15.2.21

Salami und Salieri

Irgendwann, Anfang bis Mitte Dezember, sagt mir meine (Kranken‑)Schwester am Telefon - wir waren, weiß der Henker warum, auf die Fremdenlegion gekommen - daß der Bruder vom Salami bei der Fremdenlegion gewesen wäre. Das nahm mich wunder, weil der Salami ja keinen Bruder hat und ich sagte es ihr. Der Bruder bei der Fremdenlegion, das sei doch der Dings, der Dings sei das gewesen, der Vorsitzende vom Politischen Arbeitskreis Oberschulen (PAO). Der Name vom Dings aber wollte mir nicht einfallen. So was passiert häufiger, ein Wort liegt mir auf der Zunge, fast kann ich es aussprechen, aber es fällt mir nicht und nicht ein, allem Grübeln zum Trotz. Stunden, vielleicht Tage später fällt es mir dann doch ein, obwohl ich in dem Moment nicht drüber nachgedacht habe. Weil ich in dem Moment nicht drüber nachgedacht habe.

Diesmal aber ging eine Woche ins Land und der Name kam und kam nicht. Und eine zweite Woche verging in gleicher Weise. An Silvester sagte mir die andere, die Vermessungs-Schwester, ich sollte doch wieder mal den Pauli anrufen. Der hocke jetzt zuhause, traue sich wegen Corona nur noch zum Einkaufen raus. Das trifft sich gut, dachte ich bei mir, denn der Pauli kennt bestimmt des Namen des Vorsitzenden. Ich rufe ihn also an, auf einem Block habe ich mir - auf daß ich es nicht vergesse - notiert, daß ich ihn nach dem Namen fragen will. Wir plaudern und plaudern und plötzlich rufe ich: "Salieri". Wohlgemerkt, wir hatten nur ganz allgemein über die alten Zeiten gesprochen, weder habe ich nach dem Namen gefragt, noch ist er im Geplauder zufällig gefallen. Alleine das Drüber-Reden hat diese Schicht in meinem Gedächtnis freigelegt.

So funktioniert Gedächtnis.

Bluff, Bluff ist das Gebilde aus Sandsteintuff

Es wird in diesem Forum viel über Corona diskutiert, dem einen oder anderen wird es bereits aufgefallen sein. Die leidenschaftlichsten Diskutanten und -onkel sind dabei jene, die von nichts keine Ahnung nicht haben, also auch von Corona nicht. Einem dieser Sendboten des Satans ist vor kurzem in seiner Argumentation statt des richtigen Begriffs das Wort "Aminosäuren" auf die Festplatte getropft. Von einem Kundigen auf den Fehler aufmerksam gemacht antwortet er:

"Auch ich genoss eine solide naturwissenschaftliche Ausbildung (...) Tatsache ist, dass mir der Begriff der Bausteine, die der Fachmann zu diesem Thema geäussert hat, entfallen ist und ich kurzerhand eben die altbekannten Aminosäuren, die mir als erste einfielen, als Ausdruck verwendete."

Schöner kann man die "Fisch und Fleisch"-Wissenschaft nicht auf den Punkt bringen. Die meisten werden das Problem kennen:

* Ich weiß, da war was, aber die Einzelheiten des Phänomens wollen mir partout nicht einfallen. Ich kann jetzt

1. im Internet recherchieren und die Einzelheiten fundiert und quellenkritisch rekonstruieren oder

2. meinen vagen Wissensstand thematisieren und meine Wissenslücken offenlegen, es ist ja keine Schande, etwas nicht zu wissen. Mit dem etwa, das ich nicht weiß, könnte man ganze Bibliotheken füllen. Und in der Tat, man tut es.

Man könnte aber auch

3. das Thema Thema sein lassen und stattdessen über die Unsterblichkeit der Maikäfer philosophieren.

Was aber macht unser "Fisch und Fleisch"-Wissenschaftler? Er nimmt das erstbeste Wort, das ihm einfällt, und füllt damit seine Wissenslücke mit großer Geste aus, so als wäre er Kepler, Darwin und Einstein in einem [1]. Er ist so ein stinkfauler Hund, das glaubst du nicht.

Damit aber auch das klar ist: Das Schlimme an seinem "Ausrutscher" (wie er das nennt) ist nicht der Ausrutscher selbst - so was kann passieren [2] - sondern seine Reaktion auf die Aufdeckung des Unfugs. Noch nicht mal geheucheltes Bedauern kann er sich abquetschen. Er stellt sich hin, eitel und selbstgefällig, als wäre er André Heller in eigener Person und prahlt damit, daß er eine naturwissenschaftliche Wissenslücke mit dem erstbesten Wort, daß ihm eingefallen ist, gefüllt hat. "Das macht doch nichts, das merkt doch keiner."

Ich muß meine obige Aussage korrigieren, bzw. ergänzen: Er ist nicht nur stinkfaul sondern auch kackendreist.



[1]   "Bluff, Bluff ist das Gebilde aus Sandsteintuff" heißt es dazu bei Theodor von Thane.

[2]   Sogar ich habe schon mal einen Fehler gemacht, das muß im Sommer 1974 gewesen sein.

Für 1 Verschärfung des Sexualstrafrechts

Gar nicht wenige Dinge, nach denen du suchst, findest du nie wieder [1]. Zum Ausgleich findest du manchmal Sachen, die du gar nicht gesucht hattest. Heute zum Beispiel lese ich im "stern" von damals, man könne seit 2014 (zur Feier des hundertsten Geburtstages des Ersten Weltkrieges) bei Facebook in seinem Profil unter 60 verschiedenen Geschlechtern auswählen, wobei es die Geschlechter "Frau" und "Mann" angeblich schon länger gibt. Meine beiden Lieblingsgeschlechter fehlen natürlich, denn es ist viel Diskriminierung und Leid in dieser Welt: "Ulwungu" und "Kolmilke". Säufts.

Beim Suchen nach den 60 Geschlechtern finde ich einen alten Facebook-Eintrag, in welchem mein Sohn der Welt mitgeteilt hatte, daß er an einer Podiumsdiskussion interessiert sei.

Der rote Punkt in der Kartenskizze markiert den Ort der Veranstaltung, wenige hundert Meter östlich davon liegt der Galgenberg, an welchem seinerzeit versucht wurde, die Bevölkerung durch härteres Strafrecht besser zu schützen. Genützt hat es nicht viel, wie man hört. Westlich des Veranstaltungsortes ist Karthaus-Neuprüll vermerkt, ursprünglich ein Kloster, seit über 100 Jahren Sitz der königlich-bayerischen Kreis-Irrenanstalt Regensburg. Heute ist der Name natürlich schöngeflötet, man sagt Bezirksklinikum, bzw. seit neuestem medbo - Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz. Diskreter kann man nicht sein.

Seit über 100 Jahren nennt man in Regensburg die Klapse "Dscheim" (die Scheibe), was daher kommt, daß man vor über 100 Jahren Patienten mit der Diagnose "Wirr-im-Hirn-Sein" auf eine scheibenförmige Zentrifuge geschnallt hat. Die Zentrifugalkraft sollte bewirken, daß das Hirn des Irren zusammenläuft und so die Heilung fördert. So viel zum Thema "Wissenschaft". 



[1]   Wenn man mit suchendem Blick durch die Welt lief, konnte es bei uns daheim in Niederbayern passieren, daß einer zu dir sagte "Was suchst du? Den gestrigen Tag?

Die Single

SIEGBERT (seufzend) Seit es nur noch diese verdammten CDs und MP3s gibt, kannst du den Witz mit der Single nicht mehr erzählen.

SIEGLINDE Der "Witz mit der Single", wie geht der?

SIEGBERT Kommt ein Mann in den Plattenladen, verlangt die neueste Platte von... na, sagen wir mal: Jimi Hendrix. - Die neue Single?, frägt der Verkäufer und der Kunde meint: Nein, keine Single, es ist ein Instrumentalstück.

Rauhnächte oder Wie ich einmal den Tod ausgetrickst habe

"Es beginnen die Raunnächte... [1]" schrieb einst ein Großer Geist in der Heimstatt der Weisheit, "...und das Abenteuer der letzten dunkeln Tage des Jahres. Ein alter Brauch sagt, keine Wäsche waschen in den Raunächten. Die nasse Wäsche zieht die Geister an, wie das Licht die Motten. Ein Widersehen mit alten Geistern, Dämonen und der Anderswelt."

Ich wußte Rat, so wie ich das immer weiß. Ich habe nämlich einen ultrageilen Trick, den ich hier gerne und kotzenlos verrate. Der Tod [2] bekommt via Corona-Warn-App die Nachricht "Der Heinrich frevelt mal wieder, der wäscht seine Wäsche zwischen den Jahren." Der Tod, dessen Geschäft derzeit sowieso blüht, lacht und schickt sich an, seine Sense mit dem Dengelstein zu schärfen. Er klingelt an meiner Tür, aber es öffnet ihm  niemand, denn niemand ist zuhause. Ich bin nämlich im Waschsalon, der Tod wartet in der Zwischenzeit vor der Tür auf mich. Als ich heimkomme wirft er mir mit piepsiger Donnerstimme (Skelette haben keinen sonderlichen Resonanzkörper) meinen Wäschefrevel vor. Ich aber antworte frech: "Welche nasse Wäsche?". Im Waschsalon hat mir nämlich der dortige Riesenwäschetrockner für schmales Geld die Wäsche bröserltrocken gemacht, ich bin nicht auf die Siegfried-Line angewiesen.

Der Tod nimmt seine Sense und schneidet sich die Kehle durch. Und wenn er nicht schon vorher tot gewesen wäre, wäre er jetzt elendiglich verreckt.

Aber, liebe Kinder, das mit dem Tod ist sowieso ein wildes Gerücht.

 

 

 

 



[1]   "Raunnächte", das ist so ein süßer Verschreiber oder Tipfeler.

Die fromme Helene

Wenn du auf YouTube etwas suchst, dann wird dir eine Auswahl von Videos präsentiert, die auf deine Anfrage passen könnten. Du siehst ein kleines Bild, einen Schnappschuß aus dem jeweiligen Video. Fährst du mit dem Cursor über das Bild, wird es - meist, nicht immer - lebendig.

Auf der Suche nach etwas ganz anderem bin ich - wie das häufiger geschieht im Internet - auf dieses Bild einer ganz in sich versunkenen jungen Frau gestoßen.

Ich fahre eher unabsichtlich mit dem Cursor über das Bild und erstarre beim Anblick des lebendig gewordenen Bildes.


 Die Frau gönnt sich offensichtlich einen Quickie, einen erotischen Snack für zwischendurch, im Büro oder im Home-Office. Sie sitzt obenauf, auf einem Mann, einer Frau oder einem Dildo. Im Fachjargon nennt man die Stellung cowgirl [1], sie hat sich nicht die Zeit genommen [2], sich auszukleiden, hat vielleicht die Hose runtergezogen oder den Rock nach oben geschoben, das mußte reichen. Im Zeitalter der nur einen Klick entfernten Pornographie sollte so ein Filmlein nicht weiter schockieren, aber - sagt an - ist YouTube nicht für eine gewisse betuliche Prüderie bekannt?

Es war dann aber doch alles ganz anders.



[1]   Ich habe mich kundig gemacht, das unterschiedet mich von den üblichen Schmieranten hierorts.

[2]   Daher der Name quickie.

"Der Schrei" von Edvard Munch

Das Gemälde "Der Schrei" von Edvard Munch sollte sogar in einem Ignoranten-Asyl wie "Fisch und Fleisch" weitgehend bekannt sein.

Genaugenommen ist "Der Schrei" der Titel von vier Gemälden und einer Lithographie des norwegischen Malers Edvard Munch mit weitgehend identischem Motiv, die zwischen 1893 und 1910 entstanden. Sie zeigen eine menschliche Figur unter einem roten Himmel, die ihre Hände gegen den Kopf presst, während sie Mund und Augen angstvoll aufreißt. Munch verarbeitete, so heißt es, "in dem Motiv eine eigene Angstattacke während eines abendlichen Spaziergangs, bei der er einen Schrei zu vernehmen meinte, der durch die Natur ging." Das Bild "zeigt beispielhaft, wie Munch in seinen Werken die äußere Natur zum Spiegel seines inneren Erlebens machte, und wird von einigen Stimmen als Beginn der Stilrichtung des Expressionismus gewertet." Wikipedia

Das ist natürlich lachhaft,

wie immer, wenn ein Kunstkritiker spricht.

Wissenschaftler der neapolitanischen Universität von Radschapur haben inzwischen herausgefunden, daß der Schrei des Glatzerten in Wirklichkeit eine Reaktion auf namenloses erotisches Grauen ist.