Im "HOHLSPIEGEL", dem internen Mitteilungsblatt des "KONTAKT e. V. -Verein für Straffälligenhilfe", war im Mai des Jahres 1983 zu lesen gewesen, es plane der KONTAKT e. V. den Bau und Betrieb einer privaten Vollzugsanstalt (sprich: Gefängnis) im Raum Regensburg. Es sei dies eine konsequente Weiterentwicklung deutlicher Privatisierungstendenzen gerade der jetzigen gewendeten Bundesregierung, nachdem mancherorts die Müllabfuhr bereits privatisiert sei; selbst Polizeiaufgaben seit längerem schon von privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen ("Schwarze Sheriffs") wahrgenommen würden. Der Staat lade sich mit einer Privaten Vollzugsanstalt etlichen Ärger vom Hals, könne überdies einiges an Kosten sparen. Der Tagessatz einer solchen PVA sei um 1/3 niedriger als bei einer üblichen JVA, nicht zuletzt deswegen, weil hier keine Beamten beschäftigt würden, deren Überversorgung also nicht länger auf den Etat drücke.
Dem aufmerksamen Leser mußte damals schon klar sein, daß es sich hierbei um eine vereinsinterne Alberei handelte, dies umso mehr als der Artikel von mir war. Eine Satire auf die allseits sich regende Privatisiererei sollte es sein, es sollte die Entstaatlichung weitergedacht und auf eine letzte - und nun wirklich absurde - Spitze getrieben werden. Es hat auch - mit Ausnahme eines MZ-Redakteurs, der ganz sicher gehen wollte und nachfragte - niemand auf diese Nachricht reagiert, es wäre denn gelassen.
Anfang des darauffolgenden Jahres nun meldeten Springer Auslandsdienst (SAD) und dpa aus Houston (Texas), es habe sich dort eine "Correction Corporation of America" gegründet, welche dabei sei, ein privates Internierungslager für illegale Einwanderer aus Lateinamerika zu bauen. Sollte dieses Pilotprojekt sich bewähren und also hinreichend Profit abwerfen (woran Tom Beasley, der Präsident der Knast AG keineswegs zweifelt), dann sei an den Bau weiterer Projekte gedacht; mehr als ein Dutzend und dann auch "richtige" Gefängnisse für Schwerverbrecher und mit Stacheldraht und Maschinengewehrtürmen. Billiger sei der Privatknast allemal, käme pro Häftling mit einem Tagessatz von 23,50 $ aus, gegenüber satten 42 $ in staatlichen Etablissements. Es werde dieser Strafvollzug zu Dumpingpreisen dadurch möglich, daß dem privat angestellten Personal längst nicht so hohe Gehälter gezahlt werden müßten, wie dies bei tarifvertraglich abgesicherten Beamten der Fall sei.
Was ist schon Satire gegen die Nachrichten?
Dieses noch zum Thema "Strafvollzug und Entertainment":
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen