Die Frauen... gips eigentlich noch Frauen oder sind die
schon abgeschafft von der Frauenbeauftragten? Was ich sagen wollte: Die Frauen,
die jetzt so fröhlich Unisextoiletten fordern, werden weinend aus den
Scheißhäusern laufen, dereinst. Dann nämlich, wenn sie festgestellt haben
werden, welche Dreckhammel sich öfter mal als Männer verkleiden. Wenn dir als
Frau dann ein Mann (vulgo: Dreckhammel) einen oberderb-anzüglichen Spruch gegen
die Brust wirft, hast du noch das Große Los gezogen, relativ. Im Regelfall wird
man dich als Frau im Unisex-Klo aber begrapschen, dir zwischen die Beine
greifen und dich zu vergenußwurzeln
versuchen.
Das Wort "vergenußwurzeln"
habe ich von einem Studienkollegen, der einstens bei der Bundeswehr Dienst tun
mußte. Das war, als es hierzulande noch kaum Flüchtlinge und andere Moslems gab
und die Frauen von den einheimischen Männern hochgeachtet wurden.
Dahin die Zeiten, heute werden unsere Frauen genotzüchtigt
und gemessert, die Männer im Regelfalle nur gemessert. In Österreich ist
natürlich alles noch viel schlimmer, das Auswärtige Amt in Bärlin hat lengst
eine dringende Reisewarnung für Österreich ausgesprochen. Wer unbedingt in die
Türkei oder nach Afghanistan oder sonst ein sicheres Her- oder Hinkunftsland
muß, sollte nicht den Landweg über Kurzistan nehmen.
Wie viele Städte im südlichen Bayern ist Kempten eine sehr
alte Stadt. Wie in Augsburg, Regensburg oder Passau waren in Kempten die
Menschen bereits dekadent, als sich am Zusammenfluß von Spree und Havel noch
die Wildschweine an den Bäumen rieben. Schon Strabon erwähnt die Stadt in einem
Buch aus dem Jahre 18 nach Christus.
Kempten lag damals in einer ungemein flachen Gegend, so
flach, daß die Tränen zu laufen begannen, wenn man länger als drei Minuten in
eine Richtung schaute. Und so erließ der Landpfleger Quintus Maximus ein
Gesetz, demzufolge in Kempten und um Kempten und um Kempten herum eine
Gebirgslandschaft zu schaffen sei, auf daß die Augen ein Gefallen daran hätten.
Er ließ den (später so genannten) Domberg von Freising, der
damals zweieinhalbtausend Meter hoch war, abtragen und ließ das Material nach
Kempten schaffen, wo nach und nach eine liebliche bis wildromantische
Berglandschaft aus der Ebene wuchs. Freising hieß damals übrigens noch
Friesing, weil es die Freisinger (eigentlich ja Friesinger) immer frieselte, der enormen
Höhenlage wegen.
Wie das bis heute so ist bei Bauarbeiten, verschwand ein
Gutteil des Baumaterials unter der Hand, so daß das hügelige Voralpenland
entstand.
Als
der weithin bekannte und wegen seiner düsteren Geschichten gefürchtete
Schriftsteller Sedlacek noch nicht der berühmte und wegen seiner kühnen
Metaphern vielbelächelte Dichter Sedlacek war, führte er unter dem Namen
Dr. Anselm Korff das aus Literatur und Literaturgeschichte wohlbekannte
Leben eines Versicherungsangestellten.
Der Begriff
"Versicherungsangestellter" ist dabei bereits eine der vielen
Unklarheiten aus einem ganzen Geflecht von Mystifikationen, die sich wie
eine Dornröschenhecke um Leben und Werk von Hans Sedlacek ranken. Das
dem Literaturkritiker Volker Buchholz zugeschriebene Bonmot, es habe
Sedlaceks Vergangenheit als Versicherungsangestellter darin bestanden,
daß er auf Nachfrage immer wieder versichert habe, er sei angestellt, ist zweifellos witzig formuliert, dennoch unzutreffend. Das
Tragische in Leben und Wirken des notorisch schlecht informierten
Literaturkritikers Volker Buchholz besteht meines Erachtens darin, daß
Volker Buchholz ein ungemein intelligenter, ja brillanter Kopf ist, der
aus gegebenen Tatsachen mit großer Sicherheit absolut richtige, manchmal
sogar verblüffend zutreffende Schlußfolgerungen zu ziehen imstande ist.
Da er jedoch ‑ notorisch schlecht informiert, wie er ist ‑ meistens von
mehr oder weniger falschen Voraussetzungen ausgeht, sind seine
Denkergebnisse, bei aller formalen Brillanz und logischen
Stichhaltigkeit, in der Regel ziemlicher Unfug. Nun gibt
es Leute, die behaupten, daß gerade dies der Grundstock von Buchholzens
Karriere sei und immer schon gewesen sei. Plattköpfe, wie es viele Leser
und die meisten Kollegen von Buchholz seien, genössen es, mit ihrem
Gestammel ‑ wenn nicht in der Herleitung, so doch im Ergebnis ‑ selbst
einem so brillanten Kopf wie Volker Buchholz überlegen zu sein. Im
Falle von Sedlacek hatte Buchholz sogar ein wenig recht. Sedlacek war
nämlich bei einer Bank tätig, die ihrerseits Teil eines großen
Versicherungskonzerns ist, der wegen seiner ‑ selbst für einen
Versicherungskonzern ‑ ausgesprochen dubiosen Geschäftspraktiken in
Börsenkreisen großes Ansehen genießt.
Aufgabe des Diplom-Informatikers Dr. Anselm Korff war
es, den Unfug aus den Computerprogrammen des Konzerns zu entfernen, ohne
dabei den Unfug in den gespeicherten Daten anzutasten. Das sei,
erzählte Sedlacek später in einem Interview, anfangs eine Heidenarbeit
gewesen. Das von minderen Literaten an dieser Stelle gerne gebrauchte
Wort "Sisyphusarbeit" versagte sich Sedlacek bewußt, da Sisyphus, wie
erinnerlich, keinen Erfolg mit seiner Arbeit hatte und immer wieder von
neuem beginnen mußte. Korff hingegen hatte das System bald so gut im
Griff, daß es nur durch grobe Bedienungsfehler auf höherer
Operator-Ebene aus dem Gleichgewicht geworfen werden konnte.Um
sich selbst nicht überflüssig und damit arbeitslos zu machen, war Korff
also gezwungen, den Wert seiner Arbeitskraft für die Bank dadurch unter
Beweis zu stellen, daß er selber Fehler in das Programm einschleuste und
dann darauf wartete, bis sie bemerkt wurden. Da er nur zu genau wußte,
wo der Fehler zu suchen war, hatte er ihn schnell behoben, verstand sich
aber hervorragend darauf, nach außen hin den Eindruck einer ungemein
aufwendigen und komplizierten Tätigkeit zu vermitteln.
Es leuchtet
ein, daß er dadurch eine Menge Zeit hatte. Zeit, die er
gezwungenermaßen an seinem Computerterminal im Büro absitzen mußte, denn
nur so konnte er den erwünschten Eindruck höchster Geschäftigkeit
vermitteln. Langeweile war die Folge und die Folge dieser Langeweile
waren Korffs erste literarische Versuche, lustig-sarkastische
Kurzgeschichten. Sedlacek war damit auf Umwegen zu seinem Jugendtraum
zurückgekehrt.
Kinder, die das Naschen mehr als üblich lieben,
möchten gerne Konditor werden, während solche mit Fernweh eine zeitlang
den Beruf des Lokführers oder Flugkapitäns anstreben.
Über seinen
geliebten Büchern sitzend, träumte der achtjährige Korff davon, einst
Dichter oder Schriftsteller zu werden. Den Unterschied zwischen beidem
erhoffte er im Laufe seiner Karriere noch herauszubekommen.
Schon
in der Volksschule hatte man entdeckt, daß er ganz wunderhübsche
Aufsätze schreiben konnte, mit einem wirklich erstaunlichen Wortschatz
für so ein Kind und überhaupt, diese Eleganz und dieser Einfallsreichtum
im Ausdruck...
Die Aussicht, dereinst auf Lesungen bewundert und
vom Fernsehen zu Diskussionen eingeladen zu werden, hatte für den
fünfzehnjährigen Korff etwas ungemein Verlockendes. Die mit dem Beruf
des Schriftstellers ‑ oder Dichters, den Unterschied hatte er immer noch
nicht herausbekommen ‑ verbundene Möglichkeit, zuhause, und also an
jedem beliebigen Ort der Erde arbeiten zu können, nahm er als zwar nicht
wesentlichen, aber doch angenehmen weiteren Vorteil dieses Berufes mit
in seine Phantasien auf.
Hei, was ein Traum, eines Tages ein
schmales Suhrkamp-Bändchen mit dem eigenen Namen drauf in den Händen zu
halten. Oder, genauso gut, fast noch besser ein dtv-Büchlein mit einem
Umschlagentwurf von Celestino Piatti; Autorenname, Titel, Untertitel auf
dem Deckblatt in Kleinbuchstaben und rechtsbündig ausgerichtet.
Sedlaceks
einziges Problem in jenen Jahren war lediglich dies, daß er nichts
hatte, worüber er hätte schreiben können. Die Welt, in der er selber
lebte, die er also gut kannte und hätte beschreiben können, erschien ihm
ungemein öde und langweilig. In dieser Welt passierte nichts, bzw. das,
was darin vorfiel, schien ihm in keiner Weise berichtenswert.
Geschichten,
wirkliche und echte Geschichten passieren in der argentinischen Pampa
oder in den Häuserschluchten von New York, im Rom der Cäsaren oder im
Paris des Werweißwievielten Louis'. Sedlaceks geographische und
historische Kenntnisse waren zwar schon in diesen jungen Jahren
beachtlich, dennoch nicht ausreichend, um einigermaßen glaubwürdig so
interessante und jedermann bekannte Schauplätze skizzieren zu können;
von plausiblen Handlungen, die darin passieren können, gar nicht erst zu
reden.
Sedlaceks Romane wanderten deshalb schon nach wenigen Seiten, oft schon nach einigen Absätzen, als Fragmente in die Schublade.
Kurzfristig
verfiel Sedlacek auf den Trichter, sich einfach eine Vergangenheit zu
erfinden, die Geschichte also nicht im realen Mittelalter spielen zu
lassen, sondern in einem erfundenen Land, in einer erfundenen,
mittelalterartigen Zeit. Irgendwie aber ist nie was draus geworden,
wahrscheinlich weil er dachte, so was würde kein Mensch je lesen wollen.
Wenn er damals hartnäckiger an dieser Idee gebastelt hätte, hätte
Sedlacek in jungen Jahren schon den Fantasy-Roman erfunden.
Na ja, hat nicht sollen sein.
Sedlacek
entzog sich dem Dilemma der themenlosen Kreativität eine geraume Zeit
dadurch, daß er sich für die strengen und exakten Naturwissenschaften zu
interessieren begann. So weit trieb es Sedlacek mit der Strenge, daß
ihm die Physik als zu verwaschen erschien und er sich auf die Mathematik
stürzte.
