Dienstag, 30. Juli 2019

Dickpic

Seit üba fümfzich Jahn ist es mein sehnlichster Wunsch, einmal wenigstens in meinem Leben an vorderster Front am kulturellen Fortschritt teilzuhaben. Was ich damit meine, liebe Schwesterinnen und Schwestern: Ich möchte auch mal ein Dickpic in die Welt senden, auf daß diese Welt schöner und gerechter werde.
Smartphone hab ich keins [1], also muß ich das Dickpic nach Alter Väter Sitte über's Internet versenden. Mein erster, vor Jahren gemachter Versuch fiel durch. Es gebe heute, das sei schon richtig, so wahnsinnig viele und von jedem einsehbare Photos, daß keiner mehr hinschaue, wenn er ein Bild sehe.
In diesem Falle aber sehe man bereits auf den ersten Blick, daß dies kein Penis, also dick sei, sondern der Turm von St. Pimmel in Regensburg.
Mein zweiter Versuch, der weltberühmte Penus von Milo, der heute in der Hagia Sophia in Istanbul steht, fiel ebenfalls durch.
Jetzt aber habe ich - glaube ich - den rechten Ton getroffen.
 Es handelt sich hier um meinen Winterpenis, wie er noch jedes Jahr aussieht vor der Frühjahrsmauser.




[1]   Und wüßte es nicht zu bedienen, so ich eins hätte.

Sonntag, 28. Juli 2019

Aufrecht

Es geht nix über aufrechte Haltung.

Arsch

Zeigt her euer Popscherl!

Sonntag, 21. Juli 2019

Warum Gott niemals Professor wird

Das höchste Wesen ist eindeutig der deutsche Professor. Selbst Gott hätte bei der Bewerbung um eine C-4-Professur keine Chance. Gegen seine Einstellung sprechen genau 13 gute Gründe:
  1. Er hatte nur eine größere Publikation.
  2. Sie war in Hebräisch geschrieben.
  3. Sie hatte keine Fußnoten.
  4. Sie erschien in keinem angesehenen wissenschaftlichen Magazin.
  5. Es steht nicht fest, ob er sie selbst geschrieben hat.
  6. Er holte sich nicht die Erlaubnis der Ethik-Kommission ein, für die Verwendung von Menschen als Forschungsobjekt.
  7. Wenn sich Forschungsobjekte falsch entwickelten, entfernte er sie einfach aus der Stichprobe.
  8. Er schmiß seine beiden ersten Studenten aus dem Seminar.
  9. Manche sagen, nicht er, sondern sein Sohn habe sein Lehrdeputat erfüllt.
  10. Er selbst kam nie zum Seminar, sondern empfahl den Studenten, einfach sein Buch zu lesen.
  11. Als sich seine Forschungsobjekte nicht so wie erwartet entwickelten, vertuschte er den Fehlschlag, indem er das Labor unter Wasser setzte.
  12. Seine Sprechstunde fand nur selten, und dann auf einem Berg statt.
  13. Obwohl es nur zehn Prüfungsfragen gab, fielen die meisten seiner Studenten durch.
    Peter Mühlenpfordt

Samstag, 20. Juli 2019

Experimentelle Mathematik

Es ist gerade mal 14 Tage her, daß eine Userin schrieb, daß der allererste Satz, mit dem sie im Lateinunterricht konfrontiert worden sei, gelautet habe: Marcus und Claudia sehen eine Schlange im Garten.
Der Google-Übersetzer, den es damals noch nicht gegeben habe, schlage vor: "Marcus et Claudia video serpens in horto".
Eine andere Userin vermutete, würde man den so erzeugten lateinischen Satz wiederum von Google rückübersetzen lassen, käme man auf die Botschaft (auf Deutsch message), dass sich Marcus in den Serpentinen von Honduras ein Video von Claudia anschaut.
Klingt plausibel. Kommt mir bekannt vor.
Genau so habe ich nämlich früher bei Übersetzungen aus dem Lateinischen gearbeitet. Die einzelnen Wörter konnte ich in aller Regel identifizieren, Schwierigkeiten machten mir jedoch manche Konjugationen und Deklinationen. Vollends ein Buch mit Sieben Siegeln blieb mir bis zuletzt (Abiturnote 2!) die übrige lateinische Grammatik. Ich habe also die erkannten Wörter genommen und habe sie solange hin- und hergeschoben, bis sich mir ein Sinn erschließen wollte. So schlecht, wie sich das jetzt anhört, war das gar nicht, siehe meine Abiturnote [1].
Jahre später hat mich dieses hirnrissige Prinzip eingeholt und höhnisch angegrinst. Gegen Ende meines Studiums war ich eine zeitlang Heimbetreuer in einem Internat. Dort gab es einen Schüler, der hatte von seiner Tante, die Lehrerin war, das Buch mit den Lösungen der Mathematikaufgaben. Der Junge, der die Tiefen Teller definitiv nicht erfunden hat, hat die Zahlen in der Aufgabe, die er nicht im mindesten verstanden hatte, so lange mit seinem Taschenrechner kombiniert, bis er auf das richtige Ergebnis kam.
Ich habe das seinerzeit sarkastisch "Experimentelle Mathematik" genannt, inzwischen gibt es das Fach tatsächlich.
Wie so oft hat auch hier das Leben die Satire überholt.



[1]   Der Franze hat gsagt, es ist immer gut, wenn man Latein kann. Dann, sagt er, kann man sich alles übersetzen, auch wenn man es nicht versteht.

Wäschetrocknen aufm Balkong...

...oder Wie bastele ich mir ein Problem

Dem aufgeweckteren Teil des Publikums [1] wird schon mal aufgefallen sein: Das Leben ist eine Matz! Du denkst dir irgend einen Scheisendreck aus und meinst das satirisch, sarkastisch, was-weiß-ich. Und dann kommt das echte & wahre & wirkliche Leben, lacht dich aus und übertrumpft dich.
Beim letzten Telefonat mit meiner Schwester hatten wir über Hausverwaltungen gesprochen, die es verbieten, Wäsche auf dem Balkon so aufzuhängen, daß man sie sehen kann.
Tags drauf - Alda ischwör! - hatte ich einen Brief meiner Hausverwaltung im Briefkasten liegen. Man schrieb, es sei festzustellen, daß in letzter Zeit vermehrt Wäsche, Kleidungsstücke und Teppiche über die Balkonbrüstung widerrechtlich (!) aufgehängt würden.
Wir verweisen - so fuhr man fort - daher auf die Bestimmungen der Hausordnung besonders auf die Punkte 6, Abs. 2 sowie 7: Das Trocknen der Wäsche darf nur auf dem Trockenplatz oder im Trockenraum erfolgen, keinesfalls auf den Balkonen über Brüstungshöhe (!).
Das Witzige daran ist, daß man bei unserem Haus die Wäsche von außen auch dann nicht sehen kann, wenn sie über Brüstungshöhe hängt. Sämtliche Balkone gehen nach Süden, dort ist eine Wiese und dahinter die Rückseite einiger Gebäude des Gewerbeparks. Weil es eine Rückseite ist, gehen dort so gut wie nie Menschen, und die wenigen, die es tun blicken nicht auf, weil sie anderes im Sinn haben. Jetzt, im Sommer verbergen die blättertragenden Bäume unsere Häuserfront. Es könnte allenfalls der Hausmeister vor Schreck von seinem Aufsitzrasenmäher [2] fallen, wenn er Wäschestücke sähe, die höher als die Balkonbrüstung hängen.
Im Kongo müssen die Menschen Angst vor Ebola haben, das Mittelmeer ist kein freundlicher Aufenthalt für Neger in Schlauchbooten. Und uns sind trocknende Wäschestücke ein Problem.


[1]   Der so groß nicht sein dürfte bei "Fisch und Fleisch".
[2]   Das Wort gibt's wirklich, ich habe es mir nicht ausgedacht.

Sonntag, 14. Juli 2019

Patriotisches Zebra

Der Sommer-Mode-Tip für jeden nationalbewußten Österreicher. Immerhin die Hälfte von allen, mindestens:

Und wenn mal der große Hunger zwischendurch kommt:

Der kultivierte Österreicher, das freilich, ißt das Fahnderl nicht mit. Aber welcher Österreicher ist/ißt schon kulti4t?

Donnerstag, 11. Juli 2019

Zwillinge glauben nicht an Astrologie

Und siehe, es schrieb eine Userin bei "Fisch und Fleisch": Die Schlagersängerin Andrea Berg hat am selben Tag Geburtstag wie ich und wir Wassermänner haben (...) einen starken Bezug zur Spiritualität.

Wir Zwillinge sind da anders drauf. In den Siebzigern, als es hierzulande spirituelle Menschen (und vor allem Menschinnen) zum Schweinefüttern gab, unterhielt ich mich mit einer Hobby-Astrologin über Astrologie. Ich äußerte entschiedene Zweifel an ihrer Wissenschaft und sie frug mich, welchen Sternzeichens ich sei. „Zwilling, antwortete ich und sie meinte, dann wundere sie gar nichts mehr, denn Zwillinge seien bekanntermaßen skeptisch und dem Spirituellen gegenüber wenig aufgeschlossen.
So kam also alles doch noch zu einem guten, das heißt in sich logischen Ende.

Mittwoch, 10. Juli 2019

Das Bankerl am Flusserl

Der Fußballplatz der Spvgg Weltenburg ("Die Macht von der Donau") ist gar romantisch an der Donau gelegen, wenige hundert Meter vom Kloster Weltenburg entfernt, wo der vielgerühmte Donaudurchbruch beginnt.
Wenige Meter vom Fußballfeld entfernt, direkt an der Donau, hat die Stadt Kelheim, zu der Weltenburg gehört, ein Bankerl aufstellen lassen. Vom Bankerl aus hat man einen wunderhübschen Blick über die Donau hinweg (die hier noch nicht sonderlich breit ist).
Wendest du den Blick nach rechts, so ragt der Felsen von Weltenburg vor dir auf und du sähest das nahgelegene Kloster samt Beginn des Donaudurchbruchs, wäre nicht der verdammte Fels im Weg.
Wie ich bei anderer Gelegenheit gern rufe:
NIEDER MIT DEN ALPEN! FREIE SICHT AUF'S MITTELMEER!
Berge sind oft dermaßen lästige Wimmerl, das glaubst du nicht.
So wunderhübsch ist also das Bankerl gelegen, es ist nicht zum Sagen. Der einzige Nachteil ist lediglich: das Bankerl ist von der Donau weggedreht. Wenn du auf dem Bankerl sitzt, blickst du auf das Stückchen Hang, direkt vor dir.


Montag, 8. Juli 2019

Ein Kunstskandal - Joan Miró

Alle Kunst - merkt auf! - kommt vom Dachboden. Und kommt sie nicht vom Dachboden ist es auch keine Kunst.
Als seine Oma gestorben war räumte Gerhard Maier unter anderem den Dachboden in deren Haus auf und aus. Was er dort fand war ein Bild, auf Holz gemalt, beziehungsweise gezeichnet.
Signiert war das Bild mit "Hans Maier".  Soweit, so klar, "Hans Maier" war der Name vom Opa von Gerhards Oma gewesen und in der Familie erzählte man sich seit Jahrzehnten, es sei der Maier Hans schon immer ein bisserl wirr im Hirn gewesen.
Unglücklicherweise hat Gerhard Maier einen hoch­ge­bildeten Kunstkenner in der Bekanntschaft. Hochge­bil­dete Kenner sind lä­sti­ge Wimmerl, man kennt das. Dieses sogenannte Bild von diesem sogenannten Maier Hans, sagte er, erinnere ihn an ein Bild des berühmten spanischen Ma­lers Joan Miró. Es heiße "Umgedrehte Figuren" oder wie und sei in der Kunstwelt hochgeachtet.
Gerhard Maier hörte dies, besah sich beide Bilder und weinte bitterlich. Kein Original hatte der Maier Hans seiner Enkelin hinterlassen, sondern lediglich eine - noch dazu plumpe - Fälschung.
Als Gerhard ausgeweint hatte, fiel ihm auf, daß "Joan Miró" die spanische Version von "Johann Maier" ist, Miró überdies beim Tod von Hans Maier erst 10 Jahre alt war.
Konnte das sein, daß Maiers Werk das Original war und Mirós eine - noch dazu plumpe - Fälschung? Man besehe sich die Farbgebung der beiden Bilder - jung und frisch und... ja: genialisch... das Bild von Maier; alt und ranzig und langweilig dagegen die Farben Mirós.
Die Kunstgeschichte Europens wird in einigen Teilen neu geschrieben werden müssen. Ein anders spanisches Malergenie ist bereits vor einiger Zeit entlarvt worden.

Sonntag, 7. Juli 2019

Der Macher von Verzweiflungs-Klamotten

 Rainer Werner Fassbinder

Es gibt Leute, die in ihrem Sozialleben behindert sind, weil sie unter stetig rieselnden Schuppen leiden. Andere wiederum werden durch unstillbare Achselnässe zum gemiedenen Außenseiter. Mir macht in dieser Hinsicht der Fassbinder zu schaffen, der Fassbinder. Na nun, nicht er selber natürlich; noch nicht mal seine Filme sind es - eigentlich -, die mich belasten (Simples Nicht-Ansehen wäre hier die Therapie der Wahl).
Meine Haltung zu diesen Filmen ist es, die einen tiefenbreiten Graben aufwirft zwischen mir und gar zu vielen anderen. Da kann ich fragen, wen ich will, da kann ich lesen, was ich mag: die Leute lieben des Fassbinders Filme. Punkt. Da wird dies kritisiert und jenes bemängelt, das zwar; unterm Strich aber mögen sie seine Filme, sind "begeistert", "betroffen", "aufgewühlt" und "angeregt"; und wenn all dies nicht, so wenigstens "provoziert" - produktiv, versteht sich. Provokation ist das mindestes, was man von einem Genie jedwelcher Art billigerweise erwarten darf. Verlegen mit den Füßen im Sand scharrend steh' ich da und werfe ein, daß dieser geniale Rainer Werner Fassbinder mich langweilt, sehr langweilt und nichts als langweilt, so wahr mir Gott helfe. Noch nicht mal ärgern tut er mich, so wie ein Zombie-Blutwurst-Film mich zu ärgern vermag. Rainer Werner Fassbinder ist für mich der meistüberschätzte Blender der 70er.

Ein Kaffeehaus in Sirup

Es mag irgendwann 1969, vielleicht auch erst 1970 gewesen sein, als in der "Süddeutschen Zeitung" ein gewisses "antiteater" in der "Witwe Bolte" (hinter der Universität) ein Stück ankündigte: "Das Kaffeehaus nach einer Komödie von Carlo Goldoni, bearbeitet und inszeniert von R. W. Fassbinder". "antiteater" klang schwer experimentell und avantgardistisch, "Komödie" ließ hoffen, es werde nicht gar zu unerträglich genialisch werden. Ging also hin, bestellte ein Bier und harrte der versprochenen Kunst, die da - ohne Bühne - auf einer Fläche mitten im Lokal abrollen sollte.
"Rollen", das wurde bald klar, war nicht das richtige Wort. "Rollen" nämlich ist dynamisch, wo etwas "rollt", da scheibt sich was; in der "Witwe Bolte" aber scheibte (schob?) sich nichts an diesem Theater-/resp. antiteater-Abend. Die Damen und Herren Schauspieler quälten sich durch eine Art Sirup-Atmosphäre mit langsamen, mühvollen Bewegungen; immer in Gefahr, irgendwann in der Bewegung vollends zur Skulptur zu veröden. Oder auch leblos zusammenzusinken. Wenn aber einer der Akteure an diesem Abend verschieden wäre, er wäre - ich schwör' es - er wäre mit einem Drittel, wenn nicht einem Viertel jener Schleune zu Boden gesunken, die ansonsten die Schwerkraft für uns gewöhnliche Menschen zwingend vorschreibt. Und seine letzten Worte hätte er gedehnt/getragen, langsam und ohne jegliche Betonung abgesondert. Der kühlste und nördlichste Hirnling noch legt in den Aussagesatz: "Und wenn Sie dann links abbiegen, sehen Sie den Hauptbahnhof schon vor sich" mehr Leidenschaft als Fassbinders Akteure in ihren dramatischen Bühnentext.
Während der ersten halben Stunde dieser denkwürdigen Aufführung rieb ich mir in vergnügter Vorfreude die Hände. Zwar hatte ich schon mal gehört von der dumpfen Bräsigkeit der Avantgarde - das aber, so schien es mir in kindlichem Glauben, konnte nur Satire sein. Eine kurze Zeit lang würde man das grausame, öde Spiel noch treiben. Dann aber... hihihi...

Die Publikumsbeschimpfung findet nicht statt

Dann aber würde der Obermotz dieser - vorgeblichen - Lasch-Truppe mit herrisch-dramatischer Geste - vielleicht auch ganz nonchalant und nebenbei - jener absurden Situation ein Ende bereiten, daß ein Häufchen - vorgeblicher - Dilettanten den absoluten Schotter aufführt und eine Menge Leute sich eben diesen Schotter anguckt, ohne Jammern und Murren. Die Truppe würde dann mitten im Saal sich aufbauen und das höflich-geduldige Publikum gnadenlos schelten ob dieser spießigen Geduld, dieser Stadttheater-Höflichkeit.
"Laßt ihr kleinbürgerlichen Ärsche..." - (kleinbürgerlich war in diesen Zeiten ein beliebtes Schimpfwort) - "Laßt ihr kleinbürgerlichen Ärsche euch eigentlich jeden Mist widerstandslos in's Bier kippen?"
Genauso würde man es in den Saal brüllen und es würde eine Diskussion sich entzünden und nach der Diskussion würde dann richtiges, spannendes, lebendiges Theater gespielt werden. Ein interessanter und kurzweiliger Abend würde das noch werden.
Ein Scheißdreck wurde das.

Es dachte niemand daran, das Stück abzubrechen. Das ging so weiter, das zog sich hin, ich-weiß-nicht-mehr-wie-lange. (Gerade die Langweilerkunst zeichnet sich oft durch Überlänge aus - Je Ödsack, desto dauert das.) "Stets mußte er ausprobieren, wie weit er gehen konnte, wieviel sich die Leute von ihm gefallen ließen", schrieb Peter Buchka in der SZ vom 9. 2. 82. Das würde eine Menge erklären; Peter Buchka bezog diesen Satz aber gar nicht auf Fassbinders Werk, sondern auf seine Art, mit Menschen umzugehen; besser: umzuspringen.
Der Meister selbst mußte damals - so las man's später - in diesem Grave-Gravissimo-Gewimmel durchaus und höchstselbst mitgetrant haben. Aufgefallen ist er mir nicht; kein Schwein - und ich am allerwenigsten - kannte ihn damals. Und nach dieser obermiesen Inszenierung - so dachte ich in der jugendlichen Einfalt meiner 20 Jahre - wird auch kein Schwanz mehr je nach diesem R. W. F. krähen [1].

Das zweite Stück, dieselbe Masche

Die Erfahrung, daß dies "Kaffeehaus" von Fassbinder ernstgemeint war vom Gebein her [2], hat mich seinerzeit tief verstört; so tief und nachhaltig, daß ich's nicht glauben mochte. Es wollte mir nicht in den Kopf, daß Leute meiner Generation - paar Jahre älter nur - all diesen gravitätisch verschmockten Verzweiflungstinnef produzieren konnten, ohne irgendwann selber lachen zu müssen drüber. Ich hatte die subtile Ironie nur noch nicht auf Anhab verstanden. Genau - so mußte es sein.
Es traf sich daher günstig, daß in einem der Münchner Filmkunstkinos ein Streifen eben jenes R. W. F. und seines antiteater-kollektivs lief: "Götter der Pest". Ein - wie es in Nachrufen später heißen wird - "Gangsterfilm in der Tradition Hollywoods".
Hl. Bogart! St. Cagney, hilf!!
Ein Film in endlos langen Einstellungen, in denen nichts passiert. Irgendwelche abgefuckten Typen hängen in einer Wohngemeinschaftsküche rum, brutzeln sich was. Um nichts zu verfälschen - das echte Leben, das wahre Leben - wird dem Zuschauer das Bereiten des Mahles ungekürzt dokumentiert. Bloß gut, daß irgendwann einer dieser Leute auf die Idee kommt, eine Platte von Karl Valentin aufzulegen. Sie wird in - Sie ahnen's mittlerweile schon - voller Länge gespielt. Der kurzweiligste Abschnitt des ganzen Films: Augen zu und der Platte gelauscht. Die Störung durch Dialogfetzen ist gottlob minimal.
Irgendwann ist Gelatsche auf einem Feldweg angesagt. Langes Gelatsche. In einer Einstellung. Öde Dialoge. Offensichtlich so, wie's den Schauspielern im Moment der Aufnahme gerade eingefallen ist. Orthodox spontan.
Eine - vom ökonomischen Standpunkt - geniale Art, Filme zu drehen. Kamera aufstellen, laufen lassen und die Schauspieler irgendwie machen und reden zu lassen. Eine erfolgreiche Masche auch: die Filmkritik kann jemand, der 11 Filme in zwei Jahren dreht und in die Kinos bringt, nicht ignorieren. Das dezente Prinzip der Penetranz.

