Sonntag, 30. Januar 2022

Proletenpolo

Die wenigsten werden es wissen (ich weiß es ja selbst kaum noch), daß ich mal Sozialreferent im AStA [1] der Uni Regensburg war. Wir hatten unterhalb der Mensa ein Büro, was praktisch ist, wenn man Hunger hat.

In diesen jungen Jahren habe ich das Proletenpolo (wir waren ein linker AStA) erfunden. Polo, Sie wissen's vielleicht, ist eine Art Fußball zu Pferde. Statt der eigenen Füße nimmt man zum Laufen die Beine des Pferdes und zum Kicken eine Art Hockeyschläger. Pferde hätten wir niemals in's AStA-Büro gebracht, außerdem konnten die wenigsten von uns reiten und vollgeschissen hätten die Rösser das Büro auch. Also, so mein genialer Gedanke, nahmen wir die Bürostühle mit Rollen als Pferde, auf die wir uns rücklings setzten. Als Schläger nahmen wir die Papprollenkerne des Papiers, auf das wir die revolutionären Parolen pinselten und als Ball diente uns zerknülltes Papier.

Es war ein Heidenspaß mit ganz kleinem Aufwand. Wir hatten ja damals nichts, Bayern war ein Agrarland, Bayern war gewissermaßen die DDR der BRD. Bei BMW schraubten sie noch Montorräder zusammen, das Spitzenauto von BMW war die Isetta mit Vorderradeinstieg.



[1]   AStA - Allgemeiner Studenten-Ausschuß, gibt's schon lang nicht mehr, also in Bayern nicht. Auf Englisch sagte man damals CST, was nicht Christopher Street Tay hieß, sondern Common Students' Trash.

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