Donnerstag, 26. Mai 2011

Vier Gurken

Mein heutiger Lieblingssatz, im Deutschlandfunk gehört: "Die Herkunft der vierten Gurke ist unklar."

Dienstag, 24. Mai 2011

Von Kindern lernen, heißt Deutsch lernen!

Kinder betreffend geht das Gerücht um, sie seien dumm geboren und müßten nun von uns Erwachsenen darüber belehrt worden, was Sache sei, damit sie eines Tages genau so klug sind wie wir selbst.
Es gibt Leute, die dies bezweifeln und ich gehöre dazu. Beobachtungen von Erwachsenen haben mich gelehrt, daß Kinder gar nicht ausreichend Phantasie haben, sich all den Unfug auszudenken, den Erwachsene so gerne vor sich hin plappern, den etwa, daß Geld arbeite, wenn man es nur lange genug auf der Bank liegen läßt.

Vor vielen Jahren, es war kurz nach Schulbeginn, war ich mit meinen beiden Söhnen gerade im Ort unterwegs, als mein Ältester (er war damals 8 Jahre alt) plötzlich lachte und rief: "Und bei rot soll man den Kindern kein Vorbild sein?"

Irritiert fragte ich nach, was seine Bemerkung bedeuten solle und Sebastian zeigte auf ein Schild, das an der Fußgängerampel hing. Ich begriff immer noch nicht (bei Erwachsenen dauert das etwas länger), bis ich das Schild ein zweites Mal las und dann machte es "klick": Sebastian hatte recht.

Auf dem Schild stand tatsächlich:
"Nur bei GRÜN den Kindern ein Vorbild." Nach den Regeln deutscher Grammatik und Zeichensetzung konnte dies nur heißen, daß man entschieden davon abriet, auch bei Rot ein Vorbild für die Kinder zu sein.
Ich habe daraufhin einen Brief [1] an die Verkehrswacht geschickt, in welchem ich die subtile Sprachkritik des Achtjährigen schilderte und anregte: "Vielleicht können Sie, wenn Sie nächstes Jahr zum Schulbeginn Ihre Verkehrssicherheitskampagne wieder starten, drauf achten, daß die Kinder ihre in der Schule - mehr oder weniger mühsam - erworbenen Kenntnisse der deutschen Sprache im Alltag nicht wieder einbüßen.
Nur bei GRÜN! Den Kindern ein Vorbild" [2]
Weder habe ich damals eine Antwort bekommen noch wurde meine (eigentlich Sebastians) Anregung aufgegriffen. Die Schilder sehen immer noch so aus wie damals (das obige Bild ist aus dem Internet und scheint jüngeren Datums), nur bei der Verkehrswacht Lauf (zweites Bild) arbeitet anscheinend ein Mensch, der Deutsch kann.


[1] Ja, Brief. Damals hat man noch Briefe geschrieben.
[2] Was ein anders gesetztes Satzzeichen alles anrichten kann, dafür hat Brecht (oder wer?) mal ein schönes Beispiel gegeben:
          Der Mensch denkt, Gott lenkt.
          Der Mensch denkt: Gott lenkt.

Donnerstag, 19. Mai 2011

Osama bin Laden - Je oben desto totmachen, nein?

Osama bin Laden ist tot und die Empörung über die Aktion der Amerikaner ist groß. Von Mord ist die Rede und im Radio (Deutschlandfunk) habe ich schon die Formulierung von der "Ermordung Bin Ladens" gehört.

