Durch einen dieser
völlig sinnlosen Videoclips, die immer wieder vor mir aufpoppen und die sich
nicht abstellen lassen - nicht von mir jedenfalls ‑ habe ich erfahren, daß
in Indien, irgendwo in Indien, Radschef Vishvash
an einem Stausee ein Selfie
von sich habe machen wollen. Dabei sei ihm das Smartphone, angeblich ein
ziemlich teures Gerät, in's Wasser gefallen und alsbald versunken. Vishvash sei
Beamter gewesen und so habe er amtliche Taucher bestellt, die aber nichts
gefunden hätten. Dann habe er schließlich den Stausee weitgehend leer pumpen
lassen, ca. 2 Millionen Liter Wasser, eine Menge, mit der man die üblichen
vielen vielen Fußballfelder hätte bewässern können. Das Smartphone habe er zwar
wiedererlangt, es habe aber durch den Aufenthalt im Wasser irreparablen Schaden
genommen.
Früher hat man Menschen blöd gemacht und dumm gehalten,
indem man ihnen wichtige Fakten vorenthielt. Heute schütten sie dich (und mich,
leider) mit völlig irrelevanten Informationen zu, meist unterlegt mit
sinnleeren Bildern und Videos.
Ein Bild verblödet
mehr als tausend Worte wußte schon der Große Konfusius.
Wäre ich ein Industriedesigner entwürfe ich ein
wasserdichtes und überdies schwimmfähiges SmartPhone. Damit müßte sich doch
eine Schweinekohle machen lassen.
Du schreibst deiner Liebsten eine Nachricht auf deinem
SmartPhone, wirfst das SwimPhone dann von der Steinernen Brücke in Regensburg
in die Donau und sie kann das Handy später am Kachlet vor Passau aus der Reuse
am Kraftwerk fischen und die Nachricht lesen.
Klaus Maria Brandauer
war 60 Jahre lang ein weitgehend unbeachteter kleiner Komödiant, nur ausgefuchsten
Branchenkennern in den Besetzungsbüros der Filmgesellschaften war sein Name
bekannt. Bei allen anderen hieß es "Klaus Maria... wer?" Erst seit er
jetzt diese grandiosen
Auftritte beim Impfluenzer hat ist er einem größeren Publikum bekannt
geworden. Eigentlich darf ich's noch gar nicht sagen, aber Brandauer ist sogar
für einen Oskar nominiert worden, in der Sparte "Beste Hauptrolle in einer grottenschlechten Nebenserie". Die
Folge "Der Grottenschlächter"
ist bereits produziert, darf aber vorerst nicht gezeigt werden, weil die Folge
so ultrabrutal ist, daß die Zuseher reihenweise schbeiben würden. Wer eifrig
"Fisch und Fleisch" liest weiß eh, daß in Deutschland das Kriegsrecht
und das Matriarchat herrschen.
Einer der Großdenker von "Fisch und Fleisch",
deren es viele gibt in diesem vom Teufel durchwirkten Forum, hat vor gar nicht
so langer Zeit die Frage aufgeworfen, ob
Traiskirchen jemals Österreich werden dürfe.
Oder war es umgekehrt? Wie auch immer... Ich darf den
besagten Großdenker und all die anderen besorgten FuFler beruhigen: Österreich
wird niemals Traiskirchen werden und
umgekehrt wird sowieso kein Schuh daraus. Österreich bleibt Österreich und
Brautkleid bleibt Brautkleid, von Blaukraut gar nicht zu reden.
Vor drei Jahren hat ein anderer fuflischer Großdenker das
Bedeutendste geschrieben, was jemals über Wien,
Ischgl und Sapporo in einem einzigen Text geäußert worden ist. I had a dream - mir hat damals geträumt,
ein steirischer
Magister habe sich abgefüllt bis zum Eichstrich. Unterm Abfüllen habe er was
geschrieben. Als er aufgewacht sei, wieder leidlich nüchtern, habe er gelesen, was
er geschrieben habe: "Wien
darf nicht Ischgl oder Sapporo werden". Ich sah im Traum, wie er
trocken aufschluchzt, bittere Tränen netzen seine Wangen. Er blickt auf sein
verpfuschtes Leben zurück, ein Leben, das ihn soweit ins Elend gebracht hat,
daß er jetzt sinnfreien Scheisendreck hinschreibt, ohne sich was dabei zu
denken. Buchstäblich.
Er betet zu Gott und
sicherheitshalber auch zum Teufel. Im Darknet besorgt er sich bei einem renommierten
Online-Philosophiebedarfshändler ein schweinsteures Fläschchen
Schierlingssaft und trinkt es auf ex. Nich lang snacken, Kopp in'n Nacken!
Das war - immer noch
im Traum - mein Exposé für einen herzergreifenden Schundroman. Im echten und wirklichen
Leben aber hat der Magister sich den oben zitierten Satz nach dem Aufwachen
nochmal durchgelesen und nahm ihn dann, weil er ihm nicht übel gefiel, als
Überschrift für einen - wie immer nachdenklichen - Blogbeitrag über Covid 19.
In diesen Zeiten des
blanken Entsetzens hat man schon Sätze gelesen wie "Nie wieder Hiroshima!" oder gar "Ohne den 30. Februar hätte es den 17. April nicht gegeben".
Wenn du beim Surfen durch's Internet nicht höllisch aufpaßt,
dann siehst du dabei die merkwürdigsten Sachen. (Wenn du höllisch aufpaßt,
siehst du natürlich genau die gleichen merkwürdigen Sachen, es rettet dich kein Höh'res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun.) Auf YouTube - wo sonst? - finde ich ein
Video angekündigt, das den Titel trägt Muslim Style Techno
Dance.
Dumm, wie ich gelegentlich bin, klicke ich auf das Video und sehe und höre das:
Ein irritierendes Video, ein Video, das Fragen aufwirft. Eine größere
Gruppe Männer unterschiedlichen Alters, schwerpunktmäßig sind es gut bis sehr gut
abgehangene Männer, der Volksmund nennt sie auch "Alte Säcke". Sie
stampfen auf mit ihren barfüßigen Füßelein, sie schütteln ihre Köpfelein, sie...
ich sag's mal vorsichtig: sie tanzen im Kreise, und über all dem liegt
stampfende Techno-Musik. Eins ist klar: Der Clip und die Musik haben nix
miteinander zu tun. Der Clip wirkt albern, grundalbern; hat da ein Maître
de Plaisir einen Hip-Hop-Spaß inszeniert? Hat er irgendwelche
Männer von der Straße weg rekrutiert, hat ihnen Bärte angeklebt, sie in
immergleiche Hosen und in beschmadderte Kittelhemden gesteckt?
Möglich wär's, aber wozu? Was für ein Aufwand für einen doch
sehr bescheidenen Effekt. Andererseits gibt es auch hierfür Vorbilder. Und
gibt's da nicht noch die Heulenden
Derwische? Einmal mißtrauisch geworden fange ich an zu suchen und für mich
bedeutet "Suchen" soviel wie "Finden". Google ist mein
Freund, YouTube sowieso und hier ist das Original:
Als ich einst an einem schönen Frühlingstage unter den
Berliner Linden spazierenging, wandelten vor mir zwei Frauenzimmer, die lange
schwiegen, bis endlich die eine schmachtend aufseufzte: »Ach, die jrine Beeme!«
Worauf die andre, ein junges Ding, mit naiver Verwundrung fragte. »Mutter, was
gehn Ihnen die jrine Beeme an?«
Und siehe, es
entzündete sich im Internet - wo sonst? - ein Streit um die Frage, ob es für
einen Philosophen notwendig sei, Altgriechisch zu können. Ich aber, wahrlich
ich sage euch: Es gibt zwei Arten von Philosophen, zum einen die Philosophen-Philosophen,
zum anderen die Philosophie-Philosophen. Letztere denken sich
irgendwelche Theorien über Gott und die Welt aus, erstere verwalten diese
Theorien. Es gibt, versteht sich, Überschneidungen zwischen den beiden Gruppen
(Schnittmengen der beiden Teilmengen, damit hier auch mal ein bisserl 1
Wissenschaft reinkommt). Die Philosophen-Philosophen sind Diplom-Philosophen,
Philosophen mit Diplom, mit Philosophen-Diplom (damit sie was Eigenes haben,
wenn die Kinder aus dem Haus sind), die anderen sind nicht selten Amateure ohne
solide einschlägige Ausbildung, Hobby-Philosophen also. Der Plato etwa, der
nicht mal den Hauptschulabschluß hatte oder der Linsenschleifer Spinoza oder
der Jurist Karl Marx.
Ein Philosophie-Philosoph
laßt einen Satz unter sich fallen, der Philosophen-Philosoph beschnüffelt das
Fallengelassene, klassifiziert es und legt es aus. Dann kommt ein anderer
Philosophen-Philosoph und bewertet die Aussage des ersten Philosophen als
"richtig" oder "falsch". Ist der Philosophen-Philosoph 2
ranghöher als der Philosophen-Philosoph 1, muß letzterer zur Strafe noch ein
Semester dranhängen, sind beide gleichrangig gibt es einen wunderschönen
wissenschaftlichen Disput und der Nachmittag ist wieder mal auf angenehme Weise
verbracht.
Was ich sagen will:
Bin ich gezwungen, als Philosophie-Professor meinen Lebensunterhalt verdienen,
weil ich sonst nichts gelernt habe, muß ich also junge Leute in die Geschichte
der Philosophie von den Vorsokratikern bis... äh, Sloterdijk oder auch Precht einführen,
dann sind solide Kenntnisse des Altgriechischen sicherlich hilfreich [1]. Mache ich mir dagegen Gedanken über die
Beschaffenheit der Welt und die Rolle Gottes in ihr oder außer ihr, dann sind
Griechischkenntnisse so was von wurscht, das glaubst du nicht. Der
Philosophie-Philosoph will ja nachdenken und nicht Plato oder
Aristoteles nachdenken. Plato und Aristoteles sind - man glaubt es kaum
- auch nur Menschen gewesen, sie haben Vorschläge gemacht, wie und wohin man
denken sollte, unverbindliche, zuweilen kluge Vorschläge. Schaumermal, wohin
uns dieser Vorschlag führt.
Der einzig greifbare
Vorzug, den Plato und Aristoteles vor den mehr oder weniger zeitgenössischen
Philosophen haben ist der, daß sie bereits (länger) tot sind als ihre jüngeren
Kollegen. Der Mensch nämlich, bedenkt auch dies wohl, ist ein Narr, er kniet
umso andächtiger vor einem Denker, je länger dieser schon tot ist. Moses gilt
als Großer Prophet, käme dagegen heute einer und berichtete von seiner jüngsten
Wanderung durch den Bayerischen Wald, es sei ihm auf dem Gipfel des Lusen Gott in einem brennenden
Dornbusch erschienen und habe ihm 13 Gebote und dazu noch seinen wahren Namen
verraten, so würde er in der Klapse oder bei RTL 2 landen.
Je länger etwas her
ist, desto wahrscheinlicher ist es, daß es wohl schon irgendwie stimmen würde.
Wie gesagt, der Mensch ist ein Narr.
Und weil wir mit dem
brennenden Dornbusch
auch bereits die
Theologie gestreift haben, möchte ich noch anmerken, daß es auch hier zweierlei
grundlegend verschiedene Zweige dieser Wissenschaft
gibt. Das eine ist die beschreibende
Theologie, die Texte analysiert, Überlieferungsschichten dieser Texte freikratzt
und das Verhalten der Mitglieder einer Religionsgemeinschaft im Wechsel der
Zeiten und Weltgegenden beschreibt und analysiert. Diese Art der Theologie kann
auch ein Atheist betreiben, ganz so wie jemand Ameisen wissenschaftlich
beschreiben kann, ohne selber Ameise zu sein. Die andere Art ist die gestaltende Theologie, die
Glaubenslehren formuliert, gegebenenfalls ändert und anpaßt, und die natürlich
auch die jeweils nachwachsende Generation in die Glaubenslehre einführt. Für
letztere Art von Theologie braucht's Theologen, die gläubig sind oder zumindest
so tun.
[1]Obwohl... eigentlich ist es auch in diesem
Falle wurscht. Es gibt inzwischen so viele verschiedene und so viele gute
Übersetzungen aus dem Altgriechisch auch der abseitigsten Griechen, daß es
wirklich nicht mehr not tut, daß selbst ein Philosophen-Philosoph noch mit eigener
Nase die Originaltexte durchschnüffeln muß.
Warum wird in Italien eigentlich Espresso
getrunken,diese konzentrierte, besonders starke Kaffeevariante? Die
Antwort auf diese Frage führt erst ins Mittelalter, nach Äthiopien und auf die
arabische Halbinsel – und dann in die Jahrzehnte zwischen Ende des 19.
Jahrhunderts und 1930er Jahre: in die Zeit, in der ein paar italienische
Erfinder daran tüftelten, konzentrierten Kaffee buchstäblich unter Hochdruck
herzustellen.
Der Berliner
Journalist Sebastian Heinrich erzählt in der neuen Folge von "Kurz gesagt: Italien" von der
zweimal achteckigen italienischen Kaffeekanne Moka und von der Rolle der Moka für Italiens Kaffeekultur. Die Geschichte der italienischen Kaffeekultur
führt über die kolonialen Angriffskriege während der faschistischen Diktatur - und
zu Italienern, die heute glauben, dass der Kult ihrer Landsleute um den
Espresso eine ziemlich heftige Selbsttäuschung ist.
Aber was red ich,
schauts in die Shownotes
rein und drückts dort auf "Episode abspielen". Nicht zuletzt empfehle
ich die von Sebastian Heinrich erzählte Geschichte
vom Kaffeeboykott.
Auf www.prisma.de las ich
in einem Artikel über Amedeo
Modigliani den Satz "Bestens
bewandert in antiker Bildhauerei, befolgte [1]der scheinbar so labile junge Mann
unbeirrbar, was man heute ein Konzept nennen würde:..."
Ich bin zusammengezuckt beim Lesen, so wie ich jedes Mal
zusammenzucke, wenn ich das Wort "unbeirrbar" lese oder höre.
Merkwürdigerweise nämlich liest man dieses Wort so gut wie
nie im Rahmen einer Beschimpfung, man liest es vielmehr häufig in Festreden und
Nachrufen: "Unbeirrbar ging sie
ihren Weg" oder "Unbeirrbar
verfolgte er seine Ziele".
"Unbeirrbar"
gilt offensichtlich als positiver Begriff. Stünde da "unbeirrt", ich könnte nicht meckern.
Wenn ich nachträglich
den Lebensweg eines Menschen betrachte und feststelle, daß er eine einmal
gewählte Richtung unbeirrt verfolgt hat, dann heißt das, daß er sich durch
Widerstände und Anfechtungen letztlich nicht hat beirren lassen, daß er
konsequent seinen Weg gegangen ist. Ich habe keine Mühe damit, in dieser
Beschreibung etwas Positives zu erkennen.
Es steht da aber "unbeirrbar".
Ein unbeirrbarer
Mensch ist für mich in meinem Wortverständnis ein dumpfer, stumpfer Hund der
Sonderklasse, einer, der sich durch keine Vernunft, kein Argument, keine
Erfahrung beirren läßt[2],
der einfach stur seinen Weg voranschreitet, durch nichts zu beeindrucken und zu
belehren. Der schaut nur direkt nach vorne, schaut nicht nach links und nicht
nach rechts, nach hinten sowieso nicht. Der ist für Erfahrungen und
Irritationen, die andere Leute zu einer Kurskorrektur veranlassen, nicht
zugänglich.
In einer Usenet-Diskussion entgegnete mir einer, "unbeirrbar" sei für ihn auch einer,
"der sich von dem üblichen Getöse,
das die um ihn herum scharwenzelnden Verirrten veranstalten, nicht von seinem
geraden Weg ablenken läßt. Seelenruhig, in sich gefestigt, die Ruhe selbst,
eine sehr positive Eigenschaft."
Ich entgegnete ihm mit einem Zitat "Der unerschütterliche Glaube ist keine
Tugend, sondern ein Laster. (BERTRAND RUSSELL)" und fuhr fort: "Daß
man sich nach jedem 'öhm, aber' nicht gleich neu taufen läßt ist eine Sache.
Jahrzehntelang dieselbe Überzeugung zu vertreten ist dagegen schon etwas
verhaltensauffällig. Man bleibt sich treu, indem man sich ändert. Andere Leute
haben auch gute Ideen und von ihnen zu lernen, ist durchaus empfehlenswert."
Aber, wie es mit dem Wortgebrauch halt manchmal ist: Bei uns
und bei Leuten, die uns zustimmen, reden wir von Prinzipientreue und
Konsequenz, bei Leuten, die eine andere Meinung vertreten, nennen wir dasselbe
Phänomen Sturheit.
Trotzdem: Unbeirrbare
Leute sind gefährliche, weil dumme Leute.
Unermüdlich
Als seinerzeit die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt
XVI. bekannt geworden war, gab die Bayerische Staatskanzlei eine
Pressemitteilung von Ministerpräsident Seehofer heraus. Darin hieß es unter
anderem: "Mit seiner charismatischen Ausstrahlung und seinem
unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Kirche hat der Papst aus Bayern die
Menschen in aller Welt begeistert."
Als ich den Satz in den Nachrichten - indirekt zitiert - das
erste Mal hörte, ließ er mich zusammenzucken. "Unermüdlicher Einsatz"...
Dabei geht doch die ganze Rücktrittsgeschichte des Papstes genau darum, daß
sein Einsatz ermüdlich war. Alter, Krankheit, zu viel Arbeit für einen Mann
dieses Alters und Gesundheitszustandes, all das zusammen hat seine Kraft
ermüden lassen.
Untrennbar
Anfang der achtziger Jahre war in einer Lüneburger Zeitung
dieses Bild samt merkwürdiger Unterschrift zu sehen.
Genaugenommen sind natürlich weder das Bild noch die
Unterschrift merkwürdig. Sehr merkwürdig allerdings wird es, wenn man weiß, daß
das Bild einen Artikel illustrierte, in dem es darum ging, daß die Lüneburger
Saline nunmehr - nach eben über 1000 Jahren - wegen Unrentabilität geschlossen
wird.
Unter dem Motto der untrennbaren Verbundenheit berichtet die Zeitung darüber, daß Lüneburgs
Verbindung mit der Saline nicht nur doch trennbar ist, sondern demnächst auch tatsächlich getrennt wird.
Weiß Gott, wieviel hundert Jahre lang Lüneburger Festredner
bei weiß Gott welchen Gelegenheiten die Worthülse von der untrennbaren
Verbindung von Stadt und Saline schon verwendet haben. So oft jedenfalls, daß
der Zeitungsredakteur die Unsterblichkeit der Verbindung auch dann noch betont,
wenn er von deren Tod berichtet.
Vor einigen Tagen erst hat auf "Fisch und Fleisch"
ein über alle Maßen mit Weisheit bekleckerter Mensch den Tod von Harry
Belafonte betrauert, unter der verdächtig nach Poesie klingenden Überschrift
"Wenn Stimmen für immer verklingen".
Hm.
Wenn dein Opa stirbt, der sich ein Lebtag lang beharrlich
geweigert hat, auch nur einen einzigen Satz in ein Mikrophon zu sprechen, dann
ist in der Tat mit seinem Tod seine Stimme für immer verklungen. Wenn dein Opa
dagegen Millionen und Abermillionen von Tonträgern besungen und in alle Welt
verkauft hat, bleibt seine Stimme über den Ton hinaus erhalten.
[1]Daß es "verfolgte" heißen müßte statt "befolgte" lassen wir hier mal außen vor.
[2]Diese Unbeirrbarkeit oder besser:
Unbelehrbarkeit ist ein ganz typisches Merkmal für einen psychotischen
Menschen, deren es viele hier auf "Fisch und Fleisch" gibt.
Ein Gedankenexperiment:
Würde ich dir erzählen, es gäbe in München im Olympiaeinkaufszentrum einen
Automaten, an dem du binnen Minutenfrist einen Goldbarren, ein Goldbärrlein
oder auch nur ein Goldbärrleinchen kaufen kannst, würdest du mir so einen
Scheisendreck glauben?
Womöglich zeigst du mir den Spechtgruß [1]
und tust mein obenstehendes Photo, auf dem dieser Goldautomat zu sehen ist, als
Fiebertraum meiner Künstlichen Intelligenz ab. Der Gedanke ist aber auch zu
verrückt: Im Vorbeigehen einen Goldbarren kaufen, so wie unsereiner vor der
Einfahrt des Zuges auf dem Bahnsteig schnell mal einen Schokoriegel aus dem
Automaten zieht.
Obwohl... Es wär vielleicht doch eine wunderbare Sache, wenn
es diesen Goldomaten wirklich und tatsächlich gäberte. Ich versteh zu wenig von
den Details, aber ich gehe stark davon aus, daß der Goldkauf am Automaten ein pfiffiges
Steuersparmodell [2]
wäre, vorausgesetzt, es wäre möglich, das Geld für das Gold aus dem Geld-Waschvollautomaten
auch in bar zu hinterlegen.
Wie spricht Herr Engelsberger, der Geschäftsführer von Gold to Go: "Mit unseren für alle Menschen einfach zugänglichen Goldautomaten
demokratisieren wir den Zugang zu physischem Gold und schaffen durch die
unterschiedliche Größe der Goldbarren eine Möglichkeit zum Goldkauf für jede
Einkommensklasse."
[1]Mit dem Zeigefinger mehrmals gegen die Stirn
tippen, tok, tok.
[2]Wer nicht weiß, was ein Steuersparmodell ist... Es ist die freundliche Umschreibung für
"ganz legale Steuerhinterziehung für
Selbständige und andere reiche Leute".
Auf mehreren Blogbeiträgen läuft derzeit eine Diskussion
über Oper im Speziellen und über Regietheater im Allgemeinen. Dabei ist einem
der hierorts so häufig anzutreffenden Helden des Denkens und der Rhetorik ein
Kommentar entschlüpft, der es verdient, festgehalten zu werden:
Meiner Meinung nach darf eine Oper, eine
Inszenierung nicht zu sehr entfremdet werden.
Sonst ist das wie eine Verbalhornung des
Originals.
Ok, von Opern habe ich 0 Ahnung, aber ich erlaube
mir trotzdem, diese Meinung zu haben.
Ein göttlicher Satz, dieser letzte Satz, er sollte als Motto
über jeder Seite von "Fisch und Fleisch" stehen.