Mittwoch, 28. August 2019

Toleranz

Wenn die polytheistischen Römer - ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre - einen Stamm besiegt hatten, dann nahmen sie die Götter dieser Fremden in die römische Göttersammlung auf. Alles war leidlich gut.
Irgendwann aber machten die Römer den grauenvollen Fehler, den östlichen Mittelmeerraum zu erobern. Palästina, Juden. Judentum war damals das Schlimmste, was man sich vorstellen konnte, denn das Christentum, geschweige der Islam waren noch nicht erfunden.
Wenn's nach den Römern gegangen wäre, so hätte man diesen Jehova ins Pantheon gestellt und gut wär's gewesen, denn die Römer hatten eine ausgesprochen hoch entwickelte Form von Religionsfreiheit gehabt. Aber nein, die monotheistischen Juden meinten, sie hätten nur einen Gott und sie, die Römer, könnten sich die anderen Götter ins Haar schmieren.
Aus den Juden erwuchsen dann - es ist so gottsgrauenvoll, daß man es sich kaum vorstellen kann - die Christen. Das Einzige, was die Römer von den Christen verlangten, war der Umstand, daß sie dem ihrigen Gott denselben Respekt erwiesen wie den vielen tausend anderer Götter der vielen anderen Religionen im Römischen Reich. Kein Christ wäre dann den Löwen vorgeworfen worden.

Dienstag, 27. August 2019

Geld

1. Lassen Sie Ihr Geld für sich arbeiten


2. Geld für'n Arsch


Montag, 26. August 2019

Von der Barmherzigkeit der Hl. Inquisition

Ich bin ein Großer Atheist vor dem HErrn und GOtt hat mich auserwählt, seinem Gläubigen Volk die Heilige Schrift auszulegen, auf daß es verstünde und noch gläubiger würde. In gleicher Weise hat GOtt mich auch zu einem berufsmäßigen Menschenversteher gemacht.
Kein Mensch - desgleichen auch kein Regenwurm - tut irgend etwas einfach so. Wenn Friedrich dem Uwe ein Messer in den Laib rammt und dazu "Gott ist brot!" ruft, wird man Herrn Nietzsche, vielleicht, wahrscheinlich in das Irrenhaus einliefern, denn er hat eine Tat ohne Motiv begangen. Tut einer etwas, das uns gemeinhin bizarr und absolut unverständlich erscheint, neigen wir dazu, ihn als "verrückt" zu bezeichnen. Der Begriff "verrückt" aber, dies habt zur Mahnung, erklärt nichts, überhaupt nichts. Es ist völlig verrückt, das Wort verrückt zu verwenden.
Wüßten wir nämlich, daß Gott dem Friedrich im Traum erschienen ist und ihm befohlen hat, diesen Laib Brot zu durchbohren, dann hätte sein Tun plötzlich Sinn und Motiv bekommen.

Um konkreter zu werden: Jedes Mal, wenn ich das Wort "Hexenwahn" höre, kranzelt es mir die Zehennägel auf, denn sehet, das Wort bedeutet nichts. Das Foltern und anschließende Verbrennen von der Zauberei/Hexerei verdächtigen Personen ist ein barmherziges und menschenfreundliches Werk. [1]
Versetzen wir uns übungshalber in das Gehirn eines Inquisitors der Heiligen Inquisition. Nehmen wir ihn als tiefgläubigen Menschen an, als einen, der existentiell an die Lehren seiner Kirche glaubt. Wenn mein Glauben auf dem Wort Gottes beruht, welches er in Heiligen Schriften niedergelegt hat, dann bin ich an dieses geoffenbarte Wort Gottes gebunden. Ich kann mit Gott nicht um Kompromisse schachern. Wenn ich an Gottes Wort in Bibel oder Koran glaube, dann ist dieses Wort für mich verbindlich, für alle Zeiten. Das in Bibel oder Koran geoffenbarte Wort Gottes ist das Fundament meines Glaubens. Wenn ich, von dieser Überlegung ausgehend, stringent weiterdenke, dann komme ich zu äußerst unerfreulichen Resultaten, das zwar, ich lande bei einer starren, selbstgerechten und sehr brutalen Religion, aber so ist das nun mal.
Wo waren wir? Wir waren beim Glauben: Diese Erde ist ein Jammertal, das Leben auf dieser Erde dient letzten Endes nur dazu, uns das Eintritts-Billet für den Himmel zu verdienen. Das eigentliche Leben beginnt im Jenseits und wer hier auf Erden gegen Gottes Gebote verstößt und nicht bereut, wird einst im Ewigen Feuer der Hölle landen, unendliche Qualen erdulden müssen.
Nun ist ein Ketzer vom rechten Glauben abgefallen, nun ist eine Hexe den Versuchungen Satans erlegen, nun ist ein Jude oder Moslem weit entfernt vom Rechten Glauben. Wenn ich nun im Sinne der heute so geschätzten Toleranz dies einfach hinnehme ohne wenigstens zu versuchen, Einfluß zu nehmen, dann versündige ich mich an der Ewigen Seligkeit dieses Ketzers, dieser Hexe, dieses Juden oder Moslems. Wenn ich tolerant bin, wenn ich die Dinge laufen lasse, wie sie laufen, lasse ich diese Menschen sehenden Auges in die Ewige Verdammnis laufen. Toleranz ist Sünde, eine Todsünde für jeden, der glaubt.
Ergreife ich dagegen jene, die vom Rechten Glauben abgefallen sind (beziehungsweise noch nie bei ihm waren) und bringe ich sie - notfalls auch mit sehr nachdrücklichen Methoden - dazu, von ihrem Irrtum abzulassen, zu beichten und zum Rechten Glauben zurückzufinden, so habe ich ein Werk äußerster Barmherzigkeit an ihnen getan. Einem ehemaligen Ketzer auf dem Scheiterhaufen die Beichte abzunehmen, ihm die Kommunion und Letzte Ölung zu spenden und ihn dann zu verbrennen, noch ehe er auch nur Gelegenheit hat, erneut zu sündigen - kann einer mildtätiger sein?
Das Handeln der Inquisition war in sich logisch und es widerspricht nicht den Lehren der existentiell ernstgenommen Religion der Katholischen Kirche.


[1]   Damit's ein für alle Mal gesagt ist: Die nachfolgenden Ausführungen sind weder satirisch noch sarkastisch, sondern vielmehr bitterernst gemeint.

Sonntag, 25. August 2019

Banksy und der Höhlenmensch beim Shopping

"Peinlich berührt musste das British Museum in London im Mai 2005 zugeben, dass dieses bemerkenswerte Exponat erfolgreich in eine Ausstellung eingeschleust worden war. Aufmerksam geworden war man, als der anonyme "Kunstterrorist" Banksy eine entsprechende Mitteilung auf seine Website gesetzt hatte."


