Früher® war das Leben auch nicht einfach, aber verglichen
mit heute...
Früher® wolltest du brav sein und nach einem Besäufnis
keinesfalls noch mit dem Auto oder Motorrad oder Moped heimfahren. Damitst du
nicht als Besoffener in Versuchung kommst, hast du dein Fahrzeug daheimgelassen.
Bist du dann aus dem Unterwirt gewankt, ist dir gar nix anderes mehr
übergeblieben als wie heimzugehen, den Bus zu nehmen, die U-Bahn oder in
Gotznam halt ein Taxi. Oder du bist mit dem Lindinger Sepp in ihm seinem BMW
heimgefahren, weil der Lindinger Sepp zwei Bier und einen Schnaps weniger
gehabt hat als wie du und deshalb als fahrtüchtig gegolten hat.
So war das, damals als die Welt noch in Ordnung war. Heute
kommst aus der Whisky-Ranch gewankt, willst heimgehen und dann stehen auf dem
Gehsteig drei E-Scooter. Schön blöd wärst, wennst du unter dieser Umständen
noch heimgehen tätst. Du scannst den Scanfleck, zahlst mit dem Smartphone (weiß
der Henker wie das geht) und ab die Post. Wenn sie dich erwischen, behandeln
sie dich so, als wärest du mit dem Auto gefahren, obwohl die Fremdgefährdung
mit dem Scooter erheblich geringer ist als mit dem Auto.
Und der Verkehrspsychologe lacht. Wennst du noch jung und in
der Probezeit bist mußt du eh in einen Kurs, und ansonsten bist du spätestens
mit 1,6 Promille dran. Der Verkehrspsychologe, also ich, hat was verdient und
bedankt sich bei dir für die freiwillige Spende.
Und eh ich's vergesse: Beim Scheuer Andi bedanke ich mich
natürlich auch, weil der die scheiß E-Scooter zugelassen hat.
Je machohafter eine Kultur, desto mehr Einfluß haben die
Frauen auf die Kinder. Zana Ramadani (die heißt wirklich so) hat vor kurzem mit
einem Buch Furore gemacht, in dem sie behauptet hat, an der Frauenverachtung sehr
vieler moslemischer Männer trügen ihre Mütter ein gerüttelt Maß an Mitschuld.
Zum machismo
neigende Männer kümmern sich frühestens ab dem vierten Lebensjahr intensiver um
ihre Kinder. Nach drei Jahren ist aber die wesentliche psychologische Prägung
der Rotznasen abgeschlossen, alles, was danach kommt ist vergleichsweise ein
Lercherlschaas.
Ich habe 10 Jahre lang in Italien gelebt, nicht in der
Toskana oder wo, sondern 120 km südlich von Neapel, im Cilento. Das Cilento ist
der mit Abstand schönste Teil Italiens. Kaum ein Deutscher oder Österreicher
kennt das Cilento, wer es kennt, kommt immer wieder oder bleibt gleich ganz da.
Was ich sagen wollte: In unserem zweiten oder dritten Jahr
in Castellabate waren wir anläßlich der festa
della donna (Weltfrauentag) in einem Lokal. Irgendwann stupst mich meine
Frau an und meint, es sei doch höchst erstaunlich, wie selbstbewußt die Frauen
hier seien.
Ich stutzte, mir war es bislang nicht aufgefallen, aber ich
bin ein Mann und auch sonst ein bisserl blöd. Ich schaute daraufhin etwas
genauer hin und in der Tat, es waren die Weibers, welche die Szene
beherrschten. Die anderen Familien kannten wir nicht, aber die Mischpoke der
Gemüsefrau war uns bekannt. Die hatte die Fäden in der Hand, der ihr sein Mann
war nix weiter als der Mann von der Gemüsefrau. Ich nehme an, das lag daran,
daß ab den sechziger Jahren viele Süditaliener nach Norden gingen, um dort zu
arbeiten - von Mailand bis nach Schweden. Die Frauen mußten sich alleine um die
Kinder kümmern, die Olivenbäume, den Weingarten. Und sie haben entdeckt, welch
wichtige Aufgabe sie doch haben. So was macht selbstbewußt. In Italien habe ich
- anders als in Deutschland - so gut wie keine verhuschten und niedergedrückten
Frauen kennengelernt.
11. Abenteuer: Wie Franz von einem rosaroten Prinzen aus dem
Schneewittchen-Schlaf geküßt ward
Als er schließlich - nach vielen Tusch- und Tünch-Arbeiten -
doch noch gestolpert war, zurücktreten mußte ob der leidigen SPIEGEL-Affäre;
als er die Decke mildtätigen Schweigens über sich zog und in der Versenkung
verschwand - da glaubten ihn viele Beobachter verschwunden auf ewig. So manche
tranken hoffnungsfroh einen Erleichterungsschluck auf seinen politischen Tod.
Andere wieder, viele andere, sahen einen großen Mann gemeuchelt, wo doch in
Wirklichkeit nur der Staatsschauspieler Franz Strauß die Rolle der verfolgten Unschuld
gab.
Vier Jahre hat er dann sein Geschick getragen und wollt' es
nicht tragen mehr, wo immer die
Welt am schönsten war, da war sie ihm öd und leer. Aber zur heimlichen,
unheimlichen Freude der Reaktion hat Gott die Sozialdemokratie erschaffen;
welche gottgefällige Einrichtung auch im Falle dieses tiefbetrübten Reaktionärs
seine trost- und segensreiche Tätigkeit entfaltete. Vier Jahre nach dem lang-
und wohlverdienten Sturz des Verteidigungsministers Strauß gab es wieder einen
Finanzminister Strauß. Diesmal in einem Kabinett der Großen Koalition, neben
einem Außenminister Brandt und einem Minister für Innerdeutsche Fragen Wehner.
12. Abenteuer: Wie Franz alte Gewohnheiten aufgeben mußte und zu neuen fand
Affären im alten Stil waren aber nicht mehr drin; und dies
weniger einer etwaigen moralischen Läuterung unseres Helden wegen. Die
Verhältnisse vielmehr verhinderten ihn, auf die altbewährte - nie völlig
bewiesene und befriedigend aufgeklärte Weise privaten Honig zu saugen aus
öffentlichem Ämtern. In den drei Jahren der Großen Koalition saßen ihm nämlich
die Sozialdemokraten denn doch sehr dicht auf der Pelle; zu dicht, ein
Husarenstückchen - mit stechen ,und gestochen werden - zu wagen, wie einst im
Mai. Später dann, die letzte Dekade, hat dieser Staat kein Amt mehr freigehabt
für den rastlosen Franz. Die Nach-SPIEGEL-Affären-Zeit des Dr. Franz Josef
Strauß ist demnach - dem Meister sind die Hände gebunden - vornehmlich
gekennzeichnet durch verbale und politische Entgleisungen. Die aber dann
reichlich.
13. Abenteuer: Wie Franz einmal mit seinen Verbindungen zur Unterwelt
protzte
Zimperlich behandelt war die SPD von Herrn Strauß noch nie
worden; auch dann nicht, als der weltenferne Abstand der SPD von jeglicher
Regierungsmacht eigentlich eine gelassenere Haltung nahegelegt hätte. Als nun,
noch zu Zeiten der Großen Koalition, eine kommende Regierungskoalition SPD/FDP
in greifbare Nähe gerückt war. da raunte Strauß von "Plänen, um eine
Räterepublik West-Berlin zu schaffen". SPD und APO scheint's in
gemeinsamer Arglist.
Die Warnungen des ober-bayerischen Rufers und Mahners wurden
beschwörender, als sie dann da war, die rote Gefahr. (Wär's nicht gar so zum
Zähneknirschen, man müßte lachen: eine Menge Menschen glaubte damals tatsächlich
- manche fürchteten es und viele hofften es - die SPD würde einiges in diesem
Lande zum Besseren wenden.) 1970 warf er der SPD vor, sie betrachte eine
Regierungsübernahme nicht als das normale Wechselspiel der Demokratie, sondern
wolle die Macht auf Dauer haben. Der das sagt, schäumt in derselben Rede (auf
dem Politischen Aschermittwoch in Vilshofen) vor ungezügelter Wut über die eben
stattgefundene "Regierungsübernahme" der SPD, akzeptiert also selbst
gerade dieses "normale Wechselspiel der Demokratie" nicht.
Im November 1970 meint er in einem Interview des
"Münchner Merkur":
"Glauben Sie mir,
wenn diese Regierung stirbt, gibt es einen Aufstand der Unterwelt".
