Montag, 25. September 2023

Vereinswechsel mit Hindernissen

Früher, als ich noch jung war und Helmut Haller vom Ballspielclub Augsburg zum FC Bologna (1962 - 1968) und später zu Juventus Turin (1968 - 1973) wechselte, gab es ein großes Gejammer in meinem Vaterlande. Man nannte Haller einen Mutterlands- oder Sonstwie-Verräter. Das Volk schäumte, der DFB  nicht minder, aber der Vereinswechsel als solcher ging relativ zügig über die Bühne.

40 Jahre später ging das nicht mehr so einfach, die Zeiten hatten sich geändert. Als wir damals nach Italien zogen, wollte mein Sohn, damals 11 Jahre alt, beim Verein Polisportiva Santa Maria mitspielen. Ja, das ginge schon, wurde uns beschieden, das ginge schon, aber dazu müßten wir eine Bescheinigung des TB Regenstauf vorlegen, daß er dort ausgetreten sei. (Mein Sohn hatte den Fragebogen dummerweise wahrheitsgemäß ausgefüllt. Die Wahrheit macht das Leben oft unnötigerweise ärgerlich. Und vor der Übersiedlung nach Italien hatten wir, was man uns nachsehen möge, andere Sachen im Kopf als die Austrittsbescheinigung des TB Regenstauf.)

Irgendwann kam die geforderte Bestätigung aus der Oberpfalz, die nun natürlich ins Italienische übersetzt und beglaubigt werden mußte. Die übersetzte und beglaubigte Bestätigung ging zum regionalen Fußballverband in Neapel, wo sie erst mal liegenblieb. Ci vuole pazienza (frei übersetzt: Nur net hudln) ist ein oft gehörter Satz in Kampanien. Irgendwann rief ich an und fragte nach, was denn los sei (damals war ich noch nicht so erfahren im Umgang mit den... äh, Eigentümlichkeiten des mezzogiorno). Oh, erhielt ich als Antwort, die in Neapel abgestempelte Bestätigung müßte nun noch nach Rom weitergeleitet werden, was offensichtlich bislang - unerachtet der vielen, vielen seither verstrichenen Wochen - noch nicht passiert war. Irgendwann, wir hatten schon kaum mehr damit gerechnet, kam dann der Brief aus Rom, daß mein Sohn jetzt in der Kindermannschaft ganz offiziell mitspielen dürfe.

Cristiano Ronaldo, nur vier Jahre älter als mein Jüngster, wär das - damals, also seinerzeit - wahrscheinlich genau so passiert.

Loyalität und Verrat

Im Zuge einer Internet-Diskussion

...ein Fähnrich hatte die Schnauze voll von den Gängeleien von dem Arsch aus Berlin, der fast nie an der Front saß und immer nur das Maul aufriß. Im "Kampf" verpasste er ihm aus 25 Metern einen Steckschuß in die linke Schläfe, der Mord flog nie auf, die Obduktionsbehörde war in dieser Zeit in Stalingrad weithin überfordert...

"Hmnja", schrieb ich dem Kommentator, "da machst du ein Riesenfaß auf: Loyalität und Verrat.

Als ich so etwa 12, 13 Jahre alt war, ermahnte mich meine Mutter eindringlich, ich sollte in meiner Blosn (auf Intellellendeutsch: peer group)  nicht alles mitmachen, was die machten. Sollte die Blosn die Grenzen des Anstands oder gar der Strafgesetze überschreiten, dann sollte ich nicht mitmachen, gegebenenfalls sogar die Blosn verraten. Nicht, daß diese Ermahnung nötig gewesen wäre, der Unfug, den meine Blosn gemacht hat, hielt sich sowieso im Rahmen des Altersüblichen. Hundskrüppeln (Hunzgrippe sagten wir im Dialekt) waren wir halt, manchmal.

Für meine spätere Entwicklung habe ich aus den Worten meiner Mutter den Schluß gezogen, daß ich meine Loyalität nicht bedingungslos verschenke. An Personen gegebenenfalls schon, an Institutionen, geschweige gar an's Vaterland niemals.

Früher, als die Wehrpflicht noch deine jungen Jahre verdüsterte... Ich rede von deiner Jugend,  denn meine Jugend verdüsterte die Wehrpflicht nicht. Bei der Musterung war ich als untauglich eingestuft worden, in meinem Wehrpaß steht Ersatzreserve II, ich weiß bis heute nicht warum. Zwei Jahre vor der Musterung bin ich noch mit meinen kurzen Beinchen die 100 m in 11,8 sec gelaufen. Wenn du als tauglich eingestuft worden bist, hat man dich eingezogen, wenn das Los auf dich gefallen ist und du nicht vor der Einberufung verweigert hast. Bist du dem Einberufungsbefehl nicht nachgekommen, hat man dich eingesperrt. Und irgendwann mußtest du den Treue-Eid auf die Bundesrepublik Deutschland leisten: Dem Vaterland treu dienen, tapfer kämpfen und so Zeug. Hast du dich geweigert, den Eid zu leisten, hat man dich auch eingesperrt. Wie wäre es, so grübelte ich damals, wenn ich den Eid unter Zwang zwar leistete, vorher aber zu Protokoll gäbe, den Eid nur unter Androhung von Gewalt zu leisten. Ich spräche zwar die Eidesformel, es müsse aber jedem klar sein, daß ich mich an diesen Eid nicht gebunden fühle. Den Eid leisten und ihn gleichzeitig verweigern. Nehmen Sie Ihren Klausurenblock heraus, machen Sie Ihre Handys aus, sie haben drei Stunden Zeit, die Frage zu beantworten und die Antwort zu begründen.

Explosive Tischdecke

Seit den ganz frühen Jahren stehe ich in dem Ruf, ein Traumichnicht, ein ängstlicher Mensch zu sein. Aber, sagt selbst: Muß in einer Plastiktischdecke für draußen wirklich TNT enthalten sein und dann gleich 10 %. Ich mein, das wäre ja fast so als würde man Nitroglycerin in der Apotheke verkaufen.

Von den Letzten Worten

Als ich noch der Waldbauernbub war, wollte ich eine zeitlang den Moment des Einschlafens bewußt erleben. Ich hab's damals fast geschafft, bin aber jedes Mal Sekundenbruchteile vor dem Einschlafen  eingeschlafen.

​Der Tod sei - so sagt ein altes Scherzwort - der Bruder des Schlafes, in der griechischen Mythologie ist Hypnos der Gott des Schlafes; sein Bruder ist Thanatos, der Gott des Todes. Derzeit grübele ich über die für mich passenden Letzte Worte nach, also so was wie das bekannte "Mehr Licht!" von Altmeister Goethe. Führende Goethologen meinen allerdings, der Meister habe "Mer licht hier so unbequem" gesagt, sei aber wegen des sterbensbedingten Nuschelns von den Weimaranern - des hessischen Dialektes unkundig - mißverstanden worden.

