Dienstag, 31. März 2009
Verheiratet
HILDE Aber ich bin verheiratet.
ERWIN Ja schon, aber mit einem Mann.
Montag, 30. März 2009
Heinrich Heine über Revolution und Zögerlichkeit
Ich wage es kaum zu sagen, denn es klingt unglaublich, aber ich habe die Geschichte aus authentischer Quelle, nämlich von einem Mann, der als wahrheitsliebender Republikaner bekannt und selber zu Hambach in dem Komitee saß, wo man über die anzufangende Revolution debattierte; er gestand mir nämlich im Vertrauen: Als die Frage der Kompetenz zur Sprache gekommen, als man darüber stritt, ob die zu Hambach anwesenden Patrioten auch wirklich kompetent seien, im Namen von ganz Deutschland eine Revolution anzufangen, da seien diejenigen, welche zur raschen Tat rieten, durch die Mehrheit überstimmt worden, und die Entscheidung lautete: man sei nicht kompetent.
O Schilda, mein Vaterland!
(...)
Ist diese Geschichte nicht wert, mit goldenen Buchstaben auf Samt gestickt zu werden? (...) Ich möchte sie jedenfalls in Verse bringen und in Musik setzen lassen, damit sie großen Königskindern als Wiegenlied vorgesungen werde... Ihr könnt ruhig schlafen, und zur Belohnung für das furchtheilende Lied, das ich euch gesungen, ihr großen Königskinder, ich bitte euch, öffnet die Kerkertüren der gefangenen Patrioten... Ihr habt nichts zu riskieren, die deutsche Revolution ist noch weit von euch entfernt, gut Ding will Weile, und die Frage der Kompetenz ist noch nicht entschieden...
O Schilda, mein Vaterland!
aus Heinrich Heine: "Ludwig Börne. Eine Denkschrift"
Das Buch entstand 1840, acht Jahre später gab es noch einmal so eine Gelegenheit. Und wieder fühlte man sich nicht kompetent.
Eid des Empiriokrates
(kann auch ohne die religiöse Schlussformel verwendet werden)
Samstag, 28. März 2009
Patriotischer Cocktail
Leider kann ich dem interessierten Hobby-Cocktailmixer keine näheren Angaben über Zutaten und Zubereitung machen. Wer Barkeeper "Mo", den Schöpfer des Cocktails ausfindig machen will, wende sich an die "Passauer Neue Presse".
Was immer auch drin ist, die einzelnen Bestandteile müssen auf jeden Fall sehr, sehr vorsichtig ins Glas gegossen werden, ansonsten man - vermute ich mal - ein kackfarbenes Getränk erhält.
Ach so, ja: Prost!
SchonGAU
Quarzuhr
Freitag, 27. März 2009
Privatisierung
Dem aufmerksamen Leser mußte damals schon klar sein, daß es sich hierbei um eine vereinsinterne Alberei handelte, dies umso mehr als der Artikel von mir war. Eine Satire auf die allseits sich regende Privatisiererei sollte es sein, es sollte die Entstaatlichung weitergedacht und auf eine letzte - und nun wirklich absurde - Spitze getrieben werden. Es hat auch - mit Ausnahme eines MZ-Redakteurs, der ganz sicher gehen wollte und nachfragte - niemand auf diese Nachricht reagiert, es wäre denn gelassen.
Anfang des darauffolgenden Jahres nun meldeten Springer Auslandsdienst (SAD) und dpa aus Houston (Texas), es habe sich dort eine "Correction Corporation of America" gegründet, welche dabei sei, ein privates Internierungslager für illegale Einwanderer aus Lateinamerika zu bauen. Sollte dieses Pilotprojekt sich bewähren und also hinreichend Profit abwerfen (woran Tom Beasley, der Präsident der Knast AG keineswegs zweifelt), dann sei an den Bau weiterer Projekte gedacht; mehr als ein Dutzend und dann auch "richtige" Gefängnisse für Schwerverbrecher und mit Stacheldraht und Maschinengewehrtürmen. Billiger sei der Privatknast allemal, käme pro Häftling mit einem Tagessatz von 23,50 $ aus, gegenüber satten 42 $ in staatlichen Etablissements. Es werde dieser Strafvollzug zu Dumpingpreisen dadurch möglich, daß dem privat angestellten Personal längst nicht so hohe Gehälter gezahlt werden müßten, wie dies bei tarifvertraglich abgesicherten Beamten der Fall sei.
