Sonntag, 30. Juni 2019

Kafka ist tot

Im Internet - wo sonst? - machte mich einer auf einen Spruch von Franz Kafka [1] aufmerksam:
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
Das hört sich hypsch an, womöglich bedeutet es sogar was. Wie auch immer: Kafka hat das dann auch konsequent durchgezogen und ist tatsächlich nicht alt geworden. Ein Hund war er schon, der Franze.



[1]   Die besten Übersetzungen der Werke Kafkas ins Deutsche sind beim S. Fischer Verlag erschienen.

Donnerstag, 27. Juni 2019

Anarchie führt ins Chaos

Ich stelle eine Frage und bitte um eine schnelle, spontane und ehrliche Antwort.
Frage: Führt Anarchie ins Chaos?
Ich vermute mal, die meisten werden geantwortet haben: "Freilich, wohin soll Chaos auch sonst führen?"

Das letzte Mal, daß in Deutschland das genaue Gegenteil von Anarchie herrschte, war von 1949 bis 1989 in der DDR.

Das Ende vom Lied war das Chaos, der Zusammenbruch. Vom vorletzten Mal, 1933 bis 1945, will ich gar nicht erst reden.
Jeder weiß, daß Zucht und Ordnung ins Chaos führen, noch jedes Mal. Aber keiner will auch nur einmal ausprobieren, ob Anarchie vielleicht besser funktioniert. Weil nämlich jeder Narr weiß, beziehungsweise zu wissen glaubt, daß es gar nicht funktionieren kann.


Der Franze hat gsagt, eine Anarchie wär gar nicht schlecht. Allerdings, sagt er, müßte ein strenger Ober-Anarch an der Spitze sein.

Warum in Afghanistan gekämpft wird

Aus dem Stück "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl... nein, doch nicht, sondern bloß von Wolfram Heinrich
Im Feld-Hauptquartier vor Ort in Afghanistan
GENERAL Hömma, Obergeneral, was ich dich schon immer fragen wollte...
OBERGENERAL während er eifrig einen streng geheimen Bericht in seinen Laptop klopft Ja?
GENERAL sinnend Was machen wir hier eigentlich?
OBERGENERAL klopft weiter konzentriert auf seinen Laptop ein Wir führen Krieg, wie dir vielleicht schon aufgefallen ist.
Kurzes, spöttisches Lächeln - er ist so dumm, und ich bin sein Chef - dann hämmert er weiter.
GENERAL Na ja, nun, so blöd bin nicht mal ich. Was ich meinte war - wozu führen wir diesen Krieg?
OBERGENERAL Um den Feind zu besiegen? Könnte das hinkommen?
GENERAL Ja, ja, verarsch du mich nur. Was ich mich frage: Was ist der Sinn, was ist das Ziel dieses Krieges?
Der Obergeneral blickt erstaunt auf. Sein Gesicht nimmt den Ausdruck angestrengten Nachdenkens an. Er denkt - eine zeitlang.
OBERGENERAL Hm, das ist eine gute Frage, die du da stellst.
Der Obergeneral greift zum Telefon, wählt eine Nummer und wartet. Schließlich...
OBERGENERAL Ah, du bist's. Hömma Barack, alter Nigger, was ich dich schon immer fragen wollte...

In einem Internet-Diskurs über den Afghanistan-Krieg meinte einer voll bitterer moralischer Resignation: "Das sinnlose Töten wird nicht nur nicht gestoppt. Es geht nicht nur einfach weiter. Es nimmt zu."
Ich versuchte, ihn zu trösten.
Das Wort vom "sinnlosen Töten" will ich nicht gehört haben!
Ja, sind das denn alles Idioten, die dort töten, töten lassen, getötet werden? Als wenn schon je - mals ein Krieg sinnlos geführt worden wäre.
Das Wort vom "sinnlosen Krieg" gehört in die "Rhetorik der Unfaßbarkeit". Wie gerne ist nicht die Rede davon, jemand habe mit unaussprechlicher, unvorstellbarer, unbeschreiblicher und, ja, unfaßbarer Grausamkeit gehandelt. Natürlich ist diese und jede andere Grausamkeit aussprechbar, beschreibbar, vorstellbar. Und alltäglich.
Alltagserfahrung und die sich nicht in die Behaglichkeit des Mysteriums zurückziehenden Teile der Philosophie lehren uns, daß nichts, aber auch überhaupt nichts auf dieser Welt einfach so geschieht, daß nichts, aber auch überhaupt nichts auf dieser Welt sinnlos ist. Der Sinn muß dabei nicht der Sinn sein, den ich oder du uns wünschen.
Von Spinoza stammt der schöne Satz: "Jede Erscheinung beweist ihre Notwendigkeit durch ihr Dasein." Das ist ganz früher, rasiermesserscharf [1] formulierter Darwin. Das Dasein des Pestbakteriums beruht nicht auf meiner Notwendigkeit, ich kann ganz gut ohne Pest leben, das Pestbakterium sieht das etwas anders.
Die Welt ist prinzipiell erkenn- und verstehbar.
Das ist natürlich nichts weiter als ein unbewiesener, unbeweisbarer Glaubenssatz. Ich werde diesen Satz nie beweisen können, er wäre erst dann bewiesen, wenn die Welt wirklich zur Gänze von Menschen verstanden wäre.
Aber: Der Satz ist eine Anleitung zum praktischen Denken. Ich - und das ist meine Denkmethode - tue so, als wäre der Satz richtig und bewiesen. Und ich tue das deshalb, weil mich dieser Glaubenssatz davor bewahrt, mich voreilig auf die bequem Position des prinzipiell Unerklärbaren zurückzuziehen.
Das Denken hört auf, wenn ich irgend etwas als unfaßbar, unbegreiflich, sinnlos deklariere. Die Dinge sind nicht prinzipiell unverständlich, ich kann sie lediglich von meinem Blickwinkel aus und jetzt nicht verstehen.

Zurück zu Afghanistan. Im Juni 2010 war es in allen Zeitungen zu lesen: "Ein US-Team von Geologen und Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums (!; Ausrufezeichen von mir, W. H.) will Rohstoffvorkommen im Wert von fast einer Billion Dollar [2] in Afghanistan aufgespürt haben. (...) Es gehe um Lithium, Eisen, Kupfer und Gold, zitiert die Zeitung hochrangige US-Beamte.
In einem internen Papier des Verteidigungsministeriums heißt es demnach sogar, Lithium könne für Afghanistan das werden, was Erdöl für Saudi-Arabien bedeutet." (DER SPIEGEL)
Die Meldung, die uns suggerierte, es sei dies ein brandaktuelles Forschungsergebnis, wurde einige Tage lang durch das Mediendorf getrieben, dann war Ruhe. Seither habe ich nichts mehr davon gehört. Einige Sekunden lang hat der Große Zauberkünstler aus Washington seine Karten gezeigt, dann hat er mit dem Finger geschnipst und hypnotischer Schlaf hat die weltweit verbreitet Meldung wieder aus dem Gedächtnis der Welt gelöscht. David Copperfield ist im Vergleich dazu ein Anfänger.
Und es ist nicht das erste Mal, daß diese hochbrisante Meldung dem Vergessen anheim fiel. Am 13. 10. 2001 - einen guten Monat nach 9/11 - schrieb Hubertus Erb in heise.de diesen Artikel: "Die Hauptbeute am Hindukusch sind für den Westen riesige Öl- und Erdgasvorkommen"

Das Töten in Afghanistan ist aus dem Blickwinkel kühl rechnender... äh, Investoren so sinnvoll, wie nur irgendwas auf dieser Welt sinnvoll sein kann.


[1]   Den Namen Occam habe ich überhört, Occam hat mit unseren Überlegungen nix zu tun.
[2]   Gemeint ist eine Billion nach deutschem Wortgebrauch, nicht nach amerikanischem. "A billion dollar" wäre "nur" eine schlappe Milliarde.