Damit landete er schließlich bei der Bank, letztendlich
also wieder - wir hatten das schon - bei der seinerzeit verschmähten
Literatur.
Nun ist Korff ein Mensch, der immer schon über den
Tellerrand der eigenen Profession hinausgeblickt hat, und wenn er in der
Jugend auch nie eine Kurzgeschichte wirklich zu Ende gebracht hatte,
verstand er doch genug von Literatur, war hinreichend kritisch und
selbstkritisch, um bald zu erkennen, daß ihm mit den jetzt verfaßten
Kurzgeschichten brillant geschriebene Meisterwerke gelungen waren. So
wagte er es denn eines Tages, die Geschichten verschiedenen Verlagen
anzubieten.
Die Geschichten seien brillant geschrieben, in der
Tat, er habe sich köstlich amüsiert, meinte der Lektor eines angesehenen
und sehr seriösen literarischen Verlages, aber man sei ein angesehener
und sehr seriöser literarischer Verlag. Lustige Geschichten seien wohl
eher etwas für einen jener Verlage, die Bücher mit hoher Auflage für das
breite Publikum herausbringen. Alf Andresen, der Lektor eines jener
Verlage, die Bücher mit hoher Auflage für das breite Publikum
herausbringen, schrieb zurück, er habe sich köstlich amüsiert, die
Geschichten seien brillant geschrieben, aber eben: zu brillant. Korffs
Art zu schreiben sei für das typische Publikum seines Verlages viel zu
literarisch.
Korff tippte sich angesichts der Kreiswanderung
seines Manuskriptes ans Hirn, aber er nahm ab sofort die Sache von der
sportlichen Seite. Das wollte er nun wissen, ob es möglich wäre,
irgendwelche Geschichten irgendwo unterzubringen. Er setzte sich also
hin und schrieb neue Geschichten; lustige Geschichten, das immer noch,
aber knalliger, kräftiger, weniger subtil; weniger brillant auch und das
vor allem. Alf Andresen meinte nun, was Korff da geschrieben habe sei
ja nicht schlecht, das müsse er zugeben - aber: Es sei halt nichts
Besonderes, Dutzendware, Durchschnitt.
Als Mathematiker hatte
Korff die ansonsten ausgesprochen seltene Fähigkeit, in statistischen
Kategorien denken zu können. Er frage sich ernsthaft, schrieb er an Alf
Andresen zurück, was an durchschnittlichen Geschichten auszusetzen sei.
Worin bestehe denn die ganz überwiegende Mehrheit jener Geschichten, die
veröffentlicht würden, wenn nicht aus - bestenfalls - Durchschnitt?
Durchschnitt sei ja genau so definiert.
Der solcherart als Idiot hingestellte Alf Andresen hat nie auf diesen Brief geantwortet.
Das
Spiel wiederholte sich, von Beate Brosch bis Zygmunt Ziller und damit
hatte es sich Korff natürlich bei allen größeren Publikumsverlagen
verschissen gehabt, ein für alle mal.
Wenn Korff noch irgendwo ein
Bein auf den literarischen Boden bringen wollte, mußte er dies nun vom
anderen Ende der literarischen Werteskala her tun. Er nahm also die
zweite Generation seiner heiteren Geschichten, die billigeren
Geschichten, und schnitt ihnen jeweils die lustige Pointe weg.
Damit
hatte er die Geschichten nicht einfach verkürzt, sondern radikal
verändert. Geschichten dieser Art sind ja meist nach dem gleichen Muster
gestrickt: Ein Konflikt bahnt sich an, läuft bald auf eine riesige,
unentwirrbare Katastrophe zu, bis die Situation schließlich durch
irgendeinen absolut wahnwitzigen Umstand gerettet wird.
Ohne die
Pointen und ohne das unerläßliche Happy-End hatten die Geschichten
jeglichen Unterhaltungswert verloren, zugleich jedoch eine erfrischend
irritierende Offenheit gewonnen.
korff der schalk setzte noch eins
drauf und schrieb alles klein ließ die satzzeichen bis auf die punkte
weg und gliederte seine texte nur noch in ganz wenige absätze so daß das
lesen der geschichten wenn nicht schwer so doch ungemein lästig wurde.
Ein feiner Schachzug, lieben doch Kritiker und Germanisten schwierige Texte, sie geben ihnen Deutungsarbeit und Brot.
Eine
Auswahl dieser derart bearbeiteten Geschichten schickte Korff dann an
die renommierte literarische Zeitschrift "schattenrisse". Leander
Grönlein, Verleger, Herausgeber und Chefredakteur der "schattenrisse"
war davon angetan und erklärte sich bereit, eine von Sedlaceks quälend
tristen Geschichten zu veröffentlichen.
Dies allerdings nur unter
der Voraussetzung, daß Anselm Korff ein literarisches Pseudonym annehme.
"Korff", meinte Leander Grönlein, sei ein so ambitioniert literarisches
Name, daß man ihn als Namen eines literarisch ambitionierten Autors
nicht verwenden könne. Kein Mensch nämlich, so argumentierte Leander
weiter, heiße wirklich Anselm Korff.
