Vor drei Tagen wären es auf den Tag genau 12 Jahre gewesen, daß ich beim Essenmachen und dann beim Essen im Deutschlandfunk das "Kulturgespräch" zum Thema "Schwindende Neubauten" gehört habe. Moderator war ein gewisser Gerd De Bruyn und dieser Moderator sagte "Arschitektur", wenn er von "Architektur" sprach (und dieses Wort, samt "Architekt", kam bei diesem Thema sehr, sehr häufig vor). Er machte das nicht durchgehend, anfangs (als er das vorbereitete Eingangsstatement ablas) hörte man noch "Architektur", dann wieder war seines Hanges zum Nuscheln nicht klar, ob "ch" oder "sch" und schließlich dominierte arschklar das Wort "Arschitektur".
Ich würde hier gerne einen Link bringen, bei dem sich jeder von der Richtigkeit meiner Angabe überzeugen könnte, aber die Sendung ist beim Deutschlandfunk nicht mehr online verfügbar. "Selig sind die nicht hören und doch glauben." (Joh. 20,29)
Ich dachte erst, verdammt, wie ist der durch das Bewerbungsgespräch für einen Rundfunkredakteur gekommen, am Ende aber erfuhr ich, daß Gerd De Bruyn Direktor des "Instituts für moderne Architektur und Entwerfen" an der Universität Stuttgart ist, was die Sache nicht wesentlich besser macht.
Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Ich habe nichts dagegen, daß man einem Sprecher anhört, aus welcher Ecke von Deutschland er kommt, ganz im Gegenteil. Soll ein Schwabe ruhig vom "Wäsen der Dinge" sprechen. De Bruyn aber hatte diesen nölenden, arroganten Kulturschmock-Tonfall drin, dem man von weitem schon anhört, der Sprecher sei überzeugt, er spreche gerade perfektes Bühnendeutsch.
Der Preiß ist nämlich sehr von sich überzeugt. Er sagt, ohne mit der Wimper (oder was immer zu zucken) im Bundestag oder im Fernsee: "Was Sie uns hier zum Thema Flejeversicherung auf den Tüsch geleecht haben ist unertreechlich. Damit können Sie allenfalls der Anaacho-ßene imponieren" und glaubt dann allen Ernstes, er habe eben Hochdeutsch gesprochen.
Daß er kein "i" und kein "pf" in "schümfen" hinbringt, veranlaßt den Preißn nicht, sich in logopädische Behandlung zu begeben. In Rhetorik lernt er es auch nicht, weil der Rhetoriklehrer selber 1 Preiß ist und nicht weiß, wie man spricht.
So ist der Preiß gebaut: Wenn ihm einer was verzählt, was er nicht versteht, dann ist nicht er, der Preiß, schuld, daß er keine Ahnung nicht hat, sondern der Verdacht liegt erst mal beim anderen, weil der Sachen sagt, die über den Horizont eines Preißn hinausgehen.
Was ich sagen will: Daß der Preiß nicht weiß, wie man in Bayern spricht, ist ja nicht weiter verwunderlich, das kann ihm keiner vorwerfen. Bemerkenswert ist jedoch, daß er gar nicht auf die Idee kommt, er könnte irgend etwas nicht wissen. Wenn ihm etwas merkwürdig oder auch nur ungewohnt vorkommt, dann stutzt der Preiß nicht, und denkt oder frägt dann nach, wie es ein verständiges Mensch machen würde. Nein, er hält erst mal den Anderen für einen Idioten und lacht dabei wie ein Depp.
Einer aber - dies habt zum Gedächtnis - meckert immer und der Preiß ist der deutschsprachige Meckersack an sich.
PREISS: Wenn ich Sie bezüglich des 'pf' sanft korrigieren darf: Selbstverständlich können die Preißn auch 'pf' machen. Wie sollten sie sonst Fümpf Bier hier auf den Tüsch ordern?
ICH: Mir scheint, das hängt von der Sorte Preiß ab, die man grad wissenschaftlich untersucht. Der Berliner jedenfalls bringt das "pf" nicht hin. Im Wort drin vielleicht, wie in fümpfunfümpfzich, als Anlaut wie in "Fennje" aber nicht.
Die offizielle Bühnenlautung haben die Preißn eh manipuliert. Ab der Schauspielschule muß jeder Schauspieler Könich sagen, obwohl es einem dabei die Zehennägel aufkranzelt. So im bekannten Gedicht:
Meen gudesder Genich,
Ich lieb dich nich wenich
Meene gudsde Genichin
legste dich en wenich hin.
Apropos Aussprache: Wo ein verständiger Mensch Kina sagt, wenn er China meint, sagt der Preiß Schina und weils eh schon wurscht ist sagt er auch Schile, wenn er Tschile meint. Ich kann mich noch an einen bundesweit ausgestrahlten Werbespot für Chio Chips erinnern, da trällerte eine Dame gänzlich unscheniert: Schio, Schio, Schio Schips. Tscheiße, sag ich da nur.
Aber heutzutag nennt ein Schurnalist seinen eigenen Beruf Tschornalist, wahlweise auch Dschornalist, Dschurnalist oder Tschurnalist. Das sind doch alles Tschorken.
Als seinerzeit die Leute in Ost-Berlin durch die Straßen zogen und "Wir sind das Volk" riefen, dachte ich beim Tagesschau-Schauen, ich hätt's auf den Ohren. "Wür sünd das Volk" haben die gerufen.
P. S.: Wenn Sie statt fümpf Bier lieber sieben Bier auf dem Tüsch hätten, dann fahren Sie in die UdSSR. nach Simbirsk.
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