Samstag, 30. September 2023

Haxenkreuze im Alek

Wer im neuen Sitzbezugmuster vom "Alex"-Zug Hakenkreuze findet, darf sie behalten.

Ganz schlechte Nachrichten von der Feminismusfront

hier kann man die Zeichnung als Postkarte kaufen (und wahrscheinlich auch noch andere Bilder von Butschkow und sonst wem.

Freitag, 29. September 2023

Bayer und Dubaier

Dieses noch zum Thema "Oktoberfest und Moslem"

Originalphotos von Stanley Kubrick

2013 ist in der Wochenzeitung "Der Freitag" ein Artikel erschienen mit dem Titel "Stanley Kubrick Anmerkungen zu den Fotografien des Regisseurs, die in Büchern und Ausstellungen um die Welt reisen". "Was für eine Geschichte", heißt es dort, "Im Vorraum zum Gewölbe des unteren Geschosses vom Palazzo Ducale in Genua, wo gerade eine Ausstellung mit Fotografien von Stanley Kubrick in die letzte Runde geht, berichtet eine Frau einer interessiert zuhörenden Gruppe, dass sie seit dem Jahr 2000 unterwegs ist, und zwar überall dorthin, wo es eine Ausstellung, eine Retrospektive oder ein Colloquium zur Bildarbeit von Stanley Kubrick gibt."

Ich wage die sozioökonomische Ferndiagnose, daß besagte Frau "im Vorraum zum Gewölbe des unteren Geschosses vom Palazzo Ducale in Genua" sich keine Gedanken darüber machen muß, wo sie gegen Monatsende die Margarine hernimmt, die sie auf die Discounter-Semmel für 9 Cent schmiert, damit sie nicht verhungert. Richtig?

13 Jahre lang den Erdball bereisen, um Photos von Stanley Kubrick zu sehen... ich mein, es sei ihr ja vergönnt. Ein Leben ohne Photos von Stanley Kubrick zu gucken, ist zwar möglich, aber für manche Leute anscheinend nicht sinnvoll.

Moment mal... grübel. Photos. Es geht hier ja gar nicht um aufwendig zu kopierende Ölgemälde oder gar um Fresken, die an irgendwelchen Kirchen- oder Palazzowänden unverrückbar festgemacht sind.

Es geht um Photos, vielleicht auch um Filme. Photos (und Filme) sind die demokratischsten Kunstwerke der Bildenden Kunst. Sie sind nicht nur ganz einfach - und damit billig - zu kopieren, ihre technische Grundlage ist das Kopieren. Wohlgemerkt, das Kopieren ohne jeglichen Qualitätsverlust. Ich muß also nicht irgendwelche Bildreliquien aus einem Museum auf die Reise zu (zeitlich begrenzten) Ausstellungen nach Sao Paolo, Los Angeles oder Genua schicken, damit der dorthin gereiste Interessierte sich ein Bild von Kubricks Bildern machen kann. Derselbe, exakt derselbe ästhetische und aufklärerische Effekt stellte sich auch dann ein, wenn ich ganze Stapel von Kopien an diverse Klein-  und Kleinstmuseen oder direkt an Privatinteressenten für schmales Geld verschicke.

Dienstag, 26. September 2023

Kolaric

Vor etlichen Jahren schrieb Marius Jung: "Wenn humorlose Sprachpolizisten fordern, Worte wie Neger ganz aus der Sprache zu tilgen und zu verbieten, ist das Fundamentalismus. Und alles, was wir tabuisieren, bearbeiten wir inhaltlich nicht."

In den frühen siebziger Jahren waren jugoslawische Gastarbeiter in Österreich das, was heute und hierzulande Türken sind. Das abwertende Wort für Jugoslawe war (und ist) "Tschusch". Hier ein Dialog von Lukas "Kottan" Resetarits (man beachte den Familiennamen) zwischen Branko und Kimmeltirk.

1973 hing überall in Österreich ein Plakat der "Aktion Mitmensch", welches das Problem präzise auf den Punkt brachte.

Dazu muß man wissen, daß in Österreich ein Drittel (wahrscheinlich sogar mehr) aller Familiennamen slawischen Ursprungs ist. "A echter Weaner is a Tschech" hat mal einer gesagt.

Da gibt es österreichische Minister-, bzw. Bundespräsidenten wie Bruno Kreisky, Fred Sinowatz, Franz Vranitzky, Viktor Klima, Wilhelm Miklas und Thomas Klestil. Und umgekehrt findest du tschechische, bzw. tschechoslowakische Staats-, bzw. Ministerpräsidenten wie Václav Klaus, Stanislav Gross und Jan Fischer.

