17.9.23

Caffè a Napoli

Als ich noch in Italien lebte, gut 100 km hinter Neapel, habe ich für einen Espresso 800 bis 900 Lire bezahlt, das waren seinerzeit so ca. 80/90 Fennje. In Deutschland habe ich zu dieser Zeit - in den Neunzigern - bereits deutlich über eine Mark bezahlt. Heute zahlst du in Deutschland fast 2 Euro für das Getränk.

Im August war ich in Italien, auf dem Flughafen (!) Neapel - also dort, wo alles extra viel kostet - haben sie mir 1,30 Euro für einen Espresso abgeknöpft.

Da trifft es sich, daß ich vor wenigen Monaten in einem Podcast gehört habe, Italiener seien oftmals sehr stolz darauf, daß der Espresso bei ihnen so preisgünstig sei. Ein italienischer Journalist - so wurde hinzugefügt - habe allerdings gemeint, die Preisgünstigkeit italienischen Caffès liege daran, daß italienischer Kaffee im Regelfall von gottserbärmlich schlechter Qualität sei. Das ist frech, das ist diskriminierend, klar; aber es stimmt natürlich. Espresso ist wahnsinnig stark, hundsgemein im Geschmack und alles in allem ordinär, das erwarte ich. So muß ein Espresso sein, das pure Gift.

Bestialität statt Humanität!

Gewalt, also innerartliche Aggression, ist beim Menschen sehr viel virulenter als bei jedem anderen Raubtier. Als mein Hund, ein Rüde, ein gutes Dreivierteljahr alt war, ist ein anderer Rüde ähnlichen Alters in unser umzäuntes Grundstück eingedrungen [1], hat also das Revier meines Hundes eklatant verletzt. Als ich das bemerkte war ich besorgt, ich erwartete heftigste, womöglich blutige Revierkämpfe. Was ich vorfand war, daß die beiden Rüden (die sich an diesem Tag erstmals getroffen hatten) ganz friedlich miteinander balgten und spielten, ganz so als wären sie aus dem gleichen Wurf und miteinander aufgewachsen

Bestialität statt Humanität!



[1]   Aber was heißt schon "eingedrungen"? Die Gartentür war nicht richtig zugedrückt.

Vom Wert der Frauen

Ich habe zehn Jahre lang mit meiner Familie in Castellabate, Provincia di Salerno, 120 km südlich von Neapel gelebt. An Vorinformation, nenne es ruhig Vorurteil, habe ich mitgebracht, daß man im Süden Italiens die jungen Frauen wenig schätzt, die Großmütter dagegen sehr. Der absolute Chef in der Familie ist la mamma. Wenn der papà Streit mit dem, sagen wir mal, pubertierenden Sohn hat, dann droht eventuell eine Prügelei zwischen beiden, wenn jedoch la mamma auch nur die Augenbraue hebt, dann ist der widerspenstige Sohn ruhig, und zwar so was von.

Ganz am Anfang unseres Aufenthalts in Castellabate waren wir anläßlich der festa della mamma - ich muß mich korrigieren, es war nicht der Muttertag, sondern die festa della donna, also der Weltfrauentag. Wir waren also anläßlich dieses Festtages in einem ristorante, außer uns nur Einheimische, unter anderem die Gemüsefrau, die wir schon ein bißchen besser kannten, mit ihrer Familie.

Meine Frau, die für dergleichen Dinge einen sehr viel schärferen Blick als ich hatte, sagte mir - auf deutsch, damit es keiner sonst verstehe - sie habe noch nie, auch nicht in Deutschland, derart selbstbewußte Frauen gesehen wie hier.

Der Eindruck verstetigte sich im Laufe der zehn Jahre.

Das mag noch wenige Generationen zuvor anders gewesen sein, wirtschaftliche Not aber hat süditalienische Männer gezwungen, in Norditalien, in Deutschland oder noch weiter nördlich Arbeit zu suchen. Die Frauen blieben (vorerst?) zurück und sie mußten die Familie und die kleine Landwirtschaft alleine managen. Sie haben gelernt, wieviel sie wert sind und sie haben das nie wieder vergessen.

Kinder und so

Kinder seien, so höre ich es öfter mal, das Schönste, was einem passieren kann. Das ist so eine Aussage, die ich zwar vom Kopf her nachvollziehen kann, nicht aber vom Bauch. Ich hatte niemals (bis heute nicht) auch nur das allermindeste Bedürfnis, Kinder zu haben. Nun habe ich aber, verdammt, zwei - inzwischen erwachsene - Kinder, beide habe ich mir von meiner Frau aufschwatzen lassen.

Und - jetzt wird's spannend - wenn die Kinder nun mal da sind, dann sind sie da. Sie in die Mülltonne zu werfen wär nun doch ein bisserl arg grob. Was machst du also als Mann, der du sie eh nicht stillen kannst? Richtig, du ziehst mit ihnen im Kinderwagen durch den Stadtpark und schwatzt mit den anderen Müttern, du wickelst sie und singst ihnen dabei etwas vor:

Du hast ja Scheiße in der Wi-hi-hindel,

Diese Scheiße muß heraus.

Diese Scheiße in der Wi-hi-hindel,

Diese Scheiße muß heraus.

Und wenn sie abends nicht und nicht einschlafen wollen, dann erfindest du ihnen Geschichten, notfalls welche von einem großen, rosaroten Schwein mit schwarzem Hut, gegebenenfalls auch welche von blutrünstigen Piraten.

Es ist gar nicht so einfach, Kinder nicht zu mögen.

Hitlergruß

Hier ham sie wieder so einen Hundskrüppel von Nazi erwischt: