Samstag, 30. November 2019

Die Victorchen-Frage

Mir, der ich "Heinrich" heiße wie einst der Kollege Faust (Goethe, eh schon wissen), stellte vor wenigen Jahren jemand die Victorchen-Frage: "Wie hältst du's mit dem Orban-Sauhund? [1]"
Ich aber antwortete ihm:
"Sagen wir mal so: Ich drücke mich vornehm aus, so vornehm, daß es schon wieder gelogen ist. Ich habe wenig Sympathien für den ungarischen Zaunkönig in seinem Archipel GULASCH. Jahrhundertelang hat der Weiße Mann die Welt aufgemischt und das Unterste zuoberst gekehrt, das Elend der Ärmsten und Allerärmsten wurde outgesourced. Bei uns, oben im Norden, Bei uns, oben im Norden, ist es zwar auch nicht gut, aber doch unendlich viel besser als südwärts. Hier gab's und gibt’s billigen und ziemlich guten Kaffee, während der Neger von weiter südlich her, wo der Kaffee vor der Haustür wächst für vergleichsweise teures Geld irgendeine Plörre in seinen Hals schütten muß. Momentan klopfen die dunklen Typen aus dem Süden bei uns an und wollen wenigstens ein Tasserl Starbucks-Kaffee schlürfen.
Wir sollten ihnen das Tasserl Starbucks-Kaffee aus der Hand prügeln, der einzig trinkbare Kaffee im Hauptbahnhof von München ist der von den Bäckereien Höflinger und Hösle. Leicht zu merken: Höhö.
Du merkst schon, ich bin geladen bis zum Anschlag."
Der Franze hat gsagt, ihm wär sowieso alles wurscht. Weil, sagt er, wenns ihm nicht wurscht wär, müßt er alles z'ammhaun vor Wut.



[1]   Der sprachkritisch geschulte Leser wird bemerkt haben, daß die Frage bereits eine Wertung enthält. Wer die Wertung findet, darf sie behalten.

Die Wissenschaft von der Glatze und von den Hormonen

Es gibt Wissenschaftler, die wo behaupten, die Tendenz zur Aufglatzung komme vom Testosteron. Wer also ein richtiger Mann ist, bis zur Halskrause voll mit Geschl-ächz-hormonen, dem fallen die Haare aus. Daß es bei Glatzenträgern vor Potenz nur so rauscht sagt einem doch schon das Wort "Haarausphall", wenn man es nur genau betrachtet.
Ich mein, es gibt natürlich auch Betrüger.
Obwohl... Wo 1 Wissenschaft ist, da gibt's auch immer eine andere, die das gerade Gegenteil behauptet. Mein grauwallendes Greisenhaar etwa flösse mir längst über die Schulter, ließe ich es nicht gelegentlich abschneiden. Demzufolge wäre ich also ein Testosteronkrüppel. Andererseits habe ich einen Bartwuchs, der mich für jede Wikinger-Metzel-Plünder-Vergewaltigungs-Horde qualifizieren würde.
Die Wahrheit ist wahrscheinlich - wie so oft - beliebig.

Kindersex?


Mir doch Banane. (Man achte auf die rechte Hand des Mädchens.)

Hochofen

"Es gibt zwei Arten von Arbeit: erstens, die Lage von Dingen auf oder nahe der Erdoberfläche zu verändern; zweitens, andere Leute anzuweisen, es zu tun. Die erste Arbeit ist unangenehm und schlecht bezahlt, die zweite ist angenehm und hoch bezahlt." (Bertrand Russell)
Ich versteh bis heute nicht, warum der Hochofenarbeiter weniger verdient als der Vorstandsvorsitzende der Hochofen AG.

Haupt- und andere Männer

ER: Beim Müllitär gibt es den Dienstgrad Hauptmann, Dienstgrad Nebenmann kennt kein Schwein.
ICH: Es gibt auch keine Wald- und Wiesenwebel, wohl aber Feldsolche.

Gurkentruppe

Im Internet - wo sonst? - stellte mal einer eine Frage, die sonst keiner stellt: "Woher stammt eigentlich der Begriff "Gurkentruppe"? Kommt der von der EU wegen der Gurkenrichtlinie? Oder kommt der wegen des Krummseins?"
Ich aber antwortete:
Das kommt von der Gurkha-Truppe, die sich Großbritannien leistet. Seit kurzem werden Gurken erst in Dienst genommen, wenn sie mindestens 17 Jahre alt sind, bis neulich wurden auch 14-Jährige genommen. (Soviel zum Thema Kindersoldaten & EU.) 
Es könnte natürlich auch von der Hl. Hemma von Gurk kommen. Die hatte einst auf der Flucht [1] das Anlaut-H verloren. Sie sammelte, ihren Kummer zu dämpfen, 47 Jungfrauen um sich und gründete, wie es damals der Brauch war, ein Kloster. Den Mädels, die gerne scherzhaft als Gurk-Truppe bezeichnen wurden, war es bald fad und sie gaben eine Zeitschrift heraus, die sie nach der Gründerin benannten. Die Zeitschrift wird heute von Hemmas Urenkelin geleitet.

Wie so oft soll es auch in Bezug auf die Etymologie der "Gurkentruppe" eine seriöse Erklärung geben.



[1]   Man weiß bis heute nicht vor wem oder was sie geflohen ist.

Donnerstag, 28. November 2019

Notker der Stammler

Früher - ich mein jetzt: ganz früher, als es noch keine E-Mail gab, hatte Notker der Stammler eine wissenschaftliche Korrespondenz laufen mit Widde-widde-witt (Der sich die Welt macht, wie sie ihm gefällt), dem Erzschamanen der Huronen. Das Geschiß ging schon mal los im Postamt St. Gallen, das nur einmal im Monat den Postausgangskorb des Klosters leerte und es hörte nicht auf, wenn der Brief endlich in Amerika war. Die Huronen waren Nomaden und das mit dem Nachsendeantrag funktionierte damals schon genau so schlecht wie heute.

Liturgie

Ich bin gelernter Katholik, ich bin noch mit der alten, lateinischen Liturgie aufgewachsen. Aber nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil sind all die wunderbaren Sachen, die den Katholizismus so attraktiv gemacht haben, abgeschafft worden. Ich mein, theologisch gesehen war das Zweite Vatikanum ein Fortschritt, freilich. Vom Standpunkt des Showbusinesses dagegen war es ein bedauerlicher Schritt in Richtung Protestantismus.

