Sonntag, 28. April 2019

Mafia - Wie es wirklich war

Im April 2000, die Zeitungen waren voll mit Berichten über den Spendenskandal der CDU und die mafiosen Strukturen in dieser Partei, trat in der Nähe des Hauptbahnhofes Regensburg ein kompakt gebauter Herr mittleren Alters und mit breitkrempigem schwarzen Hut auf mich zu. Ein irritierend entschlossenes Flackern seiner stahlblauen Augen sowie eine etwa Walther-PPK-große Ausbuchtung unterhalb der linken Achselhöhle dämpfte mei­ne aufkommende Neigung zur Heiterkeit. Der energische Herr drückte mir bei­liegenden Brief in die Hand, mit der, ganz ungewöhnlich nachdrücklich vor­getragenen Bitte, ihn an eine Zeitschrift zum Abdruck weiterzuleiten. (Er hatte mich wahrscheinlich mit Rudolf Augstein verwechselt.)


cosa nostra germania

Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. H........... S............ (Referatsleiter)

 H•••••••••••, den 11. 4. 2000
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Zuge der Berichterstattung über den Spendenskandal der CDU wird immer wieder die Christlich-Demokratische Union mit der Mafia verglichen oder - verschwommener - von "mafiosen Strukturen" im Vorstand der CDU gesprochen.
Wir möchten diese rufschädigende Gleichsetzung oder auch nur Strukturähnlichkeit an dieser Stelle mit allerschärfstem Nachdruck zurückweisen.
Daß der Staatssicherheitsdienst der DDR willens und in der Lage war, die Telefone der politischen und wirtschaftlichen Elite der BRD abzuhören, war in den siebziger und achtziger Jahren jedem Zeitungsleser bekannt. Dennoch hat die Führungsmannschaft der CDU offensichtlich sorglos heikle und heikelste Geschäftsdetails am Telefon besprochen.
Wir von der cosa nostra germania wissen, daß unsere Telefone abgehört werden oder jederzeit abgehört werden könnten.
Nur: Wir richten uns darauf ein.
Unsere hochprofessionelle Dienstauffassung verbietet es unseren Mitarbeitern, am Telefon verfängliche Informationen auszutauschen, seien sie geschäftlicher oder privater Natur.
Ein inkontinenter Telefonplauderer wie Helmut Kohl hätte es in unserer Gesellschaft nicht einmal bis zum Gebietsleiter gebracht. In Anbetracht seines laxen Umgangs mit konspirativen Grundregeln wäre das Beileidsschreiben des Vorstandes seiner Witwe bereits auf einer sehr frühen Stufe seiner Karriere zugestellt worden. Logorrhoe ist in unserem Metier eine lebensgefährliche Erkrankung.

(Wir bitten um Verständnis, daß dieses Schreiben - aus naheliegenden Gründen, siehe oben - weder unterzeichnet noch mit ladungsfähiger Anschrift versehen ist)

Schnaps mit Sauerkraut

ETHELBERT: (Trällert) Ich eß für mein Leben gern / Schnaps mit Sauerkraut.
ADELGUND: (Irritiert) Du ißt was?
ETHELBERT: Schnaps.
ADELGUND: Du ißt Schnaps?
ETHELBERT: Nein, nein, das ist nur wegen der Kunst.
ADELGUND: Kunst?
ETHELBERT: Kunst. (So, als wäre dies das Selbstverständlichste von der Welt.) Im Original heißt es "Klops mit Sauerkraut", aber ehe ich einmal "Klops" sage, sag ich lieber dreimal "Schnaps".
Adelgund birgt erschüttert ihr Gesicht in den Handflächen und geht schluchzend ab.

Samstag, 27. April 2019

Fridays for Frischluft

Dieses noch zum Thema "Freitag, Zukunft, Frischluft":


Montag, 22. April 2019

Der Tip von Hausfrau zu Hausfrau

Kochendes Wasser hält sich länger, wenn man es einfriert.

