Die fröhliche Wissenschaft
"Forscht, wo ihr zu
Forschen findet. Das Unerforschbare aber laßt unerforscht." Das ist
nicht von Goethe, wie so mancher jetzt fast reflexhaft gerufen hat ,
sondern von - immerhin - Erich Kästner: Das fliegende Klassenzimmer.
Na, wie auch immer. Es gab mal eine Zeit, in der ich den
SPIEGEL zwar nicht abonniert hatte, ihn aber doch regelmäßig las. Die Zeiten
sind lang vorbei, ich bin inzwischen ein anderer geworden und der SPIEGEL erst
recht. An Zeitungskiosken gehe ich vorbei, ohne den Blick zu heben. So kommt
es, daß ich den SPIEGEL von anno seinerzeit erst heute in die Hand bekommen
habe. Meine Schwester nämlich hat den SPIEGEL abonniert und sie hat mir vor
etlicher Zeit besagtes Heft in die Hand gedrückt. Ich habe mich artig bedankt
und das Heft erst mal weggelegt. Heute nahm ich es wieder zur Hand
und bin erstarrt:
"Forscher vermessen die Lust der Frauen." Ich
mein, als Frau machst sowieso was mit, und
jetzt auch noch das. "Forscht, wo ihr zu Forschen findet...", wie
gesagt.
Apropos Frauenforschung. Auf der Platte (ja, buchstäblich
Platte, sie ist 1967 erschienen) "Im Wunderland Der Triebe - Der Tönende Sexreport" von
Lützel Jeman (alias Robert Gernhardt), F.-K. Waechter und F. W. Bernstein ist
ein Schulfunk-Beitrag über Meister Häublein zu hören.
Am Beginn der Neuzeit begibt sich Meister Häublein auf die
Suche nach der legendären "erogensten aller erogenen Zonen" bei der
Frau. Griechische Quellen berichten davon, inzwischen aber ist ihr Wissen
verlorengegangen und die Lage dieser Zone ist so unbekannt wie die von Atlantis
oder Ultima Thule. Nach vielen Jahren mühseliger Forschungsarbeit hat Meister
Häublein diese Zone entdeckt. Da erreicht ihn die erschütternde Nachricht, daß
der Italiener Carlo Vagina diese sagenhafte Zone entdeckt habe, sie liege
zwischen den Beinen der Frau. So kommt es, daß diese Zone noch heute Vagina
genannt wird und nicht Häublein.
Eine Frau - wer sonst? - schrieb mir auf diesen Blogbeitrag
hin, sie stelle sich gerade vor, sie hieße wirklich so (sie, die Vagina).
Ich versuchte sie zu trösten.
Das wäre fein, wenn dem so wäre. Häublein ist wirklich eine
sehr charmante Bezeichnung für das... äh, ich sag mal: Ding.
Was bin ich als Kind zusammengezuckt, als plötzlich in der
Karfreitagsmesse, die damals noch auf Lateinisch gehalten wurde, das Wort
"vagina" auftauchte. Ich
hatte gottlob den Großen Schott dabei, in welchem die gesamte lateinische
Liturgie verzeichnet war.
Tatsächlich, da war es: "dixit ergo Iesus Petro mitte gladium in vaginam" - Und also
sprach Jesus zu Petrus: "Stecke dein Schwert in die Scheide".
Als Katholik machst was mit.
Übrigens teilt sich Mösien auf in Obermösien und
Niedermösien.