Seit es den Staat Israel gibt, gibt es dort auch die Todesstrafe. Das ist nichts Besonderes, die Todesstrafe ist in ganz vielen Ländern der Welt verbreitet, sie ist dort so alltäglich wie Weizenbrot. Bemerkenswert ist allerdings der Umstand, daß die Todesstrafe in Israel seit der Staatsgründung am 14. Mai 1948 nur ein einziges Mal vollstreckt wurde.
Mehr als ein halbes Jahr lang war Nagar Eichmanns persönlicher Bewacher, er hat ihn zur Toilette und zur Dusche gebracht, es entwickelte sich - nahezu unvermeidlicherweise - eine persönliche Beziehung zwischen ihnen.
Als am 31. Mai 1962 kurz vor Mitternacht das Todesurteil gegen Adolf Eichmann durch Erhängen vollstreckt wurde, drückte Schalom Nagar den Knopf, der die Falltür öffnete. Man hatte gerade ihn zum Henker erwählt, weil er aus dem Jemen stammte und also mit der Judenvernichtung der Nazis weder persönlich noch familiär etwas zu tun gehabt hatte.
"Der Anblick ist schrecklich gewesen", erzählt er einem Journalisten. "Ich sah ihn hängen und sein Gesicht war ganz weiß und seine Augen traten stark hervor. "Seine Zunge hing ihm bis fast auf die Brust."
Als sie die Leiche Eichmanns hochhoben und aus der Schlinge befreiten, sei plötzlich Luft aus dessen Bauch entwichen. Der Tote habe ein unheimliches grummelndes Geräusch direkt in Nagars Gesicht abgegeben. "Es war, als ob er mich anbellte."
Die Geschichte war für Nagar traumatisch, er wurde darüber sogar religiös.
Es wäre ein hochinteressantes Thema für eine Doktorarbeit: Welche psychischen Verwüstungen hinterläßt die Todesstrafe beim Henker? In den meisten Fällen, so fürchte ich, ist die psychische Verwüstung allerdings bereits vor der Henkerwerdung des Menschen geschehen. Man sollte die Stelle eines Henkers ausschreiben und alle Bewerber unverzüglich hinrichten. Nur... durch wen?
Das letzte Wort hat - wie so oft - der Franze:
Der Franze hat gsagt, er is ein strenger Liberaler. Wer die Todesstrafe wieder einführen möcht, sagt er, ghört aufghängt.
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