Mittwoch, 28. April 2021

Wie ich erneut als Rassist und Haßprediger enttarnt worden bin

Weil ich so geschickt bin, kann ich mich normalerweise hinter meiner erprobten Maske aus frecher Freundlichkeit und tückischer Toleranz ganz gut verstecken. Aber manchmal kommen sie mir halt doch dahinter, zum Beispiel YouTube, und davor war es die Redaktion des Freitag. Vor einigen Jahren ham sie mich nämlich beim "Freitag" wegen Rassismus, Sexismus und Fremdenfeindlichkeit endgültig rausgeworfen, nachdem ich zuvor bereits einige zeitlich begrenzte Sperren kassiert hatte. Seither muß ich mich als Ewig Verfluchter in einem Schmuddelforum wie "Fisch und Fleisch" herumtreiben. Gut, andererseits erspart mir das vermutlich tausende von Jahren im Fegefeuer.

Was war passiert?

Anfang September '20 hatte ich in meinen YouTube-Channel "Der Impfluen­zer" den Video-Clip "Das beleidigende Wort 'Farbiger'" eingestellt.

Dieser Clip wurde kurz darauf von YouTube vom Netz genommen, weil er gegen die Community-Richtlinien verstoße.

Der einzig denkbare Grund für diese Maßnahme ist mein Untertitel: "Im Vergleich zu 'Farbiger' hört sich 'Nigger' richtig nett an." Aber auch diese Begründung wäre sehr merkwürdig, deuten doch die Anführungszeichen darauf hin, daß es in diesem Video gar nicht um den "Nigger" als böses Schimpfwort geht, sondern um das Wort "Nigger". Vermutlich hat - wie das bei YouTube, Facebook etc. pp. häufig vorkommt - ein automatisches Bäh-Wort-Erkennungsprogramm zugeschlagen.

Die Argumentation im Video selber geht nämlich in etwa so:

"Farbiger" ist alles andere als PC-konform. Mit der Vokabel "Farbiger" bezeichnet man gemeinhin ja nicht nur einen "Neger", wie dunkel oder hell seine Haut immer sein mag, sondern jeden, der kein Europäer vom "kaukasischen Typ" [1] ist, also Menschen aller möglichen Hautfarben. Damit teilt man die Menschheit in zwei Gruppen ein: Die Weißen [2] einerseits und andererseits die anderen, all die anderen. Wir sind die Referenz-Menschen, an denen alle anderen gemessen werden. Rassistischer geht es nicht mehr.

Ich habe mich bei YouTube beschwert und aus obigen Gründen um eine Rücknahme der Löschung gebeten. Man antwortete mir: "Vielen Dank für das Einreichen deiner Videobeschwerde bei YouTube. Nach einer weiteren Prüfung haben wir festgestellt, dass dein Video gegen unsere Community-Richtlinien verstößt. Dein Kanal hat deshalb eine Verwarnung erhalten."

Whoops, das war's. Eher nämlich geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als daß du bei einem Kommunikations-Giganten Gehör findest.



[1]   Was immer das ist.

[2]   Was immer das ist.

Samstag, 24. April 2021

Impf 63 Ungefähre Wahrheit

Der Kunstgriff, kleine Abweichungen von der Wirklichkeit für die Wirklichkeit selbst zu nehmen, worauf die ganze Differentialrechnung beruht...

Impf 62 So vermeide ich Trunkenheit

Ein Glas nach dem andern und trotzdem nüchtern bleiben

Impf 61 Wie ich einmal fast ein Kulturschmock geworden wäre

Über den Zusammenhang zwischen Rauchen, Saufen und Kreativität

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Donnerstag, 15. April 2021

Schuhlos in der Fremde

Vor einiger Zeit hatte ich auf dem Dachboden im Haus meiner Mutter ein paar wunderschöne Schuhe gefunden, Wildleder, Marke Mephisto [1]. Es seien, hieß es, Schuhe meines Vaters, der vor damals 12 Jahren verstorben ist. Da die Schuhe ausgezeichnet erhalten waren, kaum Gebrauchsspuren zeigten [2], habe ich sie mitgenommen, um sie künftig als "gute Schuhe" für besondere Anlässe zu nutzen.

Wenige Wochen später war der Anlaß für gute Schuhe gegeben, ein beruflicher Termin in Berlin. Hei, wie war ich froh, daß ich so schöne Schuhe hatte.

 

Spät am Abend bin ich also zum Bahnhof gefahren und während ich auf den Zug wartete, bin ich nach meiner Gewohnheit auf dem Bahnsteig auf und ab gegangen, denn sitzend zu warten macht mich meist sehr ungeduldig. Der Zug kam und ich stieg ein. Als ich im Zug, noch an der Einstiegsplattform, den ersten Schritt gemacht habe, hatte ich das merkwürdige Gefühl, es klebe etwas ziemlich Großes und Weiches an meiner linken Sohle und behindere mich beim Gehen. Scheiße? Ich bin auf dem Bahnsteig in Scheiße getreten? Wär's möglich?

Ich schaute nach und mußte feststellen, daß diesmal - und ausnahmsweise - die Scheiße unschuldig war an meinem Problem. Vielmehr hatte sich die Sohle des rechten Schuhs teilweise gelöst und hing nun zur Hälfte, locker schwingend, herunter. Notgedrungen schlurfend mußte ich zu einem Sitzplatz gehen, mir dort die Bescherung näher zu betrachten.

Die Sohle hatte sich nicht etwa glatt vom Schuh gelöst, sondern der ganze Bereich zwischen dem eigentlichen Schuh und der Sohle war durchlöchert und zerfressen, so als hätten sich Mäuse oder gar Ratten drüber hergemacht. Und: Beim linken Schuh war genau das gleiche zu sehen, die Sohle war zwar noch dran, aber es war klar, daß das nicht mehr lange gut gehen würde.

Während ich nun fuhr und saß und Zeit hatte, nachzudenken, tat ich genau das, ohne zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen.

Als ich Wochen später meiner Schwester davon erzählte, meinte sie, ja, das kenne sie. Dasselbe sei ihr mal während einer Wanderung zu einer Berghütte passiert.  Das liege an irgendwelchen Weichmachern in der Plastiksohle, die Weichmacher entwichen im Laufe der Jahr und irgendwann sei dann die Schuhsohle so spröde, daß sie sich vom eigentlichen Schuh löse.

Seither ziehe ich ständig einen Einkaufstrolley hinter mir her, in welchem sich ein paar Ersatzschuhe befinden, sicherheitshalber ganz aus Leder.

 



[1]   Mephisto ist der typische Rentnerschuh, was ich damals aber noch nicht wußte.

[2]   Wann hätte ich meinen Vater je mit Wildlederschuhen gesehen?

Mittwoch, 14. April 2021

Bilder auf Deibel komm raus

Früher, als die Welt zwar auch nicht mehr gut, aber doch besser war als heute ist einmal in einem kleinen Ort bei Passau eine alte Frau spurlos verschwunden. Zwei Monate später hat man die 81jährige gefunden - tot. Ein Leichenspürhund der Polizei hatte sie in einem Waldstück entdeckt, anscheinend ist sie eines natürlichen Todes gestorben. So weit, so gut. Na, nicht gut, aber doch unvermeidlich. Irgendwann müssen wir alle abtreten und den Zeitpunkt, jung und tragisch zu sterben, hatte die alte Dame eh bereits verpaßt.

Die "Passauer Woche", das regionale Anzeigenblatt, hat darüber berichtet und auf ihre Titelseite dieses Bild gestellt. Was sehen wir: Eine alte Frau, an der absolut nix Auffälliges ist. Aber gut, für Verwandte oder Bekannte könnte das vielleicht eine Information sein: "Das ist doch die Tant Olga!" Damit diese einzig interessante Information nur ja nicht rüberkommt hat eine fürsorgliche Re­dakt­i­on das Gesicht verpixelt. Jetzt könnte das Bild auch meine Tant Olga (die eigentlich meine Großtant war) darstellen, die einstige Erzieherin der Prinzessinnen  und Prinzen  in Vaduz, Liech­tenstein [1].

Das Bild hat im Rahmen dieser Berichterstattung so viel Informationswert wie ein Bild von - sagen wir mal - deiner Mumu oder deinem Schnäbi.

 

___________________________________________________

[1]   Wanderer, kommst du nach Liechtenstein / Tritt nicht daneben, tritt mitten rein.

Dienstag, 13. April 2021

Ein Duschkopf aus Österreich

Ich mein, das ist ja erfreulich, daß ein Glatzkopf so viel von was auch immer verkauft.

Aber ihn deswegen als Duschkopf zu verhöhnen ist vielleicht doch ein bisserl respektlos.

Meine Firmung

Ich habe noch mein Kommunionbild. Jetzt ist es sogar im Internet zu besichtigen, leugnen ist also zwecklos. Sie sehen, wie verkrümmt, ja frivol ich dastehe, als würde ich im nächsten Moment lostanzen, wie in einem Broadway-Musical. Am streng lotrecht fal­len­den Vorhang im Hintergrund kann man erkennen, wie schief ich die Kommunionkerze halte. Ich kann mich noch erinnern, wie der Photograph mit bewundernswerter Geduld versucht hat, sowohl mich als auch die Kerze in korrekt lotrechte Position zu bringen. Wenn es ihm gelungen war, ist er zur Kamera geeilt, den Auslöser zu drücken. Ein kurzer Blick in den Sucher... und er hat nicht abgedrückt. Es ist ihm nicht gelungen, mich für auch nur wenige Sekunden gerade zu biegen, er mußte dann das Bild nehmen, auf dem die Kerze und ich noch am wenigsten schief standen.

Damit wir uns recht verstehen: Ich liebe die Geometrie, ich schätze den rechten Winkel hoch, aber nur auf dem Rechenblock, nicht im wirklichen Leben. Bei der Erstkommunion habe ich es noch geschafft, dem Terror des Rechten Winkels zu entgehen, bei der Firmung zwei Jahre später hat es mich dann aber doch erwischt.


Ich erschrecke noch heute, wenn ich mein Firmbild sehe und ich erschrecke noch mehr, wenn ich Kommunion- und Firmbild gegenüberstelle. Was für ein unbändiger, fröh­licher Bub in dem einen Bild und was für ein Schrat im anderen. Mein eigener Opa hat damals lebenslustiger auf seine Mitmenschen gewirkt als ich hier. Ich schaue aus, als wäre ich bemüht, überhaupt keine körpersprachlichen Signale auszusenden: "Überseht mich einfach!"

Gott, was hatte ich an diesem Tag aber auch aus­zu­ste­hen. Das ging mit dem Anziehen des Guten Anzugs los, das entsetzliche Schmieserl dann. Noch heute drücke ich mich vor dem Anlegen des Guten Anzugs, wann immer es möglich ist. Gottlob ist es oft möglich, nur bei Beerdigungen und Hochzeiten kommst du dem Anzugterror kaum noch aus.

Beim Betrachten meines Firmbildes meinte bei anderer Gelegenheit jemand: "Mit den weißen Schuhen erscheinst Du modisch derart weit vorne, dass es nur so scheppert." Noch heute zucke ich verstimmt zusammen, wenn mich jemand "modisch gekleidet" oder "schick" schilt. Okay, inzwischen habe ich es geschafft, daß kaum jemand mehr auf die Idee kommt, dergleichen Urteile über mich zu sprechen.

 

Um zu guter Letzt doch noch auf die theologischen Gesichtspunkte der Firmung zu kommen:

Die Firmungszeremonie dauerte etwa drei Stunden (kein Witz), man hatte - damit die Feier nicht gestört würde - die Kirchentüren verschlossen (auch kein Witz) und kündigte dies auch zu Beginn der Feierlichkeiten an. Ich weiß nicht, wie das bei anderen ist, bei mir führt das auch nur indirekte Andeuten möglichen Harndrangs zum sofortigen Einschießen des Harnes in den Harnleiter. "Am Harne hängt, zum Harne drängt doch alles", meinte hierzu der Altmeister.

Wenige Minuten nach Beginn der Zeremonie verspürte ich das Bedürfnis zu urinieren, ein Bedürfnis, das im Laufe der drei Stunden nicht milder wurde, sondern stärker und stärker und mich verhinderte, an Gott zu denken. Wiewohl ich damals ein frommer Junge war, war all mein Denken in diesen drei Stunden auf Penis, Harnleiter und Blase gerichtet und jegliche Konzentration galt dem Bemühen, den Schließmuskel dicht zu halten. Jetzt nur nicht, mitten in der Kirche und mitten in der Firmung einbrunzen! Der anschließende Besuch des Pissoirs und das Abschlagen des überreichlich gewordenen Wassers war einer der schönsten Momente meines Lebens und ist es bis heute geblieben.

