Samstag, 28. Februar 2009
Wett- und Kübelsaufen
Die Polizei, juristisch machtlos gegen diese Veranstaltung, kündigte daraufhin an, sie werde die Sauf-Arena mit Alkomaten einkesseln, d. h. jeder Gast, der sich in dieser Nacht mit dem Auto auf den Heimweg macht, geht ein deutlich höheres Risiko als sonst ein, seinen Führerschein wegen Alkohol zu verlieren.
Der Wirt, der seine Gäste und ihre Trink- und Fahrgewohnheiten nur zu gut kennt, war von der polizeilichen Drohung so beeindruckt, daß er prompt einlenkte und sein Programm änderte (1). "Wenn Ihr meine Gäste zwingt, die Gesetze einzuhalten", will der Wirt damit der Polizei sagen, "dann bin ich ruiniert. Dann kommt mir keiner mehr."
Was nichts anderes heißt als: eine bestimmte Art von Freizeitverhalten - in Lokalen rumhängen und sich Alkohol ins Hirn zu kippen - ist untrennbar verbunden mit dem Fahren unter Alkoholeinfluß; das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Und: Diese Promillefahrten finden - Wochenende für Wochenende, Tag für Tag - vorsätzlich statt, sind wohlüberlegt. Sie sind so präzise kalkulierbar, daß der Wirt seine Programmgestaltung von der Möglichkeit (oder Unmöglichkeit) dieser Promillefahrten abhängig macht. Woraus sich wiederum zwanglos ergibt, daß es nicht etwa eine (kleine, gar verschwindend kleine) Minderheit der Schluckspechte ist, die regelmäßig betrunken heimfährt, sondern die deutliche Mehrheit. Zumindest sind es so viele, daß ohne sie (und ihren Alkoholkonsum) die Kalkulation des Wirtes zusammenbricht.
Weil wir gerade dabei sind: in derselben Nummer der "Mittelbayerischen Zeitung", in der über diesen Vorfall berichtet wurde, fand ich eine Anzeige, in der die Discothek D1 in Martinsneukirchen die Kundschaft mit folgenden Worten zur - haha! - Alkoholikerparty einlädt: "Eintritt 25,00 DM, Getränke frei, außer Spirituosen".
Aus dieser Preisgestaltung läßt sich schließen, daß sich die Gäste von Wirtin Elvira mit Bier und Wein oder gar Cola gar nicht lang aufzuhalten pflegen, sondern ganz schnell zum Schnaps übergehen. Eine Bande von Biertrinkern, die überfallartig in's D1 einfiele und sich dort einen Rausch ansöffe, hätte die arme Elvira bald bankrott gesoffen.
Prost!
[1] Das "Wett- und Kübelsaufen" sollte zum "Geschicklichkeitstrinken" werden: Der Saufartist muß im Handstand mit dem Strohhalm ein 0,1 l-Glas Sangria möglichst schnell austrinken.
Anstand
Rauchen aufhören? Schon, aber...
Ich glaub, ich hab da was, das funktionieren könnte.
Nachdem ich mich auf Reval gut eingepegelt hatte, was etwa 2 Wochen gedauert hat, stieg ich auf Camel-Filter um. Das war nicht ganz so einfach, aber nach zwei, drei Wochen war ich auch hier zufrieden. Und so ging das weiter, von Marke zu Marke immer um 0,1 mg Nikotin weniger. Und ich bin - das war ganz wichtig - immer solange auf einer Stufe geblieben, bis ich mich dort wohlzufühlen begann. Bis wieder hin zur Nr. 1 von Reemtsma, einer Marke, die sich damals "nikotinfrei" nennen durfte. Das war sie zwar nicht, aber sie enthielt nur noch schlappe 0,1 mg Nikotin pro Zigarette. Gegenüber den 1,4 oder 1,5 mg der Roth-Händles war das nichts.
Einmal auf Nr. 1-Niveau war das völlige Aufhören dann gar nicht mehr tragisch. Das war kein Nikotinentzug mehr, sondern nur noch der gelassene Abschied von einer liebgewonnenen, manchmal aber auch lästigen Gewohnheit.
So also wurde ich zum Nichtraucher. Und blieb dies sieben Jahre. Bis...
Dies aber, liebe Kinder, ist eine andere Geschichte. Wenn ihr brav seid, erzähle ich sie euch eines Tages.
Freitag, 27. Februar 2009
Gravitationstoilette
Donnerstag, 26. Februar 2009
Gandolf von Loichingen
Mittwoch, 25. Februar 2009
Verdammte Philosophie
Dienstag, 24. Februar 2009
Verteilerfinger
Irgendwann nämlich, lang ist's her, hörte ich mal im Radio - einmal nur, aber doch - ein Liedl, in dem wo ein Sänger ständig von "Vatteila, vatteila fingaa" sang. Hihi, dachte ich bei mir, das hört sich an wie das deutsche Wort "Verteilerfinger", was es aber - gottlob! - nicht geben tut, weil was wär denn ein Verteilerfinger?
Nun aber googelte ich und fand, daß es für Verteilerfinger 29.000 (!) Nennungen gibt. Kurzes Suchen machte mich mit dem Umstand vertraut, daß in den späten Siebziger, frühen Achtzigern eine Band namens "Schulzke's Skandal Trupp" (so die offizielle Schreibweise) eine LP (sowas gab's damals noch, liebe Kinder) mit dem Titel "Verteilerfinger" herausgebracht hatte.
Nicht, daß meine Mitteilung wichtig wäre, ich wollte sie halt nur mal gemacht haben, weil es doch heut eh wurscht ist. Nö.
Untrennbar
Anfang der achtziger Jahre war in einer Lüneburger Zeitung dieses Bild samt merkwürdiger Unterschrift zu sehen.
Genaugenommen sind natürlich weder das Bild noch die Unterschrift merkwürdig. Sehr merkwürdig allerdings wird es, wenn man weiß, daß das Bild einen Artikel illustrierte, in dem es darum ging, daß die Lüneburger Saline nunmehr - nach eben über 1000 Jahren - wegen Unrentabilität geschlossen wird.
Unter dem Motto der untrennbaren Verbundenheit berichtet die Zeitung darüber, daß Lüneburgs Verbindung mit der Saline nicht nur doch trennbar ist, sondern demnächst auch tatsächlich getrennt wird.
Weiß Gott, wieviel hundert Jahre lang Lüneburger Festredner bei weiß Gott welchen Gelegenheiten die Worthülse von der untrennbaren Verbindung von Stadt und Saline schon verwendet haben. So oft jedenfalls, daß der Zeitungsredakteur die Unsterblichkeit der Verbindung auch dann noch betont, wenn er von deren Tod berichtet.
Verrückt
- Ja.
- Ich glaube, ich werde allmählich wahnsinnig.
- Ach?
- Ja, wirklich. Ich entdecke an mir alle Anzeichen für Schizophrenie.
- Unfug! Du bist ja verrückt.
Montag, 23. Februar 2009
Heine als "allejorische Fijur, so ne Art Joethe"
Sonntag, 22. Februar 2009
Donnerstag, 19. Februar 2009
Belügen
"Belügen des Parlamentes" rief man und zeigte große Empörung. Man tat so, als sei das Belügen eines Parlamentes eine Sache von so unglaublicher Verworfenheit und Verruchtheit, daß man es kaum glauben könne. Dabei weiß jeder Depp, daß die Lüge das ganz normale Geschäft eines Politikers oder Geschäftsmannes ist. Du giltst nämlich andererseits - auch und gerade in diesen Kreisen - als Idiot, als kompletter, hirnloser Idiot, wenn du die Wahrheit auch dann sagst, wenn sie zu unangenehmen Konsequenzen für dich führt.
Sonntag, 15. Februar 2009
Elite und Greenhorns
Schlaue Österreicher
Bei unseren Besuchen in Österreich habe ich mir über deren Sprache keine Gedanken gemacht, aber...
Österreicher, so dachte ich mir, müßten eigentlich furchtbar schlaue Leute sein. Wann immer sie beim Einkaufen den wirklichen Preis einer Ware abschätzen wollten, müßten sie erst den angegebenen Preis durch sieben teilen, damit sie Bescheid wüßten. Wenn aber, so dachte ich weiter, die Österreicher so schlau sind, wieso schreiben sie dann nicht von vornherein den richtigen Preis auf die Schilder?
