Als ich noch der Waldbauernbub war, habe ich im Schwarz-weiß-Fernsee eine der ganz frühen Winnetou-Inszenierungen der Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg gesehen. Wie das bei Indianerkunst häufiger geschieht wurde einer erschossen und lag dann tot in der Kalksteinkulisse herum. Die Handlung ging weiter und irgendwann war die Kamera ziemlich nahe am Toten dran und ich konnte deutlich sehen, wie sich die Bauchdecke des Toten hob und wieder senkte. Ich wies meine kindlichen Mitschauer auf diesen Umstand hin und rief empört: "Aber der ist doch gar nicht tot!" Eines der älteren Kinder meinte, so sei das im Theater, bei Morden und anderen Peinlichkeiten wie etwa Geschlechtsverkehr werde das auf der Bühne nicht echt gemacht, sondern nur angedeutet.
Ich war empört, ich fühlte mich betrogen, ich forderte Authentizität, obwohl ich damals dieses Wort noch nicht mal hätte aussprechen können.
Noch heute schaue ich mir keine Filme an, wenn ich auch nur den Verdacht habe, die dargestellten Vorgänge könnten nicht echt sein, auch wenn das ständige Anschauen von Überwachungsvideos und Webcams auf Dauer doch etwas langweilig ist.
Nebenbei gesagt: Die meisten Pornos - in denen einiges ja doch echt ist - sind noch viel langweiliger als das Wasserloch in der Namib-Wüste.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen