In kulturkritischen Abhandlungen wird gerne das zum
Selbstzweck gewordene Streben mancher Menschen nach Macht beklagt. Man schreibt
ehrgeizigen, nach Macht strebenden Menschen einen ausgeprägten Machthunger zu.
Er strebt nach Macht, weil er machthungrig ist. Es ist offenkundig, daß diese
Erklärung nichts erklärt. Es ist so, wie es ist, weil es halt so ist.
Manche sagen statt Machthunger auch Machttrieb, und driften damit völlig in den
Unfug ab. Ein Trieb nämlich ist in jedem Menschen vorhanden, er ist ein sehr
elementarer Impuls, der mit enormer Kraft danach drängt, befriedigt zu werden.
Wird der Nahrungstrieb nicht befriedigt, stirbt der Mensch, wird der
Sexualtrieb nicht befriedigt, so handelt sich der tatsächlich (nicht nur
vorgeblich) dauerhaft abstinente Mensch ernsthafte psychische Deformationen
ein.
Der sogenannte Machttrieb dagegen wäre per definitionem - also unvermeidlicherweise - ein Trieb, der bei
einigen Menschen nur deshalb
befriedigt werden kann, weil ihn sehr, sehr viele andere nicht befriedigen können. Ein Trieb,
den die meisten davon befallenen Individuen nicht befriedigen können, hätte sich bald aus der
Evolution gemendelt.
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