Samstag, 24. August 2019

Was man so Rechtsstaat nennt

Ein Brief und seine Interpretation

Ich bin ein ausgesprochen altmodischer Mensch und so mag es nicht verwundern, daß ich eine Vorliebe für alte und ganz alte Nachrichten habe.
Im Juli 2013 war zu lesen gewesen, die US-Justiz wolle bei einem möglichen Verfahren gegen den Geheimdienst-Enthüller Edward Snowden nicht die Todesstrafe fordern. Justizminister Eric Holder sagte seinem russischen Amtskollegen Alexander Konowalow in einem Brief außerdem zu, dass Snowden in den USA nicht gefoltert würde. Den Brief Holders mit Datum vom Dienstag veröffentlichte das Wall Street Journal am Freitag. Die USA wollen mit dieser Zusicherung verhindern, dass Russland einen Asylantrag Snowdens bewilligt.
Snowden hatte ein massives weltweites Ausspähprogramm des US-Geheimdienstes NSA enthüllt und wird von den USA als Verräter gejagt. Der frühere Techniker des NSA war über Hongkong nach Moskau gekommen. Er hält sich seit mehr als einem Monat im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo auf. Der 30 Jahre alte Snowden soll sein Asylgesuch in Russland auch damit begründet haben, dass ihm in den USA Folter und die Todesstrafe drohen.
Was will der damalige amerikanische Justizminister seinem russischen Amtskollegen und uns damit sagen? Er will sagen: Lieber Kollege, es ist wahr, wir brutzeln schon mal gerne Leute auf dem Stuhl, wir foltern auch Leute solange, bis wir wissen, was wir wissen wollen. Im Fall Snowden aber, das sei versichert, werden wir dies ausnahmsweise nicht tun.
Bemerkenswert ist ferner, daß ein Justizminister die juristisch durchaus mögliche Todesstrafe von vorneherein ausschließt. Ging nicht mal das Gerücht, sie sei auch in den Vereinigten Staaten unabhängig, die Justiz?

Schächte wem Geschächt gegeben oder Immer das Gschiß mit dem Moslem

Mit der Verwendung des Bolzenschußapparates ist es folgendermaßen bestellt [1]: [2] Der Bolzenschußapparat verschießt keine Kugel, die in das Hirn eindringt und das Tier dann natürlich sofort töten würde. Der Bolzenschußapparat wird an der Stirn des zu tötenden Tieres angesetzt. Wie der Name andeutet, wird durch die Explosionskraft der Patrone im Bolzenschußapparat eine spitzer Stahlbolzen einige Millimeter (ein bis zwei Zentimeter, denke ich) nach vorne getrieben. Dieser Bolzen durchschlägt den Schädelknochen an der Stirn und dringt lediglich peripher in das Hirn des Schlachttieres ein.
Diese Verletzung verursacht sofortige Bewußtlosigkeit, nicht jedoch den Tod, der zu diesem Zeitpunkt nicht erwünscht ist. Um das Fleisch des Tieres verwenden zu können, ist es notwendig, daß es nahezu vollständig ausgeblutet ist. Dies aber muß das noch lebende (wenn auch bewußtlose) Tier selbst besorgen. Bei den Hühnern ist es meines Wissens anders, die hängen in der Hähnchenschlachterei mit den Füßen an einem Fließband, kopfunter, versteht sich, dann wird ihnen der Kopf abgetrennt und den Rest besorgen die Reflexe des Tieres und die Schwerkraft.
Beim hierzulande normalen Schlachten wird das reichlich entweichende Blut in einem Eimer aufgefangen, um daraus dann Blutwurst, schwarzen Preßsack oder Thüringer Rotwurst zu bereiten. Der schächtende Jude oder Moslem läßt dagegen das Blut einfach in den Sand oder den Ausguß entweichen, weil er nicht weiß, was gut schmeckt. Der Zeuge Jehovas ißt übrigens auch nix, wo Blut drin ist.
Das hört sich alles nicht so wahnsinnig appetitlich an. Wer aber, spricht der HErr, sich die Semmel mit Leberwurst bestreicht, darf nicht rümpfen die Nase über das Messer des Schlachters.
Wo er recht hat, hat er recht, der HErr.
Der Bolzenschußapparat ist gerade mal knapp 150 Jahre alt. Das heißt, davor haben die Metzger den Tieren ebenfalls die Kehle durchgeschnitten, und basta, sie hatten gar keine andere Wahl. ([3]) Umlaufende Gerüchte, es seien früher die Tiere zu Tode gestreichelt worden, sind höchstwahrscheinlich pure Propaganda.
Aber, Leute, das Problem ist ohnehin weder das Schlachten von Tieren im Allgemeinen, noch der Bolzenschußapparat im Besonderen. Das Problem ist - wie fast immer hier auf "Fisch und Fleisch" - der Moslem und - so grausam ist der Moslem nun mal - das Schächten.
Das Schächten ist auch nicht wesentlich anders als das hierorts übliche Schlachten. Beim Schächten wird dem Tier die Gurgel durchgeschnitten, das schlagartig eintretende Absinken des Blutdrucks macht das Tier bewußtlos, noch ehe du "Moslem" sagen kannst.
Eine 1978 veröffentlichte Studie von Forschern der Tierärztlichen Hochschule Hannover deutet auf die Abwesenheit von Schmerzreizen beim Schächten hin. Ziel der Studie war die „Objektivierung von Schmerz und Bewußtsein“ der Tiere, um objektiv gültige Urteile bezüglich des Tierschutzes zu erlangen, da die diesbezügliche Diskussion bisher weitestgehend mit subjektiven und emotional geprägten Argumenten geführt worden war. Die EEG-Messungen der Untersuchung zeigten vor und nach dem Schächtschnitt unveränderte Hirnströme, wohingegen die Bolzenschußbetäubung im EEG auf deutliche Schmerzen hinwies. Die Wissenschaftler zogen daher folgendes Fazit: „Die hierbei in vergleichender Untersuchung gewonnenen Einblicke in sinnesphysiologische Abläufe beim Schlachten dieser Tiere weichen z. T. erheblich von bisherigen Vorstellungen ab.“(Quelle: Wikipedia)
Ich möchte an dieser Stelle zum wiederholten Male drauf hinweisen, daß der Moslem für den österreichüblichen Herrn Karl ein wahrer Segen ist. Auf Juden zu schimpfen ist immer noch (?; wie lange noch?) schwer verpönt. Wie gut, daß Moslems und Juden von ihrer Religion und ihren Gebräuchen her einander so ähnlich sind. Auf den Moslem kannst hier- und dortzulande einhauen, das wird nicht als so wahnsinnig schlimm gewertet. Du haust auf den Moslem und meinst den Juden gleich mit.