Am Nachmittag besuchte ich mit meinem Firmgöd, dem Ramerscheid, diverse Wirtshäuser zwischen Wurmannsquick und Eggenfelden. Ich kannte weder die Wirtschaften noch die Männer, die dort hockten, wohl aber kannte diese mein Firmgöd, der dort in gemütlicher Runde jeweils reichlich Bier zu sich nahm. Von Straßenverkehr und Alkohol wußte ich damals noch nicht viel, noch kannte ich den Zusammenhang zwischen Alkoholisierung und Fahrtüchtigkeit, so daß mir wenigstens die Angst bei den Fahrten erspart blieb.

Daß der Ramerscheid gar nicht Ramerscheid hieß erfuhr ich erst auf seiner Beerdigung, wenige Jahre später. Auf dem Land in Niederbayern ist es nämlich - immer noch, wie mir versichert wurde - üblich, einen Bauern nicht mit dem Familiennamen zu bezeichnen, sondern mit dem Flurnamen seines Hofes. Hättest du in Hebertsfelden gefragt, wo denn der Herr Hopper wohne, so hättest du ratloses Schulterzucken geerntet, wenn du nicht zufällig den Postboten oder den Standesbeamten der Gemeinde gefragt hättest.

Die Ästhetik der Fabrikhalle

Was mag wohl dieses Bild darstellen? Wenn du nicht so ganz genau hinsiehst, magst du es auf den ersten Blick für einen Ausschnitt aus einer Werkshalle halten. Diese kühle, blitzende Eleganz, die dich frösteln läßt. An diesem eiskalten Eindruck vermag auch die merkwürdige Pflanze im Vordergrund wenig zu ändern. Genau genommen verstärkt sie den Eindruck bloß, weil natürlich durch den Kontrast die Wirkung des blitzenden Me­talls nur umso stärker rauskommt.
Und dann die Werkshalle aus einer anderen Perspektive und mit "Arbeiterin".

Es ist ein Fitness-Studio, verdammt, tatsächlich ein Fitness-Studio. Und was das wirklich Verrückte an der Sache ist: die beiden Fotos stam­men nicht etwa aus einer kritischen Illustriertenreportage über eiskalte Fit­neß­fab­riken, sondern aus dem Werbeprospekt eines Regensburger Fitneß-St­udios.

Abenteuerlich, so was! Da verbringen die Leute ihre Arbeitstage in irgendwelchen Fabrikhallen, wo irgendwelche Maschinen vor sich hinstampfen oder in Büros, wo blitzende Computer ihnen einen fremden Rhythmus aufzwingen - und kaum sind sie draußen, in der heiß ersehnten Freizeit, setzen sie sich in ihre Autos, fahren zum nächsten Fitness-Center und setzen das enervierende rhythmische Stampfen fort. Aber was willst du auch von Leuten erwarten, die sich freiwillig in einer Disco [1] dem Stampfen der Techno-Musik [2] aussetzen?

 



[1]   Hoppala, man sagt jetzt Club, wurde mir hinterbracht.

[2]   Für Techno-Musik sagt man inzwischen bestimmt auch anders. Heutigentags sagt man alle 20 Jahre anders. Statt Burma sagt man jetzt Myanmar, statt Hysterie heißt es jetzt dissoziative Störung und histrionische Persönlichkeitsstörung, für Neger sagt man... wie eigentlich? In Babylon - die Älteren werden sich noch erinnern - mußte noch GOtt einschreiten und die Sprache der Menschen verwirren, so daß keiner mehr den anderen verstand, heute müssen das die Menschen (GOtt ist tot!) selber machen.

Sonntag, 11. April 2021

Von der Sinnlosigkeit des Tötens im Krieg

Aus dem Stück "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl... nein, doch nicht, sondern bloß von Wolfram Heinrich.

Im Feld-Hauptquartier vor Ort in Afghanistan

GENERAL Hömma, Obergeneral, was ich dich schon immer fragen wollte...

OBERGENERAL während er eifrig einen streng geheimen Bericht in seinen Laptop klopft Ja?

GENERAL sinnend Was machen wir hier eigentlich?

OBERGENERAL klopft weiter konzentriert auf seinen Laptop ein Wir führen Krieg, wie dir vielleicht schon aufgefallen ist.

Kurzes, spöttisches Lächeln - er ist so dumm, und ich bin sein Chef - dann hämmert er weiter.

GENERAL Na ja, nun, so blöd bin nicht mal ich. Was ich meinte war - wozu führen wir diesen Krieg?

OBERGENERAL Um den Feind zu besiegen? Könnte das hinkommen?

GENERAL Ja, ja, verarsch du mich nur. Was ich mich frage: Was ist der Sinn, was ist das Ziel dieses Krieges?

Der Obergeneral blickt erstaunt auf. Sein Gesicht nimmt den Ausdruck angestrengten Nachdenkens an. Er denkt - eine zeitlang.

OBERGENERAL Hm, das ist eine gute Frage, die du da stellst.

Der Obergeneral greift zum Telefon, wählt eine Nummer und wartet. Schließlich...

OBERGENERAL Ah, du bist's. Hömma Barack, alter Nigger, was ich dich schon immer fragen wollte...

 

In einem Internet-Diskurs über den Afghanistan-Krieg meinte einer voll bitterer moralischer Resignation: "Das sinnlose Töten wird nicht nur nicht gestoppt. Es geht nicht nur einfach weiter. Es nimmt zu."

Ich versuchte, ihn zu trösten.

Das Wort vom "sinnlosen Töten" will ich nicht gehört haben!

Ja, sind das denn alles Idioten, die dort töten, töten lassen, getötet werden? Als wenn schon je - mals ein Krieg sinnlos geführt worden wäre.

Das Wort vom "sinnlosen Krieg" gehört in die "Rhetorik der Unfaßbarkeit". Wie gerne ist nicht die Rede davon, jemand habe mit unaussprechlicher, unvorstellbarer, unbeschreiblicher und, ja, unfaßbarer Grausamkeit gehandelt. Natürlich ist diese und jede andere Grausamkeit aussprechbar, beschreibbar, vorstellbar. Und alltäglich.

Alltagserfahrung und die sich nicht in die Behaglichkeit des Mysteriums zurückziehenden Teile der Philosophie lehren uns, daß nichts, aber auch überhaupt nichts auf dieser Welt einfach so geschieht, daß nichts, aber auch überhaupt nichts auf dieser Welt sinnlos ist. Der Sinn muß dabei nicht der Sinn sein, den ich oder du uns wünschen.

Von Spinoza stammt der schöne Satz: "Jede Erscheinung beweist ihre Notwendigkeit durch ihr Dasein." Das ist ganz früher, rasiermesserscharf [1] formulierter Darwin. Das Dasein des Pestbakteriums beruht nicht auf meiner Notwendigkeit, ich kann ganz gut ohne Pest leben, das Pestbakterium sieht das etwas anders.

Die Welt ist prinzipiell erkenn- und verstehbar.

Das ist natürlich nichts weiter als ein unbewiesener, unbeweisbarer Glaubenssatz. Ich werde diesen Satz nie beweisen können, er wäre erst dann bewiesen, wenn die Welt wirklich zur Gänze von Menschen verstanden wäre.

Aber: Der Satz ist eine Anleitung zum praktischen Denken. Ich - und das ist meine Denkmethode - tue so, als wäre der Satz richtig und bewiesen. Und ich tue das deshalb, weil mich dieser Glaubenssatz davor bewahrt, mich voreilig auf die bequem Position des prinzipiell Unerklärbaren zurückzuziehen.

Das Denken hört auf, wenn ich irgend etwas als unfaßbar, unbegreiflich, sinnlos deklariere. Die Dinge sind nicht prinzipiell unverständlich, ich kann sie lediglich von meinem Blickwinkel aus und jetzt nicht verstehen.

Zurück zu Afghanistan. Im Juni 2010 war es in allen Zeitungen zu lesen: "Ein US-Team von Geologen und Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums (!) (Ausrufezeichen von mir, T. R.) will Rohstoffvorkommen im Wert von fast einer Billion Dollar [2] in Afghanistan aufgespürt haben. (...) Es gehe um Lithium, Eisen, Kupfer und Gold, zitiert die Zeitung hochrangige US-Beamte. In einem internen Papier des Verteidigungsministeriums heißt es demnach sogar, Lithium könne für Afghanistan das werden, was Erdöl für Saudi-Arabien bedeutet."

