Montag, 26. Oktober 2020

Maurerstöchter und andere merkwürdige Wörter

Es ist schon eine Weile her, gewiß, da traf ich eine Frau. Sie sagte mir ihren Namen und ich sagte ihr auf den Kopf zu, daß ihr Vater oder doch zumindest ihr Großvater ein Maurer gewesen sei. - Woher ich das wisse, wollte sie wissen und ich weihte sie ein. Myrtle ist als weiblicher Vorname ein wenig aus der Mode gekommen, das wohl, früher aber sei dies ein häufiger Name für die Töchter von Maurern gewesen.

 

Mein Frau hatte mir einst erzählt, sie habe sich als Kind öfter mal gewundert, wieso man in amerikanischen Filmen höherrangige Soldaten gerne mit Körnel anredete. Meist seien diese Figuren eher bärbeißige, mißmutige Gestalten gewesen und eine neckische, lustige und verniedlichende Bezeichnung wie eben Körnel habe so gar nicht zu ihnen gepaßt.

 

Jahre später, sie war inzwischen eine erwachsene Frau geworden, ist sie nach einem Besuch bei mir an einer Bundeswehr-Kaserne vorbeigekommen. Hinter dem Maschendrahtzaun wurde gerade eine Gruppe Rekruten gedrillt, der Spieß, das heißt der ausbildende Unteroffizier, hatte - ausweislich seines Namensschildchens an der Uniform - den Namen Meusel gehabt. Auch nicht leicht, mit diesem Namen die Disziplin in der Truppe aufrechtzuerhalten.

Deutsche Grammatik

Ich habe mich noch stets geweigert, deutsche Grammatik zu lernen, weil, so dachte ich mir als Grundschüler, wozu? Deutsch kann ich eh so gut, daß noch die Lehrerin von mir lernen kann. Zu was wäre es also gut, wenn ich Tunwörter "Tunwörter" nennen lerne?

Bei Englisch machte ich das Gleiche, denn die englische Grammatik ist noch viel, viel leichter als die deutsche. Als dann Latein als zweite Fremdsprache kam, wiederholte sich das Spiel. Das war keine so gute Idee, wie jeder weiß, der jemals Latein gelernt hat.

Unsterblich

Der Franze hat gsagt, der Xare wär unsterblich. Zumindest, sagt er, hat's der Xare geglaubt, bis zuletzt.

Roh-Sinen

Mein Sinnspruch für die heranwachsende Jugend: Lieber Rosinen im Kopf als Haare im Kuchen.

Aufruf zum Mord

Ihr fragt nach meinem Lieblingssport?

Nun gut, es ist der Mord.

.

Ja, ich sag's laut, ich morde gern,

besonders wenn es heiß ist,

und wenn das Wasser in dem See

so klar und kalt wie Eis ist.

.

Dann ziehe ich die Kleider aus

und springe in die Wellen,

um dort mit Karpfen, Barsch und Aal

durchs kühle Naß zu schnellen.

.

Ja Bürger, lache nur getrost

und bleib in deinem Bette -

ich morde derweil frisch und froh

mit Fischen um die Wette.

.

Wie? Was?

Ich hör ein Widerwort?

Der Sport heißt Schwimmen?

Und nicht Mord?

Wie war das nochmal?

Schwimmen?

Moment - ihr seht mich sehr verwirrt...

Mag sein - vielleicht hab ich geirrt...

Doch - Schwimmen könnte stimmen.

(Robert Gernhardt)

Echt Scheiße

Der Franze hat gsagt, nur Scheiße ist hundert Prozent Scheiße. Er, sagt er, kackt nix anderes.

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Am Rande der Welt

Vor wenig mehr als einer Woche war ich der Herrscher der Welt. Bei einem der Spaziergänge durch mein Reich kam ich eines Tages (zufälligerweise?) an den Rand meines Reiches, das heißt an den Rand der Welt. Vom Weltall, das sich hinter der Grenzwand befinden mußte, sah man nichts, denn die Grenzwand war innen [1] mit einer Himmelstapete beklebt. An einer Stelle der Wand befand sich jedoch eine unbeschriftete Tür. Nichts macht so neugierig wie eine unbeschriftete Tür, mich jedenfalls. Ich drückte die Klinke, die Tür war nicht verschlossen und ich öffnete sie. Draußen war der Weltraum, was zu erwarten war, wir kennen das von älteren Dar­stel­lun­gen.

Was mich dagegen über­raschte, war die Son­ne. Nicht, daß sie da war, sondern daß sie fast di­rekt vor der offenen Haus­tür stand, vielleicht zwei, fünf, zehn Kilometer von mir entfernt. Das ist eine tüchtige Wegstrecke, wenn man sie zu Fuß zurücklegen muß, im kosmischen Maßstab aber ist das ein Klacks, was sag ich: ein Kläckschen. Es war eine ver­gleichs­weise kleine Ku­gel, bestehend aus ganz, ganz vielen ver­schie­den­far­bigen Kügelchen, die ge­schäftig durcheinander wu­selten. Während ich noch das Geheimnis des Kosmos direkt betrachtete, während ich mich wunderte, daß die Hitze der Sonne mich und die Welt, deren Herrscher ich war, nicht versengte, kamen klappernde Schritte von vielen Menschen hinter mir näher. Die Menschen hinter den klappernden Schritten waren entsetzt, sie schalten mich einen Narren [2], weil ich die Tür nicht sofort zugeschlagen hätte, so daß wir der unerträglichen Hitze (die neben mir auch keiner der anderen Anwesenden zu verspüren schien) schutzlos ausgeliefert waren. Auch könne, so hieß es, das Nichts des Universums in unsere Welt eindringen.

Es wurde Zeit, aufzuwachen.

 



[1]   Wo sonst?

[2]   Eine bodenlose Frechheit gegenüber - immerhin! - dem Herrscher der Welt, einer Art Gott oder gar Perry Rhodan. 

Sonntag, 18. Oktober 2020

Genug ist nicht genug

"Genug ist nicht genug, 'genug' kann nie genügen." - Diese Liedzeile von Konstantin Wecker habe ich damals in den siebziger Jahren als Loblied auf die unbändige, überschäumende Lebensfreude der Jugend angesehen. In Wirklichkeit ist es die Hymne des süchtigen Menschen auf seine Sucht. Der Satz beschreibt mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit [1] den Mechanismus von süchtig entartetem [2] Verhalten [3]. Sucht ist immer der Ersatz für ein nicht befriedigtes Bedürfnis. Ersatz ist stets ungenügend, in welcher Dosis immer man den Ersatz auch konsumiert.

Genau: Genug ist nicht genug, 'genug' kann nie genügen.

Als dann Mitte der neunziger Jahre bekannt wurde, daß Wecker kokainsüchtig ist, paßte das wie der Schlüssel zum Schloß.

 



[1]   Umso  erstaunlicher ist es, daß ich Jahrzehnte (und das als Sucht-Psychologe!) brauchte, den Satz von Wecker kippen zu lassen und ihm eine andere, höchstwahrscheinlich treffendere Bedeutung zu geben. Die allermeisten Menschen haben im übrigen diesen Zusammenhang zwischen Weckers Worten und der Sucht bis heute nicht erkannt.

[2]   Mit "entartet" spiele ich nicht auf das Nazi-Wort von der "entarteten Kunst" an, sondern auf die Verwendung des Begriffes "entartet" in den Naturwissenschaften

[3]   Zur Sucht braucht es keinen Suchtstoff, jedes menschliche Verhalten kann süchtig entarten, sogar die Arbeit (Ärwad).

Macron und die Reichskriegsflagge

Als ich den Blogbeitrag "Weiter so, AfD!" von einem hier nicht zu nennenden UserIn aufgerufen hatte, war die Lehne meines beweglichen Schreibtischstuhles bequem nach hinten gedrückt. Was ich sah, war Emmanuel Macron am Rednerpult und darüber stand: "Vertrauter Gaulands fristlos entlassen".

Macron? Gauland? Ich war verwirrt. Andererseits war hinter Macron die Reichskriegsflagge - schwarz-weiß-rot - zu sehen. Macron ist also doch ein - endlich enttarnter - Maulwurf der deutschen Ultrarechten in einem hohen französischen Staatsamt.

Als mein Oberkörper dann nach vorne schnalzte - kein Mensch hält eine bequeme Körperhaltung lange durch - merkte ich, daß der oberste Teil der Fahne gar nicht schwarz war, sondern blau. Allerdings von einem sehr, sehr dunklen Blau, passend zum tristen Blau von Macrons Anzug samt Kroatentücherl (Krawatte).

Also werd ich mir eine neue Theo Rieh ausdenken müssen.

Donnerstag, 15. Oktober 2020

Von Letzten und Vorletzten Ruhestätten

Das weltweise Kind weiß:

1. Ganz viele Dinge besitzt du nicht, diese Dinge besitzen dich.

2. Wenn du umziehst und du die Kisten in der neuen Heimat gar nicht erst auspackst, hast du nicht so viel Gschiß, wenn du in die ganz neue Heimat ziehst. Ich war mir zweimal im Leben ganz, ganz sicher, daß ich hier bleibe und nicht mehr weggehe. Und zweimal bin ich nach jeweils exakt 10 Jahren doch wieder weggegangen. Ob's nicht gespenstisch ist? Selbst aus der angeblich Letzten Ruhestätte auf dem Friedhof schmeißen sie dich nach 20 oder 25 Jahren wieder raus und geben deine Knöcherl ins Beinhaus [1]. Es ist viel Lüge in dieser Welt.

 


[1]   Vielleicht erklärt das den Trend zum Krematorium.

Sonntag, 11. Oktober 2020

Nur für's Protokoll

Nur für's Protokoll: Am Samstag, 10.10.20 habe ich im Forum "Fisch und Fleisch" unter dem Titel "Wer flieht ist eine Pussy" einen ganz kleinen Blogbeitrag eingestellt. Der Blogbeitrag enthält das weltbekannte Photo vom Abtransport des tödlich verletzten, gleichwohl noch lebenden Peter Fechter durch DDR-Grenzsoldaten, sonst nichts.


Samstag, 10. Oktober 2020

Sabine, Sabine steht hinter der Gardine

"...z.B. kann eine physikalische Theorie harmonischer klingen als eine konkurrierende, wenn sie mit Gitarrenbegleitung vorgelesen wird." (Paul Feyerabend)


Da ist was dran.



Leute, ich muß jetzt aufhören, diese Frau und ihre Mysik machen mich ganz wuschig. In dieser Reihenfolge.

Samstag, 3. Oktober 2020

Damenschneider

Einer der berühmtesten Schneider aller Zeiten (Damenschneider, um genau zu sein) war vor fast 150 Jahren Jack the Ripper.

100 Jahre später hat ein anderer Jacks Geschäftsidee aufgegriffen und Dameneinzelteile zum Aktionspreis angeboten.


Wie sich einmal das ganze Internet gegen mich verschworen hat

Früher saß Herr Heinrich am Vogelherd, heute sitzt er des öfteren am Computer, wie zum Beispiel vorletzte -Nacht [1], kurz nach Mitter-. "Schaust mal schnell", sagte ich mir, "ob dein Bussi-Bussi-Blogbeitrag noch online ist. Gesagt, getan. Was soll ich sagen, mein Blogbeitrag war noch da. Entweder, sagte ich mir, hat die Moderation gerade Freischicht oder man war von der intellektuellen und stilistischen Brillanz meines Textes so beeindruckt, daß man von 1 Löschung abgesehen hat.

Doch was ist das? [2] Was steht da, bzw. nicht? Folgendes: "Nur wenige Tage zuvor hat ein weithin bekannter Faschist und Rassist im "Fisch und Fleisch"-Forum einen veröffentlicht, in welchem er schrieb: '.'" Ich habe von einem was geschrieben? Ich habe das Wort Blogbeitrag einfach vergessen? Gut, dergleichen Dinge passieren, sie sollten nicht passieren, aber sie tun es. Ein Zitat ankündigen und das das Zitat von immerhin 28 Wörtern einfach vergessen? War gestern mittags Herr Alzheimer bei mir zu Besuch?

Plausibler erschien mir nach kurzem Nachdenken jedoch die Theorie, es habe die Moderation von "Fisch und Fleisch" eingegriffen und jene Passagen gelöscht, die ihr nicht gepaßt hätten. So was ist mir noch nie passiert. Daß ein Blogbeitrag gelöscht wird, ist ärgerlich, gehört aber zum normalen Lebensrisiko. Aber rumstreichen und die Streichungen nicht mal markieren... So nicht!

Gottlob hatte ich den Blogbeitrag zeitgleich auch in meinem Privatblog "Der Franze hat gsagt" veröffentlicht und so konnte ich nachschauen, was ich tatsächlich ursprünglich geschrieben hatte.

Wer kann mein Entsetzen nachfühlen? In meinem privaten Blog stand genau der gleiche verstümmelte Text. Bin ich tatsächlich komplett verblödet oder reicht der Arm von "Fisch und Fleisch" bis in andere Websites im Internet hinein? Beide Alternativen sind gespenstisch.

Aber gottlob hatte ich meinen Blogbeitrag zuvor im Blog "Weiter so, AfD!"von berridraun als Kommentar eingestellt. Hier war das Zitat des ungenannt bleiben müssenden Herrn zwar ordnungsgemäß erhalten, aber der Link darauf war verschwunden. Man mag mich einen Pedanten schelten, aber ich lege Wert darauf, meine Behauptungen - so möglich - zu belegen, nie und nie nimmer hätte ich so ein brisantes Zitat ohne Beweis-Link gelassen. Haben also auch hier die Strolche von der Moderation eingegriffen?

Aber gottlob habe ich die Angewohnheit, meine Blogbeiträge immer erst auf WORD zu formulieren und dann erst in das Eingabefeld von "Fisch und Fleisch" zu kopieren. Ich durchsuchte also meine Festplatte nach zwei charakteristischen Stichwörtern... batsch! Nix. Mein Suchprogramm ist zwar rasend schnell und zuverlässig, aber nicht 100-prozentig. Gottlob hab ich noch zwei andere Suchprogramme... wieder nix. Das heißt, die tückischen Teufel von "Fisch und Fleisch" haben direkten Zugang zu meiner Festplatte. Sie können Texte von mir löschen oder - wahrscheinlich und schlimmer noch - verändern. Das heißt, ich kann mich auf nichts mehr verlassen, ich bin umzingelt von Dämonen. Gegen Dämonen, Schadprogramme und die "Fisch und Fleisch"-Moderation helfen auch keine Aluhüte. Erstarrt saß ich da und weinte trockene Zähren auf meinen Laptop. Daß es so enden mußte!

Mit müder Geste, so wie André Heller, wenn er den österreichischen Weltschmerz zelebriert, schwebte ich ziellos durch die Programme auf meinem Laptop und landete schließlich auf dem kaskadierenden Steil-Schiet-Injektor von Prof. Sauerbruch. Der Schiet-Injektor war an, natürlich, beim letzten Wechsel von aus nach an habe ich anscheinend im Tran statt "Apply to domain" auf "Apply globally" geklickt. Ein Verdacht keimte, ich schaltete den CSS-Injector aus und siehe, die zensierten Texte waren alle wieder da. Der Zensor war ich selber gewesen.

Was meinen WORD-Text betrifft: Ich hatte ihn anscheinend gar nicht geschrieben, sondern den Text direkt von berridrauns Blogbeitrag in meinen Blogbeitrag kopiert.

Im Vertrauen: Ich habe den Verdacht, daß sich die allermeisten Erzählungen von Verschwörungen und Nahtod-Erfahrungen so erklären lassen.

 

Beim Rasieren habe ich grad gemerkt, daß meine Augen merkwürdig reptiloid ausschauen, wahrscheinlich finde ich auch dafür eine harmlose Erklärung. Derzeit habe ich Lucy im Verdacht. Lucy in the Sky with Diamonds.


 

Ceterum censeo:

Repent, repent, the World is at End!

Bereut, bereut, die Woid endet boid!




[1]   "Vorletzte Nacht" ist ein ausgesprochen flüchtiger Begriff, es war die Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag.

[2]   Man sieht, ich beherrsche (fast) alle literarischen Tricks.