Den naheliegenden Einwand
seines neuen Autors, er, Anselm Korff, heiße aber so, und das
nachweisbar seit frühester Kindheit, wischte Leander mit einer
großzügigen Geste und der Bemerkung vom Tisch, das sei krudester
Naturalismus. Entscheidend sei in diesem - wie in jedem anderen Falle -
nicht die Wirklichkeit, sondern das Bild, das sich die Menschen von der
Wirklichkeit machten. Anselm Korffs jedoch seien derart dünn gesät, daß
nur eine verschwindende Minderheit aller potentiellen Leser einen Anselm
Korff in der Bekannt- oder Verwandtschaft habe, wodurch sich ihm
zwanglos der Eindruck aufdränge, es gäbe keine Anselm Korffs, außer als
Helden übertrieben ambitionierter Romane. Wodurch wiederum dieser
übergroßen Mehrheit der Leser ein Autor namens Anselm Korff als jemand
erscheinen müsse, der sich für ein ausgesprochen geziertes, ja affiges
Pseudonym entschieden habe, was ihn in den Augen kritischer Leser von
vorneherein disqualifiziere.
Nun wird jeder sagen, jemand, der
Leander Grönlein heißt sollte vorsichtig sein, wenn er anderer Leute
Namen als "zu literarisch" beurteilt. Dieser Ansicht schloß sich
seinerzeit auch Anselm Korff an, verzichtete aber, davon Gebrauch zu
machen, da er seine Geschichte endlich veröffentlicht wissen wollte. So
fügte sich Korff und die Geschichte erschien unter dem Namen Hans
Sedlacek. Der eine Zeitlang im Raume stehende Vorschlag, es möge sich
Dr. Anselm Korff "Franz Sedlacek" nennen, wurde nach einer gemeinsam
durchzechten Nacht von Korff und Grönlein einstimmig verworfen.
Dergleichen wäre denn doch zu dick aufgetragen.
Die Fachwelt
jedenfalls reagierte erfreulich aufmerksam auf den neuen Dichter,
Sedlacek wurde zu Lesungen und Podiumsdiskussionen in kommunale
Kulturzentren eingeladen.
In München-Milbertshofen war nun zu
einer solchen Lesung mehrerer Jungautoren erstmals ein überregionales
Fernsehteam nicht nur eingeladen, sondern auch tatsächlich erschienen.
Nicht wegen der unbekannten Jungautoren, (für die sich, da unbekannt,
sowieso kein Schwanz interessierte), sondern wegen der lokalen
Kritikerprominenz, die zu diesem Ereignis ihr Erscheinen fest zugesagt
hatte.
Sedlacek las "Das Salz meiner Tränen", eine
deprimierende Geschichte von geradezu abstoßender Hoffnungslosigkeit.
Sie besteht nahezu ausschließlich aus einer inhaltlich ungemein geilen,
formal aber quälend spröden Fick-Szene.
Als Sedlacek mitten im
Lesen war, gab er - vor laufenden Fernsehkameras! - auf eine
ausgesprochen obszöne Weise ungezügelte Würgelaute von sich; Würgelaute,
wie sie heftigem Erbrechen voranzugehen pflegen. Verwirrt, verzweifelt,
zu der verzweifelt verwirrenden Geschichte passend, die er gerade las,
sah sich Sedlacek um und griff dann nach einer wie zufällig neben ihm
auf dem Boden stehenden Papiertüte.
Die etwas Älteren unter Ihnen
erinnern sich noch an die dramatischen Fernsehbilder, die damals in
allen Feuilletons wieder und wieder gezeigt wurden; an die zahllosen
Diskussionen darüber, ob man diese Szenen nun hätte zeigen sollen oder
nicht - wobei man, der besseren Verdeutlichung wegen, diese Szenen neu
und stets noch mal neu zeigte, in Zeitlupe und rückwärts, mit und ohne
Ton.
Mit einem letzten, gräßlichen Würgelaut hatte nämlich
Sedlacek die Papiertüte gepackt und dann hemmungslos seinen Mageninhalt
in diese Papiertüte entleert. Anders ausgedrückt: Vor laufenden
Fernsehkameras, während einer mit hochkarätigen Literaturkritikern
besetzten Autorenlesung kotzte Sedlacek in eine Tüte. Das alleine wäre
bereits eine Meldung in sämtlichen Feuilletons wert gewesen. Sedlacek
aber zog nun, durch den befreienden Akt gesundheitlich sichtlich besser
gestellt, aus seiner Rocktasche einen, wie zufällig dort sich
befindlichen Löffel und begann vor den Augen des entsetzten Publikums -
und vor laufenden Fernsehkameras, wie gesagt - die weiße Masse mit
etlich darin befindlichen roten Brocken stetig löffelnd zu essen. Ein
Gutteil des Publikums wurde erst blaß, dann grün; würgende Laute waren
zu hören, die rasch an Zahl und Intensität zunahmen.
Der
Sachschaden war beträchtlich. Zu den Reinigungskosten für den
Versammlungsraum im Kulturzentrum kamen noch die jeweils individuell zu
tragenden Kosten für Reinigung oder Wäsche der beschmutzten
Kleidungsstücke zahlreicher Besucher der Veranstaltung.
Sedlacek
aber war mit einem Schlag weit über München hinaus bekannt, wurde rasch
zu einer bundesweit prominenten Persönlichkeit in der literarischen
Welt. Einige Kritiker sprachen von der "beklemmenden Intensität" seiner
deprimierenden Texte, einer von ihnen wollte gar "immer schon" autokannibalistische Komponenten in Sedlaceks Werk gefunden haben.
Die
Einladungen zu Lesungen mit anschließender Diskussion nahmen zu,
schwollen an, wobei jeder Veranstalter, jeder Besucher einer solchen
Lesung natürlich heftig abgestritten hätte, er hoffe auf eine
Wiederholung des spektakulären Kotzmahles.
