Dienstag, 31. März 2009

Verheiratet

ERWIN (seufzend) Sie wissen ja nicht, wie es ist, verheiratet zu sein.
HILDE Aber ich bin verheiratet.
ERWIN Ja schon, aber mit einem Mann.

Montag, 30. März 2009

Heinrich Heine über Revolution und Zögerlichkeit

Nur damals und während den Tagen des Hambacher Festes hätte mit einiger Aussicht guten Erfolges die allgemeine Umwälzung in Deutschland versucht werden können. Jene Hambacher Tage waren der letzte Termin, den die Göttin der Freiheit uns gewährte; die Sterne waren günstig; seitdem erlosch jede Möglichkeit des Gelingens. Dort waren sehr viele Männer der Tat versammelt, die selber von ernstem Willen glühten und auf die sicherste Hülfe rechnen konnten. Jeder sah ein, es sei der rechte Moment zu dem großen Wagnis, und die meisten setzten gerne Glück und Leben aufs Spiel... Wahrlich, es war nicht die Furcht, welche damals nur das Wort entzügelte und die Tat zurückdämmte. - Was war es aber, was die Männer von Hambach abhielt, die Revolution zu beginnen?

Ich wage es kaum zu sagen, denn es klingt unglaublich, aber ich habe die Geschichte aus authentischer Quelle, nämlich von einem Mann, der als wahrheitsliebender Republikaner bekannt und selber zu Hambach in dem Komitee saß, wo man über die anzufangende Revolution debattierte; er gestand mir nämlich im Vertrauen: Als die Frage der Kompetenz zur Sprache gekommen, als man darüber stritt, ob die zu Hambach anwesenden Patrioten auch wirklich kompetent seien, im Namen von ganz Deutschland eine Revolution anzufangen, da seien diejenigen, welche zur raschen Tat rieten, durch die Mehrheit überstimmt worden, und die Entscheidung lautete: man sei nicht kompetent.
O Schilda, mein Vaterland!

(...)

Ist diese Geschichte nicht wert, mit goldenen Buchstaben auf Samt gestickt zu werden? (...) Ich möchte sie jedenfalls in Verse bringen und in Musik setzen lassen, damit sie großen Königskindern als Wiegenlied vorgesungen werde... Ihr könnt ruhig schlafen, und zur Belohnung für das furchtheilende Lied, das ich euch gesungen, ihr großen Königskinder, ich bitte euch, öffnet die Kerkertüren der gefangenen Patrioten... Ihr habt nichts zu riskieren, die deutsche Revolution ist noch weit von euch entfernt, gut Ding will Weile, und die Frage der Kompetenz ist noch nicht entschieden...
O Schilda, mein Vaterland!

aus Heinrich Heine: "Ludwig Börne. Eine Denkschrift"

Das Buch entstand 1840, acht Jahre später gab es noch einmal so eine Gelegenheit. Und wieder fühlte man sich nicht kompetent.

Eid des Empiriokrates

Ich schwöre, daß ich die Fliegenbeine zählen werde, die ganzen Fliegenbeine und nichts als die Fliegenbeine, so wahr mir der Computer helfe.
(kann auch ohne die religiöse Schlussformel verwendet werden)

Hin- und Herrichten

Besser schlecht hergerichtet als gut hingerichtet.

Samstag, 28. März 2009

Patriotischer Cocktail

Mitte Juni 2006, als man noch hoffte und dachte, Deutschland könnte Fußballweltmeister werden, mixte ein Barkeeper in Niederbayern ein dem Anlaß entsprechendes Getränk.
Leider kann ich dem interessierten Hobby-Cocktailmixer keine näheren Angaben über Zutaten und Zubereitung machen. Wer Barkeeper "Mo", den Schöpfer des Cocktails ausfindig machen will, wende sich an die "Passauer Neue Presse".

Was immer auch drin ist, die einzelnen Bestandteile müssen auf jeden Fall sehr, sehr vorsichtig ins Glas gegossen werden, ansonsten man - vermute ich mal - ein kackfarbenes Getränk erhält.

Ach so, ja: Prost!

SchonGAU

Stadt im bayerischen Oberland, unweit von München und nicht der Fachausdruck für einen gerade noch glimpflich verlaufenen atomaren Unfall.

Sensi-Bel

Einheit für medienwirksame Empfindsamkeit auf der nach oben offenen Wecker-Skala.

Quarzuhr

Die Erfindung der Quarzuhr schon im alten Mesopotamien ist weder urkundlich noch archäologisch belegbar, andererseits wegen des dort reichlich vorhandenen, rieselfähigen Sandes hochwahrscheinlich.

Freitag, 27. März 2009

Privatisierung

Im "HOHLSPIEGEL", dem internen Mitteilungsblatt des "KONTAKT e. V. -Verein für Straffälligenhilfe", war im Mai des Jahres 1983 zu lesen gewesen, es plane der KONTAKT e. V. den Bau und Betrieb einer privaten Vollzugsanstalt (sprich: Gefängnis) im Raum Regensburg. Es sei dies eine konsequente Weiterentwicklung deutlicher Privatisierungstendenzen gerade der jetzigen gewendeten Bundesregierung, nachdem mancherorts die Müllabfuhr bereits privatisiert sei; selbst Polizeiaufgaben seit längerem schon von privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen ("Schwarze Sheriffs") wahrgenommen würden. Der Staat lade sich mit einer Privaten Vollzugsanstalt etlichen Ärger vom Hals, könne überdies einiges an Kosten sparen. Der Tagessatz einer solchen PVA sei um 1/3 niedriger als bei einer üblichen JVA, nicht zuletzt deswegen, weil hier keine Beamten beschäftigt würden, deren Überversorgung also nicht länger auf den Etat drücke.

Dem aufmerksamen Leser mußte damals schon klar sein, daß es sich hierbei um eine vereinsinterne Alberei handelte, dies umso mehr als der Artikel von mir war. Eine Satire auf die allseits sich regende Privatisiererei sollte es sein, es sollte die Entstaatlichung weitergedacht und auf eine letzte - und nun wirklich absurde - Spitze getrieben werden. Es hat auch - mit Ausnahme eines MZ-Redakteurs, der ganz sicher gehen wollte und nachfragte - niemand auf diese Nachricht reagiert, es wäre denn gelassen.

Anfang des darauffolgenden Jahres nun meldeten Springer Auslandsdienst (SAD) und dpa aus Houston (Texas), es habe sich dort eine "Correction Corporation of America" gegründet, welche dabei sei, ein privates Internierungslager für illegale Einwanderer aus Lateinamerika zu bauen. Sollte dieses Pilotprojekt sich bewähren und also hinreichend Profit abwerfen (woran Tom Beasley, der Präsident der Knast AG keineswegs zweifelt), dann sei an den Bau weiterer Projekte gedacht; mehr als ein Dutzend und dann auch "richtige" Gefängnisse für Schwerverbrecher und mit Stacheldraht und Maschinengewehrtürmen. Billiger sei der Privatknast allemal, käme pro Häftling mit einem Tagessatz von 23,50 $ aus, gegenüber satten 42 $ in staatlichen Etablissements. Es werde dieser Strafvollzug zu Dumpingpreisen dadurch möglich, daß dem privat angestellten Personal längst nicht so hohe Gehälter gezahlt werden müßten, wie dies bei tarifvertraglich abgesicherten Beamten der Fall sei.

Was ist schon Satire gegen die Nachrichten?

Dieses noch zum Thema "Strafvollzug und Entertainment":


Naturzuhälter

Ein anerkannter Lehrberuf, der jedoch irreführenderweise immer wieder als Fremdenverkehrsfachwirt bezeichnet wird.

Plattling

Stadt in Niederbayern, nicht die Bezeichnung für einen garantiert arischen Disc-Jockey.

Donnerstag, 26. März 2009

Bibelspruch

Am 20. Dezember 1983 machte ich einen Besuch in der Justizvollzugsanstalt (vulgo: Gefängnis - vulgissime: Zuchthaus) Straubing. In der gläsernen Kanzel der Pforte hängt ein Abreißkalender. Einer jener Kalender, welche für jeden Tag des Jahres einen sinnreichen Bibelspruch bereithalten. An diesem Tage also lese ich in der Pforte der JVA Straubing folgenden Spruch des Propheten Jesaja:
"Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein; blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien." (Jes. 42/6 7)
Öha! denke ich und schlucke. Beschließe dann doch, mich nicht angesprochen zu fühlen und jegliche Gefangenenbefreiung mit Nachdruck zu unterlassen.