[1]   "Ah, Thomas Mann", wird der Literaturfreund jetzt sagen. Freilich, mit den längst berühmt gewordenen Worten "Mit dem Typhus ist es folgendermaßen bestellt" beginnt das vorletzte Kapitel der "Buddenbrooks", gefolgt vom Artikel eines Konversationslexikons über die genannte Krankheit. Im weiteren Verlauf des Kapitels stirbt Hanno, der Letzte der Buddenbrooks im zarten Schüleralter an - klar - Typhus.
[2]   Wer auch nur leidlich der deutschen Sprache mächtig ist, dem wird aufgefallen sein, daß meine von Thomas Mann übernommene Formulierung ziemlich schräg ist. Es müßte natürlich heißen "Um den Typhus ist es folgendermaßen bestellt", wahlweise auch "Mit dem Typhus verhält es sich folgendermaßen. Tröstlich zu sehen, daß auch ein ausgewiesener Sprachmagier wie Thomas Mann gelegentlich einen Schmarrn hinschreibt - und stehen läßt. In den Memoiren der Stadler Hilde, die damals in "Gsottmaiers Biergarten" jobbte, um sich ihr Studium zu verdienen, steht geschrieben, er habe ihr besagtes Kapitel vorgelesen. Als sie ihn auf den haarsträubenden Grammatikfehler aufmerksam gemacht habe, habe er zum einen ihr Pantscherl beendet, zum anderen - vor Wut zitternd - reichlich Bier auf seinem Laptop verschüttet, wodurch die Festplatte teilweise Schaden genommen habe und der Dammerl daraufhin vergessen habe, den Fehler zu korrigieren.
[3]   Damit ich nicht lüge: In den fünfziger Jahren habe ich es im väterlichen Schlachthaus noch miterlebt, wie Kälbern mit einem riesigen Holzschlegel so lange vor die Stirn gehauen wurde, bis sie ohnmächtig wurden.

Donnerstag, 22. August 2019

Todesstrafe

Die Frage, ob man die Todesstrafe nun endlich wieder einführen sollte, ist derzeit gottlob nicht unter den Säuen, die durchs Dorf getrieben werden.

Sollte sie wieder einmal auftauchen, so empfehle ich, den Blick in die Vereinigten Staaten zu richten. Dort beantwortet man anscheinend die Frage "Todesstrafe oder Lebenslänglich?" mit einem Kompromiß: Beides, vollstreckt an der gleichen Person.

Heute war den Nachrichten zu entnehmen, daß in Texas ein Mörder mit der Giftspritze hingerichtet worden ist, nachdem er zuvor 20 Jahre in der Todeszelle zugebracht hat. In Deutschland werden Lebenslängliche nach 15 Jahren begnadigt, in den meisten Fällen spätestens nach 20 Jahren.

Der Mensch is a Viech.

Montag, 19. August 2019

Es geht ein Bi-Ba-Butzemann...

Eines wunderschönen Sommertages saß Herr Fischer in seinem Garten und las die Zeitung. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und von Zeit zu Zeit nahm er einen kleinen Schluck aus dem Cognac-Glas, das auf einem Tischchen neben seinem bequemen Stuhl stand. Herr Fischer hatte es sich gemütlich gemacht und genoß das wohlverdiente Nichtstun.

Ein Rascheln.

Herr Fischer ließ die Zeitung sinken, blickte über ihren Rand hinweg in Richtung des störenden Geräusches. Der lebende Zaun, der seinen Garten vor neugierigen Blicken abschirmte, sonst nichts. Er hatte sich wohl getäuscht. Herr Fischer nahm einen Zug aus seiner Zigarette und vertiefte sich wieder in seine Lektüre.

Wieder ein Rascheln.

