Samstag, 10. August 2019

Josef Hader und die schlimmen Ausdrücke

Vor einigen Jahren hat der österreichische Kabarettist Josef Hader in der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität sein Programm "Hader spielt Hader" aufgeführt. Der Auftritt wurde seinerzeit vom Österreichischen Rundfunk gesendet und die Aufzeichnung ist bei YouTube zu finden.
Ziemlich am Anfang seiner Show sagte Hader:
"Sie merken, glaub ich, schon ein bißl die Richtung des heutigen Abends. Eher besinnlich, heiter nachdenklich. Ein Abend, wo ruhig auch ältere Leute hinkommen können, 'ficken, ficken, ficken" wird praktisch überhaupt nicht vorkommen. Außer aamoi kurz 'ficken' und damit hamma des Thema erledigt."
Ich habe mir das angehört und leicht gegrinst. Ja, ja die älteren Leute, die so leicht pikiert sind. Gemerkt habe ich nichts, erst mit erheblicher Verzögerung ist mir aufgefallen, daß ich inzwischen selber ein älterer Leut bin. Und ich zucke nicht pikiert zusammen, wenn einer schlimme Wörter verwendet. Und wenn ich es recht bedenke, dann geht meine Generation ausgesprochen locker, fast leichtfertig mit Schlimmen Ausdrücken um.
Schlimme Ausdrücke, wie etwa das besagte "ficken" läßt heutigentags nicht mehr die älteren Herrschaften zusammenzucken - die Älteren Herrschaften von heute sind die Rock'n-Roller, die Beatles- und Stones-Generation, die 68er -, sondern die jüngeren Leute aus den bildungsnahen Schichten. Wir alten Säcke haben seinerzeit die schlimmen Ausdrücke, wie etwa... Aus Rücksicht auf die jungen Leute erwähne ich kein Schlimmes Wort mehr. Was ich sagen will: Früher, mei früher, als wir noch jung waren, wurden wir von unseren Eltern und Großeltern zurechtgewiesen, wenn wir Schlimme Ausdrücke verwendeten (was unsere Lust, besagte Ausdrücke zu verwenden, ins Gigantische steigerte), heute sind es unsere Kinder oder Enkel (1), die uns zurechtweisen. "Mäßige, Alter", so rügen sie uns, "deine Zunge."
Säusle klein, säusle fein
Die Welt soll doch harmonisch sein.
Die Welt ist natürlich nicht harmonisch, sie war es nie. Zu Zeiten unserer Jugend war sie natürlich harmonischer als heute, was aber auch nur eine Illusion ist. Wahrscheinlich verführt eine aus den Fugen geratene Zeit dazu, sich eine harmonische Sprache zu erfinden, weil dann die Welt in schönerem Licht erglänzt.
Ich spreche mir die Welt,
widde, widde, witt
So wie sie mir gefällt.
Pippi Langstrumpf als Leitphilosophin unserer Zeit. Das heißt, sie könnte es sein, wäre ihr Vater nicht ein Negerkönig. Man sagt heute nicht mehr "König".


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(1) Oder die, die es vom Alter her sein könnten.

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