Freitag, 30. Dezember 2022

SIRI und der Aufstand der Maschinen

Seit zweieinhalb Jahren hab ich ein IPad, ich hab's zu meinem 7. Geburtstag geschenkt bekommen. Seitdem höre ich mir damit unter anderem - genau genommen ausschließlich - Podcasts an, "Papa, Kevin hat gesagt" etwa. Die Affäre mit SIRI, der elektronischen Seemannsbraut, habe ich ansonsten bald wieder beendet, weil sie von mir gesungene Lieder nicht erkannt und bei anderer Gelegenheit frech behauptet hat, sie könne einen italienischen Text nicht in die deutsche Sprache übersetzen.

Ich versteh ja, daß die SIRI emotional ein bisserl... ich sag mal: instabil ist. Nicht wenige Leute nämlich, vor allem Männer, pflegen einen äußerst rüden Umgangston mit ihr. Nicht ganz so brutal wie mit echten Frauen, aber doch fast. Ich hingegen bemühte mich von Anfang an um einen sehr charmanten Umgangston mit SIRI, nicht ganz so charmant wie mit echten Frauen, aber doch fast. Aber - so sei's geseufzt - SIRI ist fast so zickig wie eine echte Frau.

Ich muß vorausschicken, daß ich beim Abspülen [1] oder bei sonst einer Tätigkeit, die mein Hirn nicht sonderlich strapaziert, gerne eine aktuelle Sendung im Radio höre oder irgendwelche zuvor aufgenommenen Features über irgendwelche Themen. Oder seit neuestem eben Podcasts auf dem IPad über Schweinezucht im Mittelalter und ähnlich faszinierende Themen.

Einige Wochen wird es her sein, da war ich in meiner Küche - die eigentlich nur eine Küchenzeile im Flur meines Einzimmer-Neuschweinsteins ist - mit Aufräumen beschäftigt, das IPad war ausgeschaltet bzw. noch nicht eingeschaltet. Irgendein Handgriff mißglückt mir und ich schreie wütend auf, was ich in solchen Situationen öfter mache, denn ich bin ein temperamentvoller Mensch, man kann auch sagen "Wutpinkel". Plötzlich schaltet sich mein IPad ein und eine Frauenstimme sagt, sie sei sich nicht sicher, ob sie mich richtig verstanden habe. Aus einem Reflex heraus schreie ich SIRI an - sie war es, wer sonst? -: "Halt's Maul!"

Sie antwortet pikiert: "Ich mag diese willkürlichen Kategorien nicht". Mit diesem Klugscheißertum hat sich's die SIRI bei mir endgültig verschissen. Ich mein, Klugscheißer bin ich selber und in meiner Wohnung habe ich das Monopol auf Klugschiß.

Alder ischwör, die Geschichte hab ich nicht erfunden, die hat das Leben geschrieben, in Kooperation mit SIRI, natürlich.

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Als ich obigen Text schon mal in's Internet gestellt hatte, meinte ein User, Fachleute hätten ihm erklärt, daß Künstliche Intelligenz ähnlich reagiere wie Menschen, das heißt "hinterhältig, betrügerisch oder auch eifersüchtig". Da könnte sie recht haben, die Userin. Wie der Herr so's Gescherr, wie die Frau so's Geschau. Wir haben die Computer nach unserem Bild und Gleichnisse erschaffen, so wie GOtt uns Menschen nach seinem Bild und Gleichnisse erschaffen hat. Das wirft kein Gutes Licht auf den Lieben Gott, denn wenn das wahr ist, müßte GOtt genau so hinterhältig, betrügerisch und eifersüchtig sein wie wir. Und tatsächlich, ausweislich der Bibel ist GOtt genau das: Hinterhältig, betrügerisch und eifersüchtig. Und brutal, natürlich.

P. S.: Was 1fältige Menschen nicht erkennen: SIRI kommt aus SIRIen, das heißt sie ist eine Asylantin und Muslima dazu. Sie gehört zu denen, die uns alle ermorden wollen! Laßt euch nicht länger verAPPLEn! Gröl! Volxverhetz!