Die slawischen Familiennamen finden sich vorzugsweise im Osten und Süden des Landes, in Tirol sind sie nicht so verbreitet.

In der "Tante Jolesch" erzählt Torberg von einem Prager Bankier (mit Innsbrucker Migrationshintergrund) namens Tschurtschenthaler, der seinen Familiennamen in Taussig ändern ließ (ein Name, der vor allem unter deutschsprachigen Juden sehr verbreitet war), weil man, so argumentierte er, in Prag niemals einem Mann mit Namen Tschurtschenthaler sonderliche Fähigkeiten im Bankfach zutrauen würde.

Weil ich grad bei Torberg, der Tante Jolesch und Namensproblemen bin:

"Um eine konkrete Namens-Angelegenheit ging es im Fall des ehrgeizigen Bankbeamten Nelkenblum, der seinen Namen geändert haben wollte – wie das in jenen Jahren von den Inhabern ausgefallener oder komisch klingender und obendrein deklariert jüdischer Familiennamen häufig gewünscht wurde (meistens als Vorbereitung zur Taufe).

Herr Nelkenblum reichte also ein Gesuch um Namensänderung ein und wurde von der zuständigen Behörde aufgefordert, eine ausreichende Begründung für seinen Wunsch beizubringen.

Der Name Nelkenblum sei ihm bei seiner Berufskarriere hinderlich, brachte Herr Nelkenblum bei. Das müssten seine Arbeitgeber bestätigen, antwortete die Behörde.

Herr Nelkenblum begab sich zu seinen Arbeitgebern in die Direktion der Prager Kommerzbank, trug ihnen sein Anliegen vor und verließ das Direktionszimmer mit einem Dokument folgenden Wortlauts:

‘Auf Wunsch von Herrn Bernhard Nelkenblum bestätigen wir gerne die Notwendigkeit der von ihm angestrebten Namensänderung, da sich der Name Nelkenblum auf ein berufliches Fortkommen nachteilig auswirken könnte. (Gezeichnet) Feilchenfeld, Generaldirektor, Rosenblatt, Prokurist.’"

Montag, 25. September 2023

Vereinswechsel mit Hindernissen

Früher, als ich noch jung war und Helmut Haller vom Ballspielclub Augsburg zum FC Bologna (1962 - 1968) und später zu Juventus Turin (1968 - 1973) wechselte, gab es ein großes Gejammer in meinem Vaterlande. Man nannte Haller einen Mutterlands- oder Sonstwie-Verräter. Das Volk schäumte, der DFB  nicht minder, aber der Vereinswechsel als solcher ging relativ zügig über die Bühne.

40 Jahre später ging das nicht mehr so einfach, die Zeiten hatten sich geändert. Als wir damals nach Italien zogen, wollte mein Sohn, damals 11 Jahre alt, beim Verein Polisportiva Santa Maria mitspielen. Ja, das ginge schon, wurde uns beschieden, das ginge schon, aber dazu müßten wir eine Bescheinigung des TB Regenstauf vorlegen, daß er dort ausgetreten sei. (Mein Sohn hatte den Fragebogen dummerweise wahrheitsgemäß ausgefüllt. Die Wahrheit macht das Leben oft unnötigerweise ärgerlich. Und vor der Übersiedlung nach Italien hatten wir, was man uns nachsehen möge, andere Sachen im Kopf als die Austrittsbescheinigung des TB Regenstauf.)

Irgendwann kam die geforderte Bestätigung aus der Oberpfalz, die nun natürlich ins Italienische übersetzt und beglaubigt werden mußte. Die übersetzte und beglaubigte Bestätigung ging zum regionalen Fußballverband in Neapel, wo sie erst mal liegenblieb. Ci vuole pazienza (frei übersetzt: Nur net hudln) ist ein oft gehörter Satz in Kampanien. Irgendwann rief ich an und fragte nach, was denn los sei (damals war ich noch nicht so erfahren im Umgang mit den... äh, Eigentümlichkeiten des mezzogiorno). Oh, erhielt ich als Antwort, die in Neapel abgestempelte Bestätigung müßte nun noch nach Rom weitergeleitet werden, was offensichtlich bislang - unerachtet der vielen, vielen seither verstrichenen Wochen - noch nicht passiert war. Irgendwann, wir hatten schon kaum mehr damit gerechnet, kam dann der Brief aus Rom, daß mein Sohn jetzt in der Kindermannschaft ganz offiziell mitspielen dürfe.