In den dunklen Momenten rabenschwärzester Depression denke ich mir ohnehin, es werde die Wahl meiner Letzten Worte so was von wurscht sein. Denn siehe, im Augenblick meines Hinscheidens, wenn das Leben sekundenkurz an mir vorüberrollt, ehe es verlischt wird höchstwahrscheinlich eh kein Schwanz da sein, meine Letzten Worte zu protokollieren.

Eine Frau - wer sonst? - schrieb mir mal "Mal ehrlich, was nützen dir die schönsten eigenen letzten Worte, wenn du nachher tot bist?"

Anschließendes Totsein ist natürlich der Nachteil bei der Geschichte mit den Letzten Worten, obwohl es Leute gibt, die behaupten, es werde Zeiten geben, in denen die Lebenden die Toten beneiden würden. Wie auch immer: Wenn ich Letzte Worte flüsterte und dann nicht stürbe, würde ich disqualifiziert und man würde noch eine Ewigkeit lang über mich spotten "Kein Gespür für's Timing, der Mann".

Von Machiavelli ist folgende - höchstwahrscheinlich erfundene - Anekdote überliefert: Auf dem Sterbebett nimmt ihm der Priester die Beichte ab und meint dann, er solle jetzt den Teufel und all seine Werke verfluchen. Machiavelli soll angeblich den Kopf geschüttelt und gesagt haben: "Dies ist nicht der Moment, sich Feinde zu machen."

Im übrigen merke ich an: Letzte Worte werden nur dann von dir überliefert oder dich betreffend erfunden, wenn du ein Mindestmaß an Bekanntheit erreicht hast, Prominentsein ist für uns Menschen der einzige Weg, unsterblich zu werden. Prominent kannst du werden, wenn du dir den Nobelpreis für Physik ergeierst, sicherer ist es hingegen, wenn du dir vor laufender Kamera irgendwelche Schwänze in Möse oder Mund stecken läßt.

Sexuell erregend

 "Ob der Körper einer Frau sexuell erregend ist, kann man(n) in Sekundenbruchteilen sagen..." schrieb einst einer der vielen Großdenker auf "Fisch und Fleisch".

"Sexuell erregend" ist relativ. Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre las ich in der Süddeutschen Zeitung, man habe einen Gehilfen der Anatomie der Ludwig-Maximilians-Universität München verhaftet, weil sich dieser in der Silvesternacht und anläßlich der gleichnamigen Trunkenheit an der Leiche (!) einer 83(!)jährigen Frau vergangen hat. Das heißt, so alt und so tot  kannst du als Frau gar nicht sein, daß du vor männlicher Nachstellung sicher wärst.

Häßlich, ich bin so häßlich, so gräßlich häßlich, ich bin der Haß!

Ham Sie des gwußt, daß Friedrich Merz, der heutige Vorsitzende der CDU, in jungen Jahren sein Geld als Jodelkönig verdienen mußte?

Die Wenigsten wissen des. Jetzt wissen's ein paar mehr.

Erwin Pelzig - Der wunde Punkt

Mit den Jahren wird er immer besser, vor ein paar Tagen hatte er ein Anderthalbstunden-Programm im ZDF.

Anschauen, unbedingt!

Sonntag, 17. September 2023

Caffè a Napoli

Als ich noch in Italien lebte, gut 100 km hinter Neapel, habe ich für einen Espresso 800 bis 900 Lire bezahlt, das waren seinerzeit so ca. 80/90 Fennje. In Deutschland habe ich zu dieser Zeit - in den Neunzigern - bereits deutlich über eine Mark bezahlt. Heute zahlst du in Deutschland fast 2 Euro für das Getränk.

Im August war ich in Italien, auf dem Flughafen (!) Neapel - also dort, wo alles extra viel kostet - haben sie mir 1,30 Euro für einen Espresso abgeknöpft.

Da trifft es sich, daß ich vor wenigen Monaten in einem Podcast gehört habe, Italiener seien oftmals sehr stolz darauf, daß der Espresso bei ihnen so preisgünstig sei. Ein italienischer Journalist - so wurde hinzugefügt - habe allerdings gemeint, die Preisgünstigkeit italienischen Caffès liege daran, daß italienischer Kaffee im Regelfall von gottserbärmlich schlechter Qualität sei. Das ist frech, das ist diskriminierend, klar; aber es stimmt natürlich. Espresso ist wahnsinnig stark, hundsgemein im Geschmack und alles in allem ordinär, das erwarte ich. So muß ein Espresso sein, das pure Gift.

Bestialität statt Humanität!

Gewalt, also innerartliche Aggression, ist beim Menschen sehr viel virulenter als bei jedem anderen Raubtier. Als mein Hund, ein Rüde, ein gutes Dreivierteljahr alt war, ist ein anderer Rüde ähnlichen Alters in unser umzäuntes Grundstück eingedrungen [1], hat also das Revier meines Hundes eklatant verletzt. Als ich das bemerkte war ich besorgt, ich erwartete heftigste, womöglich blutige Revierkämpfe. Was ich vorfand war, daß die beiden Rüden (die sich an diesem Tag erstmals getroffen hatten) ganz friedlich miteinander balgten und spielten, ganz so als wären sie aus dem gleichen Wurf und miteinander aufgewachsen

Bestialität statt Humanität!



[1]   Aber was heißt schon "eingedrungen"? Die Gartentür war nicht richtig zugedrückt.

Vom Wert der Frauen

Ich habe zehn Jahre lang mit meiner Familie in Castellabate, Provincia di Salerno, 120 km südlich von Neapel gelebt. An Vorinformation, nenne es ruhig Vorurteil, habe ich mitgebracht, daß man im Süden Italiens die jungen Frauen wenig schätzt, die Großmütter dagegen sehr. Der absolute Chef in der Familie ist la mamma. Wenn der papà Streit mit dem, sagen wir mal, pubertierenden Sohn hat, dann droht eventuell eine Prügelei zwischen beiden, wenn jedoch la mamma auch nur die Augenbraue hebt, dann ist der widerspenstige Sohn ruhig, und zwar so was von.

Ganz am Anfang unseres Aufenthalts in Castellabate waren wir anläßlich der festa della mamma - ich muß mich korrigieren, es war nicht der Muttertag, sondern die festa della donna, also der Weltfrauentag. Wir waren also anläßlich dieses Festtages in einem ristorante, außer uns nur Einheimische, unter anderem die Gemüsefrau, die wir schon ein bißchen besser kannten, mit ihrer Familie.

Meine Frau, die für dergleichen Dinge einen sehr viel schärferen Blick als ich hatte, sagte mir - auf deutsch, damit es keiner sonst verstehe - sie habe noch nie, auch nicht in Deutschland, derart selbstbewußte Frauen gesehen wie hier.

Der Eindruck verstetigte sich im Laufe der zehn Jahre.

Das mag noch wenige Generationen zuvor anders gewesen sein, wirtschaftliche Not aber hat süditalienische Männer gezwungen, in Norditalien, in Deutschland oder noch weiter nördlich Arbeit zu suchen. Die Frauen blieben (vorerst?) zurück und sie mußten die Familie und die kleine Landwirtschaft alleine managen. Sie haben gelernt, wieviel sie wert sind und sie haben das nie wieder vergessen.