Herr Fischer ließ abermals die Zeitung sinken und blickte wiederum in Richtung des lebenden Zaunes, auf den er so stolz war. Einige Äste bewegten sich. Das konnte natürlich auch der Wind sein, der als sanfte Brise Herrn Fischer in seinem Garten erfrischte. Herr Fischer legte zweifelnd die Stirn in Falten, hob erneut die Zei­tung vors Gesicht als wollte er seine Lektüre fortsetzen und lausch­te auf weitere Geräusche. Herr Fischer wurde nicht enttäuscht.
Zum drittenmal das Rascheln.
Blitzschnell riß Herr Fischer die Zeitung herunter, sah eine undeutliche Gestalt hinter den Zweigen seines Zaunes verschwinden und - hab ich dich endlich! - sprang Herr Fischer entschlossen auf. Achtlos ließ er die Zeitung zu Boden fallen und stapfte energisch auf den mittlerweile wieder unsichtbar gewordenen Störenfried zu. Das Gebüsch zur Seite gedrückt, ein kräftiger Griff und Herr Fischer hatte den wehrlos zappelnden Bösewicht ins Freie gezerrt.
Ein wunderliches Bürschchen, das er hier erwischt hatte. Einen guten Kopf kleiner als Herr Fischer und Herr Fischer war schon kei­ner von den langen Kerls. Das Absonderlichste an ihm aber war seine Kleidung, sofern man hier überhaupt von Kleidung im üblichen Sinne sprechen konnte. Der Unbekannte war in ein kuttenähnliches Gewand aus Sackleinen gehüllt, dessen Ende am Boden entlangschleifte, so daß von den Füßen nichts mehr zu sehen war. Über den Kopf hatte er sich eine - wie das Gewand dilettantisch geschneiderte - Kapuze aus gleichen Material gestülpt, lediglich mit zwei Schlitzen für die Augen. Um die Hüften hatte er ein Hanfseil zweifach gewunden. Herr Fischer hatte noch niemals in seinem Leben eine derart absonderliche Gestalt gesehen. Aber Angst hatte er keine, der Herr Fischer.
Das Seil von den Hüften des Wichtleins gelöst - und ruck - und zuck - hatte er seinen ungebetenen Gast, der sich immer noch nicht gegen diese Behandlung wehrte, an Händen und Füßen gefesselt. Was nun tun? Herr Fischer kratzte sich am Hinterkopf, überlegte etwas und lächelte dann spitzbübisch. Er tippte der sacklinnenen Gestalt mit dem Zeigefinger vor die Brust, worauf diese zu Boden fiel und ver­schwand dann in seinen schmucken Häuschen.
Nach einigen Minuten - es können auch etliche mehr gewesen sein -erschien Herr Fischer wieder in der Haustür und ging über die Steinplatten herunter auf den gepflegten Rasen. Ging? Nanu - Herr Fischer watschelte auf den Fersen, als ob... Ach so, Herr Fischer hatte seine bequemen Sandalen mit Spikes vertauscht, diesen Nagelschuhen, wie sie Sprinter und andere Leichtathleten benutzen. Klar, daß er auf den Steinplatten etwas Mühe mit dem Gehen hatte.
Herr Fischer, mittlerweile hatte er den weichen Rasen erreicht, ging auf das verschnürte Bündel zu und tippte ihm mit der Schuhspitze in die Seite. Es zuckte etwas zusammen, mehr an Reaktion war nicht zu beobachten. Herr Fischer entfernte sich einige Schritte von seinem hilflosen Opfer, vielleicht sechs Meter, ein paar Zentimeter mehr oder weniger, drehte ihm den Rücken zu. Er markierte die Stelle, an der er jetzt stand, setzte sorgfältig einen Fuß vor den anderen, die Ferse des einen Schuhs exakt an die Spitze des anderen Schuhs ansetzend. Seine Lippen bewegten sich stumm, als würde er zählen.
Als er die festgelegte Zahl Schritte zurückgelegt hatte, hielt er inne, markierte wiederum die Spitze seines vorderen Fußes. Die Messung war beendet, Herr Fischer entspannte sich etwas, drehte sich dann langsam wieder um und setzte die Spitze seines linken Schuhs exakt an die Markierung. Er holte noch einmal tief Luft und wippte dann, den rechten Fuß etwa einen halben Meter nach hinten versetzt, von den Fersen auf die Zehenspitzen abrollend und wieder zurück, ei­nige Male mit leicht vorgebeugtem Oberkörper hin und her.
Beim dritten (oder vierten??) Vorwippen verlagerte er den Körperschwerpunkt nach vorne, riß den rechten Arm und das rechte Bein ange­winkelt hoch. Mit immer schneller und länger werdenden Schritten gewann er an Boden, spurtete er über den weichen, federnden Rasen. Sein rechter Fuß erreichte die erste Markierung, das rechte Bein streckte sich, er riß die Arme hoch und sprang ab. Hohlkreuz, die Beine gegrätscht und mit kräftigem Schwung weit nach vorne gerissen.
Mit den spitzen Dornen seiner Schuhe voran landeten seine Füße genau an jener Stelle, an der sich der Kopf des seltsamen, gefessel­ten Wesens befand. Eine athletische Präzisionsleistung.
Ein dumpfes Geräusch, einem gedämpften Knall ähnlicher als einem Knirschen, als die Dornen sich durch Sackleinen und was weiß ich hindurch in die saftige Erde bohrten. Herrn Fischers Oberkörper wurde von seinem eigenen Schwung nach vorne gerissen und rollte, lange Übung verratend, über die rechte Schulter ab.
Herr Fischer, der solche athletischen Übungen nicht mehr gewohnt war, rappelte sich auf in Hockstellung, verschnaufte etwas und besah sich sein Werk. Herr Fischer spürte, wie eine Gänsehaut eiskalt über seinen Rücken kroch und jede Haarwurzel ein winziges Hügelchen auf seiner Haut bildete. Mit angehaltenem Atem, zwischendurch immer wie­der krampfhaft nach Luft schnappend, krabbelte Herr Fischer auf den Sack zu. Mit spitzen Fingern ergriff er die schlaff zusammengefalle­ne Kapuze an ihrem obersten Zipfel und zog sie zur Seite, weg vom Rumpf seines Opfers.
Nichts. Kein Kopf, kein zerschmetterter Schädel, kein Blut, keine Spuren. Nichts. Nur die schlaffe, leere Kapuze. Herr Fischer hob das Fußende der Kutte, die den Unbekannten umhüllt hatte, an, warf einen Blick hinein und sah das Innere eines leeren Sackes, nichts sonst. Keinen Körper, keine Überreste, keine Spuren.
Langsam und mit einem Male ohne jede Energie erhob sich Herr Fischer aus der Hocke und blieb einige Minuten wie erstarrt stehen. Er blickte auf die beiden einfach geschneiderten Kleidungsstücke aus grobem Sackleinen herab, fuhr sich mit der rechten Hand über die Augen, als könnte er damit alles wegwischen und drehte sich dann um, mit müden Schritten auf seinen Stuhl zugehend.
Er nahm Platz, löste die Schnürsenkel und streifte die Sportschu­he von seinen Füßen. Er hob die Zeitung wieder vom Boden auf, fingerte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an, tief inhalie­rend. Und während er las, rauchte und zwischendurch einen Schluck Cognac trank, entkrampfte sich sein Körper. Herr Fischer hatte es sich wieder gemütlich gemacht und genoß das wohlverdiente Nichtstun.

Ein Rascheln.

Das Einzige, das ich zu meiner Entschuldigung vorbringen kann ist der Umstand, daß ich die Geschichte im Alter von umra 15 Jahren geschrieben habe.

VibratorInnen

Ich glaub ja, daß kaum noch Frauen einen Mann heiraten würden, wenn Vibratoren Rasen mähen könnten.

Baatsch

Jene Menschen, die lediglich auf eine eher kurze Vergangenheit zurückblicken können - erfahrungsgemäß gilt das vor allem für jüngere Leute - werden sich nicht mehr an den "Kirmesmörder" Jürgen Bartsch erinnern können.
Meine Erinnerung ist deutlich besser, ich kenne die Geschichte noch aus den zeitgenössischen Gazetten, Bartschens Geschichte war ein wesentlicher Grund für meine Entscheidung, Psychologie zu studieren. Bartsch war gerade mal 4 Jahre älter als ich, seine Opfer ungefähr in meinem Alter. Ich wollte verstehen, was in einem Menschen vorgeht, der so was macht. Ohne lange drum rum zu reden: Ich weiß es bis heute nicht, nicht wirklich jedenfalls.
Von 1962 bis 1966 ermordete Bartsch vier Buben im Alter von 8 bis 13 Jahren, das fünfte Opfer konnte sich befreien, wenige Tage später wurde Bartsch verhaftet. Beim ersten Mord war Bartsch gerade mal 15 ½ Jahre alt. "Das Gericht betrachtete Bartsch als voll zurechnungsfähigen Erwachsenen und verurteilte ihn am 15. Dezember 1967 zu lebenslanger Zuchthausstrafe." Wikipedia
"Um dem lebenslangen Aufenthalt in der Psychiatrie zu entgehen, beantragte Bartsch daraufhin seine Kastration. (...) Die Narkose erfolgte - wie 1976 an kleinen Krankenhäusern oftmals noch üblich – ohne Anästhesisten, nur unter der Verantwortung des Operateurs. Bei der Narkose kam es zu einer Verwechslung zweier Chemikalien, so dass das Mittel Halothan durch Verwendung eines dafür ungeeigneten Methoxyfluran-Verdampfers zehnfach überdosiert wurde. Als Folge davon erlitt Bartsch nach der erfolgreichen Operation einen tödlichen Kreislaufzusammenbruch. Ein ähnlicher Fehler war dem behandelnden Arzt bereits zuvor unterlaufen. (...) Jürgen Bartsch wurde in Essen ohne Angabe von Namen oder Lebensdaten erdbestattet." Wikipedia
Wer sich das obige Photo genauer anschaut, dem ist klar, daß Bartsch mitnichten 1976 gestorben ist. Unter dem Namen Gus Backus
startete er eine Karriere als Schlagersänger und überlebte seinen Tod um viele Jahre. Wer glaubt, daß "Gus Backus" im Februar dieses Jahres in Germering bei München gestorben ist, der glaubt auch, daß Jürgen Bartsch in Wirklichkeit der King war.

