Samstag, 30. Oktober 2021

Apfelzwergin

Anläßlich des in Bälde zu erwartenden Ausscheidens von Frau Angela Merkel aus dem Staatsdienst bringt die Kgl. Bay. Porzellanmanufaktur Nymphenburg eine Serie handbemalter Figuren aus Steingut oder Porzellan - wer weiß das schon? - heraus.

Wenn Sie jetzt sofort bestellen, erhalten Sie unentgeltlich zur Skulptur dazu eine mundgemalte Kunstpostkarte, auf welcher der berüchtigte Kunstkritiker Bazon ("Bazi") Brock bestätigt, der berüchtigte Kunstkritiker Bazon ("Bazi") Brock zu sein.

Ich habe mir bereits eine Merkelzwergin  gesichert.

Freitag, 29. Oktober 2021

Baerbock und die Neger

Seit ungefähr dreißig Jahren [1], historisch gesehen also erst seit neulich, ist die Verwendung des Wortes "*****" verpönt und wird es mit fortschreitender Zeit immer mehr. Inzwischen zucken sogar ***** unangenehm berührt zusammen, wenn in ihrer Gegenwart das Wort "*****" fällt.

Annalena Baerbock hat vor einigen Wochen - es war spät im Juli, Saure-Gurken-Zeit, da kann man schon mal sensibel sein - einen neuen Gipfel der Feinfühligkeit erklommen.

Was war passiert? An einem Dienstag im August war Baerbock in der Tachles Arena des Zentralrats der Juden zum Interview zu Gast. Dort erzählte sie eine Geschichte aus dem Schulunterricht des Sohnes einer Bekannten. Besagter Sohn hatte sich geweigert, eine Bildergeschichte zu einem Arbeitsblatt zu schreiben, auf dem das Wort "*****" stand. Baerbock erzählte die Geschichte, um diskriminierende Bildungsinhalte an Schulen zu kritisieren, sprach aber in ihrer Nacherzählung das N-Wort aus; in der Fassung des Interviews, wie sie im Internet steht, ist das Wort "*****" ausgepiepst [2].

Noch vor der Ausstrahlung des Interviews via YouTube machte Baerbock jedoch selbst bei Twitter auf ihre Wortwahl aufmerksam und bat um Entschuldigung dafür, rassistische Sprache reproduziert zu haben: "Leider habe ich in der Aufzeichnung des Interviews in der emotionalen Beschreibung dieses unsäglichen Vorfalls das N-Wort zitiert."

Als ich diese Geschichte hörte, mochte ich sie zunächst nicht glauben. Das ist, sagte ich mir, nur der perfide Versuch rechter *****-Sager [3], den politisch korrekten - oder laß sagen: politisch leidlich sensiblen - Wortgebrauch durch maßlose Übertreibung lächerlich zu machen. Ob man heutzutage noch das Wort "*****" sagen soll oder auch nur kann, darüber mag man streiten. Hier aber ging es darum, daß Baerbock von jemandem, der das N-Wort benutzt hat, lediglich erzählt.

Es fing mit dieser elendiglichen Gschamigkeit vor vielen Jahren an: "Er hat mich auf's Heftigste beschimpft, mit Worten, die so gräßlich sind, daß ich sie hier nicht wiedergeben kann." Du lieber Himmel, die gräßlichen Wörter sind doch der Kern dieser Erzählung, sie sind oftmals sogar das einzig Wichtige an der Geschichte.

Ein Beispiel: An Kirchenwänden findet man gelegentlich Darstellungen von Schweinen, die auf irgendeine Art und Weise im Zusammenhang mit Juden stehen, Darstellungen, welche Juden verhöhnen, ausgrenzen und demütigen sollten. Die Schöpfer und Auftraggeber dieser Bildwerke gaben ihnen Namen, die so gräßlich sind, daß ich sie hier nicht wiedergeben kann. Im Ernst, die Dinger hießen "Judensau". Wenn ich darüber berichte, dann wäre mein Bericht unvollständig. wenn ich den Namen unterschlage, selbst der ganz normale Lokalreporter muß ab und an darüber berichten, weil immer wieder leidenschaftliche Diskussionen darüber entbrennen, ob man diese Darstellungen entfernen oder sie als historische Zeugnisse stehen lassen sollte.

