Als die Grünen 1987 erstmalig in den Bundestag einzogen, war
unter den Neulingen im Hohen Haus auch der Kreuzeder Hias, ein damals
38jähriger Biobauer aus der Nähe von Freilassing [1].
Kreuzeder ist längst nicht mehr bei den Grünen, was ihn ehrt. Zur
konstituierenden Sitzung war er in landestypischer Lederhose erschienen, in der
Messertasche den Hirschfänger. Bei seiner ersten Rede sprach er Bairisch, und
zwar nicht so wie im "Tatort" aus München, sondern so, wie er auch
daheim auf seinem Hof gesprochen hätte. Auf den Hinweis der irritierten Bundestagsvizepräsidentin
Annemarie Renger hin, er möge doch bitte Hochdeutsch sprechen, meinte Kreuzeder
trocken, es sei nicht seine Schuld, wenn einige im hohen Haus Bildungslücken
hätten. "I versteh euer Preißisch ja aa", sagte er und setzte seine
Rede auf Bairisch fort.
Heimlich kichert der Preiß über Roman Herzog, weil der zwar
Hochdeutsch spricht, aber halt mit leichtem landshuterischen Akzent und
bairischer Sprechmelodie. Er selber aber...
Er selber sagt, ohne mit der Wimper (oder was immer zu
zucken) im Bundestag oder im Fernsee: "Was
Sie uns hier zum Thema Flejeversicherung auf den Tüsch geleecht haben ist
unertreechlich. Damit können Sie allenfalls der Anaacho-ßene imponieren"
und glaubt dann allen Ernstes, er habe eben Hochdeutsch gesprochen.
Daß er kein "i" und kein "pf" in
"schümfen" hinbringt, veranlaßt den Preißn nicht, sich in
logopädische Behandlung zu begeben. In Rhetorik lernt er es auch nicht, weil der
Rhetoriklehrer selber 1 Preiß ist und nicht weiß, wie man spricht.
So ist der Preiß gebaut: Wenn ihm einer was verzählt, was er
nicht versteht, dann ist nicht er, der Preiß, schuld, daß er keine Ahnung nicht
hat, sondern der Verdacht liegt erst mal beim anderen, weil der Sachen sagt,
die über den Horizont eines Preißn hinausgehen.
Was hat man nicht seinerzeit gelacht über den Stoiber
Edmund, weil der erzählt hatte "...ich
habe es mir auch angewöhnt, daß ich jeden Tag in der Früh in den Garten schaue
und vielleicht eine Blume hinrichte oder aufrichte. Ja, und ein bißchen mähen
tu' ich. Und ansonsten sag' ich meiner Frau, was ich alles tun würde. Und dann
macht sie es bzw. mit dem Gärtner zusammen." Gar kein Ende wollte die
Heiterkeit nehmen, als Stoiber bei anderer Gelegenheit seine Frau Karin "Muschi" nannte. "Der Stoiber
hat einen Schlag", sagte sich der Preiß und kam in seiner Einfalt gar
nicht auf die Idee, daß vielmehr das Problem seine eigene Unkenntnis bairischer
Semantik sein könnte.
Was ich sagen will: Daß der Preiß nicht weiß, wie man in
Bayern spricht, ist ja nicht weiter verwunderlich, das kann ihm keiner
vorwerfen. Bemerkenswert ist jedoch, daß er gar nicht auf die Idee kommt, er könnte irgend etwas nicht wissen. Wenn ihm etwas merkwürdig oder auch nur
ungewohnt vorkommt, dann stutzt der Preiß nicht, und denkt oder frägt dann
nach, wie es ein verständiger Mensch machen würde. Nein, er hält erst mal den
Anderen für einen Idioten und lacht dabei wie ein Depp.
Sodala, das war jetzt die routinemäßige Preißnbeschimpfung,
jetzt kommt der pädagogische Teil:
Ein schiefes Ding, Blume oder Bild oder was, hinrichten
(also in die gewünschte Ordnung bringen) ist ganz normaler Sprachgebrauch in
Bayern. "Richten" überhaupt als Bezeichnung für Reparieren ist
geläufig, trotz des Reparaturverbots in der Bibel: "Richtet nicht, auf daß
ihr nicht gerichtet werdet".
"Muschi" ist im Bairischen nichts anderes als die
kosende Bezeichnung für eine Katze, ähnlich dem englischen "pussy".
Abgeleitet davon ist es auch die kosende Bezeichnung für eine Frau oder ein
Mädchen, und zwar für eine Frau in toto.
