16.2.20

Ein Geld muß eins da sein

"Ein Geld muß eins da sein", hieß es mal in einem dieser üblichen dumpflangweiligen Faßbinder-Filme (ich glaub es war "Katzelmacher", mit der dumpfeste seiner Filme). Ohne 1 Geld gibt’s auch keine Kunst und 1 Musik spielt dann sowieso nicht.
Wenn's um Einsparungen geht, dann ist die Kunst immer in der ersten Reihe, denn - samma sich doch mal ehrlich - wer braucht schon Kunst, solange es RTL gibt? Und wenn's hart auf hart kommt, dann werden die Geigen eingeschmolzen und zu Kanonen gegossen. Gell.
Hewwi Mättl halt.


Jessas na!

Wenn heutzutag ein zottelhaariger Jud aus Galiläa um Asyl nachsuchte mit der Behauptung, die römische Besatzungsmacht in seiner Heimat hätte versucht, ihn zu kreuzigen und er sei ihnen so grad noch entwischt - was würd' passieren? "Obst dich nicht gleich schleichst, du Asylbetrüger, hundsheiterner", würd' man zu ihm sagen, "da könnt ja jeder kommen, Jessmariantjosef."


Pinkeln, eine Elegie

Ich mein, die kleinen Mäderl entwickeln den sogenannten Penisneid, wenn sie bemerken, daß die Jungs viel weiter und höher pinkeln können als sie selber (Freud hat den Begriff ein bisserl anders definiert, aber lassen wir das jetzt). Als Acht- oder Zehnjähriger konnte ich an der Wand im Pissoir höher pinkeln als ich damals selber groß war. Vorbei die Zeiten, soifz.


Mein Königreich für ein Bier

"Ein Bier, ein Bier, mein Königreich für ein Bier!" soll König Ludwig II. von Niederbayern gerufen haben, ehe er während der Schlacht von Gammelsdorf (das damals noch zu Niederbayern gehörte) von oberbayerischen Hundskrüppeln ganz fürchterlich ausgelacht wurde.


Sprache

Gott hatte Angst, die Menschen würden zu mächtig und damit aufsässig, wenn sie sich miteinander verständigen könnten. Also hat sie die Sprache erfunden, seither weiß keine mehr, was die andere denkt.


Unschärferelationen und Philosophie

Die Heisenbergsche Unschärferelation kennt heutzutage jeder. Jeder Depp spricht von ihr, wenn er seiner Argumentation mehr Glanz verleihen will. Die Allerwenigsten aber wissen, was die Unterschärferelation letztlich ist und warum sie gilt.
Und: Kaum einer kennt die alkoholische Unschärferelation, umso weniger je öfter er sie schon erlebt hat. "Ich weiß zwar noch genau, wo ich mich besoffen habe, aber nicht mehr mit wie viel - oder umgekehrt. Aber nie beides."
Sollte uns das nicht bescheiden und demütig machen?
Ein weiser Mensch antwortete mir drauf:
"Wenn uns unsere Verlorenheit in Raum und Zeit noch nicht bescheiden und demütig gemacht hat, kann uns auch keine Unschärferelation nicht mehr helfen."
Drauf wiederum ich:
"Ah, ich sehe du bist 1 Kenner. Meine Lieblingsformulierung in puncto Philosophie ist 'Geworfensein in ein kaltes Universum'. Auch nicht schlecht, oder?"
Ich mein, wenn wir uns in aller Schärfe klarmachen, daß wir auf einer Feuerkugel mit rasender Geschwindigkeit durch das Nichts jagen, daß uns vom Höllenfeuer nur eine dünne Erdrinde trennt und von der unendlichen Leere des Weltalls lediglich wenige Kilometer Luft, dann können wir sowieso mit aller Philosophie aufhö...


Vom Anbruch der Letzten Tage

"Wenn dereinst eine FDJ-Propagandasekretärin Bundeskanzlerin wird und der Steinewerfer von der Startbahn West Außenminister, dann, wisset, brechen die letzten Tage an."
(Michel de Notre Dame, von dem ein weiser Mann sagte: "Nostra damus cum falsa damus, nam fallere nostrum est, Sed cum falsa damus, nil nisi nostra damus." - Wir geben das unsrige, indem wir Lügen geben; Denn uns ist eigen zu täuschen. Aber wenn wir Falsches geben, geben wir nichts anderes als unser Eigenes.)
Dies habt zum Zeichen.


Von den Segnungen der Abschweifung

Als ich noch im Usenet unterwegs war, geschah es zuweilen, daß einer zornschnaubend anmahnte, die Diskussion sei inzwischen off-topic geworden, man solle sie nicht fortführen, bzw. nicht hier.
Nun weiß natürlich jeder Narr (oder sollte es doch wissen), daß anregende Gespräche zu zweit oder mehreren dazu neigen, auszufransen. Man diskutiert über Kommunikationspsychologie und - eh man sich's versieht - schwatzt man über Gott und die Welt, meinetwegen auch über's Tanztheater.
Man ist off-topic geworden, grauenvoller Gedanke.
Nun weiß natürlich auch jeder Narr (oder sollte es doch wissen), daß Gespräche zu zweit oder zu mehreren nach reichlichen und satten Abschweifungen (fast) immer zum Ursprungsthema zurückführen.
Der in seine Denkschubladen verliebte Zwangsneurotiker sagt jetzt wahrscheinlich, ha, da siehste ma, da hättste dir die Abschweifungen auch ersparen können, du landest ja doch wieder beim eigentlichen Thema und hast inzwischen waaaahnsinnig viel Zeit verloren. Nieder mit off-topic!
Der weltweise Mensch sagt dir dahinwogegen: Ja, du hast viel Zeit verloren, andererseits aber sehr viel neue Gedanken über Gott, Welt und Tanztheater gewonnen.
So wie der kleine Tiger und der kleine Bär zwar nie nach Panama gekommen sind, auf dem Weg dorthin aber eine schöne Zeit hatten.


Rassismus als Interpretationsmöglichkeit

ER: Ich sehe (...) Rassismus eher als eine Interpretationsmöglichkeit...
ICH: Rassismus ist keine Interpretationsmöglichkeit (mein Gott, was für ein Wort in diesem Zusammenhang!), sondern der Wunsch, andere Leute für sich arbeiten zu lassen. Die Leute seinerzeit haben nicht irgendwelche Neger nach Amerika verschifft, weil sie Rassisten waren, sondern sie wurden Rassisten, weil sie irgendwelche Neger nach Amerika verschiffen wollten, bzw. mußten, um sich an ihrer unentgeltlichen Arbeitsleistung zu bereichern. Dafür brauchten sie eine ideologische Begründung, wie immer nachträglich. Natürlich.