Mord, hm.
Aber, Gottchen, was heißt schon "Mord"? Der Staat, jeder Staat dieser Erde, nimmt für sich das Recht in Anspruch, Dinge zu tun, die er dem privaten, nur für sich handelnden Staatsbürger strengstens verbietet und als moralwidrig verdammt. Der Staat sperrt Leute ein, was bei mir "Freiheitsberaubung" hieße und dazu führte, daß man mich einsperrte, also der Freiheit beraubte. Der Staat tötet Menschen, sei es im Krieg, sei es im Rahmen der Todesstrafe. Würden ich desgleichen tun, so würde ich für diese Tötung eingesperrt oder - je nach Weltgegend - getötet.
Gegen diese Monopolisierung von Gewalt ist im Prinzip nichts einzuwenden, das staatliche Gewaltmonopol macht unser Leben doch um einiges geruhsamer als wenn wir noch in der Zeit des Faustrechts lebten.
Es wird also getötet in dieser gottverdammten Welt und es wird und wurde ständig und massenhaft getötet. Entgegen anderslautenden Gerüchten ist nämlich das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit kein unveräußerliches Menschenrecht. Dieses Recht wird veräußert und genommen, auch von denen, die es verkünden.
Die Frage ist aber: Wenn denn schon getötet werden muß, wen sollte man dann töten? Den Soldaten, den Gotteskrieger, den "Terroristen"? Oder irgendwelche Leute, die gerade zufällig in einem Haus in Bagdad oder einer U-Bahn in London zusammensitzen? Oder doch eher die Anführer, jene, die hinter dem Soldaten, dem Gotteskrieger, dem Terroristen stecken?
Ich mein, an die Anführer kommt man normalerweise nur sehr, sehr schwer ran, klar. Wenn aber... Sollte man sich dann wirklich Gedanken drüber machen, ob ihre Tötung eventuell Mord ist, während man gleichzeitig die Tötung der von diesen Anführern geschickten Leute als normale Kriegsfolgen in eine Statistik einträgt?
Wen denn, wenn nicht Bin Laden hätte man töten sollen? Den begehrten Titel "Schmusebär des Jahres" hätte Bin Laden sowieso nicht bekommen, auch dieses Jahr nicht.
Wenn ich - es wird nie dazu kommen, klar, aber machen wir halt ein Gedankenexperiment - ...wenn ich also eine MP in die Hand gedrückt bekäme und man mich unter Androhung schwerster Übel vor die Alternative stellte, entweder einen iranischen [1] Gotteskrieger, Ali Irgendwer etwa, zu erschießen oder die gesamte iranische Regierung samt angeschlossener Höherer Geistlichkeit - glaubt einer im Ernst, ich würde auch nur einen Moment lang darüber grübeln, welche der beiden Alternativen die sinnvollere wäre? Ich würde darüber grübeln, ob es überhaupt sinnvoll ist, eine der mir gestellten Alternativen zu wählen, ob es nicht eine Zumutung ist, mir überhaupt das Töten zu befehlen. Ich würde also grübeln, ob es nicht vielmehr erheblich sinnvoller wäre, den zu erschießen, der mir die MP in die Hand gedrückt hat. Aber wenn denn wirklich nur die Wahl bliebe zwischen den beiden Alternativen... Natürlich ist es sinnvoller und ethisch vertretbarer, einen General zu erschießen anstatt eines normalen Rekruten und es ist nochmal sinnvoller und ethisch vertretbarer, den Oberbefehlshaber des Generals zu erschießen als den General.
Nein?
Es sage jetzt keiner, die Tötung Bin Ladens wäre keine Kriegshandlung gewesen sondern eine zivile Tötung. Der Terrorismus ist nicht eine Sache von Serienmördern, die schlicht Vergnügen dran finden, Leute - und möglichst viele davon - zu töten. Der Terrorismus ist vielmehr der Krieg des kleinen Mannes (zunehmend auch der kleinen Frau). Wer nicht das Geld und die Infrastruktur hat, Flugzeuge oder Raketen loszuschicken, um eine Stadt zu bombardieren, der ist gezwungen, die Bombe von Hand in die Stadt zu tragen und sie dort zu zünden.
Machen wir uns nichts vor, der Dritte Weltkrieg ist längst im Gange
Die Tötung Bin Ladens war keine Exekution sondern ein gezielter kriegerischer Akt. Der Tod Bin Ladens ist nicht beweinens- und verurteilungswerter (eher weniger) als die Vernichtung irgendeines Kriegstoten.
Generell gilt meines Erachtens: Es gäbe viel weniger Kriege, wenn die Wahrscheinlichkeit, in einem Krieg getötet zu werden mit der Höhe des Ranges in der Kriegsmaschinerie anstiege.

[1]        Wem "iranisch" nicht gefällt, aus welchen Gründen immer, der setze getrost irgendeinen anderen Ländernamen ein.

Sonntag, 15. Mai 2011

Der Arbeitsmarkt und die Reise nach Jerusalem

Christine Haderthauer, was in Bayern die Arbeitsministerin ist, hat der "Passauer Neuen Presse" ein Interview gegeben. Darin sagt sie unter anderem:

"Aber ich will die Gegenleistung der Betroffenen, sich anzustrengen, wieder in Arbeit zu kommen, viel kräftiger einfordern, als das gegenwärtig geschieht. Durch die hohe soziale Absicherung bei uns ist offensichtlich zu wenig Leidensdruck vorhanden."

Nun gab es in der Bundesrepublik Deutschland ja mal Zeiten, in denen Vollbeschäftigung herrschte, die Älteren werden sich noch erinnern. Die soziale Absicherung der Erwerbslosen war damals deutlich besser als heute, aber die Leute damals pfiffen auf Arbeitslosen- und Sozialhilfe und gingen lieber schaffen. Irgendwann kam dann die große sozialpsychologische Krise, die Leute hatten keine rechte Lust mehr zum Arbeiten und sagten zum Chef "Weißt was, ich mag nicht mehr. Ich kündige und lege mich lieber in die soziale Hängematte." Und so kam es zur wirtschaftlichen Krise mit riesigen Arbeitslosenzahlen. Händeringend flehten Unternehmer und Personalchefs die Leute in ihrer Hängematte an, doch rauszukommen und wieder wenigstens ein kleines Jöblein anzunehmen, aber nix da, die Leute waren von heut auf morgen faul und blieben liegen.
Ein nettes Märchen, das uns Frau Haderthauer da erzählt.

Arbeitslosigkeit ist nämlich wie die "Reise nach Jerusalem": Du hast 10 Mitspieler und nur 9 Stühle. Selbst wenn du die "Reise nach Jerusalem" mit 10 hochtrainierten Zehnkämpfern spielst wird immer einer stehen bleiben müssen.
Und was " Bürgerarbeit und Ein-Euro-Jobs" betrifft, so gibt es dazu die lustige Geschichte von Erwin: Erwin ist arm, denn Erwin ist arbeitslos. Es gibt so wenig Arbeit und so viele Erwins. Erwin, find dich ab, es gibt keine Arbeit. Und als Erwin sich gerade damit abgefunden hatte, keine Arbeit zu finden, kommen sie daher und sagen: "'Ällabätsch, Erwin, wir haben doch Arbeit und zwar einen Riesenhaufen davon. Also, sei so nett und arbeit für ein paar Euro, damit du dir dein Dasein als weiterhin Arbeitsloser auch verdienen tust."
Daß Erwin allmählich den Eindruck bekommt, er lebe in einem Irrenhaus und die wahren Irren dort seien die Wärter, darf niemanden wirklich verwundern.