Besonders scharfsinnige Denker, zu denen üblicherweise auch ich gezählt werde, behaupten, diese Ähnlichkeiten kämen daher, daß die jungen Männer in den sechziger Jahren alle gleich ausgeschaut haben.
Der junge Mann links behauptet jedenfalls, er habe seinerzeit ausgesehen wie der junge Mann rechts.
Und damit der Blogbeitrag nicht auch noch in Alberei endet:
Nachruf auf eine Bestie (Ein preisgekrönter Dokumentarfilm über Jürgen Bartsch aus dem Jahr 1983; absolut empfehlenswert)
Aufgeklärt! Die Lust am Töten - Jürgen Bartsch Diese ZDF-Dokumentation kenne ich noch nicht, es könnte auch ein Scheisendreck sein.
P. S.: Die Überschrift ist eine Hommage an den Geburtsort Essen von Jürgen Bartsch. Der Ruhrpottler hat es nicht so mit dem Buchstaben "r" nach einem Vokal, da wird aus der "Wurrrst" gerne mal eine "Wuaß". Oder aus dem Barrrtsch ein Baatsch.
Außerdem finde ich so die Idioten heraus, welche die Schreibweise "Baatsch" monieren, weil sie zu faul waren, den Blogbeitrag zu Ende zu lesen und ihn trotzdem kommentieren.

Rüpeleien

Eigentlich könnte ich stolz sein. In den Blogs Tschau mit Au und Die schwarze Milch der Frühe wird derzeit ein Gewese um mich gemacht, das an Personenkult erinnert.
"Schon der Kollege Jesus mischte sich unter die Zöllner, die Huren und Nullraffer und predigte zu ihnen. Von Jesus lernen heißt siegen lernen!"
So werde ich zitiert und dann geht's weiter:
Jaha, der Kollege Jesus hatte ja auch die Weltrettungsmission auf der Agenda und liess sich dafuer verheizen. Du dagegen bist nur ein alter Berufspsycho (hattu gesagt neulich irgendwo), der seine vermeintliche Intelligenz gerne vor fuf-Schweinen produziert, die ihm widerlich sind, ohne die er nicht auskommt, um sie dann in typisch theodisch-verbaler Weise abzuschlachten. Theoman, Du hast von Jesus garnix gelernt, ich glaube fast, Du hast ueberhaupt nix gelernt. Ausser vielleicht, irgendwelche alte Klamotten von toten weissen alten Maennern zu erwahenen, zu zitieren oder sonstwas damit zu machen, in der Hoffnung, die dummen fuf-Schweine zu taeuschen, und sie dazu zu bringen, Paul Celan's Genie DIR altem Psychowichser anzurechnen. So wird aus einem verbitterten alten Rentner Oppa eine Intelligenzbestie.
Du merkst die Linie? Kein Beweis, kein Beleg, noch nicht mal eine inhaltliche Behauptung, stattdessen Injurie pur.
Ein "Berufspsycho", ein "alter Psychowichser", ein "verbitterter alter Rentner Oppa", der "überhaupt nix gelernt hat".
So stand das da, am vorvorletzten Sonntag. Ich dachte, mach mal nix, schau erst, was die Moderation mit diesem Leckerbissen an Regelverstoß macht. Noch ist Wochenende, noch ist keinem was aufgefallen, sagte ich mir.
In den folgenden Tagen passierte nichts, die Moderation war zwar wieder im Amt, gemeldet hat ihr den Kommentar von User Dingsbums (Name von mir geändert; T. R.) aber anscheinend keiner. Ich selber würde eher dem Deibel den Ars küssen als so einen Kommentar zu melden. Zu groß wäre mir das Risiko, daß dieser Kommentar gelöscht würde. Ich aber - merkt das wohl - möchte, daß der Kommentar stehen bleibt bis zum Jüngsten Tag. In drei Tagen, wenn sowieso jeder schon wieder alles vergessen haben wird, könnte man mir sonst vorwerfen, ich hätte all dies erfunden und die zitierten Sprücherl hat's nie gegeben. Und die anderen Rüpelkommentare auch.
Der Mann scheint echt kein Leben zu haben, wenn er am Sonntag... Quelle
Ich glaube, er hat in letzter Zeit Schweres durchgemacht. Er dreht jetzt doch zusehends ab. Es war mal weniger schlimm mit ihm. Quelle
"So wird aus einem verbitterten alten Rentner Oppa eine Intelligenzbestie" - eine Transformation, die einem die Gunst knackiger Mulattinnen mittels seiner für Drittweltverhältnisse sicherlich sehr üppigen Bezüge aus Germoney erwerbenden Lustgreis wohl auf ewig verwehrt bleiben wird. Nix für ungut, dirty old man, kannst ja manchmal auch ganz witzig sein. Quelle
"...der Oppa (...) macht sicher grad Schweres durch. Vielleicht muss er seit Juni Rentensteuer zahlen, oder hat sich mim Spazierstock in's Huehnerauge gestochen oder seine Olle hat die Pornosammlung in der Gartenlaube entdeckt und will jetzt mit ihm zusammen immer "Black Monster Cocks in White Asses" gucken." Quelle
"Obwohl, es gibt ja Renten, jenseits der 2000 EU, welche die von Dir beschriebenen Verhaeltnisse ermoeglichen. 'S hat etliche Oppas in dieser Situation hier." Quelle
Normalerweise ist das nur in der Oper so, aber manchmal bricht auch im Richtigen Leben der Wahnsinn durch:
"es rieht der Rieh vor dem rosa Vieh wie nie. Hybris in Täbris mit Teppich dahinfliegt." Quelle
Lauter hochpersönliche Angriffe, ohne jeglichen sachlichen Bezug und teilweise unter der Gürtellinie. Und mir wurde schon ein Kommentar gelöscht, weil ich Herbert Erregger als HIV-Erreger tituliert hatte. Das ist keine Beleidigung, sondern eine - zugegebenermaßen alberne - Sprachspielerei. Auch beim Magister Cvrkal hat's mich erwischt, weil ich seinen Namen germanisiert hatte und ihn mit "Zwirkerl" angesprochen hatte.