Cristiano Ronaldo, nur vier Jahre älter als mein Jüngster, wär das - damals, also seinerzeit - wahrscheinlich genau so passiert.

Loyalität und Verrat

Im Zuge einer Internet-Diskussion

...ein Fähnrich hatte die Schnauze voll von den Gängeleien von dem Arsch aus Berlin, der fast nie an der Front saß und immer nur das Maul aufriß. Im "Kampf" verpasste er ihm aus 25 Metern einen Steckschuß in die linke Schläfe, der Mord flog nie auf, die Obduktionsbehörde war in dieser Zeit in Stalingrad weithin überfordert...

"Hmnja", schrieb ich dem Kommentator, "da machst du ein Riesenfaß auf: Loyalität und Verrat.

Als ich so etwa 12, 13 Jahre alt war, ermahnte mich meine Mutter eindringlich, ich sollte in meiner Blosn (auf Intellellendeutsch: peer group)  nicht alles mitmachen, was die machten. Sollte die Blosn die Grenzen des Anstands oder gar der Strafgesetze überschreiten, dann sollte ich nicht mitmachen, gegebenenfalls sogar die Blosn verraten. Nicht, daß diese Ermahnung nötig gewesen wäre, der Unfug, den meine Blosn gemacht hat, hielt sich sowieso im Rahmen des Altersüblichen. Hundskrüppeln (Hunzgrippe sagten wir im Dialekt) waren wir halt, manchmal.

Für meine spätere Entwicklung habe ich aus den Worten meiner Mutter den Schluß gezogen, daß ich meine Loyalität nicht bedingungslos verschenke. An Personen gegebenenfalls schon, an Institutionen, geschweige gar an's Vaterland niemals.

Früher, als die Wehrpflicht noch deine jungen Jahre verdüsterte... Ich rede von deiner Jugend,  denn meine Jugend verdüsterte die Wehrpflicht nicht. Bei der Musterung war ich als untauglich eingestuft worden, in meinem Wehrpaß steht Ersatzreserve II, ich weiß bis heute nicht warum. Zwei Jahre vor der Musterung bin ich noch mit meinen kurzen Beinchen die 100 m in 11,8 sec gelaufen. Wenn du als tauglich eingestuft worden bist, hat man dich eingezogen, wenn das Los auf dich gefallen ist und du nicht vor der Einberufung verweigert hast. Bist du dem Einberufungsbefehl nicht nachgekommen, hat man dich eingesperrt. Und irgendwann mußtest du den Treue-Eid auf die Bundesrepublik Deutschland leisten: Dem Vaterland treu dienen, tapfer kämpfen und so Zeug. Hast du dich geweigert, den Eid zu leisten, hat man dich auch eingesperrt. Wie wäre es, so grübelte ich damals, wenn ich den Eid unter Zwang zwar leistete, vorher aber zu Protokoll gäbe, den Eid nur unter Androhung von Gewalt zu leisten. Ich spräche zwar die Eidesformel, es müsse aber jedem klar sein, daß ich mich an diesen Eid nicht gebunden fühle. Den Eid leisten und ihn gleichzeitig verweigern. Nehmen Sie Ihren Klausurenblock heraus, machen Sie Ihre Handys aus, sie haben drei Stunden Zeit, die Frage zu beantworten und die Antwort zu begründen.

Explosive Tischdecke

Seit den ganz frühen Jahren stehe ich in dem Ruf, ein Traumichnicht, ein ängstlicher Mensch zu sein. Aber, sagt selbst: Muß in einer Plastiktischdecke für draußen wirklich TNT enthalten sein und dann gleich 10 %. Ich mein, das wäre ja fast so als würde man Nitroglycerin in der Apotheke verkaufen.

Von den Letzten Worten

Als ich noch der Waldbauernbub war, wollte ich eine zeitlang den Moment des Einschlafens bewußt erleben. Ich hab's damals fast geschafft, bin aber jedes Mal Sekundenbruchteile vor dem Einschlafen  eingeschlafen.

​Der Tod sei - so sagt ein altes Scherzwort - der Bruder des Schlafes, in der griechischen Mythologie ist Hypnos der Gott des Schlafes; sein Bruder ist Thanatos, der Gott des Todes. Derzeit grübele ich über die für mich passenden Letzte Worte nach, also so was wie das bekannte "Mehr Licht!" von Altmeister Goethe. Führende Goethologen meinen allerdings, der Meister habe "Mer licht hier so unbequem" gesagt, sei aber wegen des sterbensbedingten Nuschelns von den Weimaranern - des hessischen Dialektes unkundig - mißverstanden worden.

In den dunklen Momenten rabenschwärzester Depression denke ich mir ohnehin, es werde die Wahl meiner Letzten Worte so was von wurscht sein. Denn siehe, im Augenblick meines Hinscheidens, wenn das Leben sekundenkurz an mir vorüberrollt, ehe es verlischt wird höchstwahrscheinlich eh kein Schwanz da sein, meine Letzten Worte zu protokollieren.

Eine Frau - wer sonst? - schrieb mir mal "Mal ehrlich, was nützen dir die schönsten eigenen letzten Worte, wenn du nachher tot bist?"

Anschließendes Totsein ist natürlich der Nachteil bei der Geschichte mit den Letzten Worten, obwohl es Leute gibt, die behaupten, es werde Zeiten geben, in denen die Lebenden die Toten beneiden würden. Wie auch immer: Wenn ich Letzte Worte flüsterte und dann nicht stürbe, würde ich disqualifiziert und man würde noch eine Ewigkeit lang über mich spotten "Kein Gespür für's Timing, der Mann".

Von Machiavelli ist folgende - höchstwahrscheinlich erfundene - Anekdote überliefert: Auf dem Sterbebett nimmt ihm der Priester die Beichte ab und meint dann, er solle jetzt den Teufel und all seine Werke verfluchen. Machiavelli soll angeblich den Kopf geschüttelt und gesagt haben: "Dies ist nicht der Moment, sich Feinde zu machen."

Im übrigen merke ich an: Letzte Worte werden nur dann von dir überliefert oder dich betreffend erfunden, wenn du ein Mindestmaß an Bekanntheit erreicht hast, Prominentsein ist für uns Menschen der einzige Weg, unsterblich zu werden. Prominent kannst du werden, wenn du dir den Nobelpreis für Physik ergeierst, sicherer ist es hingegen, wenn du dir vor laufender Kamera irgendwelche Schwänze in Möse oder Mund stecken läßt.

Sexuell erregend

 "Ob der Körper einer Frau sexuell erregend ist, kann man(n) in Sekundenbruchteilen sagen..." schrieb einst einer der vielen Großdenker auf "Fisch und Fleisch".

"Sexuell erregend" ist relativ. Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre las ich in der Süddeutschen Zeitung, man habe einen Gehilfen der Anatomie der Ludwig-Maximilians-Universität München verhaftet, weil sich dieser in der Silvesternacht und anläßlich der gleichnamigen Trunkenheit an der Leiche (!) einer 83(!)jährigen Frau vergangen hat. Das heißt, so alt und so tot  kannst du als Frau gar nicht sein, daß du vor männlicher Nachstellung sicher wärst.

Häßlich, ich bin so häßlich, so gräßlich häßlich, ich bin der Haß!

Ham Sie des gwußt, daß Friedrich Merz, der heutige Vorsitzende der CDU, in jungen Jahren sein Geld als Jodelkönig verdienen mußte?

Die Wenigsten wissen des. Jetzt wissen's ein paar mehr.

Erwin Pelzig - Der wunde Punkt

Mit den Jahren wird er immer besser, vor ein paar Tagen hatte er ein Anderthalbstunden-Programm im ZDF.

Anschauen, unbedingt!

Sonntag, 17. September 2023

Caffè a Napoli

Als ich noch in Italien lebte, gut 100 km hinter Neapel, habe ich für einen Espresso 800 bis 900 Lire bezahlt, das waren seinerzeit so ca. 80/90 Fennje. In Deutschland habe ich zu dieser Zeit - in den Neunzigern - bereits deutlich über eine Mark bezahlt. Heute zahlst du in Deutschland fast 2 Euro für das Getränk.

Im August war ich in Italien, auf dem Flughafen (!) Neapel - also dort, wo alles extra viel kostet - haben sie mir 1,30 Euro für einen Espresso abgeknöpft.

Da trifft es sich, daß ich vor wenigen Monaten in einem Podcast gehört habe, Italiener seien oftmals sehr stolz darauf, daß der Espresso bei ihnen so preisgünstig sei. Ein italienischer Journalist - so wurde hinzugefügt - habe allerdings gemeint, die Preisgünstigkeit italienischen Caffès liege daran, daß italienischer Kaffee im Regelfall von gottserbärmlich schlechter Qualität sei. Das ist frech, das ist diskriminierend, klar; aber es stimmt natürlich. Espresso ist wahnsinnig stark, hundsgemein im Geschmack und alles in allem ordinär, das erwarte ich. So muß ein Espresso sein, das pure Gift.

Bestialität statt Humanität!

Gewalt, also innerartliche Aggression, ist beim Menschen sehr viel virulenter als bei jedem anderen Raubtier. Als mein Hund, ein Rüde, ein gutes Dreivierteljahr alt war, ist ein anderer Rüde ähnlichen Alters in unser umzäuntes Grundstück eingedrungen [1], hat also das Revier meines Hundes eklatant verletzt. Als ich das bemerkte war ich besorgt, ich erwartete heftigste, womöglich blutige Revierkämpfe. Was ich vorfand war, daß die beiden Rüden (die sich an diesem Tag erstmals getroffen hatten) ganz friedlich miteinander balgten und spielten, ganz so als wären sie aus dem gleichen Wurf und miteinander aufgewachsen

Bestialität statt Humanität!



[1]   Aber was heißt schon "eingedrungen"? Die Gartentür war nicht richtig zugedrückt.

Vom Wert der Frauen

Ich habe zehn Jahre lang mit meiner Familie in Castellabate, Provincia di Salerno, 120 km südlich von Neapel gelebt. An Vorinformation, nenne es ruhig Vorurteil, habe ich mitgebracht, daß man im Süden Italiens die jungen Frauen wenig schätzt, die Großmütter dagegen sehr. Der absolute Chef in der Familie ist la mamma. Wenn der papà Streit mit dem, sagen wir mal, pubertierenden Sohn hat, dann droht eventuell eine Prügelei zwischen beiden, wenn jedoch la mamma auch nur die Augenbraue hebt, dann ist der widerspenstige Sohn ruhig, und zwar so was von.

Ganz am Anfang unseres Aufenthalts in Castellabate waren wir anläßlich der festa della mamma - ich muß mich korrigieren, es war nicht der Muttertag, sondern die festa della donna, also der Weltfrauentag. Wir waren also anläßlich dieses Festtages in einem ristorante, außer uns nur Einheimische, unter anderem die Gemüsefrau, die wir schon ein bißchen besser kannten, mit ihrer Familie.

Meine Frau, die für dergleichen Dinge einen sehr viel schärferen Blick als ich hatte, sagte mir - auf deutsch, damit es keiner sonst verstehe - sie habe noch nie, auch nicht in Deutschland, derart selbstbewußte Frauen gesehen wie hier.

Der Eindruck verstetigte sich im Laufe der zehn Jahre.

Das mag noch wenige Generationen zuvor anders gewesen sein, wirtschaftliche Not aber hat süditalienische Männer gezwungen, in Norditalien, in Deutschland oder noch weiter nördlich Arbeit zu suchen. Die Frauen blieben (vorerst?) zurück und sie mußten die Familie und die kleine Landwirtschaft alleine managen. Sie haben gelernt, wieviel sie wert sind und sie haben das nie wieder vergessen.

Kinder und so

Kinder seien, so höre ich es öfter mal, das Schönste, was einem passieren kann. Das ist so eine Aussage, die ich zwar vom Kopf her nachvollziehen kann, nicht aber vom Bauch. Ich hatte niemals (bis heute nicht) auch nur das allermindeste Bedürfnis, Kinder zu haben. Nun habe ich aber, verdammt, zwei - inzwischen erwachsene - Kinder, beide habe ich mir von meiner Frau aufschwatzen lassen.

Und - jetzt wird's spannend - wenn die Kinder nun mal da sind, dann sind sie da. Sie in die Mülltonne zu werfen wär nun doch ein bisserl arg grob. Was machst du also als Mann, der du sie eh nicht stillen kannst? Richtig, du ziehst mit ihnen im Kinderwagen durch den Stadtpark und schwatzt mit den anderen Müttern, du wickelst sie und singst ihnen dabei etwas vor:

Du hast ja Scheiße in der Wi-hi-hindel,

Diese Scheiße muß heraus.

Diese Scheiße in der Wi-hi-hindel,

Diese Scheiße muß heraus.

Und wenn sie abends nicht und nicht einschlafen wollen, dann erfindest du ihnen Geschichten, notfalls welche von einem großen, rosaroten Schwein mit schwarzem Hut, gegebenenfalls auch welche von blutrünstigen Piraten.