Nein, diese Geschichte ist kein Scheiß, den ich mir ausgedacht habe. Die habe ich so und genau so eigenhändig erlebt.

Raummordungsverfahren

Wenn Sie jetzt "Raumordnungsverfahren" gelesen haben, haben Sie sich geirrt. Andererseits haben Sie natürlich durchaus recht, in einem Höheren Sinne.

Einlauf

In Gerichten und anderen Behörden ist es sinnvoll eingerichtet, daß sich direkt neben der Einlaufstelle die Geschäftsstelle befindet.

Mittwoch, 25. März 2009

Mysteriöse Todesfälle

Bei mysteriösen Todesfällen ermittelt die Polizei. Klar.

Auf Anhieb nicht so klar, sind die polizeilichen Ermittlungen, die Anfang der 80er Jahre im 13. Arrondissement von Paris - der Chinatown - wegen mysteriösen Todesfällen angestellt wurden. Mysteriös nämlich waren diese Todesfälle deshalb, weil sie nicht passierten.

20.000 - 40.000 Asiaten lebten damals in diesem Stadtviertel (in Frankreich gibt es anscheinend keine Meldepflicht); ihr Durchschnittsalter lag zwar nur bei 30 Jahren, trotzdem schreibt die Statistik einer solcherart zusammengesetzten Bevölkerung von dieser Größenordnung ein Sterbeaufkommen von 100 bis 200 Nasen pro Jahr als zu erfüllendes Soll vor. Höchstens 3 - 5 Asiaten des 13. Arrondissements aber konnten sich jährlich zu diesem schwerwiegenden Schritt entschließen, was einer Plansollerfüllung von 5 bzw. 2,5 % entspricht; denkbar mickrig also. Die in diesem Bezirk ansässigen Beerdigungsunternehmen nährten sich - da sie von den Asiaten derart im Stich gelassen wurden - mehr schlecht als recht von den Toten der Eingeborenen.

Es kursierte damals der Verdacht, es gehe in der Chinatown die Ahnenentsorgung schwarz und unter Umgehung der Behörden vor sich.

Uhu

Verachtet mir den Kleister nicht.

Gott oder Körperpflege?

In dubio pro deo.

Dienstag, 24. März 2009

Reparaturverbot

Wie, so frage ich mich, kommt der Sohn eines Zimmermanns, der vermutlich selbst ein Zimmermann war, dazu, seinen Anhängern die Reparatur von Gegenständen zu verbieten, ja sogar die Heilung von Krankheit als bedrohlich zu beschreiben?
"Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet!"
Matth. 7, 1

Dressman

Ein Rekrut wird vom ausbildenden Unteroffizier ganz fürchterlich fertig gemacht, weil sein Äußeres schwer zu wünschen übrig läßt. Die Uniform knittert, die Stiefel sind nicht wirklich sauber und das Jacketterl ist nicht ordentlich zugeknöpft.
Ätzend.
Schließlich wird es dem Rekruten zu blöd und er fragt: "Ich weiß nicht, was Sie eigentlich haben. Wollen Sie einen Dressman oder einen Killer?"

Obertraubling

Ein Ort in der Nähe von Regensburg und nicht die Bezeichnung für den Reichs-Winzerführer im Dritten Reich.

Samstag, 21. März 2009

Frühling in Italien

21. März - Ah! Endlich ist es Frühling. Wenig Schöneres gibt es als den Frühling.
Winterstürme wichen dem Wonnemond,
in mildem Lichte leuchtet der Lenz;
auf linden Lüften leicht und lieblich,
Wunder webend er sich wiegt;
Und dann gar - Frühling in Italien! Kann es schöneres geben als den Frühling in Italien?

Ja.

Ganz entschieden. Ich wohne in Castellabate, 120 km südlich von Neapel. Es ist jetzt 7.45 h morgens, die Sonne strahlt und das Thermometer zeigt -1º C. Gut, da trägt der eisige Wind mit dazu bei, aber dennoch. Für heute sind uns sensationelle 1º C (plus!) versprochen. Die Hügel oberhalb von Mercato Cilento sind mit Schnee bedeckt, was sie noch nie waren in diesem Winter.
Verwundern darf das nicht, Mercato Cilento liegt nur 500 m über dem Meer und ist bloß einige Kilometer Luftlinie vom Mittelmeer entfernt. Heute aber, zur Feier des Frühlings, haben die Hügel ihr weißes Mützchen aufgesetzt und die dahinterliegenden Berge sowieso.