Samstag, 10. August 2019

Josef Hader und die schlimmen Ausdrücke

Vor einigen Jahren hat der österreichische Kabarettist Josef Hader in der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität sein Programm "Hader spielt Hader" aufgeführt. Der Auftritt wurde seinerzeit vom Österreichischen Rundfunk gesendet und die Aufzeichnung ist bei YouTube zu finden.
Ziemlich am Anfang seiner Show sagte Hader:
"Sie merken, glaub ich, schon ein bißl die Richtung des heutigen Abends. Eher besinnlich, heiter nachdenklich. Ein Abend, wo ruhig auch ältere Leute hinkommen können, 'ficken, ficken, ficken" wird praktisch überhaupt nicht vorkommen. Außer aamoi kurz 'ficken' und damit hamma des Thema erledigt."
Ich habe mir das angehört und leicht gegrinst. Ja, ja die älteren Leute, die so leicht pikiert sind. Gemerkt habe ich nichts, erst mit erheblicher Verzögerung ist mir aufgefallen, daß ich inzwischen selber ein älterer Leut bin. Und ich zucke nicht pikiert zusammen, wenn einer schlimme Wörter verwendet. Und wenn ich es recht bedenke, dann geht meine Generation ausgesprochen locker, fast leichtfertig mit Schlimmen Ausdrücken um.
Schlimme Ausdrücke, wie etwa das besagte "ficken" läßt heutigentags nicht mehr die älteren Herrschaften zusammenzucken - die Älteren Herrschaften von heute sind die Rock'n-Roller, die Beatles- und Stones-Generation, die 68er -, sondern die jüngeren Leute aus den bildungsnahen Schichten. Wir alten Säcke haben seinerzeit die schlimmen Ausdrücke, wie etwa... Aus Rücksicht auf die jungen Leute erwähne ich kein Schlimmes Wort mehr. Was ich sagen will: Früher, mei früher, als wir noch jung waren, wurden wir von unseren Eltern und Großeltern zurechtgewiesen, wenn wir Schlimme Ausdrücke verwendeten (was unsere Lust, besagte Ausdrücke zu verwenden, ins Gigantische steigerte), heute sind es unsere Kinder oder Enkel (1), die uns zurechtweisen. "Mäßige, Alter", so rügen sie uns, "deine Zunge."
Säusle klein, säusle fein
Die Welt soll doch harmonisch sein.
Die Welt ist natürlich nicht harmonisch, sie war es nie. Zu Zeiten unserer Jugend war sie natürlich harmonischer als heute, was aber auch nur eine Illusion ist. Wahrscheinlich verführt eine aus den Fugen geratene Zeit dazu, sich eine harmonische Sprache zu erfinden, weil dann die Welt in schönerem Licht erglänzt.
Ich spreche mir die Welt,
widde, widde, witt
So wie sie mir gefällt.
Pippi Langstrumpf als Leitphilosophin unserer Zeit. Das heißt, sie könnte es sein, wäre ihr Vater nicht ein Negerkönig. Man sagt heute nicht mehr "König".


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(1) Oder die, die es vom Alter her sein könnten.

Frauenquote

Paß auf, Erwin, paß du bloß auf! Mit Frauen und dergleichen Zeug ist in diesen Tagen des Feminismus nicht zu spaßen.
Einerseits ist alles, wodurch Frauen oder so Zeug beleidigt sein könnten, streng verpönt. Andererseits ist es Stand der Wissenschaft, daß es eh keine Männer und keine Frauen gibt, sondern vielmehr alles Mögliche dazwischen.
Es gibt gar keine Frauen, Erwin.
Ja, Herrgottsnein, wie berechnet sich dann die Frauenquote?

Donnerstag, 8. August 2019

Der Zusammenhang zwischen Schönheit und Geld,...