Wenn einer über die derzeitige Stimmung in der Unterwelt Bescheid weiß, dann
bin ich es, will Strauß wohl mit diesem Satz signalisieren. Wollen's ihm gerne
glauben, dies.
14. Abenteuer: Wie Franz Visionen vom Umsturz hat - angstvolle
Im September 1971 gibt er der BILD-Zeitung ein Interview.
"Bei der heutigen Regierungskoalition handelt es sich nicht um eine
normale Wachablösung, sondern um einen Wandel ja um den Beginn eines Umsturzes."
Und in einem CSU-Rundschreiben vom Sommer 1972 schreibt er
"Wir können davon ausgehen, daß die nächste Bundestagswahl im November
dieses Jahres stattfinden wird. Wir können ebenfalls davon ausgehen, daß -
sollte die Union dieses Mal nicht an die Regierung kommen - wir die letzt freie
Wahl für lange Zeit hatten
Projektion, weiß
der psychoanalytisch Belesene, ist jener Vorgang, bei dem eigene Fehler oder
Wünsche einem anderen Menschen zugeschrieben werden. Die Projektion ist dabei
ein Ausdruck bestehender eigener Schuld- oder Schamgefühle, die unbewußt
bleiben und abgewehrt werden müssen.
Diese Begriffserklärung macht deutlich, daß es sich bei den
Strauß'schen Unterstellungen, die SPD plane den Umsturz, wolle die Demokratie
abschaffen, mitnichten um eine Projektion handelt. Weder sind die Träume des
Franz Strauß vom großen Umsturz diesem unbewußt, noch gar von irgendwelchen
Schuld- oder Schamgefühlen begleitet. Vorhanden allerdings, vorhanden sind
diese Putschträume durchaus.
15. Abenteuer: Wie Franz den Badewannen-Tango sang - Südamerikanische
Folklore
In Vilshofen nämlich und abermals am Aschermittwoch, diesmal
1971, meint Strauß: "Je länger das sozialliberale Regime (!) Bestand hat, desto mehr wächst die Gefahr, daß auch eine
Wachablösung auf normalem, einwandfrei demokratischem Weg, schon durch die
Aufhetzung von gewisser Seite her, zu einem schwierigen Problem, wenn nicht
überhaupt zur Unmöglichkeit gemacht werden soll."
Auf den ersten Blick scheint dies bloß, zum wiederholten
Male, die bekannte Unterstellung zu sein, die SPD wolle ihrerseits, wenn's soweit
käme, einer Ablösung durch den Stimmzettel mit Gewalt sich widersetzen. Dies.
wie gesagt, mag so scheinen. wäre da nicht der Halbsatz: "...schon durch die Aufhetzung von gewisser
Seite her", in dem eben Straußens Befürchtung steckt, durch den
Stimmzettel und nur durch den Stimmzettel sei diese SPD wohl nicht mehr von der
Macht zu trennen. Wie aber sonst? Durch ein Vollbad? Zum Beispiel.
Denn: "Die Demokratie muß gelegentlich in Blut gebadet
werden", meinte einst Franzens Freund, der General Augusto Pinochet Ugarte
aus Chile.
16. Abenteuer: Wie aus Franz Strauß ein Prof. h. c. Dr. h. c. (Santiago de
Chile) Franz Strauß wurde
Nachdem so mancher andere Freund des Franz inzwischen
verschieden ist - wie z. 8. Generalissimus Francisco Franco Bahamonde aus Spanien oder Präsident Antonio Salazar de Oliveira aus Portugal - oder
zumindest politisch bedeutungslos geworden ist - wie z. B. Oberst Georgios Papadopoulos aus Griechenland oder Dr.
h. c. (Prag) Dr. h. c. (Warschau) Schah Mohammed Reza Pahlevi aus Persien - wird die Freundschaft mit dem
chilenischen General umso kostbarer. Freundschaften wie diese muß man pflegen.
Strauß pflegte und beehrte vom 18. - 22. November 1977
General Pinochet mit seinem Besuch. Er nahm einen sehr guten Eindruck mit von
diesem Land. Ihn beeindruckte der "innere
Friede" und die "politische
Stabilität" Chiles. Sehr positiv vermerkte er das Bemühen der Militärjunta,
Chile zu einer dauerhaften und soliden Demokratie hinzuführen. Die Freiheit
hingegen fand er bereits vor. Vor Chilenen deutscher Abstammung sagte er:
"Sorgen Sie dafür, daß die Freiheit
in Ihrem Lande erhalten bleibt."
