Montag, 30. November 2020

Haschisch macht wuaschtig

Eben auf Facebook gefunden - eine fast 20 Jahre alte Zeichnung von Gerhard Seyfried.

Bitte umfahren Sie großräumig den Kiffhäuser in Thyringen. Der Sage nach soll in seinem Inneren der berüchtigte Barbar Roßhaar hausen, der nur darauf wartet, Sie in den Abgrund oder sonstwohin zu reißen.

Samstag, 21. November 2020

Zwillinge, nach der Geburt getrennt

Wer ist Viktor Orbán?

Wer Hape Kerkeling?

Und warum ist der eine homolog und der andere homophob?

Dienstag, 17. November 2020

Alle Fideln stehen still, wenn dein starker Arm es will

Auch wenn ich mir jetzt 1 Schiefern einzieh: Wegen mir könnterten sämtliche Kulturschaffende in einen unbefristeten Streik treten, mir wärads wurscht. Es gibt inzwischen so viel gespeicherte Kunst, daß ich mit dem Reinpfeifen eh nicht nachkämerte, selbst wenn ich ganz ausgespitzt nur vom Allerfeinsten naschen würd. Wozu mir den "Jux" vom Nestroy im Stadttheater anschaugen, wenn ich noch die Fernsehfassung mit dem Qualtinger auf der Festplatte habe? Oder "Umsonst"? Freilich, im Theater könnte ich eventuell vielleicht womöglich einen Aufriß machen, aber auf so eine vage Aussicht hin die Stadt durchqueren? Aber wahrscheinlich werde ich morgen sowieso seelenlos auseinanderfallen.

Bis dahin schau ich mir allerdings noch einen garantiert nicht aktuellen Film an.

Lies niemals ein Buch, das nicht mindestens ein Jahr alt ist.
Ralph Waldo Emerson

 

P. S.: Im übrigen beehre ich mich, dem pp. publico anzuzeigen, daß ich in Bälde auf meinem privaten Blog "Der Franze hat gsagt" ein Musäum der Flegeleien, Pöbeleien und der menschlichen Niedertracht zur gefälligen Betrachtung einrichten werde. In diesem Musäum werden unsystematisch gesammelte, zufällig gefundene und in unregelmäßigen Zeitabständen aktualisierte  Flegeleien, Pöbeleien und Beispiele menschlicher Niedertracht vorgestellt, so wie sie im Internet-Forum "Fisch und Fleisch" immer wieder zu finden sind, stets von wenigen Rabauken stammend. Besagte Rabauken genießen die besondere Fürsorge der Moderation, ihre Rüpeleien werden im Regelfall nicht gelöscht, geschweige, daß die Autoren der Flegeleien längerfristig oder gar dauerhaft gesperrt werden.

Gelegentlich aber geschieht doch eine Löschung der Blogbeiträge oder Kommentare, was ich bedauere. Ich möchte, daß diese Äußerungen im Gedächtnis der Menschheit zur dauernden Mahnung erhalten bleiben. Die Kinder, Enkel und Urenkel sollen - solange es noch Strom gibt - nachlesen können, was für Widerlinge ihre Altvorderen sind, bzw. waren.

Belügakaviar

Gott, was war das seinerzeit für ein Gewese, als man F. J. Strauss dabei ertappt hatte, daß er in einer Erklärung vor dem Bundestag seine Rolle bei einem seiner zahlreichen Skandale sehr geschönt dargestellt hatte. Genauer: Er hatte den Bundestag nach Strich und Faden belogen.

"Belügen des Parlamentes" rief man und zeigte große Empörung. Man tat so, als sei das Belügen eines Parlamentes eine Sache von so unglaublicher Verworfenheit und Verruchtheit, daß man es kaum glauben könne. Dabei weiß jeder Depp, daß die Lüge das ganz normale Geschäft eines Politikers oder Geschäftsmannes ist. Du giltst nämlich andererseits - auch und gerade in diesen Kreisen - als Idiot, als kompletter, hirnloser Idiot, wenn du die Wahrheit auch dann sagst, wenn sie zu unangenehmen Konsequenzen für dich führt.