...man kann auch Ästhetik sagen

Stell dir mal vor, du würdest auf dem Heimweg vom Einkaufen unter einem schattigen Baum Rast machen und dir fiele ein Ast auf den Kopf. Nach dem Aufwachen stelltest du - wie einst der 'Yankee aus Connecticut' von Mark Twain - fest, daß du im Mittelalter gelandet bist. Du kämst in bunten Trainingshosen mit Rallyestreifen und einem rotem, mit der Mona Lisa bedruckten T-Shirt an einen Fürstenhof, in der Hand eine Einkaufstüte aus Plastik, darin einige Plastikflaschen mit Coca-Cola und eine simple Malerfolie zum Abdecken der Möbel.
In einer Welt, in der die Gewinnung von Farben, vor allem von kräftigen, beständigen Farben eine ungemein schwierige und teure Angelegenheit ist, wirst du mit deinen bunten Hosen großes Aufsehen erregen. Das Rot deines T-Shirts weist dich als Fürsten oder superreichen Menschen aus, denn Rot ist nicht umsonst die Farbe der Könige gewesen - Farbe aus der Purpurschnecke war extrem teuer. Das T-Shirt mit der Mona Lisa muß auf den mittelalterlichen Menschen wie ein handgemaltes Bild wirken, anders kann er sich das nicht erklären. Da trägt einer das Gemälde eines echten und wahren Meisters ganz einfach als Hemd spazieren! Die Plastiktüte - kannst du dir vorstellen, was für einen Eindruck dieses zarte, leichte und dennoch so kräftige Material machen muß, verschwenderisch mit kräftigen Farben bemalt? Und nun gar die Malerfolie, dieses wirklich hauchzarte, durchsichtige Material, das dennoch vergleichsweise reißfest ist? Die Plastikflaschen aus diesem ultraleichten, fast körperlosen Glas - absolut phantastisch, herrlich, wunderbar. Vom Coca-Cola mit seiner extremen Süße, zu einer Zeit, da die begehrte Geschmacksrichtung 'süß' nur mit Honig und Früchten zu haben war.
Diese Art von unglaublich feiner und ätherischer Schönheit, die wir gar nicht mehr wahrnehmen, wäre für einen mittelalterlichen Menschen gar nicht oder nur mit ungeheurem Aufwand an Geld (sprich: Arbeitszeit und Geschicklichkeit) herstellbar. Also muß im Verständnis eines mittelalterlichen Menschen einer, der über so was verfügt, ein ungeheuer reicher und mächtiger Mensch sein. Das wäre ich auch gerne. Ach, wie schön ist der gekleidet und welche überirdisch schönen Dinge trägt er bei sich!
Für eine dieser hauchdünnen, nahezu voll durchsichtigen Maler-Abdeckfolien hätte man dir in den alten Zeiten nahezu jeden Preis bezahlt, so vernarrt wäre man in dieses phantastische, wunderschöne Material gewesen.
Was ich sagen will: Schönheit ist keine Sache, die unabhängig von meiner sozialen Umwelt existiert, sie ist sozial und - ja, auch - ökonomisch bestimmt. Dinge sind schön, weil sie selten sind und weil sie selten sind, sind sie schwer zu erlangen und also teuer. Und weil sie teuer sind, kann man damit angeben, man streicht durch ihren Besitz seinen sozialen Rang heraus. Geld macht (wie Brecht einst schrieb) nicht nur sinnlich, sondern auch schön.
Noch nicht mal die Natur ist voraussetzungslos schön, einfach so. Die Schönheit der Natur kostet zwar zunächst nichts, der Bergwald steht da, ist von selbst entstanden, ist - zumindest ganz weit oben - auch von niemandem weiter gepflegt worden, was Kosten verursacht hätte. Und der Mensch früherer Zeit hat tatsächlich keinen Blick für die Schönheit der Natur gehabt. Ein Begriff wie 'Landschaft' im Sinne von: 'landschaftliche Schönheit an sich' ist eine Erfindung des späteren 18. Jahrhunderts.
Der Bergbauer, dem der Berg, der Bergwald, der Gletscher ständig vor der Nase steht, wird deren Schönheit nicht weiter empfinden. Für ihn ist der Gletscher, der Bergwald eine Bedrohung, von welchem aus im Winter Lawinen herunterdonnern können. Für den Handeltreibenden, den Kriegsmann (nahezu die einzigen, die früher gereist sind) sind die Alpen zunächst nichts anderes als eine ungemein lästige und - vor allem im Winter - gefährliche Barriere zwischen Süddeutschland und Oberitalien.
Je weiter die technische Zivilisation fortgeschritten ist, desto mehr ist es gelungen, die Natur zu zähmen oder doch nach Belieben zu formen. Mit dem Beginn der bürgerlichen Kultur ist der Mensch in großem Maßstab in die Städte gezogen, dort, wo Natur nicht mehr zu haben war, auf jeden Fall nicht mehr zum Nulltarif. Ein Garten mit Wiese und Bäumen ist in der Stadt eine rare Kostbarkeit, die gigantische Natur draußen ist nur noch mit Mühen und Kosten zu erreichen.
Die romantische Wertschätzung der Natur ist nicht ohne Grund erst dann entstanden, als diese Natur im Zuge der heraufkommenden Industrialisierung mehr und mehr zurückgedrängt worden ist. Der verbliebene Wald war schön ab dem Moment, da in einigen Wäldern Fabriken entstanden, die das Holz des Waldes verfeuerten und so den Wald zerstörten.
Es gab mal eine Zeit (in den fünfziger Jahren), da waren die Leute ganz wild auf Nyltest-Hemden und Nylonstrümpfe. Diese Sachen waren so begehrt und galten als so schön wie Vergleichbares aus Seide.
Ich glaube, mich zu erinnern, daß seinerzeit für kurze Zeit Nylons sogar noch begehrter waren als Seidenstrümpfe. Aber gut, ich kann mich im Detail auch irren. Ich war seinerzeit um die 8 Jahre rum, mein Interesse an Damenbeinen und den zugehörigen Nylonstrümpfen war noch nicht sonderlich ausgeprägt.
Innerhalb ganz kurzer Zeit gelang es dann, Plastikgegenstände in hohen Stückzahlen und damit sehr billig herzustellen, der Zauber dieses Werkstoffs war damit ein für alle Mal dahin. Ein Plastikglump halt.

Altwiener Kaffeehaus

Der Österreicher im allgemeinen und der Wiener im besonderen liebt das Kaffeehaus. Was die Österreicherin im allgemeinen und die Wienerin im besonderen aber gar nicht - und zwar im Sinne von überhaupt nicht und unter gar keinen Umständen - mögen ist der Kaffee. Aber, wird mir jetzt der Safranek-Poldi widersprechen, wir Österreicher schütten doch Tag um Tag Unmengen Kaffees in unseren Kopf.
Schon.
Aber der Österreicher kippt Milch oder Sahne - geschlagen oder nicht - in jeder nur denkbaren Konzentration in seinen Kaffee und ist auch noch stolz auf seine "elendslangen Kaffeekarten, selbstverständlich mit Farbauswahl". Mit viel Phantasie und akribischer Kombinatorik - so vermute ich - verändert der Österreicher seinen Kaffee so weit, daß dieser nicht mehr so widerlich nach Kaffee schmeckt.
Die Schwarze Theorie erklärt das damit, daß der in Österreich erhältliche Kaffee so minderwertig sei, daß man ihn überhaupt nur mit Milch oder Sahne ertragen könne.
Wovon ich immer träume: In das großartigste Kaffeehaus der großartigen Stadt Wien gehen und dort einen Kaffee bestellen. "Was für einen Kaffee wünschen Herr Baron?" frägt mich die Kellnerin und ich antworte großkotzig: "Einen Kaffee, NUR Kaffee, den Schlagobers könnens der Kaffeehauskatze servieren." Die Kellnerin ruft daraufhin die Gendarmerie, welche mich als Randalierer bezeichnet und aus dem Lokal schleift. Während des Schleifens gröle ich das Lied vom Wein, der immer noch sein werde, wenn ich schon längst nicht mehr wäre.
Meine Oma hat in ihren alten Jahren übrigens ausgeschaut wie der alte Hans Moser. Ich hab als Kind geglaubt, sie wär seine Schwester. Ha - lo!
Das Altwiener Kaffeehaus - man muß den entsetzlichen Fakten ins Antlitz blicken - gibt's schon länger nicht mehr. So manches Neuwiener Kaffeehaus schaut zwar aus, als wäre es altwienerisch, aber es ist nur ein Museum ohne Personal. Es sitzt kein Anton Kuh mehr drin, kein Peter Altenberg, kein Egon Friedell, kein Karl Kraus, kein Alfred Polgar und kein Friedrich Torberg sowieso nicht. Heutzutage hätte ein Kaffeehausliterat keinen Notizblock mehr vor sich liegen, sondern einen Laptop. Es sitzen zwar viele mit Laptop da, aber wenn du einen Seitenblick riskierst stellst du fest, daß die dort nur ihre Geschäftsberichte schreiben. "Heute, lieber Scheff habe ich wieder drei Familien ins Unglück vertragisiert. Deine Firma blüht, meine Provision erfreut mich, aber die drei Familien werden über's Jahr elender leben müssen als drei Flüchtlingsfamilien aus Sürijen. Es lebe der Kapitalismus!"
In Regensburg gibt es bis heute ein Café, das ausschaut wie ein Altwiener Kaffeehaus. In dem Haus hatte einst Kaiser Karl V. genächtigt und die Regensburger Bürgerschaft hat ihm die Jungfer Barbara Blomberg ins Bett gelegt, zum gefälligen Gebrauch. Der Kaiser machte Gebrauch von der Jungfer und diese gebar nach der üblichen Frist einen Knaben namens Don Juan d'Austria, der in der Seeschlacht bei Lepanto das Abendland vor den Türken rettete. Vorerst jedenfalls.
Inzwischen, wir wissen es alle, hat der Türke, der Moslem allgemein das Abendland besetzt und wird uns in Kürze alle ermorden.