"Strauß bewertete
das Regime in Chile insgesamt als 'autoritär aber nicht als totalitär'. Die
Chilenen seien von der politischen Willensbildung ausgeschlossen, außerhalb des
politischen Bereiches hätten sie jedoch alle bürgerlichen Freiheiten. Jeder
Chilene könne Pinochet kritisieren oder auch als Trottel beschimpfen. ohne daß
dies aufgegriffen und gegen ihn verwandt werde. Insbesondere hob er hervor, daß
die rechtsstaatliche Ordnung ungeschmälert funktioniere." (FAZ, 25.
11. 1977?. Verständlich, daß man soviel rechtspolitische Einsicht honorieren
wollte - indem man Franz Strauß die Würde eines Ehrendoktors der Rechte und des
Ehrenprofessors für chilenisches Recht verlieh.
17. Abenteuer: Wie Franz perverse Spiele spielt, ein bißchen
Auch der rührigste Bademeister der Demokratie braucht
Gehilfen; Strauß hat seine CSU. Was ist die CSU? Sie ist "eine Partei, die dem Morgen verschrieben
ist, und eine Partei, die eine Sammlungsbewegung zur Rettung des Vaterlandes
ist." (Strauß auf dem CSU-Parteitag 1970 in Nürnberg.) Eine Partei, die
manchmal auch widerspenstig ist und den Meister zürnen macht: "Ich habe die ewigen Abstimmungen vor jeder
Entscheidung satt... Die Partei muß wie ein Mann hinter mir stehen."
(Im Juni 1975). Eine Partei, die aber wiederum auch gelehrig ist, wenn man sie
schilt: "Sag uns auch weiterhin, wie
es geht, damit wir es tun, jetzt und für alle Zeit." Mit welchen
Worten (auf dem Parteitag im September 1975) der damalige Ministerpräsident
Goppel, stellvertretend für die ganze Partei, dem gestrengen Herrn demütig die
Stiefel leckte. Es ist zwar schon ein bißchen eklig-klebrig, was manche
Perverse in aller Öffentlichkeit treiben, aber, bitteschön, solange ihre
Sado-Maso-Spiele auf freiwilliger Vereinbarung beruhen...
18. Abenteuer: Wie auch Heubl dem Herkules huldigt
Auf
demselben Parteitag, im 75er Jahr, der 60. Geburtstag des strengen Meisters
stand vor der Tür, steigerte ein gewisser Franz Heubl die erotischen
Unterwerfungsrituale der CSU bis hin zur koprophilen Ekstase: "Wir feiern die Stärke Deiner Persönlichkeit,
ihre Unwiederholbarkeit, Einmaligkeit, Besonderheit - einen Mann, auf den die
Politiker in der Welt schauen, wenn sie auf die CSU schauen; denn alles wird
von Dir bestimmt in der CSU, die Du bist, Du bist ein Urtalent der Politik,
ein Herkules der Geschichte." ("Koprophil" heißt: "geil auf Scheiße")
Über
diesen Heubl war ein Dossier geführt worden - in der Zeit vor diesem Erguß -
welches dann bei Gelegenheit in die Öffentlichkeit lanciert worden war.
Gedemütigt bis auf die Knochen - wie vor ihm schon Barzel und mit ihm und nach
ihm Kohl - gab Heubl auf dem Parteitag nach dieser Demütigung durch Strauß die
zitierte Ergebenheitsadresse für Strauß ab.
Aber,
wie gesagt, solange die Kerle freiwillig den Fußschweiß des Franz Strauß
zutzeln und niemand sonst zu gleichem Tun zwingen wollen...
19. Abenteuer: Was Franz zu roten Ratten rät
Als
deutscher Staatsmann liebt unser Held natürlich auch Tiere; Schäferhunde etwa,
aber auch Rautenlöwen und Schwarzrotsenfadler. Nur mit den Ratten, den roten
vor allem, hat er's nicht so besonders. "Jetzt kommen sie wieder, die roten Systemveränderer, wie die Ratten aus
allen Löchern heraus." Ist aber nicht wehrlos gegen dies Ungeziefer,
der anständige Deutsche: "Was wir
hier in diesem Land brauchen, ist der mutige Bürger, der die roten Ratten
dorthin jagt, wo sie hingehören - in ihre Löcher."