Sedlacek seinerseits
hütete sich, dergleichen zu wiederholen. Zum einen, weil er nunmehr als
seriöser Autor etabliert war, dies also nicht mehr nötig hatte und
seriöse Autoren ganz einfach nicht öffentlich in Tüten kotzen, um
anschließend Ihr Erbrochenes zu verspeisen. Zum anderen ‑ und dies vor
allem - weil er fürchtete, man könnte ihm bei einer eventuellen
Wiederholung des Schauspiels auf den in der Tüte zuvor versteckten
Fleischsalat kommen.
Als schließlich, wenige Monate nach dem
spektakulären Auftritt Sedlaceks der inzwischen heißersehnte
Romanerstling "Schatten der Dunkelheit" im schattenrisse-Buchverlag
herauskam, war die erste, eh schon ziemlich hoch angesetzte Auflage
binnen einer Woche vergriffen.
Das hört sich einfacher an als es
war. Als Sedlacek nämlich genüßlich seinen Fleischsalat vor seinem
reihernden Publikum löffelte, war von "Schatten der Dunkelheit" weder
eine einzige Zeile geschrieben, noch hatte Sedlacek damals die leiseste
Ahnung, daß er einen solchen Roman würde schreiben wollen. Es war
Leander Grönlein gewesen, der in mehreren Interviews, ohne Sedlacek auch
nur zu informieren, vollmundig angekündigt hatte, es stünde dieser
Roman kurz vor der Vollendung und werde zur Leipziger Buchmesse dem
Publikum präsentiert werden. Damit hatte er sich in Zugzwang und Korff
in die Bredouille gebracht.
Schon für einen routinierten,
hauptberuflichen Schriftsteller wäre es eine fast herkulische Tat
gewesen, binnen weniger Wochen einen dicken und dazu hochliterarischen
Roman aus dem Hut zu zaubern. Sedlacek, der ja einem Beruf nachgehen
mußte, dem zusätzlich Lesungen und Diskussionen mehr und mehr von seiner
knapp bemessenen Freizeit wegfraßen, erklärte seinem Verleger gegenüber
das Schreiben dieses - aus kommerziellen Gründen unbedingt und schnell
zu schreibenden - Romans für ab - so - lut unmöglich.
Es war wiederum Leander Grönlein, dieser mit allen Salben geriebene Schöngeist, der Sedlacek den Ausweg zeigte.
"Wenn
du", so sagte Leander zu Anselm, "deine bereits fertigen längeren
Erzählungen zusammenwirfst, kommst du locker auf den Umfang eines für
24,90 EUR, was sag ich: 29,90 EUR zu verkaufenden Romans."
"Schon", räumte Sedlacek widerwillig ein, "nur: Dann hätte ich zwar einen Erzählband, aber immer noch keinen Roman."
"Du
mußt zugeben", entgegnete ihm Leander, "daß deine Geschichten, nun..."
Leander hüstelte. "...daß sie alle ein bißchen arg nach dem gleichen
Muster gestrickt sind."
Sedlacek mußte dies zugeben, wohl oder übel.
"Also, hör zu", sagte Grönlein, "wir machen das so..."
Und so machten sie es dann auch.
Auf
Geheiß von Leander Grönlein nahm Sedlacek als Grundlage für seinen
Roman die Erzählungen, die bereits vorlagen, aber noch nicht
veröffentlicht worden waren, mittlerweile ein satter Haufen, wie er zu
seiner eigenen Verwunderung feststellte. In jeder dieser Geschichten
scheiterte der jeweilige Held mit seinen Vorhaben, seien diese
krimineller, ökonomischer oder erotischer Art, um anschließend
unterzugehen. Man kennt das.
Sedlacek machte aus den vielen Helden
einen, den immergleichen blassen, fahlblonden Max Möhring mit den
graupensuppentrüben Augen. Und, ein feiner Kunstgriff, er schachtelte
die Erzählungen ineinander. Immer wenn eine Geschichte sich einem
Zwischenhöhepunkt nähert, geht es mit der zweiten Geschichte weiter,
dann mit der dritten etc. Der gesamte Roman wurde dadurch natürlich
ungemein schwer lesbar, durch das jähe Abbrechen jedweden
Spannungsbogens wurde er zähflüssig und bräsig. Aber, so versicherte ihm
der Szene-Kenner Grönlein, das mache nichts, es gebe hinreichend viele
Leser, die sich von einem spannenden, leicht lesbaren Roman unter Niveau
unterhalten fühlten und also dazu neigten, dergleichen seichte
Machwerke geringzuschätzen.
"Aber", wandte Sedlacek ein, "es weiß
doch kein Mensch mehr, was das Ganze eigentlich soll, wenn immer der
gleiche Held ständig scheitert und schließlich stirbt."
"Das macht
erst recht nichts", entgegnete Grönlein entschieden, "eben dies läßt
dem Leser und Kritiker viel Spielraum für Deutungen. Und in zwei Jahren
werden wir schon einige Seminar- und Magisterarbeiten über 'das
existentielle Rätsel Möhring' haben. Weitere zwei Jahre und es folgen
Doktorarbeiten und Habilitationsschriften. So werden viele durch uns in
Arbeit und Brot gesetzt."
Sedlacek, unerfahren im Geschäft, war
nicht überzeugt, er fürchtete um sein soeben mühsam erworbenes Renommee.
Da er aber unter Druck stand, weil er aus den genannten Gründen einen,
und sei es irgendeinen Roman rechtzeitig zur Buchmesse abliefern mußte,
fügte er sich seufzend in das Unvermeidliche.
Grönlein - wen
wundert es? - behielt recht. Als "Schatten der Dunkelheit" erschien
gaben sich die führenden Literaturkritiker begeistert und das
Lesepublikum schloß sich dieser Begeisterung, nach kurzem Zögern, an,
als Volker Buchholz das vielmalige Scheitern und Untergehen des
immergleichen Max Möhring als "Spiel, ja als literarisches Experiment
mit Variationen der Existenz und des Untergangs" deutete.
Als sich
schließlich der berüchtigte Filmemacher Kunz Knörer anheischig machte,
"Schatten der Dunkelheit" aufwendig zu verfilmen, war Sedlaceks
ökonomische Basis so solide geworden, daß er seine Stelle bei der
Versicherung kündigen und fortan als freier Schriftsteller leben konnte.
Es ist wissenschaftlich nicht erwiesen, daß ich sterblich bin.
Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Ich bin noch nie gestorben, es gibt also keinerlei empirischen Nachweis meiner
Sterblichkeit. Sollte ich eines Tages vielleicht doch mal tot sein, ist die
Beweislage natürlich eine völlig andere, dann müßten wir nochmal drüber
diskutieren. Laß dir dann von meiner Sekretärin, dem Fräun Heleen, einen Termin
geben.
Der Franze hat gsagt, der Xare wär unsterblich. Zumindest,
sagt er, hat's der Xare geglaubt, bis zuletzt.
Auf www.prisma.de las ich
in einem Artikel über Amedeo
Modigliani den Satz "Bestens
bewandert in antiker Bildhauerei, befolgte der scheinbar so labile junge Mann
unbeirrbar, was man heute ein Konzept nennen würde:..."
Ich bin zusammengezuckt beim Lesen, so wie ich jedes Mal
zusammenzucke, wenn ich das Wort "unbeirrbar" lese oder höre[1].
Merkwürdigerweise nämlich liest man dieses Wort so gut wie
nie im Rahmen einer Beschimpfung, man liest es vielmehr häufig in Festreden und
Nachrufen: "Unbeirrbar ging sie
ihren Weg" oder "Unbeirrbar
verfolgte er seine Ziele".
"Unbeirrbar"
gilt offensichtlich als positiver Begriff. Stünde da "unbeirrt", ich könnte nicht meckern.
Wenn ich nachträglich
den Lebensweg eines Menschen betrachte und feststelle, daß er eine einmal
gewählte Richtung unbeirrt verfolgt hat, dann heißt das, daß er sich durch
Widerstände und Anfechtungen letztlich nicht hat beirren lassen, daß er
konsequent seinen Weg gegangen ist. Ich habe keine Mühe damit, in dieser
Beschreibung etwas Positives zu erkennen.
Es steht da aber "unbeirrbar".
Ein unbeirrbarer
Mensch dagegen erscheint mir als ein dumpfer, stumpfer Hund der Sonderklasse, als
einer, der sich durch keine Vernunft, kein Argument, keine Erfahrung beirren
läßt, der einfach stur seinen Weg voranschreitet, durch nichts zu beeindrucken
und zu belehren. Der schaut nur direkt nach vorne, schaut nicht nach links und
nicht nach rechts, nach hinten sowieso nicht. Der ist für Erfahrungen und
Irritationen, die andere Leute zu einer Kurskorrektur veranlassen, nicht
zugänglich.
In einer Usenet-Diskussion entgegnete mir einer, "unbeirrbar" sei für ihn auch einer,
"der sich von dem üblichen Getöse,
das die um ihn herum scharwenzelnden Verirrten veranstalten, nicht von seinem
geraden Weg ablenken läßt. Seelenruhig, in sich gefestigt, die Ruhe selbst,
eine sehr positive Eigenschaft."
Ich entgegnete ihm mit einem Zitat "Der unerschütterliche Glaube ist keine
Tugend, sondern ein Laster. (BERTRAND RUSSELL)" und fuhr fort: "Daß
man sich nach jedem 'öhm, aber' nicht gleich neu taufen läßt ist eine Sache.
Jahrzehntelang dieselbe Überzeugung zu vertreten ist dagegen schon etwas
verhaltensauffällig. Man bleibt sich treu, indem man sich ändert. Andere Leute
haben auch gute Ideen und von ihnen zu lernen, ist durchaus empfehlenswert."
Aber, wie es mit dem Wortgebrauch halt manchmal ist: Bei uns
und bei Leuten, die uns zustimmen, reden wir von Prinzipientreue und
Konsequenz, bei Leuten, die eine andere Meinung vertreten, nennen wir dasselbe
Phänomen Sturheit.
Trotzdem: Unbeirrbare Leute sind gefährliche, weil dumme
Leute.
Unermüdlich
Als die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI.
bekannt worden war, gab die Bayerische Staatskanzlei eine Pressemitteilung
von Ministerpräsident Seehofer heraus. Darin hieß es unter anderem: "Mit
seiner charismatischen Ausstrahlung und seinem unermüdlichen Einsatz für das
Wohl der Kirche hat der Papst aus Bayern die Menschen in aller Welt begeistert."
Als ich den Satz in den Nachrichten - indirekt zitiert - das
erste Mal hörte, ließ er mich zusammenzucken. "Unermüdlicher Einsatz"...
Dabei geht doch die ganze Rücktrittsgeschichte des Papstes genau darum, daß
sein Einsatz ermüdlich war. Alter, Krankheit, zu viel Arbeit für einen Mann
dieses Alters und Gesundheitszustandes, all das zusammen hat seine Kraft
ermüden lassen.
Untrennbar
Anfang der achtziger Jahre war in einer Lüneburger Zeitung
dieses Bild samt merkwürdiger Unterschrift zu sehen.
Genaugenommen sind natürlich weder das Bild noch die
Unterschrift merkwürdig. Sehr merkwürdig allerdings wird es, wenn man weiß, daß
das Bild einen Artikel illustrierte, in dem es darum ging, daß die Lüneburger
Saline nunmehr - nach eben über 1000 Jahren - wegen Unrentabilität geschlossen
wird.