Kinder und so

Kinder seien, so höre ich es öfter mal, das Schönste, was einem passieren kann. Das ist so eine Aussage, die ich zwar vom Kopf her nachvollziehen kann, nicht aber vom Bauch. Ich hatte niemals (bis heute nicht) auch nur das allermindeste Bedürfnis, Kinder zu haben. Nun habe ich aber, verdammt, zwei - inzwischen erwachsene - Kinder, beide habe ich mir von meiner Frau aufschwatzen lassen.

Und - jetzt wird's spannend - wenn die Kinder nun mal da sind, dann sind sie da. Sie in die Mülltonne zu werfen wär nun doch ein bisserl arg grob. Was machst du also als Mann, der du sie eh nicht stillen kannst? Richtig, du ziehst mit ihnen im Kinderwagen durch den Stadtpark und schwatzt mit den anderen Müttern, du wickelst sie und singst ihnen dabei etwas vor:

Du hast ja Scheiße in der Wi-hi-hindel,

Diese Scheiße muß heraus.

Diese Scheiße in der Wi-hi-hindel,

Diese Scheiße muß heraus.

Und wenn sie abends nicht und nicht einschlafen wollen, dann erfindest du ihnen Geschichten, notfalls welche von einem großen, rosaroten Schwein mit schwarzem Hut, gegebenenfalls auch welche von blutrünstigen Piraten.

Es ist gar nicht so einfach, Kinder nicht zu mögen.

Hitlergruß

Hier ham sie wieder so einen Hundskrüppel von Nazi erwischt:

Samstag, 16. September 2023

Aus der Berliner Stadtgeschichte: Kreuzberg

"Die Berliner sind lustig, die Berliner sind froh

Sie versaufen ihre Betten und schlafen im Stroh."

 

1853 bestieg Werner von Humboldt, der Sohn von Alexander und Wilhelm von Humboldt, erstmalig ohne Sauerstoffgerät den damals noch außerhalb von Berlin gelegenen Kreuzberg.

Ayshe und Ali Öztürk und all die anderen Eingeborenen von Kreuzberg schreiben übrigens X-Berg. Eine radikale Gruppe islamistischer Syrer wollte einmal die ortsansässigen Türken zwingen, statt X-Berg Halbmondsberg zu schreiben. Dem Vernehmen nach hat sich das nicht durchgesetzt, weil es viel zu schwer zu schreiben und vor allem zu sprechen ist.

Jahre nach der Erstbesteigung errichtete man - Werner zu Ehren - auf der anderen Seite der Spree die O2-World, in welcher Halle sensible Literatur gepflegt wurde. "Literatur beginnt dort, wo die Germanistik aufhört", ein Wort Werner von Humboldts, uns Nachgeborenen zur Mahnung. Heute heißt die Halle Mercedes-Benz-Arena (obwohl es dort gar keinen Sand gibt, jedenfalls nicht mehr als sonst in der brandenburgischen Pampa üblich) und die dargebotene Kunst ist wesentlich grobschlächtiger geworden.

Montag, 11. September 2023

Ein neuartiges Konzept für Wasserwerfer

An der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt für die Innere Sicherheit arbeitet man derzeit mit Hochdruck an einem völlig neuartigen Konzept für Wasserwerfer.

Reichtum für Alle!

Mit Arbeit wird keiner reich, wohlhabend vielleicht, aber nicht reich. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was Reichtum ist und wie man ihn vom Wohlstand oder auch vom auskömmlichen Lebensstandard abgrenzen kann.

Mein Vorschlag (keine erschöpfende Definition, nur mal so skizziert): Reichtum ist unter anderem, wenn einer Dinge, die unsereiner alleine für sich erledigt, durch andere erledigen lassen kann. Wenn mein Frühstück etwa weder von mir noch von meiner Frau bereitet wird, sondern von einer Haushaltskraft (nicht, weil ich pflegebedürftig wäre, natürlich), wenn mein Garten, besser: Park, von einem bezahlten Gärtner in Ordnung gehalten wird...

Das ist jetzt alles sehr plakativ und wenig systematisch, aber man kann daraus schon sehen, daß ich nur dann reich sein kann, wenn und weil es andere nicht sind. Das Frühstück für die Haushaltskraft bereitet nicht eine andere Haushaltskraft, die wiederum in Diensten der ersten Haushaltskraft steht, den Park meines Gärtners hält kein anderer Gärtner in Ordnung, der in dessen Diensten steht. (Und falls doch, verschiebt sich das Ganze nur um eine Ebene.)

Kurz: Reichtum setzt Armut (oder, wenn dir das mehr zusagt: Nicht-Reichtum) voraus. Reich kann einer sein, weil es viele andere nicht sind. "Reichtum für alle" ist Unfug, natürlich.

Freitag, 8. September 2023

Der Deibel und dem Deibel sein Kumpel

Vor gar nicht so langer Zeit hat sich ein ungenannt zu bleibender FuFler Gedanken gemacht über Tauben und den Teufel. "Ein gefallener Engel ist ein von Gott verstoßener Engel. (...) Der sich gegen die göttliche Ordnung auflehnende Engel wird aus dem Himmel verbannt und stürzt zur Erde. (...) Da es sich bei dem Anführer der abtrünnigen Geistwesen um den Teufel höchstpersönlich handelt, stürzt dieser naturgemäß in sein neues Reich, in die Hölle."

Der theologischen Korrektheit halber nutze ich die Gelegenheit, das gängige Bild des Teufels im Bewußtsein der Menschen ein bisserl zurechtzurücken. Der Teufel ist - das machen sich die wenigsten Leute klar - nicht der Widersacher Gottes sondern sein Schoßhündchen. Der eine und einzige, allwissende und allmächtige Gott hat nämlich keinen Gegenspieler, er kann gar keinen Gegenspieler haben, ansonsten er ja nicht allmächtig wäre. Er ist der Gott, ohne dessen Willen kein Haar von meinem Kopfe fällt und der sollte ein Huhgespenst wie den Teufel als Widersacher auf Augenhöhe haben?

Der Teufel darf nur solange und so weit "huhu!" machen, wie Gott meint, daß es gut ist. Ansonsten macht Gott einmal fingerschnipp und aus ist mit Teufel.

Diese Ein-Gott-Religionen sind ein dramaturgisches Desaster, ich weiß nicht, wer sich so einen Scheisendreck als erste ausgedacht hat. Auf dem Olymp, da sind sich die unterschiedlichsten Gottheiten noch gegenübergestanden und der eine Gott hat gegen den anderen intrigiert und der eine wollte was und der andere was andres und rausgekommen ist - wie hier unten auf Erden - etwas, das keiner so gewollt hat.

Ein allmächtiger und allwissender Gott - das läuft sich fest. Das ist wie mit Superman. Einer der über Superkräfte verfügt und so auch noch die stärksten Schurken besiegt ist erstmal eine feine Sache. Dann aber wird die Sache langweilig, denn Geschichten von einem, der seinen Gegenspielern so überlegen ist, daß die gar keine reelle Chance mehr haben will keiner auf Dauer hören oder lesen. Und so sah man sich gezwungen, dem Superhelden Superman Superschurken als Gegenspieler zu erfinden, die dann auf etwa gleichem Superniveau aufeinander eindreschen konnten.

Gott und der Teufel sind Kumpel, sie sind dieselbe Partei. Wenn Gott es wollte, bräuchte er bloß - wie weiland die "Bezaubernde Jeannie" - mit den Augen zwinkern und Satan hätte ausgeteufelt. Daß Gott nicht zwinkert heißt lediglich, daß ihm der Teufel durchaus ins Konzept paßt.

Die ganze Geschichte mit Gut und Böse ist ein riesiges Kaschperltheater für uns Doldis hier unten. Alles Böse kommt von Gott und nur von Gott, der Teufel ist nur ein billiger Laiendarsteller, der so tut als ob.

Wenn ich meinen Gott immer mächtiger und schließlich allmächtig mache, dann sitze ich in der Falle. Dann habe ich nämlich die Blasphemie aller Blasphemien begangen. "Alles hat Gott gemacht..." heißt es in einem schönen Kirchenlied. Mein lieber Schwan, wenn das richtig wäre...

Donnerstag, 7. September 2023

Die Kriminalität wächst fünfmal schneller als die Bevölkerung

Ein Alarmruf aus aktuellem Anlaß: Die Kriminalität wächst, sie wächst nach neuesten Zahlen beinahe fünf mal so schnell wie unsere Bevölkerung. Polizei und Gerichte werden mit der Entwicklung kaum noch fertig, immer mehr Straftaten bleiben unaufgeklärt.

Diese Aussage ist auf's Äußerste beunruhigend: Die Kriminalität wächst überproportional, die Behörden stehen dem Phänomen weitgehend hilflos gegenüber, die Bedrohung wächst mit rasender Geschwindigkeit, das Problem wird uns über kurz oder lang - höchstwahrscheinlich über kurz - vernichten.

Die Lage ist ernst, Leute!

Der zitierte Spruch tauchte in der seit 56 Jahren erfolgreich laufenden Sendereihe [1] "Aktenzeichen XY - ungelöst" erstmals auf, er wurde in der allerersten Sendung dieser Reihe von Eduard Zimmermann höchstpersönlich ausgesprochen, im Jahre 1967.

Das Schüren von Angst vor der wachsenden Kriminalität [2] scheint zu den running gags konservativer Komiker zu gehören.



[1]   Heute sagt man - glaube ich - aus unerfindlichen Gründen "Format" dazu.

[2]   In Wirklichkeit sinkt die Kriminalitätsrate in Österreich und Deutschland, vor allem bei den schweren Delikten und seit es so viele Ausländer bei uns gibt.

Mittwoch, 6. September 2023

Sexuelle Belustigung

Dieses noch zum Thema "Religion und sexuelle Belästigung"

 [1]



[1]   Die Zeichnung ist wahrscheinlich von F. K. Waechter oder Robert Gernhardt, auf jeden Fall aber aus der "Neuen Frankfurter Schule".

Die Meßbarkeit von Liebe

In meinen Kursen für alkoholauffällige Kraftfahrer komme ich irgendwann an den Punkt, wo ich ihnen sage: "Entgegen anderslautenden Gerüchten ist Liebe - zu einem Menschen, zu einem Tier, einem Ding - meßbar. Liebe kann man messen oder zumindest recht gut abschätzen. Ein sehr brauchbarer Maßstab für Liebe sind die Mühen, Entbehrungen, Risiken, die einer für das geliebte Objekt auf sich nimmt. Wegen einer Liebelei wechselt keiner Arbeit oder Wohnort, während er für die große Liebe seines Lebens durchs Feuer geht."

Weil es bei den Kursen um das Thema "Alkohol am Steuer" geht, fahre ich dann fort: "Um nicht auf den Genuß großer Mengen Alkohol verzichten zu müssen, setzen die notorischen Trunkenheitsfahrer - und Zwei-Promille-Fahrer sind immer notorische Trunkenheitsfahrer - Leben und Gesundheit, Auto und Führerschein und möglicherweise auch ihre berufliche Existenz aufs Spiel. Kein Mensch, dem Alkohol wenig bedeutet, wird trinken, obwohl er weiß, daß er noch fahren muß."

Eine Skala, auf der ich dann eintragen kann "7,9 Lib" (auf der nach oben offenen Libidoskala) gibt’s freilich nicht. Aber als Psychologe ist man Kummer eh gewohnt. "Nasty little subject, all one cares to know lies outside", sagte einst William James, einer der Begründer der wissenschaftlichen Psychologie, über sein Fach.

Gern I und Gern II - Glanz und Ende zweier Gemeinden

Als ich noch der Waldbauernbub war wohnten wir in der Gemeinde Gern I, dachten aber, in der Stadt Eggenfelden zu wohnen. Das kam daher, daß unsere Postanschrift - Pfarrkirchener Straße 30c, Eggenfelden - suggerierte, wir würden in Eggenfelden wohnen, während Eggenfelden in Wirklichkeit [1] erst westlich des östlichen Gartenzauns der benachbarten Familie Pfefferler anfing. Die Behörden wußten es auch nicht besser, denn die Bürokratie war damals noch nicht erfunden. Als ich dann in die Jahre kam wurde ich aus Versehen in die Volks- und Knabenschule Eggenfelden eingeschult. Dort ist der Fehler aufgefallen und ich mußte die folgenden drei Schuljahre in der Volksschule Gern verbringen. Die Volksschule Gern war eine vierklassige Volksschule, jeweils zwei Jahrgänge wurden zusammen in einer Klasse unterrichtet.

Die Volksschule Gern gibt es längst nicht mehr, so wenig wie es die Gemeinde Gern noch gibt. Früher, als die Welt zwar auch nicht mehr gut, aber doch besser war, gab es dagegen sogar zwei Gerns. Die Gemeinde Gern I bestand aus vier Ortschaften, im Jahr 1961 hatte die Gemeinde 861 Einwohner und eine Fläche von 222,4 Hektar. Gern II, die ländliche Version von Gern, bestand aus 21 (!) Orten, im Jahr 1961 hatte die Gemeinde 252 (!) Einwohner und eine Fläche von 482,48 (!) Hektar. Der Gemeindesitz von Gern II war zu dieser Zeit in Oberdax, damals hatte fast jeder Einödhof seinen eigenen Bürgermeister. Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde 1972 aufgelöst und in die Gemeinden Eggenfelden und Hebertsfelden eingegliedert.

Aber, klar, kein Schwein interessiert sich heute noch für die weiland Gemeinden Gern I und II, es hat sich schon damals kein Schwanz außerhalb von Gern I und II für Gern I und Gern II interessiert.



[1]   Eigentlich müßte man ja sagen und schreiben "in Amtlichkeit".

Otto und Herr Bimbo

Das einzige, das mich jetzt noch retten konnte war... ein Neger.

"Otto - Der Film" ist von 1985, der erste und einzige Film, der am selben Tag sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in der DDR gestartet ist.