Was ist schon Satire gegen die Nachrichten?
Dieses noch zum Thema "Strafvollzug und Entertainment":
Naturzuhälter
Donnerstag, 26. März 2009
Bibelspruch
"Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein; blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien." (Jes. 42/6 7)
Öha! denke ich und schlucke. Beschließe dann doch, mich nicht angesprochen zu fühlen und jegliche Gefangenenbefreiung mit Nachdruck zu unterlassen.
Nein, diese Geschichte ist kein Scheiß, den ich mir ausgedacht habe. Die habe ich so und genau so eigenhändig erlebt.
Raummordungsverfahren
Einlauf
Mittwoch, 25. März 2009
Mysteriöse Todesfälle
Auf Anhieb nicht so klar, sind die polizeilichen Ermittlungen, die Anfang der 80er Jahre im 13. Arrondissement von Paris - der Chinatown - wegen mysteriösen Todesfällen angestellt wurden. Mysteriös nämlich waren diese Todesfälle deshalb, weil sie nicht passierten.
20.000 - 40.000 Asiaten lebten damals in diesem Stadtviertel (in Frankreich gibt es anscheinend keine Meldepflicht); ihr Durchschnittsalter lag zwar nur bei 30 Jahren, trotzdem schreibt die Statistik einer solcherart zusammengesetzten Bevölkerung von dieser Größenordnung ein Sterbeaufkommen von 100 bis 200 Nasen pro Jahr als zu erfüllendes Soll vor. Höchstens 3 - 5 Asiaten des 13. Arrondissements aber konnten sich jährlich zu diesem schwerwiegenden Schritt entschließen, was einer Plansollerfüllung von 5 bzw. 2,5 % entspricht; denkbar mickrig also. Die in diesem Bezirk ansässigen Beerdigungsunternehmen nährten sich - da sie von den Asiaten derart im Stich gelassen wurden - mehr schlecht als recht von den Toten der Eingeborenen.
Es kursierte damals der Verdacht, es gehe in der Chinatown die Ahnenentsorgung schwarz und unter Umgehung der Behörden vor sich.
Dienstag, 24. März 2009
Reparaturverbot
"Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet!"
Matth. 7, 1
Dressman
Ätzend.
Schließlich wird es dem Rekruten zu blöd und er fragt: "Ich weiß nicht, was Sie eigentlich haben. Wollen Sie einen Dressman oder einen Killer?"
Obertraubling
Samstag, 21. März 2009
Frühling in Italien
Winterstürme wichen dem Wonnemond,
in mildem Lichte leuchtet der Lenz;
auf linden Lüften leicht und lieblich,
Wunder webend er sich wiegt;
Und dann gar - Frühling in Italien! Kann es schöneres geben als den Frühling in Italien?
Ja.
Ganz entschieden. Ich wohne in Castellabate, 120 km südlich von Neapel. Es ist jetzt 7.45 h morgens, die Sonne strahlt und das Thermometer zeigt -1º C. Gut, da trägt der eisige Wind mit dazu bei, aber dennoch. Für heute sind uns sensationelle 1º C (plus!) versprochen. Die Hügel oberhalb von Mercato Cilento sind mit Schnee bedeckt, was sie noch nie waren in diesem Winter.
Verwundern darf das nicht, Mercato Cilento liegt nur 500 m über dem Meer und ist bloß einige Kilometer Luftlinie vom Mittelmeer entfernt. Heute aber, zur Feier des Frühlings, haben die Hügel ihr weißes Mützchen aufgesetzt und die dahinterliegenden Berge sowieso.
Wanderer, kommst du in's Welschland - zieh dich warm an.
Freitag, 20. März 2009
Leitender Angestellter
Klar, daß dem Mann unverzüglich gekündigt werden mußte.
Mittwoch, 18. März 2009
Relativitäts-Theo-Rieh
Wenn ein schlauer Mensch etwas anscheinend Widersinniges sagt, dann kann es sein, daß er eine neue Relativitätstheorie gefunden hat. Meistens ist es aber doch nur Unfug.
Narren
Dienstag, 17. März 2009
Wie die Hohenzollern wurden, was sie waren
Es war in Bad Ems. Der dort wegen heftiger Beschwerden unspezifischer Art weilende Graf von Hohenzollern saß in seinem Zuber, umwogt von heißem, aromatisiertem Wasser und plauderte mit dem Herrn im Nachbarzuber über das Wetter, das - wie fast immer - empörend war.