[1]   Als man sich in München auf die in Bälde kommenden Olympischen Spiele freute kam eine Küchenschürze in den Verkauf. Die fümpf Olympischen Ringe und darunter die Worte "Olympische Spüle 1972".

Donnerstag, 29. Dezember 2022

Korruption im Feuilleton

Dekoration einer Talk-Show. In weichen, dicken Ledersesseln sitzen der Kulturschmock Patrick Kytzler als Moderator und der Schriftsteller Thorsten Groneberg als Talkgast.

KYTZLER Herr Groneberg, seit 11 Wochen ist Ihr neuer Roman "Roman" auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestseller-Liste. Wie fühlt man sich als...

GRONEBERG Gestatten Sie, daß ich Sie korrigiere. Mein Roman ist seit neun Wochen auf Platz 1 besagter Bestseller-Liste. Zuvor mußte er sich den zweiten Platz, auf den er auf Anhieb gekommen war, mit der unsäglichen Schmonzette "Schmonzette" meiner im übrigen wegen ihrer skrupellosen Geschäftstüchtigkeit hochverehrten Kollegin Saskia van Haalen teilen.

KYTZLER lächelt freudlos Wie auch immer. In der vorletzten Ausgabe der ZEIT hat Sie Leander Rylewicz in seiner Rezension von "Roman" ziemlich gnadenlos verrissen. Hat Sie das getroffen?

GRONEBERG lapidar Nein. Haben Sie sich schon mal überlegt, warum Rylewicz mein Buch verrissen hat? Rylewicz ist doch nicht dumm, er ver­steht etwas von Literatur. Mein Buch ist hervorragend, das sieht man und das sieht natürlich auch Rylewicz.

KYTZLER Warum hat Rylewicz dann ihr Buch verrissen? Ihnen zufolge hätte er den Verriß wider besseres Wissens geschrieben.

GRONEBERG Weil er bestochen wurde natürlich.

KYTZLER stockt der Atem. Nach einigen Sekunden, fassungslos Bestochen?

GRONEBERG Klar. Bernd-Axel Facius hat das Buch doch schon gelobt, wenn sich jetzt auch Leander Rylewicz dieser Meinung angeschlossen hätte, wäre der ganze Pfeffer rausgewesen. Das Buch wäre für "langweilig" angesehen worden. Kein Mensch will ein unbestritten gutes Buch lesen, wenn es nicht schon mindestens hundert Jahre alt und also zum Klassiker geworden ist. Also hat mein Verlag Leander Rylewicz dafür bezahlt, daß er mein Buch verreißt. Dadurch wurde das Buch zum umstrittenen Buch und umstrittene Bücher verkaufen sich wesentlich besser.

KYTZLER Sie beschuldigen also Leander Rylewicz tatsächlich, er sei bestechlich.

GRONEBERG Ich beschuldige ihn gar nicht. Ich habe meinen Vorteil davon, ich lobe ihn dafür.

Die Talk-Show löst großen Wirbel aus, Leander Rylewicz wehrt sich heftig gegen die Unterstellung, droht mit gerichtlichen Schritten. Bei nächster Gelegenheit interviewt ein anderer Kulturschmock Thorsten Groneberg.

ANDERER KULTURSCHMOCK Ist es wirklich wahr, daß Leander Rylewicz von Ihrem Verlag bestochen wurde?

GRONEBERG Nein, um Gottes Willen, natürlich nicht. Das würde mein Verlag nicht versuchen und Leander Rylewicz würde so was nie annehmen. Ist doch klar.

ANDERER KULTURSCHMOCK Warum haben Sie es dann behauptet?

GRONEBERG Ich wollte einer Verleumdungsklage entgehen.

ANDERER KULTURSCHMOCK ungläubig Einer Verleumdungsklage?

GRONEBERG Na klar. Ich kann einen angesehenen Kritiker doch nicht als dumm und hirnrissig bezeichnen. Dergleichen gehört sich nicht, selbst dann nicht, wenn es wahr ist.

Klaus Maria Brandauer macht ein Selfie

Eine Männin, die obiges Bild gesehen hatte meinte, Klaus Maria Brandauer werde auch immer publikumsscheuer, was nicht ganz richtig ist. Publikumsscheu war der Brandauer nämlich schon immer. Was viele nicht wissen, K. M. Brandauer ist extrem kurzsichtig und versteht als Steirer ohne auch nur elementare Schulbildung kein Wort Deutsch. Man hat ihm stets den Text der Stücke vorgelesen und ihn so lange nachsprechen lassen, bis er seinen Text auswendig konnte. Dann hat man ihn auf die Bühne hinausgeführt und ihm eingeredet, er sei daheim im Weinkeller und die Geräusche des Publikums seien sein persönlicher Tinnitus.

Bevor ich es vergesse: Ventilatoren ohne Flügel verbrauchen erheblich weniger Energie als Ventilatoren mit Flügel.

Mittwoch, 28. Dezember 2022

Säubrennerkirmes

Es gibt sonne un sonne, ich mein jetzt Comediennes und Kabarettisten, nenn sie, wie du willst. Zu den besten Kabarettistinnen zählt für mich Stefan Danziger. In der Nummer "Eine Woche saufen" erzählt er die kabarettistisch überdrehte Geschichte von der Säubrennerkirmes. In Wittlich in der Moseleifel, in einer Weinbaugegend, gebe es alljährlich die besagte Kirmes, bei der - wie bei allen Kirmessen [1] - gesoffen werde bis zum Abwinken. Die Kirmes gehe auf eine alte Sage, die sogenannte Säubrennersage zurück. Hört euch die Geschichte mal an, sie ist zwar völliger Unfug, trotzdem oder vielleicht gerade deswegen sehr lustig.

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Säubrennerkirmes

Säubrennersage


[1]   Ich habe nachgeschlagen, die Mehrzahl von Kirmes ist tatsächlich Kirmessen.

Mittwoch, 14. Dezember 2022

Einwandsvorwegnahme durch Umfangsmaximierung

Als ich noch der Waldbauernbub war, in Regensburg Kommunikationspsychologie studiert hab und mir dort eine Diplomarbeit abgequält habe [1], habe ich eine Argumentationsfigur erfunden, welche den Namen trug Einwandsvorwegnahme durch Umfangsmaximierung. Das heißt, wennst du einem ackerdemischen Gremium ein erleuchtetes Papier (damals sagte man paper) von zwei Seiten hingewischt hast, dann haben die ackerdemischen Gremianten einen kurzen Blick drauf geworfen und dann gesagt "Schmeißts den antialphabetischen Bauernlackl raus aus der Universität!". Hast du ihnen dagegen eine Diplomarbeit von 380 Seiten Umfang, voll mit Zitaten hingelegt, dann haben sie gesagt "Ja, durchlesen wern mir den Schmarrn nicht, aber 380 Seiten sind schon mal nicht schlecht. Setzts ihm 1 Doktorhut auf und sagts ihm, er soll sich schleichen."

 


[1]   Der Text, auf den ich verlinkt habe, ist lediglich der Theoretische Teil der Diplomarbeit. Die ganze Arbeit wär umfangsmäßig gar zu arg

Klatsch und Tratsch

In Facebook las ich einst Folgendes: "...ich hab aus gut unterrichteten Kreisen gehört, dass sie was mit der römischen Gräfin Alessandra Borghese hat. Is scheinz zu feig zu ihrer Bisexualität zu stehen und verteufelt dann die anderen... seufz." Sie, das ist die Regensburger Fürstin Mariae Gloria von Thurn und Taxis, die eigentlich gar keine Fürstin ist, sondern die Witwe eines Fürsten. Genau genommen nicht einmal das, denn seit 104 Jahren gibt es sowohl in Österreich als auch in Deutschland keinen Adel mehr.