Samstag, 14. Februar 2009
Tempora mutantur et nos mutamur in illis
Keine Frage, aus welchem Dunstkreis dieser flammende Appell stammt.
Keine Frage?
Es ist dies ein Auszug aus einem Kommentar der BILD-Zeitung vom 21. 11. 1958. Der polnische Außenminister Rapacki hatte damals vorgeschlagen, in der Bundesrepublik und in einem breiten Gürtel des Ostblocks auf Atomwaffen zu verzichten. Zum großen Kummer der BILD-Zeitung wurde dieser Vorschlag dann aber als kommunistische Demagogie, als hinterlistiger Anschlag der Roten auf die Freiheit entlarvt. "Tempora mutantur et nos mutamur in illis" ([1]), meinten damals die alten Römer.
Und: "Der Apel ist schon ein armer Hund: in den 50er Jahren ist er in die SPD eingetreten, weil er gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik war und heute ist er Verteidigungsminister", meinte einmal Willy Brandt.
Und schließlich: "Wer noch einmal ein Gewehr ergreift, dem soll die Hand verdorren", schrieb Ende der 40er Jahre der Schongauer Landrat und Lateinlehrer Franz Josef Strauß, ehe auch er vom schönen Beruf des Verteidigungsministers ergriffen wurde.
Tempora mutantur ... wie gesagt.
Denkverbote
Dieser über jeden Verdacht erhabene McNamara, der in den achtziger Jahren längst nicht mehr im Amt war, meinte damals, die Bevölkerung der Bundesrepublik davor warnen zu müssen, der gegenwärtigen nuklearen NATO-Strategie zu folgen. "Worüber sich die Westdeutschen klar werden müssen, das ist, daß ihr Kulturkreis völlig verwüstet werden wird, wenn sie sich weiter an die NATO-Strategie halten." Für den Fall eines konventionellen Angriffs der Sowjetunion auf Westeuropa gebe es keinen einzigen Plan zur nuklearen Vergeltung, der nicht eine hohe Wahrscheinlichkeit von Selbstmord in sich schlösse.
Der frühere Chef der Nationalen Sicherheitsbehörde der USA, Admiral Gayler, meinte in derselben Fernsehsendung, Europa sei zwar nuklear in kürzester Zeit zu zerstören, nicht aber zu verteidigen. Die westliche Drohung mit einer nuklearen Verteidigungsstrategie für Westeuropa sei "ein monströser Bluff". Merk-würdig, daß den Fachleuten des Sachzwanges die simpelsten Zusammenhänge erst dann klar werden, wenn sie nicht mehr im Amt sind.
Willy Brandt gestand einmal: Als er nicht mehr Bundeskanzler gewesen sei, habe er bemerkt, daß er sich früher - als er noch OCFJ der BRD (Oberster Chef fons Janze) war - Denkverbote auferlegt habe; daß er Gedanken, die ihn in Konflikt mit den - von außen herangetragenen -Erwartungen an sein Amt hätten bringen können, gar nicht erst gedacht habe, daß er solche störenden Ideen einfach ausgeblendet habe.
Das wird's wohl sein.
Glücklich gepriesen seien jene Politiker, die sich Gedanken gar nicht erst zu verbieten brauchen.
Mittwoch, 11. Februar 2009
Otto
Nun können Sie sich vorstellen, daß es verdammt schwierig ist, wenn ein Mensch mit der Begabung geschlagen ist, nahezu alles erkennen zu können, außer das wirklich Wichtige.
Der Literaturkritiker Volker Buchholz
Nun gibt es Leute, die behaupten, daß gerade dies der Grundstock von Buchholzens Karriere sei und immer schon gewesen sei. Plattköpfe, wie es viele Leser und die meisten Kollegen von Buchholz sind, genössen es, mit ihrem Gestammel, wenn nicht in der Herleitung, so doch im Ergebnis, selbst einem so brillanten Kopf wie Volker Buchholz überlegen zu sein.
Befreiungshalle
Freitag, 6. Februar 2009
Die Dichter und der Ferdi-Onkel
Holy! Holy! Holy! Holy! Holy! Holy!