Raus
aus'm Loch, rein in's Loch. Gelangweilte Psychoanalytiker hätten ihre Kurzweil
mit dieses Manne Franz.
20. Abenteuer: Wie Franz einmal aus dem Nähkästchen
plauderte
Seit Tendenzen sichtbar sind, es könnte eines Tages das
Machtmonopol der drei Bundestagsparteien angeknabbert werden, gibt es den
Begriff der "Gemeinsamkeit der
Demokraten". Erfunden hat ihn die Union; und Gewitztere im Lager der
Sozialdemokraten argwöhnten schon längst, das Wort sei geschaffen, die SPD von
ihrem linken Umfeld abzutrennen, allweil die CSU/CDU umso ungestörter die NPD
sich einverleiben könnte. (Was beides - notabene - mittlerweile geschehen ist.)
Was sagt Strauß hierzu? Er sagt: "Und jetzt hier in demokratischer Gemeinsamkeit zu sagen, wir Demokraten
in SPD/FDP und CDU/CSU, wir halten also jetzt nun zusammen in dieser Situation,
hier müssen wir den Rechtsstaat retten - das ist alles blödes Zeug! Wir müssen
sagen, die SPD und FDP überlassen diesen Staat kriminellen und politischen
Gangstern. Und zwischen kriminellen und politischen Gangstern ist nicht der
geringste Unterschied, sie sind alle miteinander Verbrecher. Und wir kommen und
räumen so auf, daß bis zum Rest dieses Jahrhunderts von diesen Banditen keiner
es mehr wagt, in Deutschland das Maul aufzumachen. Selbst wenn wir es nicht
ganz halten können. Aber den Eindruck müssen wir verkörpern." Er sagte
dies in Sonthofen, vor den CSU-Bundestagsabgeordneten. Und meinte weiter:
"Da können wir nicht genug an
allgemeiner Konfrontierung schaffen... Stichworte: wir kämpfen für die
Freiheit, gegen den Sozialismus, für die Person und das Individuum, gegen das
Kollektiv, für ein geeinigtes Westeuropa, gegen eine sowjetische Hegemonie über
ganz Europa. Da muß man die anderen immer identifizieren damit, daß sie den
Sozialismus und die Unfreiheit repräsentieren. daß sie das Kollektiv und die
Funktionärsherrschaft repräsentieren und daß ihre Politik auf die Hegemonie der
Sowjetunion über Westeuropa hinausläuft." Und wem eine hochverräterische
Verschwörung der Bundesregierung zugunsten der Sowjetunion immer noch nicht
reicht, dem bietet er weiteres an. "...
Ich möchte wissen, wieviele Sympathisanten der Baader-Meinhof-Verbrecher in der
SPD- und FDP-Fraktion in Bonn drinsitzen. Es ist ein ganzer Haufen."
Bekannt wurde diese vertrauliche Rede durch eine
Indiskretion. Verwundern konnte sie niemanden, der Strauß kennt. "Der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß hat
am Montag in München im Anschluß an eine Vorstandssitzung auf einer Pressekonferenz
die Veröffentlichungen über seine Klausurrede in Sonthofen, die in den letzten
Tagen großes Aufsehen ausgelöst hat, als 'alten Hut' bezeichnet. Er habe sich öffentlich
schon wiederholt ähnlich geäußert, sagte Strauß. (SZ, 11. 3. 1975). Die Mär
von der Gemeinsamkeit der Demokraten aber konnte auch diese Rede nicht aus den
Hirnen wohlmeinender Sozialdemokraten treiben. Verwundern kann auch das
niemanden, der die wohlmeinenden Sozialdemokraten kennt.
21. Abenteuer: Wie Franz die Bamberger Beischlaf-Affäre brovoziert
Olle Kamellen zum Schluß.
Über 50 Jahre sind es mittlerweile her, daß es - während des
Wahlkampfes 1969 - in Bamberg zu einer APO-Demonstration vor dem Rathaus kam.