Mittwoch, 27. November 2019

Beschlagen, behämmert

Bei einer in der Sache hitzigen, in der Form aber sehr freundlichen Diskussion nach einer politischen Veranstaltung habe ich miterlebt, wie ein Diskutant seinem Kontrahenten bewundernd bescheinigte, er sei sehr "beschlagen", woraufhin besagter Kontrahent zornig wurde und die vordem so friedliche Diskussion fast zur Schlägerei ausartete. Der Kontrahent hatte nämlich fälschlicherweise "beschlagen" mit "behämmert" gleichgesetzt. Ich habe mich dann eingemischt, die Sprachlage erläutert und so die Schlägerei verhindert.
Ich habe mich damals unter dem Namen Erwin Strohmann für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, aber der Brief muß auf dem Postweg verloren gegangen sein, so daß sie den Preis an den Kissinger Heinrich gegeben haben. (Es war einfach mal wieder ein Bayer dran.)

Eine perfekte Geheimorganisation, nie entdeckt

SIE: Keine meiner Töchter hätte sich aus irgendeinem Grund zur Polizei gehen trauen, wie sie 10 waren.
ICH: Ich hätte so was in dem Alter auch nicht gemacht. Immerhin hatte ich damals gerade eine Geheimorganisation gegründet, die das Ziel hatte, nächtliche Anschläge zu begehen. Gut, okay, ich wußte noch nicht so recht, welche Anschläge ich begehen wollte, aber das würde sich finden, dachte ich mir. Über dem Grübeln ist dann die Geheimorganisation eingeschlafen.
Deutschland hatte wieder mal Glück gehabt.

Kunstsammler

Im Internet - wo sonst? - las ich, Harald Falckenberg sei einer der bekanntesten deutschen Kunstsammler.
Hmnja, Kunstsammler ist ein hübscher Beruf, dachte ich mir. Lästig ist nur, daß man um 4 Uhr früh aufstehen muß, damit um 7 Uhr die Semmeln fertig sind.
SIE: Obst du das nicht mit einem Bäcker verwechselst?
ICH: (kleinlaut) Ach?

Von der Allgegenwart der Japaner

Japaner sind überall, ich weiß nicht, ob's schon jemand gemerkt hat. Experten vermuten, das liege daran, daß Japan zum einen so klein ist, daß es zum anderen so wahnsinnig viele Japaner gibt. Deswegen muß die Hälfte der Japaner immer im Ausland unterwegs sein, damit die andere Hälfte Platz hat. Das wechselt natürlich ständig.
In Österreich hat man, so munkelt man, eine andere Methode erfunden, so viele Leute in einem dermaßen kleinen Land unterzubringen: Die Hälfte der Österreicher, so schätzt man, lebt bei Verwandten im Keller. Diese Methode gilt allerdings bei Experten als fragwürdig, denn in den österreichischen Kellern würden weitere Österreicher erzeugt.
Dankenswerterweise wird ein Teil der überzähligen Österreicher von messertragenden Muslimen entfernt.

Schuhplattln

Bevor jetzt jemand auf die Idee kommt, Schuhplattln wär ein typisch bayerischer Tanz - Schuhplattln gibt’s im Alpengebiet Bayerns [1], sowie in der vorgelagerten Hügellandschaft, dem sogenannten Oberland [2]. Ferner in Teilen Österreichs und in Südtirol.
Es gibt durchaus ernstzunehmende Menschen, die das Schuhplattln zu einem Phänomen der sogenannten "Erfundenen Tradition" erklären.
"Schuhplattler ist der Name eines Tanzes, der in Teilen Oberbayerns, Österreichs und Südtirols populär ist. Er ist aus dem Ländler entstanden. Aufgrund seiner Bekanntheit wird er meist als alpenländischer Volkstanz wahrgenommen, gilt jedoch wie der Sirtaki als erfundene Tradition."
(...)
"Der Name „Schuhplattler“ stammt etwa aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Idee von regional differenzierten Volkssitten entstand während der Romantik und war mit der Vorstellung des Gewachsenen und Autochthonen als Antithese zur Industrialisierung verbunden. In der Gründerzeit wurde dieses angeblich bäuerliche Brauchtum in Städten wie Wien, München, Salzburg und Innsbruck zum festen Bestandteil der bürgerlichen Selbstdarstellung."
Für erfundene Traditionen gibt es viele bekannte Beispiele:
*       Der Sirtaki, ein griechischer Tanz, welcher erst seit 1964 bekannt ist. (Genau, seit dem Film "Alexis Sorbas")
*      Die Vuvuzela, ein populäres südafrikanisches Blasinstrument aus den 1990er Jahren.
*      Die Vedische Mathematik, Rechenregeln, die von Bharati Krishna Tirthaji zwischen 1911 und 1918 angeblich aus dem Veda herausgearbeitet wurden.
*      Der balinesische Kecak-Tanz, dessen moderne Version der deutsche Künstler Walter Spies Anfang der 1930er Jahre für den Film Insel der Dämonen von Friedrich Dalsheim erfand.
*       Der Umzug anlässlich des „Tages der Toten“ in Mexiko. Ursprünglich gab es zu diesem Feiertag keinen Umzug. Aber in dem James-Bond-Film Spectre war ein solcher zu sehen. „Wir mussten einen Karneval zum Tag der Toten erfinden“, so der mexikanische Tourismusminister Enrique de la Madrid. „Nach dem James-Bond-Film wären die Touristen sonst gekommen, um den Umzug zu sehen und hätten ihn nicht vorgefunden.
*      nachträglich zusammengestellte Königslisten, um daraus eine vorgeschichtliche Staatlichkeit herzuleiten. Als historische Beispiele für derartige Erfindungen vor dem 16. Jahrhundert können etwa die frühen Dynastien der irischen Hochkönige, die achtzehn Hùng-Könige von Vietnam oder die frühesten Dynastien in Korea gelten. (vgl. auch Herkunftssage)
Schon im Allgäu und in Niederbayern ist das Schuhplattln erst durch den Bayerischen Rundfunk bekannt geworden. Von Franken rede ich erst gar nicht, das ist, wenngleich im selben Bundesland gelegen, ein gänzlich anderer Kulturkreis.
Zur Abrundung des Bildes von der unglaublichen kulturellen Vielfalt Bayerns noch ein Schreittanz aus der Gegend südlich von Hebertsfelden (Niederbayern, Landkreis Rottal-Inn). (Man beachte die deutlich androgyne Note des Künstlerins.)
Ciao
Wolfram
P. S.: Als Sonderbonus noch ein Liedl zum Thema "Papa, Pipi und sexuelle Rollendifferenzierung"



[1]   Das ist winzig klein, wie ein auch nur oberflächlicher Blick auf eine physische Landkarte zeigt.
[2]   Auch das ist ein bemerkenswert kleines Stück Erde.

