27.4.18

Eine Art Ayatollin



Damit das auch mal gesagt ist:  Die Frau auf dem Photo heißt Cemalnur Sargut und sie ist das Oberhaupt der Rifa'iyya, eines türkischen Sufi-Ordens [1] mit mehreren hunderttausend Mitgliedern, meist gebildete und wohlhabende Leute. Mit den Rifa'iyya und anderen Sufi-Orden traut sich nicht mal Erdogan anzulegen.
Seit den zwanziger Jahren - Kemal Atatürk, wir erinnern uns - sind dergleichen Orden in der Türkei eigentlich verboten, er hat sich aber klug und listig durch die Verbote gemogelt. Gegründet hat den Orden Kenan Rifai, der zu seinem Nachfolger eine Frau, Samiha Ayverdi. Von ihr übernahm wiederum Cemalnur Sargut die Führung. Ein ziemlich vom Weibsvolk dominierter Haufen.
Cemalnur Sargut trägt Kopftuch, das muß sie, wir fundierten Islamkenner wissen das. Auf obigem Photo hat man ihr das Kopftuch wegretuschiert und ihr Haare aufgemalt. Aber das macht nichts, weil mein Blogbeitrag sowieso ein Fake ist, weder den Orden noch sein weibliches Oberhaupt gibt es wirklich.




[1]   Die Mitglieder von Sufi-Orden nennt man Derwische, früher sagte man auch Heulende Derwische, weil die Leute aus dem Westen oftmals nicht rasend viel vom Sufismus verstehen. Ich übrigens auch nicht, das schreibe ich nur damit ich nicht in den Ruf gerate, ein gescheiter Mensch zu sein.

Der Gumperer und ihm seine Frau


Der Gumperer, ihr kennt ihn natürlich nicht, aber das ist auch wurscht... Ich mein, ihr kennt auch dem Gumperer seinen Vater nicht, geschweige seine Mutter, seine Frau und seine Söhne und Töchter... Was ich sagen will, ihr habts keine Ahnung nicht, von nichts.
Jedenfalls, der Gumperer ist einmal in ein Unwetter von biblischen Ausmaßen gekommen. Biblische Ausmaße heißt, daß es geblitzt und gedonnert und vom Himmel geregnet hat, daß man es sich nur dann vorstellen kann, wenn man dergleichen schon mal selber erlebt hat. Ich mein, nicht in einer Großstadt, wo du dich fast überall unterstellen kannst, mit Blitzableiter und so. Den Gumperer jedoch hat's zu Fuß und mitten in der Landschaft erwischt, seinerzeit, als zwar der Faradaysche Käfig schon erfunden war, das Auto aber noch nicht. Eine Scheißzeit war das, man hat zwar gewußt, wie man sich vor dem Blitz schützt, hat den Opel Corsa aber nicht dabei gehabt bei einer Fußwanderung.
Dem Gumperer also ist es mal in einem Unwetter wortwörtlich naß bei den Schuhen hereingegangen und er hat nicht gewußt, ob er noch heim kommt oder ob ihn der Blitz derschlagt oder er jämmerlich dersaufen muß. In seiner Not wandte er sich - naheliegenderweise - an die Hl. Jungfrau Maria. "Heilige Muttergottes", so richtete er sein Gebet zum Himmel, "wenn ich dieses Toben der Naturgewalten schadlos überstehe" (damals wußten selbst einfache Leute noch, wie man sich leidlich poetisch ausdrückt), so will ich nach Altötting wallfahren und deiner Gnadenkapelle die Summe Geldes opfern, die ich beim Verkauf meines schönsten Stieres erlösen werde." (Hab ich's nicht gesagt, daß die einfachen Leut damals über ein Deutsch geboten, das heutzutag nicht mal mehr ein Schmock wie der Georg-Büchner-Preisträger Rainald Goetz [1] beherrscht?)
Wie's der Deibel will, der Gumperer kam heil nachhause und er erzählte der Gumperin von seinem Gelübde und der daraufhin erfolgten Errettung aus höchster Not. Die Gumperin dankte erst inbrünstig der Hl. Jungfrau Maria für die Errettung ihres Gemahls, dann warf sie - genauso inbrünstig - einen irdenen Teller gegen die Wand, wo er zerbarst.
"Warum, Herr," rief sie gen Himmel, "hast du mich mit einem dermaßenen Deppen wie dem Gumperer als Gemahl gestraft? Ich mein", so fuhr die Gumperin in ihrem Seufzer fort, "das Geld für einen Prachtstier der Hl. Jungfrau opfern - so was kann sich der König erlauben, wenn er nicht grad Neuschwanstein oder wie bauen läßt. Ein Bauer aber, der sich und die Seinen so grad eben durchfrettet, kann das nicht. Da laß ich mich doch lieber vom Blitz derschlagen. Also nicht ich, aber ein verantwortungsbewußterer Bauer als wie mein Gumperer einer ist, der läßt sich lieber derschlagen vom Blitz, als so einen Stier einfach herzugeben."
Wie auch immer - das Gelübde mußte, da es nun mal geleistet worden war, erfüllt werden, das war der Gumperin schon klar. Ein Gelübde nicht einzulösen, die Hl. Jungfrau also um ihren RetterInnenlohn zu prellen, das endet erfahrungsgemäß in Chaos & Wahnsinn, manchmal sogar in gegenderter Sprache.
Die Gumperin setzte sich also auf einen Stein, schlug ein Bein über das andere und bedachte Bein an Beine das Problem.
Die Wallfahrt nach Altötting, das war ihr klar, war nicht das Problem. Der Hof des Gumperers und seiner Gumperin lag ganz in der Nähe von Neuötting, was es mit sich brachte, daß auch Altötting nicht wirklich weit weg lag. Aber der Stier, der Stier, den Erlös für den Stier einfach der Hl. Jungfrau schenken! Die Hl. Jungfrau, die im Himmel wohnt und also aller irdischen Sorgen enthoben ist, ist doch nicht auf den Erlös für so einen prachtvollen Stier angewiesen.
Ein Hahn hoppelte an ihr vorbei und sie hatte eine Idee. Dem Gumperer den Verkauf des Stiers abzuschwatzen war eine ihrer leichtesten Übungen. Ein Bauer, der sich auskannte mit Stieren fragte sie auf dem Viechermarkt in Altötting, wieviel wohl dieser Stier kosten würde und sie antwortete ihm, sie könne aus religiösen Gründen den Stier und diesen Hahn nur zusammen im Paket verkaufen. Der interessierte Bauer kannte sich mit Theologie nicht sonderlich aus, er hatte noch nie von diesem religiösen Grund gehört. Trotzdem frug er nach dem Preis für den Stier und - scheiß drauf - für den Hahn.
Die Gumperin setzte ihr charmantestes Lächeln auf und sie konnte, wenn sie denn wollte, wahnsinnig charmant sein, was schon den Gumperer in der Zeit der Brautwerbung in den Wahnsinn getrieben hatte. Für den Hahn müsse sie leider - aus religiösen Gründen, wir erinnern uns - dingsunddrölfzig Gulden verlangen, den Stier aber könne sie für ein Fuchzgerl (fuffßich Fennje) hergeben. 32 Sekunden lang war der interessierte Bauer über den Preis für den Hahn empört, dann rechnete er nach und schlug ein.
Die Gumperin ging anschließend hinüber zur Gnadenkapelle und spendete, wie es sich gehört, die fünfzig Pfennige für die Hl. Jungfrau.



[1]   Obacht, Leute, wer auf den Link klickt, sieht ein feinsinniges Video vom Ingeborg-Bachmann-Preis von anno seinerzeit, in welchem Video Blut fließt. Wer Metzger, Henker oder gar Literaturkritiker ist, oder wenigstens Abkömmling derartig roher Berufstätiger, soll sich das Video anschauen, der Rest möge sich lieber einen Gott-wie-hübsch-das-Blut-spritzt-Film von diesem Kitsch-Arschloch Quentin Tarantino reinpfeifen.

Ruhnke und Mampe


Der zumindest unter uns Kommunikationspsychologen sehr bekannte austriakische Kommunikationspsychologe Paul Watzlawick erzählt in einem seiner Bücher, es habe in Berlin ein Optiker Ruhnke den Werbespruch [1] gehabt: "Sind's die Augen, geh zu Ruhnke". Der berühmte und zurecht gefürchtete Berliner Mutterwitz habe zu diesem Thema, fährt Watzlawick fort, folgenden Spruch ersonnen:
Sind’s die Augen, geh’ zu Mampe [2]
gieß’ Dir einen auf die Lampe,
kannste allet doppelt sehn,
brauchste nich zu Ruhnke gehn. [3]




[1]   Damals haben deutsche Werbefachleute noch deutsch miteinander gesprochen, die englische Sprache war noch nicht erfunden.
[2]   Berliner Likörfabrik. "Papa..." - "Ja." - "Heißt et le coeur oder la coeur? - "Wat? Natürlich heißt et Li Kör."
[3]   Das Leben, sagt man, erzähle die besten Geschichten. Das ist richtig, die zweitbesten Geschichtenerzähler aber sind die Kommunikationspsychologen.