Freitag, 2. Juni 2023

Unsichtbare Mitbewohner

Es ist schon viel darüber geschrieben worden, daß Billig-Kugelschreiber und Wegwerffeuerzeuge in großer Zahl und auf völlig unerklärliche Weise verschwinden [1]. Drei dieser Abhandlungen kenne ich, eine davon habe ich sogar gelesen, die dritte habe ich geschrieben.

Die verwegensten Theorien sind aufgestellt worden und werden immer noch verbreitet, um dieses Verschwinden von Kugelschreibern zu erklären - bis hin zu der Überlegung, die Wegwerffeuerzeuge verschwänden durch ein Wurmloch im dreidimensionalen Kontinuum, um dann in einer vier- oder weiß-Gott-wie-hohen Dimension in einer Kugelschreiberwelt weiterzuleben.

Ich selber schütze mich vor dem jähen Verschwinden von Feuerzeugen dadurch, daß ich Feuerzeuge nur noch zuhause benutze, zum Anzünden von Teelichten im Stövchen. Ach ja, und das Rauchen habe ich vor über acht Jahren aufgegeben. Was die Kugelschreiber betrifft, so habe ich vor geraumer Zeit beschlossen, mich über deren Verschwinden nicht mehr aufzuregen, mit dem Effekt, daß keine (oder so gut wie keine) Kugelschreiber mehr verschwinden. Der Umstand, daß ich seit Jahren nur mehr Gelschreiber benutze hat wahrscheinlich zu meiner Gelassenheit beigetragen.

Dies würde drauf hindeuten, daß das Gelschreiberproblem ein psychologisches ist, genauer ein Beziehungsproblem zwischen Mensch und Feuerzeug.

Wenn du etwas liebst, so laß es frei. Kommt es zu dir zurück gehört es dir, kommt es nicht zurück hat es dir nie gehört.

 

Die Empirische Wissenschaft deckt Zusammenhänge auf, auf die du niemals kämst, wenn du lediglich nachdenkst.

Beobachtungsprotokoll: Des Abends nach dem Tagwerk kehre ich den  Staub vom Boden, auf daß der Hund sich wohlfühlt, alles ist sauber, blitzt und blinkt. Des Morgens kehr ich wieder, in der Zwischenzeit war keiner in der Küche, ich ernte trotzdem [2] ein Häuferl Staub in meinem Schauferl.

Dieses erstaunliche und erschreckende Phänomen kann ich mir nur dadurch erklären, daß ich annehme, daß in meinem Haus noch andere Leute wohnen, die in der Zwischenzeit den Staub verursachen.

Meine ursprüngliche Überlegung war, daß diese Leute im Haus sind, während wir weg sind, bzw. schlafen. Diese Theorie ist aber unhaltbar, weil das Leben dieser Anderen nur als totale und absolut strikte Reaktion auf mein Leben vorstellbar wäre. Pünktlich müßten sie erscheinen und pünktlich wieder verschwinden, andernfalls ich sie ja irgendwann sehen müßte. Und wieso merkt der Hund nichts?

Viel eher ist es so, daß diese Leute zwar in einem Paralleluniversum, aber im gleichen Haus leben, gleichzeitig also mit uns.

Merkwürdig bleibt allerdings der Umstand, warum dieses Paralleluniversumsgesindel nie, wirklich nie-mals unsere gemeinsam genutzte Wohnung saubermacht.



[1]  Seit neuestem kehrt sich der Trend teilweise um und Kaffeelöffel geben uns Rätsel auf, indem sie nicht minder unerklärlicherweise aus dem Nichts auftauchen.

[2]  Jetzt wirst du mich natürlich fragen, warum ich das mache - ich mein: zu kehren, obwohl in der Zwischenzeit nichts Kehrenswertes passiert ist. Ich kann mich nur auf's Herzlichste dafür entschuldigen, ich tat's der Wissenschaft wegen. Hausfrauen dagegen werden - so scheint mir - schon als kleine Mädchen drauf getrimmt, den Dreck wegzuputzen, noch ehe der Dreck entsteht. Den Männern (m/w/d) der Wissenschaft dagegen ist klar, daß es Dreck ohnehin nicht wirklich gibt. Dirt is matter in the wrong place schrieb schon der britische Premierminister Lord Palmerston.

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