Der Franze an sich II

Der Franze hat gsagt, er glaubt nicht an Philosophie. Einer, sagt er, hat ihm mal das Ding an Sich verkauft, aber es hat nicht funktioniert. 

Der Franze an sich I

Der Franze hat gsagt, das Ding an Sich glänzt zwar wie poliert, aber, sagt er, hinter dem Ding an Sich schaut's aus wie bei Kants unterm Sofa.

Wahnsinn

A Du?
B Ja.
A Ich glaube, ich werde allmählich wahnsinnig.
B Ach?
A Ja, wirklich. Ich entdecke an mir alle Anzeichen für Schizophrenie.
B Schmarrn! Du bist ja verrückt.

Stuhl and the Gang

Wo ein Wille ist, ist auch eine Konservendose.
https://www.fischundfleisch.com/theodor-rieh/das-unsichtbare-kunstwerk-oder-kuenstlerscheisse-39958
(Wer auf das Bild klickt erfährt mehr über das Geheimnis der Dose)
Das hier allerdings ist eine plumpe Fälschung:
Mit dem Heiligen Stuhl aber - wisset - verhält es sich folgendermaßen:
"Die Päpstin Johanna wurde, wie die Sage berichtet, als die Tochter eines englischen Missionärs zu Mainz (nach andern zu Ingelheim) geboren. Sie erwarb sich durch ihre Neigung zu den Wissenschaften sowie durch ihre Schönheit bald den Ruf eines Wunders der Zeit, entfloh mit einem Mönch aus dem Kloster Fulda in männlicher Kleidung nach England und bereiste später Frankreich, Italien und Griechenland, wo sie in Athen sich griechische Bildung aneignete, bis ihr Geliebter starb. Johanna ging nun nach Rom, unter dem Namen Johann Anglicus die männliche Rolle fortspielend, legte daselbst eine Schule an und wurde nach dem Tod Leos IV. (855) wegen ihrer Gelehrsamkeit, Frömmigkeit und Sittsamkeit einstimmig vom Klerus und von dem Volk als Johann VIII. auf den päpstlichen Stuhl erhoben. Nachdem sie fast zwei Jahre zur allgemeinen Zufriedenheit regiert hatte, kam sie während eines öffentlichen Aufzugs auf der Straße zwischen dem Amphitheater und der Klemenskirche nieder, gab jedoch vor Scham auf der Stelle samt ihrem Kinde den Geist auf. Auf dem Platz ihrer Niederkunft wurde eine Kapelle nebst Denksäule errichtet; doch vermieden seitdem die Päpste bei der Krönung und bei Prozessionen die Stelle beim Kolosseum, wo dieser Vorfall stattgehabt hatte. Um indessen für die Zukunft einem ähnlichen Skandal vorzubeugen, mußte sich fortan jeder Papst vor seiner Ordination auf eine Art Nachtstuhl (sella stercoraria) setzen, um von einem der jüngsten Diakonen sein Geschlecht prüfen zu lassen. Dieser machte sodann das günstige Resultat mit dem dreimaligen Ausruf "Habet!" bekannt, worauf Klerisei und Volk mit einem frohlockenden "Deo gratias!" antworteten. Diese Erzählung, die zuerst Marianus Scotus (gest. 1083) in seinem "Chronicon", ausgeschmückter dann Sigbert von Gembloux (gest. 1113), am vollständigsten Martin Polonus (gest. 1278) mitteilte, galt bis in das 16. Jahrh. als historische Wahrheit, bis David Blondel 1649 ihren Ungrund darlegte. Es ist geschichtlich bewiesen, daß auf Leo IV. unmittelbar Benedikt III. folgte. Die Sage ist wohl eine Satire auf das Weiberregiment (Pornokratie), welches in Rom herrschte, als die Päpste Johann X. bis Johann XII. (914-963) den päpstlichen Stuhl innehatten. Sie lieferte den Stoff zu einem der ältesten und berühmtesten deutschen Dramen, zu Th. Schernbecks "Ein schön Spiel von Fraw Jutten" (1480, gedruckt Eisleb. 1565); in der Neuzeit dichtete Achim von Arnim ein Schauspiel: "Die Päpstin Johanna" (1823). Das Vorhandensein der sella stercoraria ist allerdings erwiesen, aber auch ihr Zweck. Wenn nämlich ein Kardinal zum Papst erwählt wurde, setzte man ihn zuerst auf diesen Stuhl, und während er von ihm aufstand und sich auf einen andern, prächtigen Sessel niederließ, sang man die Worte: "Suscitat de pulvere egenum et de stercore erigit pauperem" (Ps. 103, 7. 8). Der Gebrauch kam im 16. Jahrh. ab. Vgl. Döllinger, Die Papstfabeln des Mittelalters (Münch. 1863)."
Meyers Konversationslexikon, Vierte Auflage, 1885-1892

Glück und Schlaf und Liebe

Nietzsche bemerkte einmal, dass wir wohl gerne die Kühe nach dem Geheimnis ihres Glücklichseins fragen wollten, aber es wäre zwecklos, weil sie die Frage schon vergessen hätten, bevor sie uns antworten könnten.
Das ist ein sehr schöner Gedanke von Nietzsche. Wer über das Glück nachdenkt, kann es schon deswegen nicht finden.
Wir haben, glaube ich, schon alle mal die Erfahrung gemacht, daß man manche Dinge nur dann bekommt, wenn man nichts dafür tut, sie zu bekommen. Nimm nur mal den Schlaf, dem du mit Eifer vergeblich hinterher jagst, während er problemlos kommt, wenn du dich absichtslos hinlegst.
Oder die Liebe, die sowieso. Wenn du um die Liebe kämpfen mußt, dann hast du sie damit in die Tonne getreten. Liebe kriegst du entweder geschenkt oder du kriegst sie nie. Durch erkämpfte Liebe hast du vielleicht einen Partner aber keine Liebe.

Geweichtes Wasser

Würde man die Wasserwerfer der Polizei mit Weihwasser befüllen, so würden sich bei einer Demonstration von Rechtsradikalen vor einer Flüchtlingsunterkunft ca. 20 % der Demonstranten (so hoch schätze ich den Anteil der Sendboten des Satans ein) unter gräßlichem Gezisch in Luft auflösen. Die restlichen 80 % würden, von Panik erfaßt, davonlaufen.


