Donnerstag, 21. Oktober 2021

Missa Luba

Obzwar ich ein alter, verstockter Atheist bin liebe ich Sakrale Musik.


Als ich noch ein junger, verstockter Atheist war, hat uns der Musiklehrer eine jüngst von der Schule erworbene Platte vorgestellt. Dazu muß man wissen, daß sich das Gymnasium Pfarrkirchen um diese Zeit rum eine HiFi-Stereo-Anlage geleistet hatte. HiFi und Stereo waren in der Mitte der sechziger Jahre keine Selbstverständlichkeit, sondern gerade im Kommen.

Was wir im Musikunterricht hörten war die Missa Luba.

"Die Missa Luba ist eine lateinische Messe in volkstümlichen kongolesischen Rhythmen und Melodien der Luba zu Kamina, einer Bantu-Ethnie in der Demokratischen Republik Kongo. Die Messe wurde 1957 durch den belgischen Franziskaner-Missionar Pater Guido Haazen (1921-2004) aufgezeichnet.

Der Aufbau der Messe entspricht dem traditionellen Ordinarium der Heiligen Messe der römisch-katholischen Kirche. Demgegenüber entstammt die Musik der Messe rein kongolesischer Tradition und ist frei von Einflüssen des europäischen oder modernen Musikverständnisses."

Wikipedia

Ich war sofort fasziniert, vor wenigen Jahren  habe ich die Missa Luba wieder im Internet  gefunden, genau die Aufnahme von damals, von Les troubadours du Roi Baudouin.

Apropos König Baudouin. Beim Staatsakt zur Unabhängigkeit des Kongo hat König Balduin eine Rede gehalten, in welcher er die Wohltaten der Kolonialherrschaft für den Kongo betonte. "Kongos Unabhängigkeit stellt die Krönung des Werkes dar, das König Leopolds eigenes Genie ersann, das er mit hartnäckigem Mut unternahm und an dem Belgien unverdrossen weiter arbeitete. (...) Kein Wort zu den unvorstellbaren Greueltaten an der kongolesischen Bevölkerung seit dem späten 19. Jahrhundert. Baudouin ergeht sich lieber in einem überschwenglichen Lob der Kolonisierung. Die Kongolesen sollten das belgische Vermächtnis ehren, fordert der König. Heute werde das Erbe seines Großonkels gekrönt. Leopold II. sei schließlich nicht als Eroberer gekommen. Nein, er habe dem Kongo die Zivilisation geschenkt. Deutschlandfunk

Der damalige (erste) Ministerpräsident des Kongo Patrice Lumumba hat ihm unmittelbar geantwortet, indem er - höflich zwar, aber doch - hervorhob, daß er, der König, eben ziemlichen Scheisendreck geredet habe.

Der König war, verständlicherweise, stinkegrantig, ein halbes Jahr später war Lumumba tot, ermordet von einem Killerteam unter Führung eines belgischen Offiziers.

Mehr über die Kolonialgeschichte des Kongo findest du hier in der Dokumentation "Schatten über dem Kongo". Ein bisserl lang, aber absolut lohnend.

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