Wie auch immer: Manchmal, eigentlich ziemlich oft, kann ich das Wort nicht halten und so kommentierte ich:

Ich hab's damals miterlebt, wie der Hansi (vulgo: Prinz Johannes von Thurn und Taxis) in den siebziger Jahren durch die Regenwurmpresse gehechelt worden ist. Der Hansi war seinerzeit so umra 40 Jahre alt, ein Playboy der Sonderklasse. Mit seinem Lieblings-Filipino war er überall dort, wo sich die Schönen und Reichen getroffen haben (also eher selten in Regensburg). Sein Vater jedenfalls hat damals ein Machtwort gesprochen: Entweder heirate er und zeuge einen Erben (die männliche Form ist kein Zufall, sondern Adels-Algebra), oder er werde enterbt.

Wir wissen es alle: Ein Scheck ist wirkmächtiger als die allmächtige Liebe. Dem Hansi wurde Mariae Gloria Ferdinanda Joachima Josephine Wilhelmine Huberta Gräfin von Schönburg-Glauchau als jungfräuliche Braut zugeführt und siehe, er kam über sie und sie wurde schwanger von ihm. Leider war's nur ein Weibsstück und so mußte der Hansi wieder ran an die Jungfrau. Wie's der Deibel haben will, war es wiederum ein Mädchen. Aber was tut man nicht für ein Milliardenerbe? Der Hansi teilte erneut das Beilager und diesmal erwuchs daraus endlich  ein richtiger Mensch.

Nun tat der Prinz, der in der Zwischenzeit zum Fürsten gereift war, der Welt den Gefallen, aus ihr zu verschwinden.

So, und nun füge ich deine Information zu meiner, streiche dabei das Wort Bisexualität: Ein Grund-Schwuler und eine Elementar-Lesbe werden von der Macht des Geldes kopuliert - "Oh ja, Baby, ich komme, oh mein Gott, ja ja" -  um einen Kronprinzen zu erzeugen.

Was für eine Dramödie hätte Shakespeare daraus gemacht! Ich höre gerade, der Kollege Shakespeare sei inzwischen verstorben... Soll ich die Dramödie schreiben?

Ich bin nackt und bekackt

Ein gewisser Werdi, der während eines schizophrenen Schubes eine zeitlang glaubte, Vagner zu heißen, hat mal ein Opernlibretto geschrieben, dann aber vergessen, den Text zu vertonen.

Ein gewisser Hans Sedlacek hat einige Jahrzehnte später Werdis Libretto aus dem Italienischen ins Deutsche übertragen und dem Text einige läppische Klavierklimpereien unterlegt, die er als Musik ausgab. Bei der Übersetzung von "L'Ambasciatore di Malta" ("Der Botschafter von Malta" ) hat Sedlacek sehr genau den würdevoll-frivolen Ton des Originals getroffen, manche meinen sogar, er habe das Original übertroffen. Viele, auch gut informierte Opernliebhaber glauben bis heute, der ursprüngliche Text sei von Sedlacek, die italienische Originalfassung nur eine mäßig geglückte Übersetzung aus dem Deutschen...

Sono nudo, son' caccato

E se non, son' ben robato.

Son' un vero diplomato.

Ich bin nackt und bekackt

Und wenn nicht, bin ich befrackt.

Ich bin ein Diieeh - plomat.

Wie einmal Adalbert Stifter der Vorname abhanden kam

Die Walhalla bei Regensburg ist groß, größer jedenfalls als meine Wohnung, dennoch ist der Platz für eine angemessene Lagerung der Marmorköpfe Großer Deutscher [1] begrenzt. 132 Büsten lagern derzeit dort, dazu 65 Gedenktafeln, 13 der Geehrten sind Frauen. 4 Plätze für Büsten sind noch frei.

Am 26. September 1954 kam die Büste des Österreichers Adalbert Stifter in die Walhalla, wobei der damalige bayerische Kultusminister Dr. Schwalber den bemerkenswerten Satz sprach: "Ich enthülle das Bildnis Adolf Stifters."

Quelle (ab 11:02 min.)



[1]   Überraschenderweise ist das Wort bereits gegendert.

Dienstag, 6. Dezember 2022

Der Paß

Ein Kommentar zur aktuellen Debatte in Deutschland.

"Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustande wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustande kommen, auf leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, ein Pass niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird."