2.8.19

Meinungsfreiheit und Internet

Als Jürgen Habermas vom "herrschaftsfreien Diskurs" träumte (ich glaube, es war in den Sechzigern), war es wirklich nicht mehr als ein Traum. "Herrschaftsfreier Diskurs" hieß, daß du diskutieren kannst und kein A-loch [1] hat die Möglichkeit, dir den Saft abzudrehen. Okay, am Stammtisch beim Unterwirt konntest du damals schon ziemlich unbehelligt sagen, was du meinst. Zumindest solange, bis der Wirt "Sperrstunde" rief. Aber sonst? Du konntest einen Leserbrief an die Zeitung schreiben, gewiß, doch ob der je gedruckt werden würde, wußten einzig Gott, der Henker und die Redaktion.
Dann kam das Internet und man dachte, jetzt wäre jeder sein eigener Axel Caesar Springer, jetzt könne jeder seine Meinung der Mit- und Nachwelt hinterlassen. Aber wenn dich in deinem Blog nur 3 Leute zur Kenntnis nehmen ist das eher wenig, an guten Tagen hattest du früher beim "Unterwirt" mehr Publikum.
Und dann kann dich natürlich jeder, wo 1 Sörwer hat, jederzeit auch wieder von diesem Sörwer runterschmeißen, dann schaust du blöd. Das heißt, du bist im Internet so ziemlich genau das arme, machtlose Schwein, das du zuvor als Abonnent der Heimatzeitung gewesen bist.
Einen Vorteil aber hat das Internet, nämlich für die, wo einen Server haben oder über die Server anderer gebieten können.
1948 hat George Orwell den Roman "1984" veröffentlicht, einen Roman über eine Zukunft, die uns inzwischen längst Vergangenheit geworden ist. Und es ist alles noch viel schlimmer gekommen, als es Orwell einst erdüstert hat.
Wie auch immer... Im Roman gibt es eine Riesenabteilung im Wahrheitsministerium, die sich ausschließlich damit beschäftigt, alte Dokumente und Zeitungen der jeweiligen aktuellen politischen Lage anzupassen. Aus propagandistischen Gründen tut man so, als sei die jetzige Situation immer schon so gewesen.
Damals mußte man (bei Orwell) Unmengen von Zeitungen und Büchern anpassen und dann neu drucken und in die Archive geben, um die Vergangenheit der Gegenwart anzupassen. Mit den elektronischen Medien wurde das Geschäft für Geschichtsfälscher deutlich einfacher. Eine elektronische Datei ist sehr viel einfacher und spurenloser zu verfälschen. Es brechen großartige Zeiten für Geschichtsfälscher an, genau besehen haben sie bereits begonnen.



[1]     Bei uns daheim in Niederbayern hat man im Wirtshaus öfter mal das Lied gesungen: "Mach's A-Loch zu, mach's B-Loch zu, mach's A-Loch, B-Loch auf und zu." Gemeint waren damit die Tonlöcher der Klarinette. Und es waren die Sudetendeutschen, die das Lied sangen, nicht die 1-Heimischen.

Die schwarze Milch der Frühe

Das Gedicht "Todesfuge" von Paul Celan gilt vielen Literaturwissenschaftlern als das deutschsprachige Gedicht des 20. Jahrhunderts. Ein reimloses Gedicht, dennoch musikalisch. Es beschäftigt sich mit der Judenvernichtung der deutschen Nazis, entstand zwischen 1944 und Anfang 1945 und erschien zuerst im Mai 1947, in rumänischer Übersetzung.
Jetzt - wir leben in glorreichen Zeiten! - gibt's endlich  den Schokalad zum Holocaust.
Die vier neuen Sorten Darkmilk sehen aus wie normale 100-Gramm-Tafeln, wiegen aber nur 85 Gramm. Bei gleichem Verkaufspreis wie die normalen Milka-Schokoladen sind die Tafeln fast 20 Prozent teurer.