Dienstag, 13. April 2021

Die Ästhetik der Fabrikhalle

Was mag wohl dieses Bild darstellen? Wenn du nicht so ganz genau hinsiehst, magst du es auf den ersten Blick für einen Ausschnitt aus einer Werkshalle halten. Diese kühle, blitzende Eleganz, die dich frösteln läßt. An diesem eiskalten Eindruck vermag auch die merkwürdige Pflanze im Vordergrund wenig zu ändern. Genau genommen verstärkt sie den Eindruck bloß, weil natürlich durch den Kontrast die Wirkung des blitzenden Me­talls nur umso stärker rauskommt.
Und dann die Werkshalle aus einer anderen Perspektive und mit "Arbeiterin".

Es ist ein Fitness-Studio, verdammt, tatsächlich ein Fitness-Studio. Und was das wirklich Verrückte an der Sache ist: die beiden Fotos stam­men nicht etwa aus einer kritischen Illustriertenreportage über eiskalte Fit­neß­fab­riken, sondern aus dem Werbeprospekt eines Regensburger Fitneß-St­udios.

Abenteuerlich, so was! Da verbringen die Leute ihre Arbeitstage in irgendwelchen Fabrikhallen, wo irgendwelche Maschinen vor sich hinstampfen oder in Büros, wo blitzende Computer ihnen einen fremden Rhythmus aufzwingen - und kaum sind sie draußen, in der heiß ersehnten Freizeit, setzen sie sich in ihre Autos, fahren zum nächsten Fitness-Center und setzen das enervierende rhythmische Stampfen fort. Aber was willst du auch von Leuten erwarten, die sich freiwillig in einer Disco [1] dem Stampfen der Techno-Musik [2] aussetzen?

 



[1]   Hoppala, man sagt jetzt Club, wurde mir hinterbracht.

[2]   Für Techno-Musik sagt man inzwischen bestimmt auch anders. Heutigentags sagt man alle 20 Jahre anders. Statt Burma sagt man jetzt Myanmar, statt Hysterie heißt es jetzt dissoziative Störung und histrionische Persönlichkeitsstörung, für Neger sagt man... wie eigentlich? In Babylon - die Älteren werden sich noch erinnern - mußte noch GOtt einschreiten und die Sprache der Menschen verwirren, so daß keiner mehr den anderen verstand, heute müssen das die Menschen (GOtt ist tot!) selber machen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen