4.11.10

Rauchverbot und Nebenwirkungen

1836 machte einer in einem Zeitungsartikel den Vorschlag, man möge doch den Gästen des Café Tambosi [1] am Münchner Hofgarten erlauben, auch im Freien zum Kaffee zu rauchen. Das Rauchen war damals ausschließlich im Lokal erlaubt, während es draußen, in der Stadt zumindest, verboten war. Der Maler Wilhelm von Kaulbauch wurde seinerzeit, zigarrerauchend am Prinz-Carl-Palais vorbeispazierend, von einer Streife angetroffen und mit Arrest bedroht. Auch der Verweis auf seinen damals schon erheblichen Ruf als Maler half ihm nichts. Ihn rettete schließlich die Schildwache vor dem Palais, die ihm erlaubte, in ihrem Schilderhäuschen die Zigarre zu Ende zu rauchen. [2]

Seit dem 1. August 2010 gilt in Bayern ein striktes Rauchverbot in Lokalen. Zuvor war das Rauchen bereits in den meisten Lokalen verboten gewesen, jetzt ist es auch in Pils-Pubs, an Bierdimpflstammtischen und in Nebenzimmern verboten. Wer rauchen will muß raus.

Im August war das kein sonderliches Problem, inzwischen aber wird es kälter und kälter. In etlichen Jahren wird man in einer wissenschaftlichen Studie feststellen, daß die Lebenserwartung der bayerischen Raucher deutlich gesunken ist. Das wird den Wissenschaftlern Rätsel aufgeben, da gleichzeitig der Tabakkonsum insgesamt etwas zurückgegangen sein wird. Ob schließlich einer auf die naheliegende Erklärung kommen wird?

Vier-, fünf-, sechsmal pro Stammtischabend aus dem überheizten Lokal raus vor die Tür, dort jeweils ein, zwei Zigarettenlängen in der Eiseskälte stehen, den Mantel läßt du besser im Lokal, sonst machst du dich nur als Zechpreller verdächtig. Und dann zurück in die Wirtschaft mit ihren sommerlichen Temperaturen. Und so kommt es, daß es den Mitterwieser Xare, der nach altem Familienbrauch 75, 80 Jahre alt geworden wäre, schon mit 55 wegen einer fiebrigen Erkältung derlaibelt.

Heute gilt, daß das Betäubungsmittelgesetz gefährlicher ist als die Droge, morgen wird gelten, daß das Rauchverbot verheerender ist als das Rauchen.

Aber gut, so wird immerhin das Rentenproblem durch die Vertilgung des Ahndls gelöst.

Vivat virtus, et pereat mundus! [3]


[1]        Das Lokal gibt es unter diesem Namen seit 1775, zuvor führte es ein anderer Italiener, zwischen 1920 und 1997 hieß es Café Annast, seither wieder Tambosi.
[2]        Für dieses Raucher-Asyl hat der vermögende Maler wahrscheinlich die eine oder andere Zigarre aus seinem Bestand den Schildwachen überlassen.
[3]        Es lebe die Tugend und möge darob die Welt zuschanden werden!