Unter dem Motto der untrennbaren Verbundenheit berichtet die Zeitung darüber, daß Lüneburgs
Verbindung mit der Saline nicht nur doch trennbar ist, sondern demnächst auch tatsächlich getrennt wird.
Weiß Gott, wieviel hundert Jahre lang Lüneburger Festredner
bei weiß Gott welchen Gelegenheiten die Worthülse von der untrennbaren
Verbindung von Stadt und Saline schon verwendet haben. So oft jedenfalls, daß
der Zeitungsredakteur die Unsterblichkeit der Verbindung auch dann noch betont,
wenn er von deren Tod berichtet.
[1]Daß es "verfolgte" heißen müßte
statt "befolgte" lassen wir hier mal außen vor. Daitsches Sprak nix leicht fir daitsches Schurnalist.
Wenn's denn wirklich sein muß - aber echt nur dann - spreche ich Deutsch so, daß
es sich für jedermann anhört, als spräche ich Deutsch. Österreicher, vor allem
jene, die das nicht können, bezeichnen mich deshalb öfter mal als Piefke.
Das ist so ein Kreuz
mit diesem Piefketum. Eigentlich bin ich als Deutscher ja ein Piefke, wenn auch
nur ein halberter, als Bayer. Andererseits bin ich als Abkömmling einer durch
und durch sudetendeutschen Familie nur ein halber Bayern, dagegen jedoch ein voller
Österreicher.
Ein halberter
Deutscher, ein halberter Bayer und dann noch ein voller Österreicher...
irgendwas stimmt da nicht
Zu meiner Studentenzeit haben sich die Linken mit
persönlichen Anwürfen gezofft wie Sau. Da damals jeder Linke seine eigene
Partei war (oder doch seine eigene Fraktion in der jeweiligen Partei), war
seinerzeit ein Geschimpfe, daß es nur so eine Art hatte. Der Klassenfeind, also
das Kapitalistenschwein oder der willfährige Knecht des Schweinesystems war
zwar theoretisch der Hauptfeind, aber den Klassenfeind bekämpfte man nur aus
Pflichtgefühl. Der Linke, der sich von einem anderen Linken lediglich um ein Bitzele
unterschied, war dagegen das voll leidenschaftlich gehaßte Objekt.
Immer allerdings, wenn ein Linker aus einem
Schäumend-vor-Wut-Anfall aufwachte, blickte er irritiert um sich und wollte
dann von seinem emotionalen Ausbruch ablenken. Dann hat er mit großer Emotion
gefordert, man sollte gefälligst inhaltlich
diskutieren. Seither zucke ich jedes Mal unangenehm berührt zusammen, wenn
jemand das Wort "inhaltlich"
verwendet.Das ist natürlich eine schwer
emotionale Reaktion.
Trockenrasieren kann jeder Depp... Also fast jeder. Zum Naßrasieren dagegen braucht es eine gründliche Ausbildung.
Hinweis: Die Person im Video bin nicht ich, sondern Klaus Maria Brandauer, nachdem ihn eine begnadete Maskenbildnerin schöner gemacht hat als er eigentlich ist.
Gestern kamen drei ausgesprochen orientalisch aussehende Herren zu mir. Zwei der Herren ähnelten vom Typ her ziemlich
deutlich dem österreichischen Bundeskanzler, der dritte Herr sah mir verdächtig
nach einer Frau aus. Sie ließen schöne Grüße von der Genossin Kalaschnikow ausrichten und baten
mich nachdrücklich, dieses Bekennervideo im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen.
Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer sich hier zu was bekennt und in welcher Sprache, aber ich
denke, daß es schon seinen Sinn hat, weil sonst wär's ja sinnlos.
Als ich noch der Waldbauernbub
war, wollte ich eine zeitlang den Moment des Einschlafens bewußt erleben. Ich
hab's damals fast geschafft, aber Sekundenbruchteile vor dem Einschlafen bin
ich eingeschlafen. Derzeit grübele ich über die für mich passenden Letzte Worte
nach, also zum Beispiel "Mehr Licht!" vom Altmeister Goethe. Führende
Goethologen meinen allerdings, der Meister habe "Mer licht hier so
unbequem" gesagt, sei aber wegen des sterbensbedingten Nuschelns
mißverstanden worden.
In den dunklen Momenten rabenschwärzester Depression fürchte
ich, es werde im Augenblick meines Hinscheidens - wenn das Leben sekundenkurz an
mir vorüberrollt, ehe es verlischt - eh kein Schwanz da sein, meine Letzten
Worte zu protokollieren.
Ein "Fisch und
Fleisch"-User, der hier - wie üblich - nicht genannt werden darf, hatte
vor gar nicht so langer Zeit geschrieben:
Ich habe während meines Studiums auch
Aktstudien - hüstel - genießen dürfen.
Dies hat,
verständlicherweise, meine Empörung hervorgerufen.
"Daß du dich nicht schämst," schrieb ich ihm,
"als Inschenjör. Sauereien für die Wissenschaft anschauen dürfen nur
Künstler, Theaterwissenschaftler und Psychologen. Im Radio hab ich dieser Tage
gehört, in Paderborn [1]
würde man im Seminar für Kommunikationswissenschaft Pornos analysieren. Oh
Jahrhundert, oh Wissenschaft!
Es ging aber weiter: Derb gesprochen: erst wenn du den Steifen in
der Hose bezwingst, erst dann! können sich dir Form, Rhythmus, Proportion,
Schönheit usw einer Weibsperson offenbaren.
