Freitag, 29. April 2022

Mittwoch, 27. April 2022

Gebetsteppich im S-Bahnhof

Am Montag [1] sah ich im Untergeschoß Hauptbahnhof der Münchner S-Bahn einen ziemlich grauhaarigen, ziemlich alten Mann, der trotz seines Alters jünger war als ich. Er hatte ein buntes, zartduftiges Stück Stoff in den Händen, das er auswedelte und dann sorgfältig auf dem Steinfußboden ausbreitete.

Nanu.

Dann kniete er auf dem Stück Stoff nieder und beugte den Rücken tief nach unten. Die Szene, die mir eben noch als sehr bizarr und sinnlos erschienen war, bekam plötzlich einen Sinn. Der Mann war offensichtlich Moslem und jetzt war anscheinend eines der fünf täglichen Gebete fällig. Ich war nicht draufgekommen, denn ich hatte mir unter einem Gebetsteppich noch stets ein Stück Auslegware vorgestellt. Der Teppich hier sah mir eher wie ein kunstseidenes Halstuch aus. Ein echt seidenes Tuch war es sicher nicht, der Mann sah nicht aus, als müßte er sein Geld beisammenhalten.

Erst wollte ich mich innerlich über den Typen und sein bizarres Ritual lustig machen, dann fing er an, mir Respekt einzuflössen. Ich hätte wahrscheinlich nicht den Mumm, in aller Öffentlichkeit so was durchzuziehen. Es war keine religiöse Demonstration, er machte kein Tamtam er tat einfach.



[1]   Es spielt keine Rolle, welcher Montag es war, nicht zuletzt deshalb weil es bei genauerem Erinnern eh ein Dienstag war.

Arschitektur und Arschitekten

Vor drei Tagen wären es auf den Tag genau 12 Jahre gewesen, daß ich beim Essenmachen und dann beim Essen im Deutschlandfunk das "Kulturgespräch" zum Thema "Schwindende Neubauten" gehört habe. Moderator war ein gewisser Gerd De Bruyn und dieser Moderator sagte "Arschitektur", wenn er von "Architektur" sprach (und dieses Wort, samt "Architekt", kam bei diesem Thema sehr, sehr häufig vor). Er machte das nicht durchgehend, anfangs (als er das vorbereitete Eingangsstatement ablas) hörte man noch "Architektur", dann wieder war seines Hanges zum Nuscheln nicht klar, ob "ch" oder "sch" und schließlich dominierte arschklar das Wort "Arschitektur".

Ich würde hier gerne einen Link bringen, bei dem sich jeder von der Richtigkeit meiner Angabe überzeugen könnte, aber die Sendung ist beim Deutschlandfunk nicht mehr online verfügbar. "Selig sind die nicht hören und doch glauben." (Joh. 20,29)

Ich dachte erst, verdammt, wie ist der durch das Bewerbungsgespräch für einen Rundfunkredakteur gekommen, am Ende aber erfuhr ich, daß Gerd De Bruyn Direktor des "Instituts für moderne Architektur und Entwerfen" an der Universität Stuttgart ist, was die Sache nicht wesentlich besser macht.

Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Ich habe nichts dagegen, daß man einem Sprecher anhört, aus welcher Ecke von Deutschland er kommt, ganz im Gegenteil. Soll ein Schwabe ruhig vom "Wäsen der Dinge" sprechen. De Bruyn aber hatte diesen nölenden, arroganten Kulturschmock-Tonfall drin, dem man von weitem schon anhört, der Sprecher sei überzeugt, er spreche gerade perfektes Bühnendeutsch.

Der Preiß ist nämlich sehr von sich überzeugt. Er sagt, ohne mit der Wimper (oder was immer zu zucken) im Bundestag oder im Fernsee: "Was Sie uns hier zum Thema Flejeversicherung auf den Tüsch geleecht haben ist unertreechlich. Damit können Sie allenfalls der Anaacho-ßene imponieren" und glaubt dann allen Ernstes, er habe eben Hochdeutsch gesprochen.

Daß er kein "i" und kein "pf" in "schümfen" hinbringt, veranlaßt den Preißn nicht, sich in logopädische Behandlung zu begeben. In Rhetorik lernt er es auch nicht, weil der Rhetoriklehrer selber 1 Preiß ist und nicht weiß, wie man spricht.

So ist der Preiß gebaut: Wenn ihm einer was verzählt, was er nicht versteht, dann ist nicht er, der Preiß, schuld, daß er keine Ahnung nicht hat, sondern der Verdacht liegt erst mal beim anderen, weil der Sachen sagt, die über den Horizont eines Preißn hinausgehen.

Was ich sagen will: Daß der Preiß nicht weiß, wie man in Bayern spricht, ist ja nicht weiter verwunderlich, das kann ihm keiner vorwerfen. Bemerkenswert ist jedoch, daß er gar nicht auf die Idee kommt, er könnte irgend etwas nicht wissen. Wenn ihm etwas merkwürdig oder auch nur ungewohnt vorkommt, dann stutzt der Preiß nicht, und denkt oder frägt dann nach, wie es ein verständiges Mensch machen würde. Nein, er hält erst mal den Anderen für einen Idioten und lacht dabei wie ein Depp.

Einer aber - dies habt zum Gedächtnis - meckert immer und der Preiß ist der deutschsprachige Meckersack an sich.

PREISS: Wenn ich Sie bezüglich des 'pf' sanft korrigieren darf: Selbstverständlich können die Preißn auch 'pf' machen. Wie sollten sie sonst Fümpf Bier hier auf den Tüsch ordern?

ICH: Mir scheint, das hängt von der Sorte Preiß ab, die man grad wissenschaftlich untersucht. Der Berliner jedenfalls bringt das "pf" nicht hin. Im Wort drin vielleicht, wie in fümpfunfümpfzich, als Anlaut wie in "Fennje" aber nicht.

Die offizielle Bühnenlautung haben die Preißn eh manipuliert. Ab der Schauspielschule muß jeder Schauspieler Könich sagen, obwohl es einem dabei die Zehennägel aufkranzelt. So im bekannten Gedicht:

Meen gudesder Genich,

Ich lieb dich nich wenich

Meene gudsde Genichin

legste dich en wenich hin.

Apropos Aussprache: Wo ein verständiger Mensch Kina sagt, wenn er China meint, sagt der Preiß Schina und weils eh schon wurscht ist sagt er auch Schile, wenn er Tschile meint. Ich kann mich noch an einen bundesweit ausgestrahlten Werbespot für Chio Chips erinnern, da trällerte eine Dame gänzlich unscheniert: Schio, Schio, Schio Schips. Tscheiße, sag ich da nur.