Die Meldung, die uns suggerierte, es sei dies ein brandaktuelles Forschungsergebnis, wurde einige Tage lang durch das Mediendorf getrieben, dann war Ruhe. Seither habe ich nichts mehr davon gehört. Einige Sekunden lang hat der Große Zauberkünstler aus Washington seine Karten gezeigt, dann hat er mit dem Finger geschnipst und hypnotischer Schlaf hat die weltweit verbreitet Meldung wieder aus dem Gedächtnis der Welt gelöscht. David Copperfield ist im Vergleich dazu ein Anfänger.

Und es ist nicht das erste Mal, daß diese hochbrisante Meldung dem Vergessen anheim fiel. Am 13. 10. 2001 - einen guten Monat nach 9/11 - schrieb Hubertus Erb in heise.de diesen Artikel: "Die Hauptbeute am Hindukusch sind für den Westen riesige Öl- und Erdgasvorkommen".

Das Töten in Afghanistan ist aus dem Blickwinkel kühl rechnender... äh, Investoren so sinnvoll, wie nur irgendwas auf dieser Welt sinnvoll sein kann.



[1]   Den Namen Occam habe ich überhört, Occam hat mit unseren Überlegungen nix zu tun.

[2]   Gemeint ist eine Billion nach deutschem Wortgebrauch, nicht nach amerikanischem. "A billion dollar" wäre nur eine schlappe Milliarde.

Samstag, 10. April 2021

Schnorris und Hulbis

Wenn es wieder mal - wie so oft - darum geht, Moslems als hochgefährliche Mörder zu entlarven, kramt man in der Hl. Schrift und findet dort Koranstellen wie "Tötet die Ungläubigen wo immer ihr sie findet."

Es gibt andere Koranstellen, welche das Gegenteil besagen, so wie es in der Bibel Stellen gibt, welche das Reinhauen, Totmachen, Schänden preisen, ja befehlen und wieder andere Stellen, welche Freundlichkeit und Sanftmut predigen. Das ist ja das Angenehme für den Praktiker, daß er in den Hl. Schriften viele Regeln findet und immer auch das genaue Gegenteil dieser Regeln.

Wenn es opportun scheint, andere Länder zu überfallen oder sich das Eigentum der Ungläubigen im eigenen Land zu rauben, so bedient man sich der Stelle mit den Ungläubigen, die zu töten seien. Legt die historische Situation größere Gelassenheit nahe, kramt man die anderen Stellen hervor.

Wie auch immer: Theorien führen nie zu Massenmord. Die Hulbis erschlagen doch nicht die Schnorris, weil die Hulbis eine Theorie haben, die besagt, daß die Schnorris alles erschlagenswerte Mistsäue sind. So rum wird ein Schuh draus: Den Hulbis stehen die Schnorris im Weg, die Hulbis wollen die Häuser der Schnorris. Die Schnorris einfach erschlagen und in die Häuser ziehen wäre zwar möglich, brächte aber die eigene Rechtsordnung in Schwierigkeiten. Besser ist, ein angemieteter Philosoph erfindet mir eine Theorie, die besagt, daß die Schnorris alles erschlagenswerte Mistsäue sind. Diese Theorie glaube ich dann und jetzt kann's losgehen.

Die Theorie macht den Mord leichter durchführbar, aber sie erzeugt den Mord nicht.

Impf 56 Warum Rembrandt wirtschaftlich erfolgreicher war als ich es jemals sein werde

 
Im Video recke ich unter anderem ein Bild von Paul Piekaso in die Kamera und behaupte frech, es sei von Pablo Picasso, während es in Wirklichkeit von einer gewissen Nora Shepley ist.

Pardongnemoa!

Donnerstag, 8. April 2021

Neue Leute kennenlernen

Die alte Frau Mitterwieser hat gsagt, seit sie kaum noch rausdarf lernt sie keine neuen Leut mehr kennen. Sie hofft jetzt, sagt sie, auf die Demenz.

Dienstag, 6. April 2021

Helikopter-Hausmeister

Die Vegetationsphase hat begonnen, die Pflanzen sind aus ihrem Winterschlaf erwacht, s'oschtrelet [1].

Ich frage mich, wie lange es wohl dauern wird, bis ich in diesem Jahr zum ersten Mal wieder drauf reinfalle.