Vom Weibe kommt das Wissen

auf Facebook gefunden:

Gedanken und ob man sie sich machen sollte

Der österreichische Kabarettist, Filmemacher und Trallala hat mal einen bemerkenswerten Satz getan:

Es gibt viele Gedanken, die soll man sich nicht machen, umgekehrt gibt es viele Gedanken, die möchte man sich gerne machen, aber sie fallen einem nicht ein.

Dienstag, 8. August 2023

Zeit ist Geld (oder irgendwas anderes)

Früher, als Handys noch eine Schweinekohle kosteten und Smartphones nur aus Agentenfilmen bekannt waren, sah ich Leute in der offenen Haustür stehen, das neue Mobiltelephon am Ohr. Lässig lehnten sie am Türstock und sprachen. Was für eitles Gelichter! dachte ich bei mir, stellen sich zum Telefonieren in's Freie, nur damit jeder sieht, daß sie sich ein Handy leisten können.

Jahre später erst - Handys waren inzwischen zu einer Selbstverständlichkeit geworden und die ersten Smartphones schon im Anflug - klärten mich Eingeweihte dahingehend auf, daß nicht die Eitelkeit die Leute an die Haustür getrieben hat, sondern die mangelhafte Sendeleistung, Netzabdeckung oder wie immer man das nennt. Draußen ist der Empfang besser, war vor 25 Jahren ein oft gehörter Satz. Zurück zur Natur! rief damals Gian-Giacomo Russo in jedes Mikrophon, das man ihm hinhielt und es entstand aus seinem Geiste die Wandervogelbewegung.

Früher, als ich zwar längst nicht mehr jung aber immer noch unglaublich dumm war, dachte ich, Mobiltelephone wären dasselbe wie die Satellitentelephone, von denen ich ebenfalls irgendwie, ungefähr gehört hatte. Die Erzählungen über terrestrische Sendemasten hielt ich seinerzeit für urban legends.

Weil wir grade bei seinerzeit sind: Damals glaubte man noch an die Sinnhaftigkeit von Mobiltelephonen, was uns Heutigen bizarr erscheinen mag. Damals dachte man, jemand, der ein Mobiltelephon besitzt und dies auch überall herumzeigt, müßte ein wichtiger Mensch sein, denn wichtige Menschen - klar - müßten immer erreichbar sein.

Amerikanische Wissenschaftler haben allerdings festgestellt, daß die wirklich wichtigen Menschen gar keine Handys haben, bzw. deren Besitz vor ihrer Umwelt geheimhalten. Wirklich wichtige Leute haben ihre Abwimmler, die ihnen Streß und lästige Anrufer vom Leibe halten, etwa einen Ministerialrat oder Staatssekretär. Viele Leute halten die Abwimmler der wichtigen Leute für die wichtigen Leute selber, denn Abwimmler haben ständig ein Handy am Ohr oder sind anderweitig am Rumwuseln. "Nein, ich kann Sie jetzt nicht mit der Kanzlerin (m/w/d) verbinden, sie ist in einer Konferenz" sagt der Abwimmler, während die Kanzlerin neben ihm steht, dankbar lächelt und entspannt einen Kaffee schlürft.

 

(Quelle: Facebook)

Das Schwein bestimmt das Bewußtschwein

Von Upton Sinclair habe ich seit vielen Jahren einen wunderschönen Satz in meinem Poesiealbum stehen: "Es ist schwierig, einen Menschen dazu zu bringen, eine Sache zu verstehen, wenn sein Gehalt davon abhängt, daß er sie nicht versteht."

Das ist einer dieser Sätze, die du beim ersten Lesen nicht verstehst oder nicht akzeptieren kannst. Unfug, sagst du. Dann denkst du ein paar Sekunden nach und sagst: Doch, genau das ist es. Es gibt Einsichten, die kannst du dir in einer bestimmten Lebenssituation nicht leisten, weil dich diese Einsicht in einen unlösbaren Konflikt mit deiner Lebenssituation bringt.

In einem kleinen Blogbeitrag habe ich vor längerer Zeit geschrieben:

"Robert McNamara, der unter John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten war, als solcher den Vietnam-Krieg hocheskaliert hat, steht weit über jedem Verdacht, ein Pazifist, Kommunist, ein Liberaler oder sonst ein Lump zu sein.

Dieser über jeden Verdacht erhabene McNamara, der in den achtziger Jahren längst nicht mehr im Amt war, meinte damals, die Bevölkerung der Bundesrepublik davor warnen zu müssen, der gegenwärtigen nuklearen NATO-Strategie zu folgen. "Worüber sich die Westdeutschen klar werden müssen, das ist, daß ihr Kulturkreis völlig verwüstet werden wird, wenn sie sich weiter an die NATO-Strategie halten." Für den Fall eines konventionellen Angriffs der Sowjetunion auf Westeuropa gebe es keinen einzigen Plan zur nuklearen Vergeltung, der nicht eine hohe Wahrscheinlichkeit von Selbstmord in sich schlösse.

Der frühere Chef der Nationalen Sicherheitsbehörde der USA, Admiral Gayler, meinte in derselben Fernsehsendung, Europa sei zwar nuklear in kürzester Zeit zu zerstören, nicht aber zu verteidigen. Die westliche Drohung mit einer nuklearen Verteidigungsstrategie für Westeuropa sei "ein monströser Bluff". Merk - würdig, daß den Fachleuten des Sachzwanges die simpelsten Zusammenhänge erst dann klar werden, wenn sie nicht mehr im Amt sind.

Willy Brandt gestand einmal: Als er nicht mehr Bundeskanzler gewesen sei, habe er bemerkt, daß er sich früher - als er noch OCFJ der BRD (Oberster Chef fons Janze) war - Denkverbote auferlegt habe; daß er Gedanken, die ihn in Konflikt mit den - von außen herangetragenen -Erwartungen an sein Amt hätten bringen können, gar nicht erst gedacht habe, daß er solche störenden Ideen einfach ausgeblendet habe."

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In seiner Schrift "Politeia" macht sich Aristoteles unter anderem Gedanken über Sklaven und Sklaverei. Es ist nicht sonderlich überraschend, daß er sich für die Sklaverei ausspricht. Er kann gar nicht anders, er lebt in einer Gesellschaft, die auf Sklaverei beruht, einer Gesellschaft, die ohne Sklaverei so nicht existieren könnte. Würde er die Sklaverei verurteilen, entzöge er seinem Leben die Existenzgrundlage.

Interessant ist, wie er die Sklaverei rechtfertigt.

Als erstes ist es notwendig, dass sich jene Wesen verbinden, die ohne einander nicht bestehen können, einerseits das Weibliche und das Männliche der Fortpflanzung wegen (...) andrerseits das naturgemäß Herrschende und Beherrschte um der Lebenserhaltung willen.

Denn was mit Verstand vorauszusehen vermag, ist von Natur aus das Herrschende, was aber mit seinem Körper das Vorgesehene auszuführen vermag, ist das von Natur aus Beherrschte und Dienende. Darum ist auch der Nutzen für Herrn und Sklave derselbe. (...) Bei den Barbaren freilich haben das Weibliche und das Beherrschte denselben Rang. Dies kommt daher, dass sie das von Natur Herrschende nicht besitzen, sondern die Gemeinschaft bei ihnen nur zwischen Sklavin und Sklave besteht. Darum sagen die (griechischen) Dichter: "Dass Griechen über Barbaren herrschen, ist gerecht", da nämlich von Natur aus der Barbar und der Sklave dasselbe sei...

