Eine blonde doitsche Frrrau (1)
geht mit ihrem Mann in eines der renommiertesten Lokale Münchens,
ein indisches Restaurant. Zum Essen bestellt sie sich ein
Mineralwasser, sie schenkt sich ein Glas ein und trinkt. Das Wasser
erweist sich als mit Lauge versetzt -> Zunge verätzt.
Wie schreibt die Münchner
Boulevardzeitung "tz"? "Münchnerin trinkt
Wasser beim Inder - Intensivstation!"
Da gehst du arglos in ein indisches, was sag ich: ausländisches Restaurant und wirst heimtückisch vergiftet. Was könnte harmloser sein als ein Glas Wasser? Der wohlmeinende Volxpädagoge erklärt mir, sie sei ja selber schuld, wenn sie ein ausländisches Restaurant besucht. Man weiß ja, wie diese Ausländer sind, bei denen mußt du stets mit einem Anschlag oder wenigstens einer Mißhelligkeit rechnen. Sie hätte es wissen können, sie ist schließlich mit einem Italiener verheiratet (2).
Da gehst du arglos in ein indisches, was sag ich: ausländisches Restaurant und wirst heimtückisch vergiftet. Was könnte harmloser sein als ein Glas Wasser? Der wohlmeinende Volxpädagoge erklärt mir, sie sei ja selber schuld, wenn sie ein ausländisches Restaurant besucht. Man weiß ja, wie diese Ausländer sind, bei denen mußt du stets mit einem Anschlag oder wenigstens einer Mißhelligkeit rechnen. Sie hätte es wissen können, sie ist schließlich mit einem Italiener verheiratet (2).
Du verstehst, wie ich das meine?
Natürlich ist es nicht okay, wenn im Mineralwasser Lauge enthalten
ist und natürlich ist so ein Vorfall berichtenswert. Aber, wie so
oft, ist es der Ton, der die Musik macht. Die lokale Konkurrenz der
"tz", die "Abendzeitung" hat über denselben
Vorfall erheblich sachlicher berichtet:
Die wirkliche Pointe der Geschichte
kommt jetzt: Der Kellner hat das Mineralwasser ungeöffnet
serviert. Es handelte sich um die Marke Acqua Panna von San
Pellegrino. San Pellegrino gehört zum Nestlé-Konzern. Die
korrekte Schlagzeile der "tz" hätte also lauten
müssen:
ZUNGE VERÄTZT
Münchnerin trinkt Wasser von
Nestlé - Intensivstation!"
Wenn du als Redakteur so eine
Nestlé-kritische Schlagzeile formulierst, sie mag so korrekt sein
wie nur immer, dann reißt dir tags drauf der Chefredakteur den Kopf
runter. Da schiebt man den Schwarzen Peter lieber dem Inder zu.
Und weil wir grad dabei sind - ich mag
die Redewendung vom Italiener, Griechen, Inder, in deren Restaurants
man geht, so gar nicht. In den siebziger Jahren, ich war schon
erwachsen, hörte ich die Wendung erstmals und mir stellten sich die
Haare auf. Ich habe keine Schwierigkeiten, von einem Neger als
"Neger" zu sprechen, ich empfinde das Wort nach wie vor
nicht als diskriminierend, aber der Satz "Ich lade dich für
heute abend zum Italiener ein" käme mir niemals über die
Lippen. Er ist so brutal diskriminierend... Laß es mich so erklären:
In Berlin gibt es bestimmt ein bayerisches Lokal,
höchstwahrscheinlich mehr als eines, denn in Berlin gibt es alles
und jeweils das Gegenteil davon. Kein Berliner würde sagen "Ich
gehe heut abend zum Bayern", er würde sagen "Ich geh in
die 'Kreuzberger Alm' oder zum 'Prenzlauer Hüttenwirt'."
Aber natürlich ist das eine
nachgeschobene Begründung, in Wahrheit mag ich die
Formulierung einfach nicht, punkt, aus. Sie ist so unglaublich
rotzig.
P. S.: Wenigstens war die Familie
Vitolo nicht beim frauche fraisseur im Lokal, dort hätte man
ihr womöglich Froschschenkel serviert.
1 Sie
heißt zwar Vitolo, aber den italienischen Nachnamen hat sie sich
erheiratet
2 Wahrscheinlich
eine sizilianische Zwangsehe, damit der Sohn nach einem
One-Night-Stand nicht entehrt ist. Man kennt ja diese Sizilianer.
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