Der Held ist tot - gottlob! - der Film ist aus

Ach so, ja: die "Götter der Pest". Irgendwann zum Schluß zu passiert dann noch ein Überfall auf einen Supermarkt. Sie vermuten richtig: auch bei der Gelegenheit artet des Meisters Genie nicht in Action aus. Einer oder mehrere der Helden gehen bei der Gelegenheit des Überfalls drauf. Der Zuschauer registriert dies mit Behagen, so wie er den Untergang von Fassbinders Helden stets mit Genugtuung verfolgt, da ihr Scheitern das Ende des Filmes erwarten und erhoffen läßt. Herr R. hängt nach seinem Amoklauf endlich am Fensterkreuz - sieht richtig putzig aus, der dicke Kurt Raab -, das Gequarke hat ein Ende. Der Händler der vier Jahreszeiten hat sich - es wurde Zeit - totgesoffen. Obwohl gerade er mir ein bißchen leid getan hat, hatte er doch das Verdienst, die unsägliche Triefnase Irm Hermann bei Gelegenheit eines Ehestreites ganz ordentlich vermöbelt zu haben. Dank ihm.
Das hört sich alles ein bißchen zynisch und reichlich menschenverachtend an und ist es doch nicht. Das kommt daher, daß von Fassbinder-Helden die Rede ist, nicht von Menschen, was einen Unterschied macht.
Die Personen bei Fassbinder gewinnen im Laufe eines Filmes nicht an Kontur, sie und ihr Schicksal bleiben mir wurscht bis zum Ende. Das liegt daran, daß Fassbinders Schauspieler nicht "spielen". Sie plappern gelassen den Text, bewegen sich nur angedeutet. Erste Probe, grobe Skizze. Das Geschehen labbert vor sich hin, ohne rechtes Leben. Irgendwelche Anteilnahme am Geschehen will sich nicht einstellen.
"Verfremdungseffekt!" schreit da Einer, und: "Glotzt nicht so romantisch!"
"Seine Stücke kommen aus dem Kopf", murmelt ein Anderer.
Ich denke darüber nach und meine: "Nein."
Nein, für den Mangel an Gefühl werden wir nicht entschädigt durch "Stücke aus dem Kopf". Die Drehbücher, die - meist vermutlich improvisierten - Dialoge sind schludrig und skizzenhaft wie die Spielweise. Eine verheerende Kombination.
Sein - seien wir höflich - unterkühlter Inszenierungsstil bräuchte einen brillanten, ausgefeilten Text und seine grob skizzierten, schlampigen Drehbücher - die er angeblich häufig "bei lauter Musik in Cafés und Bars" schreibt (stern, 16. 9. 1982) - ließen sich allenfalls ertragen, wenn exzellente Schauspieler die Schwächen "zuspielten", notfalls auch "überschmierten".

Von den Wonnen der Verzweiflung

In ihrem - im übrigen hymnischen - Nachruf auf R. W. F. schreibt Ponkie in der AZ vom 11. 6. 1982: "Er dachte oft, wie er redete: Schlampig und provozierend banal - und so filmte er dann auch."
Daß er sich das leisten konnte, über viele Filme hindurch, verdankt er, so argwöhne ich, seiner strengen Askese, was Komödien anlangt. Hätte er Komödien gemacht, er wäre mit seiner "provozierend banalen" Masche längst auf den Bauch geknallt. Zu unbarmherzig entlarvt sich in der Komödie jede unpräzis gesetzte Pointe, jeder Schnitzer in der Konstruktion.
"Wir neigen dazu, Verzweiflung ernster zu nehmen als das, was man 'entfesselte Humorigkeit' nennt: billiger Humor ist rasch entlarvt, auf billige Verzweiflung fallen wir leichter herein." (Heinrich Böll, dtv-sonderreihe 11, S. 120). Klaus Lemke, der Ulk-Fassbinder, hat diesen feinen Unterschied nicht hinreichend beachtet: Zwei, drei nette Lustspiele wurden ihm gelobt, dann war seine Masche verbraucht und vom "kritischen Publikum" durchschaut. Niemand, der auf sich hält, vermag die immergleiche Cleo Kretschmer in immergleichen Szenen sehen, während die unvermeidliche Hanna Schygulla immer noch auf die altbewährte Weise scheitern & zerbrechen darf. Schaluchz!
Der Ordnung und der Fairneß halber: Was immer Fassbinder nach 1971 (!) gemacht hat, kann ich nicht beurteilen. Ich habe es nicht mehr zur Kenntnis genommen. Mag sein, daß er in späteren Jahren, als er längst berühmt war, das Handwerk gelernt und ordentliche Filme gemacht hat. Was in den vielen, lobenden bis überschwenglichen Kritiken über sein Werk zu lesen stand, läßt aber nicht viel Gutes ahnen.
- Das Kaffeehaus 1969
- Katzelmacher 1969
- Götter der Pest 1969
- Rio das Mortes 1969
- Der Händler der vier  Jahreszeiten 1971 (angeblich "ein frühes Meisterwerk" (Ponkie, AZ)
Fünfmal Fassbinder gesucht und fünfmal Mist gefunden. Wer wäre so grausam, mir auch noch den sechsten Fassbinder-Film zuzumuten?