The world is holy! The soul is holy! The skin is holy!
The nose is holy! The tongue and cock and hand and asshole holy!
Everything is holy! everybody's holy! everywhere is holy! everyday is in eternity! Everyman's an angel!"
(usw. usf.)
ALLEN GINSBERG
Mein Großonkel Ferdinand hat immer gesagt, daß Dichter spinnen. Ich hab's ihm nie geglaubt und jetzt ist der Ferdi-Onkel tot und hat doch recht gehabt.
Über die Kunst mit Jägern zu vögeln
Hybris
Drauf sprach der Neid zur Hybris:
"Daß sich aber auch gar nichts auf Hybris reimt..."
Tragödie vs. Komödie
In der Newsgroup de.etc.sprache.deutsch empörte sich einer:
"Und noch etwas geht mir gewaltig gegen den Strich, nicht nur bei der Droste: Wieviele unschuldige Menschen manche Dichterlinge einfach umbringen, nur damit sie am Ende ihre Moral verkünden können."
Ich antwortete ihm:
Kunstleichen sind wohlfeil. Und wenn am Ende eines Stückes haufenweise Leichen auf der Bühne liegen, dann schützt dich dies vor dem Verdacht, ein Komödiendichter, also nicht ganz ernst zu nehmen zu sein.
Tragödien hinterlassen ihre Helden als Leichen, ansonsten aber eine wohlaufgeräumte Welt. Romeo und Julia sind tot, über ihren Leichen reichen sich die verfeindeten Familien die Hand. Ödipus ist geblendet und verzweifelt, aber die sittliche Weltordnung stimmt wieder.
Bei den Marx-Brothers dagegen wird die Welt auseinander genommen und keiner ist da, sie am Ende wieder zusammenzusetzen.
Zu viel ist zuviel
Eisbär im Cola
Ich möchte ein Eisbär sein,
Im Kalten Cola,
Dann müßte ich nicht mehr schrei'n,
Alles wär' so klar.
Sehr schön, fand ich damals, ein schönes und witziges Bild von dem Eisbären, der sich im kalten Cola so richtig wohl fühlt. Ich mochte das Lied.
1999 war das Lied auf einmal wieder da, überall zu hören. Ich weiß nicht, ob im Original oder als Re-Mix oder was immer. Jedenfalls behauptete mein Sohn, es hieße nicht "im kalten Cola", sondern "im kalten Polar". Ich, der ich das Lied oft genug gehört hatte, damals, wies ihn zurecht, denn ich wußte es ganz genau. Das heiße "Cola", sagte ich ihm und nicht "Polar". Wenn er auch nur für ein Fünferl nachdenke, dann werde er merken, daß "Polar" keinen Sinn mache. Oder besser: Sinn mache "Polar" schon, aber das hätte dann überhaupt keinen Witz. Warum sollte sich jemand danach sehnen, ein Eisbär im Polargebiet zu sein? Völliger Unfug, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Ein Eisbär in einem Glas Cola dagegen, an ein Eiswürfelchen geklammert, das habe doch was.
Und dann habe ich das Lied endlich mal irgendwo gehört, und tatsächlich: "Polar" und nicht "Cola".
Plopp! Aus. Der ganze Zauber des Liedes ist weg.
So was von Einfallslosigkeit.
Und mein Sohn hat wieder mal recht gehabt.
Gute Literatur ist immer aufwühlend
Dummheit
Aus dem Usenet
Ein engagierter Autor von Undergroundliteratur schrieb einmal im Usenet:
Ich poste sehr spontan und da lässt es sich nicht vermeiden, dass viel Scheiße dabei ist, doch die Gedanken habe ich mir schon vorher gemacht - es ist nur sehr schwierig, grenzenloses Entsetzen über die extreme Dummheit seiner Mitmenschen in Worte und sich dabei auch noch gleichzeitig kurz zu fassen.
Ich antwortete ihm:
Dann nimm dir Zeit, wenn's so schwer ist.
Äh, und apropos "extreme Dummheit deiner Mitmenschen" - hast du irgendeine Theorie, wie's kommt, daß von allen Menschen ausgerechnet du von diesem Dummheitsvirus nicht angesteckt worden bist?
Der Xare und die Theologie
XARE Ich weiß nicht, ob du das weißt, aber früher war mal der Ehebruch verboten.
Er versucht, dreckig zu lachen.
XARE Nein, nein, nicht nur von der Religion, das sowieso, sondern so richtig, vom Staat aus, war das früher verboten. Und ganz früher, bei den alten Juden, da hat man die Ehebrecher gesteinigt. Ich kann mich noch gut erinnern...
Der Xare sucht in Jacken-, Hemd- und Hosentaschen umständlich nach seiner Packung Zigaretten...
XARE ...wie ich mich als Bub immer gewundert hab', wo die in der Wüste die ganzen Steine hernehmen. Ich hab' nämlich gedacht, die Wüste, das wär' nur Sand und sonst nix, so eine Art Bibione, nur daß der Strand tausend Kilometer tief ins Land geht. Das mußt du dir mal vorstellen: Du steigst in Bibione aus der Adria und gehst und gehst und ständig ist Strand. Keine Alpen, kein Bayern, kein Sachsen. Nix. Nur Sand. Erst irgendwo in der Nähe von Berlin wird's allmählich wieder normal. Bibione bis nach... Deutet mit dem Kinn vage nach Norden, wo er Norden und damit Preußen vermutet ...Preußen rauf, hab' ich mir gedacht, damals als Bub. Is' natürlich ein Schmarrn, weil später hab' ich gelesen, daß die Wüste auch ganz schön steinig sein kann. Is' ja auch logisch, weil wenn nicht, dann hätten die alten Juden die Leute ja nicht gesteinigt, sondern einfach in den Sand eingegraben.
Der Xare zündet sich die in der Zwischenzeit gefundene, umständlich aus der etwas zerknitterten Packung genommene Zigarette an, inhaliert tief.
XARE Mit verhaltenem Stolz Jetzt wunderst dich natürlich, woher ich das alles weiß. Das kommt daher: Ich bin zwar katholisch, hab' in meiner Jugend aber trotzdem viel in der Bibel gelesen.
Er wendet sich an seinen fiktiven Gesprächspartner im Publikum.
XARE Du lachst, weil du's für einen Witz hältst. Ist aber keiner. Ich mein, immerhin ist deswegen die Reformation ausgebrochen, weil der Luther gemeint hat, es wär' eine gute Idee, wenn jeder die Bibel lesen würd'. Aber der Papst hat gemeint, es reicht, wenn die Pfarrer ab und zu mal reinschauen würden. Und wenn der Papst was meint, dann meint er das nicht nur, dann ist das so. Da ist er unfehlbar. Das war zwar damals noch nicht ausgedacht, die Unfehlbarkeit, aber unfehlbar war er deshalb trotzdem schon, rückblickend. Nur der Luther, der sture Hund, ist bei seiner Meinung geblieben und hat die Bibel übersetzt und bei der Gelegenheit die deutsche Sprache erfunden. Ja, blöd bin ich nicht.
Er klopft mit dem Boden des leeren Glases heftig auf die Tischplatte.
XARE Und wenn du erst mal anfängst, in der Bibel zu lesen, dann merkst du bald, daß das alles Juden sind, die da vorkommen. Der Moses, der David, der... Dings, Herrgotts, wie heißt jetzt der... Breitet die Arme weit zur Seite aus ...der Jesus, genau, der Jesus. Leise, verschwörerisch Hast du das gewußt, daß der Jesus ein Jud war? Ha? Hast du das gewußt? Ah, so. Das hast du gewußt. Na ja, wie gesagt: Alles Juden. Und knallharte Burschen waren das, die alten Juden. Das waren keine milden Christusse mit linke Backe, rechte Backe, hau nur drauf. Nimm doch nur mal den Abraham, gell. Du kennst doch den Abraham? Ah, freilich, den Abraham kennt jeder. Den Abraham also hat Gott, oder wen immer der in seinem Suff für Gott gehalten hat, beauftragt, seinen Sohn - also nicht Gottes, sondern Abrahams Sohn - zu töten. Und was macht der Abraham? Packt seinen Sohn, nimmt ihn mit in die Wüste und hebt schon sein Messer, um ihn abzustechen, als im letzten Augenblick Gott meint, es wär alles nur ein Scherz gewesen und er hätt' nur mal schauen wollen, ob er's wirklich macht. Aber das ist natürlich ein Schmarrn. Weil wenn Gott allwissend ist, dann muß er's doch nicht austesten, dann weiß er's auch so, ob's der Abraham tät', wenn er's ihm sagen würd'. - Na ja, vielleicht war ihm auch nur langweilig. Gott, mein ich.