Dienstag, 26. November 2019

Frohen Totensonntag, nachträglich noch

Bevor der November, der graue Monat des Todes von uns geht, noch schnell ein Lied über die Vergänglichkeit des Lebens.

Montag, 25. November 2019

Von der Keuschheit der lateinischen Sprache

Vor einigen Tagen beklagte sich eine Userin, deren Namen aus den bekannten Gründen nicht genannt werden darf, es würden gerade diejenigen, "die sich die TOLERANZ so demonstrativ auf´s Hirn nageln" (...) "alles, was nicht in ihr Weltbild passt, reflexartig als böse, rechtsextrem, xenophob, menschenverachtend und was weiß ich noch alles diffamieren."
Allen Kommunikationspsychologen hier fällt natürlich sofort das Wort "xenophob" auf. Das Wort ist griechischen Ursprungs und heißt auf Deutsch so viel wie "fremdenfeindlich". Warum verwendet die Userin, die sonst gar nicht zu übermäßigem Fremdwortgebrauch neigt, so ein Wort?
Mein (Kommunikations-)Psychologie-Professor von anno seinerzeit - im übrigen ein Schla-Wiener, das nur nebenbei - hat dergleichen unnötigen [1] Fremdwortgebrauch als "Flucht ins keusche Latein" bezeichnet: Jemand verwendet lateinische, griechische, neuerdings auch englische Fachtermini, wenn er über kitzlige Dinge spricht."Motherfucker" geht leicht über die Zunge, das entsprechende deutsche Wort "Mutterficker" dagegen hört man eher selten.
Ein Wort aus einer fremden Sprache hat im Deutschen nicht diese unmittelbaren Konnotationen wie ein deutsches Wort. Das Wort "Koitus" ist klinisch sauber, "Ficken" oder selbst das neutralere "Geschlechtsverkehr" dagegen sind sehr viel konkreter, laß sagen schmuddeliger. "Faeces" hört sich netter an als "Scheiße".
In Wörtern aus dem Lateinischen, Griechischen oder einer anderen Fremdsprache steckt sehr viel mehr Verschleierungspotential als im entsprechenden deutschen Wort. Ein Fremdwort bringt nämlich bei einem deutschen Muttersprachler nichts bzw. nur sehr wenig zum Klingen.
"Shoa" und "Holocaust" etwa sind erst in den siebziger, bzw. achtziger Jahren in die deutsche Sprache gekommen, zuvor waren sie allenfalls Fachleuten geläufig. Im SPIEGEL-Archiv taucht 'Shoah' erstmalig 1986 auf, nachdem der gleichnamige Film von Lanzmann in Deutschland gezeigt worden war. Zuvor scheint das Wort auch in den führenden Medien nicht im Gebrauch gewesen zu sein. Ähnliches gilt für 'Holocaust', hier ist der früheste Treffer im SPIEGEL-Archiv von 1977 - eine Meldung, daß in Berlin einige Szenen für die amerikanische Fernsehserie 'Holocaust' gedreht würde. Daß ich nicht lüge: Es gibt einen Ausreißer aus dem Jahre 1962, ein Zitat aus dem Amerikanischen in einem Artikel über die Rhetorik John F. Kennedys: "...eine 'Wahl zwischen Demütigung und Zerstörung' (humiliation and holocaust)...".
Einmal in der deutschen Sprache angekommen, haben "Shoah" und "Holocaust" rasend schnell das zuvor verwendete Wort "Judenvernichtung" auf die Plätze verwiesen. Weil? Weil "Shoah" und "Holocaust" einem deutschen Muttersprachler so schön angenehm - weil fremdsprachig und also abstrakt - aus dem Mund flutschen, während "Judenvernichtung" in seiner Brutalität (weil Bildkraft) richtiggehend ins Fleisch schneidet.
Schriebe ich in einem Zeitungsartikel "...und sie feierten ausgelassen das Shoahfest", ich wäre neugierig, wie viele Leser überhaupt darüber stolpern und, falls ja, wie lange sie brauchen, um zu merken, warum da was nicht stimmt.
"Bei der Defäkation hebt der Priester beide Hände zum Himmel und ruft..." - wieder so ein Satz, bei dem viele Leute gar nichts oder erst nach ein, zwei Stutzsekunden etwas merken. Defäkation [2] klingt so vornehm, es könnte auch Teil eines religiösen Rituals sein.
Ein Witz, zwo, drei:
Eine Dame aus Husum ist zum ersten Mal in ihrem Leben in Hamburg. In der Nähe der Landungsbrücken sieht sie einige ziemlich aufgedonnerte Frauen herumstehen. Sie frägt einen Polizisten.
"Sagen Sie mal, Herr Schutzmann, was sind denn das für Frauen da drüben?"
"Die? Ach das sind Prostituierte."
"Prostituierte?" wiederholt die Frau nachdenklich. "Na, ob da man nich 'n paar Nutten bei sind."
"Prostituierte" hört sich in der Tat an wie ein akademischer Titel.



[1]   Nicht wenige Fremdwörter, vor allem Fachbegriffe sind schlicht knackiger und präziser als entsprechende deutsche Wörter, sie sind nützlich und sinnvoll. Nicht selten ist es aber nur Blähsprech, Imponiergehabe.
[2]   Defäkation, lateinisch für Abkacken.

Dienstag, 19. November 2019

Von der Frau zur Wildsau ist nur ein Schritt

Ich mein, daß wir Menschen nicht einfach so auf die Welt kommen und dann spontan und naturwüchsig das sind, was wir dann sind, ist sogar mir schon aufgefallen. Jeder, wirklich ein Jeglicher von uns ist in nahezu seinen sämtlichen Lebensäußerungen kulturell überformt, sei es nun eine Frau oder eine... Herrgottsnein, wie nennt man das jetzt? ...ah, ja, ein Mann. Sogar Tiere, die im Einflußbereich des Menschen leben, sind kulturell überformt, das gilt nicht nur für Haus- oder Nutztiere. In den Städten leben inzwischen Wildtiere teilweise in dichterer Population als auf dem Land, wo sie von der intensiven Landwirtschaft bedroht sind.
Wildschweine rauschen durch die Nacht,
Graueisige Geschwader.
Ob es letztlich nicht wundervoll ist: Du denkst über Frauen nach und kommst schließlich auf Wildschweine. Wahrscheinlich ist es umgekehrt genau so.
Was ich noch sagen wollte: So schlimme - da bis zum Anschlag abgelutschte - Worte wie "kapitalistische Verwertungslogik" oder gar "Frau" [1] will ich nie wieder hören! In den siebziger Jahren, da ich noch jung war und also der Wahnsinn mein Herz noch unmittelbar berühren konnte, habe ich ein Buch aufgeschlagen oder ein Flugblatt umgewendet und mir sind schockierende Wörter wie "ficken" oder "Frau" oder eben "Verwertungslogik" entgegen gesprungen. Und wenn ich dann in meiner Ver2flung den Heiligen Schwur getan habe, nie wieder ein Buch aufzuschlagen, dann habe ich auf Transparenten gelesen "Für freie Sexualität [2], gegen kapitalistische Verwer..." (eh schon wissen).
Wenn ich mir vorstelle, es würde in diesem Zusammenhang das Geisreiter Mariandl aus Teisendorf Schuhplattln, während ihr bemerkenswerterweise anonym gebliebener Tanzpartner beim Bübldrahn seine Röcke fliegen ließe...