Worauf ich reinfalle? Es ist immer die gleiche Situation:

Ich sitze zuhause am Schreibtisch, die Sonne scheint, draußen ist es warm oder doch wenigstens so erträglich, daß ich die Balkontür offenstehen lassen kann. Frühling halt. Dann kommt immer dieser Hubschrauber, Hubschrauber hört man hier nicht so wahnsinnig oft, aber doch immer mal wieder. Ein Rettungshubschrauber, ein Polizeihubschrauber. Dieser Hubschrauber aber bleibt, er entfernt sich nicht wesentlich von der Stelle überm Haus. Ist der Unfall in unmittelbarer Nähe passiert und sucht der Schraublhuber nun nach einer geeigneten Stelle zum Landen? Sucht die Polizei nach einem Mörder, der sich hier in unmittelbarer Nähe rumtreibt?

Irgendwann wird's mir zu blöd und ich gehe auf den Balkon, die Situation selbst in Augenschein zu nehmen. Zu sehen ist nichts am Himmel, unter mir aber biegt der Aufsitzrasenmäher des Hausmeisters um's Eck. Das also war des Pudels Kern, noch jedes Mal falle ich drauf rein.

Immer wenn die Blumenpracht auf der Wiese hinterm Haus am schönsten ist, wird der Hausmeister zum Schaf: Mäh, Mäh. Seit kurzem aber läßt er einige der schönsten Blütenflecken noch eine Gnadenfrist lang stehen. Immerhin.




[1]   Analog zum deutschen "es weihnachtet" hat der Schwabe - nur der Schwabe - die Wortbildung "es ostert" erfunden. Gott alleine weiß, wie ich die Schwäbin und ihren gleichnamigen Mann um dieses Wort beneide.

Impf 55 Aus meinem Liederbüchlein

 

Nicht länger als 3 Minuten - viel weiter reicht die Aufmerksamkeitsspanne nicht. Nöch.

Impf 54 Ein Lobgesang auf Walter Ulbricht

Ohne Walter Ulbricht keine Bildung.

Impf 53 Gewichtszunahme beim Daten

Die Frage ist natürlich, ob man vom Ficken dick wird.

Impf 52 Jesus Nein danke

Impf 51 Sexuelle Belästigung und Kunst

Montag, 5. April 2021

In der Backstube - Eine Bildbetrachtung

Backoffice, wir befinden uns in einer Bäckerei, warum immer man das gemütliche alte Wort "Backstube" ausgemustert hat. Im Hintergrund, ein kleines Stück weiter von uns entfernt, ist die Gastronomie, die man bei einer Bäckerei gern Cafeteria nennt.

Daß die Bäcker im Dienst heutigentags mit medizinischer Halbmaske rumlaufen, wundert uns nach einem Jahr Corona auch nicht mehr. Die blaue Arbeitskleidung irritiert, gewiß, scheint sie doch eher auf Elektriker oder Gas-/Wasser-/Scheiße-Installateure zu passen.

Der Blick schweift nach oben: "Gastroenterologie/Hepatologie" - gulp. Wir befinden uns in einer Klinik.

Ein kleines Ratespiel noch: Wer kann die vier Blaumänninnen nach ihrem Platz in der Klinik-Hierarchie sortieren?

Samstag, 3. April 2021

Osterruhe (von den Farbfiguren)

http://farbfiguren.de/

Was denn für Nazis?

Jeder weiß es oder sollte es doch wissen:

1. Es gibt keine Nazis.

2. Es hat nie welche gegeben.

*

Eigentlich wollten die Amerikaner damals die Sowjetunion überfallen - Kommunismus und so, Stalin, eh schon wissen. Aber... der Amerikaner war schon damals nicht gut in Geographie und so ist er halt in der Normandie gelandet und nicht auf der Krim, wo er eigentlich hingewollt hatte. Der in der Normandie ansässige Franzose [1] hat die Amerikaner dann über die Sachlage und Geographie aufgeklärt. Irgendwann sind sich der Amerikaner und der Russ dann doch noch in Berlin-Mitte begegnet und beide hatten inzwischen vergessen, warum sie gekommen waren. Nur Churchill hat sich, als alles vorbei war, am Kopf gekratzt und geseufzt, man habe das falsche Schwein (nämlich Hitler) geschlachtet.