 


[1]   Länger ist es tatsächlich noch nicht her.

[2]   Dieses Auspiepsen ist vielleicht nicht die allerschlaueste Idee. In der FREITAGs-Community hatte man mich wiederholt gemahnt, das Wort "*****" hinfort nicht mehr zu benutzen. Da es kein hinreichend präzises Alternativwort für "*****" gibt, habe ich schließlich - so brav bin ich - fünf Sternderl hingeschrieben, wenn ich "*****" sagen wollte. Erst war man von Seiten der Redaktion mit dieser Lösung zufrieden, dann hat man gemerkt, daß "*****" viel aufdringlicher in die Augen sticht als "Neger". Und genau so wird es mit dem gschamigen Piepsen sein, es hebt das Ärgernis, das man eigentlich vertuschen will, erst so richtig hervor.

[3]   Neben rechten gibt es natürlich auch andere *****-Sager, mich zum Beispiel. Ich tingele inzwischen schon eine Weile mit meiner *****-Sagerei und der fundierten Begründung dafür durchs Internet. Es ist unglaublich, wieviel Haß mir deswegen schon entgegengeschlagen ist. Ein rechter oder gar ein rechtsradikaler *****-Sager erntet ein routiniertes Achselzucken, gegen ihn ist leicht zu argumentieren: Ein Rassist halt, der ein rassistisches Wort benutzt. Ein Linker dagegen, der auf dem Wort "*****" beharrt, dem ansonsten aber keinerlei rassistische Äußerung nachgesagt werden kann, verursacht eine erhebliche kognitive Dissonanz. Kognitive Dissonanzen machen nicht selten aggressiv: Nicht nur, daß der Kerl "*****" sagt, er paßt auch nicht in mein Denkschema. Der Kerl ist wahrscheinlich eine Drecksau.

Dienstag, 26. Oktober 2021

Mafiaboß

 Der Sonntagscartoon von Leo Riegel aus dem Titanic-Magazin.


Der Mafiaboß hat natürlich keine Rechtschreibschwäche, sondern eine Grammatikschwäche. Gell.

Montag, 25. Oktober 2021

Lebensmittelnamen

Vor wenigen Tagen ist mir das Protokoll einer Redaktionskonferenz aus den frühen Siebzigern der legendären Zeitschrift "Welt im Spiegel" zugespielt worden:

 

18.7. 11-Uhr-Konferenz im grünen Chefzimmer, und wieder einmal stellt sich die Frage: "Wie kriegen wir das nächste Heft voll?"

"Ich hätte da ein Thema ...", räuspert sich Gernhardt.

"Ja?"

"Mir ist aufgefallen, daß erstaunlich viele bedeutende Männer Namen tragen. die irgendwie mit Nahrungsmitteln und dem Essen zusammenhängen..."

"Ja? Welche denn?"

"Nun. Helmut Kohl... Otto Hahn... Max Brod... Bruno Ganz ..."

"Hm", überlegte Chefredakteur Zirfeld. "Klingt interessant. Aber es müßten noch mehr Beispiele her..."

"Johannes Mario Semmel!" ruft Redaktionsbote Dr. Golz keck. "Richtig! Weitere Vorschläge?"

"Maxim Gurki!"

"Sehr gut! Und? Weiter?"

Und auf einmal reden alle durcheinander: "Arthur Schnitzel!" - "Walter Bratenau!" - "Peter Handkäs!" - "Wolfgang Amadeus Mozartkugel!" - "Thomas Manna!" - "Samuel Gebäcket!"

"Genug!" will Zirfeld abwichteln, doch Leihbischof Klemm läßt sich nicht so schnell zum Schweigen bringen.