 

P. S.: Im übrigen beehre ich mich, dem pp. publico anzuzeigen, daß ich in Bälde auf meinem privaten Blog "Der Franze hat gsagt" ein Musäum der Flegeleien, Pöbeleien und der menschlichen Niedertracht zur gefälligen Betrachtung einrichten werde. In diesem Musäum werden unsystematisch gesammelte, zufällig gefundene und in unregelmäßigen Zeitabständen aktualisierte Flegeleien, Pöbeleien und Beispiele menschlicher Niedertracht [1] vorgestellt, so wie sie im Internet-Forum "Fisch und Fleisch" immer wieder zu finden sind, stets von wenigen Rabauken stammend. Besagte Rabauken genießen die besondere Fürsorge der Moderation, ihre Rüpeleien werden im Regelfall nicht gelöscht, geschweige, daß die Autoren der Flegeleien längerfristig oder gar dauerhaft gesperrt werden.

Gelegentlich aber geschieht doch eine Löschung der Blogbeiträge oder Kommentare, was ich bedauere. Ich möchte, daß diese Äußerungen im Gedächtnis der Menschheit zur dauernden Mahnung erhalten bleiben. Die Kinder, Enkel und Urenkel sollen - solange es noch Strom gibt - nachlesen können, was für Widerlinge ihre Altvorderen sind, bzw. waren.



[1]   Besser hochschwanger als niederträchtig.

Gute Literatur aus Versehen gelesen

Es geschah in den sechziger Jahren, noch war Science-Fiction in Deutschland weitgehend unbekannt. Okay, es Hans-Dominik-Romane in Hardcover, Jules Verne gab's im Taschenbuch, die US-amerikanischen Klassiker aber kannte kein Schwanz, nicht mal Asimov, Heinlein etc. pp. waren bekannt. Die wurden damals als Heftromane (vulgo: Schundromane) für 70 Pfennige oder wie verkauft. Die bekanntesten Reihen waren "Utopia" vom Pabel-Verlag und "Terra" vom Moewig-Verlag (oder war's umgekehrt?). Aus Gründen, die ich hier nicht näher erläutern möchte, war ich damals auf Schundromane und nur auf Schundromane fixiert und lernte so aus Versehen die Hohe Literatur der USA kennen (das meine ich nicht ironisch).

Worauf ich hinaus will: In einer Science-Fiction-Kurzgeschichte erwarb ein Typ die Fähigkeit, die Sprache der Pflanzen zu verstehen.

Anfangs erfreute ihn dies, er sprach mit den Disteln und Dornen und mit dem Kürschbaum auch, dann aber fraß sich das Schmerzensgewimmer jedes einzelnen, hingemähten Grashalms in sein Jehürrn. Als er den Todesschrei gefällter Bäume vernahm ging etwas in ihm entzwei und er verfiel dem Wahnsinn, noch ehe er Vegetarier werden konnte.

Ach.

Kafka ist Schmunzelliteratur im Vergleich.

 

P. S.: Im übrigen beehre ich mich, dem pp. publico anzuzeigen, daß ich in Bälde auf meinem privaten Blog "Der Franze hat gsagt" ein Musäum der Flegeleien, Pöbeleien und der menschlichen Niedertracht zur gefälligen Betrachtung einrichten werde. In diesem Musäum werden unsystematisch gesammelte, zufällig gefundene und in unregelmäßigen Zeitabständen aktualisierte Flegeleien, Pöbeleien und Beispiele menschlicher Niedertracht [1] vorgestellt, so wie sie im Internet-Forum "Fisch und Fleisch" immer wieder zu finden sind, stets von wenigen Rabauken stammend. Besagte Rabauken genießen die besondere Fürsorge der Moderation, ihre Rüpeleien werden im Regelfall nicht gelöscht, geschweige, daß die Autoren der Flegeleien längerfristig oder gar dauerhaft gesperrt werden.

Gelegentlich aber geschieht doch eine Löschung der Blogbeiträge oder Kommentare, was ich bedauere. Ich möchte, daß diese Äußerungen im Gedächtnis der Menschheit zur dauernden Mahnung erhalten bleiben. Die Kinder, Enkel und Urenkel sollen - solange es noch Strom gibt - nachlesen können, was für Widerlinge ihre Altvorderen sind, bzw. waren.

 


[1]   Besser hochschwanger als niederträchtig.