Aber heutzutag nennt ein Schurnalist seinen eigenen Beruf Tschornalist, wahlweise auch Dschornalist, Dschurnalist oder Tschurnalist. Das sind doch alles Tschorken.

Als seinerzeit die Leute in Ost-Berlin durch die Straßen zogen und "Wir sind das Volk" riefen, dachte ich beim Tagesschau-Schauen, ich hätt's  auf den Ohren. "Wür sünd das Volk" haben die gerufen.

P. S.: Wenn Sie statt fümpf Bier lieber sieben Bier auf dem Tüsch hätten, dann fahren Sie in die UdSSR. nach Simbirsk.

Montag, 25. April 2022

Mein Trolley ist weder vom Esterhazy noch vom Nikolausi, sondern vom Osterhasi

Seit ich kein Auto mehr habe, weil ich in der Stadt keines brauche habe ich einen Einkaufstrolley. Ein Einkaufstrolley ist ein ganz wunderbares Gerät, es bewahrt dich davor, daß eines Tages deine Arme so lang sind, daß du dich in den Kniekehlen kratzen kannst, ohne dich im Oberleib zu verkrümmen. Er bewahrt dich auch vor einem verkrümmten Rücken, den du vom ständigen Rucksacktragen bekommst. Diese Scheißrucksäcke ([1]), die dich im Supermarkt oder im Bus gegen die Wand drücken wenn der Besitzer eine Drehbewegung macht. Und das bloß, weil Fahrradkörbe auf Rennrädern nicht so geil ausschauen.

Als ich noch der Wald­bau­ern­bub war hatten wir in der Schule den Diercke-Welt­atlas. Der Diercke Welt­atlas galt als Kno­chen­brecher, denn zwei- bis viermal die Woche muß­ten wir ihn im Schulranzen von zuhause in die Schule schleppen und wieder zu­rück. Viele von uns haben die Schulzeit trotzdem oh­ne größere Schäden hinter sich gebracht, was die Evolutionstheorie vom Überleben der Fittesten glorreich bestätigt. Einige jedoch hat es bös erwischt, verschärft durch den Umstand, daß sie überlebt haben. Sie sind mißgestaltet und müssen sich als Glööckler von Notre Dame durch's fernere Leben schlagen.

Das Bemerkenswerte an un­se­ren Schul­ran­zen war der Umstand, daß die Ranzen umso praller gefüllt und deshalb schwerer waren, je jünger die Kinder waren. Vor Schulen und an Schulbus­haltestellen kannst du Zehnjährige beobachten, die den Diercke-Weltatlas und die ganze Last menschlicher Existenz auf ihren niedergedrückten Buckeln tragen, es ist zum Gottserbarm. Je größer und kräftiger die Damen und Herren Schüler werden, desto leichter wird ihre Schultasche.

Vor einigen Jahren habe ich an einer Bushaltestelle (wo sonst?) zu einer Gruppe junger Menschen an der Schwelle vom Kind zum Jugendlichen gepredigt, alle hatten sie Ranzen und die meisten davon waren ersichtlich schwer. "Höret, Kinder", sagte ich ihnen, "laßt euch an Weihnachten oder zum nächsten Geburtstag einen Einkaufstrolley schenken. Dann könnt ihr künftig den Diercke-Weltatlas und das gesammelte Wissen unserer Zeit ebenso bequem hinter euch herziehen wie ich meine Einkäufe. Singend und tanzend würdet ihr durch die Straßen ziehen, so wie ich."

Das ginge nicht, sagte man mir. - Weil? - Weil wegen diesem und jenem und aus vielerlei anderen Gründen. In Wirklichkeit, sehen wir die Dinge doch mal realistisch, sind Trolleys so was von uncool, das glaubst du nicht. Trolleys sind Nachzieh-Rollatoren. Inzwischen habe ich meine Geschichte von der Trolley-Predigt einigen Leuten erzählt und noch jeder hat behauptet, was ich denn hätte, es gäbe inzwischen doch schon nicht wenige Schüler, die von Ranzen auf Trolleys umgestiegen seien. Ich aber, wahrlich, ich habe noch niemals einen Schüler mit einem Trolley gesehen. Die Sache erinnert ein bisserl an das Ungeheuer von Loch Ness: Jeder kann was darüber erzählen, gesehen hat es noch keiner.

Der letzte Satz gilt im übrigen - merk ich grad - ebenso für den Lieben Gott.

So ab dem 13., 14. Lebensjahr hatten wir dann Schultaschen statt der Ranzen, was die Sache nicht besser machte. Ich hatte als Schüler Schwielen an den Händen wie ein Bauarbeiter, an beiden Händen, weil ich in regelmäßigen Abständen die sauschwere Schultasche von der rechten in die linke Hand geschwungen hatte und wieder zurück.

1969, ich hatte gerade Abitur gemacht, sind erstmals Menschen auf dem Mond gelandet. Im Jahr darauf hatte Bernard Sadow eine Idee, auf die er 1972 ein Patent bekam. "Er befestigte vier Rollen unter der Längsseite des Koffers, brachte noch ein flexibles Band zum Ziehen an und meldete die Konstruktion unter dem Namen "Rolling Luggage" zum Patent an. Im April 1972 erhielt er es unter der Nummer 3.653.474." Ich hatte so ein Ding mal, es funktionierte so lala auf absolut glatter Bodenfläche, bei Unebenheiten auf einem ganz normalen Gehsteig etwa, kippte der Koffer gerne um, von Kopfsteinpflaster will ich gar nicht erst reden.

1987 erfand dann Robert Plath, ein Verkehrspilot, den Trolley, wie wir ihn heute kennen: Die Räder (meistens nur zwei) an der Schmalseite des Koffers, ein Teleskopgriff zum Ziehen. (Der Spiegel, 01.12.2011)

Das heißt, die Mondlandung kam vor dem Rollkoffer, bemannte (m/w/d) Raumfahrt war für den menschlichen Geist leichter zu machen als ein bequemer Koffer. Wenn diese Reihenfolge der Ereignisse nicht bemerkenswert ist, was ist dann bemerkenswert?

Wann wird ein weiteres Genie auf die Idee kommen, an die vier Räder eines Trolley-Koffers eine Bremse zu montieren, damit der Koffer nicht in jeder Kurve der Bahnstrecke, bei jeder Beschleunigung oder Bremsung durch's Abteil zu tanzen beginnt?

Die Mondfahrt wird heute von ziemlich vielen Menschen in Zweifel gezogen. Wie, man wagt kaum zu atmen bei dem Gedanken, wäre es, wenn sich eines Tages herausstellte, daß es die Trolley-Koffer so wenig gibt wie Zar Rasputin von Rußland?

Zum Osterfeste nun - mehr wollte ich eigentlich gar nicht erzählen - hat mir der Osterhase einen neuen Trolley gebracht, mit Treppensteigrädern und einem ausklappbaren Sitz, wenn mal am Bushäusl kein Platz mehr frei ist. Manchmal bietet mir ein freundlicher junger Mensch seinen Sitzplatz an, ich aber winke generös ab und klappe meinen Altersruhesitz auf.



[1]   Nix gegen die Rucksäcke, die du nun mal brauchst, wenn du auf dem Nanga Parbat oder der Anna Purna spazierengehen willst. (Vor der Notdurft, nach dem Essen / Darfst das Gendern nicht vergessen. - Jussuf von Eichendorff).

Parkplatzgedicht

(mit In- und Ausbrunst zu singen)

Früher, als die Kinder noch klein und ich noch jünger war, sang ich den Kindern beim Wickeln und auch später noch gerne das Lied vom Parkplatz und dem Frühtau vor:


 Im Frühtau am Parkplatz wir spein, fallera,

Bekotzen uns Hohose und Hemd, fallera,

Denn wir sind sturzbesoffen,

Das macht uns nicht betroffen,

Wir lieben das Saufen, holjo fallera.

Das Sterben der Piraten in Würde

Wahrscheinlich hat sich noch kaum jemand auf dieser Welt je Gedanken gemacht, wie es wäre, wenn die Piraten der Karibik (Johnny Depp, eh schon wissen) nicht wirklich, sondern ganz bedeutungsschwanger im Konjunktiv gestorben wären.

Wenn die Piraten sterben, oho!

Meere von Blut sich färben, oho!

Und jetzt im Konjunktiv:

Wenn die Piraten stürben, oho!

Meere von Blut sich fürben, oho!

Das sind die Tücken des Konjunktivs.

Apropos Konjunktiv: Jahrzehntelang habe ich in meiner kindlichen Einfalt gedacht, Konjunktivitis sei der zwanghafte Impuls, alles, was man sagen wolle, im Konjunktiv zu sagen. Ein gesunder Mensch würde sagen Ich meine, der an Konjunktivitis Erkrankte sagte hingegen Ich würde meinen. Beim Zwangsneurotiker im Endstadium heißt es dann Ich würden meinen wollen. Im Bairischen gibt's allerdings auch den Höflichkeitskonjunktiv: I hätt gern a Bier gehabt, heißt nicht, man habe früher mal unter bestimmten Voraussetzungen den Wunsch nach einem Bier gehabt, dieser Wunsch sei inzwischen verflogen und sie, die Kellnerin (m/w/d) müsse sich nicht um Bier bemühen. Den Höflichkeitskonjunktiv gibt's anscheinend auch im Sächsischen. In einem Leipzig-Tatort steigt Kommissar Ehrlicher in einem Stadel die Stufen zum Obergeschoß hinauf, wo ein Paar eben Anstalten macht, sich zu begatten. Dabei spricht er die Sätze "Oh, Entschuldigung, Hauptkommissar Ehrlicher. Ich hätte gern ein paar Fragen gehabt." Höflicher kann ein Bulle nicht mit dir umgehen.

Die Palme auf meinem Balkon

Das Nibelungenlied aber - merkt auf! - beginnt so:

Uns ist in alten mæren  wunders vil geseit

von helden lobebæren,  von grôzer arebeit,

(Uns wird in alten Erzählungen viel Wunderbares berichtet

von berühmten Helden, großer Mühsal,)

Ich muß gestehen, daß ich keinen grünen Daumen habe, noch nicht mal zwei linke. Blumen verwelken mir im Topf, obwohl ich sie gieße, vielleicht zu selten, vielleicht zu oft, Kakteen etwa und sogar gelegentlich dünge, vielleicht zu selten.

Seit einigen Jahren wohne ich in einer Etagenwohnung und der Garten ist für mich kein Problem mehr, um den kümmert sich der Hausmeister. Pflanzen in der Wohnung habe ich keine, ich bin so sensibel, ich will keiner Pflanze meine Pflege [1] zumuten.

Dann aber, es ist inzwischen auch schon wieder 1 Weile her, kam mein Sohn auf die Idee, mir eine Palme zu schenken. Eine Palme genau dieser Art hatten wir seinerzeit in Italien in einer größeren Variante vor dem Haus stehen.

Die Palme vor dem Haus war bereits die Bonsai-Variante einer dieser Palmen, die man in Süditalien überall herumstehen sieht, nun also die Bonsai-Variante dieser Bonsai-Palme. Im Prinzip bereitete mir die Palme kaum Ungemach, ich stellte sie auf den Balkon, ab und zu ein bisserl gießen und im Frühjahr die alten Zweige abschneiden, mehr brauchte es nicht. Ach so, ja, im Winter muß ich auf das Thermometer schauen, wenn Frost droht nehme ich die Palme rein in's Zimmer.

In diesem Frühjahr aber wollen die Zweige nicht und nicht größer werden, so richtig grün sind sie auch nicht. Die Diagnose ist klar: Der Blumentopf ist zu klein geworden und ein bisserl Dünger wär wahrscheinlich auch nicht schlecht. Wochenlang schiebe ich die Aktion vor mich her, mir graust es vor der Arbeit. Dann aber bin ich im Waschsalon und hab nur einen Fünfziger einstecken, den der Automat aber nicht annimmt. Im Laden rechts neben dem Waschsalon weigert man sich, mir den Schein zu wechseln, links daneben ist ein Blumenladen- Ich also rein und geschaut, welche Kleinigkeit ich kaufen könnte. Eine Pflanze im Topf will ich auf keinen Fall nehmen, noch eine Pflanze, das hätte mir gefehlt. Ich frage nach einem Blumentopf und bekomme ihn, dann noch ein bisserl Blumenerde. Und Dünger, Dünger natürlich auch.

Mit sauberer Wäsche wieder zuhause tue ich zunächst gar nichts. Tagelang. Mir graust es immer noch vor der Arbeit. Dann aber spricht die Palme mit verröchelnder Stimme zu mir, ihr sei es zu eng und sie lechze nach Dünger. So grausam will ich denn doch nicht sein, ich fasse mir also ein Herz und topfe die Palme um. Auf der Packung mit den Düngestäbchen steht, man solle umgetopfte Pflanzen erst nach drei Wochen düngen. Der Termin steht in meinem Kalender.