Die toten Augen von Wien

Ein Pinguin namens Toni hat vor kurzem meine Aufmerksamkeit auf das ÖVP-offizielle Porträt vom Kurz Wastl gelenkt.
Ich schau mir die Augen vom Burli [1] an, und... Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht beim Betrachten des Bildes, mir jagt es eiskalte Schauer den Rücken herab. Es ist das Gesicht eines menschlichen Haifisches mit dem Charme eines frisch geschliffenen Fallbeiles. Die Mundwinkel sind energisch zu einem Lächeln nach oben gezogen und die Augen versuchen, mitzuhalten, aber Mund und Augen passen nicht zusammen. Schneide oben und unten weg, nimm nur die Augen.
Da lächelt nix, eiskalte Fischaugen blicken dich an.
Betrachte nun wieder das ganze Gesicht, laß dich anmuten von Kurzens Lächeln. Lächeln, schon. Aber es ist das eiskalte Lächeln eines schneidigen Staatsanwalts, der alles beieinander hat, auf Tod durch das Schafott zu plädieren. Ein Lächeln, das dich durch deine Alpträume verfolgt. So jemandem möchtest du nicht in einem Gerichtssaal begegnen, auf hoher See oder sonst an einem Ort, an dem du wehrlos bist.
Weiteres Unterrichtsmaterial zum Thema "Kurz und Augen" findet der interessierte Student in dem hervorragenden Internet-Forum "Fisch und Fleisch".




[1]   Für Deutsche, die in der Nähe des Polarkreises siedeln sei's erwähnt: "Burli" ist das österreichische Wort für "Bübchen", ich bin mit diesem Wort im Ohr aufgewachsen. Der Österreicher von heute bezeichnet mit diesem Wort seinen kindlichen Ex-Kaiser.

Lippe-Lappe

Der Viehhauser Scherge kannte ein interessantes, wenn auch hagelbuchenes Spiel, welches hieß "Líppe-Láppe - Scheiß ins Káppe", auf deutsch vielleicht als "Lippel-Lappel, kack in die Mütze" zu übersetzen.
Man brauchte dazu den Líppe, einen drei, vier Zentimeter dicken,  runden und etwa zehn Zentimeter langen Zweig, der an beiden Enden ziemlich scharf zugespitzt war. Dann gab es noch den Láppe, einen (kinder-)armlangen Stock aus dem gleichen Zweig, der an einem Ende etwas abgeschrägt war. Mit diesem Ende grub man in die Erde eine nicht sonderlich breite, nicht sonderlich tiefe und auch nicht sonderlich lange Rille. Der eine Spieler, der dran war, legte den Líppe über die Rille und mußte dann diesen mit dem Láppe so weit gerade nach vorne schleudern als es irgend ging.
Die anderen Mitspieler standen dort, nach eigenem Belieben verteilt und mußten den Líppe auffangen, wodurch sich der Weg zurück verkürzte. Überdies gab's für's Auffangen Punkte. Einige Punkte, wenn man ihn mit beiden Händen auffing, mehr, wenn dies nur mit der rechten Hand geschah, für die Linke gab's noch mehr [1] und nochmal mehr, wenn man ihn wegköpfelte. Die Megapunktezahl aber war fällig, wenn man den Líppe (mit seinen beiden Spitzen!) mit dem Mund auffing. Das hört sich jetzt ein bisserl unglaubwürdig an, der Viehhauser Scherge aber hat dies mehr als einmal tatsächlich geschafft.
Nur der Viehhauser Scherge.
Nun mußten die Mitspieler reihum das Stück zurück zum Abschlagplatz werfen. Mit möglichst wenig Wurfversuchen hatten sie den Líppe in die Kuhle unter den darüber gelegten Láppe zu werfen. Direkt legen war verboten, man mußte schon werfen und wenn es am Ende nur noch ein Zentimeter war.
Konnte der Gegenspieler das weggeschleuderte Aststück irgendwie ergreifen, verkürzte sich natürlich für ihn der Weg zurück zum Abschlagplatz. Darüber hinaus konnte er durch das Fangen auch Punkte sammeln. Einige Punkte bekam er, wenn er das Stück mit beiden Händen fing, mehr, wenn er dies nur mit der rechten Hand tat, noch mehr, wenn es mit der Linken geschah. Er konnte es mit der Brust stoppen, er konnte es mit dem Kopf zurückstoßen. Das Maximum an Punkten erreichte er dann, wenn er den "Lippe" mit den Zähnen auffing.
Meine Fragen: Kennt sonst noch wer dies Spiel? Evtl. unter anderem Namen? Habe ich die Regeln im Laufe der Jahrhunderte etwas durcheinandergebracht? Oder kannte man das Líppe-Láppe nur im Rottal?