"Kotzebue!" ruft er aus, "ermordet von dem Studenten Sandwich!"

"Fein. Etwas fürs Feuilleton. Wer schreibt's? Ja? Herr Waechter?

"Mao Seezunge..."

"Tse Tung!" verbessert Zirfeld giftig. "Wir wollen während der Redaktionskonferenz doch nicht mit Worten spielen! Also - schreibe Sie's?"

Waechter nickt und Zirfeld fährt fort: "Thema Nummer zwei: In China sollen die Tschu En Leihgebühren drastisch erhöht worden sein, wer ...?"

Ja liebe Leser - so wird bei uns gearbeitet. Und wie läuft's bei Ihnen?

Es geht ein Bi-Ba-Butzemann...

Eines wunderschönen Sommertages saß Herr Fischer in seinem Garten und las die Zeitung. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und von Zeit zu Zeit nahm er einen kleinen Schluck aus dem Cognac-Glas, das auf einem Tischchen neben seinem bequemen Stuhl stand. Herr Fischer hatte es sich gemütlich gemacht und genoß das wohlverdiente Nichtstun.

Ein Rascheln.

Herr Fischer ließ die Zeitung sinken, blickte über ihren Rand hinweg in Richtung des störenden Geräusches. Der lebende Zaun, der seinen Garten vor neugierigen Blicken abschirmte, sonst nichts. Er hatte sich wohl getäuscht. Herr Fischer nahm einen Zug aus seiner Zigarette und vertiefte sich wieder in seine Lektüre.

Wieder ein Rascheln.

Herr Fischer ließ abermals die Zeitung sinken und blickte wiederum in Richtung des lebenden Zaunes, auf den er so stolz war. Einige Äste bewegten sich. Das konnte natürlich auch der Wind sein, der als sanfte Brise Herrn Fischer in seinem Garten erfrischte. Herr Fischer legte zweifelnd die Stirn in Falten, hob erneut die Zei­tung vors Gesicht als wollte er seine Lektüre fortsetzen und lausch­te auf weitere Geräusche. Herr Fischer wurde nicht enttäuscht.

Zum drittenmal das Rascheln.

Blitzschnell riß Herr Fischer die Zeitung herunter, sah eine undeutliche Gestalt hinter den Zweigen seines Zaunes verschwinden und - hab ich dich endlich! - sprang Herr Fischer entschlossen auf. Achtlos ließ er die Zeitung zu Boden fallen und stapfte energisch auf den mittlerweile wieder unsichtbar gewordenen Störenfried zu. Das Gebüsch zur Seite gedrückt, ein kräftiger Griff und Herr Fischer hatte den wehrlos zappelnden Bösewicht ins Freie gezerrt.

Ein wunderliches Bürschchen, das er hier erwischt hatte. Einen guten Kopf kleiner als Herr Fischer und Herr Fischer war schon kei­ner von den langen Kerls. Das Absonderlichste an ihm aber war seine Kleidung, sofern man hier überhaupt von Kleidung im üblichen Sinne sprechen konnte. Der Unbekannte war in ein kuttenähnliches Gewand aus Sackleinen gehüllt, dessen Ende am Boden entlangschleifte, so daß von den Füßen nichts mehr zu sehen war. Über den Kopf hatte er sich eine - wie das Gewand dilettantisch geschneiderte - Kapuze aus gleichen Material gestülpt, lediglich mit zwei Schlitzen für die Augen. Um die Hüften hatte er ein Hanfseil zweifach gewunden. Herr Fischer hatte noch niemals in seinem Leben eine derart absonderliche Gestalt gesehen. Aber Angst hatte er keine, der Herr Fischer.

Das Seil von den Hüften des Wichtleins gelöst - und ruck - und zuck - hatte er seinen ungebetenen Gast, der sich immer noch nicht gegen diese Behandlung wehrte, an Händen und Füßen gefesselt. Was nun tun? Herr Fischer kratzte sich am Hinterkopf, überlegte etwas und lächelte dann spitzbübisch. Er tippte der sacklinnenen Gestalt mit dem Zeigefinger vor die Brust, worauf diese zu Boden fiel und ver­schwand dann in seinen schmucken Häuschen.

Nach einigen Minuten - es können auch etliche mehr gewesen sein -erschien Herr Fischer wieder in der Haustür und ging über die Steinplatten herunter auf den gepflegten Rasen. Ging? Nanu - Herr Fischer watschelte auf den Fersen, als ob... Ach so, Herr Fischer hatte seine bequemen Sandalen mit Spikes vertauscht, diesen Nagelschuhen, wie sie Sprinter und andere Leichtathleten benutzen. Klar, daß er auf den Steinplatten etwas Mühe mit dem Gehen hatte.

Herr Fischer, mittlerweile hatte er den weichen Rasen erreicht, ging auf das verschnürte Bündel zu und tippte ihm mit der Schuhspitze in die Seite. Es zuckte etwas zusammen, mehr an Reaktion war nicht zu beobachten. Herr Fischer entfernte sich einige Schritte von seinem hilflosen Opfer, vielleicht sechs Meter, ein paar Zentimeter mehr oder weniger, drehte ihm den Rücken zu. Er markierte die Stelle, an der er jetzt stand, setzte sorgfältig einen Fuß vor den anderen, die Ferse des einen Schuhs exakt an die Spitze des anderen Schuhs ansetzend. Seine Lippen bewegten sich stumm, als würde er zählen.

Als er die festgelegte Zahl Schritte zurückgelegt hatte, hielt er inne, markierte wiederum die Spitze seines vorderen Fußes. Die Messung war beendet, Herr Fischer entspannte sich etwas, drehte sich dann langsam wieder um und setzte die Spitze seines linken Schuhs exakt an die Markierung. Er holte noch einmal tief Luft und wippte dann, den rechten Fuß etwa einen halben Meter nach hinten versetzt, von den Fersen auf die Zehenspitzen abrollend und wieder zurück, ei­nige Male mit leicht vorgebeugtem Oberkörper hin und her.

Beim dritten (oder vierten??) Vorwippen verlagerte er den Körperschwerpunkt nach vorne, riß den rechten Arm und das rechte Bein ange­winkelt hoch. Mit immer schneller und länger werdenden Schritten gewann er an Boden, spurtete er über den weichen, federnden Rasen. Sein rechter Fuß erreichte die erste Markierung, das rechte Bein streckte sich, er riß die Arme hoch und sprang ab. Hohlkreuz, die Beine gegrätscht und mit kräftigem Schwung weit nach vorne gerissen.

Mit den spitzen Dornen seiner Schuhe voran landeten seine Füße genau an jener Stelle, an der sich der Kopf des seltsamen, gefessel­ten Wesens befand. Eine athletische Präzisionsleistung.

Ein dumpfes Geräusch, einem gedämpften Knall ähnlicher als einem Knirschen, als die Dornen sich durch Sackleinen und was weiß ich hindurch in die saftige Erde bohrten. Herrn Fischers Oberkörper wurde von seinem eigenen Schwung nach vorne gerissen und rollte, lange Übung verratend, über die rechte Schulter ab.

Herr Fischer, der solche athletischen Übungen nicht mehr gewohnt war, rappelte sich auf in Hockstellung, verschnaufte etwas und besah sich sein Werk. Herr Fischer spürte, wie eine Gänsehaut eiskalt über seinen Rücken kroch und jede Haarwurzel ein winziges Hügelchen auf seiner Haut bildete. Mit angehaltenem Atem, zwischendurch immer wie­der krampfhaft nach Luft schnappend, krabbelte Herr Fischer auf den Sack zu. Mit spitzen Fingern ergriff er die schlaff zusammengefalle­ne Kapuze an ihrem obersten Zipfel und zog sie zur Seite, weg vom Rumpf seines Opfers.