Glas zersingen

Wir kennen es aus Spielfilmen und Werbespots: Eine Stimme kann angeblich ein Sektglas zum zerspringen bringen. Was gerne ausgeblendet wird: Wieviel einfacher ist es doch, das Glas an die Wand zu werfen? Oder andersrum: Wieviel schlauer ist es doch, seinen Schampanninger aus hochwertigen Plastiksektflöten zu trinken? Einen zuverlässigeren Schutz vor Sopranist*innen gibt es nicht.

 

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P. S.: Im übrigen beehre ich mich, dem pp. publico anzuzeigen, daß ich in Bälde auf meinem privaten Blog "Der Franze hat gsagt" ein Musäum der Flegeleien, Pöbeleien und der menschlichen Niedertracht zur gefälligen Betrachtung einrichten werde. In diesem Musäum werden unsystematisch gesammelte, zufällig gefundene und in unregelmäßigen Zeitabständen aktualisierte Flegeleien, Pöbeleien und Beispiele menschlicher Niedertracht [1] vorgestellt, so wie sie im Internet-Forum "Fisch und Fleisch" immer wieder zu finden sind, stets von wenigen Rabauken stammend. Besagte Rabauken genießen die besondere Fürsorge der Moderation, ihre Rüpeleien werden im Regelfall nicht gelöscht, geschweige, daß die Autoren der Flegeleien längerfristig oder gar dauerhaft gesperrt werden.

Gelegentlich aber geschieht doch eine Löschung der Blogbeiträge oder Kommentare, was ich bedauere. Ich möchte, daß diese Äußerungen im Gedächtnis der Menschheit zur dauernden Mahnung erhalten bleiben. Die Kinder, Enkel und Urenkel sollen - solange es noch Strom gibt - nachlesen können, was für Widerlinge ihre Altvorderen sind, bzw. waren.

 

 



[1]   Besser hochschwanger als niederträchtig.

Dienstag, 10. November 2020

Weltuntergang II

Der Weltuntergang ist ja eine ausgesprochen alltägliche Angelegenheit, er findet täglich vielmillionenfach statt, weltweit. Wenn ich dermaleinst sterbe, dann ist das für mich der Weltuntergang, Schluß aus, es kommt nichts mehr nach. Es gibt kein Morgen mehr, für mich.

Die anderen, die an diesem Tag nicht gestorben sind, machen weiter Party, wie gehabt, aber ich halt nicht mehr. Nicht, daß ich zuvor Party gemacht hätte, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Obwohl... Ich bin bemerkenswerterweise noch nie gestorben, es gibt also keinerlei empirischen Nachweis meiner Sterblichkeit. Was es gibt sind lediglich mehr oder weniger esoterische Spekulationen über meine Sterblichkeit. Sollte ich eines Tages vielleicht doch mal tot sein, ist die Beweislage natürlich eine völlig andere, dann müßten wir nochmal drüber diskutieren. Laß dir dann von meiner Sekretärin, dem Fräun Heleen, einen Termin geben.

 

Was ist Liebe, was der Tod?

 

In letzter Zeit schreib ich lauter so morbides Zeug. Braucht's einen weiteren Beweis dafür, daß ich Österreicher bin?

Weltuntergang I

Heute Nacht war Weltuntergang. Ich war im obersten Stockwerk eines riesigen Wolkenkratzers, ein riesiger Wolkenkratzer halt. Dann war ich mit einer Gruppe von Ich-weiß-nicht-wem unterwegs nach Ich-weiß-nicht-wohin, als sich die Lage dramatisch verschlechterte. Berge türmten sich auf, andere Berge sanken in sich zusammen oder riesige Felsen rollten den Abhang herunter, beides mit dem Effekt, daß die Berge nicht mehr da waren, eine Minutensache. Wir flohen, keiner wußte wohin, nur weg. Dann waren wir wieder am Wolkenkratzer. Kein Mensch mehr da außer uns. Alles funktionierte noch so weit, auch und vor allem der Strom war noch da. Aber keine Perspektive für uns. Keine Grünflächen draußen, nur Felsen, keine Ressourcen. Irgendwann, bald schon, werden die Vorräte aufgebraucht sein und dann ist Schicht im Schacht. Ich überlege, ob und wenn ja, wie ich Suizid machen soll, beschließe dann aber doch, daß das alles nur ein Alptraum sein muß und wache auf.

Gottlob!

Strom ist noch da, das wohl, aber draußen ist die Landschaft weg, keine Grünflächen, nicht mal Felsen. Nur Dunkelheit. Womöglich ist doch Weltuntergang gewesen und ich hab's nur verschlafen.

Der Franze hat gsagt, bal amal im Schloß ein Prozeß stattfind't, na, sagt er, geht er nach Amerika.

 

 

Donnerstag, 5. November 2020

Hochwasser eingeflascht

Wer an Venedig denkt,

denkt leicht auch mal an Passau.
Und weil ich grad bei Passau bin [1], kann ich auch gleich Reklame machen für ein Produkt, das garantiert keiner braucht, dennoch aber viele kaufen würden, wenn sie nur erst mal von seiner Existenz wüßten.

Berliner Luft in Dosen gab's schon mal, gibt's wahrscheinlich immer noch. Aber patentiertes Hochwasser in einer Bügelflasche ist das ideale Geschenk für jemanden, der eh schon alles hat.

Wer jetzt Appetit bekommen hat [2], der kann... das Produkt leider nicht kaufen. Es gab zwar seinerzeit mal eine einschlägige Website, mit der das Produkt beworben wurde, aber schon auf dieser Website war der Preis für eine Flasche Hochwasser vergessen worden. Später ist anscheinend das ganze Projekt eingeschlafen. Schade.

Eine sinnvollere Investition als der Kauf eines Volkswagens oder Audis wäre Passauer Hochwasser aber auf jeden Fall gewesen.



[1]   Diese Überleitung ist so hirnblöd wie die Einleitung als solche kackendreist und falsch ist.

[2]   Vorsicht! Kein Trinkwasser! Manchmal treibt im Hochwasser auch ein toter Ratz.

Corona-Leugnen sichert Arbeitsplätze

Wie du Arschgeigen zur Maske verführst

Wenn du von haus aus eine violina da culo [1] bist, wirst du dich natürlich weigern, eine Coronaschutzmaske zu tragen. Es gibt zwar "Schutz" und es gibt "Maske", weißt du aus dem zweiten Attila-Brief an die Weganer (Att. 2, 2, 17), aber es gibt kein Corona. Trotzdem bist du ein lästiges Wimmerl und als solches ansteckend. Ansteckende Wimmerl sind zwar lästig, trotzdem kann man sie dazu verführen, eine Maske zu tragen.


Wenn du von haus aus Deutsch-Schweizer bist, wirst du dich natürlich weigern, deutsch zu sprechen. Bist du kein Deutsch-Schweizer, so wirst du von dem oben verlinkten Video natürlich nichts verstehen. In diesem Faui mußt du die deutschen Untertitel dazu schalten.

 



[1]   Indigene Arschgeige

Montag, 2. November 2020

Boffzen, rinteln und pommern

Der leider viel zu früh totgesoffene Wiglaf Droste schrieb einst in der taz:

Bei einer Reise durchs Weserbergland kam ich unter anderem auch durch die Kleinstädte Boffzen und Rinteln. In meiner Wahrnehmung aber waren das Verben: boffzen und rinteln. Ha, dachte ich, wäre das nicht auch etwas für die Rubrik "Harte Welle" in den Stadtmagazinen: "Junger Mann wünscht nach allen Regeln der Kunst gerintelt zu werden. Anschließend boffzen nicht ausgeschlossen"?

Viele Jahre nach der Lektüre von Drostes Kolumne hatte ich mein Erweckungserlebnis, nachdem mir jahrzehntelang beim Wort "Pommern" nichts aufgefallen war: "Pommern" ist ein Verb.

Ich pommere / Du pommerst / er/sie/es pommert etc. pp.

Ich weiß bis heute nicht, was "pommern" bedeuten könnte, bin mir aber sicher, daß es auf jeden Fall ein unanständiges Wort ist. Er/sie/es pommert, wenn die Hormone zu blubbern beginnen. Darüber was die Wörter "vorpommern" oder gar "hinterpommern" bedeuten will ich gar nicht nachdenken. Besser ist's, in der Kneipe ausschweifend zu sachsen. Oder du bleibst daheim und bayerst dir einen.

Unzucht, Unzucht ruft's aus dem Wald

Die Lieb, die Lieb... Schrein kunst

Um auch das mal klarzustellen: Ich habe mich der E. E. niemals unsittlich genähert! Wenn ich es genau bedenke, habe ich mich ihr auch nie sittlich genähert.