Als ihn nach einer Zigarette gelüstete bat er die Badhur Angelika, sie möchte ihm doch eine Schachtel bringen und diese auf seine Rechnung setzen. Aus anscheinend fadenscheinigen, möglicherweise aber doch triftigen Gründen bestand Angelika auf Bargeld.
Der Graf von Hohenzollern hatte, nackt wie er war, keines bei sich und so fragte er den Herrn aus dem Nachbarzuber, der gerade dabei war, sich wieder anzukleiden: "Hassema ne Mark?"
Nein, die hatte er nicht, allenfalls einige Gulden. Aber da der Mann nicht unhöflich sein wollte, überdies von Beruf Kaiser war, so schenkte er dem Grafen von Hohenzollern die Mark Brandenburg und ernannte ihn überdies, der gemeinsamen Stunde im Bade gedenkend, zum Kurfürsten.
Montag, 16. März 2009
Wikipedia und Anhalter, Microsoft und Sirius-Kybernetik-Corporation
In Band 4 wird sie so beschrieben: "Der Reiseführer 'Per Anhalter durch die Galaxis' sagt in einem Moment geistiger Klarheit (...) von den Produkten der Sirius Kybernetik-Corporation, daß es sehr leicht ist, sich von der Genugtuung darüber, daß man sie überhaupt zum Funktionieren bringt, über ihre grundsätzliche Nutzlosigkeit hinwegtäuschen zu lassen. Mit anderen Worten - und das ist das felsenfeste Prinzip, auf dem der galaxisweite Erfolg der Sirius Corporation beruht -, ihre grundsätzlichen Konstruktionsfehler werden durch ihre oberflächlichen Gestaltungsfehler vollkommen vertuscht."
Der erste Roman ist 1979 erschienen, Microsoft steckte damals noch in den Kinderschuhen.
Apropos Prophetie: Ist schon mal einem aufgefallen, daß "Per Anhalter durch die Galaxis" (nicht der Roman, sondern der darin vorkommende Reiseführer) das Wikipedia-Prinzip vorwegnimmt? Über 20 Jahre vor Erscheinen der Wikipedia?
Samstag, 14. März 2009
Freitag, 13. März 2009
Der letzte Detektiv
Seinerzeit habe ich mir diese Hörspiele öfter angehört, etliche davon habe ich mir sogar aufgenommen, einige von diesen Aufnahmen habe ich noch. Gestern (12. 3. 2009) beim Abspülen hörte ich die erste Folge mal wieder, "Testmarkt". Judith Delgado, spätere Klientin und Liebhaberin von Jonas, sitzt bei ihm im Büro und erzählt ihr vom angeblichen Selbstmord ihres Onkels Adrian.
- "Wann hat sich Ihr Onkel angeblich aus dem Fenster gestürzt?"
- "Am 13. März 2009."
- "Also gestern."
Also heute. Oder vielmehr: gestern war das morgen.
Mittwoch, 11. März 2009
Die Immobilien-Karenz
Nun wirst du einwenden, daß es allgemein üblich sei, daß niemand sich daran hält, daß vielmehr alle Wohnungssuchenden sofort zum Telefon oder zum E-Mail-Programm stürzen, wenn sie von einer günstig (oder sonstwie) angebotenen Wohnung hören.
Du hast recht. Ich aber wende ein, es sei allgemein bekannt, daß die Welt voller Unglück und Bankrott und die Menschheit vom Wahnsinn geschlagen ist.
Dies nur, falls du dich wunderst, woher das Übel kommt.
Unglaublich
Montag, 9. März 2009
Panzifist
Der Fortschritt aber ist nicht aufzuhalten und so gibt es heute immerhin einen Krieg, den die Pazifisten angezettelt haben. Der erste Außenminister einer erklärtermaßen pazifistischen Partei hat seinerzeit den ersten Kriegseinsatz der Bundeswehr mit angeordnet.
