrenkonsum

Es gibt Menschen, die haben 1 Leben lang immer am Freitag die Schule geschwänzt, nachdem sie am Donnerstag "Greta Thunfisch ist doof" ins Mädchenklo gesprüht hatten. Klar, daß diese Leute sich im späteren Leben in keiner Sprache der Welt verständlich ausdrücken können. Trotzdem schreiben sie Bücher über dort, wo sie schon mal waren. Das ist, als würde ich in Bayreuth den Siegfried singen.
Einer dieser Bücherschreiber hat in "Fisch und Fleisch" (dort ist es eh wurscht, dort landet so viel Schrott!) geschrieben: "Von dessen Tier man das Fleisch ißt, deren Züge nimmt der Mensch an- altes Sprichwort."
Nehmen wir mal einen Moment lang an, der Narr, der sich in keiner Sprache dieser Welt verständlich machen kann, hätte recht.
Eßts mehr Gemüse, müßte es dann heißen, lebts vegetarisch.
Obwohl die Folgen übermäßigen Gemüsekonsums bei Kindern auch nicht sonderlich hoffnungsfroh stimmen.