[1]   In Niederbayern gab's damals nur Rechtshänder. Linkshänder wurden seinerzeit noch in der Wiege erdrosselt.

Die Mafia und andere Automobil-Clubs

Zuzeiten kann es passieren, daß im real-Markt der ADAC einen Informationsstand aufgebaut hat, der vorrangig dazu dient, neue Mitglieder zu werben.
Einen Moment lang nicht drauf geachtet, worauf sich dein Blick richtet und schon spricht dich der ADAC-Frau an.
"Wolln's Mitglied bei uns werden?", frägt mich die ADAC-Mann [1]. Ich winke ab. "Nein, ich bin schon bei der Camorra. Die würden mich töten, wenn sie erführen, daß ich zur Konkurrenz gewechselt bin", antworte ich höflich und gehe weiter.



[1]   Hat einer gemerkt, wie elegant ich hier gegendert hab?

Mittwoch, 26. Juni 2019

Unter den Talaren

Den alten 68er-Sprechgesang "Unter den Talaren / Muff von 1000 Jahren" singe ich seit vielen Jahren schon auf die Melodey von "Lili Marleen" [1], meine Kinder sind damit aufgewachsen.
Wie auch immer, vor gar nicht so langer Zeit habe ich hier über die Gefahren des Lachens geschrieben.
Ich schrieb unter anderem: "Nichts fürchtet der Mächtige so sehr wie ausgelacht zu werden, wenn er voll Würde einherschreitet oder herumsteht.
Das Bild ist von 1961, Universität Marburg. Kabarett pur. Der Rektor sieht aus wie der Bruder von Joseph Beuys, ohne es zu sein, die beiden hinteren Figuren erinnern mich an Rosenkranz und Güldenstern, die mal wieder gar nichts kapieren."
Das Bild habe ich vor Jahren gefunden, irgendwo in den unendlichen Weiten des Internets. Je öfter ich das Bild betrachtet habe, die darunter stehenden Zeilen gelesen habe, desto mehr kamen mir Zweifel. Ist das Bild vielleicht wirklich "Kabarett pur"? War ich einer Fälschung aufgesessen, einer dreisten Photomontage studentischer Revoluzzer? Das konnte doch gar nicht sein, drei Narrengesichter auf einem Bild, festgehalten im Augenblick ihrer allergrößten Narretei.
Auf der Suche nach etwas ganz Anderem bin ich vor kurzem wieder auf das Bild gestoßen, diesmal in einen größeren Zusammenhang gebettet. Die "Oberhessische Presse" aus Marburg berichtete 2009 über eine Ausstellung des Universitätsmuseums, anläßlich derer im Marburger Landgrafenschloß "Kostbarkeiten des Universitätsarchivs" gezeigt wurden. Das Bild zeigt, wie der damalige Rektor [2] Hans Erhard Bock von Theo Nebel und Georg Naumann in die Aula der Alten Universität geleitet wurden.
Ich war fassungslos. Das Bild ist echt.




[1]   Damit man das singen kann, müssen natürlich einige ansonsten absolut überflüssige Silben wie "Lalalalala" eingefügt werden.
[2]   Ich nutze die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, daß die Wörter "Rektor" und "rektal" den gleichen Wortstamm haben. Die ackerdemische Sprache ist überhaupt nah am Scheißhaus ("Hajsl" sagt sowohl der Tscheche als auch der Österreicher) gebaut. Die alte Anrede "Magnifizenz" für den Universitätsrektor kommt vom lateinischen "magnum facere", was soviel heißt wie "groß machen", also scheißen. Aber, bittschön, "Kultur" kommt schließlich auch von "colere", das heißt Landbau betreiben. Die letztere Information stimmt sogar.

Dienstag, 25. Juni 2019

Der Satiriker Napoleon

Spaß muß sein!