Ist es nicht entsetzlich? Da investiert eine Weibsperson
unheimlich viel Zeit und Mühe in Form, Rhythmus,
Proportion und Schönheit und dann hat das Mannsbild schlicht einen Steifen in
der Hose und ist für Kunst am Weib nicht im Mindesten empfänglich. Ehrlicherweise
muß angemerkt werden, daß all diese Mühe aufgewendet wird, damit beim Manne - jeglichem
Manne - ein Steifer in und gegebenenfalls auch außerhalb der Hose erzeugt wird.
Einige werden jetzt empört sein über meine offenen Worte, aber, liebe Kinder,
ihr seid ja schon groß.
Im übrigen brauchen
"echte Männer"® ohnehin weder Proportion und Schönheit, noch Form und
Rhythmus. Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre las ich in der
Süddeutschen Zeitung, man habe einen Gehilfen der Anatomie der
Universität München verhaftet, weil sich dieser in der Silvesternacht und
anläßlich der gleichnamigen Trunkenheit an der Leiche (!) einer 83(!)jährigen
Frau vergangen hat. Das heißt, so tot und so alt kannst du als Frau gar nicht
sein, daß du vor männlicher Nachstellung sicher wärst.
Welche die
intelligentesten Bäume seien frägst du mich?
Diese Frage ist erstens ein Schmarrn.
Und zweitens ist die Antwort ganz einfach: Es sind die Gummibäume.
Weil die normalen Bäume nämlich in die Baumschule gehen, die Gummibäume dagegen
aufs Gumminasium.
Einige, die wo das jetzt lesen, sind künftig wahrscheinlich genauso intelligent
als wie ein Gummibaum. Die anderen haben einfach Glück gehabt
Das Nicht-ernst-nehmen anderer Menschen beginnt damit, daß
ich mich selber nicht so rasend ernst und wichtig nehme. Wenn mich, als ich
noch ein Bübchen war, meine Mutter mit immer viel zu kaltem Wasser wusch, trug
ich meinen Protest in schrillem Diskant vor. "So viel Angst", sagte
dann meine Mutter, "um das bisserl Leben."
Die Frauen in meiner Familie waren überhaupt richtig toughe
Mädels. Meine Oma hat meinen Opa vom österreichischen Kaiser freigekauft, damit
sie ihn heiraten konnte. Meine Großtante Anna hat sich in vollem Gottvertrauen
auf den Tod gefreut, weil sie dann Gott und Jesus und einen endgeilen Verein
von heiligmäßigen Menschen endlich kennenlernte konnte.
Die Mädels haben zwei Weltkriege erlebt, zwei Inflationen
und Währungsreformen... So ein bisserl Feminismus, wie wir das heute haben hätte
die nicht aus der Ruhe gebracht.
Am 3. Januar - also gestern - ist Greta Thunberg 17 Jahre
alt geworden, mit 17 passieren die grauenvollsten Dinge [1].
Irgendwann wird
irgendein Paparazzo Frl. Thunberg dabei erwischen, wie sie händchenhaltend mit einem
Mann (oder einer Frau, wer weiß das schon?) die Straße entlang geht. Und dann,
wahrlich, wird die Hölle los sein und die schleimigen Sauhunde werden mit ihren
Schandmäulern über Gretas Unterleib herziehen. (Theo., 3,7)
[1]Als meine Schwestern so umra 14 bis 17 Jahre
alt waren, sagte meine Oma zu ihnen: "So, Mädchen, ihr seid ja jetzt
mannbar." Meine Schwestern waren entsetzt über die lockere Sprache, die
diese alte Frau führte. Dabei wäre es doch - in den späten sechziger Jahren -
ihre Rolle gewesen, die alten Leute mit obszönen Wörtern zu schockieren.
Heute im Supermarkt hatte ich eine Erscheinung, die so
scheinend war, daß sie mir zur Erleuchtung wurde. Eine junge Frau schob einen
Einkaufswagen vor sich her, im Wagen befand sich ein schwarzes Gestell und im
Gestell ein noch gaanz, gaaanz kleines Kind. "Oh", sagte ich zu der jungen Frau, "jahrzehntelang habe ich mich vergebens gefragt, woher die kleinen
Kinder kommen. Jetzt weiß ich es." "Hmnja", meinte die Frau, "ich habe es bislang auch nicht gewußt, jetzt habe ich zufällig das
Sonderangebot im real,- gesehen und spontan zugegriffen." Dann nannte
sie mir den Preis für das Baby - es war wirklich günstig.
Es gibt Menschen, die haben 1 Leben lang immer am Freitag
die Schule geschwänzt, nachdem sie am Donnerstag "Greta Thunfisch ist doof" ins Mädchenklo gesprüht hatten. Klar,
daß diese Leute sich im späteren Leben in keiner
Sprache der Welt verständlich ausdrücken können. Trotzdem schreiben sie
Bücher über dort, wo sie schon mal waren. Das ist, als würde ich in Bayreuth
den Siegfried singen.
Einer dieser Bücherschreiber hat in "Fisch und
Fleisch" (dort ist es eh wurscht, dort landet so viel Schrott!)
geschrieben: "Von dessen Tier man
das Fleisch ißt, deren Züge nimmt der Mensch an- altes Sprichwort."
Nehmen wir mal einen Moment lang an, der Narr, der sich in
keiner Sprache dieser Welt verständlich machen kann, hätte recht.
Eßts mehr Gemüse,
müßte es dann heißen, lebts vegetarisch.
Obwohl die Folgen übermäßigen Gemüsekonsums bei Kindern auch
nicht sonderlich hoffnungsfroh stimmen.