 Obwohl, interessant wär das schon.


[1]   Alleine das Wort "Frau" ist schon ein Schlag ins Gesicht jeder... äh, Person weiblichen Geschlechts.
"Frau" heißt im Althochdeutschen "frouwa" (auch "vrouwe" - "Herrin" und ist die feminisierte Form von "fro" oder "fron" - "Herr" (siehe z. B. "Frondienst" oder "Fronleichnam"). Wie im Englischen ("man" - "wo-man") so besitzt auch im Deutschen die Frau kein eigenes, eigenständiges Wort, sondern existiert sprachlich nur als Funktion, als Ableitung des Mannes (wenn auch mittlerweile etwas verschleierter als im Englischen).  
[2]   In ein Universitätsseminar zu gehen, um sich 6uell zu befreien statt einfach mit irgendwem irgendwie zu vögeln... auf so was muß man kommen. Dazu braucht's die Matura, ein normales Waldbauernmädel oder ein Waldbauernbub kommt auf so einen Scheisendreck natürlich nicht.

Sex, Sabber, Gier

Es gibt widersprüchliche Aussagen von der Vögelfront, gewiß. Ich aber gehe davon aus, daß den Mädels das Pudern (wienerisch für Vögeln) genau so viel Spaß macht als wie uns. Ich habe sogar den Verdacht, daß die Mädels aus dem Pudern unglaublich viel mehr Spaß rausholen als wir mit unserem schlichten "Ah, Baby, ah, ich komme, aaaaah!"
Glaubse nich, wa? Muß ich dir mit humanistische Bildung inne Fresse haun?
Homer, nicht der Simpson-Vater, sondern der gleichnamige Dichter, soll einmal Schlangen bei der Kopulation beobachtet haben, was damals anscheinend als unschicklich galt. Er ist dann angeblich zur Strafe für diesen Frevel für sieben Jahre in eine Frau verwandelt worden. (Das Aufjaulen der Feministinnen und Feministen wird ignoriert.)
Wieder in seinem richtigen Leib befindlich hat ihn ein Reporter vom "Athener Tagblatt" interviewt und gefragt, ob die Lust beim Geschlechtsverkehr als Mann oder als Frau intensiver sei und er soll seufzend geantwortet haben, als Frau habe er diese Lust um ein Mehrfaches intensiver erlebt. (Das Beifallklatschen der Feministen und Feministinnen wird ignoriert.)

Von der Behaglichkeit des Leids

Ein gewisser Axel Brüggemann schrieb einst in der Rezension einer Aufführung von Tristan & Isolde von Katharina Wagner [1]:
"Thielemann verweigert dem Publikum, dem Orchester und sich selbst den Kontrollverlust durch pure Schönheit. Stattdessen quält er, tut weh, erhebt die Musik selber zum Momentum des Leidens, der Qual, der Ausweglosigkeit."
Hypsch. Wie behaglich und wohlig muß jemand leben, der eine große Summe Geldes hingibt, um für ein paar Stunden Elend und Qual zu genießen? "...eine ungreifbare, in sich geschlossene, ausweglose Todesbewegung..."
Ist sie nicht wunderbar herzerwärmend, so eine Tragödie? Tristan verzweifelt, Isolde nicht minder und der Deibel lacht sich ins Fäustchen. Ich aber verlasse mit meiner Begleiterin gut gelaunt das Opernhaus auf dem Grünen Hügel, beklage bei Prosecco und Lachsschnittchen die Brüchigkeit menschlicher Existenz und das Geworfensein des Menschen in eine kaltes Universum und kann damit rechnen, sie (das heißt meine Begleiterin) am Ende des Abends zum Beischlaf überredet zu haben. Mehr kann und sollte man von Kunst nicht erwarten. Nichts macht so absolut rattenscharf wie das Elend anderer Leute.
In Komödien sollte man nur mit Personen gehen, die einem eh schon angetraut oder sonstwie verpflichtet sind. Für einen Aufriß empfehle ich erschötternde Tragik. Schubi du.



[1]   In Bayreuth, versteht sich.

Miss Handlung

Irgendwann werde ich als Blogthema die Frage aufwerfen: Darf man einem Faschisten einfach eine reinhauen?
(Man beachte das Schicksal der kleinen Maus, links unten in den Bildern. Ach ja, der Cartoon ist von Lützel Jeman alias Robert Gernhardt, 1969 erstmals in "Welt im Spiegel" veröffentlicht.)

Donald Tromper

Sein neues Amtssiegel

Sonntag, 17. November 2019

Revolution und Gewalt

Auf Facebook hatte einer mal geschrieben:
"Doch möchte ich endlich die Revolution aufgezeigt bekommen, in deren Gefolge sich nicht Blutschlächter breit gemacht haben."
Ich habe versucht, ihm eine Antwort zu geben:
Diese friedlichen, freundlichen Revolutionäre findest du überreichlich in den Geschichten von gescheiterten Revolutionen.
Ich bin ein großer Freund von Robespierre, er hat damals in der Nationalversammlung durchgesetzt, daß Ludwig XVI. für die Fehlentscheidungen seines Regimes auf der Guillotine zur Verantwortung gezogen wurde. Und jetzt überleg mal, was für ein Geheul noch heute deswegen angestimmt wird: "Justizmord" ruft man. Lächerlich. Es war nur das Wörtlichnehmen des Begriffs "Verantwortung". Die höchste Verantwortung trägt der, der am strengsten zur Verantwortung gezogen wird. Und das sind normalerweise so gut wie nie die Großen.
Robespierre war von Beruf Anwalt. Die Wenigsten werden wissen, daß er als solcher ein entschiedener Gegner der Todesstrafe war und es bis zu seinem Lebensende blieb. Das scheint ein Widerspruch zu sein, schließlich hat Robespierre damals dafür gesorgt, daß die Guillotine in Bewegungen blieb. Aber damals war Revolution. Zunächst war es nur eine eher gemächliche "Revolte", die mit einigen konstitutionellen und wirtschaftlichen Zugeständnissen zufrieden gewesen wäre, wenn man ihr diese Zugeständnisse denn gemacht hatte.
Wenn aber eine Revolution mal am Laufen ist, kann niemand mehr darüber entscheiden, ob Blut fließen wird oder nicht, das wird es auf jeden Fall [1]. Die Entscheidung geht dann nur noch darum, wessen Blut.
Niedergeschlagene Revolutionen oder auch nur Revolten endeten und enden nahezu immer in einem grauenvollen Blutbad, die aufgeschreckte herrschende Klasse rächt sich heftig an jenen, die sie bedroht hatten. Spartacus etwa hatte es einen historischen Moment lang in der Hand gehabt, Rom anzugreifen und wahrscheinlich hätte er es mit Hilfe der in Rom lebenden Sklaven sogar geschafft. Er hätte die gesamte römische Oberschicht, samt der Kinder auslöschen können. Er hat es nicht getan, er hat damit ein historisches Verbrechen begangen. Die Folge nämlich war die lange, lange Reihe von Kreuzen an der Via Appia, von Neapel bis nach Rom, an denen die aufständischen Sklaven starben.
Eine herrschende Klasse, ein etabliertes politisches System, begeht ständig Gewalttaten, ob das nun die Todesstrafe ist, die Gefängnishaft oder auch die ungleiche Verteilung der Ressourcen. Heinrich Zille, der Zeichner, schrieb mal, eine feuchte Wohnung könne genauso gut eine tödliche Waffe sein wie ein Gewehr.
Niemand regt sich über dergleichen Gewalttaten auf, wenn sie nicht exzessiv werden oder wenn man sich aus politischen Gründen nicht drüber aufregen will. Politik ist Gewalt, unvermeidlicherweise. Wenn ich in Wien auf den Heldenplatz kacke, werde ich wegen dieser Ordnungswidrigkeit zu einer Geldstrafe verurteilt. Zahle ich diese nicht, bekomme ich Mahnungen, fruchten die nichts kommt schließlich der Exekutor [2]. Lasse ich den nicht rein, kommt er mit der Polizei wieder, die dann gewaltsam in meine Wohnung eindringt und mir Geld oder geldwerte Sachen wegnimmt. Politik ohne Gewalt ist keine Politik, sondern ein lustiges Gesellschaftsspiel. "Wenn Sie bitte so freundlich sein wollen, bei Rot nicht über die Ampel zu fahren."
Als Italien damals Mussolini stürzte hat man ihn auf dem Gran Sasso eingesperrt, er wurde von den Nazis befreit und übte dann in Salò durch seine bloße Existenz weiter ausgesprochen schlechten Einfluß aus auf die Hirne der Italiener. Als man ihn kurz vor Kriegsende nochmal in die Hand bekam, hat man ihn kurzerhand erschossen. Die Rumänen haben daraus gelernt. Als ihnen Ceausescu in die Hände gefallen war, hat man eine alberne Gerichtsverhandlung inszeniert und ihn und seine Frau dann erschossen.
Wieso regt man sich groß auf, wenn - selten genug - mal ein König von seinem Volk getötet wird, während man es achselzuckend hinnimmt, daß Könige rudelweise ihre Untertanen töten lassen?




[1]   Komme jetzt keiner mit der friedlichen Revolution in Deutschland, 1989. Das war keine Revolution sondern eine Konterrevolution.
[2]   Für diejenigen, die des Österreichischen nicht mächtig sind: Der Exekutor ist nicht der Henker, sondern der Gerichtsvollzieher. Wie die Folter so ist auch die Todesstrafe in Österreich immer noch abgeschafft.

Schunkeln

Schunkeln, sagt man, sei eine ganz wahnsinnig typisch deutsche Art, den Oberkörper zu bewegen. Bis heute dachte ich, das sei eine zutreffende Aussage.
Seit heute weiß ich, daß einer wie Johanow Strausski auch ein ganzes Rudel Polen ganz automatisch zum Schunkeln bringt.

Du hörst Musik und kannst deinen Körper einfach nicht mehr stillhalten. Es geht nicht!
Leck mich am Arsch, das ist Musik! Nur das. Alles andere ist günstigstenfalls tönende Philosophie oder Mathematik. Popel es dir aus der Rektalfalte...
Die Musik vom Zigeuner stammt, fragt nicht nach Sitte, nicht nach Recht und Ma-hacht.
(Bei 0:08 kannst du übrigens den Sohn von Klaus Kinski und Frankensteins Monster sehen, wie er grad sein Schlachtermeister wetzt.)

Ich liebe diese Flashmobs. Ein zufälliges Publikum, nicht im mindesten auf die Musik vorbereitet. Und dann knattert die Musik auf sie ein und sie können sich nicht wehren gegen ein paar Kochlöffel samt Kochgeschirr (es geht hier um etwas so Dramatisches wie die Wiedereröffnung einer Pizzeria).

Kokain ist ein müdes Kraut im Vergleich.

"Eine Geschichte ist dann zu Ende erzählt, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat." (Friedrich Dürrenmatt)
Joshua Bell, einer der großen zeitgenössischen Geiger, stellte sich eines Januarmorgens in den Eingangsbereich einer U-Bahnstation in Washington D. C. und fidelte dort einige Stücke von Bach. Einige (wenige) Leute blieben stehen und warfen Münzen in den Geigenkasten, eilten dann aber schnell weiter. Einige Kleinkinder waren fasziniert von der Musik, wurden aber von ihren Eltern - teils rüde - weggezerrt. Nach einer Dreiviertelstunde hatte ihn eine (eine einzige!) Frau als Joshua Bell erkannt und blieb stehen, bis das Stück zu Ende war.
Für einen Konzertabend mit Joshua Bell zahlst du ca. 100 Dollar für die Eintrittskarte.
[1]
Pardon, Dürrenmatt, aber so will ich nicht aufhören. Leipzig, Bach-Jubiläum, Scheißwetter, Nieselregen, fröstel. Und dann ein bisserl Bach, und die Köpfe kommen ins Wackeln, auf den Gesichtern geht die Sonne auf und der Oberkörper swingt vor sinnlichem Vergnügen.
Musik halt. Ach.