(...)

Sprechen wir nun zuerst über die Hausverwaltung (das griechische Wort für Hausverwaltung ist οἰκονομία, oikonomia; W. H.). Denn jeder Staat ist aus Häusern zusammen gesetzt. Die Teile der Hausverwaltung sind wiederum jene, aus denen sich das Haus zusammen setzt. Das vollständige Haus setzt sich aus Sklaven und Freien zusammen...

(...)

Ein Teil ist niemals selbständig, sondern immer Teil eines Ganzen. So auch das Besitzstück. Darum ist der Herr (als ein eigenständiges Ganzes) bloß Herr des Sklaven, gehört ihm aber nicht; der Sklave dagegen ist nicht nur Sklave des Herren, sondern gehört ihm ganz.... Der Mensch, der seiner Natur nach nicht sich selbst, sondern einem anderen gehört, ist von Natur aus ein Sklave; einem anderen Menschen gehört, wer als Mensch ein Besitzstück ist, das heißt ein für sich bestehendes, dem Handeln dienendes Werkzeug...

(...)

Die Seele regiert über den Körper in der Weise eines Herrn... Daraus wird klar, dass es für den Körper naturgemäß und zuträglich ist, von der Seele beherrscht zu werden; ebenso für den leidenschaftsbegabten Teil der Seele (die Leidenschaften des Menschen) vom Geiste und vom vernunftbegabten Teil beherrscht zu werden; Gleichheit oder ein umgekehrtes Verhältnis wäre für alle Teile schädlich.

Ebenso steht es mit dem Verhältnis zwischen dem Menschen und den anderen Lebewesen (den Tieren). Desgleichen ist das Verhältnis des Männlichen zum Weiblichen von Natur so, dass das eine besser, das andere geringer ist, und das eine regiert und das andere regiert wird. Auf dieselbe Weise muss es sich nun auch bei den Menschen im allgemeinen verhalten. Diejenigen, die so weit voneinander verschieden sind wie die Seele vom Körper und der Mensch vom Tier (dies gilt bei allen denjenigen, deren Aufgabe die Verwendung ihres Körpers ist und bei denen dies das Beste ist, was sie leisten können), diese sind Sklaven von Natur aus und für sie ist es besser, auf die entsprechende Art regiert zu werden.

Von Natur aus ist also jener ein Sklave, der einem anderen zu gehören vermag und ihm darum auch gehört, und der so weit an der Vernunft teil hat, dass er sie annimmt, aber nicht selbständig besitzt. Die anderen Lebewesen dienen so, dass sie nicht die Vernunft annehmen (können), sondern nur Empfindungen gehorchen. Doch ihre Verwendung ist nur wenig verschieden: denn beide helfen dazu, mit ihrer körperlichen Arbeit das Notwendige zu beschaffen, die Sklaven wie die zahmen Tiere.

Die Sklaven sind also Sklaven, weil sie von Natur aus Sklaven sind und die Herren sind Herren, weil sie von Natur aus Herren sind. Punkt. Mehr kommt nicht. Eine ausgesprochen einfältige Zirkelargumentation: Das, was ist, ist gut, weil es einfach von Natur aus so ist, gar nicht anders sein kann und schon immer so war. Wenn du heute so in einem wissenschaftlichen Proseminar argumentierst, haut dir der Dozent die Arbeit mitsamt dem Laptop um die Ohren und wirft dich aus dem Proseminar.

Dabei ist Aristoteles natürlich ansonsten alles andere als ein Plattkopf, er ist immerhin der Vater der abendländischen Logik. Hier aber denkt er über ein Problem nach und das Ergebnis seines Nachdenkens steht von vorneherein bereits fest, weil er ansonsten seine eigene Lebensweise und die seiner (freien) Mitbürger untergraben würde. Er braucht eine Rechtfertigung im nachhinein für das, was er bereits macht und in jedem Falle - so oder so - eh machen würde.

Man kann so gut für als wider einen Satz verblendet sein; Gründe sind öfters und meistenteils nur Ausführungen von Ansprüchen, um etwas, das man in jedem Fall doch getan haben würde, einen Anstrich von Rechtmäßigkeit und Vernunft zu geben. Es scheint, die Natur habe eine so nötige Sache, als ihr die Überzeugung beim Menschen war, nicht gern auf Vernunftschlüsse allein ankommen lassen wollen, in dem diese leicht betrüglich sein können. Der Trieb kommt uns, dem Himmel sei es gedankt, schon über den Hals, wenn wir oft mit dem Beweis der Nützlichkeit und Nötigkeit noch nicht halb fertig sind. (G. Ch. LICHTENBERG "Sudelbücher")

Sonntag, 6. August 2023

La Duce Vita

Ave Giorgia!

Die Schrecken der Soljanka

Das Gebäude auf dem obigen Bild sieht bedrohlich aus, in diesem Hause wohnen keine fröhlichen Menschen, denkst du dir und du hast natürlich mehr als recht, wie fast immer: Hier wohnen überhaupt keine Menschen, es handelt sich bei diesem architektonischen Verbrechen um die berüchtigte Soljanka [1], die von 1920 bis 1991 das Hauptquartier, das zentrale Gefängnis und das Archiv des sowjetischen Geheimdienstes KGB in Moskau war. Heute beherbergt die Soljanka den russischen Inlandsgeheimdienst FSB. In der Soljanka waren zu Stalins Zeiten wahnsinnig viele Menschen, vor allem Kommunisten, inhaftiert, sie wurden dort verhört, gefoltert und oftmals auch hingerichtet.

Das Wort "Soljanka", das die russischen Babuschkas ihren unartigen Enkelinnen drohend in's Ohr hauchen, verbreitet in Rußland auch heute noch ein atemlähmendes Grauen.

Andererseits feiert ein in der ganzen Welt bekanntes und wegen des Wohlklangs der Lyrik beliebtes russisches Lied feiert bis heute die Wohltaten und Freuden der Soljanka.

Was sagst du? Nachgeschlagen hast du? Bei der Schlauen Vicky, sagst du? Soljanka sei "eine säuerlich-scharfe Suppe der osteuropäischen Küche. Bei der Soljanka werden Schtschi (Kraut, saure Sahne) und Rassolnik (Salzgurken, Gurkenlake) vereinigt; die Verwendung von Essig statt Gurkenlake gilt als „schlechte Küche“. Flüssige und feste Bestandteile der Suppe werden getrennt zubereitet und erst wenige Minuten vor dem Servieren vereint."  Vicky Pedia


[1]   "Soljanka" ist lediglich der volkstümliche Name des Gebäudes, so benannt weil es am Soljanka-Platz liegt. Es ist ähnlich wie beim Karlsplatz in München-Mitte, den jeder nur als Stachus kennt oder den Feilitzschplatz in München-Schwabing, bekannt als Münchner Freiheit.

