19.3.20

Der Zirkelschluß am Beispiel des Machthungers

In kulturkritischen Abhandlungen wird gerne das zum Selbstzweck gewordene Streben mancher Menschen nach Macht beklagt. Man schreibt ehrgeizigen, nach Macht strebenden Menschen einen ausgeprägten Machthunger zu. Er strebt nach Macht, weil er machthungrig ist. Es ist offenkundig, daß diese Erklärung nichts erklärt. Es ist so, wie es ist, weil es halt so ist.
Manche sagen statt Machthunger auch Machttrieb, und driften damit völlig in den Unfug ab. Ein Trieb nämlich ist in jedem Menschen vorhanden, er ist ein sehr elementarer Impuls, der mit enormer Kraft danach drängt, befriedigt zu werden. Wird der Nahrungstrieb nicht befriedigt, stirbt der Mensch, wird der Sexualtrieb nicht befriedigt, so handelt sich der tatsächlich (nicht nur vorgeblich) dauerhaft abstinente Mensch ernsthafte psychische Deformationen ein.
Der sogenannte Machttrieb dagegen wäre per definitionem - also unvermeidlicherweise - ein Trieb, der bei einigen Menschen nur deshalb befriedigt werden kann, weil ihn sehr, sehr viele andere nicht befriedigen können. Ein Trieb, den die meisten davon befallenen Individuen nicht befriedigen können, hätte sich bald aus der Evolution gemendelt.


Männer sind Schweine

Das Liedl "Männer sind Schweine" war ein Riesenerfolg der "Ärzte", logischerweise haben sie das Stück auch bei ihren Live-Auftritten gerne zum Besten gegeben.
Männer sind Schweine.
Traue ihnen nicht mein Kind.
Sie wollen alle nur das Eine,
weil Männer nun mal so sind.

Ein Mann fühlt sich erst dann als Mann,
wenn er es Dir besorgen kann.
Er lügt, daß sich die Balken biegen,
nur um Dich ins Bett zu kriegen.

Und dann am nächsten Morgen weiß er,
nicht einmal mehr wie Du heißt.
Rücksichtslos und ungehemmt,
Gefühle sind ihm völlig fremd.

Für ihn ist Liebe gleich Samenverlust.
Mädchen, sei Dir dessen stets bewußt.

Männer sind Schweine.
Frage nicht nach Sonnenschein.
Ausnahmen gibt's leider keine.
In jedem Mann steckt doch immer ein Schwein.
Für uns Männer ist das Liedl nun wirklich nicht sonderlich schmeichelhaft. Noch in den neunziger Jahren haben "Die Ärzte" das Stück aus dem Repertoire ihrer Live-Auftritte gestrichen. Warum?
Sie hatten beobachtet, wie Männer beim Absingen des Liedes dieses begeistert mitgrölten. Schlimmer noch: Die zu den Männern gehörigen Weibers standen auf den Tischen und tanzten und sangen das Lied mit.
"Die Ärzte" mußten erkennen, daß Kunst nichts, aber auch gar nichts bewirkt, eine Frau ist ein so was von hirnblödes Stück Fleisch, das glaubst du nicht. Und Männer sind es sowieso.
Oder, noch schlimmer: Freilich sind Männer Schweine, aber, hmnja, Frauen lieben Schweine. Je Drecksau, desto Schlag bei die Weibers.
Hauze, sag ich, hauze inne Schnauze. Manchmal kunntast nur no rean.



Rainald Goetz und die Logorrhoe

In den achtziger Jahren habe ich mal den Radio eingeschaltet, ich glaub es war Bayern 2 und es lief der Zündfunk. Es sprach gerade einer, und er sprach ohne Punkt und Komma [1]. Er, nur er. Aus gelegentlichen Grunzlauten konnte man annehmen, es handele sich um ein Interview, bei dem sich allerdings der Interviewer sehr stark zurückgenommen hatte. Der Mann redete über Gott und die Welt, er kam vom Hölzchen auf's Stöckchen, der Wahnsinn. Es hat dann irgendwann geheißen, man hätte eben ein Interview mit Rainald Goetz [2] gehört. Damals habe ich mir vorgenommen, von diesem Goetz nichts mehr zu lesen und zu hören. Man goennt sich ja sonst rain gar nichts, Alder.



[1]   Der Volksmund übersetzt sich Logorrhoe treffend mit "Sprechdurchfall".
[2]   Hmnja, das ist der Typ, der sich seinerzeit beim Agatha-Christie-Wettbewerb in Klagenfurt die Stirnschwarte geritzt hat und damit sein Blut vergossen hat für uns alle.


Befreiungstheologie

Vorwärts, und nicht vergessen
Worin unsre Stärke besteht.
Vorwärts, und nicht vergessen,
Das Morgen- und Abendgebet.
(fast von Brecht)


10 % der Verkehrstoten sind alkoholbedingt

Wer Statistiken zu lesen versteht, erkennt, daß Nüchterne im Straßenverkehr sehr viel gefährlicher sind als Betrunkene. 10 % aller Verkehrstoten kommen bei Unfällen um's Leben, bei denen mindestens einer der Beteiligten über das erlaubte Maß hinaus betrunken war.
Das heißt, 90 % der Verkehrstoten verdanken ihren Tod nüchternen Fahrern. Wenn uns das nicht zu denken gibt, dann kann uns nichts zum Denken anregen.



Dunkelgraue Schrift auf hellgrauem Grund


Form follows function ist seit 1852 der Leitsatz von Architekten und Produktdesignern. "Ein guter Leitsatz" sagst du, bis dich Erfahrung eines Besseren belehrt. Zu meinen Lieblings-Gewaltphantasien gehört es seit alters, einmal eine Designerin (m/w/d) mit einem nassen Handtuch zu erschlagen.
* In den neueren Modellen der Zugwaggons findest du Gepäckablagen, die sind so elegant, daß du kein Gepäck dort unterbringst. Allenfalls ebenfalls elegante Aktenköfferchen passen in die schmalen Ablagen, bei Koffern auch von bescheidener Größe hast du keine Chance.
* An den Fenstern neuerer Waggonmodelle hängen keine Vorhänge, dich gegen blendende Sonne zu schützen, wie es ganz früher war. Auch herabzuziehende Rollos suchst du vergeblich.
* Mein Computer hat ein pechschwarzes Gehäuse, darin sich unter anderem zwei Löchlein befinden, Kopfhörer oder Mikrophon anzuschließen. Die Löchlein sind schwarz umrandet, von gleicher Pechschwärze wie das Gehäuse. Ist es heller Tag ist das kein Problem, strahlt dagegen die Sonne, siehst du nix mehr und mußt die Löchlein mit den Fingern ertasten. Mein Zimmer geht nämlich nach Süden, die Vorhänge sind nicht wirklich lichtdicht.
* Viele Webdesigner, vor allem die kreativen [1], sind es leid, Texte schwarz auf weiß ins Netz zu stellen. Weil? Weil das ist langweilig. Also gestalten sie ihre Website so, daß ein Text in dunkelgrauer Schrift auf hellgrauem Hintergrund erscheint. Lesen kann man den Text zwar schon noch, aber es ist waaahnsinnig müselig. Unnötig myselig, so als wyrde man 1 Täkst one Rächtschraibunk... Ach.
Das Prinzip ist klar? Ihr versteht meinen Drang, Designerinnen zu erschlagen?

Der Franze hat gsagt, wenn’s nach ihm gingert, dann tät er das Erfinden verbieten, weil es is noch nie nichts Gscheites nicht erfunden worden, außer dem Bier vielleicht und dem Leberkäs. Und das, sagt er, gibt’s ja schon.



[1]   Hiermit verfluche ich den Erfinder der Kreativität, sie und ihre Kinder und Kindeskinder bis ins dritte Glied!