Montag, 9. Dezember 2019

Literaturnobelpreis und Komik

Meines Wissens gibt es ganze zwei Literaturnobelpreisträger, die man als Humoristen einstufen könnte - Dario Fo und Heinrich Böll. Bei Böll wird mancher erstmal stutzen, er gilt gemeinhin als seriöser Schriftsteller. Sein Roman "Ende einer Dienstfahrt" aber ist zum Schreien komisch [1], selbst die gallebittere Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" ist über weite Strecke ganz böse komisch. "Dr. Murkes gesammeltes Schweigen" und "Nicht nur zur Weihnachtszeit" erwähne ich nur nebenbei.
Böll hat in seinem Aufsatz "Über den Roman" (dtv sonderreihe 11, S. 120) geschrieben: "Wir neigen dazu, Verzweiflung ernster zu nehmen als das, was man 'entfesselte Humorigkeit' nennt: billiger Humor ist rasch entlarvt, auf billige Verzweiflung fallen wir leichter herein." Ich sag jetzt nicht, welche Verzweiflungsgaudiburschen ich meine, nicht, daß noch Fassbinder-Liebhaber beleidigt sind.
Und von Dario Fo gibt es diesen wundervollen Auszug aus seiner Dankesrede für den Nobelpreis, 1997 in Stockholm: "Die Macht, und zwar jede Macht, fürchtet nichts mehr als das Lachen, das Lächeln und den Spott. Sie sind Anzeichen für kritischen Sinn, Phantasie, Intelligenz und das Gegenteil von Fanatismus. Ich bin nicht mit der Idee zum Theater gegangen, Hamlet zu spielen, sondern mit der Absicht, ein Clown zu sein, ein Hanswurst."





[1]   Der Roman besteht in weiten Teilen aus Aussagen vor Gericht. Diese Aussagen vor Gericht sind in diesem Roman großteils in indirekter Rede gehalten; indirekte Rede ist, wenn sie über längere Strecken durchgehalten wird, zwangsläufig saukomisch. In MPU-Gutachten müssen die Angaben des Kunden in indirekter Rede angeführt werden, ich habe im Laufe vieler Jahre ca. 10.000 MPU-Gutachten geschrieben, kenne mich also aus. Was hab ich nicht schon über meine Gutachten gelacht.


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