Macht die Schotten dicht
Meine Begegnung mit Eduard Mörike
Er war es aber doch nicht, was dich nicht überraschen wird.
Frechheit
Im Usenet hatte mal einer geschrieben:
"Ich habe heute mit ein wenig Erstaunen festgestellt, daß derzeit keine Ausgabe der Briefe Goethes an Frau von Stein im Druck zu sein scheint. Ich selbst besitze eine Ausgabe von Cotta mit einer Einleitung von K. Heinemann, gedruckt um die Wende des 19. zum 20 Jahrhunderts (4 Bde. in 2; Cottas Bibliothek der Weltliteratur)."
Daß sich manche Leute überhaupt nicht schämen, fremder Leute Briefe zu lesen.
Bücher werden automatisch geschrieben
Für einen Achtjährigen, der so gerade mal seit zwei Jahren schreiben kann, ist das eine ziemliche Schweinearbeit.
Unterm Schreiben bin ich dann ins Grübeln gekommen. Eine läppische Druckseite muß ich jetzt abschreiben, dachte ich mir; bloß abschreiben, ohne daß ich mir was eigenes ausdenken muß. Dann schaute ich mir das Buch an, aus dem ich abschreiben mußte und wie dick das war. Es war mir absolut unvorstellbar, daß ein Mensch so ein Buch tatsächlich und wirklich und eigenhändig schreiben könnte.
Ich dachte mir, es müsse wohl irgendeine Maschine geben, die diese Bücher schreibe. Damit meinte ich nicht nur das mechanische Abschreiben, sondern tatsächlich das Schreiben selber, das Ausdenken dieser Geschichten. Ein einzelner Mensch, dachte ich mir, kann das niemals schaffen, so ein ganzes Buch. Absolut unmöglich.
Und noch heute frage ich mich...
Literatur & Stuhlgang
Ein gewisser Ralf D. schrieb einst im Usenet, in de.rec.buecher, der Mann hat Stil:
"Bücher haben nur einen Sinn für mich: ich benutze sie als Klopapier zum Arschabwischen."
Das forderte zu einer sachgerechten Stellungnahme heraus:
Ralfi, Schnalfi, D.mäuschen, du bist ein Lügner, zumindest kein Praktiker. Was für einen Arsch mußt du haben, daß es dir Spaß macht, dir mit Büchern den Arsch abzuwischen? Ökonomische Gründe können es nicht sein, denn selbst antiquarische Bücher aus der Ramschkiste sind grammpreismäßig teurer als Klopapier.
Aufwendig gestaltete Bücher, Kunstdruck gar, fällt flach, da machts nur "flatsch" und du hast den halben Schmadder auffie Hände, die andere Hälfte über Unterleib und Oberschenkel verschmiert und die dritte Hälfte (wo gar nicht gibt, kann zählen!) aufm Papier. Dieses Papier, nun mal verschissen, bringst du aber nie und nimmermehr durch den Syphon deiner Kackkeramik.
Normale gebundene Bücher bringen nur mäßige Erleichterung. Auch hier ist das Papier viel zu wenig saugfähig, zu wenig geschmeidig, um damit deinem Allerwertesten zu schmeicheln.
Taschenbücher, die billige Alternative? Ja, aber immer noch unbefriedigend. Vor allem aber: die einzelnen Kackblätter sind viel zu klein, um damit einen guten, handsauberen Abwisch zuverlässig zu erreichen.
Es gibt beim Arschabwischen ein ähnliches Dilemma wie in der Theoretischen Physik, eine Art Unschärferelation: Je mieser (drucktechnisch gesehen) das Papier, desto besser für den Arsch. Je mieser (drucktechnisch gesehen) das Papier, desto mieser aber auch der Druck, desto höher die Abriebrate der Druckerschwärze.