Grausige Dinge geschahen dort, so grausig, daß Strauß ein Telegramm an den
Ministerpräsidenten Goppel schickte: "Lenke
Ihre Aufmerksamkeit auf die Vorgänge im Bamberger Raum... Diese Personen...
benehmen sich wie die Tiere, auf die die Anwendung der für Menschen gemachten
Gesetze nicht möglich ist..."
Der Deutsche Richterbund schrieb hierzu in einer
Presseerklärung "Das Vokabular
erinnert an Nazi-Zeiten. Auch Rechtsbrecher sind Menschen. Die Störung der
öffentlichen Ordnung durch Gewalttaten erfordert gesetzmäßige Schutzmaßnahmen,
aber die Ordnung ist - wie Bundespräsident Heinemann jüngst in Berlin sagte -
kein Selbstzweck." Strauß hierauf, und von einer unbedachten Äußerung
in momentaner Erregung kann längst keine Rede mehr sein, in einem
Fernschreiben: "Hierzu bemerke ich,
daß Mitglieder der Gruppe, die sich gern außerparlamentarische Opposition
nennt... Verhaltensweisen zeigen, die sonst für Geisteskranke bezeichnend
sind... Ich habe aber nicht verlangt, daß Leute, die sich wie Tiere benehmen,
auch wie Tiere behandelt werden sollen. Ich habe lediglich festgestellt, daß
die Anwendung der für Menschen gemachten Gesetze nicht möglich sei, weil diese
Gesetze auch bei Rechtsbrechern noch mit Reaktionen rechnen, die der
menschlichen Kreatur eigentümlich sind.... Es ist daher schwer verständlich,
daß ausgerechnet der Deutsche Richterbund derartig menschenunwürdiges Verhalten
zu rechtfertigen versucht und mich angreift, wenn ich mich bemühe, ein
Mindestmaß an Autorität gerade der Justiz zu erhalten."
Strauß bekräftigt also seine Aussage, ja er verstärkt und
verschärft sie noch. (Von dem merkwürdigen Bilde, das unser Held von Geisteskranken
hat, wollen wir hier mal schweigen.) Und wieder der Richterbund: "Ihre von uns kritisierte und auch in Ihrem
Fernschreiben wiederholte Auffassung, daß die von Ihnen genannten
Verhaltensweisen 'die Anwendung der für Menschen gemachten Gesetze nicht
möglich' macht, impliziert die Aufforderung zu einer außergesetzlichen Verfolgung.
Gegen die Auffassung, daß bestimmte Gruppen unseres Volkes - und mögen sie sich
auch gesetzwidrig verhalten - rechtlos gestellt werden sollen, müssen wir uns
jedoch im Interesse der Rechtsstaatlichkeit wehren, dies zumal nach den
bitteren Erfahrungen, die im 'Dritten Reich' mit dem Ausschluß bestimmter
Gruppen der Bevölkerung vom Schutz der Gesetze gemacht worden sind."
Und was war geschehen, welch grausige Untat, daß es die
Täter nach Straußens Meinung außerhalb jeglicher Rechtsordnung stellte?
"Im Beisein von
etwa zweihundert Personen treibt ein APO-Mädchen innerhalb weniger Minuten mit
zwei Männern aus der Gruppe Geschlechtsverkehr", weiß der "Bayernkurier" zu berichten und
Strauß erzählt von einem Geschlechtsverkehr, den, so Strauß, "wie es nachweislich ist, eine Studentin mit
kurzfristig wechselnden Partnern vor der Öffentlichkeit, darunter Kindern von
drei bis sechs Jahren" vollzog und bißchen später spricht er sogar von
einem "Geschlechtsverkehr auf
offener Straße".
Diese Schilderung des Vorganges ist soweit richtig, im
Prinzip.
* Aber es geschah nicht "auf offener Straße",
sondern abends auf einer dunklen Wiese und konnte überhaupt nur beobachtet
werden, weil Polizisten mit Handscheinwerfern die Szene ausleuchteten.
* und es waren nicht "kurzfristig wechselnde
Partner", sondern nur ein Paar
* und auch dies eine Paar trieb keinen
Geschl-ächz-verkehr, sondern küßte sich; und selbst dieses nicht des Genusses
wegen, sondern um die umstehenden und sorgfältig die Szene ausleuchtenden
Polizisten zu provozieren.