Wanderer, kommst du in's Welschland - zieh dich warm an.

Freitag, 20. März 2009

Leitender Angestellter

Ein für seinen geschmacklosen Humor bekannter Abteilungsleiter einer weitgehend unbekannten Firma hat einmal in Weinlaune behauptet, ein Leitender Angestellter sei zum Beispiel Josef Ackermann auf dem Elektrischen Stuhl.

Klar, daß dem Mann unverzüglich gekündigt werden mußte.

Mittwoch, 18. März 2009

Relativitäts-Theo-Rieh

"Herr Wachtmeister, ich bin nicht mit 100 km/h durch den Ort gefahren. Mein Porsche und ich standen gerade gemütlich da, als plötzlich die Stadt samt Ihrem verdammten Radargerät an uns vorbei gerast ist."

Wenn ein schlauer Mensch etwas anscheinend Widersinniges sagt, dann kann es sein, daß er eine neue Relativitätstheorie gefunden hat. Meistens ist es aber doch nur Unfug.

Fensterputzer

Die köstlichsten Fensterputzer sind meist erfunden.
O. WIED

Narren

Wer von sich behauptet, "gaga" oder ein "ein Narr" zu sein, steht im dringenden Verdacht, keiner zu sein. Weil nämlich Narren - echte, wirkliche und tatsächliche Narren - nicht mal im Traum dran denken, sie könnten Nar...

Dienstag, 17. März 2009

Wie die Hohenzollern wurden, was sie waren

Die wenigsten wissen, daß die Weichen für die Entwicklung des modernen Deutschland bereits im Hohen Mittelalter gestellt wurden.

Es war in Bad Ems. Der dort wegen heftiger Beschwerden unspezifischer Art weilende Graf von Hohenzollern saß in seinem Zuber, umwogt von heißem, aromatisiertem Wasser und plauderte mit dem Herrn im Nachbarzuber über das Wetter, das - wie fast immer - empörend war.

Als ihn nach einer Zigarette gelüstete bat er die Badhur Angelika, sie möchte ihm doch eine Schachtel bringen und diese auf seine Rechnung setzen. Aus anscheinend fadenscheinigen, möglicherweise aber doch triftigen Gründen bestand Angelika auf Bargeld.

Der Graf von Hohenzollern hatte, nackt wie er war, keines bei sich und so fragte er den Herrn aus dem Nachbarzuber, der gerade dabei war, sich wieder anzukleiden: "Hassema ne Mark?"

Nein, die hatte er nicht, allenfalls einige Gulden. Aber da der Mann nicht unhöflich sein wollte, überdies von Beruf Kaiser war, so schenkte er dem Grafen von Hohenzollern die Mark Brandenburg und ernannte ihn überdies, der gemeinsamen Stunde im Bade gedenkend, zum Kurfürsten.

Montag, 16. März 2009

Wikipedia und Anhalter, Microsoft und Sirius-Kybernetik-Corporation

In den fünf Büchern der vierteiligen Roman-Trilogie "Per Anhalter durch die Galaxis" spielt die Sirius-Kybernetik-Corporation zwar keine große Rolle, sie taucht aber immer wieder auf.

In Band 4 wird sie so beschrieben: "Der Reiseführer 'Per Anhalter durch die Galaxis' sagt in einem Moment geistiger Klarheit (...) von den Produkten der Sirius Kybernetik-Corporation, daß es sehr leicht ist, sich von der Genugtuung darüber, daß man sie überhaupt zum Funktionieren bringt, über ihre grundsätzliche Nutzlosigkeit hinwegtäuschen zu lassen. Mit anderen Worten - und das ist das felsenfeste Prinzip, auf dem der galaxisweite Erfolg der Sirius Corporation beruht -, ihre grundsätzlichen Konstruktionsfehler werden durch ihre oberflächlichen Gestaltungsfehler vollkommen vertuscht."

Der erste Roman ist 1979 erschienen, Microsoft steckte damals noch in den Kinderschuhen.

