Seit ich denken kann - und das ist noch gar nicht so lange
her - werde ich vom Geheimdienst bespitzelt. Alle paar Jahre werde ich auch
Opfer von Mordanschlägen, die zwar meistens mißlingen, manchmal aber auch
nicht. Früher, als ich noch in Neustift bei Aldersbach bei Vilshofen bei Passau,
weit draußen auf dem niederbayerischen Land gewohnt habe - der nächste Nachbar
fast einen halben Kilometer entfernt - habe ich bemerkt, daß ich von
verschiedenen Geheimdiensten - deren Namen ich hier nicht nennen darf - rund um
die Uhr bespitzelt wurde. Die Agenten saßen rund um die Uhr in den die
Holzhütte umgebenden Bäumen und fotografierten und filmten, daß die Schwarte
krachte. Daß sie auch die Gespräche in meiner Hütte abhörten - ob live oder
fernmündlich beziehungsweise schriftlich - versteht sich von selbst.
Fatal für die Agenten war und ist allerdings der Umstand,
daß bei mir so gut wie immer so gut wie nichts passiert. Die bleierne
Ereignislosigkeit ihrer Überwachung ermüdet die Schlapphüte, sie sacken in sich
zusammen.
In Neustift, wo es nachts so still ist, daß du Maulwürfe
husten hörst, habe ich immer mal wieder
ein nächtliches Rascheln gehört, dann ein dumpfes Plumpsen und einen klagenden
Laut und am nächsten Morgen war nichts mehr zu sehen. Die Geheimdienste haben
ihre tödlich verletzten Agenten noch jedes mal sauber weggeräumt. Ich habe nie auch
nur das Geringste von diesen tragischen [1]
Geschehnissen bemerkt, was alleine schon hochverdächtig ist.
Die Deutsche
Kommunistische Partei DKP kennt heutigentags kaum noch jemand, die UZ (Unsere
Zeit), die Zeitschrift der DKP ist noch viel unbekannter. Apropos Lenin und
tot: In den 70er Jahren habe ich in der UZ mal gelesen, im Moskauer Kreml
befänden sich die Sterblichen Überreste
Lenins. Mein Tag war gerettet, ich bin vor Lachen fast vom Stuhl gefallen: Die Sterblichen Überreste eines Atheisten!
Ganz so, als gäbe es von einem Atheisten auch Unsterbliche Anteile.
Aber Loits, so ist das
oftmals: Du hast aus langer Gewohnheit bestimmte Formulierungen oder auch
Denkschemata im Kopf und du verwendest diese Schemata und Formulierungen ohne
weiter nachzudenken. Der Badeort Lignano Sabbiadoro an der italienischen
Adriaküste war seinerzeit der bevorzugte Aufenthaltsort der niederbayerischen
Bevölkerung im Sommer (und ist es wahrscheinlich noch). Der Ort wurde
ausgesprochen wie Lig-nano, und wenn du - korrekterweise - den Ort "Linjano"
genannt hast, dann hast du riskiert, daß man nicht verstanden hat, wovon du
sprichst. Ähnliches geschieht, wenn du im deutschsprachigen Raum korrekterweise
vom Eiernmän-Wettbewerb sprichst, mit
dem - falschen - Wort Eironmän kommst
du dagegen überall zwischen Kiel und Eisen(!)stadt durch.
Wenn du in den passenden Stadtvierteln spazieren gehst,
siehst du an der Fassade so manchen Ladens, Geschäfts- oder Wohnhauses einen
grauen oder weißen Blechkasten mit einer daran montierten Lampe, die man für
das Blaulicht eines Streifenwagens halten könnte, wäre die Lampe nicht rot. Es
ist der äußere Signalkasten einer Alarmanlage. Schlägt eine Diebin ein Fenster
ein, bricht sie eine Türe auf, dann jodelt eine Sirene/in los, dann rotieren
rote Alarmlichter. Einsteigdiebe und andere Verbrecher, die auch gerne in den
besseren Vierteln spazieren gehen, wissen das zu schätzen, denn die außen
montierte Alarmanlage signalisiert ihnen, daß in diesem Haus, auf diesem
Grundstück etwas Stehlenswertes zu stehlen ist. Das kann Geld sein, ein Picasso
oder doch wenigstens ein Maserati.
Der weltweise Mensch jedoch meidet an der Fassade sichtbare
Alarmanlagen, da diese dem Strolche (m/w/d) stehlenswerte Objekte anzeigen,
dadurch also Diebe, Räuber, Kidnapper und anderes Gelichter anlocken.
Aus diesem Grunde habe ich vor einigen Jahrzehnten schon das
Konzept der Psychologischen Diebstahlssicherung entwickelt. Erstmals erprobt
habe ich dies Konzept an meinen Autos. Die Dinger waren außen und innen so
unansehnlich, wenn nicht gar versifft, so ungeil auch in der Aufpimpung, daß
anständige Autodiebe die Entwendung des Fahrzeugs vermieden hatten. Ein
mehrfach vorbestrafter Autoentwender, Straßenverkehrsgefährder und
Trunkenheitsfahrer meinte einst zu mir: "Wolfram, wegen deinem verschissenen Ford Escort brauchst keine Angst zu
haben. Kein Autodieb, der auf sich hält, klaut so eine erbärmliche Karre."
Und in der Tat ist mir noch nie ein Auto gestohlen worden.
Erinnert sich noch jemand
an die Geschichte des
Kollegen Goethe über Faust? Am Ende seines Lebens sitzt der Alte
Wissenschaftler Heinrich Faust in seinem Studierzimmer und konfrontiert sich
mit der Erkenntnis, daß er - wenngleich er einer der klügsten Menschen seiner
Zeit ist - am Ende doch nichts Rechtes wird erkennen können, denn die Zeit ist eine Matz, ein Miststück.Seine Zeit zumindest ist abgelaufen.
Säuftsend greift er nach dem Becher mit dem Fächer (oder war's
doch eher der Pokal mit dem Portal?), um alldem ein Ende zu setzen. Gerade
als er den Giftbecher an die Lippen setzen will erscheint wie in jedem anderen
Kasperl-Larifari-Stück der Deibel himself
und bietet ihm einen deal an:
Faust wird wieder jung, er hat noch ein Zweites Leben im Kofferraum und kann
nun mit neuer Kraft und neuer Perspektive weiterforschen. Dafür will Mephisto
nichts weiter als Faustens Seele, die ihm nach eigenen Angaben eh noch nie Spaß
gemacht hat. Faust schlägt ein.
Rabimms, Rabumms,
Faust ist wieder jung - und was macht er? Wandert er nach Genf, um dort am CERN zu
erforschen, was die Welt im Innersten zusammenhält? Nein, er begibt sich nach
Leipzig, das schon damals die Welthauptstadt hemmungslosen Lebensgenusses war und
schüttet sich in Auerbachs Keller die Birne voll. Dann reitet er auf einem
Besen den Blocksberg hinan zum Hexensabbat und fickt dort alles, was ihm vor
die Eichel kommt. Irritierenderweise braucht der eben gerade wieder jung Gewordene
dazu einen Rammeltrank, aber lassen wir das, Dichtkunst und Logik waren noch
nie ein Dreamteam. Halten wir aber
fest: So wie am Lehrstuhl Faust funktioniert Wissenschaft noch heute: Forschungsgelder
beantragen und dann mit dem ergaunerten Geld Symposien, also alkoholgetränkte Orgien mit Hetären veranstalten.
Ich segelte mit steifem Mast
Zu mancher Schönen, machte Rast
Und hab die andern dann verpaßt
Es gibt zu viele
Das ist jetzt
ausnahmsweise nicht Goethe, sondern Biermann.
Das Hexen-Viagra scheint
wirklich Teufelszeug zu sein.
Ganz am Ende der Szene
"Hexenküche" spricht Mephisto zu sich (Faust soll es nicht hören):
MEPHISTOPHELES.
(Leise.) Du siehst, mit diesem Trank im Leibe,
Bald Helenen in jedem
Weibe.
Das heißt in normales
Kneipendeutsch übersetzt: Dieser Trank macht dich so was von rattenscharf, da
ist dir jede Frau zum Vögeln recht.
ENDE DER SZENE. - Anschließend,
un-mit-tel-bar anschließend, beginnt die Szene, in der Faust Gretchen
das erste Mal begegnet.
Straße
Faust. Margarete
vorübergehend.
FAUST.
Mein schönes
Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und
Geleit Ihr anzutragen?
MARGARETE.
Bin weder Fräulein,
weder schön,
Kann ungeleitet
nach Hause gehn.
Heißt, das erste, erstbeste weibliche Wesen, das ihm nach dem Konsum des
Geiltranks über den Weg läuft, läßt seine Begierde auflodern. Gleich
anschließend setzt er in seiner Ungeduld Mephisto unter Druck, dieser möge ihm
doch durch seine Zaubereien Gretchen noch in dieser Nacht ins Bett legen.
Das ist die
Psychodynamik der Geschichte, die erstaunlicherweise von den meisten
Interpreten als Liebesgeschichte gedeutet wird. Es ist aber - und dies
ganz unverhohlen - die simpelstmögliche Psychodynamik, die nur denkbar ist.
Lechz! Sabber! Gier! Aah, Baby, ich komme!
Es sei daran erinnert, daß der "Faust" als das deutsche Nationaldrama gilt.
Ein ernstes Wort noch
an den Lieben Gott: Weil du den Faust gerettet hast, hat's dann wenig später
das Gretchen derlaibelt. Schlau war dieses Arrangschemang nich. Aber man kennt
das von dir. Ich erinnere an die Panne mit dem Apfel im Paradies, den
abtrünnigen Engeln und dem anschließenden Höllensturz. Ferner schmiere ich dir
Sodom und Gomorrha auf's Brot, die Sintflut und daß es danach auch nicht besser
geworden ist. Ein anderes Wort für GOtt? Pleiten, Pech und Pannen [1].
[1]Okay, das waren jetzt vier Wörter, das war meine Panne.
Um's vorwegzunehmen bevor einer höhnisch lacht: Die
Überschrift ist etwas unglücklich formuliert, denn natürlich sterben auch Rentner
nur ein einziges Mal.
Die Frage müßte streng genommen lauten: "Warum sterben
in einem bestimmten Zeitraum mehr Rentner als - sagen wir mal: - Mitglieder der
Jungen Union?"
Die Antwort ist ebenso klar: Rentner haben 1 Leben lang hart
gearbeitet und ganz, ganz viele von ihnen tun es noch, weil sie sonst nicht
über die Runden kommen, während Mitglieder der Jungen Union und andere Leute in
diesem Alter faule, verzogene Hundskrüppel sind.
Während die einen träge in der Sozialen Hängematte von
MamisPapis Aktiendepot lümmeln und den Lieben Gott einen Guten Mann sein
lassen, streunen die anderen durch die Straßen von Westerland und sammeln
Pfandflaschen oder machen Kurse für junge Straftäter, die sich noch während der
Führerscheinprobezeit mit Alkohol oder anderen Drogen im Straßenverkehr haben
erwischen lassen. Und irgendwann brechen die einen erschöpf zusammen und
verröcheln in der Gosse, während die anderen sich einen Übergangspullover über
die Schulter hängen und "Ausländer
raus!" grölen.
P. S.: Ich merke gerade, daß ich diesen Blogbeitrag bereits
nach dem ersten Absätzlein hätte
beenden sollen.
Was viele nicht wissen ist, daß die Zähne des Haifisches im
Falle des Verlustes nachwachsen, mehrere Male gar.
Vor einigen Monaten mußte ich leider erkennen, daß ich kein Haifisch
bin. Vor einigen Tagen nun - ich hatte mich schon so lala an das Nicht-Hai-Sein
gewöhnt - vernahm ich tief in mir drinnen ein Knicken und Knacken, Britzeln und
Bratzeln und als ich den Mund wieder öffnete waren mit einem Male die Zähne
wieder da, so wie es mir einst der Zwerg Rumpelstilzchen an der Wiege gesungen
hatte.
Letzten Sonntag habe ich versucht, Leuten, die mit einer aus
Holz gefertigten Rakete in's Weltall starten wollen, ihr Vorhaben - weil unrealistisch
und höchst gefährlich auszureden. Und falls sie es doch tun wollten, gab ich
ihnen Gute Ratschläge, was sie dabei in jedem Falle beachten müßten. Hört sich
irgendwie sozialdemokratisch an, ich weiß aber auch nicht genau. Jedenfalls,
als ich gerade dabei war, ihnen die Sache zu erklären, bin ich aufgewacht. Ich
hatte meine Argumentationslinie noch nicht fertig gestaltet, da gab es noch
dran zu feilen. Und ich feilte, wach wie ich inzwischen war. Es hat eine
Minute, vielleicht länger gedauert, bis ich endlich gemerkt hatte, daß es meine
Gesprächspartner gar nicht gab, nie gegeben hatte, mein weiteres Mühen also
sinnlos war. Mir balst nicht gangst, bleibts mir bloß weg mit den Träumen. Das
einzige Gute an Träumen ist noch, daß man die meisten Träume verschläft.
Als ich noch der Waldbauernbub war hat mir das Fräulein
Treml in der Schul in Gern gesagt, die Schweiz sei ein neutraler Staat und sei
dies bereits seit vielen hundert Jahren. Das sei der Grund, weshalb bereits
seit vielen hundert Jahren die Schweiz in keinen Krieg mehr verwickelt gewesen
sei, wodurch die jungen Schweizer sich als Landsknechte und Schweizer Gardisten
hätten verdingen müssen, um ihre natürlichen, gesunden Mordinstinkte
auszuleben.
Mein kindlicher Blick auf die Welt ließ in mir die Frage
aufsteigen, warum das nicht alle Länder so machten. Sie erklären sich für
neutral und wenn dann der Böse Feind® [1]
kommt, zeigen sie ihr Neutralitätszertifikat vor und der Böse Feldherr muß mit
seinem Feldheer fluchend wieder abziehen und ein anderes Land überfallen. Aber,
klar, da nunmehr alle Länder dem Erfolgsmodell der Schweizer folgen, gibt's
bald keine Bösen Feinde mehr.
Kann mich vielleicht jemand für den Friedensnobelpreis
vorschlagen?
[1]Der Feind ist immer böse, das habe ich später
dann auch gelernt.
Heute feiert Donald Duck, der unverschämte Kerl aus
Entenhausen, den jeder mag, seinen 90.
Geburtstag. Natürlich mag jeder Donald Duck, denn jeder ist froh, daß es
Donald Duck nur im Zeichentrickfilm oder im Comic-Heft gibt. In der eigenen
Nachbarschaft möchte dagegen niemand Donald oder gar Dagobert haben. Oder
glaubt jemand ernsthaft, daß auch nur ein einziger Mensch seinen Namensvetter
Donald Trump lieben und herzlich über ihn lachen würde, wenn es Donald Trump in
Wirklichkeit gäbe?