Ich bin ein Großer Atheist vor dem HErrn und GOtt hat mich
auserwählt, seinem Gläubigen Volk die Heilige Schrift auszulegen, auf daß es
verstünde und noch gläubiger würde. In gleicher Weise hat GOtt mich auch zu einem
berufsmäßigen Menschenversteher gemacht.
Kein Mensch - desgleichen auch kein Regenwurm - tut irgend etwas einfach so. Wenn Friedrich
dem Uwe ein Messer in den Laib rammt und dazu "Gott ist brot!" ruft,
wird man Herrn Nietzsche, vielleicht, wahrscheinlich in das Irrenhaus
einliefern, denn er hat eine Tat ohne Motiv begangen. Tut einer etwas, das uns
gemeinhin bizarr und absolut unverständlich erscheint, neigen wir dazu, ihn als
"verrückt" zu bezeichnen. Der Begriff "verrückt" aber, dies habt zur Mahnung, erklärt nichts, überhaupt nichts. Es ist völlig verrückt, das Wort verrückt zu verwenden.
Wüßten wir nämlich, daß Gott dem Friedrich im Traum
erschienen ist und ihm befohlen hat, diesen Laib Brot zu durchbohren, dann
hätte sein Tun plötzlich Sinn und Motiv bekommen.
Um konkreter zu werden: Jedes Mal, wenn ich das Wort
"Hexenwahn" höre, kranzelt
es mir die Zehennägel auf, denn sehet, das Wort bedeutet nichts. Das Foltern und anschließende Verbrennen
von der Zauberei/Hexerei verdächtigen Personen ist ein barmherziges und
menschenfreundliches Werk. [1]
Versetzen wir uns übungshalber in das Gehirn eines
Inquisitors der Heiligen Inquisition. Nehmen wir ihn als tiefgläubigen Menschen
an, als einen, der existentiell an die Lehren seiner Kirche glaubt. Wenn mein
Glauben auf dem Wort Gottes beruht, welches er in Heiligen Schriften
niedergelegt hat, dann bin ich an dieses geoffenbarte
Wort Gottes gebunden. Ich kann mit
Gott nicht um Kompromisse schachern. Wenn ich an Gottes Wort in Bibel oder
Koran glaube, dann ist dieses Wort für mich verbindlich, für alle Zeiten. Das in Bibel oder Koran geoffenbarte Wort Gottes
ist das Fundament meines Glaubens. Wenn ich, von dieser Überlegung ausgehend,
stringent weiterdenke, dann komme ich zu äußerst unerfreulichen Resultaten, das
zwar, ich lande bei einer starren, selbstgerechten und sehr brutalen Religion,
aber so ist das nun mal.
Wo waren wir? Wir waren beim Glauben: Diese Erde ist ein
Jammertal, das Leben auf dieser Erde dient letzten Endes nur dazu, uns das
Eintritts-Billet für den Himmel zu verdienen. Das eigentliche Leben beginnt im
Jenseits und wer hier auf Erden gegen Gottes Gebote verstößt und nicht bereut,
wird einst im Ewigen Feuer der Hölle landen, unendliche Qualen erdulden müssen.
Nun ist ein Ketzer vom rechten Glauben abgefallen, nun ist
eine Hexe den Versuchungen Satans erlegen, nun ist ein Jude oder Moslem weit
entfernt vom Rechten Glauben. Wenn ich nun im Sinne der heute so geschätzten Toleranz dies einfach hinnehme ohne
wenigstens zu versuchen, Einfluß zu nehmen, dann versündige ich mich an der Ewigen Seligkeit dieses Ketzers, dieser
Hexe, dieses Juden oder Moslems. Wenn ich tolerant bin, wenn ich die Dinge
laufen lasse, wie sie laufen, lasse ich diese Menschen sehenden Auges in die
Ewige Verdammnis laufen. Toleranz ist
Sünde, eine Todsünde für jeden, der glaubt.
Ergreife ich dagegen jene, die vom Rechten Glauben
abgefallen sind (beziehungsweise noch nie bei ihm waren) und bringe ich sie -
notfalls auch mit sehr nachdrücklichen Methoden - dazu, von ihrem Irrtum
abzulassen, zu beichten und zum Rechten Glauben zurückzufinden, so habe ich ein
Werk äußerster Barmherzigkeit an ihnen getan. Einem ehemaligen Ketzer auf dem
Scheiterhaufen die Beichte abzunehmen, ihm die Kommunion und Letzte Ölung zu
spenden und ihn dann zu verbrennen, noch ehe er auch nur Gelegenheit hat,
erneut zu sündigen - kann einer mildtätiger sein?
Das Handeln der Inquisition war in sich logisch und es widerspricht nicht den Lehren der
existentiell ernstgenommen Religion der Katholischen Kirche.
[1] Damit's ein für alle Mal gesagt ist: Die
nachfolgenden Ausführungen sind weder satirisch noch sarkastisch, sondern
vielmehr bitterernst gemeint.
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