Aber, klar, man soll sich nicht alles von jedem erzählen lassen. Schon gar nicht von Hoffmann.




[1]   So war das jedenfalls damals 1897, als ich das letzte Mal in einem Konzert von Joshua Bell war. Oder war es doch Alice Cooper?

Der Prinz und die schöne Müllerstochter

Im August 1957 lernte drüben im fernen Japan ein junger Mann namens Tsugu-no-miya in einem Tennisclub ein gewisses Fräulein Michiko Shōda kennen.
Am 10. April 1959 - so schnell kann's manchmal gehen - heirateten die beiden jungen Leute.
Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem springt das Herz entzwei.
(Heinrich Heine)

So weit, so alltäglich. Tsugu-no-miya aber war damals von Beruf japanischer Kronprinz, die schöne Michiko hingegen eine Bürgerliche, überdies Müllertochter. Jeder Volontär der BILD-Zeitung fängt jetzt an zu hyperventilieren. Wahnsinn! Der Prinz heiratet die schöne Müllerstochter [1], und das in echt! Freilich, der Müller aus dem realen Märchen, Michikos Vater, war ein sehr wohlhabender Geschäftsmann, Besitzer mehrerer Großmühlen.
Tsugu-no-miya wurde Kaiser, nannte sich fortan Akihito. Michiko - Sie ahnten es schon - wurde Kaiserin. Wie auch immer, dieses Jahr sind die beiden alten Leute in Rente gegangen.


[1]   Oder war's doch eher der schöne Prinz und die Müllerstochter? Obwohl... "Was ein Mann schöner is wie ein Aff, is ein Luxus." (Die Tante Jolesch) Frauen sind, du magst es drehen und wenden, wie du willst, im Schnitt deutlich dekorativer als Männer.

Schluchtenjodler

Die Erde, wir wissen es alle, ist 1 Jammertal. Zur Strafe für unsere Synden müssen wir alle durch dieses Jammertal [1] gehen, um uns im folgenden Leben einen guten Platz im Himmel zu ergeiern.
Für besonders verstockte Sünder hat GOtt das Internet-Forum "Fisch und Fleisch" erschaffen. Wer immer sich dorthin verirrt, der entgleisen die Gesichtszüge, wenn sie den schauderhaften Schrott liest, der dort tagtäglich hingekübelt wird. Die meisten eilen nach wenigen Tagen schon wieder mit wehenden Rockschößen davon. Letztlich überstehen nur die allerhärtesten Marlboro-Cowboys (m/w) "Fisch und Fleisch", die anderen nehmen den Strick oder stürzen sich in die Schlucht.
Ich empfehle den Strick. In Piefkenesien nennt man Österreicher gerne "Schluchtenjodler", sehr viele Österreicher jedoch wachen morgens auf und stellen wie noch jeden Morgen fest, daß es - anders als im Gebirgsland Niedersachsen - bei ihnen im Burgenland oder in Wien überhaubenz keine Schluchten nicht gibt. Schluchts!




[1]   Der vielosofisch geschulte Kopf gibt zu bedenken, daß wir gar keine Sünden begehen hätten können, wenn wir nicht ohne unsere Zustimmung in dieses Jammertal gejagt worden wären.

Samstag, 16. November 2019

Unbefugten ist der Zutritt verboten

Wann immer ich das Schild "Unbefugten ist der Zutritt verboten" sehe, denke ich mir "Wieso dürfen da Frauen rein, ich aber nicht?

Fleischhauergrammatik - Geschlächter gerächte Sprache

Ich habe einen Studierendenausweis der Universität Regensburg, ausgestellt von der hiesigen Studentenkanzlei. Die Sprachregelung ist kotzequent inkonsequent.
Seit dem 1. April (!) 2013 gibt es in der deutschen Straßenverkehrsordnung keine Radfahrer oder Radler mehr, sondern nur noch Radfahrende.
Auf "Fisch und Fleisch", dem Flaggschiff des liberalen Fortschritts hat man das Wort "Blogger" gestrichen und schreibt nur noch von "Bloggenden".

Wenn ich irgendwas nicht mag, dann ist es geschlechtergerechte Sprache.

Das Kreuz mit der geschlechtergerechten Sprache, überhaupt mit der politisch korrekten Sprache, ist der Umstand, daß die Sprache sekundär ist gegenüber der Wirklichkeit. Die Sprache ist ein Indikator für die Befindlichkeit einer Gesellschaft, so was wie ein Meßgerät. Wenn das Thermometer in deiner Wohnung 14º C anzeigt und du fröstelst, dann kannst du ein Feuerzeug drunter halten und schwupp hast du mollige 22º C. Frieren wirst du deshalb immer noch.
Wenn die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft dauerhaft stabil jener des Mannes angeglichen ist, dann wird sich auch der Sprachgebrauch ändern, logischerweise. Die Stellung der Frau durch semantische Eiertänze aufzuwerten, das hat viel mit einem magischen Weltbild zu tun: Ändere ich die Bezeichnung, dann ändert sich auch das Ding. Jeder Depp dagegen weiß, daß es sich genau umgekehrt verhält.
Ein litauisches Sprichwort sagt: "Nenne mich einen Backofen, du wirst doch kein Brot in mir backen können."

Sonntag, 10. November 2019

Vivat virtus et pereat mundus!