Nein, das wird keine Liebesgeschichte zwischen mir und der Palme. Aber es ist das Heldenepos von einem, der in die Abgründe menschlicher Existenz hinabgestiegen ist, um eine Palme zu retten. Und nächstes Jahr rette ich dann den Tropischen Regenwald, falls ich bis dahin ausreichend Blumentöpfe und Düngestäbchen finde.

 


[1]   Für die nördlicheren Mitleser: "...ich will keiner Flanze meine Fleje zumuten".

Sonntag, 24. April 2022

Weinstuben

Hast du schon mal koreanischen Wein gekostet? Ich auch nicht, aber vor allem die Nord-Koreaner schätzen ihn sehr, haben sie doch sonst nichts. An jeder zweiten Straßenecke in Nordkorea soll sich dem Vernehmen nach eine Weinstube befinden. Dort sitzen sie dann und rearn sich die Seele aus dem Leib, wie hier in Pjöngjang beim Tod von Kim Jong Il.

Dem scharfsinnigen Beobachter wird aufgefallen sein, daß die Menschen auf dem Bild sich im Freien befinden. Sie hatten kein Weinstubenverbot, der Photograph hatte lediglich seinen Blitz vergessen und draußen war das Licht besser.

Wie man die Ilias verbessern könnte

Oder "Krieg und Frieden" in drei Minuten

Vegane Schnitzel

Vegane Schnitzel sind wie Wiener (Frankfurter) Wiaschtln, die wie Karfiol aussehen und auch so schmecken

Unter den Talaren gesungen

Lili Marleen im Talar

Samstag, 23. April 2022

Migrationshintergrund

Die Deutschen sind ein Volk von Ausländern, immer schon.

Im Frühtau am Parkplatz

Singe, wem Gesang gegeben

Baerbock und die Neger

Der Schamane wußte es noch, wir haben es wiederentdeckt: Das Aussprechen eines Wortes bringt Unglück.

Freitag, 22. April 2022

Vom tieferen Sinn der Jagd

Der Jäger ist ein notwendiges Element zur Korrektur der Natur, inbesonders zum Schutz der Gehölze, hat er seinerzeit gemeint.

Das ist eine derart kackendreiste Lüge, daß mir die Luft wegbleibt. Jedes Jahr werden viele, viele Wildtiere aus ihren Gehegen in die Freiheit entlassen, damit im Herbst der Herr Chefarzt und die Frau Rechtsanwältin aus der Stadt genügend Fleisch zum Abknallen hat.

Und er fährt weiter: Jagd ist nicht nur und nicht einmal in erster Linie Beute machen“ und erst recht kein Schießsport, sondern eine verantwortungsvolle Aufgabe im Dienste der Nachhaltigkeit

Wenn die Jagd dies wäre und nichts als das, so würde man diese - nehmt alles nur in allem: - lästige Aufgabe berufsmäßigen Förstern überlassen. Es geht aber in Wirklichkeit um den Spaß am Töten, um sonst nix. Nix gegen Förster, nix gegen Bauern mit Jagdschein, die ihren Wald in Ordnung halten, alles dagegen gegen das Gesindel, das Jagdpacht zahlt, sonst nichts tut und im Herbst im Lodenmantel auf die Jagd geht.

Mein Vater war Metzgermeister. Wann immer Schlachttag war, hat er sich verdrückt, er ist erst dann wieder ins Schlachthaus zurück gegangen als die Viecher tot waren. Er wußte, wie man einem Schwein die Gurgel durchschneidet, sonst hätte er nie die Prüfungen bestanden. Als er es sich leisten konnte, hat er die notwendige Barbarei seinen Angestellten überlassen.

Als er schon in Rente war, hat er einen jungen Rehbock gefunden, der beim Mähen verletzt worden war. Er hat ihn "Hansi" genannt, hat ihn zu sich genommen und wie ein Familienmitglied behandelt.

Wie anders dagegen die Bestien [1] mit Jagdschein, die im Herbst in die Landschaft ziehen, um zu töten, töten, töten. Einfach so, aus Spaß.

Du kennst wahrscheinlich die Geschichte aus dem "Struwwelpeter", wo der Hase auf den Jäger anlegt. Ich war schon als Kind sehr traurig, daß der Hase den Jäger nicht erschossen hat.

Im übrigen: Wenn ich - viel zu selten - davon lese, daß ein Stier einen Torero in seine Einzelteile zerlegt hat, dann schenke ich mir einen Tee ein und grunze vor Behagen, wenn ich mir vorstelle, wie die Damens ihre feuchten Hoserl dem Stier zuwerfen.



[1]   "Bestien" ist natürlich das falsche Wort, verzeiht mir, liebe Raubtiere, die ihr nichts anderes macht, als euren Lebensunterhalt zu erjagen.

Gott und der Berliner Flughafen

Dieser Gott - Gott sei seiner armen Seele gnädig - hatte generell kein glückliches Händchen mit seiner Schöpfung. Ganz am Anfang passiert ihm das Malheur mit den abtrünnigen Engeln, die er in die Hölle stürzen muß, damit sie dort als Teufel den Betrieb übernehmen. Dann setzt er die Menschen ins Paradies, aber es haut nicht hin, er muß die Menschen wieder rausschmeißen. In seiner Verwirrung schmeißt er die Tiere gleich mit raus. Als Angestellter fliegst du wegen so was aus der Probezeit, einem allwissenden und allmächtigen Gott sollte so was nicht passieren.

Dann läuft ihm die aus dem Paradies geworfene Menschheit aus dem Ruder, er ertränkt fast alle Menschen und - in seiner Verwirrung - die Tiere gleich mit. Danach geht's genau so bescheiden weiter wie zuvor. Habe ich bereits Sodom und Gomorrha erwähnt?

Ein anderes Wort für GOtt? Pleiten, Pech und Pannen [1]

Ich wöhne arg, daß der Projektleiter für den Berliner Flughafen Gott persönlich war. Das würde einiges erklären.

 


[1]   Okay, das waren jetzt vier Wörter, das war meine Panne.

Die Ferfilmung fon "Fisch und Fleisch"

Die wenigsten werden es wissen, aber "Fisch und Fleisch" ist als Serie mit 25 Folgen verfilmt worden. "Das wurde aber auch Zeit" werden einige jetzt sagen, und sie haben natürlich recht. Was merkwürdig ist und zu denken gibt ist allerdings der Umstand, daß "Fisch und Fleisch" in den Jahren 1973 bis einschließlich 1976 verfilmt worden ist.

Auch damals schon hatte die unendliche Dummheit der Politiker den Gesunden Menschenverstand - den man in Österreich Hausverstand nennt - besiegt, schon damals waren Sozialisten und Sozialdemokraten eifrig dabei, unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft zu zerstören. Ausländer aus den verdächtigen Herkunftsländern im Süden waren schon seinerzeit eine wahre Landplage, obwohl es noch kaum welche gab, im Vergleich. In dem meist freundlichen und zugewandten, stets kompetenten und hinter die Oberfläche der Verschwörung blickenden Herrn Tetzlaff wird jeder hier sein ganz persönliches @Lieblingsarschloch bei "Fisch und Fleisch" entdecken können.

Allerdings ist diese frühe Ferfilmung fon "Fisch und Fleisch" insofern unrealistisch, als Alfred Tetzlaff im Vergleich mit meinen @Lieblingsarschlöchern hier doch sehr weltoffen und zugewandt wirkt.

Gewalt ohne Hektik, beschaulich halt

Der folgende Zeitungssauschnitt stammt vermutlich aus der "taz", irgendwann aus den 80er Jahren.

Seither habe ich von dieser stillen Art des Schaufenstereinschlagens nichts mehr gehört. Es scheint, als wäre in unserer roher und hektischer gewordenen Welt diese beschauliche Anschlagstechnologie völlig in Vergessenheit geraten.

Ein weiterer Artikel zum Thema "Beschauliche Gewalt gegen Sachen" findet sich hier.

Und dann gibt's noch den sogenannten Expansivzement, erhältlich im guten Fachhandel. Das Zeug wurde irgendwann in der DDR für's Militär entwickelt ("Krieg ist aller Dinge Vater, aller Dinge König - eh schon wissen.) Brücken und andere strategisch bedeutsame Bauwerke sollten damit gesprengt werden. Der Pfiff dabei war, daß die Täter schon längst weit entfernt vom Tatort waren, wenn der Geschädigte den Schaden überhaupt bemerkte.

Expansivzement funktioniert im Prinzip wie normaler Sprengstoff, nur halt viel, viel langsamer. Wenn du merkst, daß irgend etwas mit - sagen wir mal: - Schloß Neuschwanstein nicht stimmt, ist es auch schon zu spät. Zum Verhindern der Sprengung sowieso und zum Fangen der Falotten auch.

Dein ist mein ganzes Heim

Dein ist mein ganzes Heim,

Du bist mein Reim auf Schleim

REIM AUF SCHLEIM

Ich suchte neulich einen Reim

Auf das schöne Wörtchen Schleim

Doch weil ich ihn nicht finden sollte,

Das Werk nicht fertig werden wollte.

Schade! Er wäre so fein.

Er-

Der Reim,

Auf Schleim

(Dieter Paul aka Piano Paul)

Montag, 11. April 2022

Merdissima - Mein schönstes Allah-Heiligen-Erlebnis

An Allerheiligen - vor inzwischen auch schon wieder etlichen Jahren - war ich in Regensburg, meinem Sohn beim Umzug von da nach dort zu helfen. Des Abends, die Arbeit war getan, setzte ich mich in mein Auto, nach Neustift bei Aldersbach bei Vilshofen bei Passau zu fahren, wo ich damals gewohnt habe.

Nur einen Kilometer nach Fahrtbeginn meldete sich mein Unterleib und signalisierte mir, er müsse jetzt bald eine Kackladung in die Umwelt setzen, anderenfalls er platze. Ich hätte jetzt ganz leicht umkehren können, um in der neuen Wohnung meines Sohnes meines Sohnes eine Abkackung vorzunehmen. Ich aber, wahrlich ich sage euch, bin optimistisch. Vor mir lagen die Arcaden Regensburg, wo sich, wie ich wußte, ein McDonalds befand und immer noch befindet. Was immer man auch gegen McDonalds sagen mag, abkacken kann man dort auf hohem Niewoh.

Ich blinke links, ich biege links ab und eile zu McDonalds, denn ein deutsches Lokal muß ein eigenes Klo haben, so wußte ich. Bei McDonalds sagt man mir, man habe kein eigenes Scheißhaus, die Gäste könnten das Hajsl im Arcaden-Einkaufszentrum benützen. - Ah, wunderbar! - Jetzt natürlich nicht, denn jetzt sei Allah-Heiligen, Feiertag also und das Einkaufszentrum geschlossen. - Verdammt!

Guter Rat war - wie noch stets - teuer, doch Rettung war nah. Hundert Meter vom McDonald's gab's - und gibt es noch - das CinemaxX-Multiplex-Kino [1]. Meine Frage nach dem Hajsl wurde freundlich beantwortet, als ich mich dorthin auf den Weg machte, wurde mir allerdings der Zugang verwehrt. Das kinoeigene Scheißhaus sei nur für Besucher des Kinos zugänglich, erklärte man mir, die Thoa-Letten befänden sich nämlich bereits hinter der Zahlgrenze. Für meine Unterhose wurde die Situation allmählich bedrohlich. Ich hätte mir - ischwör! - sogar eine Kinokarte für den Scheißfilm gekauft, wenn ich nur hätte kacken dürfen.

Nachdem ich den Heiligen Schwur getan hatte, ein eventuell zugestandenes Scheißprivileg nicht zu mißbrauchen und das Kino sofort nach dem Abkacken zu verlassen, durfte ich tun, was ein Mann gelegentlich tun muß. Alle Abteile waren frei, der Film hatte anscheinend schon begonnen.

Aaaaah! Wer schon mal mit zugekniffenen Arschbacken durch die Welt getaumelt ist und schließlich Erlösung fand, wird es mir nachfühlen. Nur ein Orgasmus ist schöner, obwohl auch hier die Meinungen auseinandergehen.

Als ich nach dem Klopapier tastete und mich schließlich umschaute, mußte ich feststellen, daß keins da war, nicht in meinem Abteil. Die Toiletten waren - wie erwähnt - außer mir menschenleer. Mit heruntergelassener Hose schlurfte ich zur Abteiltür - mehr als Schlurfen war wegen der um die Knöchel schlackernden Hose nicht drin. Ich schlurfte weiter zum Nebenabteil, das zwar zum Gottserbarmen versifft war, gottlob aber eine Rolle Kackblätter enthielt. Happy End.

Sie merken, daß meine Sprache zum Ende zu immer spiritueller und gottpreisender geworden ist. Not lehrt beten.


Mit diesem Scheiß machst was mit, ich sag's euch.



[1]   Namen und Schreibweisen denken sich die Leute aus...

Die Fußstapfen von Stephen Hawking

Ich sitz am Gerät und schau mir auf YouTube das Video "LIVE: Das Leben, das Universum und Harald Lesch [REUPLOAD [1]]" an, in welchem Harald Lesch in einem Livestreaming online gestellte Zuschauerfragen beantwortet. Irgendwann (ich bin da optimistisch) erklärt mir einer, was ein Live-Streaming ist und inwiefern sich ein Streaming von einem normal anzuschauenden und herunterladbaren Video unterscheidet. Es gibt noch viele Rätsel in diesem Kosmos zu lösen. Apropos "Kosmos"... in den sechziger Jahren gab's mal aus dem Franckh-Verlag die Zeitschrift KOSMOS, herausgegeben von "KOSMOS - Gesellschaft für Naturfreunde". Der Pauli, ein Schulfreund von mir, gründete daraufhin eiskalt den Verein "SOMSOK - Gesellschaft für Naturgegner". Seit damals, seit den später sechziger Jahren geht es tatsächlich der Natur schlechter und immer schlechter und eines nicht mehr fernen Tages werden die SOMSOK-Leute die Natur besiegt haben und die Weltherrschaft übernehmen.

Ich verschwatz mich schon wieder, was ich sagen wollte: Ich schenk mir grad einen Tee ein (TWININGS-Tea "Prince of Wales"), als die Moderatorin Jasmina Neudecker dem Lesch die Zuschauerfrage weitergibt, ob er einen Kosmologen kenne, der in die Fußstapfen von Stephen Hawking treten könne. Mich hebt's aus dem Stuhl, gottlob war ich mit dem Einschenken schon fertig gewesen, so daß ich nichts verschüttet hab. Stephen Hawkings Fußstapfen... Dazu muß man wissen, daß Hawking seit seinem 26. Lebensjahr auf den Rollstuhl angewiesen war, das mit den Fußstapfen also nicht so ganz passend war.

Weder der Lesch noch die Neudecker haben was gemerkt, sie haben ganz normal weitergeredet, während ich vor Lachen vor mich hingluckste. So schnell kann es gehen, daß du in das schwärzeste aller Schwarzen Löcher, das Metaphernloch stolperst und auf ewig drin verschwindest. Obwohl... Der Zahn der Zeit, der schon so viele Tränen getrocknet hat, wird auch über diese Wunde Gras wachsen lassen.



[1]   Kennt von den Jüngeren noch jemand den Reup Loadl aus Ruhpolding?

Die Marktlücken im Sinnhandel

Überlieferungen sind umso zuverlässiger, je größer der Abstand zwischen damals und heute ist. Wenn ich heute nach einem Aufstieg auf den Brotjacklriegl in die Stadt zurückkomme, zwei Blätter Computerausdrücke unterm Arm, und verkünde, ich sei dort oben GOtt begegnet, der mir zehn Gebote geoffenbart habe, auf daß ich sie Jedermann verkünde, dann riskiere ich damit die Einweisung in die Psychiatrie.

Dabei ist meine Geschichte sehr gut dokumentiert, x Kameras haben mich gefilmt, wie ich vom Berg zurückkomme, man kann das Papier und die Schrift darauf analysieren, ich stehe für Interviews und Talkshows zur Verfügung, in denen mich jeder befragen und meine Darlegungen auf innere und äußere Glaubwürdigkeit abklopfen könnte.

Je älter eine solche Geschichte dagegen ist, je weniger gut sie dokumentiert ist, desto glaubwürdiger wird sie. Nimm die uralte Geschichte von Moses und dem Sinai, die uns überliefert ist von einem, der einen gekannt, welcher der Schwager eines guten Bekannten war, der wiederum der Ur-ur-ur-ur-Enkel von Moses gewesen sein soll... Sie wird ernst genommen als enthielte sie... äh,... Gottes Wort.

Und je öfter schon irgendwelche Leute an dieser alten Geschichte herum geändert haben für desto authentischer gilt sie. Man deutelt frohgemut an jedem Buchstaben des Textes, der, wie gesagt, bekanntermaßen x-mal redigiert worden ist. Theologie ist über weite Strecken eine Gerüchtologie.

Es gibt nichts Leichtgläubigeres als einen klugen Menschen, der glauben will, weil er sich dann besser fühlt. Der Mensch muß sich die Welt erklären, anders erträgt er sie nicht, anders kann er nicht in ihr leben. Jede Theorie - buchstäblich und wortwörtlich: jede - ist besser als keine Theorie. Religionsstifter und Philosophen haben das erkannt und die Marktlücke mit Sinn gefüllt. Mit irgendeinem Sinn.

Wo tu ich nur all die Österreicher hin?

Der Österreicher - wir wissen es alle - hat einen Hang zum Unterirdischen, dort bewahrt er auch gerne seine Nachkommen auf. Ich gehe fest davon aus, daß es ca. doppelt so viele Österreicher gibt als in den amtlichen Statistiken aufgeführt. Die andere Hälfte ist im väterlichen Keller Anders brächte man niemals so viele Leute in dieses winzige, schnitzelförmige Land.

Vom Beifallklatschen

Wenn du ein paar Jahre bei "Fisch und Fleisch" mitliest und gelegentlich auch mitschreibst, dann glaubst du irgendwann, du wärst inzwischen - und das gleich mehrfach - in die tiefsten Höhlen des Irrsinns hinabgestiegen und so schnell könnte dich nichts mehr verwundern.

Und dann findest du diesen Kommentar:

Wie bei "Fisch und Fleisch" üblich gibt dieser Kommentar nicht an, auf was er sich bezieht, man kann den Bezug auch nicht erraten, dafür ist der Kommentar zu kurz. Aber das ist noch nicht das eigentlich Verwunderliche. Bemerkenswert ist vielmehr, daß immerhin zwei User diesem absolut sinnlosen Kommentar zwei grüne Hände der Zustimmung geben.

Samstag, 9. April 2022

Der larvierte Kolonialismus und der Religionskrieg

Wenn eine europäische Macht - zum Beispiel England - ein südlicheres Land - sagen wir mal: Indien - überfällt und dann das Land regiert, dann nennen wir das Kolonialismus.

Wenn eine europäische Macht - zum Beispiel Rußland ein östlicheres oder südlicheres Land - sagen wir mal: Sibirien oder Kasachstan - überfällt und dann die Länder regiert, dann nennen wir das natürlich nicht Kolonialismus, denn Kasachstan und Sibirien grenzen direkt an Rußland an. Nachbarländer, die zu Kolonien werden, fallen nicht weiter auf als Kolonien.