Nichts. Kein Kopf, kein zerschmetterter Schädel, kein Blut, keine Spuren. Nichts. Nur die schlaffe, leere Kapuze. Herr Fischer hob das Fußende der Kutte, die den Unbekannten umhüllt hatte, an, warf einen Blick hinein und sah das Innere eines leeren Sackes, nichts sonst. Keinen Körper, keine Überreste, keine Spuren.

Langsam und mit einem Male ohne jede Energie erhob sich Herr Fischer aus der Hocke und blieb einige Minuten wie erstarrt stehen. Er blickte auf die beiden einfach geschneiderten Kleidungsstücke aus grobem Sackleinen herab, fuhr sich mit der rechten Hand über die Augen, als könnte er damit alles wegwischen und drehte sich dann um, mit müden Schritten auf seinen Stuhl zugehend.

Er nahm Platz, löste die Schnürsenkel und streifte die Sportschu­he von seinen Füßen. Er hob die Zeitung wieder vom Boden auf, fingerte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an, tief inhalie­rend. Und während er las, rauchte und zwischendurch einen Schluck Cognac trank, entkrampfte sich sein Körper. Herr Fischer hatte es sich wieder gemütlich gemacht und genoß das wohlverdiente Nichtstun.

Ein Rascheln.

(Die Geschichte muß irgendwann Mitte der sechziger Jahre entstanden sein.)

Sonntag, 24. Oktober 2021

Photographie bei Licht besehen

Früher, als die Welt zwar auch nicht mehr gut, aber doch besser war, konnte man auch bei strahlendem Sonnenschein... Die jüngeren Leute, die kein Geld auf eine Spiegelreflexkamera haben, können sich das kaum noch vorstellen: Früher konnte man tatsächlich bei Sonnenlicht ganz normal fotografieren. Also ganz gezielt fotografieren. Den Apparat ans Auge halten, durch den Sucher schauen, den Ausschnitt wählen und dann auf den Auslöser drücken. Heute hast du einen elektronischen Fotoapparat, den mußt du auf Armeslänge von dir fernhalten und wenn die Sonne so richtig schön scheint, kannst du auf dem Display nichts mehr erkennen. Nur mit einer Spiegelreflexkamera kannst du noch so fotografieren, wie man früher fotografieren konnte. Aber, klar, so eine Spiegelreflexkamera ist sehr teuer. Man zwingt also die Leute dazu, sich eine teure Kamera zu kaufen, obwohl ihnen eigentlich eine preiswertere Kamera genügt hätte.

Terroristen und Untergrundkämpfer

BamS = Bild am Sonntag

 

Das Sammeln von Zeitungsausschnitten habe ich aufgegeben, seit ich herausgefunden habe, daß die Weltgeschichte auch dann weiterläuft, wenn ich nicht über alle Aspekte ihres Verlaufs informiert bin.

Freitag, 22. Oktober 2021

Hofmannsthal & Jedermann

Den "Jedermann" des berüchtigten österreichischen Schnulzendichters Hugo von Ehschonwissen habe ich nie gelesen, dies vorneweg.


Im Fernsehen aber habe ich mal (irgendwann zwischen 1983 und 1989) eine Inszenierung des "Jedermann" gesehen, Salzburger Festspiele, natürlich.

Regie Istvan Szabo, mit (unter anderem) Klaus Maria Brandauer, Marthe Keller, Will Quadflieg, Helmuth Lohner, Romuald Pekny, Susi Nicoletti,  Rudolf Wessely, Ida Krottendorf, Alfred Böhm, Hans Clarin, Rolf Hoppe, Marianne Nentwich.

Ich war begeistert. Nach nüchterner Überlegung am Ende der Aufführung aber dachte ich mir: "Was für ein Scheißstück! Was für eine Holzhammerdramaturgie mit dem moralischen Zeigefinger!" (und dieses ewige, lächerlich altertümelnde "nit") Aber: Was für eine Aufführung! Ein absolut phantastisches Team hat es geschafft, aus einem Haufen Innereiengatsch ein prächtiges Schnitzerl zu zaubern (in durchaus konventionellem Inszenierungsstil übrigens).