Ich kannte einst ein Mädchen, das von ihrer Familie und all ihren Bekannten
ganz selbstverständlich "Muschi" gerufen wurde und kein Schwanz hat
sich etwas Obszönes dabei gedacht. Daß "Muschi" auch das weibliche
Geschlechtsteil bezeichnet, ist ein relativ später Import aus dem Norden,
womöglich indirekt aus dem Englischen.
Auch dieses "es mit einem machen" und dabei unter
"es" den Geschlechtsverkehr verstehen, ist aus dem Norden
importiertes Schwiemeldeutsch. Der Baier führt da eine geradlinigere Sprache, er
spricht von gamsen, schnackseln, pudern [2].
Der Preiß aber is a Sau, die bei allem möglichen dreckig lacht und der Baier
muß es ausbaden.
Es ist 1 Schande, daß ich auf meine Alten Tage jetzt noch
den Stoiber verteidigen muß.
Seit einiger Zeit jedoch ist die Muschi Zug um Zug bis nach
Österreich gedrungen.
Wer hier singt ist Elisabeth (Lisl) Gehrer, ehemalige
österreichische Kultusministerin.
Sie hat das Lied vor ihrer Karriere als Politikerin aufgenommen,
als sie noch Sängerin und dann Darstellerin in Soft-Porno-Filmen von Franz
Antel war: "Frau Wirtin hat auch einen Grafen", "Frau Wirtin
bläst auch gern Trompete", "Liebe durch die Hintertür" oder
"Wenn Mädchen zum Manöver blasen".
Tu felix austria.
Daß irgendwann eine ähnliche Aufnahme von Ursula von der
Leyen auftaucht, wird wohl ein Traum bleiben. Für solche bezaubernden
Inkonsequenzen und Brüche ist der Preiß viel zu geradlinig. ("Ich versteh
das nicht, ich bin aus Hannover" - Bülent Ceylan.)
Man erinnert sich vielleicht an den "Prinzen von
Homburg" (von Kleist). Dieser handelt als Truppenführer einem Befehl des
Kurfürsten zuwider; aus schlafwandlerischer Verwirrung heraus, nicht aus
aufsässiger Gesinnung heraus, wie oft geschrieben wird. Er gewinnt mit diesem
befehlswidrigen Handeln die Schlacht und wird vom Kurfürsten zum Tode
verurteilt. Befehl ist Befehl und Kotzequenz unser Gott.
In Österreich gab es den Maria-Theresia-Orden. "Er war
bis zum Ende der Habsburgermonarchie die höchste Tapferkeitsauszeichnung des
Landes." (...) "Diese besondere Auszeichnung wurde für aus eigener Initiative unternommene,
erfolgreiche und einen Feldzug wesentlich beeinflussende Waffentaten, die ein
Offizier von Ehre hätte ohne Tadel auch unterlassen können, verliehen."
Das heißt, der höchste militärische Orden im alten
Österreich wurde an den verliehen, der ohne Befehl oder gar befehlswidrig handelte
und damit Erfolg hatte. Völlig inkonsequent, die Sache. Österreichisch halt,
bairisch, mediterran.
Oder nimm die Geschichte mit Peppone (den aus den
Don-Camillo-Geschichten). Als sein kleiner Sohn auf den Tod liegt kauft dieser
Kommunist und Atheist eine riesige Kerze, schleicht nachts in die Kirche und
entzündet die Kerze vor der Madonna (ausdrücklich nicht vor ihrem Sohn, denn
der hält es zu sehr mit der Reaktion). Ein völlig irres Verhalten für einen
konsequent denkenden Menschen. Peppone aber hat es in diesem Moment geholfen.
Der Balkan fängt irgendwo in der Gegend von Tirschenreuth
an, die nördliche Küstenlinie des Mittelmeers liegt in der Gegend von
Regensburg. Wer nördlich davon aufgewachsen ist, wird die charmanten
Inkonsequenzen dieser Lebensart nie wirklich verstehen können, es wäre denn,
eine südliche Muse hätte sich einst verflogen und ihn in der Wiege schon sanft
auf die Stirne geküßt.
Und weil ich schon dabei bin und es jetzt auch nicht mehr
drauf zammkommt: Das bairische Wort "Fotzn" hat ebenfalls nichts mit
dem weiblichen Geschlechtsteil zu tun, es meint das Antlitz, lateinisch
"facies" (ja, der Baier ist vornehm, hier spricht noch der letzte
Kuhhirte Latein), beziehungsweise einen Schlag in dieses Antlitz.
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