Jerry-Cotton-Hefte mögen deiner Backe und Furche schmeicheln, sie hinterlassen aber auf ihre nachhaltige Schleifspuren.
Was ich sagen will, Ralfi, Schnalfi: Du redest Dreck!
Sauerei 1
Das ist hier die Frage.
Ob's zöner im Gemüt,
Die Pfeil und Schleudern
Blanker Schwänz' erdulden
Oder..."
Ich muß doch bitten, Herr Rösner, wir spielen hier "Prinz Hamlet" und nicht "Graf Porno".
Hassema
A: Hasdrubal 'ne Mark?
B: Hannibal, aber jetz net.
Feinschmeckerlokal
Donnerstag, 5. Februar 2009
Sieg
Ein Haufen dunkelhäutiger Männer, in Trainingsanzüge gekleidet, steht dichtest gedrängt auf der Gangway eines Flugzeuges. Sie blicken in die Kamera und jene von ihnen, die im Gedränge überhaupt die Arme hochbekommen haben, recken die Hände empor, spreizen Ring- und Mittelfinger zum V-Gruß des Mr. Churchill. V - Victory - Sieg!
Es handelt sich um Kämpfer der PLO, die auf dem Ben-Gurion-Flughafen von Tel Aviv eben ein Flugzeug besteigen, da 4500 (viertausendfünfhundert) von ihnen gegen sechs (6) israelische Gefangene der PLO ausgetauscht werden. Was mag in den zu diesen V-Fingern gehörenden Köpfen vorgehen? Ihre eigene Führung hat ihnen eben grade bestätigt, daß sie Nichts sind, Nullen; genauer: daß jeder von ihnen den Tauschwert von 0,13 % eines israelischen Soldaten besitzt.
Ihre lachenden Gesichter leuchten ein: der Haft entronnen und auf dem Weg in die Freiheit; das ist immer ein Lächeln wert. Aber Victory, Sieg? In der Stunde der schwärzesten Demütigung?
Dienstag, 3. Februar 2009
Der Chauffeur und der Kaiser
Die Jahre gingen ins Land und Majestät geruhten dann doch, eine Probefahrt mit einem dieser stinkenden Dinger zu unternehmen. Vor der Fahrt ermahnte Graf Schlieffen den Chauffeur Bauernschmied, er möge doch um Himmels Willen nicht schneller als 30 km/h fahren, schließlich gehe es um das Leben seiner Majestät. Worauf Bauernschmied trocken erwiderte: "Um moins scho au."
Mit solchen Leuten kann man Revolutionen machen.
Sonntag, 1. Februar 2009
Arschgesicht
Dieses zornige Rumpelstilzchen in britischer Richterrobe fand ich einst auf der Plattenhülle (3. Seite) von Pink Floyds "The Wall". Je länger ich den zornigen Herrn betrachtete, desto zwingender wurde mir der Eindruck, ich müßte den Herrn von irgendwo her kennen - und sei es aus Film, Funk und Fernsehen.
Andererseits - denke ich mir - war britischen Graphikern damals das Antlitz irgendeines deutschen Provinz-Chefs kaum bekannt. Er wird's wohl doch nicht sein, er:
Oder?
Wir basteln uns eine Sensation
mit folgender dramatischer Unterschrift:
EINEN KOPFSTAND auf dem Geländer des Stuttgarter Fernsehturms machte der belgische Artist Cesario. Das ist gefährlich und in nicht zur Nachahmung empfohlen! Cesario beherrscht diese Kunst aber so gut, daß er nach menschlichem Ermessen bestimmt nicht herunterfallen kann, wenn er ohne Zuhilfenahme der Arme auf dem Kopf steht. Für die Filmreporter war es eine willkommene Gelegenheit. diese Vorführung für die Wochenschau festzuhalten.
Toll. Auf dem Bild selbst aber sieht, wer zu sehen versteht, daß sich unterhalb des Geländers, auf dem der Artist balanciert, nicht der gähnende Abgrund öffnet, sondern eine weitere Plattform mit Geländer, ein Mensch steht dort.
Wenn den Cesario also eine Windbö erwischt, donnert er in den Abgrund von 3 m. Auch nicht ganz ohne, aber doch....