Apropos Prophetie: Ist schon mal einem aufgefallen, daß "Per Anhalter durch die Galaxis" (nicht der Roman, sondern der darin vorkommende Reiseführer) das Wikipedia-Prinzip vorwegnimmt? Über 20 Jahre vor Erscheinen der Wikipedia?

Samstag, 14. März 2009

Brennendes Hemd

Als Kortzfleysch in den Garten ging,
Sein Hemmete zu brenn' anfing.

Freitag, 13. März 2009

Der letzte Detektiv

1984 ist die erste Folge der Hörspielserie "Der letzte Detektiv" produziert oder zumindest erstmals gesendet worden. Eine Science-Fiction-Serie, die in der damals fernen Zukunft Anfang des 21. Jahrhunderts spielt.

Seinerzeit habe ich mir diese Hörspiele öfter angehört, etliche davon habe ich mir sogar aufgenommen, einige von diesen Aufnahmen habe ich noch. Gestern (12. 3. 2009) beim Abspülen hörte ich die erste Folge mal wieder, "Testmarkt". Judith Delgado, spätere Klientin und Liebhaberin von Jonas, sitzt bei ihm im Büro und erzählt ihr vom angeblichen Selbstmord ihres Onkels Adrian.

- "Wann hat sich Ihr Onkel angeblich aus dem Fenster gestürzt?"
- "Am 13. März 2009."
- "Also gestern."

Also heute. Oder vielmehr: gestern war das morgen.

Mittwoch, 11. März 2009

Die Immobilien-Karenz

Du wirst es wissen oder nicht: Einem Volksaberglauben zufolge soll man bei Immobilienangeboten (ob es sich nun um Verkäufe oder Vermietungen handelt) stets 14 Tage warten, nachdem man davon erfahren hat und erst dann reagieren. Ansonsten, so der Volksaberglaube, bringe dies dem Zuwiderhandelnden sowie der Ganzen Menschheit Unglück, Bankrott und Wahnsinn.

Nun wirst du einwenden, daß es allgemein üblich sei, daß niemand sich daran hält, daß vielmehr alle Wohnungssuchenden sofort zum Telefon oder zum E-Mail-Programm stürzen, wenn sie von einer günstig (oder sonstwie) angebotenen Wohnung hören.

Du hast recht. Ich aber wende ein, es sei allgemein bekannt, daß die Welt voller Unglück und Bankrott und die Menschheit vom Wahnsinn geschlagen ist.
Dies nur, falls du dich wunderst, woher das Übel kommt.

Unternehmer

Kein schlechter Beruf, wenn auch Obernehmer lukrativer ist.

Unglaublich

Viele glaubhafte Tatsachen sind falsch. Davon leben Betrüger. Viele unglaubliche Dinge sind richtig. Das macht die Wissenschaft so interessant.

Montag, 9. März 2009

Panzifist

In seiner schon etwas angejahrten Nummer "Das Gespenst des Pazifismus" sagt eine von Gerhard Polts Figuren: "Diese Pazifisten haben ja noch nie einen Krieg verhindert. Oder können Sie mir irgendeinen Krieg nennen, den wo die verhindert hätten?" Nein, einen solchen Krieg kann ihm - dank der krausen Logik des Satzes - immer noch keiner nennen.
Der Fortschritt aber ist nicht aufzuhalten und so gibt es heute immerhin einen Krieg, den die Pazifisten angezettelt haben. Der erste Außenminister einer erklärtermaßen pazifistischen Partei hat seinerzeit den ersten Kriegseinsatz der Bundeswehr mit angeordnet.
Eines Tages wird man auf Flugblättern und Plakaten die von früher bekannte Formel ein wenig abgeändert finden:
Nie wieder Pazifismus - Nie wieder Krieg!

Alkoholbedingte Einfallserscheinungen

Weil immer so viel die Rede ist von den alkoholbedingten Ausfallserscheinungen, während die alkoholbedingten Einfallserscheinungen bei Dichtern, Musikern, Malern u. dergl. meist nicht gewürdigt werden.

Auch wird viel Aufhebens gemacht von den all den gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Schäden, die der Alkohol anrichte, während der volkswirtschaftliche Nutzen anscheinend so ganz nebenbei und ohne weiteres Aufhebens mitgenommen wird. Überleg mal, wieviele Berufe oder Tätigkeiten überhaupt nicht auf Dauer durchzustehen wären, wenn sich die Leute nicht zumindest gelegentlich in den Suff flüchten könnten. Wieviel gesellschaftliche und soziale Unruhen wir hätten, wenn der Schnaps die vielen Unzufriedenen nicht ruhigstellen würde.

