Das ist genau das, was ich von einem Kind erwarte, daß es
sich nämlich auskennt in der Welt. Der normale Durchschnittsdumpfboitl glaubt
ja oftmals, er sei schlauer als sein fünfjähriges Kind. Wenn das Kind jedoch beginnt,
die berühmten Warum-Fragen zu stellen, kommen nicht nur die dummen, sondern
auch die intelligenteren Eltern ins Stottern. Die Rotznasen stellen dir und mir
Fragen, über die wir uns
seit Olims Zeiten
noch nie Gedanken gemacht haben. Es gibt nichts Anregenderes als Kinder im
Fragarsch-Alter.
Als mein Sohn, übrigens der mit dem Muttertag,
2 Jahre alt war, geschah dies:
MICHAEL: Schau, ein
Kran!
PAPA: Ja, ein Kran.
MICHAEL: Kran
streicheln.
PAPA: Einen Kran kann
man nicht streicheln.
MICHAEL: Kran scheu.
Hintergrund: Wenn er
Tiere streicheln will, heißt es oft, man könne die Tiere nicht streicheln, weil
sie so scheu wären.
Bei anderer Gelegenheit - er ist immer noch zwei Jahre alt -
passiert folgendes.
Er kommt den
Plattenweg im Garten angewackelt und sagt:
MICHAEL: Machsdu?
PAPA: Ich tu die
Pflanzen zwischen den Steinen rauszupfen.
MICHAEL: Walrum?
PAPA: Damit die Pflanzen
nicht die Steine auseinanderdrücken.
MICHAEL: Walrum?
PAPA: Weil die Pflanzen
so eine Kraft haben.
Kurze Pause, geht
vielleicht ein paar Schritte weg, kommt dann wieder.
MICHAEL: Machsdu?
PAPA: Ich tu die
Pflanzen zwischen den Steinen rauszupfen.
MICHAEL: Walrum?
PAPA: Damit die
Pflanzen nicht die Steine auseinanderdrücken.
MICHAEL: Walrum?
PAPA: Weil die Pflanzen
so eine Kraft haben.
Kurze Pause, geht
vielleicht ein paar Schritte weg, kommt dann wieder.
MICHAEL: Machsdu?
PAPA: Ich tu die
Pflanzen zwischen den Steinen rauszupfen.
MICHAEL: Walrum?
PAPA: Damit die
Pflanzen nicht die Steine auseinanderdrücken.
MICHAEL: Walrum?
PAPA: Weil die Pflanzen
so eine Kraft haben.
(Kurze Pause, geht
vielleicht ein paar Schritte weg, kommt dann wieder.)
MICHAEL: Machsdu?...
So ging das noch eine Weile weiter und wenn er nicht
inzwischen seinen Master in Molekularmedizin gemacht hätte, würde er
höchstwahrscheinlich immer noch fragen, warum ich die Pflanzen zwischen den
Steinen rauszupfe. Obwohl... ich wünsche ihm, daß er das Walrum-Fragen nie
verlernen wird.
Weil ein Master in Molekularmedizin auf die Dauer halt doch
ein wenig langweilig ist hat er anschließend Medizin studiert (Hausarzt, eh
schon wissen) und steht kurz vor Doktorat und Approbation.
Und weil ein Doktor in Medizin auf die Dauer halt doch ein
wenig langweilig ist, hat er die Doktorarbeit zu einem Zeitschriftenartikel
umgearbeitet und der Fachzeitschrift - der
Fachzeitschrift für Naturwissenschaften - "nature" angeboten. Es geht um Suizidgefahr und
Sterblichkeit bei Krebspatienten, ein doch eher sprödes Thema für
Fachleute. Dachte ich.
Am 28. März ist der Aufsatz vorab im Internet erschienen,
tags drauf hat sich die "New York Times" dem Aufsatz
gewidmet. Die Selbstmordrate in den USA ist nämlich fast doppelt so hoch
wie in Europa, Asien und Australien, was wahrscheinlich daran liege, daß die
US-amerikanische Krankenversicherung schlecht bzw. nicht vorhanden ist, der
Zugang zu Schußwaffen überdies sehr viel einfacher ist als in anderen
Weltgegenden.
Also, Leut, bleibts gsund und fragts öfters mal
"Walrum?".