Es ist gar nicht so einfach, Kinder nicht zu mögen.

Hitlergruß

Hier ham sie wieder so einen Hundskrüppel von Nazi erwischt:

Samstag, 16. September 2023

Aus der Berliner Stadtgeschichte: Kreuzberg

"Die Berliner sind lustig, die Berliner sind froh

Sie versaufen ihre Betten und schlafen im Stroh."

 

1853 bestieg Werner von Humboldt, der Sohn von Alexander und Wilhelm von Humboldt, erstmalig ohne Sauerstoffgerät den damals noch außerhalb von Berlin gelegenen Kreuzberg.

Ayshe und Ali Öztürk und all die anderen Eingeborenen von Kreuzberg schreiben übrigens X-Berg. Eine radikale Gruppe islamistischer Syrer wollte einmal die ortsansässigen Türken zwingen, statt X-Berg Halbmondsberg zu schreiben. Dem Vernehmen nach hat sich das nicht durchgesetzt, weil es viel zu schwer zu schreiben und vor allem zu sprechen ist.

Jahre nach der Erstbesteigung errichtete man - Werner zu Ehren - auf der anderen Seite der Spree die O2-World, in welcher Halle sensible Literatur gepflegt wurde. "Literatur beginnt dort, wo die Germanistik aufhört", ein Wort Werner von Humboldts, uns Nachgeborenen zur Mahnung. Heute heißt die Halle Mercedes-Benz-Arena (obwohl es dort gar keinen Sand gibt, jedenfalls nicht mehr als sonst in der brandenburgischen Pampa üblich) und die dargebotene Kunst ist wesentlich grobschlächtiger geworden.

Montag, 11. September 2023

Ein neuartiges Konzept für Wasserwerfer

An der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt für die Innere Sicherheit arbeitet man derzeit mit Hochdruck an einem völlig neuartigen Konzept für Wasserwerfer.

Reichtum für Alle!

Mit Arbeit wird keiner reich, wohlhabend vielleicht, aber nicht reich. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was Reichtum ist und wie man ihn vom Wohlstand oder auch vom auskömmlichen Lebensstandard abgrenzen kann.

Mein Vorschlag (keine erschöpfende Definition, nur mal so skizziert): Reichtum ist unter anderem, wenn einer Dinge, die unsereiner alleine für sich erledigt, durch andere erledigen lassen kann. Wenn mein Frühstück etwa weder von mir noch von meiner Frau bereitet wird, sondern von einer Haushaltskraft (nicht, weil ich pflegebedürftig wäre, natürlich), wenn mein Garten, besser: Park, von einem bezahlten Gärtner in Ordnung gehalten wird...

Das ist jetzt alles sehr plakativ und wenig systematisch, aber man kann daraus schon sehen, daß ich nur dann reich sein kann, wenn und weil es andere nicht sind. Das Frühstück für die Haushaltskraft bereitet nicht eine andere Haushaltskraft, die wiederum in Diensten der ersten Haushaltskraft steht, den Park meines Gärtners hält kein anderer Gärtner in Ordnung, der in dessen Diensten steht. (Und falls doch, verschiebt sich das Ganze nur um eine Ebene.)

Kurz: Reichtum setzt Armut (oder, wenn dir das mehr zusagt: Nicht-Reichtum) voraus. Reich kann einer sein, weil es viele andere nicht sind. "Reichtum für alle" ist Unfug, natürlich.

Freitag, 8. September 2023

Der Deibel und dem Deibel sein Kumpel

Vor gar nicht so langer Zeit hat sich ein ungenannt zu bleibender FuFler Gedanken gemacht über Tauben und den Teufel. "Ein gefallener Engel ist ein von Gott verstoßener Engel. (...) Der sich gegen die göttliche Ordnung auflehnende Engel wird aus dem Himmel verbannt und stürzt zur Erde. (...) Da es sich bei dem Anführer der abtrünnigen Geistwesen um den Teufel höchstpersönlich handelt, stürzt dieser naturgemäß in sein neues Reich, in die Hölle."

Der theologischen Korrektheit halber nutze ich die Gelegenheit, das gängige Bild des Teufels im Bewußtsein der Menschen ein bisserl zurechtzurücken. Der Teufel ist - das machen sich die wenigsten Leute klar - nicht der Widersacher Gottes sondern sein Schoßhündchen. Der eine und einzige, allwissende und allmächtige Gott hat nämlich keinen Gegenspieler, er kann gar keinen Gegenspieler haben, ansonsten er ja nicht allmächtig wäre. Er ist der Gott, ohne dessen Willen kein Haar von meinem Kopfe fällt und der sollte ein Huhgespenst wie den Teufel als Widersacher auf Augenhöhe haben?

Der Teufel darf nur solange und so weit "huhu!" machen, wie Gott meint, daß es gut ist. Ansonsten macht Gott einmal fingerschnipp und aus ist mit Teufel.

Diese Ein-Gott-Religionen sind ein dramaturgisches Desaster, ich weiß nicht, wer sich so einen Scheisendreck als erste ausgedacht hat. Auf dem Olymp, da sind sich die unterschiedlichsten Gottheiten noch gegenübergestanden und der eine Gott hat gegen den anderen intrigiert und der eine wollte was und der andere was andres und rausgekommen ist - wie hier unten auf Erden - etwas, das keiner so gewollt hat.

Ein allmächtiger und allwissender Gott - das läuft sich fest. Das ist wie mit Superman. Einer der über Superkräfte verfügt und so auch noch die stärksten Schurken besiegt ist erstmal eine feine Sache. Dann aber wird die Sache langweilig, denn Geschichten von einem, der seinen Gegenspielern so überlegen ist, daß die gar keine reelle Chance mehr haben will keiner auf Dauer hören oder lesen. Und so sah man sich gezwungen, dem Superhelden Superman Superschurken als Gegenspieler zu erfinden, die dann auf etwa gleichem Superniveau aufeinander eindreschen konnten.

Gott und der Teufel sind Kumpel, sie sind dieselbe Partei. Wenn Gott es wollte, bräuchte er bloß - wie weiland die "Bezaubernde Jeannie" - mit den Augen zwinkern und Satan hätte ausgeteufelt. Daß Gott nicht zwinkert heißt lediglich, daß ihm der Teufel durchaus ins Konzept paßt.

Die ganze Geschichte mit Gut und Böse ist ein riesiges Kaschperltheater für uns Doldis hier unten. Alles Böse kommt von Gott und nur von Gott, der Teufel ist nur ein billiger Laiendarsteller, der so tut als ob.

Wenn ich meinen Gott immer mächtiger und schließlich allmächtig mache, dann sitze ich in der Falle. Dann habe ich nämlich die Blasphemie aller Blasphemien begangen. "Alles hat Gott gemacht..." heißt es in einem schönen Kirchenlied. Mein lieber Schwan, wenn das richtig wäre...

Donnerstag, 7. September 2023

Die Kriminalität wächst fünfmal schneller als die Bevölkerung

Ein Alarmruf aus aktuellem Anlaß: Die Kriminalität wächst, sie wächst nach neuesten Zahlen beinahe fünf mal so schnell wie unsere Bevölkerung. Polizei und Gerichte werden mit der Entwicklung kaum noch fertig, immer mehr Straftaten bleiben unaufgeklärt.

Diese Aussage ist auf's Äußerste beunruhigend: Die Kriminalität wächst überproportional, die Behörden stehen dem Phänomen weitgehend hilflos gegenüber, die Bedrohung wächst mit rasender Geschwindigkeit, das Problem wird uns über kurz oder lang - höchstwahrscheinlich über kurz - vernichten.

Die Lage ist ernst, Leute!

Der zitierte Spruch tauchte in der seit 56 Jahren erfolgreich laufenden Sendereihe [1] "Aktenzeichen XY - ungelöst" erstmals auf, er wurde in der allerersten Sendung dieser Reihe von Eduard Zimmermann höchstpersönlich ausgesprochen, im Jahre 1967.

Das Schüren von Angst vor der wachsenden Kriminalität [2] scheint zu den running gags konservativer Komiker zu gehören.



[1]   Heute sagt man - glaube ich - aus unerfindlichen Gründen "Format" dazu.

[2]   In Wirklichkeit sinkt die Kriminalitätsrate in Österreich und Deutschland, vor allem bei den schweren Delikten und seit es so viele Ausländer bei uns gibt.

Mittwoch, 6. September 2023

Sexuelle Belustigung

Dieses noch zum Thema "Religion und sexuelle Belästigung"

 [1]



[1]   Die Zeichnung ist wahrscheinlich von F. K. Waechter oder Robert Gernhardt, auf jeden Fall aber aus der "Neuen Frankfurter Schule".