2007 war Bayern beim Nichtraucherschutz Vorreiter in der Bundesrepublik gewesen, das Rauchverbot in Gastwirtschaften war total und ausnahmslos. Bei den Landtagswahlen 2008 mußte die CSU dann drastische Verluste hinnehmen, nicht zuletzt wegen des kompromißlosen Rauchverbots. Gott, der brennende Dornbüsche und also Rauch liebt, hatte auf seine CSU als Strafe seine Geißel herabgeschickt, die FDP.
Die neue Landesregierung lockerte die Regelung, nun durfte in Bier-, Wein- und Festzelten wieder geraucht werden, ebenso in Eckkneipen mit einer Fläche von bis zu 75 Quadratmetern. Auch in Nebenräumen von Restaurants und in Diskotheken wurde das Rauchverbot aufgehoben.
Die ÖDP leierte daraufhin ein Volksbegehren an, wobei sie von der SPD und den Grünen unterstützt wurde.
Ich habe damals gegen ÖDP, SPD und Grüne gestimmt. Zwar weiß ich es zu schätzen, daß mir im Speiselokal keiner mehr Rauch über das Schnitzerl bläst, ich schätze es aber auch, daß ich in einem Café zum Kaffee eine Roth-Händle rauchen konnte. Am Eingang zu den Orten des Lasters hingen vor dem Volksentscheid gut sichtbare Schilder, die diese verräucherten Höhlen als Rauchlokale auswiesen. Jeder, der diese (eh ziemlich seltenen) Lokale nicht betreten wollte, konnte hohnlachend an ihnen vorbei gehen.
Nachdem also eine milde und weise bayerische Staatsregierung ein Nichtraucherschutzgesetz verabschiedet hatte, das generell das Rauchen in Lokalen verbot, dabei aber Ausnahmen zuließ, hat der Theologiestudent Sebastian Frankenberger aus Passau
einen Volksentscheid durchgedrückt, demzufolge es keine Ausnahmen mehr gibt. Dafür wird er - wenn es denn einen Guten und Gerechten Gott gibt - dereinst in der Hölle schmoren. Er wird dort nicht in siedendem Öl gebraten werden, es werden ihm vielmehr eine ganze Ewigkeit lang tabakrauchende Hilfsteufel Zigarettenrauch ins Antlitz blasen.
Wie gesagt, es geht bei der ganzen Debatte nicht um Rauchen oder Nichtrauchen, obs nämlich edler im Gemüt sei, sich eine Fluppe zwischen die Zähne zu schieben oder, sich wappnend gegen eine Flut von Versuchungen, das Rauchen enden. Es geht vielmehr darum, daß eine Horde arroganter, selbstgerechter Grawolzen (1) anderen Leuten vorschreiben will, was diese zu tun und zu lassen haben.
Die Hybris ist eine der Todsünden. Der Gott, der Tabakspflanzen wachsen ließ, wird dem Frankenberger diese Todsünde niemals verzeihen.
Das totale Rauchverbot kostet nämlich Menschenleben.
In etlichen Jahren wird man in einer wissenschaftlichen Studie feststellen, daß die Lebenserwartung der bayerischen Raucher deutlich gesunken ist. Das wird den Wissenschaftlern Rätsel aufgeben, da gleichzeitig der Tabakkonsum insgesamt zurückgegangen sein wird. Ob schließlich einer auf die naheliegende Erklärung kommen wird?
Vier-, fünf-, sechsmal pro Stammtischabend aus dem überheizten Lokal raus vor die Tür, dort jeweils ein, zwei Zigarettenlängen in der Eiseskälte stehen, denn den Mantel läßt du besser im Lokal, sonst machst du dich nur als Zechpreller verdächtig. Und dann zurück in die Wirtschaft mit ihren sommerlichen Temperaturen. Und so kommt es, daß es den Mitterwieser Xare, der nach altem Familienbrauch 75, 80 Jahre alt geworden wäre, schon mit 55 wegen einer fiebrigen Erkältung derlaibelt.
Heute gilt, daß das Betäubungsmittelgesetz gefährlicher ist als die Droge, morgen wird gelten, daß das Rauchverbot verheerender ist als das Rauchen.
Aber gut, so wird immerhin das Rentenproblem durch die Vertilgung des Ahndls gelöst.
Vivat virtus et pereat mundus! - Es lebe die Tugend und möge darob die Welt zuschanden werden!



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(1) Das wesentlich treffendere Wort "Arschlöcher" habe ich, um des lieben Friedens willen, wieder gelöscht. Es soll mir keiner nachsagen können, ich sei ein saugrober Lackl, obwohl ich es natürlich bin.

Donnerstag, 7. November 2019

Oktoberrevolution im November

Am heutigen 7. November 2019 feiern wir den 102. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution [1].
Ein Geburtstagsständchen gefällig? Ein Lied, zwo, drei:





[1]   Gesponsert von Kaiser Wilhelm II. und dem Deutschen Reich.

Samstag, 2. November 2019

Was ist der Unterschied zwischen einem Psychologen und einem Psychologen?

Wenn du denkst, du hättest etwas verstanden, dreht dir die Wirklichkeit eine Nase.
An der Uni Regensburg hatten wir in den siebziger Jahren den Professor D., der Methodenlehre und Statistik lehrte. Ein spröder Norddeutscher, der auf Deibel komm raus die Psychologie zur Naturwissenschaft machen wollte. Ferner gab es Prof. V., ein charmanter, funkelnder Wiener, der Humanistische Psychologie und Psychoanalyse lehrte.
In seinen Seminaren haben wir u. a. therapeutische Situationen (Videoaufzeichnungen) analysiert, sowohl was den Klienten als auch die Reaktion des Therapeuten betrifft. Wir haben aber auch selber Rollenspiele gemacht, zum Teil mit Video-Feedback, der Letzte Schrei damals: Schau mal, wie du hier strafend die Augenbrauen hebst, während du vorgeblich etwas Freundliches zu ihm sagst.
So weit, so gut. Zwei sehr gegensätzliche Arten von Psychologie und zwei sehr gegensätzliche Typen von Menschen. Und dann gehst du in die mündlichen Prüfungen bei den beiden.
Zum spröden Prof. D. gehst du zu zweit oder zu dritt und er zieht die Prüfung als Gespräch auf. Er gibt einen groben Rahmen vor und dann läßt er dich und den anderen Prüfling erzählen, bzw. an der Tafel einen Gedanken entwickeln, stellt Fragen und es entwickelt sich ein Gespräch in einer durchaus angenehmen Atmosphäre. Dadurch, daß zwei oder drei Leute zugleich geprüft werden, hast du auch relativ viel Zeit, deine Gedanken zu entwickeln und dein Wissen nach und nach hervorzuholen.
Der Kommunikationspsychologe Prof. V. hingegen hockt dir an seinem Schreibtisch gegenüber und schaut dich grimmig an, weil du ihm wegen dieser Scheißprüfung die Zeit stiehlst. Aus einem Karteikasten zieht er zufällig eine Karte, darauf stehen drei Fragen und die stellt er dir und er will darauf eine klare Antwort. Punkt. Aus.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß wir in einem Seminar bei Prof. V. den Aufsatz "Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden" von Kleist analysiert haben, einen Aufsatz, in dem sich Kleist über genau diese Art von überfallartiger Prüfungsfrage lustig macht (und V. sich mit ihm, im Seminar).
Manchmal ist die Wirklichkeit so, daß du dir so was nie erfinden traust.

Freitag, 1. November 2019

Als Niederbayern noch am Meer lag

Früher war nicht alles schlecht. Früher, als Amsterdam noch ein Vorort von Straubing war.