Freitag, 6. März 2009

Käse

Give Cheese a Chance dichtete einst ein Werbetexter, der an einem Promotion Concept für die Firma Kraft arbeitete. Man lächelte. Als er anderntags darauf beharrte, Cheesus Christ Superstar sei das Schärfste, was ihm je eingefallen sei, trennte sich die Agentur von ihm.

Karikaturen

Nichts gegen Karikaturen. Aber in der Kunst dürfen sie natürlich nicht so überzeichnet sein wie im wirklichen Leben.

Donnerstag, 5. März 2009

Die alte Sau, das geile Schwein

Mit der verletzten Ehre mancher Menschen ist es manchmal eine ganz eigene Sache. So eigen, daß manchmal der energische Schutz vor Beleidigung beleidigender ist als die Beleidigung, vor der man jemanden schützen wollte.
Das glaubst du nicht? Das ist dir zu abstrakt? Dann laß dir eine Geschichte erzählen.
In den frühen achtziger Jahren, Franz Josef Strauß wandelte noch über die Erde, als wäre er einer von uns, gab es im Allgäu eine Rock-Band namens "Checkpoint Charlie", welche, wenn sie nicht gerade musizierte, in ihrem Hauptquartier Schweine züchtete. In sich schlüssig also, daß die Buben sich aus Pappe und Pinselstrich eine Sau bauten, diese Papp-Sau dann zu ihrem Wappentier ernannten und - ach ja! - auf den Namen "Franz Josef" tauften. Bei ihren Bühnenauftritten stellten sie ihr Maskottchen jeweils vor der Bühne auf.
Eines Tages wurden sie angezeigt und ein Kemptener Staatsanwalt verfaßte eine Anklageschrift, in welcher er u. a. schrieb: "Zur Erklärung sagten sie, das sei ihr Maskottchen Franz Josef. Irgendeine Ähnlichkeit mit einem lebenden Schwein sei rein zufällig. Die Angeschuldigten brachen dann einen Textvorschlag, in dessen Refrain es heißt: 'Franz Josef, die Sau, Franz Josef, die alte Sau, Franz Josef, das geile Schwein'. Dies bezog sich, wie für jeden Zuschauer offenkundig (!!!; W. H.) war, auf den bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Franz Josef Strauß."
Hm. Der Staatsanwalt wollte mit diesem letzten Satz sagen: "Bleibt mir mit dem allerunvergeßlichsten Bart-Kaiser Franz Josef vom Hals. Das einzige geile Schwein, die einzige alte Sau, die ich kenne und die auf den Namen Franz Josef hört, ist der bayerische Ministerpräsident." Ohne diese Logik bliebe der letzte Satz ohne Sinn.
In einer aufsteigenden Vision sah ich damals den alten Atheisten Sigmund Freud neben dem Lieben Gott sitzen, sah, wie die beiden kicherten und sich in die Seiten pufften. Amüsiert warteten sie darauf, daß der eifrige Staatsanwalt ob seiner respektlosen Assoziationen einen gehörigen Anschiß bekommt. Wahrscheinlich warten sie immer noch.

Mittwoch, 4. März 2009

Eberhard - Geschichten von einem Schwein


Man glaubt es gar nicht, was alles für wilde Gerüchte im Umlauf sind über die Gründung Roms, die Erfindung der Pizza und den Bratenfänger von Hameln.

Durch einen Klick auf die Überschrift erfährst du mehr. Durch einen Klick auf das Bild noch mehr.

Diamant im Tropenlicht

Ich weiß nicht, ob Sie jemals einen geschliffenen Diamanten im vollen Sonnenlicht der Tropen haben schimmern und blitzen und blinken gesehen. Wenn ja, können Sie sich vorstellen, wie das aussieht. Wenn nicht, kann ich Ihnen kaum weiterhelfen, denn auch ich habe dergleichen noch nie gesehen.

Herz-Jesu-Marxisten

Als Norbert Blüm noch jung war und nicht Ex-Minister, nannte man so die Mitglieder der Sozialausschüsse der CDU. Diese Zeiten drohenden Umsturzes sind gottlob vorbei.