Die Meßbarkeit von Liebe

In meinen Kursen für alkoholauffällige Kraftfahrer komme ich irgendwann an den Punkt, wo ich ihnen sage: "Entgegen anderslautenden Gerüchten ist Liebe - zu einem Menschen, zu einem Tier, einem Ding - meßbar. Liebe kann man messen oder zumindest recht gut abschätzen. Ein sehr brauchbarer Maßstab für Liebe sind die Mühen, Entbehrungen, Risiken, die einer für das geliebte Objekt auf sich nimmt. Wegen einer Liebelei wechselt keiner Arbeit oder Wohnort, während er für die große Liebe seines Lebens durchs Feuer geht."

Weil es bei den Kursen um das Thema "Alkohol am Steuer" geht, fahre ich dann fort: "Um nicht auf den Genuß großer Mengen Alkohol verzichten zu müssen, setzen die notorischen Trunkenheitsfahrer - und Zwei-Promille-Fahrer sind immer notorische Trunkenheitsfahrer - Leben und Gesundheit, Auto und Führerschein und möglicherweise auch ihre berufliche Existenz aufs Spiel. Kein Mensch, dem Alkohol wenig bedeutet, wird trinken, obwohl er weiß, daß er noch fahren muß."

Eine Skala, auf der ich dann eintragen kann "7,9 Lib" (auf der nach oben offenen Libidoskala) gibt’s freilich nicht. Aber als Psychologe ist man Kummer eh gewohnt. "Nasty little subject, all one cares to know lies outside", sagte einst William James, einer der Begründer der wissenschaftlichen Psychologie, über sein Fach.

Gern I und Gern II - Glanz und Ende zweier Gemeinden

Als ich noch der Waldbauernbub war wohnten wir in der Gemeinde Gern I, dachten aber, in der Stadt Eggenfelden zu wohnen. Das kam daher, daß unsere Postanschrift - Pfarrkirchener Straße 30c, Eggenfelden - suggerierte, wir würden in Eggenfelden wohnen, während Eggenfelden in Wirklichkeit [1] erst westlich des östlichen Gartenzauns der benachbarten Familie Pfefferler anfing. Die Behörden wußten es auch nicht besser, denn die Bürokratie war damals noch nicht erfunden. Als ich dann in die Jahre kam wurde ich aus Versehen in die Volks- und Knabenschule Eggenfelden eingeschult. Dort ist der Fehler aufgefallen und ich mußte die folgenden drei Schuljahre in der Volksschule Gern verbringen. Die Volksschule Gern war eine vierklassige Volksschule, jeweils zwei Jahrgänge wurden zusammen in einer Klasse unterrichtet.

Die Volksschule Gern gibt es längst nicht mehr, so wenig wie es die Gemeinde Gern noch gibt. Früher, als die Welt zwar auch nicht mehr gut, aber doch besser war, gab es dagegen sogar zwei Gerns. Die Gemeinde Gern I bestand aus vier Ortschaften, im Jahr 1961 hatte die Gemeinde 861 Einwohner und eine Fläche von 222,4 Hektar. Gern II, die ländliche Version von Gern, bestand aus 21 (!) Orten, im Jahr 1961 hatte die Gemeinde 252 (!) Einwohner und eine Fläche von 482,48 (!) Hektar. Der Gemeindesitz von Gern II war zu dieser Zeit in Oberdax, damals hatte fast jeder Einödhof seinen eigenen Bürgermeister. Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde 1972 aufgelöst und in die Gemeinden Eggenfelden und Hebertsfelden eingegliedert.

Aber, klar, kein Schwein interessiert sich heute noch für die weiland Gemeinden Gern I und II, es hat sich schon damals kein Schwanz außerhalb von Gern I und II für Gern I und Gern II interessiert.



[1]   Eigentlich müßte man ja sagen und schreiben "in Amtlichkeit".

Otto und Herr Bimbo

Das einzige, das mich jetzt noch retten konnte war... ein Neger.

"Otto - Der Film" ist von 1985, der erste und einzige Film, der am selben Tag sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in der DDR gestartet ist.

Vom Weibe kommt das Wissen

auf Facebook gefunden:

Gedanken und ob man sie sich machen sollte

Der österreichische Kabarettist, Filmemacher und Trallala hat mal einen bemerkenswerten Satz getan:

Es gibt viele Gedanken, die soll man sich nicht machen, umgekehrt gibt es viele Gedanken, die möchte man sich gerne machen, aber sie fallen einem nicht ein.