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1]   "Schwänze krähen nimmermehr" - ein Satz von Theo-Sommer'scher Größe. Und ein passender Titel für einen Roman mit Action, Triefsinn und paar kleinen - geschmackvollen! - Pornoeinlagen. Man sollte sich den Titel schützen lassen. Sollte man.
[2]   Übersetzung. "Vom Boa raus" heißt es in der Originalfassung.

Vom Teufel, von Maurern und einer Goldenen Ente

Wenn ich zum Biergarten der "Goldenen Ente in der Oma Plüsch" [1] will, um dort einen Schweizer Wurstsalat zu essen [2], dann könnte ich mit dem Bus bis zur Haltestelle "Keplerstraße" [3] fahren, dann bräuchte ich nur noch über den "Eisernen Steg" gehen und - schwupp! - wär ich da. Ich aber steige gerne bereits an der "Eisernen Brücke" aus, gehe eine Weile an der Donau entlang und bin dann auch da. Der Weg ist länger, das zwar, aber viel schöner. Ein Teil der Strecke besteht aus behauenen Natursteinen, und genau da war dieser Fußabdruck. Der Fußabdruck Satans.
Es muß Satans Abdruck sein, wer sonst vermöchte seine Spur in Stein zu hinterlassen? Fußabdrücke Satans gibt es auf dieser Welt einige und eine Fußabdrucksweisheit besagt, daß dem, der diesen Abdruck wahrnimmt gleich drauf etwas sehr Eigenartiges passiert.
Und so war's dann auch. Als ich im Biergarten der Antn saß betrat ein... ich sag mal: körperbetonter... Mann den Biergarten. Der Mann nahm Platz, ich widmete meine Aufmerksamkeit anderen Dingen und als ich wieder hinsah...
...sah ich das vielleicht nicht prächtigste, so doch ausgedehnteste "Maurerdekolleté", das ich je gesehen hatte. Um den Begriff zu klären: Ein "Maurerdekolleté" entsteht, wenn eine Person (fast immer ist es ein Mann) sich bückt, die rückwärtige Gürtellinie sich dadurch absenkt und einen Teil der Rektalfalte freigibt. Die Herkunft des Wortes erklärt sich von selbst, will mir scheinen.
Anmerkung: Das untenstehende Bild ist ersichtlich eine Photoshop-Fälschung.



[1]   Die "Goldene Ente in der Oma Plüsch" in Regensburg heißt im ortsüblichen Sprachgebrauch "D'Antn".
[2]   Ich studiere jedes Mal ausführlich die spärliche Speisekarte und bestelle dann immer Schweizer Wurstsalat.
[3]   Die Regensburger machen ein großes Geschiß um Johannes Kepler. So groß ist das Geschiß, daß man denken könnte - und viele tun das tatsächlich - es habe Kepler viele Jahre seines Lebens in Regensburg gewirkt. In Wirklichkeit reiste Kepler nach Regensburg, um dort am Immerwährenden Reichstag ausstehende Gehaltsforderungen in Höhe von 12.000 Gulden einzufordern, was ihm aber nicht gelang. Nach wenigen Tagen schon erkrankte er schwer und verstarb schließlich.

Indy PEN Dance Day

Letztes Jahr durfte Donald Trump bei der Militärparade am französischen Nationalfeiertag (14. Juli, Die Aristokraten an die Laterne, eh schon wissen) [1] zuschauen. Gut war das nicht für sein kindliches Gemüt.
Ich mein, die alljährliche Militärparade über die Tschämps Ileisis [2] gehört zu den widerwärtigsten Schauspielen, die man sich vorstellen kann [3]. Abgesehen davon, daß sich hier erwachsene Männer in aller Öffentlichkeit im Gleichschritt bewegen und auch noch stolz drauf sind, daß sie sich wie Idioten aufführen...
Jedes Jahr donnern Kampfjets über die Innenstadt von Paris und ziehen - wie beim Kindergeburtstag - bunte Fähnchen aus Rauch hinter sich her. Würde ich in Paris wohnen - was GOtt, der Herr verhüten möge - würde ich am Nationalfeiertag einen Ausflug möglichst weit weg machen.
Weil? Weil es lediglich eine Frage der Zeit ist, wann die Pariser zu Ehrenbürgern von Ramstein werden. Mit jedem verstrichenen Jahr mehr frage ich mich, woher Verantwortliche [4] die Seinszuversicht nehmen, es werde schon nichts passieren.
Dieses Jahr hat Trump versucht, die französische Marotte nachzuahmen. Aber... Ich mein, was kann man sich schon von den Franzosen abschauen? Viel Wein saufen, keine Fremdsprachen reden, unfreundlich sein.
Als Buße für meine antifranzösischen Ausfälle werde ich jetzt eine Makrone verzehren.


[1]   Gott, wie ich die Franzosen um die historische Erfahrung beneide, ein Staatsoberhaupt, das versagt hatte, verurteilt und öffentlich hingerichtet zu haben.
[2]   Zu Ehren von Trump seien hier einmal die Elyseischen Felder amerikanisch ausgesprochen.
[3]   Ich hätte einen Vorschlag, wie man die Parade lustiger gestalten könnte, aber auf mich hört sowieso nie einer.
[4]   Die natürlich im wirklichen Leben so gut wie nie zur Verantwortung gezogen werden.

Die Weigerung, an der Realität auch nur als Gast teilzunehmen

Bei einer Diskussion hierorts über... na, was? ...über Rassismus, versteht sich [1], meinte einer [2]: "Der aktuelle PC-konforme Begriff PoC [3] (People of Color) ist erst recht eigenartig, da Weiß ja auch eine Farbe ist (allerdings eine unbunte wie Schwarz auch)."
Ich antwortete ihm: "Ein Hinweis der Rassenpolizei: Es gibt ja Menschen, die sind weiß UND schwarz. Man nennt sie Mischlinge."
Von Heiligem Zorn erfüllt antwortete mir eine Erzrassistin, deren Namen genauso geheim gehalten werden muß: "'Mischling" geht aber wirklich nicht (mehr). Das ist klar abzulehnen'", woraufhin ich erwiderte: "Du hast dir das verlinkte Bild nicht angesehen, gib's zu."
Ich mein, es ist schließlich keine Schande, sich ein Bild nicht anzuschauen. Das Nicht-Gesehene dann zu kommentieren ist allerdings schon ein bisserl grenzwertig.
Und jetzt wird's richtig lustig.
"Richtig erkannt!", schrieb sie mir. "Ich hab mir das verlinkte Bild nicht angesehen! Wäre es lustig gewesen? Ich zweifle stark!"
Ich schrieb zurück: "In meinem Beruf lernst du eine Menge verrückter Menschen kennen, und nach einigen Jahrzehnten Praxis glaubst du, daß dich nichts mehr überraschen könnte.
Du aber, Hohe Frau, vermagst es, mich zu verblüffen.
Ich setze einen Kommentar ab, dazu der Link auf ein Bild. Ein Bild, welches das Geschriebene kontrapunktisch vervollständigt. Du klickst den Link nicht an, was okay ist. Aber dann kommentierst du einen Kommentar, den du gar nicht verstehen KONNTEST.
Gut, das ist bizarr, aber die Geschichte geht weiter. Ich weise dich dezent drauf hin, daß dir zum Verständnis MEINES Kommentars das Bild fehlt. Ein Mensch, der noch für 1 5erl 1 Hirn hat, wird daraufhin entweder neugierig doch noch auf den Link klicken oder er wird den Kontakt mit mir abbrechen. Was machst du?
Nachdem du das verlinkte Bild auch nachträglich nicht angeschaut hast, bezweifelst du stark, daß es lustig gewesen wäre. Der Kabarettist Jochen Malmsheimer meinte, der Mensch aus dem Ruhrgebiet weigere sich, an der Realität auch nur als Gast teilzunehmen. Ich ernenne dich hiermit zum Ehren-Ruhrgebietsling.

[1]   Wann würde hierorts schon über anderes diskutiert werden?
[2]   Der Name muß streng geheim gehalten werden, weil ansonsten Löschung meines Blogbeitrages droht.
[3]   "Farbiger" ist alles andere als PC-konform. Mit der ausgesprochen rassistischen Vokabel "Farbiger" bezeichnet man gemeinhin ja nicht nur einen "Neger", wie dunkel seine Haut immer sein mag, sondern JEDEN, der kein Europäer vom "kaukasischen Typ" ist, also Menschen ALLER MÖGLICHEN Hautfarben. Damit teilt man die Menschheit in zwei Gruppen: Wir, die Weißen, die Referenz-Menschen einerseits und andererseits all das sonstige Zeug, das so rummenschelt. Rassistischer geht es nicht mehr.

Samstag, 6. Juli 2019

Latein für Anfänger

Die Fürstin von Thurn und Taxis ist in eine Wolke allerfeinsten Parfüms gehüllt
oder, wie der Lateiner sagt:
Gloria in excelsis deo.
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Gott oder Körperpflege? - In dubio pro deo.
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Oder, weil's jetzt eh schon wurscht ist mit dem Latein: Ubi bene, ibi patria - Wo der Papst is bin i dahoam.
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Der Franze hat gsagt, es ist immer gut, wenn man Latein kann. Dann, sagt er, kann man sich alles übersetzen, auch wenn man es nicht versteht.
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Was der Franze immer sagt: "Latein is net ois, aber ohne Latein is ois nix." Der Franze mag ein Depp sein, aber dumm ist er nicht.
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Donnerstag, 4. Juli 2019

Eigentumsprobleme

2. Ob die Absicht, auf das Eigentum zu verzichten, vorliegt, hängt von den Umständen ab: Herrenlos sind Rabattmarken, die dem Kunden übergeben, aber von ihm absichtlich im Geschäft zurückgelassen werden (RGSt. 42, 43); nicht aber Hülsen von Patronen, die von Truppen verschossen wurden und im Gelände liegenblieben (RMG 9, 158; vgl. RGSt. 39, 28), nicht der abgeschossene Torpedo (Schleswig SchlHA 1953, 265), ebensowenig der auf dem Grabe niedergelegte Kranz (Düsseldorf Recht 1936 Nr. 128, 496: die Beamten der Friedhofsverwaltung haben den Gewahrsam). Herrenlos ist zunächst die Kugel in der Wunde des Soldaten, da der Abschießende das Eigentum daran aufgegeben hat; der Verwundete hat aber ein Aneignungsrecht und dieses hindert es, daß ein anderer z.B. der Arzt, der die Kugel herausnimmt, Eigentum daran erwirbt (Francke Recht 1913, 94; vg. Zitelmann ebenda 163, der nur das Aneignungsrecht des Verwundeten leugnet; a. M. Lange DJZ 1914, 1382: der Staat ist Eigentümer der Geschosse im Körper der eigenen Soldaten kraft Beuterechts und im Körper der in seine Macht gelangten Feinde, weil er an diesen sein Eigentum nie verloren hat). Bekleidungsstücke der gefallenen Soldaten oder solche, die im Stich gelassen werden, sind nicht herrenlos, solange nicht der Berechtigte, das ist der Staat, darauf verzichtet hat (RGSt. 49, 194; a. M. Friedrichs GesuR 1917, 130; vgl. Delius Recht 1916, 29: selbst wenn aber herrenlos, wäre Aneignung unerlaubt, weil das Reich das ausschließliche Aneignungsrecht hat). An Pferden, die sich auf dem Schlachtfeld herumtreiben, hat der Fiskus nur das Beuterecht, wenn es feindliche sind (Königsberg OLG 39, 227). Herrenlos wird eine Sache nicht dadurch, daß sie auf der Flucht zurückgelassen (LG Dortmund MDR 1950, 546) oder vergraben wird (Kiel MDR 1947, 271), vgl. allgemein Baur DRZ 1949, 219 und BGHZ 16, 307, 311. Eine Aufgabe des Eigentums an künstlichen Ersatzstücken von Körperteilen oder der Leiche beigegebenen anderen Sachen (Oertmann LZ 1925, 511) liegt nicht in der Bestimmung der Beerdigung oder Feuerbestattung; s. auch § 953 Bem. 2 und 958 Bem. 2.

(Aus Soergel-Siebert: Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Band 4, Sachenrecht, 10. Auflage, § 959 "Herrenlosigkeit durch Aufgabe des Besitzes" Abs. 2, verfaßt von Bundesrichter a. D. Prof. Dr. Mühl, Mainz)

 

Sicherheitskräfte

Im Radio höre ich wieder und wieder, im Jemen oder irgendwo sonst in Weithintistan hätten die Sicherheitskräfte 24 oder wieviel sonst Demonstranten getötet.

Sicherheitskräfte.

Wie sich die jemenitischen oder weithintistanischen Unsicherheitskräfte aufführen, will ich gar nicht erst wissen.

Und dann gibt's da noch linksradikale Terroristen und rechtsgerichtete Untergrundkämpfer. Terroristen sind die Gefolterten und Erschossenen, Untergrundkämpfer sind die Folterer und Erschießer. Ehemalige Soldaten und Polizisten, heißt es. Sicherheitskräfte halt.


Eh ich's vergesse: BamS ist "BILD am Sonntag".

Mittwoch, 3. Juli 2019

Ob Jesus Baier war?

Mit letzter Sicherheit ist es nicht erwiesen, daß Jesus Baier war, wenn auch höchst wahrscheinlich. Schließlich spricht Jesus die Worte "Einer von Aich wird mich verraten." Aich ist ein Ortsteil der Gemeinde Gangkofen (Niederbayern). Gangkofen ist zum einen deshalb bemerkenswert, weil ich dort geboren wurde, zum anderen hat Gangkofen 171 Ortsteile, also wahrscheinlich mehr als Berlin. Darunter sind so illustre Gebiete wie Abessen, Aich (!), Asbach (prost!), Fatzöd, Flexöd, Fußöd, Giglöd, Holzwoferl, Öd, Rauschöd, Spielberg und Wüst. Daß allerdings, wie gelegentlich auch behauptet wird, Niederbayern schon vor Christi Geburt katholisch gewesen sei, darf bezweifelt werden.

Dienstag, 2. Juli 2019

Haßanwälte

Frau EDEKA, so geht's nicht! Ich mein, die Welt ist voller Haß, da muß man nicht noch Avocados, also Rechtsanwälte ins Feuer gießen.
Stopft euch eure Hass-Avocados doch sonst wo hin.
Lotte und Hans Hass sind inzwischen auch schon tot, aber immerhin: Amira Hass lebt noch.

Kulturvakzine und andere Boxenluder

Der Vater eines Schulfreundes war Amtstierarzt. In dessen Hause schnappte ich das Wort "Kulturvakzine" auf. Ich stellte mir unter einer Kulturvakzine eine Frau vor, die sich jung, schön - und verrucht, versteht sich - auf Theaterpremieren, Vernissagen und Dichterlesungen herumtreibt, um dort die - meist bereits gut abgehangenen - Genies zu vernaschen. Eine Art Boxenluder für Intellektuelle.
Es war dann aber doch ganz anders.

Apropos a priori

A: Was heißt eigentlich "a priori"?
B: "A priori" heißt "von vornherein".
A: wird rot Oh, jetzt weiß ich endlich, was "apropos" heißt.

Der Witz ist natürlich absolut niewohlos, und politisch unkorrekt, das sowieso. Er ist nicht zur Weitergabe an Kinder und Jugendliche freigegeben.