Empörung

Die Lebenserfahrung, diese Wissenschaft nach Hausmacher-Art, lehrt die von ihr Befallenen, daß es nicht die gänzlich neuen, für alle völlig überraschenden Nachrichten und Erkenntnisse sind, die aufgeregten Wirbel verursachen, einen richtig schönen Skandal nach sich ziehen.

Verblüffende Neuigkeiten machen uns allenfalls staunen, wirkliche und nachhaltige Empörung hingegen lösen fast ausschließlich jene Tatsachen aus, die jedermann längst bekannt sind, die lediglich von Irgendjemandem irgendwann einmal ausgesprochen werden.

So wie im Kabarett, in der Komödie die Leute am lautesten und nachhaltigsten über jene Witze und Pointen lachen, die sie bereits kennen, bzw. deren Kommen von weitem her absehbar war.
Man denke auch an den Fall eines inzwischen verstorbenen bayerischen Spitzenpolitikers, dessen private und politische Dubiositäten jedermann längst bekannt waren, deren posthume "Enthüllung" dann merkwürdigerweise enormen Wirbel verursachte und dem Enthüller fast eine Anklage wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener einbrachte.

Im Drama "König Ödipus" von Sophokles weiß die Königin Iokaste bereits relativ früh, deutlich früher jedenfalls als Ödipus, wie der Hase läuft, daß also Ödipus niemand anderer als ihr eigener Sohn ist. Sie drängt ihn, mit den Nachforschungen aufzuhören, bleibt aber weiter im Spiel. Erst als Ödipus weitermacht, beharrlich weiter nachbohrt und schließlich die Wahrheit ans Licht bringt, hängt sie sich auf. Nicht die Tatsache, daß sie mit dem eigenen Sohn und Töter seines Vaters, ihres Ex-Gatten, geschlafen und Kinder gezeugt hat, treibt sie um, sondern lediglich die Tatsache, daß die Leute davon erfahren könnten.

Sonntag, 1. März 2009

Rosinen im Kopf

Inzwischen habe ich sie auch schon wieder verschmissen, aber vor etlichen Jahren hatte ich mal eine - damals schon antiquarische - PC-Version des Duden-Lexikons "Redewendungen und sprichwörtliche Redens­arten" gekauft.
Dort bin ich auch auf den Eintrag über die "Rosinen im Kopf" gestoßen.
Rosine: große Rosinen im Kopf haben (ugs.): hochfliegende Pläne, Ideen haben: Sie hatte schon immer große Rosinen im Kopf. ... für ihn sei die Rekrutenzeit die sorgloseste Zeit gewesen, weil man noch keine Verantwortung hatte und noch große Rosinen im Kopf (Ott, Haie 310).
- Die heute gebräuchliche Wendung ist eine Abwandlung der älteren Wendung »große Rosinen im Sack haben«, die sich auf den Wohlstand des reichen Händlers bezog. Sie wurde übertragen auf das Streben nach diesem Wohlstand, auf große Pläne.
Diese Erklärung konnte (und kann) mich nicht recht überzeugen, sie will mir nicht plausibel erscheinen. "Rosinen im Kopf haben" (ich habe die Redensart übrigens bisher nur in der Variante ohne "groß" gehört) bezieht sich ja nicht nur - und nicht mal hauptsäch­lich - auf die Träume vom Großen Geld, vom Großen Reichtum. Es sind die großen (unrealistischen?) Träume von einer Filmkarriere, wissenschaftli­chem Ruhm, sportlichen Erfolgen und was der schönen Dinge mehr sind, die den Leuten im Kopf herumspuken. Diese Traumkarrieren bringen natürlich, wenn sie denn wahr werden, meistens auch finanziellen Segen mit sich. Der finanzielle Aspekt spielt jedoch in den "Rosinenträumen" der jungen Leute meist gerade keine Rolle. Da gibt's in den Familien doch immer die großen "Wovon-willst-du-dann-leben?"-Diskussionen mit dem Nachwuchs, wenn er mitteilt, er wolle Schriftsteller, Schauspieler oder Duden-Redakteur wer­den.
So gesehen macht die vom Duden (und nicht nur von ihm, ich habe ähnliche Erklärungen auch anderswo im Netz gefunden) behauptete Herkunft des Spruchs vom großen Sack des reichen Händlers keinen rechten Sinn.
Meine Erklärung, die ich allerdings nicht belegen kann, erscheint mir plausibler:
Ich glaube, der Spruch von den "Rosinen im Kopf" kommt aus dem französi­schen Sprachraum. Und ich glaube das deshalb, weil der Spruch auf franzö­sisch ein ganz wunderschönes und passendes Wortspiel ergibt; sehr viel passender, als die etwas gewaltsam zurechtgebogene Geschichte mit dem Sack des Kaufmanns. Der übertrieben optimistische junge Franzose hat raisins im Kopf und sollte doch - nach Überzeugung noch jeder Elterngene­ration - was im Kopf haben? Raison natürlich, Vernunft, Verstand.
Sehen sich die beiden Wörter schon geschrieben sehr ähnlich, so werden sie - ein bißchen schlampig ausgesprochen - sogar ganz leicht verwechsel­bar.
Und weil ich gerade dabei bin, füge ich noch eine Bemerkung zur etymologischen Ableitung von "Matsch" im Duden hinzu:
Matsch: Der seit dem 18. Jh. bezeugte Ausdruck für "weiche, breiige Masse; nasser Straßenschmutz" gehört zu dem Verb matschen ugs. für "mischen, durcheinandermengen, herumsudeln", das lautmalenden Ur­sprungs ist. Neben 'matschen' findet sich auch eine gleichbedeutende na­salierte Form manschen (17. Jh.), wie z.B. 'panschen' neben 'patschen'; beachte auch Mansch ugs. für "Schneewasser; schlechtes Wetter; Suppe; wässeriges Essen". Abl.: matschig ugs. für "breiig; klebrig, schmutzig; überreif" (um 1800).
Das mit der Lautmalerei der Worte "Matsch" und "matschen" leuchtet mir zwar ein... Aber es gibt im Italienischen das Verb macinare, kleinmahlen, der Caffé macinato ist das staubfein gemahlene Espressomehl, die macina ist der Mahlstein.
Könnte es nicht sein...?
Und noch ein Spruch, den ich bei der Recherche im Netz gefunden habe:
Lieber Rosinen im Kopf als Haare im Kuchen

