Dienstag, 1. Juni 2021

Baaderstraße und Meinhofplatz

Den 2. Juni kennt natürlich jeder, der 2. Juni ist jener Tag, der auf den 1. Juni folgt. An den 2. Juni 1967 dagegen können sich die wenigsten noch erinnern, vor allem nicht die Jüngeren.

Am 2. Juni 1967 war der Schah von Persien zu Besuch in Berlin, damals eine unbedeutende Provinzstadt zwischen Polen und Potsdam. Es gab Unmutsäußerungen gegen den Schah, im Zuge dieser Unmutsäußerungen erschoß Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras, im Nebenberuf Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des DDR-Staatssicherheitsdienstes (StaSi), den Studenten Benno Ohnesorg.

Von diesem 2. Juni 1967 nahm die Terrororganisation [1] "Bewegung 2. Juni" ihren Namen, aus der "Bewegung 2. Juni" entstand dann die "Rote Armee-Fraktion (RAF)", aka "Baader-Meinhof-Gruppe", in Sicherheitskreisen gerne auch "Baader-Meinhof-Bande" genannt.

 

Wie auch immer: Wenn du in München Bus fährst, kommst du in der Nähe des Gärtnerplatzes an die Haltestelle "Baaderstraße" und du freust dich schon auf den Meinhofplatz, der aber nie kommt. Daß diese Bayern aber auch nie was ordentlich zu einem Ende bringen können.

Anonyme Gscheidhaferl [2] haben mich drauf hingewiesen, daß die Baaderstraße merkwürdigerweise nicht nach dem allseits bekannten Andreas Baader benannt ist, sondern nach einem gewissen Franz von Baader, den heute, im Gegensatz zu Andreas, kein Schwein mehr kennt. Aber gut, dafür sind Straßennamen schließlich da, daß sie an Leute erinnern, die man längst vergessen hatte.

In München etwa gibt es die Paul-Heyse-Straße, mit der Paul-Heyse-Unterführung unter dem Hauptbahnhof. Frag mal in München einen Passanten nach Paul Heyse... Wenn du nicht grad zufällig einen Germanisten erwischt, dann erntest du als Antwort nur ein Achselzucken. Dabei war der Heyse Paul immerhin Literaturnobelpreisträger (1910).

Aus Übermut habe ich nach einem Meinhofplatz gesucht und eine Ulrike-Meinhofstraße in 17248 Lärz gefunden, die zum Müritz-Flugplatz führt.

Der Casus schien mir denn doch zu toll und ich recherchierte ein bißchen. Ich fand eine Karte, die mir zeigte, daß in die Ulrike-Meinhofstraße der Ho-Chi-Minh-Pfad mündet. Ich mein, ich bin ja ein ziemlich gutgläubiger Mensch, nicht selten hart an der Grenze zur Einfalt, aber das glaub nicht einmal ich.



[1]   Was immer eine Terrororganisation genau ist. "Ein Terrorist ist jemand, der eine Bombe besitzt, aber keine Luftwaffe." (Ein "Guardian"-Leser am 23.04.86)

[2]   Die Anonymität nützt ihnen gar nix, ich kenne sie alle!