Donnerstag, 3. August 2023

Eine beinliche Geschichte

Der Franze hat gsagt, er streichelt gerne Frauenbeine. Seine, sagt er, sind aber keine.

Montag, 31. Juli 2023

Ein Ufo ist gelandet

Wer ist schon der Liebe Gott, verglichen mit dem FC Bayern München?

Freitag, 28. Juli 2023

Jagdszenen aus der südlichen Oberpfalz

Mine Wohnung geht ziemlich genau nach Süden raus, die Südwand (die einzige Fensterwand) besteht aus einem breiten Fenster und einer Glastür, die auf den Balkon führt. Vor dem Haus ist eine Wiese mit Sträuchern und Bäumen. Vor der Balkontür hängt ein sogenanntes Fliegennetz, welches mir des abends, wenn ich das elektrische Licht einschalten muß und trotzdem frische Luft hereinlassen will, Mücken und andere Insekten vom Leibe hält. Das Plastiknetz ist inzwischen einige Jahre alt, es wirft Falten und die Lamellen schließen deshalb nicht mehr an allen Stellen dicht ab: Der eine oder andere Muck findet nächtens seinen Weg in meine Wohnung.

Gestochen werde ich zwar selten, aber das Gesirre dicht am Ohr, das aufdringliche Tanzen einen halben Meter von meinen Augen entfernt ist manchmal doch recht lästig. Wenn ich die Insekten im Flug vor mir sehe, klatsche ich die Hände zusammen und zermautschele so die Viecher, die allerdings fast immer fixer reagieren als ich und damit der tödlichen Falle entkommen. Eine andere Methode ist es, den Muck mit den Augen zu verfolgen, während ich mit der Hand nach der Fliegenklatsche fingere. Landet das Untier dann auf dem Schreibtisch oder auf dem Drucker - batsch! Das funktioniert oft, der Nachteil ist jedoch, daß es häufig zu Kollateralschäden kommt. Die auf Schreibtisch und Drucker herumliegenden Dinge hätten dort nicht liegen sollen, lagen dort aber und sind jetzt beschädigt. Warten, bis das Insekt auf der Wand rastet hört sich gut an, hinterläßt im Erfolgsfalle aber häßliche Leichenflecken an der Wand.

Da gibt's doch, kam mir in den Sinn, elektrische Fliegen­klat­schen. Sie sehen aus wie Federball­schlä­ger, sind aber mit einem Metallnetz bespannt, im Griff sind Batterien. Nähert sich dir das lästige Insekt, drückst du auf den Knopf, das Gitternetz steht unter Strom und du brauchst den Schläger nur noch dem Insekt in den Weg zu halten, gegebenenfalls elegant in seine Richtung zu wedeln. Ein winziger bläulicher Funken, ein leise sirrendes Britzeln und wieder ist ein von Gott geschaffenes Leben ausgelöscht.

Seit einigen Tagen bin ich Besitzer eines solchen Mordgerätes, seit einigen Tagen finde ich keinerlei Fluginsekten mehr in meiner Wohnung. Nun, da ich den Elektroschlächter im Haus habe, möchte ich ihn auch ausprobieren, ich will sehen, wie eine vom Blitz getroffene Mücke entseelt zu Boden sinkt, aber die Beute ist in einen unbefristeten Streik getreten.

Nachhaltige Atombomben

In den Alten Zeiten, da das Wünschen schon auch nicht mehr geholfen hat, haben wir gegen die Auf- und Nachrüstung demonstriert; vergeblich, wie wir inzwischen wissen. Einer der Sprüche, die man damals auf Spruchbänder gehäkelt hatte, lautete:

Keine neuen Atombomben, solange die alten nicht verbraucht sind!

Damals hat die sparsame schwäbische Hausfrau noch gelebt.

Schwerwiegender Softwarefehler

 

Iranische Regierung: Persien ist ein Gefängnis

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) war folgendes zu lesen: "Die iranische Schauspielerin Afsaneh Bayegan ist wegen Verstoßes gegen die Kopftuchpflicht zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Die Strafe werde für fünf Jahre ausgesetzt, meldete am Mittwoch die Nachrichtenagentur Fars News, die den Revolutionsgarden untersteht. Die 62 Jahre alte Bayegan müsse sich einer psychologischen Behandlung wegen einer krankhaften „familienfeindlichen Persönlichkeit“ unterziehen. Zudem sei eine zweijährige Ausreisesperre gegen sie verhängt worden."

Das heißt, die iranischen Behörden geben uns zu verstehen, daß der bloße Aufenthalt im Iran eine angemessene Sanktion für ein strafwürdiges Vergehen ist. "Du bist ein nichtswürdiger Lump (m/w/d), deshalb mußt du unter uns, in unserem gottverfluchten Lande wohnen."

Donnerstag, 27. Juli 2023

Ohmdrom und Untdrunt

 

Zwischen ohm und unt ist eine Menge los.

Dienstag, 25. Juli 2023

Immer diese rumänischen Polen

Vor einigen Jahren habe ich im Fernsee folgenden Dialog gehört [1]:

A: Warum verdächtigen Sie diesen Mann?

B: Na ja, vor 10 Jahren waren es auch die Rumänen. Wahrscheinlich.

A: Aber dieser Mann ist Pole.

 

Schöner kann man die schlichte Denke auf AfDershowparties gar nicht zusammenfassen, ohne dabei an Weidels Alice auch nur zu denken.

 


[1]   "Mord mit Aussicht - Ein krummer Hund" (Ich habe den Dialog gerafft zitiert)

Das verehrungswürdige Altar­bild

Colombey-les-Deux-Églises ist ein Dorf in Nordfrankreich, in dem ca. 700 Einwohner leben. Weltbekannt wurde die Ortschaft durch das Gemälde "Lesen unter dem Kreuz" von Jan van der Eyck (1492 - 1612), das jahrhundertelang auf einem Nebenaltar einer der beiden Kirchen zu bewundern war.

In den sechziger Jahren war das Bild von einem Tag auf den anderen verschwunden, daß es gestohlen wurde wird bis heute bestritten.

A gmahde Wiesn

 

Gestern Vormittag bin ich ausnahmsweise nicht auf den Aufsitzrasenmäher des Helikopterhausmeisters hereingefallen. Bölk, bölk, bölk machte das Ding, als es direkt unter meinem Balkong entlang gefahren ist. Als neugieriger Mensch, der ich manchmal bin, bin ich auf den Balkon getreten und habe nachgeschaut. Der Unterschied zwischen dem Teil, wo der Rasenmäher schon war und dem, wo er noch nicht war, war ohne Instrumente kaum zu erkennen. Die Wiese - "Rasen" will ich diese oreidige Grünfläche nicht nennen - war schon vor dem Mähen bedenklich kurzgeschnitten. Derzeit ist es warm bis heiß und ziemlich trocken, nicht so trocken wie in Brandenburg, aber doch. Bei dieser Hitze und Sonneneinstrahlung wäre üppiges, sprich: hohes Gras der beste Schutz gegen das Austrocknen des Bodens. Nichtsdestotrotz werden in der heißen bis sehr heißen Zeit in Deutschland die Wiesen und Rasen gemäht wie immer. Du könntest nur noch mit dem Kopf gegen die Wand hauen.

Die Frage, die mich im speziellen umtreibt: Ist der Hausmeister schlicht verrückt oder bekommt er von der Hausverwaltung die strikte Anweisung, den sogenannten Rasen kaputt zu mähen? Gehört etwa Wahnsinn zum üblichen Anforderungsprofil für Hausmeister und Hausverwalter?

Samstag, 22. Juli 2023

Vom fehlenden Verstande

Der Franze hat gsagt, er versteht vieles nicht. Weil, sagt er, wenn er's verstünd tät ihn sein Chef rauswerfen.

*

Der Franze hat gsagt, die Wahrheit wär oft deprimierend. Aber, sagt er, nicht für den, der sie nicht versteht.

*

Mittwoch, 19. Juli 2023

Wiener Zaouli-Walzer

Wie altväterlich (m/w/d) ist dagegen doch der Wiener Walzer [1]?



[1]   Von der albernen Alliteration will ich schweigen.

Schrödingers Katze und Jesus


Montag, 17. Juli 2023

Das Schockierende am Sandwich und wie ich es rausgefunden habe

In den fünfziger Jahren kam das vordem weitgehend unbekannte englische Wort "Sandwich" in die deutsche Sprache. In den fünfziger Jahren war ich noch der Waldbauernbub und für Jahre war "Sandwich" für mich das Fürst-Pückler-Eis zwischen zwei Waffeln. 

 Ich hab überhaupt merkwürdige und manchmal ausgesprochen hartnäckige Assoziationen. Noch heute stelle ich mir, wenn ich das Wort "Luxus" höre, erst mal das gleichnamige Vanille-Stangerl-Eis mit Schokoglasur von Jopa vor.

Auf dem Gumminasium haben wir dann gelernt, daß es im sehr, sehr südlichen Südatlantik die Sandwichinseln gibt. Was haben wir damals gelacht, allerdings weiß ich heute nicht mehr, was wir uns seinerzeit unter einer Sandwichinsel vorgestellt haben. Mit Sand und mit Hexe hat's jedenfalls nichts zu tun, so viel war allen klar.

"Die Sandwichinseln sind benannt nach John Montagu, dem 4. Earl of Sandwich (* 13. November 1718, + 30. April 1792 in Chiswick). Montagu war ein britischer Diplomat und Staatsmann. Er ist heute vor allem bekannt durch das nach ihm benannte belegte Brot, das Sandwich." (Wikipedia)

Das nach dem "Earl of Sandwich (...) benannte belegte Brot" hat mich  jahrzehntelang und geradewegs in die Irre geführt. Nach meinem Sprachverständnis ist nämlich ein Belegtes Brot ein mit Wurst, Käse,  Gürkchen oder was immer belegtes (oder meinetwegen auch bestrichenes) Brot, und "Brot" meint hier Scheiben mehr oder weniger dunklen Brotes im Sinne der Reichsunmittelbaren Brotverordnung Karls III.

Ein "Sandwich" aber ist - wiederum in meinem Sprachverständnis - 1 2gliedriges Ensemble aufeinandergelegter 3eckiger Toastbrotscheiben. Toastbrot - weiß jeder - schmeckt wie Arsch und Friederich, es ist Watte auf Weizenbasis, eine reiz- und geschmacklose Trägersubstanz für allerlei Zeug. Getoastet aber kann man es schon runterwürgen.

Im Supermarkt kriegst du zweierlei Arten von Weißestbrot: Einerseits das Toastbrot, das tatsächlich zum Anbraten im elektrischen Anbrater gedacht ist und andererseits das American-Sandwich-Brot, das im Querschnitt ein gutes Stück größer ist als das Toastbrot. Und dieses Brot ist zum Rohessen bestimmt. An Bahnhöfen und anderen höchst dubiosen Orten bekommst du diese Sandwiches divers belegt und in Plastikdreiecke eingeschweißt.

Ich muß jetzt aufhören, mir ist schlecht. Oder wie Rilke einst schrieb:

Mir ist übel / Bringt mir einen Kübel

Mir ist schlecht / Bringt mir einen Sprecht

Heil Undercut!

Eine der Hauptursachen von Depressionen sind Friseure, meinte schon im frühen 16. Jahrhundert der Schweizer Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Paracelsus. Von ihm stammt das geflügelt gewordene Wort "Post tonsorem omne animal triste" (Nach dem Friseurbesuch ist der Mensch von Schwermut erfüllt).

Du sagst der Friseuse, wie du die Haare gerne hättest, sie aber schneidet dir die Haare nach eigenem Gutdünken. Und zwar so, daß deine Mutter erst, später deine Frau und noch später deine Typberaterin meint "Jetzt schaust wieder wie ein anständiger Mensch aus." In Normaldeutsch übersetzt heißt der Satz "Du hast jetzt ein Arschgesicht / Ein arschgesicht'res findst du nicht."

Martin Luther seligen Angedenkens bekam auf dem Reichstag zu Worms 1521 ordentlich die Haare gewaschen und geschnitten und er hat sich danach dermaßen geschämt, daß er ein Jahr lang nicht mehr unter Leute ging. Er versteckte sich auf der Wartburg und übersetzte dort aus Langeweile das Neue Testament in's Deutsche. Noch heute endet die Bibel mit der Apokalypse und diese wiederum mit den Worten: Vom Barbier kömmt die Schwermut, von der Schwermut der Wermut und vom Wermut die Trunksucht.

Die Frisur, die der depressive Herr weiter oben auf dem Photo trägt, nannte man früher Topfschnitt, weil die Mutter, wahlweise auch die Großmutter einem da einen Topf überstülpte und alles wegschnitt, was unten rausguckte. Heute nennt sich die Frisur Undercut und ist wahnsinnig trendy und stylish.

Die Wikipedia meint zum Undercut (Ein Uppercut ist übrigens ganz was anderes): "Der Haarschnitt war bereits von den 1920er bis zu den 1940er Jahren populär und wurde daher 2012 in der Süddeutschen Zeitung als „HJ-Frisur“ bezeichnet".

Und genauso ist es,

wenngleich der Herr auf diesem Bild aus dem HJ-Alter schon ein wenig heraus ist. Nichtsdestotrotz: ss rulez!

Dieser Herr trägt eine Original-Nazifresse zur Schau, von der geometrisch strengen Gasmaskenfrisur über den Entschlossenheit simulierenden Mund bis zum vorgereckten Kinn. Laß mich schweigen von der Blitzkrieg-Körperhaltung.

Minutenkurze Reschärsche hat mir verraten, daß es sich bei diesem Herrn um Ivan Prtajin handelt, einen Stürmer beim SV Wehen Wiesbaden, einem Verein, der schon im Vereinsnamen dem Geburtsschmerz der Frauen ein anrührendes Denkmal setzt. Prtajin, so erfahre ich weiter, kommt aus Kr******. Auch das noch.