Tierquälerei

Am 23. 12. 1986 - es ist keine hochaktuelle Meldung mehr, ich geb es zu - stand in der Regensburger "Woche" folgende Meldung:

Steinadler Kopf abgerissen

Einem lebenden Steinadler, der angekettet als symbolischer Wächter am Tor des Vogelparadieses der Burg Thierlstein bei Cham saß, wurde bei lebendigem Leib der Kopf abgerissen. Mit dieser Tierquälerei beschäftigt sich seit Tagen die Chamer Poli­zei und kam in ihren Ermittlungen bis jetzt nicht weiter. Der Steinadler hat einen Wert von 12000 Mark, außerdem wurde von denselben Tätern ein Wan­derfalke aus einem Käfig ge­stohlen, der auf 8000 Mark ge­schätzt wird. Das Vogelparadies auf Thierlstein, zu dem eine Falknerei gehört, muß Feinde haben, denn bereits vor einigen Monaten wurde ebenfalls in ei­ner Nacht- und Nebelaktion ein Jagd­falke, der in einem Käfig saß, vergiftet.

Hast du den Irrsinn dieses Vorgangs bemerkt?

Da hat ein Mensch - ein fieser Sack, kein Zweifel - einem "lebenden Steinadler, der angekettet als symbolischer Wächter am Tor des Vo­gelparadie­ses der Burg Thierlstein bei Cham saß (...) bei lebendigem Leibe (den) Kopf abgeris­sen." Und mit dieser Tierquälerei, began­gen an einer beweglichen Sache (vulgo: Tier) im Werte von 12.000 DM beschäftigte sich die Chamer Polizei.

Nun gut, soll sie sich damit beschäftigen. Warum aber beschäf­tigt sich - anscheinend - keine Be­hörde mit jener Tierquälerei, die darin besteht, einen Steinadler, ein riesiges Flugtier also, bei lebendigem Leibe an das Tor eines "Vogelparadieses" zu ketten? Verglichen mit dieser Tierquälerei wird mir der ein­gangs erwähnte fiese Sack fast schon wieder sympa­thisch, da er dem endlosen Schrecken wenigstens ein - wenn auch schreckliches - Ende gemacht hat.