Dienstag, 30. November 2010

Früher

Früher, ja früher. Früher war halt die Vergangenheit noch nicht so lang her.

Donnerstag, 25. November 2010

Die Legende von der Entstehung des Namens "Kudamm"

Der Kudamm, diese merkwürdige Straße in Berlin, an der ein hohler Zahn gen Himmel weist und von sich behauptet, ein Kirchturm zu sein, hieß jahrhundertelang Kuhdamm, weil hier - als das Gelände noch weit außerhalb der Stadt lag und schwer ländlichen Charakter hatte - die Kühe entlanggetrieben wurden. Berlin wuchs und wuchs und vorwitzige Lokalpatrioten hatten bereits begonnen, das krebsartig wuchernde Gebilde "Stadt" zu nennen, da betrat ein Jüngling aus dem harzesten Harz die - ja, gut, sagen wir halt: - Stadt und sah das Schild "Kuhdamm", worauf er in Krämpfe verfiel und maßlosen Lachens voll verschied. Lange rätselten die wegen ihrer bräsigen Denk- und Lebensart in ganz Brandenburg verlachten Berliner Eingeborenen, was denn den Fremden so erheitert haben könnte, bis ein Cottbuser Postkutscher sie aufklärte. "Oh", sagten die aufgeweckteren Berliner und dachten vierzehn Tage lang über des Cottbusers Antwort nach. "Hm", sagte dann der Oberste Berater des Königs, der zwar nicht Schreiben, immerhin aber Lesen konnte und also als hochgebildet galt, "wir haben ein Problem."
Obwohl nur noch jeder vierte Passant eine Kuh sei, überdies der Damm längst woanders liefe, heiße der Weg immer noch "Kuhdamm", so analysierte der königliche Berater und er schlug dem König vor, man möge den Kuhdamm doch Hürlimannweg nennen. Der König versprach, darüber nachzudenken und während er noch nachdachte, woher er den Namen Hürlimann kenne, geschah es, daß der König zum Deutschen Kaiser ausgerufen wurde. Darüber erschrak der König so, daß ihm wieder einfiel, daß Hürlimann der Name seines Beraters war, den er einst aus den Hohen Bergen des Südens hatte kommen lassen, um wenigstens einen Schriftkundigen in Preußen zu haben. "Dieser Hürlimann ist mir ein gar zu arger Schelm", sagte der Kö... nein, der Kaiser und er verbannte Urs Hürlimann aus seinem Reiche, worauf Hürlimann zum Dank in seiner alten Heimat die Schweiz gründete.
Nun aber, da der einzige Intellektuelle des Reiches das Reich verlassen hatte, war guter Rat teuer und es würde der Kuhdamm immer noch "Kuhdamm" heißen, hätte nicht ein des Deutschen unkundiger Schildermaler aus Polen und aus Versehen "Kudamm" auf alle Straßenschilder entlang dieser Straße gepinselt.
Der polnische Schildermaler aber, dem sein Adelsstand längst peinlich geworden war, wurde aus diesem Stande entlassen und er gründete der Familie Popolski, ohne welche noch heute eine deutsche (oder überhaupt eine) Popkultur nicht möglich wäre.

Donnerstag, 4. November 2010

Rauchverbot und Nebenwirkungen

1836 machte einer in einem Zeitungsartikel den Vorschlag, man möge doch den Gästen des Café Tambosi [1] am Münchner Hofgarten erlauben, auch im Freien zum Kaffee zu rauchen. Das Rauchen war damals ausschließlich im Lokal erlaubt, während es draußen, in der Stadt zumindest, verboten war. Der Maler Wilhelm von Kaulbauch wurde seinerzeit, zigarrerauchend am Prinz-Carl-Palais vorbeispazierend, von einer Streife angetroffen und mit Arrest bedroht. Auch der Verweis auf seinen damals schon erheblichen Ruf als Maler half ihm nichts. Ihn rettete schließlich die Schildwache vor dem Palais, die ihm erlaubte, in ihrem Schilderhäuschen die Zigarre zu Ende zu rauchen. [2]

Seit dem 1. August 2010 gilt in Bayern ein striktes Rauchverbot in Lokalen. Zuvor war das Rauchen bereits in den meisten Lokalen verboten gewesen, jetzt ist es auch in Pils-Pubs, an Bierdimpflstammtischen und in Nebenzimmern verboten. Wer rauchen will muß raus.

Im August war das kein sonderliches Problem, inzwischen aber wird es kälter und kälter. In etlichen Jahren wird man in einer wissenschaftlichen Studie feststellen, daß die Lebenserwartung der bayerischen Raucher deutlich gesunken ist. Das wird den Wissenschaftlern Rätsel aufgeben, da gleichzeitig der Tabakkonsum insgesamt etwas zurückgegangen sein wird. Ob schließlich einer auf die naheliegende Erklärung kommen wird?

Vier-, fünf-, sechsmal pro Stammtischabend aus dem überheizten Lokal raus vor die Tür, dort jeweils ein, zwei Zigarettenlängen in der Eiseskälte stehen, den Mantel läßt du besser im Lokal, sonst machst du dich nur als Zechpreller verdächtig. Und dann zurück in die Wirtschaft mit ihren sommerlichen Temperaturen. Und so kommt es, daß es den Mitterwieser Xare, der nach altem Familienbrauch 75, 80 Jahre alt geworden wäre, schon mit 55 wegen einer fiebrigen Erkältung derlaibelt.

Heute gilt, daß das Betäubungsmittelgesetz gefährlicher ist als die Droge, morgen wird gelten, daß das Rauchverbot verheerender ist als das Rauchen.

Aber gut, so wird immerhin das Rentenproblem durch die Vertilgung des Ahndls gelöst.

Vivat virtus, et pereat mundus! [3]


[1]        Das Lokal gibt es unter diesem Namen seit 1775, zuvor führte es ein anderer Italiener, zwischen 1920 und 1997 hieß es Café Annast, seither wieder Tambosi.
[2]        Für dieses Raucher-Asyl hat der vermögende Maler wahrscheinlich die eine oder andere Zigarre aus seinem Bestand den Schildwachen überlassen.
[3]        Es lebe die Tugend und möge darob die Welt zuschanden werden!