Wer liest schon sein eigenes T-Shirt?

Da T-Shirts heutzutage so wahnsinnig einfach zu bedrucken sind, sind der Phantasie von Textildesigner kaum noch Grenzen gesetzt. Dekorative Muster sind so altmodisch geworden, daß sie schon bald wieder modern werden. Bilder kannst du auf T-Shirts drucken, von der Mona Lisa bis zu deinem eigenen Paßfoto. Und Text natürlich.

Da gibt es Leute, die haben vorne drauf ganz dick stehen UCLA und du denkst dir: Donnerwetter!

Die Tussi hat an der University of Californa in Los Angeles studiert (oder tut es noch), während du dich in Regensburg mit dem Allernötigsten an Bildung vollmampfen mußtest.

Du sprichst sie drauf an, was sie denn in Los Angeles studiert habe und wie dort das Wetter immer so sei und sie schaut dich mit großen Augen an.

"Wie, Los Angeles? Was, studiert?" Und es stellt sich raus, daß sie von Los Angeles zwar schon gehört hat, beinahe auch schon dort gewesen ist, als sie auf den Bahamas (oder war's die Dominikanische Republik) Urlaub gemacht hat, daß ihr die dortige Uni aber so fremd ist, wie jede sonstige Uni auch.

Auf Ihren Besuch würden wir uns freuen

Durchsage im Intercity: Selbstverständlich halten wir auch diesmal in unserem Bord-Restaurant Speisen und Getränke für Sie bereit. Die Mitarbeiter des Service-Teams der Deutschen Bahn würden sich auf Ihren Besuch freuen.

Es muß natürlich heißen: "über". Auf meinen Besuchen freuen würde man sich dann, wenn mein, speziell mein Besuch angekündigt wäre und die Mitarbeiter speziell diesen Besuch von mir als ganz besonderes Glück einschätzen würden.

 

Die Sprache Deutsch scheint mir mehr und mehr aus der Mode zu kommen.

Donnerstag, 21. Oktober 2021

Von Nutz und Frommen der Philosophie

Wenn ich des nachts um drei Uhr aufwache - meist des Harndrangs wegen -sind die ersten Gedanken, die mir durch den Kopf schießen:

* Wer bin ich?

* Wo komme ich her?

* Wo gehe ich hin?

* Was ist der Sinn des Lebens?

Nach zwei bis fünf Minuten stelle ich mit Erleichterung fest, daß die aufgezählten Gedanken philosophische Fragen sind. Philosophische Fragen können, das sagt mir meine Lebenserfahrung locker noch bis morgen oder übermorgen oder bis zum St. Nimmerleinstag warten.

Mit fortschreitendem Alter und der damit verbundenen Weisheit wird mir klarer und klarer, daß Philosophie was für Leute ist, die viel zuviel Zeit haben. Beamtete Philosophen etwa.

Oder Rentner, wie ich einer bin.

Missa Luba

Obzwar ich ein alter, verstockter Atheist bin liebe ich Sakrale Musik.


Als ich noch ein junger, verstockter Atheist war, hat uns der Musiklehrer eine jüngst von der Schule erworbene Platte vorgestellt. Dazu muß man wissen, daß sich das Gymnasium Pfarrkirchen um diese Zeit rum eine HiFi-Stereo-Anlage geleistet hatte. HiFi und Stereo waren in der Mitte der sechziger Jahre keine Selbstverständlichkeit, sondern gerade im Kommen.

Was wir im Musikunterricht hörten war die Missa Luba.

"Die Missa Luba ist eine lateinische Messe in volkstümlichen kongolesischen Rhythmen und Melodien der Luba zu Kamina, einer Bantu-Ethnie in der Demokratischen Republik Kongo. Die Messe wurde 1957 durch den belgischen Franziskaner-Missionar Pater Guido Haazen (1921-2004) aufgezeichnet.

Der Aufbau der Messe entspricht dem traditionellen Ordinarium der Heiligen Messe der römisch-katholischen Kirche. Demgegenüber entstammt die Musik der Messe rein kongolesischer Tradition und ist frei von Einflüssen des europäischen oder modernen Musikverständnisses."

Wikipedia

Ich war sofort fasziniert, vor wenigen Jahren  habe ich die Missa Luba wieder im Internet  gefunden, genau die Aufnahme von damals, von Les troubadours du Roi Baudouin.

Apropos König Baudouin. Beim Staatsakt zur Unabhängigkeit des Kongo hat König Balduin eine Rede gehalten, in welcher er die Wohltaten der Kolonialherrschaft für den Kongo betonte. "Kongos Unabhängigkeit stellt die Krönung des Werkes dar, das König Leopolds eigenes Genie ersann, das er mit hartnäckigem Mut unternahm und an dem Belgien unverdrossen weiter arbeitete. (...) Kein Wort zu den unvorstellbaren Greueltaten an der kongolesischen Bevölkerung seit dem späten 19. Jahrhundert. Baudouin ergeht sich lieber in einem überschwenglichen Lob der Kolonisierung. Die Kongolesen sollten das belgische Vermächtnis ehren, fordert der König. Heute werde das Erbe seines Großonkels gekrönt. Leopold II. sei schließlich nicht als Eroberer gekommen. Nein, er habe dem Kongo die Zivilisation geschenkt. Deutschlandfunk

Der damalige (erste) Ministerpräsident des Kongo Patrice Lumumba hat ihm unmittelbar geantwortet, indem er - höflich zwar, aber doch - hervorhob, daß er, der König, eben ziemlichen Scheisendreck geredet habe.

Der König war, verständlicherweise, stinkegrantig, ein halbes Jahr später war Lumumba tot, ermordet von einem Killerteam unter Führung eines belgischen Offiziers.

Mehr über die Kolonialgeschichte des Kongo findest du hier in der Dokumentation "Schatten über dem Kongo". Ein bisserl lang, aber absolut lohnend.

Vom Woid dahoam

Mir san mir und es sats es, aber mir san vom Woid dahoam.

Dienstag, 19. Oktober 2021

Wissenschaft und neue Skandale

Lebenserfahrung, diese Wissenschaft nach Hausmacherart lehrt uns, daß es nicht die gänzlich neuen, für alle völlig überraschenden Nachrichten und Erkenntnisse sind, die aufgeregten Wirbel verursachen, einen richtig schönen Skandal nach sich ziehen. Verblüffende Neuigkeiten machen uns allenfalls staunen, wirkliche und nachhaltige Empörung hingegen lösen ausschließlich jene Tatsachen aus, die jedermann längst bekannt sind, die lediglich von Irgend jemandem irgendwann einmal ausgesprochen werden.

Auch im Kabarett, in der Komödie lachen die Leute am lautesten und nachhaltigsten über jene Witze und Pointen, die sie bereits kennen, bzw. deren Kommen von weitem her absehbar war.

Astrachan

Ich bin so stolz, ich bin so schan,
In meinem Pelz aus Astrachan.
Ach, wenn Ihr mich nur könntet sahn,
In meinem Pelz aus Astrachan
.

Montag, 18. Oktober 2021

Impf 76 Eberhard 8 Entdeckung

 

Mit ein bißchen Schwein wurden die Indianer noch einige Jahrzehnte vor dem Humanismus bewahrt

Dienstag, 12. Oktober 2021

I hob amoi oan kennt

A: I hob amoi aon kennt, der hot... Oba mei, den hams dann aa daschoßn.

B: A da Wahnsinn. Den host du kennt?

A: Heile. Des war da Dings, du kennst'n aa... da..., wia hoaßt a iatz glei?

B: Da Schorsch?

A: Ah, Schmarrn, den hams do net daschoßn.

B: Stimmt, der lebt a no.

