...ein Fähnrich hatte die Schnauze voll von den Gängeleien von dem Arsch aus Berlin, der fast nie an der Front saß und immer nur das Maul aufriß. Im "Kampf" verpasste er ihm aus 25 Metern einen Steckschuß in die linke Schläfe, der Mord flog nie auf, die Obduktionsbehörde war in dieser Zeit in Stalingrad weithin überfordert...
"Hmnja", schrieb ich dem Kommentator, "da machst du ein Riesenfaß auf: Loyalität und Verrat.
Als ich so etwa 12, 13 Jahre alt war, ermahnte mich meine Mutter eindringlich, ich sollte in meiner Blosn (auf Intellellendeutsch: peer group) nicht alles mitmachen, was die machten. Sollte die Blosn die Grenzen des Anstands oder gar der Strafgesetze überschreiten, dann sollte ich nicht mitmachen, gegebenenfalls sogar die Blosn verraten. Nicht, daß diese Ermahnung nötig gewesen wäre, der Unfug, den meine Blosn gemacht hat, hielt sich sowieso im Rahmen des Altersüblichen. Hundskrüppeln (Hunzgrippe sagten wir im Dialekt) waren wir halt, manchmal.
Für meine spätere Entwicklung habe ich aus den Worten meiner Mutter den Schluß gezogen, daß ich meine Loyalität nicht bedingungslos verschenke. An Personen gegebenenfalls schon, an Institutionen, geschweige gar an's Vaterland niemals.
Früher, als die Wehrpflicht noch deine jungen Jahre verdüsterte... Ich rede von deiner Jugend, denn meine Jugend verdüsterte die Wehrpflicht nicht. Bei der Musterung war ich als untauglich eingestuft worden, in meinem Wehrpaß steht Ersatzreserve II, ich weiß bis heute nicht warum. Zwei Jahre vor der Musterung bin ich noch mit meinen kurzen Beinchen die 100 m in 11,8 sec gelaufen. Wenn du als tauglich eingestuft worden bist, hat man dich eingezogen, wenn das Los auf dich gefallen ist und du nicht vor der Einberufung verweigert hast. Bist du dem Einberufungsbefehl nicht nachgekommen, hat man dich eingesperrt. Und irgendwann mußtest du den Treue-Eid auf die Bundesrepublik Deutschland leisten: Dem Vaterland treu dienen, tapfer kämpfen und so Zeug. Hast du dich geweigert, den Eid zu leisten, hat man dich auch eingesperrt. Wie wäre es, so grübelte ich damals, wenn ich den Eid unter Zwang zwar leistete, vorher aber zu Protokoll gäbe, den Eid nur unter Androhung von Gewalt zu leisten. Ich spräche zwar die Eidesformel, es müsse aber jedem klar sein, daß ich mich an diesen Eid nicht gebunden fühle. Den Eid leisten und ihn gleichzeitig verweigern. Nehmen Sie Ihren Klausurenblock heraus, machen Sie Ihre Handys aus, sie haben drei Stunden Zeit, die Frage zu beantworten und die Antwort zu begründen.
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