Samstag, 20. April 2019

Die Geschichte vom verlorenen Schlüssel

Als mein ältester Sohn zehn Jahre alt war, geschah es, daß er eines Morgens hektisch und ganz offensichtlich suchend im Haus hin und her läuft, die Treppe rauf und gleich wieder runter. Die Hektik ist verständlich, es ist nämlich hoch an der Zeit, daß er endlich das Haus verläßt, um den Zug noch zu erreichen.
"Was suchst du denn, Basti?", frage ich ihn und bekomme keine richtige Antwort, allenfalls einen unwilligen Grunzlaut. "Was du da suchst, Basti?" wiederhole ich meine Frage, denn ich ahne nichts Gutes. Das Spiel ist bekannt. Unwillig gibt Basti schließlich zur Antwort: "Die Schlüssel". - "Welche Schlüssel?" - "Meine Schlüssel." - "Welche von deinen Schlüsseln?" - "Die Schlüssel für das Schließfach." [1]. - "Wo hängen die denn dran?" Und wieder kommt zunächst keine richtige Antwort, nur ein undeutliches, unwilliges Grunzen. "Wo die dran hängen!" wiederhole ich und füge präzisierend hinzu: "Damit ich sie erkenne, wenn ich sie sehe." Weil ich ja wirklich mitsuchen will. - "Die hängen nirgends dran." Oh, mein Gott. Das heißt, die sind einfach irgendwie lose?" - "Die sind in der Tasche drin." - "In welcher Tasche?" - "In der Tasche, die du mir gekauft hast." - "Welche Tasche hab ich dir gekauft?" - "Die schwarze." - "Was für eine schwarze Tasche denn?" - "Das Schlüsseltascherl." - Ach so.
Das Schlüsseltascherl fand er dann selber und zwar in seiner eigenen Schultasche, genau dort also, wo es hingehört.



[1]   Er hatte da nämlich in der Schule seit einigen Wochen ein Schließfach, wo er Sachen, die er grad nicht braucht und die ihn eher behindern, wegsperren kann. Heute ist Schulsportfest, sie müssen aber sicherheitshalber trotzdem die Schulsachen mitnehmen. Klar, daß er den Schlüssel braucht.

Mittwoch, 3. April 2019

Ein schwuler Philosoph im Kinderzimmer

In einem anderen Forum als diesem hier und zu einer anderen Zeit als unserer hat jemand geschrieben, er habe zu einer noch anderen Zeit einen Text in jenes Forum eingestellt, und zwar über die Heterotopien von Foucault.
Eine Frau - wer sonst? - antwortete ihm: "Was fürn Zufall. Ich mache heute Hausputz und komme gerade aus dem Kinderzimmer, da schreibst Du von Heterotopien."
.
Ob dieser Fuhkoo - so frage ich mich - jemals eigenhändig ein von der anarchischen Wildheit einer Kinderseele gestaltetes [1] Zimmer aufgeräumt oder wenigstens bewußt in Augenschein genommen hat?
Dem Wikipedia-Artikel über ihn entnehme ich, daß Michel Foucault, den ich im Übrigen durchaus schätze, 1984 an AIDS gestorben ist. Wahrscheinlich war er also schwul und hat sich damit dem Frondienst (eigentlich ja Frouwendienst) in Kinderzimmern entzogen. Wer niemals ein Kinderzimmer aufgeräumt oder auch nur betreten hat und dabei mit nackten Füßen auf einen Legostein getreten ist, kann meines Erachtens keine verläßliche Aussage über den Zustand der Welt machen.
Dennoch sei mir ein mahnendes Wort an alle Hausfrauen (m/w) gestattet: Wer Kinderzimmer aufräumt, setzt ein Signal. Dieses Signal aber, bedenkt das wohl, bedeutet: Wieso soll ich, Kind, den Saustall aufräumen, wenn die Papa [2] oder der Mama im Weigerungsfall meinerseits das ohnehin machen? Sie tun es wahrscheinlich nörgelnd und schimpfend, aber sie tun es. Wozu also soll ich, Kind, einen Finger rühren?



[1]   Na ja, "gestaltet".
[2]   Als meine Söhne noch klein waren nannten sie mich tatsächlich "die Papa", ischwör. Ja, ich bin gelernter Windelwechsler. Wenn die Wutzerln auf dem Wickeltisch vor mir lagen, hilflos meinen Launen ausgeliefert, habe ich ihnen auf die Melodie von Bobby Solo vorgesungen:
Du hast ja Scheiße in der Wi-hin-del,
Und die Scheiße muß heraus,
Diese Scheiße in der Wi-hin-del,
Diese Scheiße muß heraus.
Zu solchen Höhen kann sich Lyrik hinaufschwingen, wenn sich ein wahrer Dichter mit der Musik verbündet.
Die wahre Originalmusik hat übrigens seinerzeit der king himself gesungen.