Eigentlich schade, trotz ihrer Jugend. Aber, so ist das, ich war damals auch erst zehn und hab mich nicht getraut.

Löff & Dösö

Der Franze hat gsagt, der Frangsä sagt "Löff" firaroa und "Dösö" für zwoaroa. Da wundert's ihn nicht, sagt er, wenn den Frangsä keiner versteht.

Letzte Worte

Als ich noch der Waldbauernbub war, wollte ich eine zeitlang den Moment des Einschlafens bewußt erleben. Ich hab's damals fast geschafft, aber Sekundenbruchteile vor dem Einschlafen bin ich eingeschlafen.

Den Trick mit dem Einschlafen bei vollem Bewußtsein habe ich immer noch nicht raus. Derzeit grübele ich über die für mich passenden Letzten Worte nach, also wie - zum Beispiel - "Mehr Licht!" vom Altmeister Goethe. Führende Goethologen meinen allerdings, der aus Frankfurt/Main stammende Meister habe "Mer licht hier so unbequem" gesagt, sei aber wegen des sterbensbedingten Nuschelns und seines hessischen Dialektes von den anwesenden Thüringern mißverstanden worden.

In den dunklen Momenten rabenschwärzester Depression fürchte ich, es werde im Augenblick meines Hinscheidens - wenn das Leben sekundenkurz an mir vorüberrollt, ehe es verlischt - eh kein Schwanz (oder Eckermann oder wer) da sein, meine Letzten Worte zu protokollieren.

Eine "Fisch und Fleisch"-Userin (m/w/d), dessen Name hier nicht genannt werden soll, wandte ein: "Mal ehrlich, was nützen dir die schönsten eigenen letzten Worte, wenn du nachher tot bist?"

Da hat sie natürlich recht. Anschließendes Totsein ist gewiß der Nachteil bei der Geschichte mit den Letzten Worten, obwohl es Leute gibt, die behaupten, es werde Zeiten gegeben haben, in denen die Lebenden die Toten beneidet haben würden. Wie auch immer: Wenn ich Letzte Worte flüsterte und dann doch nicht stürbe, würde ich disqualifiziert und man würde noch eine Ewigkeit lang über mich spotten.

Von Machiavelli ist folgende - höchstwahrscheinlich erfundene - Anekdote überliefert: Auf dem Sterbebett nimmt ihm der Priester die Beichte ab und meint dann, er solle jetzt den Teufel und all seine Werke verfluchen. Machiavelli soll angeblich den Kopf geschüttelt und gesagt haben: "Dies ist nicht der Moment, sich Feinde zu machen."

Im übrigen merke ich an: Letzte Worte werden nur dann von dir überliefert oder dich betreffend erfunden, wenn du ein Mindestmaß an Bekanntheit erreicht hast. Prominentsein ist für uns Menschen der einzige Weg, auf Dauer unsterblich zu werden. Prominent kannst du werden, wenn du dir zum Beispiel den Nobelpreis für Physik ergeierst, einfacher ist es hingegen, wenn du dir vor laufender Kamera irgendwelche Schwänze in Möse oder Mund oder wohin sonst stecken läßt.

Sonntag, 1. November 2020

Die schwimmende Stadt

Ich möchte Ihnen heute einen Dokumentarfilm vorstellen, so altmodisch, wie ein Dokumentarfilm von früher nur immer altmodisch sein kann.

Ich sag's gleich vorneweg: Es vergehen satte 5 Minuten und 20 Sekunden. ehe der erste Satz gesprochen wird. Davor gibt es nur Impressionen, Originalgeräusche, langsame bedächtige Bilder und eine dazu passende ruhige Musik.

Stell dir einen Moment lang vor, du wärst, vor dem Fernseher sitzend, nur zufällig in diese Sendung geraten. Als der Schriftzug mit dem Ortsnamen eingeblendet wurde, hast du dir gerade ein Bier eingeschenkt und nicht hingeschaut. Du siehst nur die folgenden Worte des Titels "Die schwimmende Stadt" und siehst dann die Bilder - 5 Minuten, 20 Sekunden lang. Was denkst du dir in dieser langen Zeit? Was für eine Stadt!, denkst du. Bella Italia!

Pfeifendeckel. Es ist nicht Venedig und auch sonst keine ins Meer gebaute italienische Stadt, es ist Passau bei Österreich.

1975 hat Dieter Wieland im Rahmen seiner Dokumentarfilmreihe "Topographie" den Film "Passau, die schwimmende Stadt" gedreht.

Wer sich diesen Film anschauen will, sollte sich einen Sack Zeit als Wegzehrung mitnehmen. So langsam der Film beginnt, so bedächtig geht es weiter. Keine schnellen Schnitte, keine dynamischen Schwenks, kein aufgeregter Kommentar. Den Text spricht Dieter Wieland selbst, er spricht keine einfachen Sätze, gewiß, aber er spricht langsam, bedächtig, er läßt dir die nötige Zeit, seine Sätze abzuschmecken und zu verstehen. Die ruhige Sprechweise ist beruhigend, ohne einschläfernd zu wirken. Das ist großes, ganz großes Kino!

Wieland spricht vom heutigen Passau, vor allem aber erzählt er dir was vom früheren Passau. Keltensiedlung, Römerkastell, Bischofssitz, Missionszentrum.

Passau ist die Mutter Österreichs. Von Passau aus, das seinerseits von den Römern kolonisiert und kultiviert worden war, ist die untere Donau, bis nach - mindestens - Ungarn christianisiert und kultiviert worden. Aber was red ich, laßt euch die Geschichte Passaus von Dieter Wielands Film direkt erzählen.

Eine Bitte habe ich: Wenn es euch möglich ist, schaut euch den Film am Stück an, keine Unterbrechungen. Geht vorher pinkeln und wenn das Telefon klingelt, laßt es klingeln oder besser noch: Schaltet das verdammte Klingelphon für eine Dreiviertelstunde aus. Und vor allem: Während ihr den Film anschaut, macht nichts anderes.

 

 

Und? Ging's?

Falls ja... Gratulation! Ich habe es nicht geschafft, ich bin beschämt. Ich habe mir den Film bereits x-mal angeschaut und immer war was, das mich den Film unterbrechen ließ. Nicht beim ersten Mal, klar, 1975, als ich den Film original während des laufenden Programms angeschaut habe. Damals hatte ich noch keinen Videorecorder, damals mußte ich den Film noch am Stück anschauen. Eine Dreiviertelstunde fokussiert sein auf eine Sache, damals war das selbstverständlich, zum Lebensgefühl passend, von der Technik erzwungen.

Von früher Jugend an hatte ich davon geträumt, Filme handhaben zu können wie Bücher, unabhängig vom Spielplan der Kinos und dem aktuellen Fernsehprogramm. Eines Tages, so dachte ich, werden sich die Menschen in der fer­nen Zukunft einen Film aus dem Regal holen können, wann immer sie grad Zeit und Lust haben und sie werden sich den Film anschauen, solange sie Zeit und Lust haben, und so oft sie das wollen. Ende der siebziger Jahre wurden Videorecorder auch für Privatpersonen erschwinglich, mein Traum war lange vor der von mir erseufzten Zeit Wirklichkeit geworden.

Heute ist es für mich in dieser Hinsicht eher traurig. Heute ist es die Ausnahme, daß ich eine 45minütige Dokumentation, geschweige einen anderthalb Stunden langen Spielfilm am Stück anschaue. Und - das vor allem! - ich habe es mir angewöhnt, während des Anschauens ein weiteres Fenster offen zu halten, in welchem ich gleichzeitig das Computer-Kartenspiel Freecell spiele [1].

 

So ein Verhalten ist beunruhigend, es ist pathologisch, ich mache mir da keine Illusionen.

Ich bin in eine Zeit hineingewachsen, in der sensible Säusler anfingen, die Gefühlskälte der Bürgerlichen Gesellschaft zu kritisieren. Quirlige, vor Dynamik vibrierende Frauen redeten auf mich ein und langten mir, kaum daß wir uns eine halbe Stunde kannten, an den Rücken und meinten, Gott, sei ich verspannt, ich müßte unbedingt Entspannungsübungen machen. Meinen Einwand, für Entspannungsübungen sei ich viel zu träge und faul, nahmen sie nicht ernsthaft zur Kenntnis. Für sie waren Entspannung, Yoga und Meditation eine Art Leistungssport, sie strebten danach, Hochleistungsbuddhisten zu werden.

Und wenn ich dann irgendwann - das dauerte, ich bin ein geduldiger Mensch - grantig wurde und ihnen meinen Zorn wegen ihrer übergriffigen Antatscherei entgegenknurrte, war das offene Ausleben von Gefühlen plötzlich gar nicht mehr so positiv.

Inzwischen hätte ich Entspannungstraining wahrscheinlich bitter nötig. Je älter ich werde, desto wepsiger werde ich. Wenn man freundlich ist könnte man es auch "temperamentvoll" nennen, muß es aber nicht.

Was soll ich mir vormachen? Ich tu mir mittlerweile schwer, bei einer Sache zu bleiben. Das ist die berühmte Multitasking-Fähigkeit [2], ruft einer, der von nix was versteht. Ich sollte doch froh sein, daß ich in meinem Alter noch gedanklich so locker hin- und her-switchen könne. Ich bleibe eher skeptisch. Multi-Tasking-Künstler, gleich welchen Geschlechts, bekommen von allem, das sie gleichzeitig machen, nur einen Teil mit. Und "nur einen Teil mitbekommen" heißt in letzter Konsequenz fast immer: Nichts mitbekommen.

Aber ich schweife ab, dabei wollte ich noch ein bisserl über Passau reden.

Wenn man es genau nimmt - und man sollte es genau nehmen, wenn es sich um Wissenschaft handelt - dann mündet nicht die Donau in das Schwarze Meer. Sondern? Sondern der Inn.

Schau dir mal dieses Bild an: 

Da kommt am oberen Bildrand die immer noch junge Donau angeflossen und an der Ortsspitze von Passau gesellt sich der Inn dazu. Überdeutlich sieht man die Spuren, das hellere Lehmwasser des Inn drückt das dunkle Donauwasser regelrecht zur Seite. Hoppla, jetzt komm ich!

Welcher Narr ist damals und seinerzeit auf die Idee gekommen, den durch den Zusammenfluß entstandenen Fluß Donau zu nennen? Regensburg liegt an der Donau, klar, Wien und Budapest dagegen definitiv am Inn.

 

Und dann war da noch der Nebel. Als Schüler war ich mal auf einem Wochen­end-Seminar auf der Veste Oberhaus in Passau (auf dem Satellitenbild ganz oben, etwas links von der Bildmitte). Das Thema war die Sowjetunion, der Referent war Graf Dracula oder doch einer, der ausgesehen hat, als wäre er Graf Dracula. Es war im September/Oktober, die Nächte waren bereits ziemlich kalt, die Erderwärmung noch nicht erfunden und die Heizung hatten sie in der Jugendherberge nachts abgedreht. Ich hab gefroren wie ein Schneider oder wie zwei nackerte Schuhlehrer.

Endlich war die Nacht vorbei, der Sonntag war angebrochen. Ich ging hinaus, um einen Blick auf die tief unter mir liegende Stadt zu werfen. Die Sonne war bereits aufgegangen, es war wolkenlos, hell, aber Passau war weg. Wo Passau hätte sein müssen, war ein Nebelmeer. Schneeweißer Nebel im Sonnenschein zwar, aber eben doch Nebel. So muß sich Beowulf, der Held, gefühlt haben, damals in grauer Vorzeit, als unsere alt gewordene Welt noch jung und bunt war und erfüllt von Leben.

Ich atmete tief durch, genoß den Anblick. Heilige Schauer durchrieselten mich, als mit einem Male die Glocken zu läuten anfingen, ein Klang, der mahnend aus dem Nebel kam: "Jesus Christus ist unser Herr." Und dann erschien ein Kreuz. Nichts als ein aus dem Weißen Meer ragendes Kreuz, dazu das christkatholische Sonntagsläuten. Wäre ich nicht schon katholisch gewesen, ich hätte mich unverzüglich taufen lassen. Und dann eine Zwiebel unter dem Kreuz und noch ein Kreuz und noch eine Zwiebel, und immer noch die Sonntagsglocken.

Zwei Monate später ritt ich mit meinem Heer in Jerusalem ein, nachdem ich zuvor die heidnischen Muselmanen niedergemetzelt hatte. Nie war Religion schöner.



[1]   Im übrigen das einzige Computerspiel, das ich spiele.

[2]   Die man Frauen gerne nachsagt.