Selbsternanntes Arschloch

Da schrieb einst einer einen Blogbeitrag mit dem Titel "Selbsternannte Tierschützer nerven", eine andere legte mit ihrem Blogbeitrag "Selbsternannte Lebensschützer - Ein Tagungsbericht" nach. Anno seinerzeit war im Zusammenhang mit dem Tortenattentat auf Jürgen Trittin in nahezu sämtlichen Medien und absolut gleichlautend von der "selbsternannten Vollzeitaktivistin Hanna Poddig" die Rede, so als wäre "Vollzeitaktivistin" eine Amtsbezeichnung wie etwa "Bundespräsident" oder "Sparkassenfilialdirektor".
So ganz allmählich geht mir diese selbsternannte Rhetorik gewaltig auf den Senkel. Das Wort "selbsternannt" bedeutet nämlich genau besehen nichts. Gar nichts.
Es gibt keinen Titel "Tierschützer", den mir irgendeiner verleihen könnte, auch nicht der Bundespräsident. Niemand - im Sinn von "keiner" - kann mich zum "Lebensschützer" oder "Vollzeitaktivisten" ernennen.
Leute, die einem auf den Geist gehen, als "selbsternannt" zu bezeichnen täuscht eine Argumentation vor, wo es sich in Wirklichkeit um eine pure Beschimpfung handelt. Da ist mir, ehrlich gesagt, "Arschloch" lieber, da wird wenigstens nichts vorgetäuscht, das ist Injurie pur.

Freitag, 2. August 2019

Meinungsfreiheit und Internet

Als Jürgen Habermas vom "herrschaftsfreien Diskurs" träumte (ich glaube, es war in den Sechzigern), war es wirklich nicht mehr als ein Traum. "Herrschaftsfreier Diskurs" hieß, daß du diskutieren kannst und kein A-loch [1] hat die Möglichkeit, dir den Saft abzudrehen. Okay, am Stammtisch beim Unterwirt konntest du damals schon ziemlich unbehelligt sagen, was du meinst. Zumindest solange, bis der Wirt "Sperrstunde" rief. Aber sonst? Du konntest einen Leserbrief an die Zeitung schreiben, gewiß, doch ob der je gedruckt werden würde, wußten einzig Gott, der Henker und die Redaktion.
Dann kam das Internet und man dachte, jetzt wäre jeder sein eigener Axel Caesar Springer, jetzt könne jeder seine Meinung der Mit- und Nachwelt hinterlassen. Aber wenn dich in deinem Blog nur 3 Leute zur Kenntnis nehmen ist das eher wenig, an guten Tagen hattest du früher beim "Unterwirt" mehr Publikum.
Und dann kann dich natürlich jeder, wo 1 Sörwer hat, jederzeit auch wieder von diesem Sörwer runterschmeißen, dann schaust du blöd. Das heißt, du bist im Internet so ziemlich genau das arme, machtlose Schwein, das du zuvor als Abonnent der Heimatzeitung gewesen bist.
Einen Vorteil aber hat das Internet, nämlich für die, wo einen Server haben oder über die Server anderer gebieten können.
1948 hat George Orwell den Roman "1984" veröffentlicht, einen Roman über eine Zukunft, die uns inzwischen längst Vergangenheit geworden ist. Und es ist alles noch viel schlimmer gekommen, als es Orwell einst erdüstert hat.
Wie auch immer... Im Roman gibt es eine Riesenabteilung im Wahrheitsministerium, die sich ausschließlich damit beschäftigt, alte Dokumente und Zeitungen der jeweiligen aktuellen politischen Lage anzupassen. Aus propagandistischen Gründen tut man so, als sei die jetzige Situation immer schon so gewesen.
Damals mußte man (bei Orwell) Unmengen von Zeitungen und Büchern anpassen und dann neu drucken und in die Archive geben, um die Vergangenheit der Gegenwart anzupassen. Mit den elektronischen Medien wurde das Geschäft für Geschichtsfälscher deutlich einfacher. Eine elektronische Datei ist sehr viel einfacher und spurenloser zu verfälschen. Es brechen großartige Zeiten für Geschichtsfälscher an, genau besehen haben sie bereits begonnen.



[1]     Bei uns daheim in Niederbayern hat man im Wirtshaus öfter mal das Lied gesungen: "Mach's A-Loch zu, mach's B-Loch zu, mach's A-Loch, B-Loch auf und zu." Gemeint waren damit die Tonlöcher der Klarinette. Und es waren die Sudetendeutschen, die das Lied sangen, nicht die 1-Heimischen.

Die schwarze Milch der Frühe

Das Gedicht "Todesfuge" von Paul Celan gilt vielen Literaturwissenschaftlern als das deutschsprachige Gedicht des 20. Jahrhunderts. Ein reimloses Gedicht, dennoch musikalisch. Es beschäftigt sich mit der Judenvernichtung der deutschen Nazis, entstand zwischen 1944 und Anfang 1945 und erschien zuerst im Mai 1947, in rumänischer Übersetzung.
Jetzt - wir leben in glorreichen Zeiten! - gibt's endlich  den Schokalad zum Holocaust.
Die vier neuen Sorten Darkmilk sehen aus wie normale 100-Gramm-Tafeln, wiegen aber nur 85 Gramm. Bei gleichem Verkaufspreis wie die normalen Milka-Schokoladen sind die Tafeln fast 20 Prozent teurer.