 

Den angeblichen Nazis, die's nie gegeben hat, sagt man auch nach, da sei mal was mit Zigeunern gewesen.

Da war aber nix! Woher ich das weiß?

Weil es nämlich keine Zigeuner gibt und nie welche gegeben hat. Es gibt Sinti und es gibt Roma, aber denen haben die Nazis nachweislich nie was getan. Wenn sich somit der angebliche Holocaust an den Zigeunern als Propagandalüge der Alliierten erweist, dann hat's höchstwahrscheinlich den übrigen Holocaust auch nicht gegeben.

Das umlaufende Gerücht, es gebe "Neger" und ob man sich nicht schäme, das Wort "Neger" zu verwenden, ist genau das: Ein Gerücht. Und schämen sollte man sich auch. Ich nämlich sage euch, wahrlich, wahrlich: Es gibt keine Neger und es hat nie welche gegeben. Logischerweise hat's also auch nie Negersklaven gegeben und der Weiße Mann braucht sich folglich nicht beim Afrodingsbums für irgend was entschuldigen. Die in den letzten drei Jahrzehnten [2] erfolgte Abschaffung des Wortes "Neger" ist eine infame Propaganda-Aktion der Sonderklasse.



[1]   Niemand weiß, wie der Normanne, der doch eigentlich in Schweden wohnt, da hingekommen ist.

[2]   Die Jüngeren werden es mir nicht glauben, aber länger ist es noch nicht her, daß das Wort "Neger" verpönt ist.

Freiheit und Gehorsam

Ginge man heutigentags mit einem Videorecorder auf die Straße und früge man irgendwelche Passantinnen, woher die deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Geld denn kämen, so brächte man - jede Wette! - mehrheitlich ratlose Gesichter nachhause.

Wenige die's wissen: "Schwarz steht für die CDU/CSU, rot für SPD und gold, also gelb für die FDP." Das ist zwar falsch, aber doch immerhin eine Antwort. In Wirklichkeit war es das Lützowsche Freikorps. ("Das ist Lützows wilde verwegene Jagd")

Damals, in den Befreiungskriegen gegen Napoleon haben sich die Deutschen von der drückenden Last der Bürgerrechte (Code Napoleon) befreit. [1]

Als Gott, der Schnee und die Kosaken die besten Kräfte des Napoleon zerstört hatten, erhielten wir Deutsche den allerhöchsten Befehl, uns vom fremden Joche zu befreien, und wir loderten auf in männlichem Zorn ob der allzulang ertragenen Knechtschaft, und wir begeisterten uns durch die guten Melodien und schlechten Verse der Körnerschen Lieder, und wir erkämpften die Freiheit; denn wir tun alles, was uns von unseren Fürsten befohlen wird.

(HEINRICH HEINE)



[1]   Damals ist übrigens auch die jahrhundertealte Erbfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich erfunden worden.

Freitag, 2. April 2021

Wie einmal ein Kekserl sich als tödlich erwies

Als der Vielosof Leibniz die 52-zähnigen Kekserl erfunden hatte, verfiel er durch das stete Experimentieren mit Zucker in  ein hyperglykämisches Koma, umgangssprachlich auch Zuckerschock genannt. Davon genesen entwickelte er ein unstillbares Verlangen nach pikanter Speise, pfiff sich eine (was er nicht wußte) von Monaden befallene Speckschwarte rein, an welcher er 30 Jahre später verstarb.

Donnerstag, 1. April 2021

Erinnerungen an den Semmelmannsfrost

Gestern hamma 27,3 ˚C gehabt, obwohl die Wettervorhersage mit max. 23 ˚C eher knauserig war. Ich kann mich an ein März-Ende mit -30 ˚C erinnern. Okay, nachts, ich will fair bleiben. Tagsüber hat's damals lauschige -10 ˚C gehabt. März 1986, Semmelmannsfrost.

Das war mein erster Winter als Ehemann gewesen, Regensburg-Königswiesen. Ein Mann hatte morgens um 6.00 h frische Semmeln aus dem Kofferraum verkauft. Obwohl, der Wettermensch auf der Zugspitze wäre froh gewesen, wenn ihm jemand bei ‑30 ˚C frische Semmeln auf dem Schneefernergletscher verkauft hätte.

Per aspera... Durch Nacht zum Zeneca