Eines Tages wird man auf Flugblättern und Plakaten die von früher bekannte Formel ein wenig abgeändert finden:
Alkoholbedingte Einfallserscheinungen
Auch wird viel Aufhebens gemacht von den all den gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Schäden, die der Alkohol anrichte, während der volkswirtschaftliche Nutzen anscheinend so ganz nebenbei und ohne weiteres Aufhebens mitgenommen wird. Überleg mal, wieviele Berufe oder Tätigkeiten überhaupt nicht auf Dauer durchzustehen wären, wenn sich die Leute nicht zumindest gelegentlich in den Suff flüchten könnten. Wieviel gesellschaftliche und soziale Unruhen wir hätten, wenn der Schnaps die vielen Unzufriedenen nicht ruhigstellen würde.
Freitag, 6. März 2009
Käse
Karikaturen
Donnerstag, 5. März 2009
Die alte Sau, das geile Schwein
Mittwoch, 4. März 2009
Eberhard - Geschichten von einem Schwein
Diamant im Tropenlicht
Herz-Jesu-Marxisten
Empörung
Verblüffende Neuigkeiten machen uns allenfalls staunen, wirkliche und nachhaltige Empörung hingegen lösen fast ausschließlich jene Tatsachen aus, die jedermann längst bekannt sind, die lediglich von Irgendjemandem irgendwann einmal ausgesprochen werden.
So wie im Kabarett, in der Komödie die Leute am lautesten und nachhaltigsten über jene Witze und Pointen lachen, die sie bereits kennen, bzw. deren Kommen von weitem her absehbar war.
Man denke auch an den Fall eines inzwischen verstorbenen bayerischen Spitzenpolitikers, dessen private und politische Dubiositäten jedermann längst bekannt waren, deren posthume "Enthüllung" dann merkwürdigerweise enormen Wirbel verursachte und dem Enthüller fast eine Anklage wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener einbrachte.
Im Drama "König Ödipus" von Sophokles weiß die Königin Iokaste bereits relativ früh, deutlich früher jedenfalls als Ödipus, wie der Hase läuft, daß also Ödipus niemand anderer als ihr eigener Sohn ist. Sie drängt ihn, mit den Nachforschungen aufzuhören, bleibt aber weiter im Spiel. Erst als Ödipus weitermacht, beharrlich weiter nachbohrt und schließlich die Wahrheit ans Licht bringt, hängt sie sich auf. Nicht die Tatsache, daß sie mit dem eigenen Sohn und Töter seines Vaters, ihres Ex-Gatten, geschlafen und Kinder gezeugt hat, treibt sie um, sondern lediglich die Tatsache, daß die Leute davon erfahren könnten.
Sonntag, 1. März 2009
Rosinen im Kopf
Tierquälerei
Steinadler Kopf abgerissen
Einem lebenden Steinadler, der angekettet als symbolischer Wächter am Tor des Vogelparadieses der Burg Thierlstein bei Cham saß, wurde bei lebendigem Leib der Kopf abgerissen. Mit dieser Tierquälerei beschäftigt sich seit Tagen die Chamer Polizei und kam in ihren Ermittlungen bis jetzt nicht weiter. Der Steinadler hat einen Wert von 12000 Mark, außerdem wurde von denselben Tätern ein Wanderfalke aus einem Käfig gestohlen, der auf 8000 Mark geschätzt wird. Das Vogelparadies auf Thierlstein, zu dem eine Falknerei gehört, muß Feinde haben, denn bereits vor einigen Monaten wurde ebenfalls in einer Nacht- und Nebelaktion ein Jagdfalke, der in einem Käfig saß, vergiftet.
Hast du den Irrsinn dieses Vorgangs bemerkt?
Da hat ein Mensch - ein fieser Sack, kein Zweifel - einem "lebenden Steinadler, der angekettet als symbolischer Wächter am Tor des Vogelparadieses der Burg Thierlstein bei Cham saß (...) bei lebendigem Leibe (den) Kopf abgerissen." Und mit dieser Tierquälerei, begangen an einer beweglichen Sache (vulgo: Tier) im Werte von 12.000 DM beschäftigte sich die Chamer Polizei.
Nun gut, soll sie sich damit beschäftigen. Warum aber beschäftigt sich - anscheinend - keine Behörde mit jener Tierquälerei, die darin besteht, einen Steinadler, ein riesiges Flugtier also, bei lebendigem Leibe an das Tor eines "Vogelparadieses" zu ketten? Verglichen mit dieser Tierquälerei wird mir der eingangs erwähnte fiese Sack fast schon wieder sympathisch, da er dem endlosen Schrecken wenigstens ein - wenn auch schreckliches - Ende gemacht hat.