9.12.19

Ontologie, lyrisch

13 Ontologen
Kamen angeflogen.
Setzen sich aufs Fensterbrett,
Kinder, war der Anblick nett.

Nahtod- und andere mystische Erfahrungen

ER: Was Nahtodeserfahrungen betrifft, moechte ich darauf hinweisen, das es zahlreiche Berichte des Todeserlebnisses gibt, die alle in groben Zuegen dem gleichen Muster folgen. Jeder Wissenschaftler muesste zugeben, dass dies solche Aussagen als Beweise um so ueberzeugender werden laesst.
ICH: Daß Nahtoderfahrungen oder sonstige mystische Erscheinungen mehr sind als biochemisch induzierte Hirnblähungen will ich erst dann näher in Erwägung ziehen, wenn die mystischen Erfahrungen außerhalb des bisherigen Glaubenshorizontes des betreffenden Menschen liegen. Das ist ein blöder Satz, ich merke es grad. Was ich meine ist: Wenn einem tiefgläubigen Moslem die Jungfrau Maria erscheint und ihm dreckige Witze über Mohammed erzählt - ja, dann käme meine atheistische Überzeugung ins Wanken. Oder wenn einer tiefgläubigen Katholikin der Prophet Mohammed erscheint und ihr schlüpfrige Witze über die Jungfrau Maria... Du verstehst das Prinzip?
Solange einem Moslem irgendwelches traditionelle Zeug aus dem Islam erscheint, einem Katholiken das gleiche, halt aus der christlichen Überlieferung... solange halte ich mystische Erfahrungen für Hirnblähungen. Ich mein, wir wissen alle - aus der Theo Rieh oder aus der Pracksis -, welchen Scheisendreck LSD oder Alkohol oder was im Hirn erzeugen kann.
Wer kein Geld auf Schnaps oder andere Drogen hat, dem empfehle ich den nächstgelegenen Wald. Dort kann er fasten und wachen bis ihm Gott oder andere bizarre Wesenheiten erscheinen. Aber: Obacht vor dem Förster!



Tod durch Selfies

Im Internet - wo sonst? - las ich, es seien laut einer wissenschaftlichen Studie 259 Menschen seit 2011 beim Selfie-Machen tödlich verunglückt. Das mag wenig erscheinen, 8 Jahre sind eine lange Zeit und die Welt ist groß, wie man hört. Andererseits soll aber die Dunkelziffer hoch sein, die Studie hat nur englischsprachige Veröffentlichungen ausgewertet.
Viel tragischer ist folgender (Nicht-)Vorfall: Dieses Selfie von einem jungen Mann
führte tragischerweise nicht dazu, daß er sich beim Selfietun den Hals gebrochen hätte. Hit happens.
Andererseits hätten wir ihm doch alle eine grandiose Weltkarriere als Kunstmaler und Badewannenverkleber gegönnt. Ich mein, wenn er so was wie ein früher Joseph Beuys geworden wäre, dann wäre das zwar ziemlich ärgerlich gewesen, angesichts der Karriere, die Herr Hitler später tatsächlich gemacht hat, ist selbst Fluxus eine leidlich erträgliche Form des Seins.



Feministische Thealogie

Im Internet - wo sonst? - hat mal einer behauptet "Männ(innen) gäbe es sowieso nicht."
Da war der Luther Martin aber anderer Ansicht:
Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch.
Und Gott der HERR baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm.
Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist.
So kam der Mensch zur Frau. Wenn sich diese Geschichte rumspricht, dann werden die feministischen Thealoginnen aber ganz schlimm mit der Lieben Göttin schimpfen.



Die staatliche Repression zeigt ihre Krallen

In einem Sketch von Gerhard Polt heißt es: "Jetzt ist es genau ein Jahr her, daß mich der deutsche Staat gezwungen hat, schwarz zu fahren."
Ich habe meinen Führerschein seit 51 Jahren, 40 Jahre davon bin ich in Deutschland gefahren. Ich bin in dieser langen Zeit NIE-NIE-NIEMALS! kontrolliert worden. Auch nicht in den siebziger Jahren, als häufig Routinekontrollen waren (wegen Baader-Meinhof, eh schon wissen) und ich Student war, also genau ins Raster gepaßt hätte.
Die Kohle für den Führerschein damals war rausgeschmissenes Geld. Anarchie ist machbar, Herr Nachbar.

Thealogie und Feminismus

Der Liebe Gott und ich treffen uns manchmal auf ein Schalerl Tee und wir diskutieren dann über Theologie. Gott, wie oft hat er mir nicht schon Vorhaltungen gemacht, weil ich Atheist bin.
Seit sie jetzt den Feminismus und die feministische Thealogie erfunden haben, wird Gott zusehends weiblicher. Ich hoffe ja, daß sie jetzt ein wenig weniger stur wird, aber ich glaub's eigentlich nicht.




Literaturnobelpreis und Komik

Meines Wissens gibt es ganze zwei Literaturnobelpreisträger, die man als Humoristen einstufen könnte - Dario Fo und Heinrich Böll. Bei Böll wird mancher erstmal stutzen, er gilt gemeinhin als seriöser Schriftsteller. Sein Roman "Ende einer Dienstfahrt" aber ist zum Schreien komisch [1], selbst die gallebittere Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" ist über weite Strecke ganz böse komisch. "Dr. Murkes gesammeltes Schweigen" und "Nicht nur zur Weihnachtszeit" erwähne ich nur nebenbei.
Böll hat in seinem Aufsatz "Über den Roman" (dtv sonderreihe 11, S. 120) geschrieben: "Wir neigen dazu, Verzweiflung ernster zu nehmen als das, was man 'entfesselte Humorigkeit' nennt: billiger Humor ist rasch entlarvt, auf billige Verzweiflung fallen wir leichter herein." Ich sag jetzt nicht, welche Verzweiflungsgaudiburschen ich meine, nicht, daß noch Fassbinder-Liebhaber beleidigt sind.
Und von Dario Fo gibt es diesen wundervollen Auszug aus seiner Dankesrede für den Nobelpreis, 1997 in Stockholm: "Die Macht, und zwar jede Macht, fürchtet nichts mehr als das Lachen, das Lächeln und den Spott. Sie sind Anzeichen für kritischen Sinn, Phantasie, Intelligenz und das Gegenteil von Fanatismus. Ich bin nicht mit der Idee zum Theater gegangen, Hamlet zu spielen, sondern mit der Absicht, ein Clown zu sein, ein Hanswurst."





[1]   Der Roman besteht in weiten Teilen aus Aussagen vor Gericht. Diese Aussagen vor Gericht sind in diesem Roman großteils in indirekter Rede gehalten; indirekte Rede ist, wenn sie über längere Strecken durchgehalten wird, zwangsläufig saukomisch. In MPU-Gutachten müssen die Angaben des Kunden in indirekter Rede angeführt werden, ich habe im Laufe vieler Jahre ca. 10.000 MPU-Gutachten geschrieben, kenne mich also aus. Was hab ich nicht schon über meine Gutachten gelacht.