A: Ah, iatz woaß i's, des war da Dings... Des war aber a Film.

Aristotel is a Dodel

A: Ich weiß, daß ich nichts weiß, hot a gsagt, der Aris... dings. A gscheita Depp war er jedenfalls, sonst hätt er sowas net gsagt, der Dodl. Iatz woaß is wieda: Arisdodl hot er ghoaßn.

B: So, so. Ah der?

A: Na, recht host. Sokrates hot er ghoaßn.

Das Atemorakel

Als ich noch der Waldbauernbub war hatte ich im Winter mein Atemorakel. Im Winter, wenn es hinreichend kalt wird, ist der ausströmende Atem sichtbar. So wie diese weiße Atemwolke hatte ich mir seinerzeit die Seele vorgestellt, als schwebendes, gewichtsloses Nichts. Wenn der Atem im Winter sichtbar wird, wurde er für mich zu einem wichtigen Hinweis auf meinen Seelen-, d. h. Sündenzustand. Stieg der Atem nach oben, war alles gut, dann mußte meine Seele weiß und ohne Sünde sein, ging er dagegen nach unten, war dies ein deutlicher Hinweis auf meine rabenschwarze Seele. Ging er aber zum dritten senkrecht zur Seite weg, ohne Tendenz nach oben oder unten war ich demnach wohl ein rechter Kandidat für das Fegefeuer.

Gottlob [1] ist mein Atem die meiste Zeit aber doch eher nach oben gegangen.

 

Trotzdem: Als Katholik machst was mit



[1]   Und Dank auch an die Physik.

Sonntag, 10. Oktober 2021

Der Penatenkanzler

Diese Sendung im ZDF-Magazin Royale ist zwar schon von Anfang Mai, könnte aber aktueller kaum sein.

Impf 75 Eberhard Der Bratenfänger von Hameln

 Ja, fangt euch nur einen Braten, ihr Hammel!

Impf 74 Eberhard 6 Mord in Rom

Wer hat eigentlich die Legende von der Ermordung von Gaius Iulius Caesar erfunden?

Impf 73 Eberhard 5 Stadtgründung

Remus und Romulus - Der Brudermord wird abgesagt.

Remus

Samstag, 9. Oktober 2021

Herbst und Fenster

Ich darf die Aufmerksamkeit des geschätzten Publikums von den Farben des Herbstes weglenken und auf die Farblosigkeit des Fenster richten. Nach fünfeinhalb Jahren habe ich es endlich geschafft, mein Fenster zu putzen. Es gibt nichts, was ein entschlossener Mensch nicht vermag.

Freitag, 8. Oktober 2021

Mehlschwalbe ist Vogel des Jahres 2022

Die Sensation ist perfekt, damit hatte kaum einer gerechnet: Die Mehlschwalbe ist zum österreichischen Vogel des Jahres 2022 gewählt worden! Sie wird ab Januar den Girlitz ablösen.

Der Umstand, daß Österreichs Kanzler gleich seinem ehemaligen Witzekanzler ein korrupter und korrumpierender Gangster ist, ist im Vergleich ein Lercherlschaaß, dergleichen hatte man immer schon geargwöhnt.

Donnerstag, 7. Oktober 2021

Montag, 4. Oktober 2021

Immer das Gschiß mit den Russen

Heute hatte ich in Rußland zu tun, die Kommunisten waren eigenartigerweise noch an der Macht und das Land hieß Sowjetunion. Ich kam problemlos in den Kreml obwohl ich meinen Hund (den ich noch nie zuvor gesehen hatte) dabei hatte. Breschnew hatte an seinem Schreibtisch zu tun, er blickte nicht mal hoch, als mein Hund und ich eintraten. Der Hund setzte sich sofort neben Breschnew auf die Schreibtischplatte.

Was dann passierte weiß ich nicht mehr, weil ich aufgewacht bin. Wieso, verdammt!, träumt man eigentlich, wenn man die spannendsten Teile eh verschläft?