Wenn eine europäische Macht - sagen wir mal: England - eine benachbarte Insel - zum Beispiel Irland - überfällt und dann das Land regiert, dann nennen wir auch das nicht Kolonialismus, denn: Gleiche Lebenslüge für alle.

In den zwanziger Jahren hat sich Irland vom englischen Nicht-Kolonialismus befreit. Ein eher kleineres Stück Irland blieb beim Kolonialherren Großbritannien, mußte bleiben, daher der Name "-herr".

In der Republik Irland sind über 80 % Katholiken, nur 2,8 % sind Anglikaner. In Nordirland dagegen liegen Katholiken und andere Christen bei jeweils 40 %.

Soweit ich weiß gab's zwischen Katholiken und Anglikanern in der Republik Irland seit der Unabhängigkeit kein Geschiß wegen Religion. In Nordirland dagegen wütete viele, viele Jahre ein blutiger Bürgerkrieg. Wegen der Religion?

Wem einmal klargeworden ist, daß selbst der Dreißigjährige Krieg kein Religionskrieg war, sondern ein Krieg Fürsten gegen Kaiser, das erzkatholische Frankreich vereint mit dem protestantischen Schweden gegen den erzkatholischen Kaiser, der wird auch im Falle von Nordirland stutzig und frägt sich.

Zurecht.

Die Katholiken in Nordirland sind die alteingesessenen Iren, jene die immer schon da waren. Die Protestanten (Anglikaner) in Nordirland dagegen sind die Nachfahren der englischen Kolonialherren. Wie schon der Name "‑herren" andeutet sind sie im Durchschnitt erheblich wohlhabender als die katholischen Grattler. Der nordirische Bürgerkrieg war also kein Bürgerkrieg, sondern ganz normaler, ganz brutaler Klassenkampf.

Weltmeister im Dumpfboitltum

Was in Österreich die Tschechen, Slowaken, Slowenen, Kroaten und Serben sind, das sind in Deutschland die Polen. Wenn du das Telefonbuch von... sagen wir mal: Bochum aufschlägst, purzeln dir massenhaft polnische Familiennamen entgegen, allesamt mit deutschen Vornamen. Das sind die Nachkommen der polnischen Bergarbeiter, die man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für's Ruhrgebiet angeworben hatte. Heute schimpfen die Schimaniaks, Juskowiaks und Lewandowskis über die Scheiß-Polacken, die uns die Autos wegklauen. Ich erwähn das nur deswegen, damit hier keiner glaubt, die Österreicher (übrigens allesamt Ausländer!) wären die Weltmeister im Dumpfboitltum.

Wür sünd das Volk. Nachbarin, euer Kotzeimer.

Freitag, 8. April 2022

Von Hunden und Heiligen

Was uns ein sterbender Welpe über die Theologie lehrt

Die Kulturgeschichte des Gyros

Wie der Uropa vom Sokrates am Peloponnesischen Weißbierkrieg schuld war und warum dieser Krieg als Tragödie (Bocksgesang) endete.

Donnerstag, 7. April 2022

Der Österreicher und die engelländische Sprach

Es soll ja Loitz geben, die Österreicher für rückständige Hinterwäldler halten, die kein Englisch nicht können. Das ist natürlich 1 Schmarrn, mich haben seinerzeit die Österreicher ob ihrer Englischkenntnisse offenen Mundes am Straßenrand stehen lassen. "Magst einen Dschuus?" hat  mich die Wiener Tant einst gefragt, da war ich immerhin schon 16 und hab Shakespeare gelesen und übersetzt. (Die österreichische Aussprache des Englischen ist manchmal ein bisserl... wie soll ich sagen? ...kreativ.) Der Dschuus erwies sich dann als O-Raaschn-Saft. Wieder daheim in Niederbayern, bester ORF-Empfang, weil die Grenze nur 30 km Luftlinie entfernt war, hör ich Werbung. Eine Loschn wird angepriesen. Keine Ahnung, was los ist, der familiäre Krisenstab wird einberufen, aber meine beiden Schwestern haben auch keine Ahnung, von was die Rede ist. Einige Wochen später kommt einer auf die Idee, es müsse sich bei der "Loschn" wohl um eine Lotion handeln.

Der absolute Ernstfall war der Fußball. Wenn ein Spiel auch vom Österreicher übertragen wurde, haben wir natürlich den Österreicher angeschaut, weil der Ingenieur Nußbaumer oder gar der Finger Edi allemal lustiger waren als die Kommentatoren von ARD und ZDF. Gut, beim Fußball konntest du so manche Dinge aus dem erschließen, was du gesehen hast. "Corner" war klar, "penalty" desgleichen, "goal", "goalkeeper", "goalgetter"... Wir ham viel gelacht damals, weil wir uns nicht recht erklären konnten, warum die rot-weiß-roten Narren drentahoi vom Inn so komischen Fremdsprech nuschelten.

Gut, später hab ich dann erfahren, daß ich selber Österreicher bin, aber da war's schon zu spät.

Über die Vergänglichkeit der Vergangenheit

Erst neu, dann Glump, dann Antiquität

Mittwoch, 6. April 2022

Prähistorische Staatssammlung

In München gab's jahrzehntelang die Prähistorische Staatssammlung, nein, nicht an der Prinzregentenstraße, wie ich lange Zeit dachte, sondern in der nahegelegenen Lerchenfeldstraße, direkt am Englischen Garten, unweit von der Eisbachwelle.

Nicht weit weg davon ist - wie ich grad sehe - die Oettingenstraße. Klingelt's? Die Frau von Oettingen war seinerzeit die Frau vom Monaco Franze. Ja, gut, sie hieß Soettingen, was aber so gut wie dasselbe ist. Hier auf "Fisch und Fleisch" sollte man Irgendwie-und-Sowieso- und Eh-Wurscht-Aussagen gewöhnt sein. Das Halbverstandene und Halberfahrene ist nicht die Vorstufe der Bildung, sondern ihr Todfeind. (Theodor W. Adorno, Soziologische Schriften I) Andererseits steht aber auch geschrieben: Der große Kunstgriff, kleine Abweichungen von der Wahrheit für die Wahrheit selbst zu halten, worauf die ganze Differentialrechnung gebaut ist, ist auch zugleich der Grund unserer witzigen Gedanken, wo oft das Ganze hinfallen würde, wenn wir die Abweichungen in einer philosophischen Strenge nehmen würden. (Lichtenberg)

Wie auch immer, ich bin da nie hineingegangen in diese Prähistorische Staatssammlung, auch nicht als ich noch in München gelebt habe. Denn, so dachte ich mir, wer sammelt schon prähistorische Staaten? Das Museum wird ein rechter Schmarrn sein.

In den frühen 90er Jahren wurde das Sammeln prähistorischer Staaten aber eh verboten, aus Gründen der politischen Korrektheit wurde die Prähistorische Staatssammlung in München im Jahr 2000 in Archäologische Staatssammlung umbenannt. Archäologische Staatssammlung ist zwar genauso blöd, die Umbenennung zeigt aber doch den Guten Willen. Ohne den Guten Willen hieße im deutschen Sprachgebrauch Bombay immer noch Bombay und jeder wüßte, wo Mumbai liegt.

Walrum und die Frage nach dem Suizid

Das ist genau das, was ich von einem Kind erwarte, daß es sich nämlich auskennt in der Welt. Der normale Durchschnittsdumpfboitl glaubt ja oftmals, er sei schlauer als sein fünfjähriges Kind. Wenn das Kind jedoch beginnt, die berühmten Warum-Fragen zu stellen, kommen nicht nur die dummen, sondern auch die intelligenteren Eltern ins Stottern. Die Rotznasen stellen dir und mir Fragen, über die wir uns seit Olims Zeiten noch nie Gedanken gemacht haben. Es gibt nichts Anregenderes als Kinder im Fragarsch-Alter.

Als mein Sohn, übrigens der mit dem Muttertag, 2 Jahre alt war, geschah dies:

MICHAEL:    Schau, ein Kran!

PAPA: Ja, ein Kran.

MICHAEL:    Kran streicheln.

PAPA: Einen Kran kann man nicht streicheln.

MICHAEL:    Kran scheu.

Hintergrund: Wenn er Tiere streicheln will, heißt es oft, man könne die Tiere nicht streicheln, weil sie so scheu wären.

Bei anderer Gelegenheit - er ist immer noch zwei Jahre alt - passiert folgendes.

Er kommt den Plattenweg im Garten angewackelt und sagt:

MICHAEL:    Machsdu?

PAPA: Ich tu die Pflanzen zwischen den Steinen rauszupfen.

MICHAEL:    Walrum?

PAPA: Damit die Pflanzen nicht die Steine auseinanderdrücken.

MICHAEL:    Walrum?

PAPA: Weil die Pflanzen so eine Kraft haben.

Kurze Pause, geht vielleicht ein paar Schritte weg, kommt dann wieder.

MICHAEL:    Machsdu?

PAPA: Ich tu die Pflanzen zwischen den Steinen rauszupfen.

MICHAEL:    Walrum?

PAPA: Damit die Pflanzen nicht die Steine auseinanderdrücken.

MICHAEL:    Walrum?

PAPA: Weil die Pflanzen so eine Kraft haben.

Kurze Pause, geht vielleicht ein paar Schritte weg, kommt dann wieder.

MICHAEL:    Machsdu?

PAPA: Ich tu die Pflanzen zwischen den Steinen rauszupfen.

MICHAEL:    Walrum?

PAPA: Damit die Pflanzen nicht die Steine auseinanderdrücken.

MICHAEL:    Walrum?

PAPA: Weil die Pflanzen so eine Kraft haben.

(Kurze Pause, geht vielleicht ein paar Schritte weg, kommt dann wieder.)

MICHAEL:    Machsdu?...

So ging das noch eine Weile weiter und wenn er nicht inzwischen seinen Master in Molekularmedizin gemacht hätte, würde er höchstwahrscheinlich immer noch fragen, warum ich die Pflanzen zwischen den Steinen rauszupfe. Obwohl... ich wünsche ihm, daß er das Walrum-Fragen nie verlernen wird.

Weil ein Master in Molekularmedizin auf die Dauer halt doch ein wenig langweilig ist hat er anschließend Medizin studiert (Hausarzt, eh schon wissen) und steht kurz vor Doktorat und Approbation.

Und weil ein Doktor in Medizin auf die Dauer halt doch ein wenig langweilig ist, hat er die Doktorarbeit zu einem Zeitschriftenartikel umgearbeitet und der Fachzeitschrift - der Fachzeitschrift für Naturwissenschaften - "nature" angeboten. Es geht um Suizidgefahr und Sterblichkeit bei Krebspatienten, ein doch eher sprödes Thema für Fachleute. Dachte ich.

Am 28. März ist der Aufsatz vorab im Internet erschienen, tags drauf hat sich die "New York Times" dem Aufsatz gewidmet. Die Selbstmordrate in den USA ist nämlich fast doppelt so hoch wie in Europa, Asien und Australien, was wahrscheinlich daran liege, daß die US-amerikanische Krankenversicherung schlecht bzw. nicht vorhanden ist, der Zugang zu Schußwaffen überdies sehr viel einfacher ist als in anderen Weltgegenden.

Also, Leut, bleibts gsund und fragts öfters mal "Walrum?".

Putins Protzpalast auf der Krim

Streng geheime Angeberei

Pyjama oder Straßenkleidung

Ohne ordentliche Kleidung hält dich jeder für 1 Grattler

Sonntag, 3. April 2022

Open-Ehr-Festival

Ehre die Alten, preise sie hoch! (Warum auch immer)

Annalena

Ein Name ist besser als gutes Öl. (Prediger 7:1)

 

Samstag, 2. April 2022

Der Unterrock der Lili Marleen

Auf italienisch heißt der Unterrock sottana, sottana kann aber auch die Soutane des Priesters sein. Ein Honig sei, wer males dabei penst.

Freitag, 1. April 2022

Wieso ist der Chiemsee immer noch da?

Als ich noch der Waldbauernbub war, war mir die Welt ein Rätsel. Daran hat sich bis heute nichts wirklich geändert, außer daß mir heute die Welt noch um einiges rätselhafter erscheint als damals.  

Wenn ich ein Glas Wasser auf einer Wiese ausgieße, dann ist das Wasser nach ganz kurzer Zeit bereits in der Erde verschwunden. So weit normal.

Wieso aber versickert die Rott nicht einfach in der Erde, wieso nicht der Inn und die Donau? Und wieso kommt da immer noch was nachgeflossen, warum hört das nie auf mit dieser Rott, diesem Inn, dieser Donau? Schließlich müßte das Wasser der Rott etc. pp. nach soviel Millionen Jahren inzwischen abgeflossen sein. Und wieso ist der Chiemsee immer noch da?