Ich schätze Napoleon unter anderem deswegen, weil er die brillanteste Satire auf das Adelswesen geschrieben, die ich kenne und er hat sie mit dem Schwert geschrieben.
Das Adelssystem beruht auf der Legitimation des jetzigen Adeligen durch vorherigen Adel. Die Queen entstammt einem adeligen Geschlecht und innerhalb der Adelslogik hat sie natürlich das Recht, Leute zu adeln, so wie das vor ihr auch schon Friedrich II. von Hohenstaufen gemacht hat, mit gleicher Legitimation.
Natürlich ist da ein logischer Haken: Alte Adelsgeschlechter berufen sich voll Stolz auf den ruhmreichen Gründer des ruhmreichen Geschlechtes derer von Weißnichtwer. Zwei Minuten mäßig angestrengten Nachdenkens genügen für die Erkenntnis, daß dieser Gründer des Adelsgeschlechtes, wie weit immer man ihn in der Geschichte zurückverfolgen kann, ein Parvenü gewesen sein muß. Er nämlich kann ja noch nicht aus einem alten Adelsgeschlecht gestammt haben, ansonsten er ja nicht der Gründer eines solchen gewesen sein könnte.
Napoleon hat nun diesen Vorgang von Anmaßung vor aller Augen in seiner Gegenwart vollzogen. Er hat nicht irgendwelche Leute in die Archive geschickt und sie dort Dokumente finden/fälschen lassen, aus denen hervorgeht, daß er Nachfahre von Karl dem Großen gewesen wäre. Er hat einfach nur gesagt: "Wißt's was, Leute, ich bin jetzt Erster Konsul, ab morgen nenn ich mich Kaiser. Obst, Papst, du bitte so freundlich sein und zur Krönung erscheinen könntest?"
Er, aus korsischem Kleinstadel stammend, kommt einfach daher und nennt sich Kaiser, obwohl er nach den Maßstäben seiner Zeit nicht die allermindeste Legitimation dafür hatte. Er hat neue Adelige erschaffen, gegen jegliche Legitimation.Er führt dem alteingesessenen Adel und dem sonstigen Pöbel handfest vor Augen, wie seinerzeit der "echte" Adel entstanden ist, nämlich ebenfalls durch Anmaßung und "Gib-her-sonst-hau-ich-dich".
Napoleon hat, solange er die Macht dazu hatte, den gesamten europäischen Adel wie Tanzbären vorgeführt. Der europäische Hochadel kam angewuselt und hat ihn als Kaiser hofiert, der österreichische Kaiserkollege hat ihm gar die Tochter ins Bett gelegt (mit der er sich dann überraschenderweise so gut verstand, daß diese ihm nach St. Helena folgen wollte, wenn ihr Vater sie gelassen hätte).
Und Napoleon macht die Wittelsbacher zu Königen. Diese Narren sind auch noch stolz darauf. Kronprinz Ludwig haßt Napoleon und führt nach dem Tode des Vaters selber den von Napoleon einfach frei erfundenen Titel "König von Baiern" weiter, ohne sich als der Depp zu fühlen, der er ist.
Irgendwelche andere Leute ernannte er zu Adeligen und die Nachkommen dieser Spaß-Adeligen sind heute noch stolz darauf, "richtige" Adelige zu sein. Einer dieser Spaß-Adeligen wurde in einem fremden Land zu einem "richtigen" König gesalbt und als er tot war, entdeckte man auf seiner Brust die Tätowierung "Mort aux rois". Der Nachkomme dieses Aushilfskönigs sitzt heut noch auf dem Thron (nimmt aber seinen Job eher locker).
Napoleon hatte den Schalk im Nacken.

Mittsommernachtsblues

Till Eulenspiegel wanderte einst - wie er das oft tat, da das Goggomobil noch nicht erfunden war - durch die Lande.
Wann immer ihn der Weg aufwärts führte pfiff Till fröhlich vor sich hin. Hei, wie war ihm das Wandern eine Lust. Schritt er hingegen abwärts, so grummelte und seufzte er, daß es nur so eine Art war. Einem Weggenossen fiel das auf und er fragte den Eulenspiegel, wieso er beim mühseligen Anstieg fröhlich pföffe, beim heiteren Abstieg dagegen Trübsal bliese [1].
"Nun", antwortete ihm der Schalksnarr, "wenn ich bergwärts gehe weiß ich, daß am Scheitelpunkt des Weges dieser wieder bequem abwärts führen wird. Geht's dagegen abwärts dann weiß ich, daß der Weg irgendwann und unvermeidlicherweise auch wieder beschwerlich aufwärts gehen wird."

Warum ich diese verrückte Geschichte erzähle? Weil ich - selber verrückt wie Till Eulenspiegel - seit dem 21. Juni den Mittsommernachtsblues bluse.
Ein halbes Jahr lang habe ich mich - aus finsterster Nacht kommend - gefreut, weil die Tage mit jedem Tag ein wenig länger geworden sind, die Sonne jeden Tag ein Stückchen höher am Himmel gestanden hat.
Und jetzt... von jetzt an geht's bergab. Die Tage werden kürzer, die Sonne sinkt.
Jammer!
Ich geh jetzt weinen.




[1]   Wie sagte mal einer: "Es ist nicht alles Trübsal, was geblasen wird." Freilich, so wenig wie etwas mit zwei Backen ein Gesicht sein muß.

Den braunen Sumpf austrocknen!


So geht Widerstand! So wird der Spruch vom "Austrocknen des braunen Sumpfes" konkret!

Montag, 24. Juni 2019

Islam und Leberkäs

Dem Franze sein Kommentar zur Religion

Der Franze hat gsagt, theologisch gesehen würd er - wenn's denn sein müßt - auch zum Moslem werden; scheiß drauf. Aber, sagt er, es müßt halt ein Islam mit Leberkäs, Schweinsbraten und Bier sein.

Sonntag, 23. Juni 2019

Salvini, der Heiland und Retter

In leidlich zivilisierten Weltgegenden machst du dich strafbar, wenn du einem anderen Menschen in einem Notfall nicht hilfst, obwohl dir die Hilfe zumutbar ist. Selbst in einem ausgewiesenen Schurkenstaat wie den USA ist unterlassene Hilfeleistung strafb...
Obwohl, zumindest in Florida ist das nicht der Fall, mußte ich mir sagen lassen, es gibt dort keinen Paragraphen zur Unterlassenen Hilfeleistung. Konsequenterweise hilft auch keiner, sondern nimmt das Sterben eines anderen Menschen als eine Form von Entertainment.
"Eine Gruppe von Teenagern in Florida hat nach Medienberichten tatenlos zugesehen, wie ein Mann in einem Teich ertrank — und sich darüber auch noch amüsiert.
Die Leiche des 31-Jährigen wurde erst fünf Tage nach dem Vorfall am 9. Juli in Cocoa nahe Orlando im Wasser aufgefunden, wie unter anderem die "New York Times" schilderte.
Demnach filmten die jungen Leute im Alter zwischen 14 und 18 Jahren den Kampf des Mannes ums Überleben auch noch mit einem Handy und stellten die Aufnahme auf Facebook."
(...)
"Der Fall erweckt auch deshalb großes Aufsehen, weil es in Florida kein Gesetz gibt, das unterlassene Hilfeleistungen strafbar macht. Daher können die Teenager nicht belangt werden."
Das war 2017, acht Jahre zuvor hat Gerhard Polt so einen Vorfall erfunden und eine grauslige Satire draus gemacht.
Das Leben, die Matz, hat bislang noch (fast) jede satirische Übertreibung übertroffen. Und so wie das Leben über die Satire triumphiert, so triumphiert Italien über Florida. In Italien nämlich, merkt das wohl, ist Unterlassene Hilfeleistung nicht nur vergessen worden, in Italien ist GETANE Hilfeleistung VERBOTEN und mit Strafe bedroht. "Bis zu 20 Jahren Haft sind dafür als Strafmaß vorgesehen, dazu drohen bis zu 15.000 Euro Geldbuße pro nach Italien gebrachte Person." (Quelle)
Und das Leben, die Matz, macht sich auch noch lustig über uns Menschen. Der verantwortliche Minister für die Kriminalisierung der Seenotrettung ist Matteo Salvini. Salvino ist ein normaler italienischer Vorname, er bedeutet Heiland, Retter. Matteo kommt aus dem Hebräischen, מתתיהו Matitjahu, Geschenk JHWHs, aber hier hör ich auf, sonst artet das noch in Namens-Kabbala aus.

Montag, 17. Juni 2019

Rassismus für Dumme

Eben grad hab ich in Facebook dieses hypsche Buidl gefunden:

Samstag, 15. Juni 2019

Schaumschläger Camus

Im Rahmen einer Internet-Diskussion mußte ich folgendes lesen:
Innerhalb meiner (von meinen "Erzeugern" übernommenen ;-) "Uralt-Ausgabe" v. "Der Mythos von Sisyphos" im Rahmen der so genannten Rowohlt-Enzyklopädie befindet sich ein "Enzyklopädisches Stichwort"  v. L. Richter, in dem Camus selber zitiert wird mit den Worten "Nous avons tous un terrible besoin de réfléchir", eine Aussage, die der Verfasser dieses "Stichwortes" dann ergänzte mit den Worten: "Giovanni Battista Vico würde sagen "die Barbarei der Reflexion"
Diese Ausgabe hatte ich auch mal zuhause, noch selber gekauft, nicht übernommen. Die Vergangenheitsform verwende ich, weil mir das Buch bei einem meiner Umzüge abhanden gekommen ist.
Wurscht: Sätze wie der oben zitierte (den ich ein wenig unbeholfen mit "Wir alle haben das fürchterliche Bedürfnis zu denken/zu reflektieren" übersetze) haben mir den ganzen Spaß an der existentialistischen Verzweiflung verdorben. Und wenn dann noch L. Richter meint, Camus' Satz (sich hinter Vico versteckend) mit "die Barbarei der Reflexion" paraphrasieren zu müssen, dann ist Schmock-Alarm. Eitles Kokettieren mit der eigenen Bildung, ein Brain-Builder, der sein angelesenes Wissen beklatschen läßt.
Auch Camus selbst scheint mir ein Schaumschläger zu sein, er gehört zu jenen Philosophen, die tirilierend und Blüten aus dem Füllhorn streuselnd durch den Saal hüpfen, lauter nette Behauptungen flötend, ohne jeweils auch nur den mindesten Beleg für ihre kühnen Behauptungen zu liefern.
Es ist schon ganz, ganz lange her, daß ich mir den "Mythos von Sisyphos" vorgenommen habe. Das Buch ging los mit "Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord. Die Entscheidung, ob das Leben sich lohne oder nicht, beantwortet die Grundfrage der Philosophie. Freiwilliges Sterben hat zur Voraussetzung, daß man wenigstens instinktiv das Lächerliche dieser Gewohnheit erkannt hat, das Fehlen jedes tieferen Grundes zum Leben, die Sinnlosigkeit dieser täglichen Betätigung, die Nutzlosigkeit des Leidens."
Das wäre an sich schon ein Grund gewesen, das Buch wieder wegzulegen. Aber erstens hatte ich das Buch gekauft (was ich kaufe, das nutze ich auch) und zweitens dachte ich mir, der Mann hat einen guten Ruf, gib ihm eine Chance. Nach zwanzig, dreißig Seiten ging das immer noch so weiter, lauter schöne Sätze aber keine nachvollziehbaren Gedanken, geschweige Belege dafür.
Parfümierter Nebel.
Klapp, Buch zu und weg. Bis heute geht mir dieser Camus mitsamt dem ehrfürchtigen "absurd"-Gemurmel seiner Interpreten gehörig auf den Keks.
"Wenn er philosophiert, so wirft er gewöhnlich ein angenehmes Mondlicht über die Gegenstände, das im Ganzen gefällt, aber nicht einen einzigen Gegenstand deutlich zeigt."
Georg Christoph Lichtenberg

Obiger Diskutant schrieb dann noch weiter:
Was in diesem Zusammenhang Camus angeht, so bedurften wir seiner sehr wohl, denn nach allem, was man von ihm weiß, war sein Schreiben und Wirken erfreulich deckungsgleich, was  - bestimmt nicht nur in meinen Augen - eine ENORME Leistung darstellt !
Ob ein Philosoph oder Schriftsteller das, was er propagiert auch lebt, ist sicherlich für die Beurteilung seiner Person von Bedeutung, über die Richtigkeit seiner Behauptungen sagt das jedoch nichts aus. Gar nichts.
Ein Gedanke ist ein Gedanke ist ein Gedanke.

Montorradfahrer

Motorradfahrer sind pervers!
Wer etwas anderes sagt, lügt oder ist selber einer - also pervers, wie gesagt.
Wo der gewöhnliche Autofahrer danach strebt, so bequem und störungsfrei wie nur möglich von einem Punkt A zum Punkt B zu gelangen, ist dem zünftigen Motorradfahrer mit solchem Komfort wenig gedient. Wo alle Bemühungen des Pkw-Schofförs in der Ankunft vor Ort ihren vornehmsten Zweck erfüllt finden, ist dem Zweiradraser das Eintreffen am Ziele eher eine peinliche Verlegenheit, jäher Abbruch des eigentlichen Vergnügens. Das Fahren an sich und als solches ist ihm Letzter, Heiliger Zweck allen Seins. Ein so genanntes "Ziel" dagegen ist allenfalls ein - gelegentlich kunstvoll konstruierter - Vorwand. Nicht das seiende Sein (ontos on, griech. ὄντως ὄν),, eigentlich ja: "wirklich seiend") im Sinne des Da-Seins (und ergo: Da-Bleibens) liegt dem Motorradfahrer am Herzen. Vielmehr ist ihm, der sich ganz als platonisches Flitzwesen (zoon kinetikon, ζῷον κινητικὸν) versteht, alles Sein ein flüchtiges (ens movens). Mögen errötende Lichter das eine oder andere Mal ein Verweilen erzwingen, so triumphiert im anschließenden Neu-Ergrünen der Ampel doch wieder die Heraklit'sche Dialektik des "panta rhei (πάντα ῥεῖ) alles flitzt". Pffft - kracks - quietsch - röhr ... und in laschen 6 Sekunden ist er wieder von 0 auf 100.
Wie gesagt: Motorradfahrer sind pervers.

Als ich noch der Waldbauernbub war haben bei uns daheim in Niederbayern einige von "Montorrad" gesprochen, was ich ein halbes Leben lang als regionale Narretei angesehen habe. Erst im reiferen Mannesalter erfuhr ich, daß es ganz normaler bairischer Dialekt ist. Karl Valentin hat übrigens schon seinerzeit gegendert wie Sau. Ein Beruhigungsmittel garantiert ohne schädliche Nebenwirkungen hat er auch erfunden.

Mittwoch, 5. Juni 2019

Rauchen und Fruchtbarkeit

 
Rauchen mindert deine Fruchtbarkeit, ja schon. Aber so ganz drauf verlassen kannst dich halt auch nicht.

Eine Erlebnisholzkugel

Bevor mir irgendein Schlauberger oder ein anderer Narr draufkommt, geb ich's lieber selber zu: Zuzeiten bin ich schon 1 bisserl dumm.
Bis vor kurzem hatte ich nicht die luiseste ([1]) Idee, was eine Erlebnisholzkugel ist. Heute weiß ich, daß die weltgrößte Erlebnisholzkugel ganz in der Nähe von mir steht, in Steinberg am See.
 Steinberg am See heißt die Ortschaft deswegen, damit man nicht das obszöne Wort "Wackersdorf" aussprechen muß.
https://www.google.de/maps/place/92449+Steinberg+am+See/@49.2663433,12.1278891,10154m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x479ff36d34d237c1:0x41eda32beb5d730!8m2!3d49.26836!4d12.1689844?hl=de







[1]      Laut und Luise

Größer ist besser

Daß größer besser ist, mag ja manchmal zutreffen.


Ob es aber dem Typen auf dem Bild letztlich nicht scheißegal ist, daß sein Leichensack größer oder kleiner ist?
 

Dienstag, 4. Juni 2019